„Iron Man“ – Das Metallhammer-Review.
War jetzt Superman oder diese Weißblechperle der „Mann aus Stahl“? Keine Ahnung; bei dem Heldenüberschuss der letzten Jahre verliere ich langsam doch meine Übersicht, welche ich nie hatte… Und seit dem jüngsten Ansteigen der Metallpreise nennt man „Iron Man“ wahrscheinlich sowieso nur den „5 Millionen Dollar Mann“. – Eigentlich hatte ich ja die maskierte Schnauze gestrichen voll vom Superheldengedöns. Jedoch waren die Kritiken zu „Iron Man“ durch die (Werk)Bank hinweg so gut, dass ich mich nun doch mit Dosenöffner und Metallic-Wachs in den Kinosessel geschraubt habe…
Und wirklich: Tony Stark ist von Anfang an erstaunlich gut gezeichnet! – Kommt ja immer besonders gut bei einem Comic-Helden, ha-ha. Da hat man eigentlich nie das Gefühl, dass es sich hier nur um einen Kleiderständer in Menschenform handelt, den man halt als „Kostümfüllung“ benötigt, damit die Action starten kann. Tony ist eben ein Mann wie ich und… ich: Eingebildet, intelligent, vorlaut, angeberisch. Sprich: Unglaublich beliebt, vor allem bei den Frauen.
Seine frechen Sprüche machen durch den ganzen Film hindurch richtig Laune. Sie sind weder zu platt, noch zu harmlos. SO müssen Sprechblasen aussehen, dann klappt’s auch mit dem dösigen Schmunzeln! Nicht oft schaffen es Superheldenverfilmungen schließlich, das Gleichgewicht zwischen „Sesamstraße“ und der „SPIEGEL TV Reportage“ zu halten. Hier klappte das jedoch ganz gut, da sich hier sichtlich jemand in den Stoff(el) verliebt hatte…
Aber wie das halt immer so ist bei Charakteren, die im Lauf des Films vom Saulus zum Paulus werden: Der Zynismus schmilzt dann rasch vom Faktor „Dr. House“ auf „Landtierarzt“ zusammen. Unaufhaltsam wird der düsterste und interessanteste Figur dann zu einem Anwärter auf den Mutter-Teresa-Gedächtnispreis.
„Oh, verdammt! Schon wieder vergossen! Immer kommt nur diese blöde Maske raus!“ – Ein Ding, sie alle zu knechten: Wenn man eigentlich nur ein Stück Soßenbinder in den Eintopf werfen wollte, und TROTZDEM nur dieses Teil dabei herauskommt, muss es sich schon um eine besonders entwickelte Version des SCHICKALS handeln… Da kann man selbst sogar mit dem Brustton der Überzeugung dagegen halten, so viel man will! Denn aus DIESER Brust dringt dann auch nur ein metallisches Zirpen…
So ist mir der Protagonist nach dem Mittelteil beispielsweise nicht mehr gebrochen genug, auch wenn ich am Tag des Kinobesuchs selber drei mal gekotzt habe, aber das ist ein anderes Thema (man vermische nicht Sekt mit Milch und Pistanzienkernen – wieder was gelernt!)… Gut, er hat außer seiner Sekretärin keine echten Freunde oder Beziehungen, aber darunter scheint er jetzt nicht wirklich zu leiden. Zumindest gibt es hier nichts, was über das Leben eines knallharten Online-Satirikers hinaus ginge. – Und die in den Comics etablierte Alkoholsucht der Figur? (Noch) Nicht vorhanden, hier wird das Aftershave noch auf der Außenseite des Kiefers verteilt…
Das einzige, worunter Tony ernsthaft leidet und dafür auch eine Krankmeldung vorweisen könnte, sind die Waffen seiner Firma, die dann doch in die Hände von afghanischen Warlords gelangt sind. Gut, ich fände es auch nicht toll, wenn man meine Gummizwille in der U-Bahn vergessen hätte, aber diese Sache ist ja schon eher Hauptplot als die persönliche Hintergrundgeschichte… Ein richtiger Superheld braucht eben auch die kleinen Probleme des Alltags: Einen positiv durchgeführten Schwangerschaftstest (an sich selber), Probleme mit der Telekom („Als multinationaler Konzernleiter brauche ich diesen DSL-Anschluss wirklich, echt jetzt!“) oder eine verdrängte Bisexualität („Wie war doch gleich der Name dieses schnuckeligen Pförtners?“) hätte ich da mindestens erwartet.
Und Leute, die gerne in Afghanistan Urlaub machen, werden es mir übel nehmen, aber: Ob ein paar Lehmhütten in der Wüste umfallen, ist für einen Film dieser Budgetklasse vielleicht nicht spannend genug. – Aber immerhin zeugt es von dem Mut der Filmemacher, die Afghanen als schützenswerte Volksgruppe hinzustellen, statt einfach eine Atombombe in New York zu verstecken. Hier bin ich persönlich hin- und hergerissen zwischen einem intellektuellen Kinnbartstreicheln und einem gegrölten „Will Bumms sehen! Scheiß Wüste! Sieht ja aus wie in Sachsen-Anhalt!“.
„Irgendwann könnte all dies hier dir gehören, mein Sohn! Strenge Dich also an!“ – „Öh. Reicht eine Drei in ‚Kunst‘ und ‚Religion‘?“ – Wüste Beschimpfungen: Als Tony vom Grundstücksmakler „Helmut Inc.“ 500 Quadratmeilen dieser „Blühenden Landschaften“ kaufte, hatte er noch keine Ahnung, dass er von nix wusste. Aber als zynischer Waffenhändler weiß man eine vernarbte Mondlandschaft durchaus zu schätzen. Je nachdem, wie viele Kindergärten hier noch vor einem Jahr standen…
Und ähnlich wie bei „Batman Begins“ dauert es ziemliiiich lange, bis Tony seinen Anzug, Version 2.0, endlich aus der Testphase holt und unumkehrbar zum Kämpfer für das Recht und den letzten Filmakt wird. Und hier beginnt dann auch die wahre Kritik am Film: So passend die Figur besetzt ist, so atmosphärisch und charakterbetont die erste Hälfte daherkam, umso vorhersehbarer wird der Krempel mit jeder Minute, um die der Abspann schon von unten gegen das Bild drückt.
Man muss schon ziemlich viele Heldenfilme verpasst haben, um von dem mäßigen Actionfinale noch einigermaßen überrascht zu sein. Asphalt bricht, Autos werden geworfen, der Mauerfall wird nachgespielt, Glas splittert, als hätte man 10 Altglascontainer in die Luft gejagt und irgendein großer Strahl rettet am Ende mal wieder den Tag… – Pardon: Die Nacht. Partikel-Pinkeln für den Frieden. Gähn… Gab’s dazu nicht auch mal eine „Power Rangers“-Folge?
Immerhin wird man – bis kurz vor Schluss – nicht mit sinnloser Action überschüttet. Das macht allerdings auch den Eindruck, als wäre Herr Stark eher ein Wohlfühlheld, der seine Einsatzgebiete nach Aktienkurs, Nachrichtenlage und der eigenen Langeweile aussucht. „Kein Brandy mehr im Haus? Okay, dann fliege ich mal eine Runde um den Block. Und zwar den Ostblock, höhö!“ Nur schwerlich kann man sich die Hauptfigur dabei vorstellen, nachts stundenlang auf dunklen Hochhäusern auszuharren, um zu verhindern, dass einer alten Oma die Handtasche geklaut wird. Oder einem Organspendelaster eine Tasche mit Händen. – Blöder Kalauer, aber wahr.
Aber da sind die Vorlieben unter Superhelden ja so unterschiedlich wie die sexuellen Spielarten in einem Swingerclub. Dafür punktet der Stark-Tony wenigstens einigermaßen an der Realismus-Front: Woher die Energie für solch einen Poweranzug kommen soll, ist eine berechtigte Frage, die den Kernpunkt der Story darstellt. Dass es nicht genügt, so ein Zwei-Bein-Rollkommando neben dem Handyakku an die Zimmerwand zu stöpseln, kommt sehr klar herüber. Zwar wird dieses Problem natürlich recht bald gelöst, dennoch kommt man nicht um undefinierbare Energiequellen (eine leuchtende Scheibe in der Brust ersetzt den Kardiologen) und andere „unmögliche“ Technologien herum.
„Komm, Faden! Kommkomm, Faden! Fadifadifadi! – Öh, was ist denn das hier? Eine Unterlassungserklärung? Für mich?!“ – Ich glaub‘, ich spinne: Spiderman wurde von einem radioaktiven Abmahnanwalt gebissen und hat Iron Man somit im… Netz. Eigentlich schade, denn mit dieser Handprothese könnte ICH mir allerlei Schabernack vorstellen. Zum Beispiel, wenn damit ein Zahnarzt ins Behandlungszimmer tritt und seinem Patienten irgendwas von einer „größeren Sache“ zumurmelt.
Schade. Der anfängliche Wirklichkeitsbezug im afghanischen Höhlenwohnknast hatte mir eigentlich recht gut gefallen. Da wird nicht einfach aus einem alten Kleinwagen ein Monsteranzug umgezimmert, sondern da müssen Metalle geschmolzen und Tausende Kleinteile zusammengetragen werden. Auch auf Uhu und Büroklammern – bei anderen Superheldenverfilmungen durchaus vorstellbar – verzichtete man großflächig. Kaum ist Herr Stark aber wieder im trauten Heim, da wird nebenbei die Massenbytehaltung von hochintelligenten Computern eingeführt. Sprechende Rechner, die mehr Witz und Fürsorglichkeit als ein durchschnittlicher Lebenspartner besitzen. Und auch der Klassiker – „Freischwebendes Hologramm über Couchtisch“ – darf nicht fehlen.
Das „störte“ mich dann schon ein wenig, da die Schlagworte „Afghanistan“ und „US-Armee“ nicht gerade nach 2020 klangen. Aber andererseits wäre man wohl auch im Jahre 2178 nicht überrascht, wenn es im Abendprogramm wieder heißen würde: „Israelischer Kindergarten im Gazastreifen mit Panzersperrfeuer attackiert. 481 Menschen tot, darunter 1 Deutsche Putzkraft (Halbtags).“
Aber so ist das nun mal im Supi-Geschäft: Egal, wie einfühlsam und laaangsam der Charakter sich entwickelt (Der Aufstieg zum Helden ist ja sowieso das Interessanteste): Am Ende braucht man dann doch einen Gegenspieler, der idealerweise ein alter Schulfreund oder der Herrenfriseur des Helden ist. Und damit der Böse eine Schnitte hat, muss er sich ebenfalls als Demolition-Depp verkleiden. Oder alternativ auf einen alten Uranstab statt auf eine Banane beißen und damit Kräfte entwickeln, die die Welt noch nicht gesehen hat. Zumindest nicht wesentlich häufiger als 3 Dutzend Mal…
Aber immerhin: Liebesdrama und Rachegelüste werden dem Zuschauer hier nicht mit dem Lattenzaun einmassiert. Alles läuft irgendwie mit der „Leben muss weitergehen“-Philosophie ab, ohne die wir den ganzen (All)Tag über wohl nur von einer dramatischen Szene in die nächste stürzen würden. Tony verzehrt sich nicht mit roten Allergikeraugen nach seiner Sekretärin, wie zum Beispiel Peter Parker nach Mary, während das Hintergrundorchester schon mal mit den Streicharbeiten anfängt. Nein: Es gibt im wahren Leben auch „Verliebtheit Light“, oder auch nur gynäkologische Neugier, die befriedigt werden möchte.
„Ich muss… es… einfach… schaffen! Gnaaa!“ – Schnell wie Kruppstahl: Iron Man (von Freunden auch liebevoll „Irony“ genannt) hat seinen Anzug gerade noch rechtzeitig zum Filmende hin fertig gestellt. Mit der höchsten Geschwindigkeit, welche die Frage „Wie viel Benzin passt eigentlich in einen Stiefelabsatz?“ erlaubt, geht es zum letzten Einsatz. Nämlich in die Krallen einer düsteren, gnadenlosen Bestie, die alle Sterblichen einfach nur… „Fazit“ nennen…
Fazit: Die bestbesetzteste Heldenverfilmung seit langer Zeit (nett: eine normale Sekretärin statt „Germanys next Topless-Bitch“), die sich zwischen dem Knallbonbon-Automaten und einem FAZ-Artikel ein wenig verlaufen hat. Da war z.B. „Spiderman“ viel souveräner, was die grundlose Begeisterung von Kulturkritikern anging, die wohl noch heute ganz wuschig sind.
Trotzdem: Denkt man sich die Längen weg („Jetzt muss ich aber WIRKLICH noch mal in die Garage, den Anzug testen“ – Schnarch) und ersetzt das überraschungsarme Klopperende im Kopf mit einem Bud-Spencer-Best-Of, wäre es durchaus eine „2“ geworden. Vermutlich ist „Iron Man“ einer dieser wenigen Filme, die erst mit dem zweiten Teil besser werden. Und ansehen würde ich mir einen Nachfolger wohl auch. Alleine, um den guten Tony beim Schocken seines Hausarztes zu sehen („Das in meiner Brust? Nun, ich lese gern im Dunkeln!“) oder das Herumlavieren Hollywoods, wenn es an die Alkoholsucht(!) der Hauptfigur geht („So, ich habe jetzt einen Mutanten erschlagen und sehe ein, dass dies viiiiel besser ohne Alkohol ging. Bin also jetzt trocken. Tschüss!“)
Go, Tony, go!
Also moa fand den Film richtig gut.
Unter den Zahllosen Comicverfilmugen war so viel mist immer. Daredevil, Hulk und Hellboy sein hier einmal als unterste Vertreter dieses generes genannt.
An der Spitze der Rangliste stehen jedoch eindeutig die Spiderman-Filme, Iron Man und Batman Begins (in dieser Reihenfolge von 3zu1).
Und das nicht jeder Held gleich die Omi rettet find ich auch toll. In batman Begins kam erstmals ein motiv richtig gut rüber (ich freu mich wie hacke auf the dark night) und jetzt in iron man find ich war der Wandel vom Playboy zum weltenretter angesichts der kurzen Spieldauer doch gut rübergebracht.
Außerdem gut fand ich ebenfalls den Verzicht auf zuviel bummbumm und das was Klapo da als Längen bezeichnet bezeiche ich schlicht als die Phase des Films in der man sich auch mal zurücklehnen kann.
Was wäre Herr der Ringe ohne die Landschafts-schraubhuber-flüge gewesen?
Zuletzt muss ich wirklich nochmal die Autoren des Films loben. Die auch schon von Klapo angesprochene Balance zwischen Ernst und Horst (hier als Inkarnation der dummen Slpasticksprüche bzw Roboter zu denken) gelingt selten. Meist ist der Film dann unfreiweillig Komisch oder so lächerlich das man die Kinokarte anstatt des Popcorns frisst.
Das der ein Film trotzdem Schwächen hat is klar. Die wurden dann auch von Klapo schon ausführlich beschrieben.
Und: HIHI ERSTER MUAHAHA!
Mindestens zwei Fehler haben sich im Text eingeschlichen: „Sieht ja auch wie in“ und „da müsse Metalle“.
Bleibt sitzen beim Abspann…Ein vorgeschmack auf Teil 2 und neue Charaktere…abspannsitzer.der