Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

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Star Trek Enterprise – 2.13 – „Morgengrauen“ („Dawn“) Review

Feindliche Übernahmen: Im lustigen Dauertausch nutzen Tucker und Alien den einzigen Phaser auf dem Felsplaneten. Nebenbei spielen beide „Stille Post“, bis ihnen das Porto ausgeht und eh` alle geschnallt haben, dass es immer nur um`s Essen geht… – Und als absolutes Highlight ist diese Folge dann auch noch Innova-tief wie nie!

Schon Schimmelfleck oder nur Recyclinghinweis? – Auf jeden Fall tragen ENT-Drehbücher schon länger den Grünen Punkt… Gerade in der zweiten Staffel klaut Star Trek dermaßen ungeniert von sich selber, dass ich der TNG-Abteilung fast schon Versicherungsbetrug vorwerfen möchte!

Da war doch schon einmal was mit einem lebensfeindlichen Planeten und zwei verfeindeten Charakteren, die sich gegenseitig Nahrungsvorräte und rettende Sendemasten über den Schädel zogen… Genau: Damals lehrten uns Geordie und ein Romulaner, dass man nur mit Zusammenarbeit das gemeinsame Ziel erreichen kann: Nämlich moralische Botschaften mit dem Vorschlagfelsen in das Zuschauerhirn einzumassieren…

Eigentlich war aber auch die TNG-Episode bereits geklaut. SF-Kenner und andere Stubenhocker kennen vielleicht „Enemy Mine“, einen Film von Wolfgang Petersen aus dem Jahre 1985… Bei ENT sind die Ähnlichkeiten sogar noch größer! Sogar das echsenartige Alien sieht dem ST-Krawallmacher ein wenig ähnlich!

ENTERPRISE in Spielfilmlänge: Abgestürzt auf einen kargen Felsplaneten knicken sich Tucker und Alien die Zacken vom Kopp! In der Mitte deutlich zu sehen: Ein getarntes Suliban-Schiff!

Dass die Grundidee schon derartig ausgenudelt ist, bedeutet natürlich nicht, dass die Folge schlecht ist. Und selbst wenn: Gemessen an der Kreativität der ENT-Autoren ist „schlecht“ durchaus noch eine Beurteilungswort der gehobenen Mittelklasse…

Insgesamt ist dies wohl ein Folgilein für die kleine Budget-Diät zwischendurch. Auf dem PC gab`s daher nur kalte Platte: Die Spezialeffekte beschränkten sich größtenteils auf Staub (Vielleicht schon aus dem Rechner, jedoch nicht digital) und Stachelmasken.

Richtig „Gut“ war diesmal der Verzicht auf den Translator, aber anders wäre die Folge in dieser Form ja auch gar nicht machbar gewesen… Ansonsten hätte man wohl nicht erfrischende Diskussionen über die Befriedigung von Grundbedürfnissen geführt („Ich Gluck-Gluck machen!“ – „Hamm-Hamm?“ – „Begriffsstutz!“), sondern pfeiferauchend und rotweinschwenkend über Unterschiede im Staatssystem diskutiert. Hier jedoch mussten sich die kulturellen Schichtarbeiter das gegenseitige Vertrauen erst in die Leiber prügeln. Übrigens eine der besseren Auf`s-Maul-Sequenzen in der Seriengeschichte!

Da wird gehauen, bis das Rillenprofil der Gummimaske weit unter „Wintertauglich“ gefallen ist – Das kommt davon, wenn man partout nicht mehr (ver)stehen will!

“Grunz! Tucker ganz doll lieb haben!“ – Zunge rein, es zieht: Kulturelle Missverständnisse führten dazu, dass dieser Paarungsakt kurze Zeit später abgebrochen werden musste…

Die Frage, WIE und WANN sich die beiden „Hau“-Degen endlich engumschlungen zum gemeinsamen Bierkonsum in die Granitkneipe um die Ecke begeben würden, war natürlich weitaus interessanter als das OB. Erst, nachdem Tucker zum 2. Mal einen Auswilderungsversuch seiner Handfeuerwaffe vornahm, blitzte die Erkenntnis in der unkooperativen Grunzlautfabrik seines Gegenübers auf… Das Gesicht offen, seine Arme weit. Als die Mauern fielen…

Auch blitzte hier wieder ein wenig der alten TNG-Tugenden auf: Mit Zusammenraufen und Vertrauen erreicht man mindestens genau so viel wie mit Zusammenschlagen und Verhauen. Dass diese Simpel-Botschaft, die ja eigentlich nicht mal einen Minifähnrich hinterm Plasmaofen hervorlocken sollte, einigermaßen unfallfrei über 40 Minuten Laufzeit gebracht wurde, nötigt mir schon einen Heidenrespekt vor dem Drehbuch ab! Bei den letzten beiden Folgen hatte mir der Sandmann meinen Augapfel ja noch mit einen ganzen Sack Streugut paniert.

Zum ersten Mal seit langem erschien mir ein Alien auch mal wieder einigermaßen fremdartig und faszinierend. Bei Star Trek kann man ja direkt dankbar auf die Knie gehen (von Tucker klugerweise auch praktiziert) , wenn einem ein Fremder mit Magensäure die Wimpern vorverdaut…

“Du Begriffsstutz! Ich sagte `Spachteln gehen` nicht `Speichel sehen`!“ – Rotzfreche immer schön im Auge behalten: So eine Ladung mussten Tuckers Gucker nicht mehr ertragen, seitdem Mayweather seinen Unmut über die Fütterung mit Bananenbrei kundgetan hatte…

Dass beide bei der Nahrung des jeweils anderen das große Kotzen bekommen, ist für die Story eigentlich nebensächlich, wenn man mal vom tiefenpsychologischen Effekt („Was für andersartige Wesen es doch gibt! Direkt unheimlich!“) absieht! – Ein bisschen leidet die Stimmung darunter, dass man das Volk relativ früh in der DIN-Gußform des Universalübersetzers kennen lernt. Durch kleine Gesten, sinnlos geschüttelten Kopf und dem Grunzen eines überarbeiteten Trüffelschweins rackert sich Tuckers Nemesis nämlich ab, um wenigstens ein bisschen fremdartig zu wirken…

Gleichzeitig muss Archer aber dem übermächtigen Drang widerstehen, den fremden Captain für einen Staubsaugervertreter zu halten. Frühlingsfrisch artikuliert sich dieser auf dem Niveau eines Germanistikstudenten und wirkt so mysteriös wie die Kette an der Klospülung.

Der Planet wirkte auf mich übrigens so weitläufig wie eine Radtour im Wintergarten: Wie ein Hufeisen umschließen die Felswände die Absturzstelle. HdR-Fans erkennen hier natürlich sofort eine Art „Mini-Moria“… Rausgucken verboten! Überhaupt hätte man diese Folge vielleicht nicht unbedingt im Studio drehen sollen. Für andere Wüstenplaneten fuhr man ja schließlich auch schon auf die Großbaustelle hinter`m Paramountgebäude! – Schon lange sahen ST-Felsen nicht mehr so „pappsatt“ aus, wie hier. Gerade in so mancher Nahaufnahme (teilweise hat man das Gefühl, diese Folge wäre in einer Telefonzelle gedreht worden) scheint es doch sehr deutlich, dass die Kulissenbauer mal wieder „Schere – Stein – Papier“ gespielt haben. Wobei „Schere“ und „Papier“ hier die naheliegenderen Assoziationen sind.

Ein oder zwei digital unterstützte Weitwinkelaufnahmen verhindern jedoch, dass der Planet vollends unter die Dosenpfandregelung fällt…

„Ich kann doch nicht nackt telefonieren! – Wenn das einer sieht!“ – Nicht nur Tuckers Handy ist bereits geschlaucht: Auch die „Felsen“ wollen endlich zurück in die Schuhe, mit denen sie verkauft wurden!

Fazit:

Kein Zweifel: Die Story ist schon einen Asbach Uralt wert… Da meine Meckereien diesmal aber eher harmlos ausfielen und eh nur dazu dienten, dieses Review halbwegs unterhaltsam zu füllen, spucke ich diesmal beide Augen zu und vergebe noch gerade so eine

2 –

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Artikel

von Klapowski am 12.01.03 in Star Trek: Enterprise

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Kommentare (7)

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  1. Bakterius sagt:

    Mh.. ich weiß nicht was ich von der Folge halten soll, einerseits sind die Aliens die typischen 0815 grimmigen Gnubbelfressen (fremdartig?), über die schwachen Kulissen die mich an TOS erinnert haben kann ich hinwegsehen(von diversen Logiklücken mal ganz abzusehen).

    Andererseits war die Folge unterhaltsam und einige Missverständnisse ganz amüsant.
    Trotzdem bleibt zu hoffen das der Drehbuchschreiber nicht noch mehr Folgen schreiben darf. Vielleicht würden die Autoren unter Druck besser schreiben, Spießruthenlauf?

    Also ich hätte wahrscheinlich ne 3 gegeben, ab wegen Klapowskis verschleimten Augen, sei ihm verziehn.

  2. Gast sagt:

    Meine Güte, müssen die die Drehbuchautoren kreativ ausgebrannt sein…

  3. Benski sagt:

    Also ich habe das erste mal seit ENT das wirkliche Gefühl gehabt, dass ich eine Star Trek folge schaue. Ok es kommt nicht im Geringsten an die TNG Folge mit Picard heran:"Gilgamsh und Galad auf Tanagra!" "Seine Arme weit!" heran, aber mehr als "Julia auf ihrem Balkon!" konnte Troi damals auch nicht dazu sagen. Mit der TNG Folge in der der Romulaner bekehr werden muß kann dieses Machwerk da schon eher mithalten. Gut es ist ein Abklatsch der übelsten Sorte, aber hey, da ist doch mal wieder StarTrek drin! Mir ist hier mal wieder schmerzlich bewußt geworden, wie mir spätestens seit der 5 Staffel von DS9 ein moralisch und charakterlich jeder Situation gewachsener Picard fehlt. Mein Gott hier wird die Fresse dick geschlagen und wo anders wurden griechische Sagen erzählt und Feuer gemacht.
    Aber was dieser Folge zusätzlich gut tut ist der moralisch positive Abschluß. Im Gegenteil Herr Berman u. Braga! Nicht wie sie immer postulieren:"Das will doch keiner sehen, den erhobenen Zeigefinger." Man will aber aus einer Folge irgendetwas mitnehmen. Und hier ist seit etlichen ENT Folgen endlich mal was da. Alleine wegen dieses Abschlußgefühls ist es meiner Meinung nach eine lohnenswerte Folge. Man sieht weniger Budget, aber eine bessere Story ist besser als viel Ballerei ohne Sinn und Verstand.
    Da sich das in den Quoten aber nicht ablesen lässt, da diese grottenschlecht waren kann man aber leider nicht hoffen so ein Schmankerl noch mal zu erleben.

    Also ergötze ich mich an dem Stück neuer TrekNostalgie und harre den Folgen die da kommen mögen.

    Schöne Nacht noch………
    TRANSMISSION CLOSED

  4. Gast sagt:

    @benski
    leider leider machen sich die Auswirkungen der Assimilation durch die Borg bei Picard deutlich bemerkbar. Sein Charakter und seine Moral sind in Nemesis wie weggewaschen.. traurig traurig

  5. Benski sagt:

    Ich habe es heute erlebt. ARGH! Das war dann wohl TNG. Hoffentich. Denn noch so ein Film und das schöne Gedenken an bessere Zeiten kann man sich dann auch schenken.

    In tiefer Enttäuschung schlafen gehend…

  6. Gast sagt:

    Weis gar nich was ihr alle habt… Seit ST 8 wird geballert ohne Sinn und Verstand. Nix neues also und so langsam hab ich mich dran gewöhnt. Widerstand scheint bei Star Trek eh zwecklos geworden zu sein!

  7. Gast sagt:

    Bei dieser Folge stellten sich mir Fragen über Fragen: Wieso wächst da, wo Käptn Archer mal hinlangt, kein Gras mehr, auf einem Planeten mit einer Tagestemperatur von 180 Grad aber noch Grün- (oder zumindest Grau)zeug? Wieso hockt Trip bei brüllender Hitze mitten in die Sonne, statt in den Schatten oder sogar eine Höhle zu robben? Wieso nehmen weder Trip noch der Alien einen Universalübersetzter mit auf ihren Shuttleflug? Und wieso wurden fast alle bisherigen ENT-Folgen dermaßen schlecht benotet, dass sie schon längst durchs Sternenflotten-Abi gerasselt wären, aber dieser langweilige Aufguss kriegt doch tatsächlich eine 2-?
    Das bringt mein Vertrauen in die knallharte gnadenlose Kritikfähigkeit Klapowskis so ins Wanken wie Trip den Felsen, auf den er sich zum nach-Hause-telefonieren lehnt…

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