Lower Decks 2.09 – „Wej Duj“ – Review
Nicht nur auf der Cerritos gibt es untere Ränge, die Hilfsarbeiten leisten müssen, bis der Schiffsflur knarzt. Auch die Klingonen hängen gerne Hängematten (äh… oder Hängesteine?) für ihre Praktikanten auf, wohingegen man bei den Vulkaniern gerne das alte Multiplayer-Spiel „Wer ist logischer?“ in der Endlosschleife zockt. Um es kurz zu machen: In dieser Episode gibt es Ein- und Tiefblicke, wie es sie selten in Star Trek gab. Und erstaunlicherweise enden diese diesmal nicht am Niveau-Bodensatz…
Kann es sein, dass die „Lower Decks“-Autoren die „Aufpasser“ von CBS nur anderthalb Staffeln lang einlullen mussten?
Dass Beckett Mariner nur solange die (unsympathische) Hauptfigur spielen musste, bis Kurtzman mal kuuurz mit dem neuen 50-Millionen-Dollar-Ferrari drei Runden um den Kontinent fuhr – und mal nicht sooo genau hinschaute?
Denn schon die letzte Episode fühlte sich irgendwie „freier“ an. Natürlich auch „freier“ von irgendeiner Story, die wir ja nur am Rande bekamen. – Doch diesmal gelingt den Machern fast schon der Befreiungsschlag in die Richtung altmodischen Star Treks! Zum allerersten Mal hat man das Gefühl, dass Gewalt nur die letzte Lösung ist. Und nicht die allererste Wahl, weil die Autoren ihre 20 Minuten nicht voll bekommen.
„Hat jemand Lust, mit korrekten Argumenten sehr zielgerichtete Debatten zu führen?“ – „Ich spreche wohl im Namen der deutschen Politik-Journalisten, wenn ich sage: Och Nööö.“ – Einblick-Einerlei: Gerade die sehr humorfreie Atmosphäre bei den Vulkaniern fand ich genial. Für mich ist das der trekkigste Star-Trek-Moment seit … einer Woche! (Da habe ich nämlich fünf DS9-Episoden geschaut)
Wobei der einmalige Kunstgriff, uns MEHRERE Schiffe zu zeigen (Klingonen + Vulkanier + Sternenflotte) hier die wichtigste und cleverste Änderung war. Und gerade in Zeiten von „Game of Thrones“ und neueren Gangsterserien muss man sich als Trekkie fragen: Sollte man nicht IMMER auch die andere Seite beleuchten? Zwar gab es schon früher längere Szenen auf „feindlichen“ Schiffen, jedoch hat man das Alltagsleben dort selten gezeigt. Oder nur, wenn Sternenflotter dabei waren, um alles für uns einzuordnen („Haha! Die Klingonen bringen ihre Captains um! Wie doof… kulturell andersartig ist das denn!?“).
Und ja: Zum allerersten Mal traut man sich… Schnief… Menschlichkeit! Ja, sogar bei den unmenschlichen Klingonen, wo EIN ehrlicher Offizier sich am Ende gegen Verrat, Ehren-Duseligkeit und Chaos erhebt! Ganz zu schweigen von der „aufmüpfigen“ Vulkanierin, die auf ihrem Schiff die Dinge dezent anders angeht – und damit Erfolg verbucht. Oder nennen wir noch Commander Ransom, der sich auf der Cerritos zum ersten Mal nicht wie ein Vollarsch benimmt. Der NICKT (nein, nicht schießt, kackt oder rülpst!) am Ende sogar nur wissend unserem Boimler zu. Der inzwischen zu Recht als einer der sorgfältigsten Offiziere gilt.
So viel NORMALES Verhalten habe ich zuletzt nur im Supermarkt erlebt (da haben alle brav in der Schlange gewartet), auf meiner Arbeitsstelle (da sind alle eigentlich sehr nett) und bei meinen Nachbarn (da gibt es wenig zu beklagen). Und daher schätze ich diese Episode auch so sehr.
Man kann eben viel mehr Geschichten erzählen, wenn man sich in einer geregelten Umgebung befindet. Denn nur dann hat eine Änderung des Alltags überhaupt eine emotionale Wirkung.
Eine humanistische Selbstverständlichkeit, die wir – von Zukunftia – den Machern erst durch normal-menschliches Dauernörgeln erklären mussten.
„Wenn wir die Pakleds mit Waffen ausstatten, versinkt die Föderation im Chaos!“ – „Hey, das erinnert ja an alte Klingonen-Tricks aus TNG oder dem sechsten Kinofilm!“ – „Tja, ich bin zwar Anarchist, aber ich liiiebe strukturierte Geschichten!“ – Dass die Pakleds nur eine Nebenrolle spielen, ist super. Wer dumpfe Kriegstreiber will, kann auch das klingonische Original vergöttern.
Besonders interessant war diesmal, dass man die Szenen auf dem Vulkanierschiff beinahe unverändert in einer TNG-Folge hätte zeigen können. Spontan könnte ich mich nicht erinnern, wann die Arbeitsweise der Vulkanier jemals so realistisch dargestellt wurde. Wer sich im Vergleich mal kurz die Discovery-Vulcan-Episode in Staffel Drei vorstellen möchte (und sei es nur zum Zwecke der geistigen Halloween-Vorbereitung), wird verstehen, was ich meine…
Phantastisch war ebenfalls, dass Beckett mit ihrer Mutter ein normale Brettspiel-Abende verbringt – und niemand genervt oder beleidigt ist. Und wieso die „Lower Decks“-Macher neuerdings ein gediegenes Hawaii-Holodeck-Programm auspacken (also ohne Zombies, Katastrophen und wildem Geschrei), kann ich mir nur mit einem kräftigen Schuss Kamillentee in den Earl-Grey-Tassen der Autoren erklären.
Auch die Kampfsequenz am Ende könnte man positiv hervorheben. Erstmals kommt hier der alte Stil wieder raus. Nämlich dass Raumkämpfe bei Star Trek eigentlich bedeuten, dass man sich langsam die Schutzschirme runterknuspert. Und dass die eigentliche Taktik darin besteht, irgendwie Zusatzenergie an die wichtigen Stellen zu bekommen.
Früher hätte ich bei „wichtige Stellen“ auf meinen Hosenstall gezeigt, doch dank dem neuen(?) „Lower Decks“-Humor kann ich nun wieder stolz auf die Schiffssysteme zeigen. Jawoll!
„Energie auf die Schilde! Energie auf die Waffen! Und Traubenzucker für Michael Okuda!“ – Damals bekannt wie ein bunter
HundTarg: Die recht eigene Trek-Logik in Bezug auf Energieversorgung, Kraftfelder und exotische Teilchen. – Oh Gott, ich werde dafür in Hölle kommen, dass ich vor 20 Jahren WENIGER von dem Zeug wollte!
Es gäbe noch ein paar Kleinigkeiten zu erwähnen – wie z.B. das Spielen einer Oper im Raum des klingonischen Kommandanten, die wirklich schön gezeichneten Schiffe oder die Tatsache, dass man auch mal auf „langweilige“ Bildschirmanzeigen zoomt, wenn diese wichtig sind.
Tja. Zukunftia kann auch loben. Man muss eben nur gelobt werden WOLLEN.
Fazit:
Wenn sogar Kollege Sparkiller aus dem Trek-Wachkoma erwacht und freiwillig(!) einen ernsthaften Meinungskasten abliefert, haben die Autoren viel richtig gemacht!
An manchen Stellen möchte man die Handlung fast mit „The Orville“ vergleichen – zumindest mit dem Zeitpunkt, an dem man sich traute, trotz Flachzangen-Gags auch tiefgehende Geschichten zu erzählen.
Eine höhere Bewertung gibt es nur deshalb nicht, weil ich im Kopf eine Vision habe, wie viel besser es ab hier NOCH werden könnte. (*auf goldene Straßen aus Latinuum zeig*)
Bewertung als Trek-Folge:
Bewertung als generische Trickserie:
Respekt, Herr McMahan. Zwischen der üblichen Kacktonne an Anspielungen versteckte sich dieses Mal nämlich eine wirklich schöne Star Trek Folge, welche das „Lower Decks“ Thema der Serie kreativ einsetzt und dazu noch ein derart schönes 90er-Trek-Feeling verströmt, dass selbst meine „Captain Picard Duftseife“ dagegen total muffig wirkt.
Die Sprünge zwischen den verschiedenen Lower Decks sorgen für Tempo und selbst der dünne rote Faden um die Bedrohung durch die Pakled wird schnell und schlicht aufgedröselt.
Am Besten haben mir dieses Mal aber tatsächlich die Charaktere gefallen, welche, in den Maßstäben einer Comedy-Trickserie, nach neun Folgen durchaus über einen gewissen Tiefgang verfügen.
Die Gag-Dichte war wie immer enorm, übertünchte dieses Mal aber nicht die Story. Wobei gerade durch das knochentrockene Auftreten der Vulkanier der „Zügeln Sie Ihre Ausbrüche“-Running Gag für mich besonders gut funktionierte. Daher gerne weniger billige Schenkelklopfer und mehr Wüstenhumor für Opfer von Mundwinkel-Lähmung wie mich.
Positiv aufgefallen ist mir auch der Soundtrack, welcher gerade in spannenden Momenten gut zur Geltung kam und an die ersten TNG-Staffeln erinnerte. Den Mann*in bitte für die nächste Realserie!
Fazit: Eigentlich könnte man sogar alle Lower Decks Macher für einen ernsthafteren und ungezeichneten Trek einspannen. Denn auch wenn ich mich wiederhole: Mit (viel) weniger Meta-Humor und Fan-Masturbation stellen Mike McMahan und Co. wohl unsere beste Chance auf eine Rückkehr zu besseren Zeiten dar.
Vielleicht könnten ja jemand unseren Kurtzen mit ein paar Michael-Actionfiguren im Besenschrank einsperren?
Das war eine wirklich tolle Episode. Ich muss euch da sogar einmal voll und ganz zustimmen. 90er Trek im positiven Sinne.
Beste Trek Episode von New Trek bisher…
Was eine durchdacht erzählte Geschichte?
Solide Charaktere?
DAS IST NICHT MEHR MEIN LOWER DECKS!!!!11!
https://blog.trekcore.com/2021/10/star-trek-discovery-season-4-trailer-poster-nycc/ Ferengi verunstalten bitte einen Rand
Doof, der Trailer ist ja anscheinend nur für die Amis. Dagegen kann man hier im Internet wohl nix machen. Schade.
Wobei ich den neuen Ferengi doch gerne mal sehen würde. Schade, dass dem im Video die Maske zerschmolzen ist. Verdammte Scheinwerfer!
@Heintzi: Danke auch für die Info! Habe das mal an unseren Discovery-Redakteur weitergegeben.
Ich hab jetzt ungelogen ein halbe Stunde lang gegrübelt, was uns Heintzi sagen wollte. Sparkiller scheint da pfiffiger zu sein als ich.
Sollte das „Rand“ in wirklichkeit das engl. „rant“ sein?
Ich persönlich finde es aber rücksichtvoll von CBS, dass man nicht-Amis vor dem Trailer schützen möchte.
also daß klapo die lower decks der borg nichtmal erwähnt, obwohl da so dermaßen viel los war, das vermag ich nicht nachzuvollziehen… wahrscheinlich erschien ihm das wohl eher wie ein standbild…
Ja, das war wirklich originell.
2.09 war die erste Folge, die ich mir nach der hymnischen Kritik hier angesehen hab.
Ein netter Einfall, die Borg nicht zu vergessen :-)
Hää?
Also kaum wird gezeigt, dass jede Rasse bei Ihrer Lower-Decklern eine/n Mariner haben, wird die Folge gefeiert? Die sich nicht ans Protokoll halten, drauf scheißen, was die Oberen sagen – sich also eben wie Mariner nicht an Ihren Rang halten und immer eigenwillig Ihre eigene Suppe kochen (hat hier jemand Kirk gesagt?) – schon wird das gefeiert?!?
Und der tränenrührige Discovery-Moment, dass der den Captain ermordende rangniedrige Offizier natürlich direkt zum Captain aufsteigt… Das muss ja ein ehrbares Gemetzel sein, wenn das generell so bei den Klingonen funktioniert. Jaaa, endlich sehen wir authentische Einblicke in die anderen Kulturen! Wo der Start des Einblicks mit auf-die-Fresse-hauen anfängt. Genial – und so anders als die anderen Folgen!
Verdammt, sogar mit dem „mir-ist-eh-scheissegal-was-Ihr-denkt-Blick“ der Vulkanierin sieht sie aus als wäre Sie eine Schwester von Beckett.
Ich kann diesen Einwand sehr gut verstehen.
Allerdings muss man einwenden, dass die Klingonen (zumindest in vielen Episoden von TNG und manchen von DS9) tatsächlich so gezeichnet werden: Wenn der Captain zu viel Blödsinn erzählt, fordert man ihn heraus – und wird Captain anstelle des Captains. Quasi so eine Art CDU-Sitzungen ohne die wochenlangen Pausen dazwischen.
Und bei den Vulkaniern fand ich es nun wirklich nicht dramatisch, wie hier „aufmüpfig“ gehandelt wurde: Ein paar Minuten weniger (Zwangs-)Meditation, das Verbessern der Schilde und das Verfolgen einer interessanten Sensorenanzeige…
Ja, im Rahmen der Geschichte wird das als Verfehlung gesehen, doch wenn man sich die alten Lower Decks-Episoden ansieht, ist da schon ein großer Unterschied festzustellen.
Da würden alle zugekokst und mit Phaserschüssen am Knie über die Gänge rollen – während sie Beckett Mariner lobpreisen.
Hab mir die Folge zweimal angesehen, also kann sie als eher neuer Trekker empfehlen, habe alle Anspielungen verstanden und mich nicht genervt gefühlt – auch wenn die Sprecher keine Klingonen können, alle nur Luft im Sack, und sowieso eher gleich klingen (englische Variante). Bei den Vulkaniern hat es aber gepasst, ausnahmsweise, die fand ich am besten dargestellt. Trotzdem scheint es keine akzentuierenden Sprecher mehr zu geben, die man sich gerne anhört.
Früher haben sogar Schauspieler in der originalen Variante und in der Synchro gut geklungen … (auch in Animationsfilmen oder Animes, oder was immer, heute isses halt ausm Computer, und die Stimmen klingen auch so). „Computer, du klingst mies, sei so wie damals!“
tach auch !
Was war das denn?
Eine echt tolle Folge, mit einem hinreißenden Tempo.
Mariner bei den Borg, Klingonen und Pakled. Einfach geil !
Weiter so !!!!!!!!!!!!!!!!!!11111111111111111111111111und elf
Gruß BergH
Grossartige Folge!