Lower Decks 2.05 – „Die Doopler-Verwirrung“ – Review
Wenn sich etwas unkontrolliert vervielfacht, müssen es nicht immer neue Trek-Serien sein: Diesmal gerät die Crew an einen Diplomaten, dessen nervöses Nervenkostüm für spontane Zellteilungen sorgt. Eine pfiffige Idee, für die sicherlich nur zehn alte Rick&Morty- und Futurama-Folgen in den Mixer wandern mussten…? Derweil machen es sich Boimler und Mariner auf einer Raumstation gemütlich, bevor die sekundenlange Ruhephase von dreizehn Haupt-, Neben- und Null-Storys abgelöst wird. Aber okay, modernes Star Trek ist schließlich nicht zur Entspannung gedacht.
Alles beim Alten im Hause „Lower“. Daher schreiten wir gleich zur Stichpunkt-Analyse:
– Die Beckett/Boimler-Hauptgeschichte um Waffenschmuggel zwischen Data(!)-förmigen Duschgelflaschen ist so dünn wie gestrecktes Seifenwasser. Und lustigerweise ist die lustig gemeinte Verfolgungsjagd (Herrensalon, Holodeck, Friseur, Kasino…) so ziemlich das witzloseste an der ganzen Folge. Das macht aber nix, denn schließlich war diese Serie eh nie ein Lacherfolg, sondern für mich stets ein „Anerkennend die Augenbraue hochzieh“-Teilerfolg.
– Apropos Augenbraue hochziehen: Natürlich muss untergebracht werden, dass Kirk und Spock AUCH mal in dieser Kneipe gesessen haben. Was auch der Grund ist, warum man sich neben den eingeritzten Namen direkt selbst verewigt. Das fühlt sich aber leider ein bisschen so an, als würde jemand im Museum seinen Namen über das Van Gogh-Bild kritzeln. („Ich kan auch schöhn mahlen! – Gruß, Klapoh!“)
„Guck mal, wir sind wichtig!“ – „Toll. Und jetzt noch zwei selbstdichtende Schaftbolzen zu einem Pluszeichen zusammenlegen?“ – Ohne Insider bist du rrrraus: Die Serie gibt sich weiterhin Mühe, ihre eigenen Identität zu verbergen. Was sogar okay wäre, WENN ihre schlechten Cosplay-Plastikuniformen beim Rumlaufen nur nicht so schrecklich quietschen würden.
– Im üblichen Referenzen-Bingo gibt es diesmal einen DS9-Modellsatz, Quarks Namen (wie oft eigentlich noch?), zig Bilder und Modelle an den Wänden der Kneipe, einen Pike-Rollstuhl und etliche Kleinigkeiten mehr. Schon toll, wenn man seinem eigenen Langzeitgedächtnis so anerkennend auf die Schulter klopfen kann. Nur: Warum dann eigentlich für den Drehbuchkurs „In zehn Schritten zur anarchischen Zeichentrickserie“ teures Seminargeld bezahlen?
– In Sachen „Sozialneid“ gibt es diesmal folgende News zu vermelden:
> Boimler ist damals zu schnell auf die Titan gewechselt (schon schlimm, diese eigenmächtigen Karrierewünsche in einer Trickserie, die sich nur um Egoismus dreht…?)
> Jeder will auf die Dinner Party der wichtigsten Captains der Sternenflotte gehen (die natürlich total öde ist; wer hätte das vorher gedacht?)
– Etwas dümmlich kommt auch die Geschichte um den Alien-Botschafter daher, der sich stets verdoppelt, wenn er sich unwohl fühlt. Getreu dem alten Motto „Satire ist, wenn der Energieerhaltungssatz keinen interessiert“ fluten die wimmernden Schlaffis irgendwann das ganze Schiff.
– Ja, für einen Randgag wäre das okay gewesen, doch für diese laaange Inszenierung war mir diese „Idee“ (= nämlich Kurtzmans Tribble-Kurzfilm vorher noch mal zu gucken) dann doch zu hohl. Zumal die Endlösung (= Beschimpfen statt Beschämen, weil: Emotional ein riesiger Unterschied?!) auch nicht logisch erscheint. Oder war das so ein toller „Old White Guy“-Gag? Dann bitte in Zukunft dranschreiben. Ich will hier ungern was Geistreiches verpassen.
„Ich fühle mich chronisch beleidigt, also vermehre ich mich!“ – „Pflanzt sich ihr Volk so fort?“ – „Klar. Unsere Evolutionsgeschichte startete einst mit einem sehr, sehr unhöflichen Fisch in unserer Nachbarschaft.“ – Gut, dass sich automatisch verdoppelnde Dauerbeleidigte nur eine Fiktion sind. Unser Planet ist definitiv zu klein für 10 Milliarden Ostdeutsche.
– Rutherford macht sich Sorgen, weil er noch immer einen Teil seines Gedächtnisses und seiner alten Identität vermisst. Eigentlich eine legitime Angst, die – nebenbei bemerkt – ja auch viele der heutigen Trek-Produzenten heimsuchen dürfte. Trotzdem wirken Tendi und Rutherford hier erneut wie öde B-Charaktere, die zu unbeholfen sind, sich selbst eine Schultüte über die Schulter zu legen. Siehe Flanders in den schlechteren Simpsons-Episoden.
– Der ständig nörgelnde weibliche Captain (Name vergessen), der konsequent nur mit „bösen“ Augenbrauen gezeichnet wird, ist in solchen Serien wohl notwendig, nervt aber. Zumal ihre drei Mitschlaffis (Katzenfrau, Blondi-Riker, Sicherheits-Bajoraner) ebenfalls nur arrogant gucken. Das ist zu wenig in einer Serie, in der bereits die weibliche Hauptfigur Mariner mit runtergezogenen Augenbrauen alle Aspekte des Trash-Feminismus verkörpert.
– Schade, dass man die durchaus schön gezeichnete Raumstation nicht länger erforscht hat. Die teilweise in Renderprogrammen erstellten Szenen waren nur dazu da, um mit zwei Jeeps durchzubrettern. Aber dieses neuartige „Ich schäme mich für meine Designs und zeige sie nur kuuurz“ ist auch so ein Ding, das sich durch neueres Trek zieht. Schade, dass man nicht einfach für seine Stärken steht – und selbst Trickserien lieber Nasenoperationen und Fettabsaugungen abnehmen lassen, statt einfach mal 5 Minuten irgendwo stehen zu bleiben. So unförmig, aufgedunsen und lieblos sie auch erscheinen könnten.
„Wo fahren wir eigentlich hin?“ – „Erinnerst du doch noch an die DS9-Episode namens ‚Der Kreis‘, mein Bester?“ – Bitte JETZT eine Star Trek-Serie ausdenken, deren Titel man geschmeidig mit A.D.H.S. abkürzen kann…
So richtig verstehe ich auch nicht, was die Figuren von der Welt erwarten.
Alle Regeln ignorieren, um beruflich erfolgreich zu werden? Sich gegenseitig beleidigen, damit man sich gern hat? Die Sternenflotte und sich selbst verbessern, damit man in einer Art CDU-Parteitags-Party selber den schläfrigen Laschet markieren kann? In der Kneipe am Bier nippen, um das für ein geniales Alternativprogramm zu halten?
Irgendwann muss mir mal einer das Grundkonzept erklären. – Selbst wenn es nur der Flipchart vom CBS-Vermögensverwalter sein sollte…
Fazit: Solide Quatsch-Episode ohne tiefere Botschaft, neue Ideen oder nette Figuren. Eben ein bisschen wie der derzeitige Wahlkampf.
Auffällig ist erneut, dass man sich scheut, seine emotionalen Mini-Momente (eigentlich geht es um Freundschaft?) auch mal einige Sekunden stehen zu lassen.
Denn wenn bei aller Liebe, Vergebung und Familiengefühlen nicht mindestens eine Sternenflotten-Party mit (potenziell tödlichen!) Verdoppelungs-Opas geflutet wird, fühlt sich „Lower Decks“ irgendwie nicht wohl in seiner Haut.
Die halt unglücklicherweise die von Star Trek ist….
Bewertung als Trek-Folge:
Bewertung als generische Trickserie:
Captain Okona anyone?
Schreckliche Rezension, klingt als wäre der Autor ein dauernörgelnder Schlaffi, um ein Lieblingswort des Autors zu verwenden. Absoluter Tiefpunkt in einem an Tiefpunkten reichen Text ist der „Gag“ über Ostdeutsche.
Würdest dun uns dann erhellen, wie du die Folge fandest anstatt selbst nur rumzunörgeln? Es ist bezeichnend dass jemand, der sich über Nörgeln beschwert, selbst nur nörgelt.
@Stefan: Wieder jemand, der nicht begreift, dass Zukunftia eine Satireseite ist.
S A T I R E!!!!
Wir lieben deshalb Klapo dafür, dass er dauernd nörgelt … mehr davon!
„Schlaffi“ geht natürlich einerseits absolut unter die Gürtellinie, ist andererseits bekanntlicher Weise weitab von der Realität … Klapo und Sparkiller sind doch seit Jahrzehnten ein glückliches Paar.
Ich kann dazu nur sagen: Ich habe mein Leben lang versucht, nicht wie ein dauernörgelnder Schlaffi zu klingen, sondern wie ein dauernörgelnder Muskelprotz.
Erfolglos.
@stefan: Du liest hier noch nicht lange mit, oder?
Ich fand den Kommentar sehr interessant.
Er zeigt mir: Offenbar gibt es irgendwo eine wahrscheinlich Stefan heißende Person, mutmaßlich wohnhaft in Ostdeutschland, die sich abgesehen von Klapo noch immer „Lower Decks“ ansieht.