The Expanse – Die Kritik zu Staffel 4 + 5
Was man verspricht, muss man halten. Und da ich euch als meine treuen Gürtler begreife (= SF-Fans brauchen eh alle einen zwei Meter langen Hosen-Lederhalter?), bekommt ihr heute das angekündigte Review zu Staffel 4 & 5. Wobei man sich dieses Review auch hätte sparen können – denn im Prinzip ist es die Serie so homogen, dass man sich vorkommt, als würde man an zwei Stellen aus einer Gulaschkanone probieren, um dann unterschiedliche Bewertungen vergeben. Aber okay: Dem Meckerör ist nichts zu schwör… Und ein paar Unterschiede zu Staffel 1 bis 3 gibt es tatsächlich.
Kleines Gewinnspiel: Wer von den Hauptfiguren bin ich? Der Sieger darf den ersten Asteroiden abbauen, den er findet…
Ich muss mich durch eine recht feindliche Welt schlagen, habe das aber bisher gut hinbekommen. Ich bin immer dort, wo ich im Sonnensystem gebraucht werde – oder wo es Geld zu verdienen gibt. Ich bin kein Freund von Gewalt, aber oft MUSS ich sie anwenden, was mich dann auch nicht besonders stört. Technisch bin ich versiert und weiß die wichtigsten Dinge über (z.B.) Antriebe, Arbeiten im Weltraum oder selbstdichtende Schaftbolzen. Oft bin ich grummelig und leicht depressiv, weswegen ich mich dann an einem Drink festhalte, bis mich jemand mit „Hey, Keule!“ anspricht.
Politisch bin ich mit wenig einverstanden, kann oder will aber nichts verändern, da die Situation zu verfahren ist. Körperlich bin ich übrigens recht fit und zu fast allem bereit (z.B. bei G-Kräften halb zerquetscht werden, mit Raumanzug rückwärts durchs Klo gespült werden, etc.). Aber das ergibt sich bei meinen Jobs von selbst…
Dass wir es neuerdings mit Alientechnologie zu tun haben, finde ich spannend und gefährlich, aber so wirklich stark beeinflusst es mich nicht bei meinen Intrigen – oder beim VERHINDERN von Intrigen.
Und? Wen habe ich hier beschrieben?
Ganz klar: 99% aller Charaktere von „The Expanse“. Der Rest, auf den diese Eigenschaften nicht zutreffen, ist gerade bewusstlos – oder zeitweise tot.
…
Aber Spaß beiseite. Um mein Review zu den Staffeln 1-3 noch mal rasch zusammenzufassen: Ja, ich LIEBE die Serie – und sie liebt MICH. Denn normalerweise würde es eine derartig teure Investition im Hard-SF-Bereich gar nicht geben. Ja, hier hat man sich endlich mal hingesetzt („Armer Klapo, der braucht mal Ei-Ei am Kinn.“) und mir nach den Pleiten mit „Enterprise“, „Stargate Universe“ mal eine düstere U-Boot-Raumschiffserie bereitet, die nicht im mentalen Lulli-Land verwurzelt ist.
„Dieser Planet ist uns feindlich gesonnen.“ – „Woher wollen Sie das wissen?“ – „Der steigende Stromverbrauch von unserem Gerät, das Gliedmaßen nachwachsen lässt.“ – Aber nur für Privatpatienten: Dass die Charaktere überhaupt so glimpflich davonkommen, liegt oft an dem sogenannten „Auto-Doc“. Das ist so etwas wie Doctor Crusher – nur ohne die irritierende Föhnfrisur oder andere Extremitäten.
Und ja: Ich liebe die kompromisslose, langsame und oft deprimierende Erzählweise, bei der man sich oftmals aus dem Fenster stürzen möchte. Und das nicht nur, weil man bedrückt ist, sondern auch, um die Macher zu ein paar schönen Schwerelosigkeits-Effekten zu zwingen. Die können sie nämlich so gut, dass ich im Nachhinein die popkulturelle Annullierung des Films „Gravity“ fordere.
Trotzdem habe ich aber weiterhin Probleme mit „The Expanse“. Zum Beispiel die oft langen, kalten Momente, bei denen man sich fragt, ob es auch weniger kalt („Huhu, heute ist Clownsnasen-Tag auf allen Gürtler-Schiffen!“) und weniger lang („Wir skippen den Barbesuch und verkloppen einfach DIREKT alle?“) gehen könnte.
Hier kann ich jeden verstehen, der angesichts der stoischen Charaktere plötzlich sein altes Neelix-Poster vom Dachboden holt.
Staffel 4
Auch in Staffel 4 sind die oben aufgeführte Mini-Kritikpunkte zu Beginn das Haupt“problem“…
Die Alienaufbauten auf dem unbekannten Planeten sorgen zwar für viel Entdeckungslust, doch muss man den inneren Forscher immer wieder mal mit der Eisenstange in die Ecke treiben. Der Grund dafür sind die drei Fraktionen auf der neu besiedelten Welt (mit Holdens Crew erneut in der Mitte), die zwar oberflächlich um Hoheits- und Herrschaftsansprüche streiten, im Prinzip aber auf recht einfachen Rache/Rechthaber-Pfaden wandeln.
So ist der drohende Aufstand NICHT irgendwelchen abstrakten Territorialfragen geschuldet („Der Berg neben der Siedlung gehört der Erdregierung, Grundbuchgesetz, Abschnitt G, Sektion Z!“), sondern eher handfesten Keilereien („Die Kugel gehört in deinen Kopp, weil du mich blöd angemacht hast. Abschnitt Gesicht, Sektion Stirn!“).
Damit tut sich die Serie – meiner Meinung nach – nicht immer einen Gefallen, da sie zwar viele interessante Themen aufmacht, am Ende aber oft drei bis zehn bewaffnete Zyniker aufeinanderhetzt, die „Politik“ für das Geschäft von Monokel-tragenden Erdlingen halten.
Das ist einerseits realistisch, wirkt nach den vorherigen Staffeln aber manchmal eeetwas ausgelutscht. Aber gut, das Thema „Du darfst hier nicht sein/Material abbauen/Sauerstoff verbrauchen“ gehört nun mal zur DNA der Serie, die sich vor allem mit knappen Ressourcen befasst. Oder zumindest mit welchen, die eher suboptimal verteilt werden.
„Das ist aber eine seltsam düstere Alien-Stadt?“ – „Was steht denn da auf dem Klingelschild?“ – „Hm… Herr Ibrahim Cthulhu.“ – Süßigkeiten oder Schleich: Die Serie gibt die Geheimnisse der uralten Außerirdischen nur in streng homöopathischen Dosen bekannt. Aber das ist gut! Das hilft nämlich gegen Schnupfen und Wetterfühligkeit.
Zumal ich es erzählerisch stärker fände, wenn auf der Erde nicht AUCH alles trostlos aussehen würde.
Gerade in Staffel 5 bekommen wir einige Stadtansichten zu sehen, bei denen man sich fragt, warum die armen(?) Gürtler in High-Tech-Schiffen rumdüsen, während alle Erd-Häuser bedenklich nach 1890er-Altbaumaterial aussehen. Hier stellt sich mir langsam nicht mehr die Frage, wer hier WEM was wegnimmt, sondern wie das Sonnensystem-Wirtschaftssystem GENERELL funktioniert.
(Nein, ich will keine 9 Romane lesen. Herzlichen Dank für den heißen Tipp.)
Aber das nur am Rande. Es gibt ja noch weitere Kontinente/Städte/Stadtbebauungspläne, die wir nicht kennen…?
Gerade wegen der üblichen Kritikpunkte habe ich es aber genossen, dass man uns für das Ende von Staffel 4 einige SF-Schmankerl kredenzt hat, von denen das obige Bild nur einen kleinen Ausschnitt zeigt. Wir bekommen: Vergiftungen, Parasiten, Alien-Ruinen, Flutwellen, gigantische Maschinen, veränderte physikalische Gesetze und riesige Explosionen. All das sorgt teilweise(!) dafür, dass zwischendurch die Verteilungskämpfe (= wer verteilt wessen Blut wohin) in den Hintergrund treten.
Ja, das Erreichen – oder Verstehen – von höheren Zielen tut der Serie ab und an sehr gut. Auch wenn man es nicht wirklich „Hard-SF“ nennen kann, wenn die wichtigsten Infos von Visionen(!) gedropt werden. – Nanobots im Kopp hin oder her.
– Was natürlich nicht für die Nebenhandlungen auf Raumstationen oder der Erde gilt. Hier wird weiterhin geschachert und frustriert an Geländern rumgestanden, da irgendein Widersacher wieder mal per täglicher Videokonferenz seinen Sermon abliefert („Folgt mir folgsam, sonst wird das Folgen haben. Und jetzt ab an den Folgs… Volksempfänger, da kommt gleich noch eine Ansprache!“).
„Was, meine Umfragewerte gehen bei begeisterten ‚Cyberpunk 2077‘-Spielern rapide zurück?“ – „Ja. Und dabei hat das Spiel erst letzte Woche den allerletzten Patch bekommen.“ – Der ganze Planet ein einziger Wahlkreis: Die Besprechungen im Hintergrund machten mir stets große Freude! Leider fehlen aber manchmal Statisten, um alles greifbarer zu machen (Demonstranten, Anhänger, Menschen mit holografischen Fahnen über’m Kopf…)
Wobei ich gestehen muss, dass ich erst nach drei Staffeln laaangsam begreife, was manche Fraktionen überhaupt seit Season 1 planten, wie sie miteinander in der Verbindung stehen („Was? Die O.P.A. ist gar kein Zusammenschluss an Großvätern?“) und welcher Moralkodex im All überhaupt Sinn & Laune macht.
Im Zweifel nämlich keiner. Denn es sieht und hört ja keiner die eigene Untaten, wenn man nur schnell genug die feindlichen Funkmodule kaputt schießt?
Doch über die Politik will ich mich gar nicht beklagen. Schließlich vermisste ich die Generalsekretärin zwischendurch sogar, und sei es nur, weil sie eine der stärksten Frauenfiguren der aktuellen Serienlandschaft darstellt. Ja, man stelle sich vor: Die Frau ist einfach extrem clever, während ihre Gegner ebenfalls nicht mit den Schimpansen auf dem Baum schlafen… Wodurch sie dann NOCH mal schlauer wirkt. Eine Art „Perpetuum Schlaumobile“.
Und so gaaanz ohne Politik-Talk würde die Handlung im luftleeren Raum (Haha) schweben – und einen vergessen lassen, warum die Erde eigentlich so ein wichtiger Faktor ist – bzw. sein will.
Da die Serie einem das zwar SAGT, das Gesagte aber meist aus unemotionalen Gesichtern fallen lässt, dauert es oftmals etwas länger, das Stoische von dem Nützlichen zu trennen. Da macht es einem Discovery mit seinem „Heulen sie JETZT, wenn das Gesagte wichtig ist“-Prinzip tatsächlich einfacher zu begreifen.
Nur will man bei Expanse eher mal eine Folge zweimal sehen – um überhörte Details später besser einordnen zu können.
Besonders „schön“ war aber – wie angedeutet – das Verschanzen an dunklen Planetenorten. Hier kommt erstmals eine intime Katastrophenfilmspannung auf, bei man gespannt auf das Reißen der kollektiven Geduldsfäden wartet.
„Junge, hast du etwa das uralte Wasser aus dem Alienbrunnen getrunken?!“ – „Ich bin doch nicht verrückt. Ich bin einmal runtergetaucht, um diesen seltsamen Eier zu betrachten. Die mit dem komischen ‚Ripley was here‘-Schriftzug drauf.“ – „Erkunden“ reimt sich nicht ohne Grund auf „Entschwunden“: Ich stehe voll auf mysteriöse Ruinen mit ergonomisch geformtem Glibber drin!
Das inzwischen fast schon übliche Entdecken von NOCH MEHR glühendem Alien-Shit (beim Staffelfinale) ist dabei eine willkommene Karotte, auf die man gerne hinfiebert. Auch wenn ich nie ganz das Gefühl loswerde, dass die Elemente „Alte Rasse“, „Andere alte Rasse“ und „Das entscheidet jetzt mal das Protomolekül“ lediglich grobe Ideen sind, die ständig die Hauptpersonen beschäftigen und antreiben sollen.
Eine Art Katalysator auf menschliches Verhalten und Machtstreben. Halt eine Art „Thanos-Kristalle“ für Menschen über 16 Lebensjahren. Man fühlt sich nicht unbedingt BESSER danach, aber das ist ja auch nicht (immer) das, was man möchte. Und wisst ihr was, liebe Selbsthilfegruppe von Kurtzman-Geschädigten? Das ist auch einfach mal GUT so!
So gaaanz würde es mich nicht wundern, wenn am Ende der Serie eine Art „War nicht die Reise das eigentliche Ziel?“-Aussage stehen würde. Mit einer lustigen Ansichtskarte von E.T., die er unter der Tür von Captain Holden durchschiebt – bevor alle irre kichernd auseinanderlaufen.
Fazit Staffel 4: Nachdem die dritte Staffel eher zur langsamen Hinführung zu den Planetentoren diente („Nun fliegt halt endlich durch!! Ich esse im Jahr 2022 pünktlich zu Mittag, Leute!“), bekommen wir in Season 4 endlich einen Sehnsuchtsort zu sehen. Und ja, bei „The Expanse“ gilt das schon, wenn das Glas immerhin halbvoll ist.
Dass jener „Traumplanet“ durch zig innere und äußere Faktoren relativiert wird („Ach, hier wird ja AUCH nur gestorben? Schade…“), mag man als negativ ansehen, passt aber zum rustikalen Gesamtkonzept der Serie.
Und dieses besagt nun mal, dass man auch durch Alien-Wundern nix geschenkt bekommt. Nur den grünen Ausschlag an den Augen, den gibt’s gratis…
Staffel 5
Was Season 5 angeht, bin ich zwiegespalten.
Einerseits begrüße ich es, dass Terrororganisationen nun ihr narbiges Gesicht zeigen, dass langgehegte Pläne aufgehen und die Hauptfiguren sich an ganz unterschiedlichen Orten beweisen müssen. Somit hat man in jeder Folge stets eine A-, B-, C- und D-Handlung, da die Rosinate-Crew sich mit unterschiedlichen Problemen auseinandersetzen muss.
Wobei die Probleme – bei aller Liebe zur Serie – weiterhin oft darauf hinauslaufen, dass man mit Vakuum in der Kanzel schnell Probleme mit den eigenen Lebenszeichen bekommt…
„Ich war ewig nicht auf der Erde. Hier sind ja überall Hügel und Berge? Die müssen weg!“ (*draufhau*) – In SF-Serien ist man schon „zuhause“, wenn man sich weniger als 5000 Kilometer Luftlinie von seinem Heimatort aufhält. Hier geschehen mit Amos („The Kloppmeister“), der das Andenken seiner Mutter ehren will.
Trotz der (über)etablierten Formel aus „Schießen, Mosern, Hinfliegen“ spürt man nun noch mehr, wie sich die Schlinge an allen Orten zuzieht. Und manchmal sogar auseinander („Huch, jetzt sind WIR mal am Drücker? Ich bin der Kööönig der Weeelt… äh… -raum!“). Und man spürt, wie die Menschheit auf ihre eigene Ausrottung hinsteuert, wenn sie weiterhin Alien- und Menschen-Technik dazu nutzt, sich gegenseitig neue Gucklöcher in die Schiffsrümpfe und/oder Planeten zu schießen.
Das ist alles intensiv und filmisch kompetent zugesetzt, doch andererseits ließ mich das Drama um Naomis Entführung recht kalt. – Was schade ist, da viel Zeit darauf verwendet wurde. Das Auf- und Zuschließen der Zellentür nicht mal eingerechnet.
Was als Einblick in eine düstere Terrororganisation hätte dienen können, blieb leider oftmals hinter den Möglichkeiten zurück. Der Antagonist Marco Inaros ist ein recht „üblicher“ Psychopath, der mit martialischen (nein, nicht „marsianischen“) Gesten und Ansprachen einige Ganztags-Prolls hinter sich scharrt.
Was jetzt nicht so wild wäre, WENN man dieses Scharren denn häufiger sehen dürfte. Doch meist läuft die Handlung auf Gespräche mit seinem verunsicherten Sohn hinaus („Wenn du mich schön anhimmelst, darfst du auch irgendwann zum Halb-Loser werden – so wie ich!“), fein abgeschmeckt mit Naomi, die abwechselnd betroffen guckt und Leuten Schraubenschlüssel über den Schädel haut. Was man ihr erstaunlich lange durchgehen lässt. Denn: „Du gehörst ja zur Familie. Aber wenn du dem Papa noch mal abmurksen willst, geht es zur Strafe ohne Problemgespräch in’s Bettchen!“
„Überlassen Sie uns den Bereich zwischen Mars und Pluto! Ich bin Klaustrophobiker. Kann zwischen Mars und Jupiter kaum atmen.“ – Folgt Volker: Selbst unser Sonnensystem ist so groß, dass simplere Gemüter (= ich) die Gebietsverteilungskämpfe kaum raffen. Andererseits hat natürlich nicht jeder Brocken wertvolle Ressourcen zu bieten (*Auf Asteroid mit Bitcoin-Vorkommen zeig*)
Das klingt jetzt alles schlimmer als es ist, denn natürlich ist die Leere im Weltraum, die Dramatik und Enge, die Einsamkeit und Dringlichkeit weiterhin weltklasse umgesetzt. Schade ist nur, dass man das Gefühl hat, dass einem etwas WEG-genommen wurde. – Andere Planeten: Gerade nicht da. Crewzusammenhalt: Fehlt aufgrund personeller Zersplitterung. Aliens: In der ganzjährigen Sommerpause.
Natürlich geschehen trotzdem gigantische Ereignisse mit einigem… äh… „Impact“, aber die erleben wir gerade mal zwei Episoden lang. Ein Ausgleich dafür sind aber die recht „rustikalen Probleme“ von Naomi, die in dieser Staffel quasi jede zweite Episode hätte sterben können.
Das ist blutig, eklig, hart und gerade deswegen ein Kunstwerk in Seriengestalt. Eine Art Hieronymus-Bosch-Bild. Nur mit mehr Eiterbeulen. Mit Druckverlust. Mit riskanten, aber doch gemächlichen Andockmanövern. Mit langsamen Toden und schnellem Erfrieren. Mit so großen Problemen, bei denen jeder kleiner Sieg doppelt zählt.
Nein, „The Expanse“ ist vielleicht nicht die SF-Serie, die wir wollten. Aber es ist vielleicht die beste, die wir derzeit bekommen. Und vielleicht sogar die, die auch in 30 Jahren als die Realistischste gelten wird.
Fazit: Da sich in „The Expanse“ wenig am (hochwertigen) Stil ändert und alle Erzählungen Inzest-verdächtig zusammenhängen, fühlt es sich falsch an, den Staffeln überhaupt unterschiedliche Sterne-Bewertungen zu verpassen. Ein Kunstkritiker geht ja auch nicht ins Museum und sagt: „Dieser Van Gogh bekommt nur 3,5 von 5 – weil zu viel Grün!“
Doch trotzdem bleibt mir das Gefühl zurück, dass Marco Inaros noch etwas kultiger sein könnte (90% Vater-Sohn-Gespräche sind arg viel?) und man das Elend auf der Erde schwer greifen kann.
Hinzu kommt eine Entscheidung in Bezug auf den Schauspieler Cas Anvas (Pilot der Rosinante), die zumindest unsere Redaktions-Kröte Schildhilde in tiefe Depressionen gestürzt hat – und auch mich leicht unbefriedigt zurücklässt. Zumal die Hintergründe keinesfalls künstlerischer Natur sind…
Da stimme ich nur eingeschränkt zu:
Staffel 4 fand ich – ja, ganz ehrlich – ziemlich mies. In Staffel 1 wurde das Protomolekül eingeführt, in Staffel 2 fast ein Krieg zwischen Mars und Erde vom Zaun gebrochen und in Staffel drei ging es um das große Abenteuer „Ring“. Alles episch, alles klasse inszeniert.
Und dann kam Staffel 4 und irgendwie war die Luft raus. Man schleicht auf einem grauen Planeten rum und findet antike Ruinen wie weiland bei Stargate SG 1, daneben prügeln sich arme Siedler und böse Möchtegern-Sheriffs um – ja, um was eigentlich? Auf jeden Fall schießt man irgendwann aufeinander und dann ist eh egal, wieso überhaupt. Am Ende werden alle blind wegen irgendeiner Seuche und können zwei Folgen später wieder sehen. Ach ja, die Maschinen springen irgendwann an und gehen nach Beschuss wieder kaputt. Warum das alles? Man weiß es nicht.
2,5 von 5 Sternen.
Staffel 5 war dann wieder etwas besser, konnte aber auch nicht an Staffel 1-3 anschließen. Gut gefallen hat mir, dass man Naomi und Amos Zeit lies, sich zu entwickeln; dafür dümpelte aber die Haupthandlung ziemlich träge vor sich hin. Ein 08/15-Psychopath spielt Messias-Massenmörder und muss aufgehalten werden. Sowas gab’s schon tausendmal woanders besser.
Richtig geärgert bei der Staffel hat mich aber, dass von den Erzählsträngen aus den vorangegangenen Staffeln NICHTS mehr aufgegriffen wurde. Der Ring? Nicht erwähnt. Fremde Planeten? Nicht erwähnt. Der Mars-Erde-Konflikt? Nicht erwähnt. Das Protomolekül? Hatte Fred Johnson im Safe, jetzt ist es zerstört. Der Versuch der OPA, politische Anerkennung zu finden? Dem öden Plot um Mr. Messias-Massenmörder geopfert.
3 von 5 Sternen
Ich finde auch, dass Staffel 4 für sich steht. Mehr Differenzierung ist mir nicht möglich. Bei mir liegt das bestimmt am Binge-Watching.
Kann man auch Fan sein (oder werden) wenn man nicht den Titel jeder Folge kennt (bzw die Handlung auswendig)? Ist die Serie zu düster oder zu gut für einen Rewatch?? An (einem fehlenden) Jon Snow kann’s jedenfalls nicht liegen. Es fehlt „Mittelerde“.
Fazit: „The Expanse“ ist keine leichte Kost. Bin von daher auch froh, dass die neuen Folgen wöchentlich rauskamen.
Ich fand Staffel 5 furchtbar langweilig, konnte mich vor allem auf die letzten Folgen überhaupt nicht konzentrieren. Naomi hat mich son bisschen an Michael Burnham erinnert, nur mit weniger heulen.
Staffel 4 war auch nicht so ganz mein Ding. Die Staffel-4-Blindheit fand ich zum Beispiel vor allem deswegen bekloppt, weil man die Lösung als Zuschauer längst wusste, nur die Charaktere kamen nicht drauf und sowas finde ich immer nervig. Als das Millerbewußtsein sich in einen Roboter runterlud hätte ich es lieber gehabt, wenn einer der Freunde von Holden mit ihm gesprochen hätte und nicht diese Biologin zu der man keinen Draht hatte. Ok, ich konnte nichts mit ihr anfangen… Etliche Folgen lang mussten sie Holden einfach nur glauben und das war ja manchmal anstrengend, auch wenn Protomiller ihm mehrmals die entscheidenden Dinge gesagt hatte und ihn so bestätigte. Aber die Geschehnisse auf Illus sind schon wichtig, denn als Alex eine Staffel später mit der Admiralsassistentin ausgeht, fragt sie ihn ja aus, wie sie die Maschinen in Gang setzten. Und wir bekommen eine Waffe der Protomolekülerbauerzerstörer und auch einen Hauch von ihnen selbst zu sehen. Später wird die Teenagertochter von Duarte sie als Goten bezeichnen, was im Netz auch so gehandhabt wird. Weitgehend. Ist praktischerweise ja auch kürzer.
Ganz fantastisch als Erzählung fand ich, dass sich Miller aus dem Ermittlerbewußtsein emanzipieren konnte und dann sterben wollte mit seinen 10000 Stimmen im Kopf. Auch wenn ich Miller wirklich vermisse.
Staffel Fünf fand ich zu unausgewogen, einfach zuviel aus Naomis Dramenwelt (auch wenn ich es gut geschauspielert fand und ihre Verzweiflung berechtigt und nicht burnhamhaft war), zudem wäre Amos Erkenntnisgewinnung nicht mehr der brutale Schläger sein zu wollen sicher kürzer gegangen. Dafür ging anderes mir zu schnell, zu überhastet und nicht immer schlau von statten. Dass das Protomolekül eben nicht bei der Explosion vom Raumschiff zerstört wurde, hatten Fans ja schon erkannt, weil eine der für die Roci gedachten Torpedos blau leuchtete und sich anderweitig aus dem Staub machte. Und nur Monica ging dem Ganzen nach, weil sie das alles viel zu leicht gelöst fand. Und gerade Holden, der sonst in Sachen Protomolekül aggressiver agiert, wiegelte ständig ab. Die beiden hätten doch ein gutes Team sein können, aber solche Momente waren eben selten, wie unter anderem in dem Gespräch in der Kombüse wer Inaros vom Mars unterstützt und wieso. Am Ende wissen sie ja dann auch, dass das Protomolekül nicht zerstört wurde. Und wir erfahren als Zuschauer ja auch, dass die nach Laconia abhauenden Marsianer im Tausch gegen ein paar hübsche marsianische Kriegsschiffe und einen kleinen Pakt sowohl das Protomolekül als auch den einst von Dawes entführten Wissenschaftler bekamen. Wobei letzterer in seiner Videobotschaft plötzlich viel vernünftiger wirkte als bislang. Und wir bekamen ja noch die Schiffsbauwerft über Laconia zu sehen, in der dann dramatisch das Protomolekül aufleuchtete.
Ein Teil des irgendwie zeitlich und emotional unpassenden Endes lag ja auch daran, dass sie Alex sterben ließen. Was soll man auch machen, wenn der Darsteller nicht mehr tragbar war. Neu casten ist vielleicht zuviel Seifenoper, aber mit ein paar Extraszenen war das nicht der Effekt den man bei der Crew erwartet hätte. Während Drummer und Co viel verzweifelter über den Mord an ihrem Freund auf dem Schiff von Inaros waren.
Und um nochmal kurz zeitlich zurückzuspringen, weil es mich einfach ärgerte: Wir bekamen mehr Nahaufnahmen von Naomi zu sehen, als über die Entscheidung einen Kamikazeflug mit der Rocinante zu starten. Sie hatten wohl keine Wahl mehr, was ich auch nur halb verstand und dann ist mit Pauken und Trompeten untergehen und den Freunden Zeit verschaffen vielleicht auch besser. Aber darüber gesprochen haben nur Bull und Holden, nicht mal Monica konnte was sagen. Und da fliegt eine mannschaftlich voll besetzte Rocinante wissentlich in den Tod – Alex darf das noch kurz bedauern und es gibt kein Pathos, keine ewigen Nahaufnahmen, nichts von Belang. Und nur Drummers Rebellion rettet ihnen den Arsch. Und das war mir da einfach zu wenig.
Ansonsten mochte ich die ersten drei Staffeln lieber, aber ich freute mich schon über einige Geschichten, die Charaktere und das Universum. Wie viele realistische Raumgefechte haben wir jemals gesehen? Dieses Raumanzug anziehen, Luft aus dem Schiff pumpen, wissend, dass die Kugeln alles durchlöchern werden und man nur hoffen kann nicht getroffen zu werden und danach alles wieder zu flicken.
Und ich fand auch einige Änderungen zum Buch passend. Da reitet Bobbie nämlich auf einem Torpedo um Naomi zu retten und das hätte einfach viel zu albern ausgesehen. Sie haben auch das Chaos auf dem Mars weggelassen (davon hätte etwas mehr sicher nicht geschadet), eigentlich war der marsianische Premierminister mit auf der Razorback, aber dessen Flucht von einem sich gegen alles mögliche verteidigende Marsflottenschiff war doch sehr ähnlich der ersten Flucht der Rocinante. Und es ist alles voller liebevoller Details, Alex hatte z.B. der Razorback einen neuen Namen verpasst: Screaming Firehawk (sein Vorschlag für die Tatchi damals, aber es gewann Rocinante). Ja, das ersetzt nicht den mehr als stiefmütterlich behandelten Untergang der Erde, aber wir hatten Drummer, Avasalara, Monica, Holden und wenigstens ein bißchen Miller. Ich würde der fünften Staffel 7/10 geben. Der vierten 6/10.
Jetzt darf man ja erst einmal sehen wie sie Alex ersetzen. Wird Bull der Pilot oder nehmen sie einfach Clarissa dafür? Und wenn nach der nächsten Staffel erst einmal Schluß ist: Finden sie dann wieder zusammen? Wenn sie nach dem Buch gehen, ist die Geschichte für mich nicht zu ende erzählt. Auch wenn es den Schöpfern mehr um die Konsequenzen des Auftauchens von Aliens – toten und lebenden – geht, würde ich doch schon gerne mehr über die Goten erfahren. Aber in diesem Jahr erscheint ja noch das letzte Buch der Reihe und vielleicht sollen sich besser gar nicht alle Wünsche erfüllen und wir freuen uns dann alle, dass mit so einem Quatschende keine Staffel mehr gemacht wurde.
Ich denke sie nehmen einfach Bull als neuen Piloten. Er war ja nun schon die ganze 5. Staffel am Steuer, daher würde es nicht mal auffallen, wenn er auch in Staffel 6 die Roci steuert. Und Alex hatte seit 5×04 sowieso nichts mehr zu tun. Es fällt also auch nicht weiter auf, das er nun ganz weg ist. Sein Tod war freilich nicht sehr spektakulär inszeniert. Einfach ein Schlaganfall und das war es. Aber andererseits ist das im Kontext der Serie auch sehr passend.
Na ja, und die „Aliens“ spielen ja kaum nicht. Ich weiß auch nicht ob ich von diesem mörderischen roten Zeug wirklich mehr sehen will. Eine zwischen den Dimensionen lauernde Super-Rasse die alles totmacht? Nein, das brauche ich nicht. Dann lieber noch mehr „Inaros“. Oder am besten wieder politische und militärische Verwicklungen wie in den ersten drei Staffeln.
„Da reitet Bobbie nämlich auf einem Torpedo um Naomi zu retten und das hätte einfach viel zu albern ausgesehen.“ Danke für deinen ausführlichen Beitrag, den ich auch so unterschreiben kann. Und besonders diese Erklärung: ich hatte mich schon gefragt, wie Bobby plötzlich hinter Naomi so auftauchen konnte… Ich nahm an, sie ließen Naomi jetzt „entschlafen“ und war dann doch überrascht, dass es Alex so unvermittelt traf. Ich hatte bis vor kurzem keine Ahnung, was mit dem Schauspieler hinter den Kulissen abging.
Und das Ende (die rote Auflösung der Mars Crew), da habe ich Fragezeichen über dem Kopf. Bin daher gespannt, wie es weiter geht. Clarissa „Peaches“ Mao und Bull gehen als potentiell neue Crewmitglieder in Ordnung.
Da habe ich wohl mitten in der Nacht nicht so genau formuliert, im Buch reitet sie wirklich auf einen Torpedo hin, eigentlich hat die Razorback ja keine, aber bei der Flucht mit dem Marsministerpräsidenten bekommen sie einen Haufen davon als Begleitschutz, sie fliegen neben dem Schiff her, die Kontrolle über die Dinger hat aber die Razorback, in der Serie nimmt Bobbie die Kontrolldüsen ihres Superkampfanzuges um zu Naomi und wieder zurück zu kommen. Keine Ahnung woher Alex weiß, wie dicht man ran kann ohne die Annäherungssensoren der Bomben zu aktivieren.
Die rote Auflösung der Mars Crew haben wir so schon vorher zweimal gesehen, einmal Ende der vierten Staffel als die Biologin mit Robotmiller durch das Artefakt auf Illus springt – dieser Feuerring, den Holden „Auge eines wütenden Gottes“ nennt aus einer seit Milliardene Jahre vergangenen Schlacht. Dabei aktivieren sie das Ding und beenden damit alle Protomolekülaktivität. Und einmal als Simulation Anfang der fünften Staffel, die Holden Fred zeigt um ihm klarzumachen wie bedrohlich diese Zerstörer der Protomolekülerbauer sind. Er erzählt dann noch, dass jedes Mal wenn er einen Ring durchfliegt für einen kurzen Moment einen Blick (oder ein Gefühl) auf sie bekommt, aber da er der einzige ist, dem es so geht, nimmt Fred das Ganze nicht ernst. Auch wenn Holden meint, es gefalle ihnen nicht, wenn die Schiffe da durchfliegen. Und irgendwann ganz kurz debattiert auch die Erdregierung über verschwundene Schiffe bei den Ringen. Da stellt noch niemand den Zusammenhang her, dass die Goten dafür verantwortlich sind, weil sie der Durchflug durch ihren Raum, durch sie selbst, was sie nervt, verletzt oder tötet und sie sich daher wehren. Vielleicht halten sie ja die Aussagen von Holden – sofern sie die überhaupt kennen- einfach für die eines Verrückten. Das Ganze wird aber noch wichtig in der nächsten Staffel werden.
Staffel 4 und 5 fand ich auch nicht so toll. Teilweise zu langsam, zu zäh und zu langweilig. Ich fand auch nicht das sich Naomi und Amos so wahnsinnig toll weiterentwickelt haben. Naomi schafft es ja nicht mal ihren Sohn auf ihre Seite zu ziehen. Und Amos hat in Staffel 4 mehr gute Szenen als in Staffel 5. Überhaupt waren Holden, Bobbie und Alex in Staffel 5 eher Statisten, während die Piraten-Gürtler rund um Drummer verdächtig oft im Bild waren. Ich schätze die hatten mehr Dialogzeilen als die Hauptchars. Und Inaros ist eben der typische 08/15 Revolutionär.
Aber ja, insgesamt ist das Meckern auf hohem Niveau. The Expanse ist trotzdem noch 100x besser als Disco und Co.
Ich hab ja nicht gesagt, dass sie sich weiterentwickelt haben, ich hab nur gesagt, dass man ihnen Zeit gelassen hat, sich zu entwickeln ;) Ich konnte zumindest für Naomi jetzt ein bisschen Sympathie entwickeln, während sie mir in den Staffeln zuvor nur auf den Zeiger ging. Dasselbe mit Amos, der war mir vorher zu sehr der tumbe Psychopathen-Haudrauf.
Bitter ist tatsächlich, dass dafür SO VIEL Screentime gebraucht wurde, dass alle anderen zu Statisten degradiert wurden. Nichtmal Drummer war besonders oft zusehen, dafür ständig Inaros und Peaches. Wobei ich mich bei letzterer immer noch frage, welchen Zweck ihr Charakter nach Staffel 3 noch hat, der die Screentime rechtfertigen würde.
Insgesamt war Staffel 5 also unausgegorenes Zeugs, das max. 3 Punkte rechtfertigt. Das ist natürlich immer noch besser als der halbe Punkt für Disco. Aber eben auch keine vier oder fünf Punkte wie die Staffeln 1-3 oder The Orville.
Ja, bei Peaches habe ich mich auch gefragt warum die überhaupt mitspielt. Aber ok, Amos braucht vielleicht eine neue Freundin, nachdem er seine alte Freundin letzte Staffel abgeknallt hat. DAS wäre vielleicht auch mal ein Diskussionsthema gewesen, statt der Frage ob man im Notfall einen irren Mörder, den man kurz zuvor in akuter Notwehr erschossen hat, beklauen darf oder nicht.
Die korrekte Antwort lautet wahrscheinlich: „Das ist in den Büchern auch so.“
Mit Naomi werde ich auch nicht warm. Sie ist eben dabei und der Love Interest von Holden. Was genau die beiden zueinander hinzieht ist mir nie klar geworden. In Staffel 5 fand ich, das die Chemie zwischen Holden und Monica wesentlich besser funktionierte. Das war vielleicht keine Absicht, aber irgendwie wirkten die beiden so, als wenn sie ein Paar wären. Holden und Naomi hingegen können sogar miteinander schlafen und es sieht trotzdem so aus, als wären das zwei fremde Menschen die sich gerade eben zum ersten Mal getroffen haben.
Ich bin froh das Madame Präsidente wieder mehr zu tun hat! Sie ist wirklich das Highlight dieser Show!
„ließ mich das Drama um Naomis Entführung recht kalt“
Ja, nicht nur kalt, mich nervte diese Heulbratze irgendwann nur noch. Sie erinnerte mich an Burnham, nur nicht ganz so allmächtig. Sie hat wirklich nur beschissene Entscheidungen getroffen und alle in Gefahr gebracht (wie damals mit dem Protomolekül). Ja, menschlich und so, aber mein Gott! Gepaart mit der komischen Art zu Reden der Belter (statt Earth Ört) ging mir die Sippe ganz schnell mächtig auf die Nerven. Inklusive Space-Osama, Burnham-Kopie und seinem/ihrem missratenen Sohn. Und die Tränen! Damit hätte man die Brücke fluten können!
Und anstatt dass Naomi dann den wohlverdienten Heldentot stirbt, stirbt nicht sie sondern [-]. Beim Versuch sie zu retten. What the fuck??
Bin ich am Ende doch ein Rassist und frauenfeindlich, so wie mir die SJWs auf r/startrek ständig einreden wollen weil ich sage: Burnham ist doof? Ört for Örters?
Nichts desto trotz, ein echtes Highlight, diese Serie! Eine Staffel kommt noch, leider wohl erst in einem Jahr… Ich will wissen was ich am Ende nicht kapiert habe!!
Nein, bist Du nicht; nur weil Du einen farbigen Charakter (Naomi, Brennschinken, Finn, beliebig erweiterbar) oder eine Frau (Naomi, Brennschinken, Rey, beliebig erweiterbar) scheiße findest, heißt das ja nicht, das Du auch alle anderen (Sisko, Kira, Teal’c, Carter, Avasarala, Drummer, Fred Johnson, Leia, Lando, beliebig erweiterbar) auch scheiße findest. Das ist nur ein beliebter Holzhammer von Fanboys um einen zu diskreditieren, wenn ihnen kein Sachargument mehr einfällt. Quasi die Nazikeule des Showbiz.
[-] ist übrigens gestorben, weil [+] gerne andere Menschen über Messenger-Dienste sexuell belästigt -> Kündigung.
Echt super … jetzt taucht hier also sogar der Begriff „Nazikeule“ auf!
Wer hätte das gedacht?
„Er hat Jehova gesagt“ ist als Gag eindeutig zeitlos!
Vielleicht ist der Heulbratze den Tod zu wünschen nicht gerade die tiefenpsychologische Betrachtung der Naomiszenen, die sie verdient hätten, aber zumindest klingt sie nicht rassistisch. Die Autoren hingegen machen auf ihrem Twitter-Account schon das Fass auf:
https://twitter.com/JamesSACorey/status/1357469519309017088?s=20
Und das wirkt wirklich ein bißchen dünnhäutig, da die Kritik ja nicht allein vom Whitepride-AFD-KKK-Filmmagazin kam, sondern zahlreich überall im Netz auftauchte.
Also, James S. A. Corey schrieb auf Twitter:
„Dudes who will watch a 90 minute movie about a white dude trying to survive as his ship sinks in the ocean, pissed that we spent twenty minutes telling the story of a black woman trying to survive on a dying ship in outer fucking space. I mean, not to draw conclusions, but …“
Ganz abgesehen davon, dass ich natürlich geradezu täglich darum bete, dass es mehr Filme mit „white dudes“ gibt, die auf dem Meer ums Überleben kämpfen, bin ich mir nicht ganz sicher, wovon Corey hier spricht. Ist er tatsächlich so „bescheiden“, dass er eine Szene seiner TV-Episode mit der Hemingway-Verfilmung von „Der alte Mann und das Meer“ mit Spencer Tracey in der Hauptrolle vergleicht und jedem Rassismus unterstellt, der einen Filmklassiker gegenüber seiner TV-Episode bevorzugt?
Dazu kann ich nur sagen, dass meine Skepsis gegenüber „white dudes“, zu denen im Vergleich ein Alex Kurtzman wie eine Intelligenz-Bestie wirkt (zumindest habe ich von Kurtzman nie derart „woke“ Beschuldigungs-Spinnereien gelesen), mehr und mehr steigt.
Ich denke, ich warte dann doch lieber auf eine SF-Serie, die von einer schwarzen Frau produziert wird, bevor ich mir Serien wie „The Expanse“ ansehe, die von offenbar größenwahnsinnigen „white dudes“ gemacht werden, die offensichtlich in die Klapsmühle gehören.
@Serienfan
Das Boot des alten Mannes sank aber nicht – soweit ich mich entsinnen kann. Zudem kämpfte er nicht um sein Überleben, sondern um seinen Fang.
Keine Ahnung, welchen Film der Typ meint – muss aber guter sein.
@Serienfan: Finde ich gut und richtig. Dann hast Du auch mehr Zeit für deinen YT-Kanal!
Ich denke inzwischen, er meinte den Film „All Is Lost“ mit Robert Redford in der Hauptrolle.
Das macht es nicht besser, und die Unterstellung an Kritiker, sie seien Rassisten, weil sie irgendeine Szene mit einer schwarzen Figur für langweilig oder nervig halten, ist für mich eine besonders perfide Variante von „Hate Speech“, bei der jeder entschieden die rote Karte zücken sollte.
Jap, „All Is Lost“ wird’s wohl sein. Übrigens: Ein Film, den viele als langweilig empfinden. (Mir hat schon der Trailer gereicht)
Zu den Szenen mit Naomi: So ein Überlebenskampf inkl. Vorgeplänkel wird halt gerne mal bis zur Unerträglichkeit ausgewrungen. Auf menschlicher Ebene sogar nachvollziehbar, aber eben nicht schön anzusehen. Um einen dennoch mitreißen zu können, bräuchte es ein Schauspiel, das mehr zu bieten hat als solide Serienkost. Marco Inaros und Sohn haben das sogar noch unterboten.
Die Fanboys unter Coreys Tweet halten das Schauspiel für eines der intensivsten, das sie je in Film oder TV gesehen haben und fordern schon einen Oscar für die Schauspielerin (Oscars gibt’s zwar nicht für Serien, aber die Intelligenz der Fans dort verhält sich ja offenbar umgekehrt proportional zu ihrem Enthusiasmus). Kein Scherz.
So unterschiedlich kann Wahrnehmung sein. Aber das kennen wir ja von Disco.
Um für gebrauchte Tropes Lob gespendet und Begeisterung zu spüren zu bekommen, muss man halt wenigstens Tarantino heißen – und Dialoge drumrum schreiben, die eine signifikante Anzahl der Zuschauerschaft als kultig empfindet. War hier wohl nicht der Fall.
Ich muss sagen, mich hat der Überlebenskampf Naomis zumindest nicht gestört, obwohl ich direkt beim Schauen nicht vollständig begriffen habe, was sie da eigentlich tat. Auch jetzt ist es noch eher schemenhaft, aber ihre CO2-Panik war schon nachvollziehbar – das kennen wir ja alle, mehr oder weniger, seit einem Jahr, in der Light-Variante…
Kurze generelle Einschätzung meinerseits:
Was ich wie viele andere auch nervig fand, waren die Marco&Sohn-Szenen. Bei Naomi und Holden bin ich insgesamt indifferent; könnte besser, aber auch vieeel schlechter sein. Amos kann ich wie Jayne Cobb genießen, die ha’m beide nicht so den Stock im Arsch wie Worf, entwickeln aber ebenfalls quasi aus dem Nichts Charakter. Avasarala und Draper gefallen mir, vor allem als Duett. Alex‘ Geschichte auch – schade.
@JP1957: Dummerweise gibt’s im Serien und Filmbereich aktuell wenig zum drüber aufregen und leider noch weniger zum Loben. Aber vielleicht kommt mal was zu „WandaVision“. (Hier würde mich ja eine Zukunftia-Rezi sehr interessieren.)
Was die Diskussion hier angeht, so zeigt der Horror-Action-Film „The Hunt“ ja eine sehr unterhaltsame und bitterböse Visualisierung der immer geistesgestörteren Social-Media-Grabenkämpfe. Erst wurde „The Hunt“ wegen eines Amoklaufs in den USA nicht in die Kinos gebracht, dann kam Corona dazwischen. Aber jetzt gibt’s den Film immerhin zu kaufen.
Herrlich! Habe gerade die umfangreichen Filmkritiken zu The Hunt auf Wikipedia gelesen, selten habe ich derart differierende Kritiken gelesen (und man konnte den Ärger bzw. die Begeisterung gegen/ für den Film richtig spüren.
Danke für den Hinweis auf den Film, ich hab ihn mir heute Nachmittag angesehen … beste Unterhaltung und intelligent dazu.
Und die Hauptdarstellerin hat mich echt umgehauen in ihrem Stoizismus.
Schon in den 1970er Jahren gab es zahlreiche „Skandal-Filme“, in denen Menschen Jagd auf Menschen machten. Ich fand sie alle unsagbar öde und vorhersehbar.
Dass „The Hunt“ mich mit immer wieder neuen Wendungen und so viel wunderbarem Humor derart gut unterhalten würde, war die größte Überraschung. Lindelof & Co sind nicht Tarantino, aber sie haben Tarantino zumindest begriffen und können seine Spannungs-Mechanismen sehr effektiv einsetzen.
Dieses Talent scheint einem Herrn Corey wohl abzugehen, der offenbar ein Meisterwerk wie „All Is Lost“ vor Augen hatte und in seinen Ohren schon die Rufe nach Emmys klingen hörte, als er versucht hat, diesen Film für seine Serie ins All zu übertragen. Jetzt ist er sauer aufs schimpfende Publikum, was kleinlich, aber sein gutes Recht ist. Diesem Publikum dann aber Rassismus zu unterstellen, ist unglaublich widerlich. Dass die „Black Community“ dabei seelenruhig zusieht, wie ein weißer Filmemacher die „Race-Card“ für seine Zwecke ausspielt, wundert mich am meisten.
Es gab hier neulich ja eine Diskussion über Anfangsszenen. Die Anfangsszene in The Hunt hat mich gleich mitgenommen. Während des ganzen Films habe ich etwa die Frage im Hinterkopf gehabt , verbunden mit der Angst, dass der Regisseur die Frage nicht auflöst, was ein Minus für den Film gewesen wäre.
Ich war begeistert, als sie in der Schlussszene wieder auftauchte … die Schlussszene gefiel mir insgesamt sehr.
Begeistert war ich auch vom allerletzten Wort von Hillary Swank. Drehbuchautoren, die sich so etwas ausdenken, müssen verrückt sein!
Der Anfang war großartig. Ich muss aber zugeben, dass jeder Film, der mit der 6. Symphonie von Mahler beginnt (die Symphonie ist ein einziges Highlight), ein sehr leichtes Spiel bei mir hat.
@Mikrobi
All Is Lost mag vielleicht langweilig wirken. Aber ich fand ihn extrem spannend bis zum Schluss! Ein Kammerspiel, ein klasse Robert Redford. Und er hat fast keinen Monolog, bis auf das gelegentliche „Fuck“ wenn wieder was scheiße gelaufen ist. Die Stimmung wird immer hoffnungsloser, und man wird als Zuschauer immer nervöser.
Solltest du Gelegenheit haben (und etwas Zeit), gib ihm mal ne Chance. Er hat mich zumindest sehr überrascht.
Das ist halt einer jener Filme, bei denen ich mich schon ein Stück überwinden muss, um sie mir anzugucken. Werd‘ ich vielleicht mal tun.