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„Die Shannara-Chroniken“ – Kritik zur elfigen Serie (ersten 2 Folgen)

„Die Shannara-Chroniken“ – Kritik zur elfigen Serie (ersten 2 Folgen)

Wer etwas halbwegs Kultiges wie Xena oder Hercules erwartet, der sollte seine Kirchensteuer an Zeus noch um einige hundert Prozentpunkte anheben, denn dies hier ist lediglich … – Es macht… Es bewirkt … – Nö, habe nicht mal unter dem Label der vergleichenden Beschimpfungen eine Ahnung, was das hier soll. Ich tippe auf eine Art entgleisten Beauty-Blog, wie man sie von YouTube kennt: Eben steht man noch neben dem Eyebrow-Anmaler, plötzlich kommen Freundinnen rein, setzten einem Gummiohren auf und rufen „Elfeeeenzeit!“, während ihre Boyfriends ein paar Greenscreens aufstellen.

Inhalt: Irgendwas Düsteres erwacht in dieser eher klassischen Fantasy-Welt. Die Elfen müssen sich wappnen und irgendwelche Leute von A nach B reisen. Das Besondere daran: Dies hier spielt in unserer Zukunft, was man ab und an an zerstörten Wolkenkratzern und ähnlichem sieht. Das spielt aber anscheinend keine gewichtige Rolle.

Besprechung:

„Shannara“ ist so etwas wie die Kaugummi-Version einer Fantasy-Parodie. Die Farben sind so künstlich aufgedreht, dass man manchmal nicht weiß, ob man ein geheimes Einstellungsmenü am Fernseher freigeschaltet hat („Oh… Ein Easteregg?“), oder man doch nicht diese stylische Brille mit den Gläsern aus Bernstein hätte kaufen sollen. Ah, Apropos „nicht weiß“: Die Farbe Weiß gibt es hier generell sehr wenig. Lichtsäulen dringen oftmals so massiv durch Fenster(?) und mikroskopische Wandrisse(?), dass man Sorge haben muss, im eigentlich verschlossenen Elfenpalast einen Sonnenbrand vierten Grades davon zu tragen.

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„Nimm diese Zeichnung, mein Junge! Sie zeigt dir den Weg zu den heiligen Kodexen von Sh’marrn, hinter den Klippen von U’ngfug!“ – „Aber ich wollte doch nur zum Justin-Biber-Cosplay…?“ – „Aaaah! Du meinst bestimmt das J’ustin-B’iber-C’os’pla’y?“ – Überstrahlte Helden: Der allgegenwärtige Look alter Hanuta-Werbespots ist nicht jedermanns Sache. Aber von den Girlies mögen es 102%!

Dass die jugendlichen Darsteller ein bisschen wie Models aussehen, die mit ihrem rosa(!) Lippenstift eine magnetische Anziehung auf die Kameralinse ausüben (ein bisschen weiter weg könnte die durchaus mal parken), das ist in der Theorie geschenkt. Wer im Popkornbecher wühlt, fragt sich schließlich auch nicht, warum er dort kein Kobe-Steak findet. Doch in der Praxis von „Shannara“ kommt man mittelfristig leider auch nicht auf primitiven Spaß, indem man vorab mit dem Ärgsten rechnet. Vorherige Relativierungen („Wir gucken das nur zum Spaß“ oder „B-Movies sind ja auch ganz nett“) nimmt sich die Serie nur noch als Ansporn, um die schlimmsten Befürchtungen zu toppen und mit einem schwulen Dreitagebart zu garnieren.

Doch um was geht es hier inhaltlich? Nun, in einer Art koksunterstützten Horrorvision von 2010er Vampir-Filmchen und 1995er-Porno-Filmchen arrangieren arrogante Aggros Dialoge aus dem unbepflanzten Agrargebiet moderner Unterhaltung.

„Gefährliche Welt! Trolle! Hass! Halbelf!“ – „Ich König! Guck mal, der Baum! Mauer! Hüter!“ – Immer schön, wenn ein Trailer den Erwerb des (grundlos) ausführlicheren Materials ersetzt.

Die Autoren konnten beim Einstellungstest spontan einen albernen Klischeedialog zu Ehre, Liebe oder Kriegsgefahr aufsagen? – Die Chance, dass er seinen Weg in diesen verfilmten Hauptschulaufsatz gefunden hat, ist durchaus größer als die Lumen-Anzahl in einer beliebigen Abstellkammer dieser Elfenwelt. Und DAS will schon was heißen!

Wie Laber-Automaten spucken alle Figuren stets das aus, was die Handlung gerade erwartet. Gerne auch mit der Begriffsstutzigkeit eines Kieselsteins, wenn mal gerade alle wieder mal nix raffen sollen/dürfen: „Du hattest eine schlimme Vision vom Ende unserer Welt? Und ich sterbe darin? – Dann lass uns mal kurz Ringelpiez mit Rumrangeln spielen, weil ich gerade anderer Meinung bin, huuuui! Ich dreh mich im Kreis und falle hin!“

Zwangsweise unausgesprochene Gedanken werden so deppenkompatibel „mitgespielt“ (vorgeschobene Unterlippen, doof-bösartiger Blick, etc.), dass man allen Beteiligten, die jenen „Subtext“ nicht mitbekommen, Autismus im letzten Stadium unterstellen muss. Dazu kommt, dass die Dialoge zweckmäßig wie Schraubverschlüsse sind – und keine Fragen offenlassen. Wer geht wann wohin? Wer sucht was wo? Wer ist ehrenhaft, mal so ganz allgemein? – Mit 5-Wort-Sätzen kann man all das prima erklären! Einfach mal mitzählen…

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„Uaah! Diese Welt ist jaaaa groß! Ich kann bis an das Ende der Wurzel gucken! Und der Pferdeschweif ist auch komplett im Bild zu sehen!“ – Die magische Kraft der Kameraeinstellungen: Solche Panoramen erblickt man höchstens mal 2 Sekunden. Die meiste Zeit sieht man nämlich die Redenden, deren Gesichter bis zu 70% des Bildes ausmachen. Das nennt man dann wohl „klassischen Fernsehlook“.

Die neu eingeführte Figur bekommt von der klischeehaft abnippelnden Mutter („Raaaah. Muss … im … Bett … 10 … Jahre älter geschminkt aussehen!“) ruckzuck ein paar blau schimmernde Steine zugeschoben, deren Magieträchtigkeit so offensichtlich und plump ist, dass sie einem sogar die Wohnung des Zuschauers auf links hexen. Im nächsten Moment wird jener losziehende Bub auch schon von einer bösartigen Mädchenfigur vergiftet, was jeder 8-Jährige bereits durchschaut hätte – wenn ein 6-Jähriger ihm die Handlung bis zu diesem Punkt erzählt hätte.

Die Krönung dieser Gegenbeweise zu der These „Heute kann man dem Zuschauer keinen Billigst-Serientrash mehr zumuten“ sind dann abgrundtief dämliche Szenen, bei denen man sich in schlimmster Fanfiction-Romanschreibweise wähnt. So rennen die Alphatier-Anwärter zu Beginn mit verbundenen Augen kilometerweit(!) durch den Wald, was ich bei mehr als 50 Metern (plus Bäumen) schon Panne finde – da hätte ich eine Erklärung in Form einer mystischen „Astralsicht“ oder „Hindernisse stinken bestialisch und machen sich dadurch bemerkbar“ sogar gut gefunden.

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„Du lässt dich doch nur ausnutzen, mein lieber Junge!“ – „Aber … Aber … Es waren doch nur zwei kleine Filmchen!“ – „Hör zu! Bei Schwulenpornos im ‚Legend of Zelda‘-Universum kennt Nintendo kein Erbarmen!“ – „Aber… Aber! Ich habe doch das MASTERSCHWERT in der Hose! Wie Link!“ – Schwülstig bis zur Splisskante: Erstaunlich, dass der „Dawson’s Creek“-Look nach nicht mal 20 Jahren schon wieder modern wird!

Schade ist eigentlich, dass die Effekte gar nicht sooo übel sein müssten. Eine etwas konventionellere Kameratechnik, gemischt ein paar größeren Bildausschnitten, schon hätte es für so einiges gereicht. Gerade die Wälder und Kostüme sind doch hübsch gelungen – den etwas zu edlen Billiglook könnte man ja schnell mit einem Griff in die Produktions-Dixie-Toilette ausgleichen.


Fazit: Meine Erwartungen waren – trotz der exorbitant guten Bewertungen auf Amazon – nicht hoch, wurden jedoch trotzdem noch mal um drei Elfenkindergärten unterboten. Hiergegen wirken selbst die trashigsten Xena-Folgen wie Griechische Tragödien, während einem Look und Farbwahl der „Teletubbies“ plötzlich recht gediegen erscheinen. Schade, denn mit 50% mehr Tiefe in den Dialogen (50 von Null siiiind …?) und einer Präsentation, bei der man nicht den herabgestürzten Regenbogen aufwischen will, wäre es vielleicht noch was geworden. So bleibt es eben eine Teenie-Soap-Schmonzette auf Primaten-Primarstufe.

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Artikel

von Klapowski am 13.06.16 in Serienkritik

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Kommentare (7)

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  1. Onkel Hotte sagt:

    Bei der Flut an Serien, die uns in den letzten Monaten/Jahren überkam, muss ja zwangsläufig auch viel Stuss und Scheisse bei rum kommen. Kann ja nicht jede eine Perle wie Breaking Bad oder Walking Dead sein.

    • Andrej Tippner sagt:

      Walking Dead? Perle? Meinst Du nicht eher diese glibbrige Masse die normalerweise um eine Perle herumschleimt? Das würde eher als Beschreibung für TWD passen.

      @Review
      Sehr gut getroffen :)

      Antworten
    • Onkel Hotte sagt:

      @Andrej Tippner: Also ich bin zwar erst bei Staffel 2 aber bisher wurde ich gut unterhalten und finde die Serie durchweg spannend.
      Eine Zombieapocalypse ist vielleicht nicht jedermanns Geschmack aber gut gemacht ist die Serie durchaus

      Antworten
  2. Susan sagt:

    Reich-Ranicki-Effekt: Wenn der Verriss besser ist, als das Buch/Film^^

  3. Cronos sagt:

    Was solls? Es kommt eben viel Müll im Fernsehen. Schade um die hübschen Kostüme.

  4. Onkel Hotte sagt:

    Man muss es so sehen: Immerhin wurden ein paar Leute davor bewahrt als Kellner jobben zu müssen, für eine gewisse Zeit bekommense Geld vom Studio.
    Man muss es sich ja nicht ansehen. Gibt natürlich auch gute Bewertungen auf amazon, bestimmt von der Twilight-Fraktion

  5. Cronos sagt:

    Auf Amazon oder sonstwo gibts ja immer gute Bewertungen, egal was für ein Schrott das ist.

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