„Captain Crimson 2 – The Witch Soldier“ – 3 Reviews in einem!
Ach, ist das schwer manchmal: Schreibt man nun ein Review zu einem mittelmäßigen Film, der noch dazu älter ist (2015 – 3 Wochen später dann im Amazon-Leihprogramm) oder nicht sooo bekannt/wichtig sein dürfte? Aus diesem Grund hat Gott das Kurzreview erfunden: Eine etwas kürzer gefasste Replik mit allen Dingen, die man sich nach 2 Wochen noch gerade merken kann, drei Bildchen rein, zuletzt Homepage-Oscar beim Grimme-Institut abholen. – Sehet also nun Besprechungen zu „Captain America: The Winter Soldier“, „The Witch Hunter“ und „Crimson Peak“…
Captain America: The Winter Soldier
Anders sollte der zweite „Captain America“ sein, erwachsener, düsterer, dem Kindercape entwachsener. – Nun, ganz Unrecht hat die Vereinigung „BKN“ (= Bekiffte Kritiker Niedersachsens) damit nicht. Denn diesmal gibt es keine Massen an Bösewichten einer hundertköpfigen Anabolika-Vereinigung, die mit einer eher oberflächlichen Interpretation einer Computeranalyse diverse Massenmorde begehen will. („Ah! Wenn wir allen Menschen den Popo abschlagen, muss keiner mehr Bäume für Klopapier fällen!“)
Nein, diesmal gibt es vielmehr eine halbstaatliche(?) Organisation, die aufgrund nicht näher erläuterter Statistiken zu wissen glaubt, wer irgendwie© die Welt destabilisieren will. Ergo: Mit einem Todeslaser eine Million Punkte auf dem Globus abschießen… – Wie? Das ist doch wieder der übliche Hochleistungskäse über Bösbuben, die ernsthaft Genozid mit Worten wie „Wir wollen ja nur Ordnung!“ betreiben? Aber nicht doch, liebe Zuleser! Erstens ist das alles noch viel klischeehafter als sonst (gibt es eigentlich keine echte Regierung mehr, welche von derartigen Entwicklungen Wind bekommt?) und zweitens wird Captain America diesmal von einem alten Freund bedroht.
Praktischerweise hat der eine komplette Gehirnwäsche bekommen, weswegen die Beziehung der beiden in einem lahmen Rückblick („Wir stehen den Tod deiner Eltern zusammen durch – das wird in 70 Jahren noch mal wichtig, pass auf!“) abgehakt werden kann. Und natürlich in der üblichen Szene beim Endkampf: „Erkennst du mich nicht?“ – KLOPP – „Okay, komme ich dir nach diesem Schlag bekannt vor?“ – RUMMS – „Oder nach diesem?“ – WEMMS.
„Gut, dass das Fahrzeug die Schüsse abgefangen hat. Sogar HINTER MIR.“ – Wie jeder Marvel-Film stellt auch dieser moralisch hochbrisante Fragen. Zum Beispiel, ob ein einziger Scharfschütze oder ein normaler Giftmord nicht besser geeignet wären, bestimmte Personen auszuschalten, ohne durchschnittlich 400 Personen Obdach- und Fahrzeug-los zu machen…
Dabei gefiel mir der Beginn sogar: Die erste Actionszene mit Samuel L. Jackson war bodenständig und spannend, da außer einem Auto und einer Straße nichts viel benötigt wurde – vielleicht noch Blut. Doch spätestens ab der Enthüllungsszene im Geheimbunker („Ich bin ein künstliches Lebewesen auf Magnetspulen, völlig unbewacht, egoistisch und heiß darauf, innerhalb von 2 Minuten zerstört zu werden!“) ließ die Handlung doch schneller nach, als man einen großen Stern auf ein blaues Schild kritzeln kann. „Pseudocool“ soll hier mein Wort der Stunde sein.
Das Ende ist übliche Mischung aus Rumhangeln und größtmöglichem Krachbumm in übertechnisierten Anlagen, die gerne mehr Abgründe als der Mount Everest und Jenny Elvers zusammen aufweisen. Schade um den fast ruhigen, coolen Beginn.
Fazit: SHIELD ist korrupt – jedoch nur der zweihhundertköpfige Rechtsausleger. Nach einem explosiven Kehraus wird sicherlich wieder alles gut, Samuel L. Jackson wiedergewählt und im nächsten Film eine etwas andere Krachbumm-Geschmacksrichtung angeschlagen. – Insgesamt natürlich unterhaltsam, für eine ernsthafte Besprechung aber wieder zu viel Kasperletheater im Sprechblasen-Kabarett.
The Witch Hunter
Wie vermisse ich die alten Schwarzenegger-Filme heute! Selbst die letzten, die ich zu zählen bereit bin („Terminator 3“, „End Of Days“) hatten einen naiv-hochwertigen Charme, den ich heute nur selten sehe. Entweder werden einem nun Charakterproblemchen vorgespielt (siehe Review oben), wo man einfach auch einen 5-minütigen Furz hätte verfilmen können, oder aber es wird komplett beknackt („John Carter“).
Vin Diesel ist einer der letzten, die das „Duke Nukem“-Gefühl noch in beiden Schießeisen mit sich herumtragen. Einen lockeren Spruch, dazu einen Gesichtsausdruck, der an eine Nahrungsmittelunverträglichkeit erinnert, fertig ist die Laube – welche eh gleich gesprengt wird. So erinnert dieser Film auch an eine schöne Mischung aus „Blade“, Bubblegum-Fantasy und „Riddick“. Ein solides Stück Action-Porno mit leichtem Hexenanstrich. Wenn Diesel als ganz besonderer „Experte“ seinen überfüllten Waffenschrank inspiziert und seinen Mentor nicht 100%ig ernst nimmt, hat das durchaus seine Momente.
„Wir drei werden das Böse vernichten!! – Disclaimer: Einer von uns wird uns verraten, wobei eine bereits in Vergessenheit geratene Person wieder auftaucht, um die drei Personen voll zu machen. Disclaimer Ende.“ – Witch is the greatest? Wem der Film zu blöde ist, der spielt zwischendurch das beliebte Spiel: „Schnell, nennt für jede Person einen Film oder eine Serie, für die diese seeeehr bekannt wurde!“
Schade nur, dass es den Actionszenen etwas an Alleinstellungsmerkmalen mangelt. Hier wird einem zwar alles geboten, was rumspringt, schießt und unter Drogeneinfluss bunt wird, jedoch war jetzt keine Szene nachhaltiger als ein Kohlekraftwerk. Hier fehlte es an ein paar saftigen Zweikämpfen mit einem Bösewicht, der NICHT zufällig bis zum Ende darauf wartet, überhaupt erst mal wiedererweckt zu werden. Die Kloppereien mit stummen Wrestler-Typen und rumflitzenden CGI-Augentests (= wer mehr als drei Details erkennt, hat den Einstellungstest zum Astronauten bestanden) sind dann doch nicht gaaanz das, was man unter kultig versteht. Hexen-KULT hin oder her…
Auf jeden interessanten Einfall – wie z.B. den total auf unschuldig verzauberten Tatort – folgt leider eine Idee, die selbst mit dem Wort „Leerdammer“ nicht als cheesy genug umschrieben werden könnte. Richtig nervig fand ich sogar einige CGI-Effekte, wenn wieder zu sehr draufgehalten wurde. Gibt es eigentlich EINEN Film, in dem es toll aussieht, wenn Computer-Ranken irgendwelche Menschen wegzerren? Das passiert hier nämlich mehrfach und besitzt den Charme einer Tech-Demo für eine Demo, welche die Schwachstellen heutiger Beleuchtungs-Algorithmen aufzeigen soll.
Fazit: Popkornfilm für Dieselfahrer. Wer es bunt und leicht prollig mag, wird mit dem unsterblichen Hexenhauer sicherlich seinen Spaß haben. Für die volle Spaß-Tankfüllung reicht es aber nicht ganz, dank üblicher Probleme von üblichen Filmen wie diesen. Wer sich aber hierüber über alle Maßen ärgert, hat schon beim Anklicken des Covers bewiesen, dass er gerne mal falsche Erwartungen aufbaut.
Crimson Peak
Ich mag die „Thor“-Filme. Allerdings lediglich, um an den Bruder des Behämmerten ranzukommen: Nur der Loki-Darsteller hat dieses verschmitzte, auch verschwitzte (die Haare sind ja doch immer lang und glänzend) Aussehen mit diesem Maß an Ironie, das Heteromänner so wuschig werden lässt. Somit hatte Del Toros neuester Film bei mir einen Startvorteil, der sich nicht mit kunterbunten Gothik-Kulissen aufgewiegen lässt – die man natürlich trotzdem sieht.
Doch am beeindruckendsten in dieser Abenteuer über eine Frau, die nach dem Tod ihres Vaters in ein schick auseinanderfallendes Anwesen zieht, ist natürlich die zweistündige Geschichte… – HA! Jetzt habt ihr mir fast geglaubt, oder? Die Story um einen Heiratsschwindler und seine irre Schwester ist eigentlich so sehr Standard, dass man dafür nicht mal den Star des Films hätte aufbauen müssen – nämlich das an Details überbordende Haus. Nüchtern betrachtet hätte man die Geschichte auch vor ein paar Tagen in Höxter spielen lassen, was man zuliebe der Abwegigkeit meines Beispiels auch einfach mal TAT.
„Nein, meine Liebe. Ich sagte ‚gut und lange pennen‘ in diesem Haus. Wirklich!“ – „Okay. Ich hatte wirklich mehrmals ‚rennen‘ verstanden, mein herzallerliebstes, aber leicht dubioses Schnurzelchen!“ – Wäre selbst Batman zu dunkel: Der Requisiteur zeigt uns hier mehrmals, wo der Frosch die Schnörkel hat…
Um es kurz zu machen: Der Film macht wenig falsch, bis auf die Tatsache, dass die Art und Länge der Präsentation irgendwie MEHR erwarten ließen. In einem kleineren Rahmen (und um 40 Minuten gekürzt) hätte die Drangsal der gefangenen jungen Frau mehr Wirkung entfaltet als mit den Roter-Ton-Seen vor dem Haus, CGI-Geistern, die alle halbe Stunde mal durchs die Flure dampfen (ja, wir haben es verstanden: Raucheffekte sehen inzwischen wirklich gut aus!) und vielerlei Details mehr.
Ja, es gibt ein bis zwei „schöne“ Gewaltszenen, ein bisschen Gerenne, aufpeitschende Musik und schier unglaubliche Enthüllungen. Wenn auch letzteres nur für Abalabum Mumbsalalm vom Stamm der Felalbam, welcher zum ersten Mal einen Film sieht. Die Schauspieler und die Präsentation machen den Film dann aber doch noch knapp zum stabilen Vergnügen. Auch wenn man Del Toro nach „Pan’s Labyrinth“ mal wieder anraten möchte, es lieber mit kranken Puppen und Masken zu versuchen, statt 29 Schockelemente in einem einzigen Digitalgeist zu „verstecken“.
Fazit: Schöner Film, nächster bitte. – Die Geister erfüllen leider keine große Funktion (vom Arbeitsamt eingeteilt?!) und den zweiten und dritten Akt hätte ich gerne schon etwas früher gesehen. Dennoch macht der Streifen doch noch einen schlanken Fuß, was teilweise an der dicken (Kulissen-)Hose liegt. Für den nächsten dann aber bitte wieder mehr spannende Einfälle, ja? Gegen den Gastauftritt von Hellboy hat hier schließlich niemand was…
Übersicht