„Asterix bei den Pikten“ (Band 35) – Ein Nitpick(t)er-Review
Das ich das noch erleben darf, dass sich Asterix noch mal erheben darf! Nach Uderzos zuletzt gezeigten Plattheitspornos für dreijährige Musikantenstadl-Liebhaber durften nun also doch mal ein neuer Autor und sein Zeichner ran. Nämlich Ferri & Conrad. Ihre Story- und Figurenentwürfe wurden dem Altmeister anonym vorgelegt, woraufhin dieser – der Legende nach – seine Alzheimertabletten zu dem Schriftzug „Die sollen es werden“ auslegte. Doch schon der Titel „Asterix bei den Pikten“ missfiel bereits vielen Fans, vermuteten sie doch schottenhaften Geiz bei der Auswahl des diesmal auserkorenen Täter… äh… Schmökervolks. („Wiiiee, keine Kanadier?“)
Angeblich hat Uderzo bei Band 35 nur noch „ein bisschen“ geholfen („Mehr Supermann-Figuren, schnorch!!“), aber da ich von seinen zuletzt vorgestellten Storytelling-„Qualitäten“ (= Geschichte fängt alle 2 Seiten von vorne an) HIER nur wenig gespürt habe, hat man seine Einwände wohl mit einem bunten Katzenspielzeug und Haftcreme-Coupons zerstreuen können.
Aber erst mal zum Inhalt: Ein tiefgefrorener Mann im Kilt wird an die Küste des Dorfs der Unbeugsamen gespült. Nach dem Auftauen bringen Asterix und Obelix den zunächst sprachlosen Besucher in sein Land zurück, wo es seine Verlobte zu retten sowie Römer und feindliche Nachbarstämme abzuwehren gilt. Nebenbei sucht man seine Medizin, guckt sich ein paar Gebräuche und Anekdoten an (haha, die Pikten haben die Piktogramme erfunden!) und geht kurz durch zweieinhalb Höhlen.
Und um es gleich klarzustellen: ICH hätte als Asterix-Neuling auch erst mal eine klassische „Asterix bei den …“– oder „Asterix in …“-Geschichte gemacht. Auf dass die Figur auch gesellschaftlich wieder „In“ wird, bevor die neuen Macher auch kreativ mal so richtig aus sich „out“… äh, raus gehen können. Klar, viele hätten lieber Chinesen, Australier, Polen (mit Schweifen von geklauten Pferden am Helm?) oder dergleichen mehr gesehen. Aaaaber gegen die Schotten bzw. Pikten sprach jetzt eigentlich nur, dass sich die Fans in ihrem Kopp inzwischen viel abgedrehte Xenophilen/Xenophoben-Storys ausgemalt haben, die schon fast wieder in die Region von „Gallien in Gefahr“ kamen.
Schlag-Anfall: Ich glaub, die spinnen nicht, die Rö… Stöhner. Nämlich die, die über den deutlich ungenaueren Grafikstil mosern. Denn hier wird erstmals auch das Gesicht der Verklopper mit fortschreitendem Kampf immer matschiger. Das ist aber schon eines der schlechtesten Bildchen, ehrlich!
Wie auch immer: Der von mir vor Jahren noch vermutete Uderzo-Band namens „Asterix und die Klonmaschine“ ist mit Nummero 35 ausgeblieben und hat einer sehr soliden Geschichte zum Thema „Und da war NOCH ein von den Römern unterdrücktes Volk“ Platz gemacht. Und wenn man von kleineren Inhaltsdefiziten absieht, auf die wir gleich noch kommen werden, so muss ich anerkennend feststellen: „Die stimmen, die Neuen!“ (*Tock, Tock, Tock*) – Die ersten präsentierten Zeichnungen sahen zwar teilweise noch etwas gruselig aus (Häää, „Asterix und das Gesichtsvakuum“ oder was?), aber im fertigen Album muss ich dann doch anerkennen, dass die Bilder deutlich dynamischer als die letzten von Uderzo sind. Zwar fehlt ein Tick Detailverliebtheit, Schattenschraffur und Minigags (z.B. Idefix, der neugierig unter einen Schottenrock steht und hochschaut?), aaaber: Dafür hat man nicht mehr das Gefühl, dass sich Uderzo, oder auch „Uh. Der so?“ (= Seine Frage, ob Obelix zeichnerisch richtig getroffen wurde) weiterhin an einer Schablone abarbeitet.
Hier aber sieht’s gut aus, manchmal sogar fast perfekt und kaum vom Original (bevor das Original seine eigene Kopie wurde) zu unterscheiden. Die Story scheint auf dem ersten(!) Blick auch zu passen: Das Timing aus Wortspielen, Bildgags, rassist… äh Asterix-typischen charmanten Vorurteilen, Lerninhalten und Charaktermomenten scheint sehr ausgewogen, auch wenn ich persönlich auf ein oder zwei „Hööörr Asterix!!“-Rotkopfszenen hätte verzichten können. Und das Monster von Loch Ness einfach plump als Monster zu ZEIGEN, war humoristisch jetzt auch nicht frischer als Verleihnix’ Fische. Da hätte ich mir lieber einen C-Plot gewünscht, in dem ein schwimmendes Objekt (von mir aus eine sinkende Römer-Galeere im Nebel) als Slhouette nur wie ein Monster AUSSIEHT! Ich hätte das jedenfalls verstanden und die erfolglose Suche nach dem Hustensaft vom Dingsbums in der plottechnischen Nebenhöhle (haha!) hätte man sich damit auch ersparen können…
Haut(e) Couture! Und alle anderen gleich dazu! Diese wichtige Szene klärt immer noch nicht auf, warum die Wortspiele „Stammhalter“, „Balkendiagramm“ und „Cafè Latte“ hier sträflicherweise weggelassen wurden. Immerhin zeigt das Bild aber ganz gut auf, wie die Besprechungen des neuen Asterix-Bandes im Internet derzeit verlaufen. Leider habe ich vergessen, welches von den drei kopflosen Schafen unseren Freund Uderzo darstellen soll…
Überhaupt hatten die Römer und der fiese Pikten-Stamm etwas zu wenig relevante Screentime… äh… auf dem eBook. Vier-fünf durchaus gelungene Gags mit (geworfenen) Baumstämmen (Fand ich lustig: „Und da sagen die, Wasser habe keine Balken.“ *Schwimm*), eine kurze Verbrüderungsszene zwischen den neuen Alliierten, eine zurück-abgewickelte Frauenentführung… und das war es dann schon. Man hat zwar nicht das Gefühl, dass hier krampfhaft Seiten mit Zaubertrank-Rambazamba und Selbstbeweihräucherung gefüllt werden sollten, aber mir fällt es trotzdem schwer, hier eine adäquate Handlungszusammenfassung zu geben. Aber bei Asterix ist ja seit einiger Zeit auch eher die HANDELSzusammenfassung wichtig, nämlich dessen Verkaufszahlen der neuesten Albert-Goscinny-Gedenk-Alben-Albernheiten.
Aber eigentlich bin ich trotzdem irgendwie zufrieden: Asterix und Obelix fressen, kloppen und Piraten-Versenken hier eben noch etwas zaghaft, was ich nach einem 15-Jährigen Qualitäts-Winterschlaf wohl auch erst mal tun würde. Diese Ausrede haben die NEUEN Figuren allerdings nicht, von denen die Hälfte uninspiriert oder zumindest leeeicht Kacke aussieht. Dieses Gesichtsgulasch hätte durch ein „Casting“ von einem Dutzend mutigeren Alternativzeichnungen (mit späterer Bestenauswahl) vielleicht vermieden werden können.
Im Prinzip ist hier aber alles drin, was der Fan braucht, nur eben halt nichts darüber hinaus. Der freundliche Piktenstamm bleibt so blass, dass man es Obelix gleichtun möchte und sich statt den Sprechblasen nur die Kochtöpfe ansehen mag. Dafür fand ich die Stimmung im Gallier-Dorf, die mit dem römischen Volkszähl-August noch abgerundet wurde, äußerst „rund“. Methusalixchen erwacht aus dem Fieber und trägt plötzlich einen Schottenrock zwecks sexueller Stimulation seiner Gattin, die Kinder bauen einen Cäsar-Schneemann und Gutemine hat früher von einem rothaarigen Krieger geträumt, als ihr Mann noch schlank war. Ja, alles keine Humorklopper, aber Asterix war ja noch nie eine platte Sitcom. Und die Eigenart, uns Uderzos Ideen-Reißbrett mit dem Satz „HAHA, ein Zaubertrank, der das Micky-Maus-Alien gaaaanz groß macht!“ um die Ohren zu hauen, ist ja auch erst die letzten 10 Jahre aufgekommen.
Die Grundthemen des Albums: Verstimmungen nach Schwimmübungen und Stimmübungen. Ein leichter Rückfall in die späte Uderzo-Ära des ganzseitigen Papierbefüllens mit Fabelfiguren sei den Autoren hier übrigens erlaubt. In dem bereits geplanten Band „Asterix bei den Japanern“ werden wir uns eh noch genug darüber ärgern, dass wir Godzilla im Querformat über 2 Doppelseiten betrachten müssen. Und irgendwie muss dem mikroskopischen Tierkosmos, der durch das Zeichnen von Idefix entsteht (*Punkt auf Bild tupf*), auch durch irgendetwas entgegen gewirkt werden.
Wäre das Finale bei der Häuptlingsansprache eeetwas tiefsinniger oder überraschender verlaufen, so wäre ich vielleicht noch etwas euphorischer gewesen. Aber immerhin waren feine Politikanspielungen zu parteilosen Kandidaten und neutralen Parteien dabei… Eher negativ würde ich aber die Auflösung des Haupt(sache fertig)-Plots bezeichnen: Dass der Überbekinnte am Ende seinen rätselhaften Dauersprachfehler (bestehend aus der Angewohnheit, moderne Liedtexte anzustimmen) auch ohne seine Klosterfrau-Melissengeist-Pulle überwindet, das war für die Nicht-HNO-Ärzte unter uns nur leidlich spannend. Hier hätte man alte Klischee-Zöpfe noch etwas mehr beschneiden können, statt der blassen Frauenfigur am Appendix(!) der Story gleich FÜNF an das Haupt zu zeichnen. Das machte die kleine Liebesgeschichte auch nicht praller, die man in einem Comic um Zotteldruiden, Wortspiele und dick… vollschlanke Wildschweinliebhaber aber auch nicht überbewerten sollte. Und in vollster Konsequenz auch besser gar nicht erst einbauen.
Trotzdem mag ich den Humor hier… noch so eben. Der dumpfesten Zeile („An sieben Krücken muss ich gehen…“) stehen zahllose andere gegenüber, die manchmal ein grundlegendes Verstehen der besseren Asterixe offenbaren. – Welches schon fast an zeitversetzte Goscinny-Telepathie grenzt. Alles zwar etwas ängstlich bei sich selbst kopiert & abgewandelt, aber das ist immerhin schon mehr Eigenleistung als bei Guttenberg damals.
Die beste Szene raus-gepikt: Nach dem starken Anfang im Dorf, bei dem einem der Typ im großen Glas-Osterei bereits völlig egal ist, wird die Story leider immer beliebiger. Aber dafür hat man im weiteren Verlauf ja Wortspiele wie „Das Projekt ist auf Eis gelegt“, die unser Humorzentrum ausreichend stimulieren, während die Story verschämt an uns vorbeischleicht.
Fazit: Die Bewertung ist hier schwieriger, als im Asterix-Universum eine bezahlbare Schiffversicherung im Piratengewerbe abzuschließen… Dies hier ist 10 mal besser als der letzte Uderzo-Band, aber nur halb so gut wie die allerbesten Asterix-Abenteuer. Da ich die eigenständige(?) Weiterkopierung(?!) des Gallien-Gelöts aber unter den neuen Machern ausreichend sympathisch finde und ich deutlich merke, dass man hier erst mal (gewollt!) mit angezogener Handbremse – und angstvoll zugeschissener Hose – losgekritzelt hat, will ich unsere göttliche Gnadenbepunktung auf ein überdurchschnittliches Niveau festzurren. Hier geht noch was! Aber das nächste Mal bitte nicht nur wieder bei Volk X ein Dutzend lustige Klischees für Lau abstauben, um dann nur auf einer Halbseite den Römern eine laue Breitseite zu verpassen…
Danke dafür schon jetzt, Autor Verzagnix und Zeichner Weiterwix, ihr schafft das schon!
Eine Entwarnung möchte ich zu Beginn schon einmal zum Zeichenstil aussprechen: Klar, ganz ohne Veränderungen geht es bei einem Künstlerwechsel wohl einfach nicht, aber es ist schon verdammt beeindruckend wie gering die Unterschiede ausgefallen sind. Wenn mir beim Uderzo die Gesichtsausdrücke noch irgendwie besser gefallen haben. Aber auch dieser hat sich ja im Verlauf der Bände nochmal SEHR verbessert, wenn man sich z.B. „Asterix der Gallier“ so ansieht.
Enttäuscht hat mich da schon eher der Story-Bereich, bzw. die Witze darin.. Denn diese sind oft so EXTREM platt geraten, daß in Folge auch die eher seltenen besseren Exemplare darunter leiden. Wobei ein paar davon wohl auch dem Übersetzter angekreidet werden müssen: „Aber wenn ich mir diese Tätowierung so ansehe…“ – „Vielleicht ein Tätowiener?“. Bruahaahaaar! Hammergag! Vielleicht sogar aus Oberhammerstein?
Die Geschichte selber ist dagegen schon fast langweilig in ihrer Einfachheit. Pikte im Eiswürfel treibt ans gallische Land, unsere Helden müssen ihn zurückbringen und mit seiner Verlobten vereinen. Also quasi eine Mischung aus „Der große Graben“ und „Asterix bei den Briten“, was beide letztendlich aber wesentlich unterhaltsamer erzählen konnten. Schon deswegen wirkt die knappe Nebenhandlung um einen römischen Volkszählungsbeamten eher wie sinnfreies Füllmaterial. Zumal ich auch die Pointe nicht nachvollziehen konnte, daß dieser sich darüber aufregt daß die Gallier bis zum Ende der Zählung nicht ALLE stillstehen!
Ist natürlich alles sehr subjektiv und Kollege Klap sieht es weiter oben vielleicht ganz anders. („Hohoooo! Mich PIKT die Diestel! Einfach köstlich, volle Punktzahl!“)
Trotzdem, für mich war die Kluft zwischen fast schon schmerzenden Schoten („Zur Ehre der Truppe!“ – „Hä? Karriere und Suppe?“ oder „Meine Familie bildet einen Patchworkclan.“) und vergleichsweise subtilen Witzen („Wir bringen diesen Pikten noch bei, ihre Wege zu schottern!“ oder „Rockmusik, benannt nach dem Kilt der Barden.“) enorm groß und tendierte leider auch zu ersterem. Am lustigsten sind da eigentlich noch die vielen 1-Stern Amazon-Bewertungen, weil FARB-COMICS auf dem Kindle total überraschend extrem doof aussehen! Romanen muß man schließlich auch Niedrigstnoten geben, wenn die Animationen auf dem Papier so ruckeln…
Merkwürdig bis albern wirkte auf mich übrigens auch der Gag, daß „Mac Aphon“ durch den Hustensaft von Miraculix zwanghaft Songtexte schreien musste. Das plötzliche Einstreuen von „Bad Vibrations“ oder „She’s my Baby!“ erinnerte mich jedenfalls arg an Goldmember aus Austin Powers, welchen ich jedenfalls eher selten in einem Atemzug mit Asterix nennen würde.
Fazit: Eine klare Verbesserung zu den beinahe schon geisteskranken Spaßzombies wie „Gallien in Gefahr“, „Latraviata“ und „Obelix auf Kreuzfahrt“, aber andererseits auch kein kultiges Meisterwerk wie der „Kupferkessel“, „Lorbeeren des Cäsar“ oder halt alle anderen Werke in welchen Goscinny noch mitgewirkt hatte. Besonders im Humor-Bereich wäre noch ein bisschen mehr Zaubertrank nicht verkehrt, sei es von Seiten Ferris oder des Übersetzers Klaus Jöken, wo ich mir mangels Originalvergleich nicht sicher bin. Gerade daher würde mich ein Vergleich mit dem französischen Original durchaus interessieren. Manche machen sich offensichtlich ja die Arbeit, beim Teutates!
Wertung: 6 von 10 Pikten
Wie? Was? Die Ga..ga…? Wie konnte das an mi‘ vo’übergehen?
Seit Jahren warte ich auf den neuen Band und verpasse dann das Ausgabedatum? Sollte der nicht erst nächste Woche…? Warum hat um 7.34 Uhr der Comicbuchladen meines Vertrauens noch nicht geöffnet?
Ich habe in der Mittagspause versucht, die Originalatmosphäre wieder herzustellen, die damals im meinem Kinderzimmer herrschte, als ich Asterix lieben lernte. Leider konnte ich auf die Schnelle keinen Nena-Starschnitt aus der BRAVO und keinen 14-Zoll-Röhrenfernseher auftreiben. Aber 14 Marsriegel und ein zerwühltes Bett kamen der Sache schon nahe.
Leider hat sich das alte Gefühl dennoch nicht wieder einstellen wollen, was vor allem an den bereits von Klapo und Sparki erwähnten Minuspunkten lag. Zeichnerisch scheint mir der neue Band eher ein Rückschritt in die Frühphase der Asterix-Reihe zu sein. Die Figuren wirken weniger groß und füllig als man sie zuletzt bei Uderzo kannte. Insbesondere Asterix‘ Augenausdruck hat mir gar nicht gefallen; er erinnerte an seinen „Red-Bull-Flash“ in „Latraviata“ Die Handlung hat eine solide Grundidee, wurde aber für meinen Geschmack nicht gut umgesetzt. Die Erzählung wirkt unausgewogen und hektisch, irgendwie nicht aus einem Guß. Völlig überflüssig war etwa der römische Volkszähler. Warum mußte er sich monatelang in dem Dorf aufhalten, um 50 Bewohner zu zählen? Die deutsche Übersetzung ist zum Teil wieder ähnlich aufdringlich und albern wie in „Latraviata“.
Nie gewöhnen werde ich mich an den Handletteringstil. Für mein Empfinden schlecht lesbar. Was war eigentlich gegen Druckschrift sowie Groß- und Kleinschreibung einzuwenden?
Nena ? Bäh, Sandra klebte lebensgroß an den Schränken. Und du durfest einen Fernseher auf dem Zimmer haben ? Musst du eine glückliche Kindheit gehabt haben