„Alien 3“ – Ein rostiges Review
Wenn schon, denn schon: Warum nicht gleich auch den dritten Teil der „Alien“-Saga besprechen? Auch wenn das epische Wort „Saga“ langsam etwas zu groß wird und ich es spontan (und unlustig) einfach durch das ähnlich klingende „Sackhaar“ austauschen möchte. Denn hier geht es vor allem um Männlichkeit, Schweiß, Testosteron und dunkle Räume. Oder, anders gesagt: Die „Alien“-Variante eines 2-stündigen Aufenthalts in einer dunklen Fußballerdusche. Mit leerem Ball als Kopf, wohlgemerkt…
Regie: David Fincher
Jahr: 1992
Budget: 50 Mio $
Besprechung:
Die ganze Story krankt (schon rein herpesmäßig) an einem Grundproblem: Glatzköpfe mit fragwürdiger Religion in einer zweckentfremdeten Bakterienkolonie irgendwo zwischen Neu-Kölln und einer geschlossenen Rostfabrikation? Wenn ich DAS sehen will, werde ich Mitglied bei der NPD oder dem rechten Zweig der Zeugen Jehovas! Trotz mehrfachem Sehen und verkrampften Versuchen, das auf Fanboy-Ebene mächtig gut zu finden („Na ja, immerhin benutzen die noch eine 73er Rohrmuffe, ist also für Retro-Fans interessant.“), altert der dritte Teil aber schneller als ein toter Fisch auf dem Parkplatz. Auch mit viel psychologischem Einfühlungs- bzw. Einbildungsgeschick sieht man einfach nur Glatzen, die gern platzen. – Dumme Glatzen, mitteldumme Glatzen, Glatzen, die vermutlich dumm sind, aber wenig reden, hässliche Glatzen sowie Statistenglatzen. Keine Glatz… äh, Glanzzeit für das „Alien“-Franchise, es sei denn, man rechnet das von der Kopfhaut reflektierte Licht mit ein.
Dazu kommt, dass das eine Alien einfach nicht richtig „rulen“ will, wie der Neudeutsche des Jahres 2002 es zu sagen pflegte. Die Computeranimationen sind in einigen Szenen (kaum Licht, wenige Bewegungen, ausgeschalteter Fernseher…) maximal mittelmäßig, an andere Stellen aber so schlecht, dass man sich fragt, was zum Geier man sich Metaphorisch-Einprägsames fragen könnte, um seinen Missfallen Ausdruck zu verleihen. Aber ich gebe zu, dass mir das erst mit BluRay-Auflösung und 50-Zoll-Fernseher so richtig aufgefallen ist. Also der Mund jetzt. Vor Schreck weit aufgefallen.
„Wirklich, Sie können uns vertrauen! Wir sind ein offiziell eingetragenes Unternehmen und bringen alle erforderlichen Zertifikate mit!“ – „Nein, Danke. Ich bleibe dann doch lieber bei meiner bisherigen Drückerkolonne.“ – Sch(l)ießbudenfiguren: Diese einsamen Gewalttäter würden gerne mal wieder eine Frau… einladen. Unvergesslich ist die Szene, in der 3 von ihnen Ripley mit selbstgeschnitzten Rosen (aus harter Kacka) und einem Rotwein überraschen, der verdächtig nach roter Batteriesäure aussieht.
Und wenn ich jedes Mal einen Euro bekommen hätte, wenn irgendein Haardeserteur an einer geschlossenen Tür steht (da gab’s doch mal was mit „rechtzeitig durchgehen“?), nach seiner Mami schreit und danach eben… nie wieder, dann wäre ich heute reicher als der Papst. Der König aller Schwachpunkte ist sowieso das ständige „Jagen“ und Anlocken des Aliens, was für mich so wirr und undurchschaubar ist, wie eine Pokerpartie mit klingonischen Karten. Auf jede korrekt geschlossene Schleuse kommen gefühlt 13 andere Ausgänge, durch die das Alien wieder munter zum Skin-Kauer wird. Und das mindestens eine Stunde (eine „Alien 3“-Stunde sind allerdings 7 Hundejahre) lang, im Director’s Cut sogar noch mit der schwachsinnigen Wendung, dass der eine irre Haarabstinenzler den mühsam gefangenen „Drachen“ wieder frei lässt, weil… – das kann mir wohl nur der filmpsychologische Berater des Films erklären.
Erstaunlich auch, wie ewig lange es dauert, bis das Alien in Ripleys Bauch endlich mal seine gemütliche Kuscheldecke aus Gedärmen zurückschlägt und rausbricht. – Übrigens ist dieser mitreißende Moment ebenfalls NICHT im Directors Cut enthalten. Was der Sterbeszene über dem flüssigen Metall ungefähr so viel Kraft verleiht wie einem Ferrero-Werbespot. Übrigens ruckelt im „Final Cut“ sogar die nachträglich eingefügte Fallanimation. Wir bei Zukunftia hätten ja einfach das Ripley-JPEG stufenlos(!) kleiner gezoomt, aber so was war 2003 schließlich noch teuer und mein Grafiker Sparkiller hatte gerade keine Zeit, weil er dringend auf den Lokus musste. Schade!
Aber auch in der Originalversion hat man das Gefühl (na ja, sagen wir: zwischen all der Gefühllosigkeit), dass irgendwas an dem Streifen fehlt. Da Ripley eh verloren ist und inzwischen härter wirkt – und aussieht – als Rambo im Kampfhundkostüm, identifiziert man sich langsam auch nicht mehr mit ihr. Und auch der Arzt, den sie liebte (Titel für Sat.1-Movie?) macht höchstens durch sein grantiges Kantengesicht auf sich aufmerksam, das wir gerade als „Tywin Lannister“ bei „Game of Thrones“ wieder sehen dürfen. Auf emotionaler Ebene ist jedoch Ebbe in dieser Geisterbahn für Strafgefangene. Fast noch am sympathischsten wirkt da „75“, der aufgrund seines niedrigen Intelligenzquotienten so genannt wird, im Laufe des Filmes aber spürbar seine letzten Hirnzellen zusammenkratzt und am Ende nicht mehr ständig den letzten Satz seines Vorgesetzten wiederholt. Was aufgrund dessen Totheit auch eher unscheinbar gewesen wäre.
„Verdammt, warum verfolgst du mich ständig, du Biest?!“ – „Wuff… Du riechst… Wuff… seit Teil 1 nach Miezekatze, hechel!“ – Mutt(i)er(te) Natur: Hunde-DNA lässt nicht nur Männchen machen, sondern REDUZIERT die Männchen hier sehr stark. Diese Szene hier ist das, was man zu 93% findet, wenn man Bilder zu diesem Film googelt. Sie scheint die Leute also beeindruckt zu haben. Oder kurz vorher gab’s eine besonders laute Szene, so dass alle genau zu DIESEM Bild wach geworden sind…
Es fehlt einfach das gewisse neue Element wie die Alienqueen im 2. Teil oder ein unschuldiger Charakter, den es zu schützen gilt. Den geplatzten Hund (bzw. den Kuhkadaver im Directors Cut) vom Beginn mal großzügig außen vor gelassen. Selbst Wissenschaftskritik, Militärsatire oder eine Spitze in Richtung des Familienministeriums gab es diesmal nicht. Klar, die Eierköppe glauben anscheinend an irgendeine religiöse Mischung aus Jesus und Jack the Ripper, aber das wurde sooo oberflächlich und gewollt kontrastreich umgesetzt, dass mir beim Einschlafen fast meine Bibel zwischen die Pornohefte gerutscht ist.
Hier wird zum Selbstzweck gestorben… Ekligen Schleim und anderen Dekokram an der Decke oder Verätzungen oder einfallsreichere Todesarten gibt es nicht. Dabei macht David Fichner als Regisseur durchaus einen guten Job und müht sich redlich am fleischlosen Script ab: Schon bei „Sieben“ und „Fight Club“ fiel mir auf, dass niemand Rost so schön in Szene setzen kann. Auch hier will man spontan mit einem Eimer Farbe um die Ecke kommen. Um ihn sich auf den Kopf zu setzen, um diese DDR-Industrieromantik nicht länger ertragen zu müssen. Aber so, wie man sich als Klischeehasser keinen röhrenden Hirsch über das Sofa hängen sollte, so sollte man sich als SF-Horrorfilm nicht komplett auf das röhrende „Zisch“ verlassen. Oder auf Röhren an sich.
Nun, der Film ist auch kein kompletter Reinfall und würde als Serienepisode, auf 45-60 Minuten gekürzt, eine mehr als beeindruckende Figur abgeben. So aber wurden viel zu viele beeindruckende Figuren aus den Vorgängern wortwörtlich abgegeben (der Android Bishop, ein die ganze Zeit anwesender INTELLIGENTER Gegenspieler, etc). Schockeffekte oder subtilen Grusel gibt es auch höchstens an zwei Stellen. Und das auch nur, wenn man den Film unter der Prämisse „Schloss am Wörtersee auf DVD“ eingelegt hat und extrem schreckhaft ist.
„Okay, ihr habt mich in die Enge gerieben! Aber ihr habt einen Ausgang vergessen, haharr! Tschüss, ihr Deppen! – Waaah!!! Die Bühne des Musikantenstadls!!“ – Ende gut, alles… trotzdem nur so mittelgut: Trotz des hübschen Finales fehlt dem Film eine gewisse Daseins- und Aufenthaltsberechtigung. Er hat nämlich auf meinem diesbezüglichen Formular einfach nur „Fincher macht halt `nen Film“ angestrichen. Etwas mager.
Auch die Musik fällt erstmals etwas aus dem Rahmen: Hektische „Jetzt probieren wir mal was Neues“-Mucke mit Schullandheim-Disco-Chic wechselt sich ab mit unauffälligen Klassiktönen und dem Getrappel der rennenden Insassen. Prädikat: Besonders pferdvoll.
Einprägsam bleibt nur der Metallsee am Ende und das unter dem kalten Wasser platzende Alien, ansonsten herrscht Ebbe in der „Ikonische Szenen“-Sektion meines Langzeitgedächtnisses. Nicht mal mit ein Schweißgerät, einen selbstgebauten Flammenwerfer, eine Nagelschere oder eine Dose Insektenspray dürfen unsere „Helden“ diesmal nutzen, was dann doch etwas arg monoton wirkt. Und selbst so ein Alien dürfte irgendwann einfach keine Lust mehr haben, pappsatt auf die zehnte Jagd nach einem sinnlos rumrennenden Dreckspatz zu gehen.
Fazit: Gäbe es die beiden Vorgänger nicht, so hätte dieser Film als Einzelexemplar wohl kaum für sonderlich viel Aufsehen gesorgt. Natürlich ist er aufgrund von Finchers Regietalent kein kompletter Reinfall, aber zur Hälfte ist er dann doch irgendwo reingefallen. Das Kind in den Brunnen, das Drehbuch in den Schredder oder die Emotionalität in den Orkus des Vergessens; das könnt Ihr Euch aussuchen. Aber fairerweise muss man sagen, dass es nach Teil 2 schwer wurde und immer noch IST, dem Thema noch etwas Neues abzugewinnen.
Jaaa, dem kann man sich anschließen. Selbst Sieben
mit seinem Dauerregen-Szenario hatte eine fröhlichere Wirkung als das Set vom Gefängnis.
Und ob die Fangszene mit all den Tunneln und Türen
nun ’ne Stunde gedauert hat, oder sich nur so anfühlte… keine Ahnung. War ’ne blöde Idee, weil da verliert man
als Zuschauer den Überblick – ich z.B. hatte den gar nicht.
Da hätte ich mir gewünscht, dass die herannahende
„Einheit“ der Firma früher eingegriffen hätte, aber das
wäre dann ’ne Kopie von Teil II geworden.
Is‘ wohl tatsächlich schwer, nach DEN Vorgängern
das Niveau zu halten.
Jetz‘ muss aber auch Teil IV dran glauben…
Wie gesagt, mMm wird er zu Unrecht untergebuttert. Gut, im Kino waren die Tunnelszenen schwer nachzuvollziehen, zumal es ja dabei auch drunter und drüber ging. Aber wer heuzutage Transformers 2 im Kino sah, der kann auch die Tunnelszenen ab.
Die Filmmusik ist ein echter Ohrenschmaus von Herrn Goldenthal, aber auch das natürlich sehr subjektiv. Die generelle „Wir sind am Arsch des Universums, am Arsch und im Arsch und jeder ist ein Arschloch hier“-Stimmung des Films hatte schon was.
Noch mehr Aliens auffahren als in Teil 2 wäre auf Chuck Norris Niveau abgesunken, zumal die CGI von damals ja schon en einem Vieh fast gescheitert wäre (siehe Text, habe den Film noch nicht in HiDef gesehen)
Im Vergleich zur freakigen Zirkusshow Teil 4 (Kleptomanin Ryder war da noch ein Lichtblick, war schliesslich zu Zeiten des Scherenmannes in sie verliebt) ein netter dreckiger Film
Nachdem ich drei Abende benötigt habe, um mich durch den Director’s Cut zu kämpfen, hat mir sogar dieses sehr treffende Review spontane Gähnanfälle verursacht. Allein die wieder erweckte Erinnerung an diesen Film macht schläfrig. Sollte es mir dereinst auf dem Sterbebett nicht schnell genug gehen, werde ich diese Bluray noch einmal einlegen lassen. Nicht zuletzt, um in der Gewißheit zu sterben, dem Film völlig zurecht keine zweite Chance gegeben zu haben.
Nur zur Info, das Alien in Alien 3 wurde nicht per Computer Animation erzeugt. Das waren noch gute alte Puppen Effekte die per BlueScreen eingemischt wurden. Interessanterweise hat man auf das bis dahin oft zur Verwendung gekommene Stop-Motion Verfahren verzichtet, und stattdessen die Alien Puppe quasi in Echtzeit von mehreren Puppenspielern bewegt. Ziemlich Ironisch daß das Resultat mittlerweile für schlecht gemachte Computer Animation gehalten wird. Wen es interessiert, das Making Of der Visuellen Effekte gibt es auf Youtube zu sehen: youtube.com/watch?v=Qi7aQ8f7oyw
Na, zumindest in einigen Szenen war das eindeutig CGI, dafür leg ich deine Hand in’s Feuer.
Haben sie ja auch in Jurassic Park so gemacht: Bei Nahaufnahmen kommt da ein Gummivieh ins Bild, alles mit viel Bewegung ist CGI.
Klar war das CGI, wenn auch nur teilweise, sprich, in denen Szenen, in denen Fincher den Film Scheiße aussehen lassen wollte(?)…
Ist auch allgemein bekannt. Wenn es DOCH eine Puppe gewesen sein sollte, wäre ich nachhaltig verstört. Oder würde nach einigen Minuten auf den Trichter kommen, dass diese zumindest eingescannt und per Flash-Animation bewegt wurde.
Jedenfalls finde ich das Alien von allen 4 Filmen im dritten Teil am wenigstens bedrohlich. Zu klein, zu beknackt getimed, nur 2-3 Aufnahmen, die wirklich cool wirken (= Schlüpfen, an Ripley schnüffeln, Sterben). Aber wirklich mies ist der Streifen dadurch ja auch nicht.
Das Säureglas ist halt lediglich HALB voll.
Die Szenen an der Decke sind z.B. aus dem
Rechner, da haben heutzutage manche Story-
boards ’ne bessere Qualität. Fast könnte man
meinen, die hätten dem Film heimlich eine
Tonspur untergemischt, in welcher die Leute
aus der Trickabtrilung leise säuseln „… wird
scheiße aussehen…“
Von allen Filmen hat Teil II mit Abstand die
besten Alien-Effekte. Da wüsste ich keine
Aufnahme, die mich nicht überzeugt hätte.
Wenn man sich nun also das Vieh in Teil III
ansieht, dann Erkennt man welch großen
Fortschritt die Computereffekte seitdem
gemacht haben – wirklich überzeugend sind
sie immer noch nicht.
Seltsamerweise habe ich immer den Eindruck,
dass die CGI im ersten(!) Jurassic Park mit die
Besten sind, also bis heute noch…
Ja habt ihr denn alle Pixel auf den Augen? Nee nee, es gab lediglich eine einzige Szene in der das Alien CGI Animiert war, und zwar als der Kopf des Alien im Finale durch die Wasserberieselung von Rissen überzogen wurde. Das war gerade mal eine Sekunde lang zu sehen. Ansonsten wurden am Rechner lediglich die Schatten hinter die Aufnahme der Puppe gesetzt(gemalt), auch und vor allem dann als das Viech an der Decke hängt.
Wer’s nicht glaubt einfach mal den folgenden Clip schauen, da bringt’s der Onkel auf den Punkt:
(Visual Effects Part 3 [The Making Of Alien³]) https://www.youtube.com/watch?v=jEg85k9UEL8
In der Wiki kann man das auch nochmal unter „Visual Effects“ nachlesen:
http://en.wikipedia.org/wiki/Alien_3
Mir ist schon klar daß das nichts daran ändert das die Effekte dennoch Scheiße aussehen. Nur eben handgemachte Scheiße, und nicht aus ’nem digitalen Anus gerendert.
Ok, dann glaub ich dir das mal so. Ist schon lange her dass ich den Film gesehen hab.