Film- und Serienkritiken

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Stargate Universe – 2.14 – „Hoffnung“ („Hope“) Review

Stargate Universe – 2.14 – „Hoffnung“ („Hope“) Review

“Der Weltraum, unendliche Krankheiten! Wir schreiben das Jahr 1875, kurz vor der Erfindung der Glühbirne. Dies sind die Abenteuer der USS Nierenkrank, die mit ihrem 400 Millibar starken Blutdruck unterwegs ist, um die Möglichkeit einer Dialyse zu erforschen, neue lebensverlängernde Maßnahmen und neue Zivilisationen an Darmbakterien.“


Inhalt: Die totgeglaubte Ginn taucht plötzlich in Chloes Körper auf, während Volker bemerkt, dass seine Nieren Schrott sind. Hier hilft nur Operation… äh… „Operation“.

Wertung:

Ja, nach dem Bomben- und Drehbuchterror in der letzten Folge werden wir hier gleich rigeros weiterdeprimiert! Getreu dem alten Sternenflotten-Motto „Im Weltraum kann eine Harnleiterentzündung tödlich sein“ sehen wir diesmal einen der Technik-Hobbits, dem die Nieren bereits schlaff in den Kniekehlen baumeln. Doch da die Kühlwasser-Pumpanlage nicht kompatibel mit seinen Armvenen ist, fällt die Dialyse erst mal flach. Und der Hobbit sowieso, denn hier „schwindeln“ nicht nur die Drehbuchautoren bei der Behauptung, einen großen Storyplan zu haben…

Alleine hier hatte ich schon keinen Bock mehr auf die Folge, auch wenn der Blutwäsche-Plot eher eine (Da)nebengeschichte darstellte. Wieso erzählt man uns ständig was von Urknall-Rauschen, künstlichen Planeten und fremden Aliens, wenn wir – wie im Eingangsbereich von Ikea – doch nur ständig im Kinderparadies abgegeben werden? Da werden uns dann hundertfach die blöden Plastikbälle in die Fresse gezimmert, bis Mama und Papa Drehbuchautor begeistert aus dem „Mystikmöblierungsbereich“ zurückkommen und schwärmen, was sie dort angeblich Kultiges gesehen haben und schon in 2 Jahren zu kaufen planen. Dann, wenn sie endlich genug Geld gespart haben, um das Obergeschoss mit den Staffeln 3 bis 6 auszubauen.

Greer schien mir denn auch ungewöhnlich geil darauf, seine Niere zu spenden („Irgendwo müssen die alten Star-Trek-Zuschauer ja herkommen, gelle?“). Hatte schon Angst, er legt gleich mit dem eigenen Jagdmesser Hand an sich und schneidet sich im Wahn anatomischer Verwirrung (immerhin ist es immer noch Greer) diensteifrig die Schilddrüse raus. Ein Konflikt ist hier nicht zu erkennen, abgesehen von meinem Impuls, sofort abzuschalten und Euch dennoch eine KOMPLETTE Folge zu reviewen.

„Warum lacht Greer so bescheuert, obwohl gleich seine Niere rausgeschnitten wird?“ – „Weil er sie eben mit 3 Liter getrunkenem Maschinenöl vergiftet hat, der alte Schelm, der, hihihi!“ – „Blut spenden rettet Leben“ – Dieser alte Werbespruch deutscher Hämoglobin-Jäger wird nun abgewandelt gegen: „Drehbuch spenden rettet Hirn“. Wenn IHR also noch alte Klosprüche oder Einkaufszettel habt, dann schickt diese doch an Metro-Goldwyn-Mayer. Danke sehr!

Auch Ginns Wiederkehr hatte man jetzt nicht unbedingt herbeigesehnt, nachdem sich ihre bisherige Charakterisierung darauf beschränkte, Elis alte Gummipuppe abzulösen. – Um danach von Simeon ebenfalls die Luft herausgelassen zu bekommen. Muss man in dieser Serie eigentlich erst auf einen dieser antikerischen Verpuffungsstühle klettern, um als Totgeglaubter nie wieder aufzutauchen? Oder als Säugling zwischen zwei Fieberträumen hängen bleiben?

Okay: Die Idee, dass eine Tote plötzlich in dem Körper eines lebendigen Crewmitglieds auftaucht, hätte das Potenzial zu moralischen Implikationen, die sogar Lust gemacht hätten, dieses schwierige Wort irgendwo nachzuschlagen. Aber die Tatsache, dass Chloes Geist durch den Karma-Kiesel „nur“ in den Hintergrund geschoben wurde, machte die Sache nicht spannender (warum nicht in eine Topfpflanze transferieren oder in die kranke Niere vom Dings?). Ist ja nicht so, dass Seelentausch/-mix/- und/oder -besessenheits-Episoden eine komplett neue Erfindung bei Stargate wären, die Mental-Milchshakes der restlichen SF-Serien mal ganz außen vor gelassen. Da gefiel mir sogar Voyagers „Tuvix“ bei weitem besser, da hier beide Charaktere genug Raum bekamen, sich ein und denselben zu teilen.

„Arrrgh! Röchel! Spotz! Röööööh! Ich kriege keinääää Luuuuuuft!!“ – „Ginn, es tut mir leid, aber du MUSST diese dämlichen Dialoge wirklich aufsagen…“ – „Okay, okay, aber einen Versuch war es wert.“ – Noch viel Luft nach oben: Um uns klarzumachen, wie dramatisch die Geschichte ist, gibt es immer wieder mal diese Krampfanfälle, um den Zuschauer an seine eigenen zu erinnern. Der storytechnische Grund hierfür ist jedoch simpel: Ihr Mörder Simeon war starker Raucher!

Das Hin- und Hergeswitche zwischen Ginn und Chloe innerhalb des selben Körpers war dann doch eher ermüdend und lief meist so ab:

Ginn: „Also, ich würd‘ ja total gerne…“ *doof guck*
Eli: „Oh, Chloe, bist Du’s?“
Chloe: „Ja, was ist passiert? Wo bin ich? Wie bin ich hierher gekommen? Wo ist der verdammte Plot?“
Eli: „Du und Ginn bewohnen ein und denselben Körper, wir arbeiten daran, das zu ändern.“
Ginn: „Hä?“
Eli: „Gin, bist Du es?“
Ginn: „Ja!“
Chloe: „Nein.“
Eli: „Buhuhuuu, das ist ja alles soooo traurig! Scott, magst Du mitweinen? Hast ja in dieser Folge sonst nix zu tun, wie üblich…“

Klar ist einem jederzeit (dank selbstverfasster Dramaturgie-Strichliste im Kopf) bewusst, welche Emotionen die Story jeweils verbreiten soll, aber das alles ist so furztrocken, saft- und kraftlos inszeniert, dass man es kaum abwarten kann, Chloe wieder im eigenen Fleischhaufen begrüßen zu dürfen. Was als Gefühl an sich schon bizarr ist, schließlich reden wir hier von CHLOE, und wer will die schon zurück haben, außer in handlichen Einzelteilen? Dass sich die beiden NICHT dauerhaft einen Körper teilen werden oder Ginn bis zum Rest der Serie das andere Doofchen verdrängen würde, das haben wir als absolute SGU-Kenner (auf manche Qualifikationen kann man unmöglich stolz sein) natürlich gleich gewusst. Schließlich SIMULIERT die Serie ja nur fortlaufende Handlungen, und das sogar schlechter als ein Eunuch einen Orgasmus.

Richtig bescheuert wird es aber erst, als auch noch Rushs Freundin Amanda(!) durch das Untoten-Radio namens Chloe mitmischt. („Hä?“ – „Böh!“ – „Kuckuck!“ – „Ich bin’s!“ – „Nein, die andere!“ – „Es ist egal, was aus mir wird, rettet alle anderen, die hier noch so rumgeistern, muhahaha!“). Eine ganze Armada nerviger Nebendarsteller schickt hier also verstörende Furzechos durch Zeit, Raum und Alptraum. So eine Art Spiegelkabinett für Seelen auf der Ersatzbank. Ein fürchterlich führungsloser Schwachsinn mit dem einzigen Ziel, die ewige Leere späterer Episodenguides zu füllen.

Die letzten 15 Minuten wartet man dann nur noch auf die Nierenoperation und die Seelenreparatur per „Elektrischen Stuhl“, aber die verdammten Charaktere mussten ja unbedingt noch ihr Demoband für ihre zukünftigen Rollen als Hörspielsprecher aufnehmen. Nicht zu vergessen die „dramatischen“ Röcheleinlagen von Ginn, bei denen ich stets einen halben Liter Kamilletee in meinen Monitor schütten wollte, um dem Auswurf Einhalt zu gebieten.

„Oh, ein Wunder, sie kann wieder geh… sitzen!“ – „Gepriesen sei der Herr… Drehbuchautor!“ – „Wer will als nächstes auf den Stuhl, Leute?“ – „Ich, ich bin Pollerallergiker!“ – „Nein, Greer, der hat nämlich nur eine Niere!“ – „Nein, ich! Ich BIN die Niere!“ – Bibelleser pissen mehr: Und siehe, als Jesus sie anrührte, da wurden sie alle gesund! Und die Lahmen wurden sehend und die Blinden konnten endlich wieder hören! Hallestuhlia, liebe Gemeinde!

Die Krönung des Irrsinns ist dann der Moment, an dem die rausgepopelte Seele von Amanda unserer T.J. während der Nierenoperation per Schiffscomputer-Vision erklärt, was sie zu tun hat. Könnt ihr mir folgen? Ich mir auch nicht. Man muss sich nur eines merken: Dank Gottlike-Aliens, Verpuffungsstuhl und Seelensteinen ist immer alles so lebendig und übernatürlich, wie man es gerade braucht. Braucht auch ihr das „Wunder aus der Dose“? Dann fragt im Konservenregal eines gutsortierten Supermarktes…

Schlimm auch die kitschigen Schlussmomente, in denen die neuen Bewohner der Datenbank tröstend auf dem Schiff herumgeistern. – Hey, SGU-Gutfinder, traut ihr Euch auch, DAS zu verteidigen? Dann bescheinige ich Euch hiermit Eier aus Stahl!


Fazit: Hanebüchener Random-Schwachsinn für Leute, die dem „Deus-Ex-Maschina“-Gott ein totes Kalb, etwas warme Honigmilch oder einfach nur 42 Minuten ihrer Lebenszeit opfern wollen. Selten wurden Ideenarmut und langweilige Charaktere so schlecht kaschiert wie in diesem Fünffach(!)-K(r)ampf um Leben und Tod von vier(!) unwichtigen Crewmitgliedern. Wessen Seele muss ich aus welchem Körper prügeln, damit die Macher endlich mit diesem Blödsinn aufhören?!

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM
SPARKIS MICKRIGER MEINUNGSKASTEN
Also, DANACH ist selbst Zarathustra sprachlos!

Aber zuerst einmal eine Kurzfassung dieser Folge, welche WIRKLICH nicht viel auslässt:

Chloe: Röchel! Japps!
Eli: Chloe?
Ginn: Eli?
Eli: Ginn?
Chloe: Hö?
Eli: Chloe?
(Volker: Meine Nieren! Raaah!)
Ginn: Arrgh! Gurgel!
Eli: Ginn?
Amanda: Eli?
Rush: Amanda?
Chloe: Hä?
(Greer: Hier, meine Niere!)
Eli: …Ginn?!
Chloe: Nee!
Rush: …Amanda!?
Ginn: Nö!
Eli & Rush: Jetzt reicht’s! Auf den magischen Stuhl mit euch!
Ginn & Amanda: Okay!

Ende.

Ja, wirklich!

Aber durchaus „mutig“ von den Autoren, erneut diese blassen „Love Interest“-Charaktere auf die Tanzfläche zu schicken, welche man sogar storytechnisch (und in Sachen Lebendigkeit) bereits abgehakt hatte. Warum diese trotzdem nochmal wiederkamen? Wird in dieser Folge natürlich nicht einmal angedeutet. Spontan will mir auch kein wichtiger Verwendungszweck für charakterlose Tanten einfallen, die auf dickliche oder mürrische Strebertypen stehen. Auf der Destiny gibt es schließlich keine Satire-Redaktion.

Und der Volker und Greer-Nebenplot? Wahrscheinlich ebenfalls so folgenschwer für die weitere Handlung wie beispielsweise: a.) ein verschwundenes Traumbaby, b.) ein Planet mit so einem Alien-Turm drauf, c.) der Staubwirbel-Pfaffe (!) oder d.) die Motivation der Fischkopp-Außerirdischen. Wenn wir wenigstens etwas über die Beiden gelernt hätten. Mal abgesehen davon, daß Greer nicht wirklich an seinen Organen hängt („Sie brauchen Nur EINE Niere?! Komm, den Blinddarm leg ich noch oben drauf!“ *pflatsch*) und das die Hobbit-Nerds halt… total nerdig sind. (Wobei ich den Musik-Gag kurz vor der Operation schon irgendwo lustig fand.)

Fazit: Und schon wieder eine Füller-Episode, welche die Auflösung des spannenden roten Fadens um das galaktische Hintergrundrauschen um eine weitere Woche verzögert. Meine Güte, ist das spannend! Meine Theorien: 1.) Gott hat sein UKW-Radio nicht richtig eingestellt, oder 2.) Rush hat alle nur verarscht („Haar! War nur ein Magnet unter der Konsole!“).

Vielleicht ist es aber auch nur ein Werbegag für die Nachfolge-Sendung nach dem Serienende. Denn selbst ein rauschendes Testbild sollte schließlich bessere Quoten haben, als DAS hier. (Vom höheren Aufwand und Anspruch mal ganz zu schweigen.)

2 von 10 Punkten.

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Artikel

von Klapowski am 29.03.11 in Serienkritik

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Kommentare (11)

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  1. Exverlobter sagt:

    Erst krieg ich einen Schock!! Eine 2?? Für SGU?? Wo nichtmal der „Zorn des Kahn“ eine 2 gekriegt hat?? Und dann seh ich erst, dass der Klappo sein Rating-System geändert hat, lol.

  2. wrath-of-math sagt:

    Die „Schlussmomente, in denen die neuen Bewohner der Datenbank […] auf dem Schiff herumgeistern“ waren (abgesehen von den gelungenen Humoreinlagen) das Beste an der Episode, da sie ohne viel Dialog die neue Situation der zwei Damen völlig gegensätzlich bewerten: Dr. Perry wurde aus einem Gefängnis befreit (ihrem kaputten Körper) und ist superhappy, Ginn wurde in ein Gefängnis gesperrt (zur Körperlosigkeit in einer Schiffdatenbank verdammt) und ist trotz gegenteiliger Aussagen sichtlich bekümmert. Von allen Beteiligten sehr gut gespielt und von Kitsch keine Spur.

    *poliert liebevoll seine stählernen Eier*

  3. leander sagt:

    Warum haben eigentlich die Frauen nur Vornamen und die Männer (Eli mal ausgenommen) nur Nachnamen?

  4. bergh sagt:

    tach auch !

    Damit der Durchschnits SGU Zuschauer die Geschlechter auseinander halten kann(?)
    (Oder war es der Durschnitts SGU Drehbuchschreiber ?)

    Gruss BergH

    Ich werde mir auch dieses Mahwerk erst heute abend antun.
    Der einzige Spass den diese Serie einem läßt ist erst die Rezensionen hier zu lesen, um dann
    die Wirklichkeit in der Serienfolge zu betrachten, um so Klapowskis BIAS zu kalibrieren.

  5. flyan sagt:

    Ich fand die Stelle mit dem iPod relativ witzig und das Einspielen der „Also sprach Zarathustra“ würde ich als den erinnerungswürdigsten Moment der Serie bezeichnen. Immerhin auch interessant zu wissen, dass Numa Numa in den USA auch so ein großes Ding war.

  6. Donald D. sagt:

    Numa Numa? Was ist das?

  7. das obst sagt:

    hmmm, zu meiner schande muss ich gestehen, dass ich diese episode sogar ausnahmsweise mal ganz unterhaltsam fand und sie als eine der besten bisher bezeichnen würde. in manchen szenen waren sogar anflüge von humor zu verspüren und einige der namenlosen nebendarsteller durften endlich etwas mehr von sich zeigen. aber vor allem die idee, dass eli mit gleichzeitig mit ginn UND kloe fummeln darf, hat mich restlos überzeugt. hätte ich in diesem moment in elis (vor)haut gesteckt… bunga bunga!!!

  8. Donald D. sagt:

    @ Sparkiller: Ach verdammt! Ich wußte doch, so unbekannt waren die Laute nicht für mich. Ich hasse den Song ebenso. Ging mir gewaltig bei einem Unreal Tournament Level auf den Keks. War dort als Hintergrundmusik zu hören. Da ist man fast verrückt geworden.

  9. Der Unfassbare sagt:

    @Sparkiller: Ach du liebes Lieschen. Ich hatte diesen Song schon fast wieder vergessen, bis du ihn erneut ins Spiel gebracht hast. Einfach unfassbar, wie sowas überhaupt in die Top-Ten gelangen konnte. Ehrlich, da höre ioh mir lieber 5 Stunden ununterbrochen immer wieder dieses Stück an …

    http://www.youtube.com/watch?v=ih6cCDq2qTA

    als nur ein mal „MAJAHIIII! MAJAHOOO! MAJA-HAAAHAAAA!!“

  10. Piet sagt:

    In der Szene oben wurde Greer aber nicht die Niere rausgeschnitten, sondern Rückenmarksflüssigkeit entnommen, oder?

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