Stargate Universe – 2.13 – „Bündnisse“ („Alliances“) Review
Auch diesmal zeigt uns die Serie wieder eine faszinierende Zeitreisestory, die sogar den Zuschauer einbindet: Nachdem ich mindestens 30 Minuten dieser Episode gesehen hatte, waren – laut Timer – tatsächlich erst 10 vergangen. Das kann nur eines bedeuten: Die Erde spielt eine größere Rolle in dieser Geschichte. Zumindest sagt man das wohl so, wenngleich ich eine echte Geschichte gar nicht gefunden habe. Aber vielleicht ergibt die sich noch? Ich habe es ja schließlich auch getan. Mich übergeben, meine ich…
Inhalt: Ein Wissenschaftler und eine Senatorin kommen per Seelenstein auf die Destiny und erzählen ziemlich viel. Derweil besuchen Greer und Camile den geretteten Telford aus der gecancelten Zeitlinie auf der Erde. Dort erfahren sie, dass die Luzianer demnächst losbomben wollen, was sie auch tun, Ende.
Wertung:
Statt dort etwas Interessantes zu erzählen, fällt Greer und Camile vor Langeweile sofort die Decke auf den Kopf. Äh, ich rede dabei von der Langeweile des Autoren und die Decke verwüstet wirklich die anwesenden Frisuren. „Bombenstimmung im Flur des Sozialamts Eberswalde“ hätte ich den Screenshot wohl untertitelt, wenn ich ihn denn (visuell unverdient) in diesen Artikel hochgeladen hätte. – Ja, exakt, liebe Darkroom-Schnorchler und sonstige SGU-Gucker: Dies ist wieder eine jener Folgen, die mit wenig mental-artistischen Aufwand versuchen, uns epische Entwicklungen mittels Zeitlupendialogen und ein paar Feuerwerkskörpern herbeizupfuschen. Doch bei allem, was uns die vergessenswerten Dialoge an weltumspannenden Verschwörungen verheißen, sah ich hier nur endlose Textwüsten vor mir.
Wenn die Senatorin spricht („Chloe, dein Vater war dir immer so was wie ein Vater und hatte dich liiiiep!“), dann hört man fast die trockenen Wüstensträucher rascheln oder abgerissen durch die verödete SF- Landschaft rollen. Und auch der Bombenanschlag auf das Regierungsgebäude war nur deswegen toll, weil man nach der Flucht auf den hyperspannenden Parkplatz mal sehen konnte, welche Autos die Amis zur Zeit so fahren.
Mir geht sowieso nicht in die Birne, was an einer Verfilmung afghanischen Alltags in einer SF-Serie so spannend sein soll? – Gäääähn: Bombe, Schmombe, Plombe. Geh‘ ruhig hoch, aber lass meinen Blutdruck unten, ja? Da sind die Abendnachrichten mit kokelnden japanische Atomreaktoren ja mehr SF als dieser mausgraue Ascheregen im Plattenbau-Ambiente. Wenn ich Leute sehen will, die sich an herabgestürzten Zementblöcken die Waden aufreißen, dann schaue ich mir lieber ein Erste-Hilfe-Schulungsvideo für angehende Sprengmeister an. Da wäre der Film dann womöglich auch nicht in schwarz-weiß, wie HIER.
„Ich möchte mit Chloe sprechen. Aber nur, wenn es Umstände macht und jedermann nervt, bitte.“ – Diese beiden Amt- und Würdenträger sind zu Gast auf der Destiny. Aber keine Sorge: Im nächsten Jahr ist die Crew gegen solche Besuche geimpft. Dieses Serum namens „Absetzung“ erspart dem Zuschauerhirn zukünftig unnötige Symptome wie Erbrechen (auch durch die Ohren), Kopfschmerzen und unwillkürliche „Will O’Neill wieder haben, gnaaah!“-Rufe.
Mann, Mann… Wenn ich mich nur an die Dialoge zurückerinnere, muss man Voyager nachträglich ja fast schon seine experimentelle Doofigkeit loben:
„Buhuuu, Greers Wirtskörper hat sich am Bein verletzt!“ (ohne Humpeln wäre es mit dem Dramaturgie-Oscar wohl nichts geworden?)
„Huibuuuh, da droht noch mal was zu explodieren, ihr müsst da raus!“ (Diese Serien von heute schrecken aber auch vor keinem Herzinfarkt des Zuschauers zurück.)
„Duuuduuuu, ich vertraue hier keinem!“ (Sollte man in der Serie generell nicht; vor allem, wenn einem Brad Wright mit einem Drehbuch und seinem begeisterten Gesichtsausdruck entgegenkommt)
„Ruuu-huuuush? Das mit dem Urknall-Rauschen ist wirklich ganz schön seltsam.“ – „Stimmt, ey. Gut, dass wir drüber gesprochen haben, Mister Forscher-Kollege-der-Woche!“ (Und wenn man sein Ohr an den Kopp von einem der SGU-Autoren hält, kann man sogar das Meer rauschen hören!)
Man beachte auch, dass uns nicht mal das Gebäude richtig von außen gezeigt wird, in dem die Bombenstimmung herrschte. Wenn da also in der Folge was von „Zerstörungen am Südflügel“ gelabert wird, könnte auch der blutige Flügel von Telfords Wellensittich gemeint sein. Und der Befehlsstand der Parkplatz-Platzierten wird auch immer nur in Nahaufnahme und der selben Kameraperspektive gezeigt, wenngleich diese vor spannender Erregung immerhin zittert. Finde übrigens gerade bei Aufnahmen von der Erde immer sehr auffällig, wie Scheiße und trostlos die Serie doch aussieht, weil man hier mit eigenen Super-8- und/oder Handy-Aufnahmen (ja, von realen Parkplätzen!) vergleichen kann. Vermutlich sieht die Destiny sogar so bunt wie ein Zirkuszelt aus und nur die Kameratechnik ist es, die uns stets alles „vercloverfieldet“.
Auch Greer geht einem mächtig auf den (Geigenzähler-)Zeiger. Gut, er mag mit seiner aufregenden Charakterfolgen-Enthüllung durchaus Recht haben („Sie reden zu viel, Lady! Ich mag das nicht…“), aber letztendlich kommt er wie ein dummer Junge rüber, der seiner Lehrerin die Schuld dafür gibt, dass seinen Eltern ihn zu oft mit Kopf noch unten in die Badewanne gesteckt haben. Ein sinnfreies Hohlbrot durch und durch. Neelix konnte wenigstens noch kochen.
„Und ich sagte zu meinem Zeigefinger: ‚Ey, wir stecken hier vielleicht fest, aber wenn du diesen verdammten Popel immer noch nicht rausbekommst, werden wir beide an ihm ersticken!’“ – Weisheiten eines Schwarzen: Kaum fallen Greer mal 5 Tonnen Stahlbeton auf die Mütze, hält er sich unter all den Napoleons in der örtlichen Anstalt für einen besseren. Was dieser Streit sollte, weiß wohl nur derjenige, der einst entdecken musste, dass diese Folge noch 1 Minute zu kurz war…
Nicht zu vergessen der unauffällige Nebendarsteller, der – Überraschung! – ein Luzianer ist. Es soll irgendwo auf der Nordhalbkugel ja ein Bergdorf geben, in dem man diese Wendung nicht kommen sah. Schön, dass Brad Wright auch mal Fernsehen für Minderheiten macht.
Und wie oben bereits angedeutet, fand ich die Dialoge auf der Destiny so öde und ziellos, dass man sich nicht mal über den üblichen Eli-Spruch freuen möchte. Äh, wie nennt man bei Griechischen Tragödien noch mal den Effekt, wenn neue Figuren noch mal alles wiederholen, was man eigentlich schon wusste? Ah, ich weiß: „Übler Rotz“! Der einzige Trost besteht darin, dass die Körper der arroganten Gastdarsteller sekündlich verstrahlt werden. Hatte mich sehr auf deren doofe Gesichter gefreut, wenn der Geist zurückkehrt und sie erst mal nix sehen, weil ihnen verseuchungsbedingt schon mal die Stirn als Pelle über’m Auge hängt. Aber auch DAS war dann ja eher gurkig…
In den letzten paar Minuten kam dann noch eeeetwas Spannung auf, aber nur als eine Art elektrostatischer Funken, als wenn man zwei abgeschaltete Atomkraftwerke schnell aneinander reiben würde. Greer lacht wie ein Verrückt… – lacht ganz wie er selbst, während Camile mit den Pfoten in der Kraftfeldsuppe herumrührt. Übrigens hat sie vorher clever herausgefunden, dass ihr darin nicht die Hände wegbrennen: Sie hat in den rosa Funkeneintopf ein Stück Metall(!) gehalten. Viel mehr als drei Gehirnzellen konnten die beiden übrigens in der ganzen Folge nicht bewegen, außer vielleicht die blutigen Beine im Sitzen „Basic-Instinct“-mäßig übereinanderzuschlagen. Und im letzten Moment in den richtigen Körper zurückgebeamt zu werden. – Ich betrauere aufrichtig den Baum, der für dieses Drehbuch sterben musste.
„Da! Ich glaube, ich habe was gefunden! Es ist lang und ganz weich!“ – „Camile, nimm endlich die Hände aus dem verstopften Alien-Lokus und komm nach nebenan, die RICHTIGE Bombe entschärfen!“ – TNT mit Brombeergeschmack: Während Greer ausschließlich seine verletzten Beine reibt, um etwas Licht zu entfachen, denkt Camile schon mal darüber nach, wie es wohl wäre, nur 5 Sekunden vor… äh… Handkrebs in ihren eigenen Körper zurücktransferiert zu werden.
Für den gesamten Stammcast ist diese Episode so überflüssig wie ein Pickel auf einem Kropf. Und die Luzianer sind im Weltraum ungefähr das, was der gemeine Moslem für Thilo Sarrazin: Gewaltätige Kerle mit der Lizenz zum (Auf)fliegen. Bombenleger aus dem Lager lustfeindlicher Statisten. Ihre Motivation reicht da nur so weit wie die Größe der Kneipe, in der sie sich prügeln. – Armes, plumpes, doofes, flaches SGU-Universum…
Fazit: Monotonie vor der Green… äh, Greyscreen. Eine ausgesprochen hässlich aussehende Folge mit (ca.) drei zusammengematschten Handlungssträngen, von denen zwei völlig langweilig sind und der dritte einen stundenlang anstupst und raunt: „Ey, roter oder grüner Draht, hmm? Nun sag schon, Alter!“ – Was das soll, was andere daran spannend finden und ob die Versicherung für den Marderschaden an Telfords Kleinwagen doch noch bezahlen wird, wird die Zukunft zeigen.
Immerhin war diese Folge Grund genug, uns ein neues Bewertungssystem zu überlegen. Das ehrwürdige Schulnotensystem wurde für diesen Schund einfach zu gut!
Dabei vermutete ich anfänglich, daß genau dies der Grund für diese konsequenzfreie Sparfolge ist. Abgesehen von ein paar herunterfallenden Schaumstoffbalken und einer eindrucksvollen Szene auf dem (Studio?-)Parkplatz wurde hier ja nicht gerade geklotzt. Handlungstechnisch sowieso nicht, so daß der Besuchsgrund für die zwei späteren (Aus-)Strahlungsopfer und Redshirts ehrenhalber auch nur aus langweiligem Erbsenzählen und Rumnörgeln („Sie wissen, daß Sie gar kein Arzt sind, jaaa?“) bestand. Doch die waren ja auch nur ein kleines Stückchen des großen Story-Kuchens.
Aber dieser Lucianer-Handlungsbogen! DER hatte einfach ALLES! Planlose Motivationen, eine austauschbare wie gesichtslose Führungsebene und vor allem die ausgeprägte Tendenz, seine Urlaubstage alle auf einmal in Anspruch zu nehmen. Und in dieser Folge servierte man uns all dies sogar mit einem Schlag (ins Zuschauergesicht). Hörte man erst ewig nix mehr von den Space-Taliban für Arme, buddelte man diese Totgeburt von einem roten Faden nun wieder aus und belebte ihn mittels einer Knopfbatterie. Und DIE war nicht einmal von Duracell.
Aber Dank der tollen Präsentation der „Homeworld Security“ fieberte man trotzdem so richtig mit. Schon bedrück… beeindruckend, diese zwei kaputten Gänge und der bereits erwähnte Parkplatz. Apropos, hält man das ganze Stargate-Gedöns nicht immer noch vor der Bevölkerung geheim? Und nutzt man dann tatsächlich trotzdem einfach stinknormale Beamtenbutzen? Falls ja, steht dann dort irgendwo ein Schild mit der pfiffigen Täuschungsaufschrift „Achtung, Finanzamt! Betreten verboten! Raumschiffe bitte erst beim Pförtner melden!“?!
Fazit: Eine weitere Schnarchfolge der Holzhammer-Autoren, welche sich weigern die Handlung auch nur einen Schritt voranzubringen. Das mystische Hintergrundrauschen (!) wurde zwar wenigstens erwähnt („Jau! Brummt noch!“), aber im Drehbuch stelle ich mir diese Stelle höchstens mit bunten Wachsmalstiften geschrieben vor. Für den Rest nimmt man ja mittlerweile unsere Tränen. 3 von 10 Punkten.
Was war denn am Schulnotensystem auszusetzen? Mit Zwischennoten sind das ja sogar 18 Stufen, auch wenn die vorderen 9 auf der Seite nie vorkommen…
Wir halten die Skala von 1 bis 10 inzwischen für übersichtlicher als jene mit 18 Stufen. Alleine schon deshalb, weil es uns selber oftmals schwer fiel, zwischen einer 2- und einer 3+ zu unterscheiden. „Schlimmer“ hätte es wohl nur noch sein können, wenn wir Games-Redakteure wären („Wie, Sparki? Du siehst da 84% Spielspaß?! Für mich ist das ein klassischer 82er, jawoll!“)
Wir erhoffen uns durch das neue System die Einsparung von mindestens 2 Sekunden Grübelzeit, die wir – nach und nach zusammengerechnet – in neue, frische Artikel zu investieren gedenken. Schon im Jahre 2738 wird es wohl so weit sein!
hatte mich voll gewundert, weil im RSS nur die 2 zu sehen war :D
Die 2 hat mich beim üblichen oberflächlichen Überfliegen des Artikel auch erst aufgeschreckt. Soll der Leser mit dieser Schocktherapie etwa zum gründlicheren Lesen erzogen werden? Nachkommastellen hätten es nämlich auch getan.
Ich hab den Kommentar jetzt nur überflogen, aber ich sehe bei Nachkommastellen („8,4 von 10 Punkten!“) jetzt spontan keinen Vorteil zu Klaps weiter oben bereits erwähnten Prozenten („84% von 100!“).
Nachkommastellen im alten bewährten traditierten erprobten Schulsystem.
Werde nämlich zu alt für so radikale neumodische Veränderungen.
Ich fand‘ an dieser Folge besonders traurig, dass man nichtmal in Erwägung gezogen hat, den Ober-Erz-Super-Wissenschaftler zu retten. Jetzt mal ehrlich, ein Soldat hilft auf einem gestrandeten, auseinander fallenden Schiff wohl weniger als ein Wissenschaftler, der (offensichtlich) nativ mit den Gerätschaften umgehen kann und (!) noch sozial verträglich scheint.
Nichtmal ein Schauspielerwechsel wäre nötig gewesen, aber neiiiiin, die Gerechtigkeit ™ muss obsiegen!
[Ich bin der Meinung die Drehbuchautoren haben eindeutig einen Schlag weg. Wenn ich auch zugeben muss, dass die Senatorin genauso nutzlos wie die… Andere ist (Was soll nochmal deren Beruf sein? Das Äquivalent zu einem Counsalor?]
Der Gag, dass man erst denkt, die Folge hätte die Note 2 bekommen, um dann das „von 10“ zu lesen, könnte man eigentlich prima noch weitertreiben. Nächste Woche dann bitte „10 Punkte ! …von 100“, und immer so weiter, bis zum Serienfinale…
tach auch !
Von der zwei geschockt muß ich erst mal in mich gehen und überlegen, ob ich mir die Folge antue, oder nicht.
Vielen Dank im Voraus and die Programmierer der schnellen Vorlauf Taste beim VLC.
Gruss BergH
tach auch !
Habe es gestern gesehen und stimme Euch zu.
Zumal eine Folge in der der Austauschbody verstarhlt wird,
kommt im Moment eher schräg rüber, weil das in Japan gerade aktuel passiert.
Gruss BergH