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Der Papst und ER – oder: Ein Königreich für ein Lama?

Eine Umfrage ergab: Der Dalai Lama ist beliebter als der derzeitige Papst! Kein Wunder, sage ich da: Seit Jahren beschäftige ich mich immer wieder mal mit dem Dalai Lama und bin durchaus beeindruckt von seinem ironischen Humor, der ihn fast als Briten auszeichnet. Kein anderer Religionsführer tritt in Plastiksandalen auf, macht zu Beginn einen Witz und verarscht seine Gastgeber mit hämischen Dauergrinsen. – Ein Vergleich:

Dass der Buddhismus die Religion der Satire ist – zumindest derzeit – beweist dieses Zitat des Dalai Lama:

„In meinem nächsten Leben werde ich vielleicht eine Biene, weil ich Honig so sehr liebe. Vielleicht werde ich wirklich eine Biene… vielleicht wirklich (*lacht*)“

Das klingt für uns zwar harmlos, kommt im Supermarkt der Religionen aber fast einer Revolution nahe. Man stelle sich nur vor, der Papst würde das Leben nach dem Tode mit einem mageren Witz durch den ungesüßten Katholiken-Kakao ziehen:

„Vielleicht darf ich ja dann sogar auf der linken Seite von Gott sitzen! Das wäre sogar gut, weil ich mit meinem schrottigen Nackenwirbel meinen Kopf nur noch nach rechts drehen kann, bruharrharr!“

Da würde ich glatt auf dem gefüllten Kollekten-Eimer Beifall trommeln! Warum auch alles so ernst nehmen? Eine mikroskopisch kleine Wahrscheinlichkeit, dass einem nach dem Tode dann vielleicht doch nur noch Würmer statt fröhliche Chorustexte durch den Kopf gehen, gibt es ja vielleicht doch. – Wie? Noch immer nicht vom Buddhismus überzeugt? Dann gibt es halt noch dieses reale Zitat zu der Frage, ob es jemals eine Frau zum Dalai Lama schaffen könnte:

„Natürlich könnte es auch eine Frau sein! Ich bin ja vielleicht ganz beliebt, aber eine junge Frau als Dalai Lama, das wäre attraktiver. Ein weiblicher Dalai Lama wäre nützlicher für den Buddhismus, für die tibetische Kultur, das tibetische Volk. Warum nicht?“

Und nun – um die Außergewöhnlichkeit dieser Aussage noch etwas deutlicher zu machen – ähnliche Worte noch mal fiktiv aus dem Mund des Papstes:

„Wieso sollte eine Frau nicht Päpstin sein dürfen? Ich mag ja für mein Alter noch ganz kernig aussehen, aber eine junge Dame auf meinem Stuhl: Warum nicht? So ein paar Dinge kann ich ja dann doch nicht mitbringen, höhö!“

Da möchte man ja fast 3 mal Buddhist werden, wenn die Rituale dort nicht so gähnend langweilig wären: Doof rumsitzen und warten, bis man an nichts mehr denkt. Gut, dass passiert in vielen Kirchen ja bereits auch schon, aber immerhin wird einem da die Verblödung mit ansprechenden Animationen (mit dem Weihrauch wackeln, Hostien auf den Grill legen, weil dann Fleisch draus wird) leichter gemacht. Zum Glück arbeitet Opa Benedikt aber bereits daran, die Messe auf Latein (und nicht auf den entsprechenden Landessprachen) wieder einzuführen, was den Unterhaltungsgrad noch mal angemessen nach unten schrauben wird. – Dann kann man wenigstens nicht sagen, dass die Religionen ihre Heilsversprechen zum intellektuellen Dumping-Preis raushauen!

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“Schöne Haare, ihr zwei! Gibt’s die auch in Anwesend, haha?” – Heinz Erhardt wiedergeboren? Der Lama-Dalai beeindruckt mit flotten Sprüchen und unverbindlichem Auftreten. Aber wenn einem zwei Irre mit senfgelben, selbstgehäkelten Topfwärmern auflauern, ist eine gewisse Unaufgeregtheit wohl die einzige Methode, um sein Leben zu schützen.

Ansonsten könnten die Meinungen zwischen Papstlern und Lama-Liebhabern aber verschiedener kaum sein. Ich fasse zusammen:

Papst: „Ich bin Gottes Stellvertreter auf Erden. Ich allein weiß, was Gott will, denn wenn ich richtig liege, schickt er mir immer dieses Kribbeln am großen Bockermann.“

Dalai Lama: „Die Wege zur Erleuchtung sind vielfältig und ich weiß auch nicht alles. Bin ja nicht der Papst, ha-ha! Ansonsten bin ich für sie das, was sie wollen, das ich für sie bin.“ (der letzte Satz ist ein Originalzitat aus dem vorletzten SPIEGEL)

Da ist mir der Lawinenaugust vom Himalaya doch lieber als das allwissende Gerippe mit der analogen Standleitung („Hey! Ich glaube diese Flauschewolke über dem Vatikan will mir was mitteilen!“) zum Godfather. Leute, die vorgeben, auf jedes Problem eine Antwort zu kennen, sind mir sowieso suspekt. Oder Chefs. Auch wenn sie vorgeben, ihr Wissen direkt von ganz oben in die Seele gestanzt bekommen zu haben. Im Zweifel gehe ich aber mal von einem Messbecher Hirnchemikalien aus, die der Körper in sich in einer stillen Stunde einfach mal selber genehmigt hat, als dass da plötzlich ein warmer Segen vom Deckenputz des Schlafzimmers gerieselt ist.

Außerdem habe ich auch nie kapiert, wie das denn geht: Wenn der Papst Gottes Willen auf Erden durchsetzen würde, sollte die Grundlinie doch über die Jahre einigermaßen die gleiche bleiben. Doch hier ist vermutlich eher das Gegenteil der Fall: Sollte es Gott wirklich geben, hat er sich vom Christentum vermutlich schon abgewendet. Es ist ja sicherlich kein Vergnügen, gerade von der Erschaffung der 7. Paralleldimension zurückzukehren und sich dann noch durch stapelweise Zeitungsmeldungen zu arbeiten, in denen die katholischen Hutzelmännchen wieder mal folgendes beschlossen haben:

– Kondome ja, aber nur nach vorheriger „Seligsprechung“ des Utensils mittels einer „heiligen Nadel“ (im Papst-Shop erhältlich).
– Kondome sind verboten, außerdem muss jedes Sperma gesammelt und an die Armen verteilt werden. Wer etwas verschüttet oder in der Toilette herunterspült, hat sich für den Massenmord an Millionen potenzieller Kinder schuldig zu fühlen.
– Kondome sind eingeschränkt erlaubt, z.B. für das Vorspiel oder wenn einer von zwei Ehe(!)partnern mehr als nur „ein bisschen“ HIV hat.

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“Und wie steht es schon in der Bibel geschrieben, meine Kinder? Betet nicht das goldene Kalb an! Dafür habt ihr ja schließlich den sturen Ochsen.“ – Echt goldig: 99% der Aura des Papstes entsteht durch dessen Kleidung. Dabei könnte ich mir dieses Gesicht viel besser in einem nikotinfleckigen Bademantel vorstellen. Und der Schaukelstuhl rollt bei jedem Vorwärtswippen knackend über die eigenen Füße… Zumindest ICH sehe bei Benedikt mehr vom späten Harald Juhnke als vom ewigen Himmelreich.

Mir ist ja immer ein Rätsel, wie Menschen so manche Vorstellungswelten zusammenbekommen können. 95% aller wirklich gläubigen Christen scheinen in Gott eine Art seriösen Rentner zu sehen, der jedes Jahr artig seinen Zaun streicht, alle 2 Wochen zum Friseur geht, hinter dem Postboten herläuft, um ihm einen schönen Tag zu wünschen und auch im stürmischsten Herbst jeden Tag rausgeht, um 32 braune Blätter eigenhändig vom Hof zum Komposthaufen zu tragen. Ein Biedermeier, der früher zwar das Universum erschaffen, die Naturgesetze ausgetüftelt und die Zukunft der Menschheit festgelegt hat, aber sich heute nur noch für eines interessiert:

Wer hat eigentlich wohin gewichst?

Und waren der Wichser und sein Auffanggefäß miteinander verheiratet zum Zeitpunkt der Ejakulation? War der Empfänger der feuchten Pfütze weiblich? War der Produzent ein katholischer Priester? Wurde womöglich anal ejakuliert, was rein unterbringungstechnisch einen gigantischen Unterschied zu der Stelle 3 Zentimeter weiter vorne machen würde?

Da ist mir der Dalai Lama schon lieber: Dort sind die Mönche zwar auch nicht gerade als feurige Liebhaber begehrt, doch dafür wird einem erstaunlich viel selber überlassen. Hier führt der Weg zur Erleuchtung durchaus auch schon mal von hinten durch’s Knie, was naturgemäß mehr Freiheiten bedeutet.

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„Und hob’ i de’ Zensi nich geritte’, fass ich ne’ ondre an die Titte’!“ – Gute Figur: Der Dalai m/lacht sich auch als Büttenredner im Karneval mehr als gut. Vor allem die unscheinbare Glocke mit dem überraschenden „TÄTÄÄÄ“-Klang hat es den Zuhörern angetan. Schön auch, dass der Edelmönch auch optisch ganz offensiv seine Solidarität mit der Schwulenbewegung demonstriert.

Weitere Meinungen, von mir handlich zusammengefasst:

Papst: „Als ich zuletzt unter meinen Gehrock geschaut habe, gab es nur den Katholizismus. Protestanten machen alles falsch und besitzen daher keine vollwertigen Kirchen. Wenn ich etwas reformiert sehen will, gehe ich schließlich in’s Reformhaus! Die anderen Vereine kann man übrigens auch in der Pfeife rauchen, aber das darf ich nicht zu laut sagen, weil überhaupt niemand damit rechnet, dass ich so denke.“

Dalai Lama: „Jede Religion hat ihre Berichtigung und ist hochinteressant. Manchmal sitze ich einfach nur nachts da und lache mich über jede einzelne kaputt. Sogar den Buddhismus nehme ich nicht zu ernst: Wenn irgendwann kein Bedarf nach einem Dalai Lama mehr gibt, wird es halt keinen mehr geben. Und es sollen auch gar nicht alle zum Buddhismus überwechseln. Das Christentum passt viel besser zu Euch Europäern. Also: Husch, husch! An’ s Kreuzchen!“

DAS ist doch mal was! Kein Wunder, dass mir auf Anhieb kein Krieg einfällt, den der Buddhismus als Religion angezettelt hätte. Wer nur stumm dasitzt und in meditativer Eintracht mit sich selbst dem Gurgeln seines Magens lauscht, sieht die Welt eben ganz anders: Erlösender Toilettengang statt Erlösung pur! Sich selber im Nichts auflösen, statt anderen Religionen einzureden, dass sie eigentlich schon immer eines waren. Klappe halten, Kopp rasieren, nicht laut sein und die Handflächen im Zweifel artig zusammendrücken: Das ist doch der Rentner, den man sich heimlich immer gewünscht hat! Nicht der moralisierende Kruzifix-Wedler, der gerade mal 10 Bibelstellen auswendig kennt und meint, gegen Homosexuelle hetzten zu müssen, weil das im Buch der Bücher „irgendwo steht“.

ICH sehe mich daher als Buddhist. Auch wenn’s da keinen Gott gibt. Dessen Anwesenheit würde mir ja schon echt fehlen.

Aber das geht den Christen ja auch nicht anders…

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Artikel

von Klapowski am 25.07.07 in All-Gemeines

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Kommentare (7)

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  1. Bergh sagt:

    tach auch !

    [quote]Dalai Lama: „Jede Religion hat ihre Berichtigung und ist hochinteressant.[/quote]

    Word würde fragen : Meintens Sie Berechtigung ?

    Ansonsten enthält der Artikel einigen Stoff zum Nachdenken.
    (was ich jetzt mal tun werde.)

    Gruss BergH

  2. Gott sagt:

    Jaha, tu mal lieber ein bisschen leiser denken tun, Bergh. Ich kann deine quietschenden Zahnräder bis zu mir nach Hause hören. Und das liegt viel weiter oben, als du … denkst.

    Gezeichnet: Gott

  3. Vanquish sagt:

    Da fällt mir ein, dass ich als Katholik gar keine Schmähbezeichnung für Buddhisten im Stil von Ungläubige (Muslime), Heiden (Atheisten und das restliche Geschmeiß), Jesusmörder (Juden) und Ketzer (Protestanten) kenne. Hat einer einen destruktiven Vorschlag?

  4. Donald D. sagt:

    Nein! Und warum auch? Der Buddhismus ist die friedlichste Religion auf diesem Planeten. Sich irgendwelche Schimpfwörter oder Beleidigungen einfallen zu lassen wäre arrogant und dumm. Allenfalls sich über sie lustig machen, wäre vielleicht erlaubt. Z. B. „Nichtgrasgeher“- denn einige buddhistische Auslegungen sind so streng, daß man nicht mal über eine Wiese gehen darf, da man riskiert einem Grashalm das Leben auszulöschen (kein Witz!).

  5. Bergh sagt:

    tach auch !

    Meinte Klapo jetzt Berichtigung, oder Berechtigung ?

    Und als Schimpfwort :
    Du Da Lei Lamer
    [Duck]

    Ich stimmer DD zu, bei so netten Leuten ist ein Schimpfwort/Nickname völlig unangebracht.

    Gruss BergH

  6. Vanquish sagt:

    Bei so strengen Auslegungen des Nichtskaputtmachendürfens müssten die doch auch Schwierigkeiten mit der Auslegung der Forschund der letzten 200 Jahre angeht, zumindest was die praktische Anwendung angeht. Bitte nur noch über Amöben schweben und Atmen ist ab sofort auch verboten.

  7. m.u.s.t. sagt:

    bei dieser strengen Auslegung hätten sie nicht nur Probleme mit der Forschung , sondern eigentlich auch mit der Ernährung , wenn ich mir das so recht überlege …
    ansonsten bin ich völlig unreligiös , sollte es mich aber je in dieser Hinsicht überkommen , schwöre ich , ich werde Buddhist !

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