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Tuff, Tuff, Tuff, wir fahren in den Pu… TÜV.

Tuff, Tuff, Tuff, wir fahren in den Pu… TÜV.

„Du musst zum TÜV!“ Mit dieser harmlosen Zielvorgabe fing es vor einigen Monaten an. Meinem Vater war es zuerst aufgefallen, dass die Plakette auf meinem Wagen abgelaufen war und nur noch als lustiges Sticker-Gimmick auf der neuen Mickey Maus taugte. „Der unglaubliche Abenteuer-Kompass“ oder so.

„Ja, ich geh ja nächsten Samstag hin…“ sagte ich, in der vollen und ehrlichen Absicht, ihn um Wochen zu hintergehen. Nun ist es nicht so, dass ich etwas gegen den TÜV hätte, im Gegenteil: Ich habe sogar sehr viel für ihn übrig. In der Regel exakt um die 80 Euro für ein müdes „Alles Okay“. Dennoch habe ich stets das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben, wenn man von dem allgemeinen Unwohlsein absieht, am Samstagmorgen um 7 Uhr aufzustehen und sich zwischen unbeholfene Omas und Profi-Opas einzureihen, die sich schon das ganze Jahr freuen, dem Prüfer ihr Fachwissen über einen 42er Spähpanzer darzubieten.

Und ich frage mich dann vorher immer ängstlich: Sind die Reifen nicht doch zu schlaff? Ab 90 km/h laufen die Dinger am Schulbuswendekreis schließlich irgendwie nicht mehr so ganz rund. Ist der Riss im rechten Außenspiegel schlimm oder Kreppband von der Straßenverkehrsordnung gar nicht als offizielles Reparaturmaterial anerkannt?

Um es kurz zu machen: Die Monate vergingen und mit ihnen das Nervenkostüm meines besorgten Vaters. Im zweiten Monat hieß es dann schon: „DU musst aber jetzt WIRKLICH zum TÜV!“ – Dazu muss man sagen, dass das Auto auf seinen Namen angemeldet ist, ich jedoch seit vielen Jahren ausschließlich damit fahre. Das ist so eine Marotte von uns und für Außenstehende schwer zu erklären.

Im dritten Monat faselte er plötzlich etwas von „Gefängnis“, den zahlreichen Gerichtsterminen, zu denen er demnächst müsse und den Kummer, den sein Sohn ihm bereiten würde (ich glaube, er meinte damit mich. Es sei denn, er ist in seiner Jugend doch weiter rumgekommen, als ich bisher wusste). Im vierten Monat tauschte er die bei uns übliche Begrüßungsfloskel („Tach!“) gegen ein keckes „TÜV!“ aus, zählte ständig nervös seine Barreserven und zeigte ein großes Interesse an Backmischungen mit eingearbeitetem Werkzeug.

Selbst der Mechaniker einer mir näher bekannten Tankstelle schien nur mit großem Abscheu meine neuen Felgen anbringen zu wollen. Ich war ein Verschlamper, ein Gescheiterter, ein TÜV-Verächter unter zahlreichen Überprüfungs-Gourmets. „Das wird TEUERRRR!“ sagte er mir freundlich, aber bestimmt und beim näheren Hinhören dann doch nicht wirklich freundlich.

So machte ich mich also kurz vor dem Ende des Jahres auf zu den eingetragenen Autoglotzern, während mein Vater bereits nur noch in Hotels nächtigte und sich engen Freunden nur noch mit falschem Namen vorstellte. Mit schlechtem Gewissen trat ich also vor dem Prüfer, meines Vaters Hinrichtung bereits als Handyvideo vor dem geistigen Auge habend, und ich sprach: „Wollen sie denn nichts sagen, weil ich ganze vier Monate…“ – „Das ist nicht meine Aufgabe.“ – „Aber mein Auto…“ – „Ist völlig Okay. Gute Fahrt.“

Als ich meinem Vater die frohe Botschaft überbringen wollte, fand ich nur noch einen Zettel an seiner Tür, der auf einen längeren Aufenthalt im nicht näher bezeichneten Ausland hinwies. Ich hoffe, er ist zum nächsten TÜV-Termin zurück. Ich glaube, dann werde ich ein Einsehen haben und ihn mit höchstens dreieinhalb Monaten beglücken. Familienmitglieder müssen schließlich zusammenhalten.

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von Klapowski am 06.02.07 in All-Gemeines

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