Kuchen statt Böller!
Wer schon das Vergnügen hatte, bei älteren Tanten zu Gast zu sein, weiß es: Das Essen von Kuchen ersetzt menschliche Geborgenheit und Wärme bis zu 5 Watt pro Quadratzentimeter Haut. Hätten unsere tierischen Vorfahren nicht so frühzeitig das Entlausen erfunden, wäre das Kuchenblech wohl schon vor Millionen von Jahren entwickelt worden…
Nichts anderes hält eine Gemeinschaft wirkungsvoller zusammen wie das rituelle Vollstopfen und die auch nach dem 5. Mal noch mit heiligen Ernst vorgetragene Frage: „Willst Du nicht doooch noooch ein Stückchen?“. Dass man der Fragestellerin ab dem vollen Dutzend mit einem Holzknüppel auf den Kopf schlagen möchte (was aufgrund fortschreitender Bewegungslosigkeit im Unterbauchbereich natürlich unmöglich ist), ist wohl tatsächlich ein hirngenetisches Überbleibsel aus dieser Zeit.
Erst kürzlich musste auch ich wieder die Erfahrung machen, dass sich Liebe problemlos mit Hefezellen aufwiegen lässt. Der Dialog lief ungefähr so ab:
„Noch ein Stückcheeeeen?“
„Nö, ich bin wirklich satt. Mir war schon nach dem 2. Blech ein wenig schummrig.“
„Aber… aber… DER MUSS DOCH WEG!“
Ja, hier enttarnt sich der Kuchentrulla feistes Motiv: Es soll gar nicht schmecken, man soll keine Freude am Essen haben und Beziehungen zu körperlich normal gebauter Weiblichkeit anscheinend erst recht nicht. Alles, wofür mein Körper missbraucht werden soll, ist der Abtransport des ostwestfälischen Zuckerrübenanbaus des kompletten Vorjahres.
– „Der muss doch weg“ sagte sie und hat tatsächlich Recht damit: Ich selber spürte es schon seit 30 Minuten. Ein geballtes Gefühl des Weg-müssens. So setzte ich mich also unter haarsträubenden Ausreden in Bewegung, dass ich noch dringend etwas an meinem Computer erledigen müsse. Natürlich verstand sie das nicht und machte den Trichter und die pürierte Kuchenpampe bereits bereit, um mir diese oral einzuflößen, bis mir im letzten Moment die rettende List in den Sinn kam: „Es muss leider heute sein. (und jetzt: Achtung!) Ich kann den nämlich nicht noch mal einfrieren!“
Daraufhin nickte sie wissend, ja, sogar ein bisschen mitfühlend und öffnete mir die Tür. Seitdem habe ich 2 Kilo weniger zugenommen, als zu Jahresbeginn eigentlich geplant war…
So, das war’s so weit. Oder wollt ihr noch ein bisschen Satireeee?!
*Draufklatsch*
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