Dein Bekannter, das unbekannte Wesen
Nicht jeder hat bereits einen Bekannten… Aber jeder Bekannte hat irgendwann JEDEN! – Wie man sich nicht schützen kann, erfahrt ihr heute von Zynika.de!
Vielen Mensch haben ihn bereits: Einen Bekannten…
Einen Nervbolzen ohne Freunde und Sensibilität, dafür mit umso mehr Fachwissen um den neuesten John-Haudruff-Kungfu-Film von 1987…
Einer jener Typen, die man NIE anruft und deren Geburtstage stets zu den sonderbaren Tagen zählen, an denen man selber IMMER bereits auf die Fete der Großtante gehen muss, die dummerweise, leider, ich find’s ja auch schade, am selben Tag ihr gebärmütterliches Ausscheidungsjubiläum begeht…
Seit 10 Jahren nutzt man diese Ausrede nun schon und hofft inständig, dass jener Bekannter in den nächsten 10 Jahren niemals herausfinden möge, dass die dann 105-Jährige eigentlich nicht mehr zu den Leuten zählen dürfte, die ganze Wochenenden dauernde wie auch rauschende Partys in der Stadthalle von Peking veranstalten.
– Weswegen man leider nicht zwischendurch für „2 oder 3 Stunden“ vorbeischauen könne… So der Wunsch unseres Bekannten, der mit Partyhütchen allein vor dem französischen Audiokommentar einer unbekannten Actionfilm-DVD hockt…
Nicht, dass er Französisch verstehen würde, aber das ist nun mal ein DVD-„BONUS“ und DVD-Bonusse sind – verdammt noch mal! – mit der ihnen zustehenden Aufmerksamkeit zu segnen und heilig zu sprechen. Auf dass es beim nächsten Anruf des Bekannten wieder heißt: „Geiler Film, dieser `American Robofighter im Splatterrausch VIII`. Sooo viele Extras! Habe bei jedem einzelnen onaniert. Ich rufe übrigens nur deshalb an…“.
Noch weniger als Französisch oder das gesprochene (teils verzweifelt geröchelte) Wort allgemein versteht jener Menschenschlag subtile Abneigungsrituale wie plötzliches Weglaufen und filmreife Verfolgungsjagden an der Kinokasse: „Huhuuuuu! Daniööööl! Höhö! Hö! Hö! Du hier? – Gewesen?“
Gefährlich: Der bekannteste Bekannte infiltriert bereits Kinder und macht sie zu seinen willenlosen Werkzeugen des Untergangs. Zynika stellte daher einen Antrag auf Indizierung der Ernie-Figur…
Im Kopf des Bekannten herrscht ein logisches Chaos, das die Wortkombination „zwischenmenschlicher Bereich“ wörtlich nimmt und ausschließlich mit dem Zwischenraum zwischen zwei in Unterschiedliche Richtungen flüchtende „Freunde“ in Verbindung bringt, in deren Mitte er grinsend und popelnd dasteht. „Ich ruf euch an!“ – Unglaublich, wie groß der „zwischenmenschliche Bereich“ doch bei ihm ist! Im Kopf des Bekannten läuft dann auch ein Programm ab, das gewissen Ähnlichkeiten mit jenen Filmszenen hat, in denen der Zuschauer die Szenerie aus den Augen eines Roboters betrachtet:
Ein Fadenkreuz wandert in seinem Geiste dann über meine genervte Gesichtsmuskulatur:
Subjekt: Klapowski
Zwischenmenschlicher Status: Wird berechnet
……….
Abgeschlossen: Klapowski ist die mir zugeteilte Kohlenstoffeinheit für das menschliche Konzept der „tiefen Freundschaft“. Abwehrreaktionen mit Stichwaffen sind fester Teil seiner Programmierung und somit ein menschlicher Makel, den mein Toleranz-Kompensator ihm großzügig verzeiht.
Neuer Input: Klapowski hat mich gesehen. Er schwitzt nun stark, blickt sich unsicher um. Wahrscheinlichkeit einer ungünstigen, wetterinduzierten Erhöhung der Temperatur um 10 Grad an seinem Standplatz beträgt… 96,3%. Wahrscheinlichkeit, angesichts des Erscheinens der Bekannteneinheit Ver. 1.6 nicht erfreut zu sein: 3,7%
Öffne Unterprogramm „Konversation“…
Geöffnet.
Wähle eine Option aus Menü
1.) „Ich habe von dem Tod deiner Tante gehört. Mein herzliches Beileid“
2.) „Hi und Tschüss! Ich hab’s leider eilig! Wir telefonieren irgendwann!“
3.) „Ey! Ich habe jetzt das versteckte Menü auf der Harry-Potter-DVD gefunden!“
Choice:
3.)
Halte Klapowski-Einheit am Arm fest…
…
Soweit, so gruselig! Doch noch unheimlicher wird’s am Dienstagabend, wenn man plötzlich von einem unheimlichen Quietschen geweckt wird, das fast so klingt, als würde jemand seine Nase gegen die Milchglastür meiner Wohnungstür drücken und sie dort auf Entdeckungsreise schicken…
– Während aus dem Erdgeschoss noch die Stimme von Oma Platuschke dröhnt: „Isser nisch da? Da hätte isch sie ja ganz umsonst reengelassen und ihnen ein Wartezelt un‘ Kaffee vor seene Wohnungstür gestellt. Komisch. Habe ihn gar nicht weggehen sehen!“?
„Ich will rein!“ – Bevor es Telefone und Türklingeln gab, forderten Bekannte noch mehr Opfer als Pest und Hexenverbrennung…
Lässt man ihn nun im Schlafanzug herein, um das monotone Wummern gegen die Haustür auszuschalten, begrüßt er einem überschwänglich, indem er technische Bauzeichnungen der Schiffsklasse eines tschechischen Hinterhof-SF-Filmes von 1961 um den Körper seines Opfers wickelt und es mit dieser Strategie wehrlos macht, während er mit den anderen Hand bereits ungefragt an dem Computer des Heimgesuchten geht und sich Filme zu brennen beginnt…
„Hast du denn auch was… hmmm… was Erotisches?“
Ja. Erotisch für mich: Deinen Rauswurf. Schlechtes Benehmen. Ausreden („Duhuu… Heute ist mein Badetag!“) – Vergebens! 24 Stunden später (also exakt 1 Stunde, nachdem man seinen Bekannter endlich mittels Schnipselspur eines ehemaligen PC-Magazins durch die Wohnungstür gelockt hat) klingelt das Telefon wieder und es heißt erneut:
„Na, was gibt es Neues, Alter? Irgendwas Perverses mit Weibern gemacht?“
Bekannte haben nämlich keine Freundin, lieben es aber inständig, mit dem Finger sabbernd und zeigefreudig ein Loch in das Motiv der mitgebrachten Fernsehzeitung zu klopfen: „Die sieht aber doch verdammt fickerig aus, oder?“
Und wenn das Gespräch zufällig darauf kommt, sprich: Wenn das Opfer den Bekannten gerade durch Politik und Anspruch zu paralysieren versucht, grunst der Bekannte wollüstig heraus: „Übrigens: Meine Traumfrau ist Buffy!“…
Der Bekannte im Film: Ein Alltagsschrecken, den Hollywood nur sehr lückenhaft, unzureichend und recht beschönigend wiedergibt! – Auch nicht ganz korrekt: Aus „DSL“ wurde „CABLE“…
Doch Bekannte selber merken nicht, dass sie befallen sind. Daher hier nun der ultimative Punkte-Check für euch, der enthüllt, oder bereits im Endstadium seid. Wenn ja: „Endstadium“ ist so ähnlich, wie wenn der Statusbalken beim Mediaplayer sich dem Ende zuneigt. Doch keine Sorge: Wie bei kurzen Pornofilmchen ist auch bei euch der Endlosmodus serienmäßig aktiviert…
Zählt nun einfach, wie oft ihr die folgenden Fragen bejahen könnt:
– Sinnlose Programme auf der Festplatte? Besitzt ihr Data Beckers Kochbuchregistratur oder eine arschteure, wenngleich geklaute 3-D-Rendersoftware, obwohl ihr in 3 Stunden gerade mal ein statisches Viereck hinbekommt, dass sich partout nicht speichern lässt?
– Haben eure „Freunde“, obwohl selber Stubenhocker, immer ausgerechnet dann ein Geschäftsessen in Timbuktu, wenn ihr, die zu rippenden DVD’s schon unter dem Arm, telefonisch um eine Audienz bittet?
– Ihr habt jede Form von Kommunikationshardware, aber kein Geld mehr, um eine mediale Hure bezahlen zu können? Eine, die eine SMS auf euer UMTS-Laptop schickt, während ihr mit euren „Freunden“ im Kino sitzt? Was ihr als Anlass nehmen würdet, mit zufriedenem Unterton zu grunzen: „Schon wiiiiieder eine Nachricht…“
– Ihr kennt jeden asiatischen Kampfsportfilm bis hin zum letzten zerberstenden Styroporstuhl? Ihr habt ein Buch über die Physik in Dragonball und versteht ernsthaft die Storys?
– Eure Eltern lassen euch euer „eigenes Reich“, finden selten den Mut zu einer offenen Aussprache, wenn Tomb-Raider-Comics und VHS-Kassetten in sanften Wellenbewegungen bereits in ihr Schlafzimmer fluten?
– Ihr findet generell alle Frauen unter 39 total sexy und lasst keine Nachrichtensendung vergehen, ohne eure spärlich anzutreffenden Besucher auf das 5-Zentimeter-Dekolletee von Dagmar Berghoff hin anzustupsen?
– Ihr sammelt schränkeweise Pornos wie andere Leute bei eurer Sammlung schwere Atemzüge? Euer ganzes Frauenbild besteht aus einem Desktopmotiv einer strandliebenden Bikinischönheit?
– Ihr berichtet ungefragt über eure Erfahrungen mit dem weiblichen Geschlecht? Die Bäckerin hat euch endlich einmal angelächelt? – Nachdem ihr ihr – mit der Zeit ungeduldig geworden – ein Hörnchen quer in den Mund geschoben habt… Letztens konntet ihr 2 Minuten mit der Politesse plaudern, bevor ein Fahrkartenautomat ihren Platz einnahm?
– Ihr beglückt eure „Freunde“ mit massenhaft E-Mails mit so provokanten Aussagen, wie: „Hi! Meld dich mal wieder!“ – Die durch etliche Wiederholungen gedüngte Saat bleibt jedoch fruchtlos, bis ihr Monate später einen der Empfänger an der Straßenbahn abfangt. – „Sorry, mein Internet geht schon länger nicht!“ – Ihr bietet sofort großzügig eure Hilfe an und macht euch bei deren Ablehnung („Danke, nicht nötig“) in der nächsten Nacht mit Brecheisen an der fremden Wohnung zu schaffen, um diesen „arroganten Scheiß-PC“ zu reparieren. Dabei murmelt ihr so Dinge wie der Robbotterjunge in Spielbergs cineastischen Systemfehler „A.I.“: „Ich werde alles gut machen, dann wird er mich immer lieben!“
– Die Eltern eurer „Freunde“ sind eure liebsten Gesprächspartner? Ihr verschwindet bei Hausbesuchen nach dem Toilettengang mal eben spurlos, um 30 Minuten später wieder in das PC-Zimmer eures Freundes zurückzukehren und zu sagen: „Ich habe ein wenig mit deiner Mutter geplaudert. Jetzt kommt sie bei „Resident Evil“ endlich in das verschlossene Gartenhaus! Unter uns: Für 52 sieht sie noch verdammt knackig aus!“
Und hier die Auswertung:
1 bis 3 Übereinstimmungen: Es besteht noch keine akute Gefahr, demnächst als Bekannter über den Erdenrund zu wandeln. Bei Gelegenheit solltet ihr allerdings trotzdem einen Test bei eurem Hausarzt machen lassen… Lässt er euch nicht herein und imitiert aufgeregt japsend eine automatische Türansage („Alle Praxismitarbeiter sind bis auf weiteres gestorben. Bitte entfernen sie sich nach dem nächsten Pfeifton meiner Lunge.“) habt ihr möglicherweise die falschen Antworten gegeben oder eure Identität als Bekannter verdrängen wollen…
4 bis 6 Übereinstimmungen: Du bist gefährdet und befindest dich vermutlich noch in der „Ich kann jederzeit damit aufhören“-Phase. Doch ohne dass du es merkst, deaktivierst du die Rufnummerweiterleiteng deines Telefons immer häufiger, um deine „Freunde“ von einem angeblich mehrwöchigen Urlaub in Nepal zurück an ihren Festnetzanschluss zu zaubern…
7 bis 8 Übereinstimmungen: Kein Zweifel: Du bist bereits befallen! Jetzt helfen nur noch radikale Schritte: 486er statt Pentium 2 Ghz, die Schüssel sofort vom Japanischen Anime-Satelliten loseisen und niemanden mehr anrufen, bei dem im Hintergrund häufiger als 3 Mal die aktuelle „Simpsons“-Folge lauter zu hören ist, als die gelangweilten „Hmmm“s, „Mh-Mhh“s oder ein von Handflächenrauschen gedämpftes „Birgitt, komm’ mal leise her und hör dir den Spinner an!“
9 bis 10 Übereinstimmungen: Tut mir leid, Bekannter geht’s nicht mehr! Eine Heilung ist so gut wie Aussichtslos, ebenso eine feste Beziehung zu Menschen, an die man NICHT mittels Spaten und nahegelegenem Friedhof gelangt ist. Niemand hat dich lieb und deine Eltern sammeln in einem abgeschlossenen Tagebuch bereits deine öffentlichen Aussagen, Verhaltensauffälligkeiten, Selbstgespräche und seltsam griffige Statements („Manchmal könnte ich sie alle… Grummel…“) , um nach einem Zwischenfall à la Robert Steinhäuser die SPIEGEL-Redakteure rasch aus dem Haus zu bekommen…
Zwecks Interview bei Zynika.de bitten wir zum Schluss noch, dass sich all jene, die mit mehr als 5 Punkten „bestanden“ haben, bei uns melden. Wir versichern totale Anonymität und werden die Gesprächsergebnisse darüber hinaus nur an das „Offenbacher Institut für Bekanntenforschung“ weiterleiten, um das Phänomen weiter zu erforschen und Spätschäden zu verhüten. MEINE Spätschäden!
*Telefonkabel aus Wand reiß und sich damit selber strangulier*
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