DS9: Fight Club – Folge 08 – „Ein Parabol-Universum“
Wochenende – Fight Club Tag. Heute muß sich unsere wahnsinnige Crew mit ihren Alter Egos aus einem Paraboluniversum auseinandersetzen.
So gesehen hatte Kwork ein ziemliches Pech.
Doch bevor der Pirat seinen teuflischen Plan ausführen konnte, sah er aus dem Augenwinkel, wie Major Gira den Raum betrat.
„Ich habe mehrere Beamvorgänge registriert. Was ist denn hier los?“
Die Blicke von Gira und Cont R‘ Gan trafen sich…
Cont R`Gan bekam seinen Mund nicht mehr zu, was ihm einen leicht unintelligenten Gesichtsausdruck verlieh. Den Reißverschluß an seiner Hose langsam wieder schließend, wankte er auf Gira zu…
„Arschgeige!“
„Alter Hurensohn!“
Beide fielen sich in die Arme und Gira klopfte so sehr auf den Rücken des Cont R`Gan, daß dessen Mannen sogleich hustend in einer grünlich-grauen Staubwolke zu Boden gingen. Der Pirat grinste nun blöde aus der Wäsche und sagte: „Mensch, ewig nicht gesehen! – Wie geht es dir denn so?“
Gira kratzte sich verlegen am Kopf und deutete auf das überlebensgroße Portrait des Fleischkopf-Müller an der Wand… Vor sieben Jahren, kurz nach der Übernahme von Terror-Knorr durch den Captain, hatte dieser die stationsweite Zurschaustellung seines Egos angeordnet und in sämtlichen Winkeln, auf dem Pomadendeck und vor jedem Stehklo den Anhang seiner goldgerahmten Bilder verordnet. So lächelte der Captain also sadistisch auf alle Bewohner herab… Auf den meisten der Bilder war sein Basketballschläger subtil im Hintergrund abgebildet und unter manchen stand: „Morgenstund hat Blut am Mund“ oder „Wen du heute kannst versorgen, den verschiebe nicht auf Morgen“ oder auch „Ich bin zwar nicht Gott, dennoch werde ich euch richten“.
Cont R`Gan verstand, was Gira ihm damit sagen wollte und nickte langsam. „Mir geht`s auch Scheiße… Hab‘ dich vermißt, nach unserer gemeinsamen Zeit damals…“
Oh ja! Damals… Zusammen hatten sie in der Widerstandszelle gegen die Blasertianer gekämpft… Ganze 2 Monate lang… Gut, es waren sicherlich mehr gewesen, aber Conti war kein Spezialist auf diesem Gebiet, und so hatte er strickt das unübersichtliche 10er-System auf 2 einfache Zahlen zurechtgestaucht. Er war immerhin der Captain, er durfte das.
Er lachte auf… Er war der einzige Blasertianer gewesen, der damals mit den Majoranern gegen sein eigenes Volk gekämpft hatte. Aber er hatte seine Gründe gehabt…
OK, eigentlich war es vielmehr ein Versehen gewesen: Als er damals seinem damaligen Navigator auf seinem ersten Schiff (die Schrott P`Ott) die Koordinaten für seinen allerersten Beutezug übermitteln wollte, benannte er die anzufliegenden Koordinaten mit „Der gelbe Punkt links! Weitere Anweisungen gibt’s dann später!“ und verschwand mit einem Pad auf der Toilette. Nach dem Absturz auf Major hatte er sich dann Gira angeschlossen, damals. – Einfach, weil es sich anbot und er sowieso gerade nichts anders vor hatte… Lachend begannen die beiden, Erfahrungen auszutauschen.
Unterdessen geschah in einem anderen Universum, ganz in der Nähe der letzten Grenze folgendes:
„Captain! Das Gel-Haar-da-Schiff lässt sich nicht abschütteln!“ rief eine Person überfordert, welche Flex unverschämt ähnlich sah.
Von dem Mann, der dort pausbäckig im Captain’s Chair der Definiert saß, konnte man ebenfalls behaupten, dass er unserem Fleischkopf-Müller bis auf’s Haar glich, hätte er denn eines gehabt. „Sollen wir durch das Sturmloch in den Alphaquadratlatschen zurückkehren??“ fragte der Kerl, der Schief O‘ Schleims Doppelgänger zu sein schien.
„Kschhh! Ich halte Zwiesprache mit den Proleten! Sie sagen mir, was ich zu tun habe! Ein bisschen Geduld, ja?“ – Eine Erschütterung schüttelte das Schiff durch.
„Das sind nicht die Proleten, sondern die verschütteten Grubenarbeiter im Maschinenraum! Sie haben einen Kopfhörer auf, Captain! Und wenn ich ein wenig drängen dürfte: Wir sollten wirklich durch das Sturmloch fliegen und Hilfe anfordern!“
„Macht doch, was ihr wollt!“ nöhlte der Captain und rollte überfordert mit den Augen umher. Das Geräusch kullernder Murmeln auf Glastischen war für einen kurzen Moment zu hören…
„Dann treten wir jetzt in das Sturmloch ein! 3… 2… 1… ! Wir sind drin! Das Dominoschiff folgt uns und feuert weiter!“
Der Captain schwenkte erzürnt einen Kricketschläger und drosch auf seine Armlehnen ein, aus denen bereits das Füllmaterial rieselte…
„Wir treten wieder in den Normalraum ein.“ Flex blickte Ihn sorgenvoll an. Und dann sah sie SIE, und der letzte Rest Verstand verabschiedete sich für immer.
„Was zum Teufel macht DieÄßNein direkt vor dem Sturmloch, sie müßte doch im Orbit von Major sein. Außerdem sind die Hüllenrisse ganz anders verteilt!“
Pause…..
„Scheiße, wir sind in einem Paraboluniversum gelandet.“
„Und das feindliche Schiff ist uns gefolgt! Schilde nur noch zu 1% erhalten! Captain! Ich sollte irgendwas Komisches zaubern, damit wir diese Plagegeister mit irgendeinem technischen Powerstrahl zertreten können! Dieses Gewürm!“
„Super Idee, O´Schleim! Na, dann mal los, mein Schatzi.“
Mit einem Augenzwinkern, das dem Chefingenieur das Blut in den Adern gefrieren ließ, wandte sich Parabol-Fleischkopf-Müller wieder dem Hauptbildschirm zu. Im Hintergrund grabbelte O`Schleim am Sicherungskasten des Homogengeneratorkompensators herum. Er hatte ihn gerade geöffnet und begann sofort, wild an den Kabeln herumzufummeln. Kurz bevor er den hochenergetischen Stromschlag auslöste und damit alle Anwesenden grillte, fragte er unauffällig in die Runde: „Äh, ist rot eigentlich Plus und schwarz Minus, oder anders herum, äh? – Ach Wurscht, das geht ja sonst auch immer gut.“
Alle, bis auf Parabol-Fleischkopf-Müller wurden augenblicklich zu Asche zerbröselt. Der Grund, warum gerade der Captain das Unglück überlebte, lag an den Gummifußabtretern, die ausgerechnet dort lagen, wo der Captain gerade (mehr oder weniger) herumstand.
„Was`n jetzt wieder los hier? Sind die etwa schon wieder in Streik gegangen? Das ist doch jetzt der denkbar ungünstigste Augenblick. Diese Ficker. Alles muß man alleine machen.“
Der Beschuß auf die Parabol-USS-Definiert wurde schlimmer und sie steckte Treffer um Treffer hin. Kurz darauf gab ihr ein weiterer Schuß den Rest und sie explodierte spektakulär.
Der echte Captain Fleischkopf-Müller blickte aus dem Fenster in seinem Quartier, und er hätte fast sein gesamtes Abendessen (Jumbolala) auf dem Boden verteilt, so gewaltig war die Erschütterung. Hinter den Bruchstücken dümpelte nun ein von der Explosion stark beschädigtes Dominoschiff herum und gab sich alle Mühe, ziemlich kaputt im All herumzubrennen…
„Verdammt, was war denn das…? Eine zweite Definiert? Welche Pottsau hat denn da wieder die Konstruktionspläne als Postwurfsendung verramscht, hä?“
„Captain!“ jaulte der Kommunikator diensteifrig mit Flex‘ Stimme! „Wir haben einen Mann aus dem Schiff gebeamt, das wie unsere Definiert aussah! Er befindet sich in einem Transporterraum neben Kworks Bar. Der Transporterfähnrich brachte nur einen mehrstimmigen Heulton von sich, als er mir Bericht erstatten wollte. Es klang ein bisschen nach: ‚SIE, Sir? Ich dachte, sie wären in ihrem Quartier? Hä? Wie wollen sie denn mit einem Kricketschläger Basketball spielen? Dafür brauchen sie doch einen Baseballschläger!‘ – Dann war nur noch Rauschen! Am besten, sie sehen sich das einmal vor Ort an, Captain!“
Wenig später in Kworks Bar:
Gira und Cont R`Gan waren immer noch in Kworks Bar damit beschäftigt, alte Geschichten auszutauschen, während im Hintergrund die restliche Piratenbande das Lokal ausplünderte und die Gäste und Angestellten belästigte.
Plötzlich trat Udo in die Bar und rief in die gesellige Runde: „Bitte unterlassen sie dieses rüpelhafte und ungehobelte Verhalten! Laut Stationsstatuten, die der Captain verfaßt hat, darf das nur der leitende Offizier und das ist der Captain!“
„Na, daß trifft sich ja gut, ich bin nämlich Captain. Und wer bist Du, Arschkrampe?!“ stellte Cont R`Gan geschickt fest und konterte seinem Gegenüber mit einer überraschend scharfsinnigen Gegenfrage, die nur zum Zeitsparen gedacht war.
„Ich bin Udo, der Stationsaufpasser und gemeint waren nicht Sie, sondern der Captain dieser Station.“
„Ach, wer soll denn das sein? Welche Memme hat hier das Kommando über solche Lutscher wie Dich?!“ – Wieder eine gelungene Finte, Cont R`Gan war von sich selbst begeistert. Noch dazu hatte er das Gefühl, nein war der festen Überzeugung, damit Gira tierisch anzumachen. Also bleckte er auch noch keck seine Zähne, na ja: Zahnruinen. Ein echter Pirat wäscht sich eben nicht und Zahnpflege gehört da ebenso wenig zum Programm.
„Unser Kommandant ist Captain Fleischkopf-Müller und der ist keine Memme.“ stellte Udo im weinerlichen, fast bedauernden Tonfall fest.
„So? Wo ist er denn dann? Wahrscheinlich auf dem Damenklo, was? Damenklo Hähä. Der war echt gut. Damenklo, muß ich mir aufschreiben, hähä, echt geil, hähä.“
Cont R´Gan schlug sich mit der Hand vor die Augen und lachte in sich hinein. Aus diesem Grund konnte er auch nicht Giras hektische Handbewegungen und warnende Augenzuckungen, die hinter seinen Rücken ausgerichtet waren, sehen. Auch nicht Udos selbstgefälliges Grinsen, das seine Unsicherheit weggewischt hatte.
„WER SITZT HIER AUF DEM DAMENKLO?!! WAS SOLL DER GANZE AUFSTAND HIER?! WER SIND DIESE FLACHWICHSER?! PENNER SIND AUF DIESER STATION NICHT ERLAUBT!! UDO, SIE MELDEN SICH NACHHER BEI MIR, ES SCHEINT DA EIN SICHERHEITSLECK ZU GEBEN, DAFÜR SIND SIE VERANTWORTLICH! UND WO IST HIER DIESER VERDAMMTE TRANSENRAUM? DA SOLL JA VOLL WAS ABGEHEN, HÖRTE ICH!“
„Wird das etwa Folgen für mich haben?“ fragte Udo in freudiger Erregung. Er liebte es, vom Captain gezüchtigt zu werden. Jedoch immer unter der Voraussetzung, dass er ein böser Junge gewesen war, was jedoch stets der Captain zu entscheiden hatte. In dieser Hinsicht war dieser aber recht großzügig mit der Definition…
„Na klar Du Ursuppe, da kannst Du aber einen drauf lassen. So und jetzt kommen wir mal zu unserem Gast hier.“ Cpt. Fleischkopf-Müller baute sich vor Cpt. Cont R´Gan auf. Zwei Naturgewalten trafen aufeinander…
Zur gleichen Zeit bei den Sturmlochwesen:
„Ich halt`s nicht aus! Was läuft denn da draußen für eine Show ab?!“ Pure Frustration schwang in der ätherischen Stimme eines Aliens mit.
„Keine Ahnung, aber irgendwie haben sich die beiden Dimensionen übereinandergeschoben und nun ist der Abgefuckte zweimal auf der Station vorhanden!“
„Scheiße, so was passiert immer nur Montags. Ich habe die Schauze voll, ich gehe nach Hause. Ruft mich an, wenn ihr Hilfe braucht. Ich komme dann nicht. Tschüß auch.“ irgendwo im gleißenden Weiß des Offs fiel eine Tür knallend ins Schloß.
Cpt. Fleischkopf-Müller funkelte Cpt. Cont R`Gan in die Augen. Dieser ließ sich nicht extra bitten und funkelte wild zurück.
In diesem Moment zischt die Tür zu Kworks Bar beiseite und ein gigantischer Schatten fiel hinein und begrub die Gesichter der erschrockenen Zuschauer wie ein Keulenschlag. Ein Kricketschläger erhob sich über der massigen Gestalt, die langsam die Bar betrat…
„Oh mein Gott!“ raunten die Anwesenden ehrfürchtig und blickten entgeistert zwischen Original-Müller, seiner Parabol-Ausgabe und dem Piratencaptain hin- und her. – Nur Kwork bohrt unter einem unangenehmen Latex-Quitschen noch immer sein Gesicht in die Zimmerecke und hielt mit zu Klauen verkrallten Händen den Gürtel seiner Hose umschlossen und streckte den Hintern in den Raum hinein. – Zweifellos hatte er von den Geschehnissen der letzten Minuten nicht besonders viel mitbekommen. In unregelmäßigen Abständen fragte er leise „Ist es schon vorbei?? War’s das schon? Hat gar nicht wehgetan!“ oder schrie einfach nur wie am Spieß…
Die drei Reiter der Apokalypse hingegen standen nur da und starrten sich gegenseitig an. Angesichts dieser intellektuellen Übermacht wich Cpt. Cont R`Gan jedoch schon nach Sekunden einige Schritte zurück ins Off.
Cpt. Fleischkopf-Müllers volle Aufmerksamkeit traf nun auf sein neues Gegenüber, welches ihm auch irgendwoher bekannt war. Nur wo hatte er dieses Arschgesicht mit dem stupiden Blick eines alkoholisierten Nilpferds schon mal gesehen? Die beiden Mondamine traten sich gegenüber. „So sieht man sich also wieder.“ stellte der Parabolcaptain fest.
„Was soll’n das heißen? Was bist Du für einer? Hab‘ ich Dich schon mal auf Lisa getroffen? Vielleicht in einer Schwulensauna? So, wie Du aussiehst, gehörst Du da nämlich hin.“ Fleischkopf-Müller mußte angesichts dieser Zurschaustellung seines verbalen Reaktionsvermögens breit grinsen.
„Nee, da haben wir uns nicht getroffen. Aber heute morgen im Bad. Da habe ich Dir voll inne‘ Fresse gezimmert. Habe mir dabei die Hand aufgeschnitten. Ich will Rache.“ kam aus dem Parabol-Fleischkopf-Müller zurückgeschossen. Dieser konnte sich noch allzu gut an den morgendlichen Kampf gegen seinen Badezimmerspiegel erinnern. Die beiden Kontrahenten umkreisten sich lauernd.
„He, psssst.“ machte Udo jetzt vorsichtig O`Schleim an, der wie alle anderen Führungsoffiziere inzwischen hinzugekommen war. „Wer ist denn jetzt unser Captain Fleischkopf-Müller?“
„Na, der mit dem Schläger natürlich, Dummkopf.“ entgegnete O`Schleim hilfsbereit.
„Aber unserer hat doch keinen Kricketschläger sondern einen Basketballschläger. Oder irre ich mich da?!“ gab Gira zu bedenken.
„Ja, das schon, aber der andere trägt ja gar keinen Schläger, wer ist also der echte Captain?“ wollte Flex wissen. So langsam ahnten alle Anwesenden die volle Tragweite der immer kritischer werdenden Situation.
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