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Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

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Gastbeitrag: Mehr Ideenlosigkeit wagen! – Zum 30jährigem Jubiläum von „Star Trek: Voyager“ – „The Caretaker“

Gastbeitrag: Mehr Ideenlosigkeit wagen! – Zum 30jährigem Jubiläum von „Star Trek: Voyager“ – „The Caretaker“

GASTBEITRAG von Serienfan: Am 16. Januar 1995 war „Star Trek“ nicht mehr länger etwas für Leute, die nur bis drei zählen können. Denn an diesem Tag startete in den USA bereits die vierte (!!!) „Star Trek“-Realserie. 30 Jahre ist das nun her. Das heißt: Wir sind heute zeitlich von „Star Trek: Voyager“ weiter entfernt als die Zuschauer damals von dem Beginn der Classic-Serie! Lassen wir also die Korken knallen und gönnen wir uns einen gnadenlosen Blick zurück auf den Pilotfilm zu einer Serie, die meiner Überzeugung nach noch immer unterschätzt wird.


Ein Gastbeitrag von Serienfan

Früher war alles … anders

Wisst ihr noch, wie es damals war?

Damals in den Neunziger Jahren? Als „Star Trek“ boomte?

Natürlich nicht. Es sei denn, ihr seid wie ich fast doppelt so alt wie „Star Trek: Voyager“!

Heute starrt man in ungläubige Kinderaugen, wenn man jungen Menschen erzählt, dass die Benko-Ruinen von heute einst aus schillernden Karstadt-Filialen bestanden, wo man den Trekkern in riesigen Abteilungen voller Kaufvideos und Merchandise zu „Star Trek“ Unmengen von Geld aus der Tasche zog.

Es war halt noch, wie es in der ZDF-Vorabendserie „Königlich Bayerisches Amtsgericht“ immer im Vorspann hieß, „die gute alte Zeit.“

Damals hat noch niemand durch TikTok gescrollt. Oder geswiped. Oder wie man sonst dazu sagt. Nein, damals hat man „gezapped“. Und zwar durch die Fernsehkanäle. Und dieses Zappen war gar nicht so viel anders als heute das Swipen.

Beim Zappen gab man dem Gehirn in der Regel eine Sekunde Zeit, um zu entscheiden zwischen „hier bleibe ich hängen“ und „nächster Kanal“. Der Unterschied zu heute war damals nur, dass man zumindest die CHANCE hatte, an etwas Sehenswertem hängenzubleiben.

Und so eine Chance lieferte immer wieder „Star Trek“.

„Star Trek“ hatte gegenüber den anderen Serien den enormen Vorteil, dass jeder Zuschauer sofort anhand der Uniformen und Kulissen erkannte, was es ist. Die Optik von „Star Trek“ war ideal geeignet, um zappende Zuschauer einzufangen.

Genau deshalb ist es mir ein völliges Rätsel, warum man gleich in der ersten Szene des Pilotfilms von „Star Trek: Voyager“, nach dieser merkwürdigen und völlig überflüssigen Laufschrift (die man ja schon beim Pilotfilm von „Deep Space Nine“ verwendet hatte, wo sie etwas mehr Sinn ergab), irgendwelche generischen Bilder zeigte, die überhaupt nicht nach „Star Trek“ aussahen.



TORRES: Matschige CGI-Bilder, miese Kulissen, kaum Platz zum Filmen, ich versuche alles mit Wasserdampf und Wackelkamera zu kompensieren. CHAKOTAY: Seien Sie kreativ! TORRES: Wie soll ich kreativ sein bei so einem 28 Jahre altem Franchise? CHAKOTAY: Initiieren Sie Technobabble-Schablone Omega für fehlende Ideen! TUVOK: Einschaltquote nur noch bei 50 Prozent gegenüber der Next Generation, weiter fallend. CHAKOTAY: Geben Sie mir noch 30 Sekunden, dann schaffen wir es wenigstens zum Vorspann, der uns die Voyager mit der Musik von Jerry Goldsmith zeigt!

So also beginnt „Star Trek: Voyager“

Manch einer wird sich fragen, worauf ich eigentlich hinaus will.

Ganz einfach: Ich frage mich ernsthaft, wie damals irgendwer glauben konnte, DAS sei ein guter Einstieg für eine neue „Star Trek“-Serie. Noch dazu eine „Star Trek“-Serie, die ja damals auch noch Aushängeschild des neu gegründeten Paramount-Networks UPN sein sollte.

Die „Next Generation“ begann mit einem Blick auf die Untertasse der neuen Enterprise D. „Deep Space Nine“ begann mit einer Borg-Schlacht und wechselte zu einer Szene, in der Sisko und Jake durch ein Fenster im Raumschiff erstmals Deep Space Nine erblicken. Beides waren makellose Einstiege.

Selbst beim Kurtzman-Trek findet man nicht so einen miserablen Auftakt. „Star Trek: Discovery“ beginnt mit zwei Jedi-Frauen, die über einen Wüstenplaneten laufen und offenbar ihre Lichtschwerter vergessen haben. Das sah zwar überhaupt nicht aus wie „Star Trek“, das sollte es auch offenbar nicht, aber es sah wenigstens cool aus. Es sollten die falschen Fans geködert werden, aber es sollte wenigstens IRGENDWER geködert werden.

Beim Teaser von „Star Trek: Voyager“ erblicke ich eine Brücke in der Größe einer Abstellkammer, offenbar war die Kulisse so winzig, dass sie nur große Kopfaufnahmen aus der stets gleichen Kameraperspektive ermöglichte. Mit was glaubten die Macher damals also, die Zuschauer zu „teasern“? Mit dem Technobabble über Plasmastürme, Tetryonstrahlen und „Verschiebungswellen“.

Dass man sowas durchgewunken hat, lässt sich mir nur so erklären: Die Macher hatten es sich in ihrem Hamsterrad angewöhnt, Halbgares durchzuwinken. Ist auch kein Wunder. Innerhalb eines Jahres hatten sie das Next-Generation-Finale, einen Kinofilm und eine neue Serie herausbringen müssen, und das auch noch parallel zu „Star Trek: Deep Space Nine“, wo man mit Staffel 3 ebenfalls ein neues Schiff mit neuen Kulissen erhielt.

Heute ist nicht damals, und das zweite Mal kann nie mehr wie das erste Mal sein

Sorry, wenn mein Blick nach 30 Jahren so kritisch ausfällt.

Mir ist völlig klar: Als man damals den Pilotfilm sah, gab es viel zu entdecken und zu bestaunen. Ein neues Schiff, neue Kulissen, neue Charaktere. Die Effekte waren herausragend, die meisten davon sehen heute noch gut aus.

Aber das erste Mal ist vorbei. Heute kennen wir Crew und Schiff, wir können uns also nur auf die Story und die Art der Umsetzung konzentrieren. Und da wird im Verlauf des Pilotfilms selbst der Kurtzman-gehörnte Trekker ein Gesicht ziehen, das lang und länger wird.

Nach einer eher langweiligen Szene, in der Janeway nichts anderes tut als Tom Paris zu überreden, anstelle eines Gefängnisaufenthalts die Abenteuer des Alls zu erleben, kommt immerhin ein kleines Highlight. Wir sehen, wie Tom Paris mit einem Shuttle zur Raumstation Deep Space Nine unterwegs ist (ich hoffe mal, er war damit nicht schon auf der Erde gestartet!) und dabei reichlich übergriffig seine künftige „überlebt den Pilotfilm nicht“-Kollegin anbaggert, sodass es sicher nur eine Frage der Zeit ist, bis auch der Voyager-Pilotfilm nur noch mit Trigger-Warnung veröffentlicht wird.



STADI: Das ist unser Schiff. Das ist die Voyager. Ich fasse mal ganz elegant die Schiffsdaten für die Nerds zusammen: Intrepid-Klasse. Anhaltende Geschwindigkeit von Warp 9,975. 15 Decks. 141 Crewmitglieder, wovon dann später in der Folge „Author, Author“ trotz vieler Toter noch 146 übrig sein werden. Und wir haben bioneurale Kreisläufe! PARIS: Bio-neural? STADI: Wir haben einige Kreisläufe durch Gel-Packs ersetzt. Soll angeblich schneller sein, aber solche Angaben glaubt ja schon seit dem Internetzeitalter eh kein Mensch mehr.

Jedenfalls gibt es nun eine schöne Szene, in der die Voyager in das Sichtfenster des Shuttles rückt, und Tom Paris sofort das Interesse an der jungen Frau verliert und wie gebannt auf die Voyager schaut. Genau diese Szene wäre der perfekte Teaser gewesen, denn hier hätte auch der Zuschauer zusammen mit Tom Paris erstmals die Voyager erblicken können.

Tom ist nicht Nick

Tom Paris hätte ja eigentlich Nicholas Locarno aus der „Next Generation“-Episode „The First Duty“ sein sollen, der ebenfalls von Robert Duncan McNeill gespielt wurde. Doch das hätte bedeutet, dass man dem damaligen Autor Woche für Woche als „Creator“ hätte bezahlen müssen.

Nur so gab die Story leider keinen Sinn mehr. Locarno war ein genialer Pilot, der einen anderen Kadetten überredet hatte, ein gefährliches Shuttle-Manöver zu fliegen, wobei der Kadett ums Leben kam. Tom Paris hingegen hat einfach nur einen Unfall mit drei Toten verursacht, wir er später Kim gegenüber zugibt.

Es darf die Frage erlaubt sein: Wieso hält sich Tom Paris für einen begnadeten Piloten? Weil nur er Unfälle verursachen kann, bei denen drei Leute auf einen Streich getötet werden?



PARIS: Warum soll ich mit Ihnen mitkommen? JANEWAY: Weil niemand das Gebiet der Maquis so gut kennt wie Sie. PARIS: Echt jetzt? Ich war doch nur wenige Wochen dort? JANEWAY: Ja, aber alle anderen sind nach drei Tagen zu den Maquis übergelaufen. PARIS: Soll ich nicht Ihr Pilot sein? Ich habe bislang immerhin ein Shuttle geschrottet und drei Menschenleben auf dem Gewissen, weshalb ich im Gefängnis hocke. Also, wenn mich DAS nicht für den besten Piloten qualifiziert, den Sie kriegen können, dann weiß ich auch nicht. JANEWAY: Ein Shuttle? Drei Tote Crewmitglieder? Für sowas Läppisches packt doch auf der Voyager niemand mehr sein Rothemd aus.

Ich will nicht nur motzen

Nachdem es nun die Voyager auf die gleiche Art in den Deltaquadranten verschlägt wie zuvor das Maquis-Schiff, erleidet die Voyager dabei schwere Schäden. Man entdeckt eine seltsame Raumstation, die Energieimpulse absondert. Kurz darauf wird die Crew in eine virtuelle Welt verschleppt, die wie ein Barbecue in Texas des 20. Jahrhunderts aussieht.

Aliens, die Geheimnisvolles im Schilde führen, erzeugen aus den Datenbanken des Schiffes eine virtuelle Welt. Das ist klassisches „Star Trek“, und es ist hier noch immer mitreißend und schwungvoll umgesetzt.

Davor gab es noch den ebenso vergnüglichen Auftritt des Holodocs. Dass man eine Notfall-K.I. absichtlich ruppig programmiert, weil dieser Umgangston sich in Tests als effizienter erwiesen hat, ist eine witzige Idee, die erfreulicherweise auch unseren modernen Erkenntnissen über die Möglichkeiten von K.I.s entspricht.

Ein bisschen hat man damit natürlich die Büchse der Pandora geöffnet, denn man muss sich fragen, ob sich solche Hologramme nicht auch in anderen Bereichen als extrem nützlich erweisen würden. Da sie keinen Sauerstoff brauchen und auch gegenüber tödlicher Strahlung oder giftigen Gasen immun sind, könnte man sie sicherlich nicht nur auf der Krankenstation gut gebrauchen.

Insofern war es vielleicht ganz gut, dass man den Holodoc dann doch eher in seinen Fähigkeiten begrenzt hat. Diese wären nämlich, wenn man kurz darüber nachdenkt, letztlich uferlos gewesen. Daher hat man wohl auch nie gezeigt, dass der Holodoc schneller agieren kann als ein Mensch.

Manch einer erinnert sich vielleicht an die „Next Generation“-Folge „The Naked Now“ (Gedankengift), in der Data mit erhöhter Geschwindigkeit am Boden liegende Chips wieder in einen Computer steckt. Sowas gab es beim Holodoc nie zu sehen. Dabei hätten die Fähigkeiten des Holodocs noch viel weiter gehen können. Er hätte sich zum Beispiel durch den Raum teleportieren, jedes beliebige Gewicht leicht heben oder eben mit den Händen viel schneller sein können als ein Mensch.

Die Frage ist nur: Haben sich die Autoren damals überhaupt über all das Gedanken gemacht?

Haben sich die Entwickler der Serie wirklich zusammen gesetzt und überlegt: Wenn der Doctor ein Hologramm ist, was bedeutet das, außer dass er auf die Krankenstation begrenzt ist und außer dem Umstand, dass er beim Aktivieren immer den Satz „Benennen Sie die Art des medizinischen Notfalls“ sagen muss?



HOLODOC: Hi, ich bin das grummelige Doctor-Hologramm und strotze vor Fan-Favoriten-Potenzial. PARIS: Das ist gut, wir stecken hier nämlich genauso fest wie Sie in dieser Kulisse der Krankenstation. HOLOCDOC: Dann muss ich mir die Zeit wohl mit witzigen Sprüchen wie „clean him up“ vertreiben. „Clean him up!“ Ein echter Brüller, finden Sie nicht?

Kann der Holodoc nicht auf die Datenbank des Schiffs zugreifen, um den aktuellen Krisen-Status zu erfragen? Braucht er wirklich einen medizinischen Tricorder, oder reichen ihm nicht die Bioscanner im Raum oder die der Bio-Betten? Muss der Holodoc wirklich die Werte eines Patienten mit seinen holografischen Augen von einer Anzeigetafel ablesen?

Fragen über Fragen!

Was haben sich die Autoren gedacht?

Das ist es leider, was mich beim Voyager-Pilotfilm heute begleitet: Die Frage: Was haben sich die Autoren gedacht? Haben Sie sich überhaupt etwas gedacht?

Was haben sie sich zum Beispiel dabei gedacht, nun wieder einen Vulkanier zur Hauptfigur zu machen? Was haben sie sich davon versprochen? Was ist damit gewonnen, wenn ein Brückenoffizier immer wieder darauf hinweist, was die Logik angeblich diktiert.



JANEWAY: Ich habe Sie vermisst, Tuvok. Endlich wieder ein Vulkanier in „Star Trek“, der willkürlich Dinge in Emotionen und Nicht-Emotionen einteilt. Vor meiner Abreise habe ich noch mit ihrer ganzen Familie über Ihre Geheimmission gesprochen. TUVOK: Geht es ihnen gut? JANEWAY: Sie machen sich Sorgen um Sie. TUVOK: Captain, Vulkanier machen sich keine Sorgen. Das ist eine Emotion. JANEWAY: Sie vermissen Sie. TUVOK: Ich vermisse meine Familie auch. Emotionsfrei, versteht sich. Wie auch immer das gehen soll.

Die Ocampa werden nur neun Jahre alt. Was aber folgt daraus? Wenn eine hoch entwickelte Rasse nur so kurz lebt, funktioniert das eigentlich nur, wenn ihre Auffassungsgabe beschleunigt ist. Zum Beispiel um den Faktor 10.

Wofür ein Mensch vier Jahre studieren muss, bräuchte ein Ocampa dann nur vier bis fünf Monate.

Aber bei Kes erfahren wir nur: Sie stirbt nach neun Jahren. Das war’s.

B’Elanna Torres ist eine Halbklingonin, weshalb sie zu Beginn der Serie immer wieder ausrastet, nur um das so schön „tell, don’t show“-mäßig mit einem „das liegt an meiner klingonischen Seite“ zu erklären. Es hätte den Autoren eigentlich zu diesem Zeitpunkt klar sein müssen, dass man sowas spätestens ab Staffel 2 ignorieren wird.

Chakotay beinhaltet gleich zwei blöde Ideen. Zum einen identifiziert er sich mit den amerikanischen Ureinwohnern, zum anderen ist er Mitglied der Maquis. Beides erweist sich als Windei. Am Ende rettet Tom Paris das Leben von Chakotay mit dem Hinweis auf irgendeinen angeblich indianischen Mythos, wonach dann sein Leben ihm gehöre. Das wurde dann allerdings nie wieder erwähnt, und außer der Tätowierung und einer Meditation mit Janeway spielte Chakotays angebliches Indianerblut so gut wie nie irgendeine Rolle.

Zum Glück gilt das gleiche für die Schnapsidee mit den Maquis, denen ja Chakotay auch angehört, denn: Kulturelle Rothaut-Aneignung allein wäre dann doch für einen unterbeschäftigten ersten Offizier zu wenig gewesen.

Sprechen wir über die Maquis

Kommen wir zu den unsäglichen Maquis, die eigens für „Star Trek: Voyager“ bereits in „Deep Space Nine“ und danach während der „Next Generation“ ins Berman-Trek eingeführt wurden.

Ich weiß schon: Die Maquis sollten das für „Star Trek“ so dringend benötigte „Konfliktpotenzial“ mitbringen.

Worin aber liegt denn der tolle „Konflikt“?

Die Maquis wehren sich gegen den Friedensvertrag, den einst die Föderation mit den Cardassianern geschlossen hat. Sie erkennen den Grenzverlauf zwischen Föderation und dem cardassianischen Gebiet nicht an, sie verteidigen Kolonien, die sich nach dem neuen Vertrag im cardassianischen Raum befinden und sie sabotieren cardassianische Militäreinrichtungen.

Das alles hat nur einen blöden Haken!

Im Deltaquadranten GIBT es ja gar keine Cardassianer.

Wo liegt hier bitte das „Konfliktpotenzial“?

Gut, man kann natürlich sagen: Ja, einmal gegen die Föderation, immer gegen die Föderation, die werden vermutlich grundsätzlich ALLES doof finden, was in der Föderation als richtig gilt. Aber muss man für solche Charaktere wirklich eigens einen „Maquis“ erfinden?

Witzigerweise war die spätere Dauergegnerin Seska ja gerade keine Maquis, sondern eine cardassianische Spionin, die sich nur als Maquis ausgegeben hatte.

Nenne ein Alien von „Star Trek“ mit fünf Buchstaben und einem K zu Beginn

So ungefähr ab der Stelle, ab der Harry Kim und B’Elanna Torres bei den Ocampa zu sich kommen, kann man den Voyager-Pilotfilm so ziemlich in die Tonne treten. Denn nun kommen auch noch die Kazon ins Spiel. Es sind die, man muss es so brutal sagen, wohl langweiligsten wiederkehrenden Aliens, die jemals für „Star Trek“ erfunden wurden.



JABIN: Hallo, ich bin ein Kazon-Ogla. Ich bin sowas wie ein Harkonne für Arme. Ich brauche daher Wasser! JANEWAY: Janeway an Voyager: Beamen Sie irgendwie einen Wassertank herunter, auch wenn ich aktuell nicht so recht weiß, wie das eigentlich funktionieren soll. JABIN: Wow! Sie können Luft in Wassertanks verwandeln. JANEWAY: Wir suchen die Ocampa. JABIN: Die leben für uns unerreichbar unter der Erde. Wir haben nur die eine hier gefunden, wie sie auf der Oberfläche herumlief. JANEWAY: Aha! Und was bringt Sie dann überhaupt zu diesem Planeten-Ödland, wenn da ansonsten nichts ist? Sie verfügen doch über Raumschiffe! JABIN: Na, wir haben natürlich auf Sie gewartet, um uns als die nervigsten und langweiligsten Alienbösewichter des Trek-Universums vorzustellen!

Die Kazon leiden unter Wassermangel, eine Idee, die man offenbar aus „Der Würstenplanet“ übernommen hat. Dummerweise ergibt eine solche Idee halt auch wirklich nur dann Sinn, wenn das ganze auch tatsächlich auf einem Wüstenplaneten spielt.

Für eine Spezies mit Warpantrieb erscheint Wassermangel eher ein ausgemachter Blödsinn zu sein.

Auf den Rest gehe ich nicht ein, möchte aber die Frage stellen, ob vielleicht irgendeiner der „Next Generation“-Autoren unter irgendeiner Treppen- bzw. Brücken-Phobie leidet. So haben sie einst schon Kirk entsorgt, und nun hangelten sich allerlei Figuren auf wackelnden Treppen zur unterirdischen Ocampa-Welt, was anscheinend spannend sein sollte.



PARIS: Ich muss Ihnen das Leben retten, Chakotay, weil bekanntermaßen abergläubische Rothäute glauben, dass mir dann Ihre Seele gehört. CHAKOTAY: Falscher Stamm. Sie verwechseln mich mit den gelben Schlitzaugen. PARIS: Glaub ich Ihnen nicht. Sie sehen mir mit Ihrem Tattoo total kulturell angeeignet indianisch aus. CHAKOTAY: Das liegt an Michael Piller, der hat nach dem genialen Borg-Zweiteiler blöderweise seine Naturwurzeln entdeckt. PARIS: Gibt es nicht so einen Indianer-Zauber, mit dem Sie uns in Vögel verwandeln können? CHAKOTAY: Wir sind ja voll progressiv unterwegs heute.

Am Ende haben wir einen dieser schönen Fälle, wo der Schwachsinn so groß ist, dass man ihn gar nicht mehr so einfach erklären kann. Also: Dieser Fürsorger scheint ein sehr nicht-menschliches Alien zu sein. Wir sehen immer nur eine holografische Version von ihm, und zwar als „alter weißer Mann“, womit er damals übrigens nicht toxisch, sondern gutmütig-sympathisch wirken sollte.



CARETAKER: Ich bin der Caretaker, und ich fühle mich so furchtbar schuldig. JANEWAY: Schuldig, weil sie uns entführt, einen großen Teil meiner Crew getötet und zwei Mitglieder irgendwohin verschleppt haben? CARETAKER: Nö, das ist mir egal. Ich sorge mich nur um die Ocampa.

Die Station des Fürsorgers kann offenbar nur von einem Wesen seiner Art bedient werden. Das war ja überhaupt der Grund, weshalb er die ganze Galaxis nach einem passenden Alien abgesucht hat, um gemeinsam einen Nachkommen zu zeugen. Denn nur dieser Nachkomme wäre offenbar in der Lage, die Station zu bedienen, wobei mir nicht ganz klar ist, was da überhaupt zu tun wäre, damit im Minutentakt irgendein Energie-Impuls abgesondert wird. Muss man dafür regelmäßig die „Lost-Zahlen“ eingeben?

Was aber um alles in der Welt sollen die Kazon mit einer Station anfangen können, die ja angeblich ausnahmslos von der Alienrasse, welcher der Fürsorger angehört, bedient werden kann?

Und wenn der Fürsorger bis zuletzt in der Lage gewesen wäre, die Voyager „sicher“ nach Hause zu bringen (dass bei der ersten Reise haufenweise Crewmitglieder getötet wurden, haben alle Beteiligten bis dahin anscheinend erfolgreich verdrängt), könnte er dann nicht auch die angreifenden Kazon-Schiffe zum Selbstschutz mal schnell ein paar hundert Lichtjahre weit transportieren?



JANEWAY: Wir können unmöglich die Ocampa im Stich lassen! TUVOK: Ach, Sie wollen dauerhaft hier bleiben und die Ocampa beschützen? JANEWAY: Nö, wie kommen Sie denn darauf? Die kommen schon selbst klar und werden sicher in fünf Jahren eine völlig neue Energiequelle finden. Ich suche nur einen blöden Grund, heldenhaft über den Kopf meiner Crew hinweg die Anlage des Fürsorgers zu vernichten. TUVOK: Das ist aber ein massiver Eingriff ins Kräfteverhältnis dieses Quadranten und ein klarer Verstoß gegen die Hauptdirektive. JANEWAY: Gewöhnen Sie sich dran, in Staffel 4 liefere ich den Borg nagelneue Taurus-Raketen gegen Spezies 8472!

Mit null Ideen voll ins Schwarze getroffen

Bleibt am Ende nur Janeway.

Zu ihr fiel den Autoren rein gar nichts ein. Und genau das ist ein riesiger Glücksfall.

Manchmal zahlt sich Einfallslosigkeit eben aus, und bei Janeway waren die Macher offenbar zu sehr damit beschäftigt, sich über die Frisur von Kate Mulgrew den Kopf zu zerbrechen!

Daher, Trommelwirbel, hat Janeway GAR keine besonderen Eigenschaften.

Zumindest nicht im Pilotfilm.

Sie ist kein verklemmter Einzelgänger wie Picard. Sie hat kein Trauma wie Sisko. Als wir sie kennenlernen, führt sie gerade ein harmonisches Gespräch mit ihrem Verlobten, der während ihrer Abwesenheit auf ihre Hündin aufpassen soll.

Das war’s.

Es wird nicht gezickt, nicht geprahlt, nicht gepöbelt, nicht geheult.

Ja ich weiß, Opa erzählt hier vom Krieg, aber es gab tatsächlich Zeiten im Fernsehen, in denen weibliche Hauptfiguren genau so sein durften. Unkompliziert „normal“.

Janeway wird von Kate Mulgrew ganz unverkrampft und mit einer wunderbaren Mischung aus Souveränität und Ernsthaftigkeit verkörpert. Man kann den Autoren gar nicht genug danken, dass sie vielleicht einfach nur zu ausgepowert waren, um sich für Janeway irgendeinen Schmarren auszudenken.

Mehr Ideenlosigkeit wagen

Nahezu alles, was der Pilotfilm von „Star Trek: Voyager“ einführte, wurde kurz darauf ignoriert.

Das unkontrollierte Aufbrausen von B’Elanna Torres war bald genauso vergessen wir das Knurren von Worf.

Die biologischen Gel-Packs… was auch immer man damit geplant haben mag, man hat es offenbar schnell wieder verworfen.

Dass Tom Paris wegen seiner Vergangenheit von den anderen gemobbt wird, kommt nach dem Pilotfilm auch nicht wieder vor. Und dass Chakotay wegen der Lebensrettung nun irgendwie Tom Paris „verpflichtet“ ist, haben zum Glück auch alle schnell wieder vergessen.

Die Maquis waren ebenso egal, bald wurden sie – abgesehen von Chakotay natürlich – ohnehin ausnahmslos namenlos.

Auch die angeblich geplante Suche nach dem Partner des „Fürsorgers“ spielte nur ein einziges Mal, in der Episode „Cold Fire“, eine Rolle.

Daher möchte man allen Serienmachern laut zurufen: Lieber keine Ideen als blöde Ideen!

Habt mehr Mut zur Ideenlosigkeit! Die besten Ideen kommen doch meist ohnehin erst im Verlauf der Serie, nicht zu Beginn. Das gilt nicht nur für „Star Trek: Voyager“. Auch bei „Deep Space Nine“ hatte man am Ende Siskos Anfangsauftrag, Bajor für den Föderationsbeitritt fit zu machen, gänzlich vergessen, während Nebenfiguren wie Rom, Nog, Vic Fontaine oder Garak den Hauptfiguren zum Teil den Rang abliefen.

Tom Paris: Frauenheld mit Vorliebe für Tomatensuppe. Das hätte vollkommen genügt, alles andere war nur unergiebiger Schmarren.

Das sieht man an Neelix. Gerade weil er ein so unbeschriebenes Blatt war, konnte man ihm später mit einer wunderbaren Episode wie „Jetrel“ mehr Hintergrund verpassen.

Insofern wäre der Pilotfilm mit weniger „Ideen“ eindeutig besser gewesen. Es hätte völlig gereicht, die Voyager und ihre Crew durch irgendeinen Vorfall in den Deltaquadranten zu verschlagen, wo sie dann gestrandet sind. Dafür hätte man sich mehr zur Gesellschaftsstruktur der Ocampa überlegen und vielleicht einen Disput zeigen sollen zwischen progressiven Ocampa, die nach neuen Techniken forschen, und konservativen Ocampa, die irgendwie religiös am Willen des Fürsorgers festhalten wollen.

So aber leider „Star Trek: Voyager“ unter einem heute nur noch schwer genießbaren Auftakt. Aber damit ist die dritte „Next Generation“-Serie ja in guter Gesellschaft.

Disclaimer: Dieser Beitrag wurde ohne die Zuhilfenahme von künstlicher oder sonstiger Intelligenz erstellt.

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Artikel

von Klapowski am 19.01.25 in Star Trek - Voyager

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Kommentare (2)

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  1. JP1957 sagt:

    „Dafür hätte man sich mehr zur Gesellschaftsstruktur der Ocampa überlegen und vielleicht einen Disput zeigen sollen zwischen progressiven Ocampa, die nach neuen Techniken forschen, und konservativen Ocampa, die irgendwie religiös am Willen des Fürsorgers festhalten wollen.“

    Das ist überhaupt einer der größten Qualitätsunterschiede zwischen Voyager und DS9!
    In keiner mir bekannten SF-Serie ist so viel wert auf „World-Building“ gelegt worden wie in DS9 … wie viel mehr haben wir am Ende der 7.Staffel über die Kultur von Klingonen (Oper!), Cardassianern (Rechtssystem!), Bayoranern (Spiritualität), Ferengi (Mugi!) und Trill (Symbiose+ihre Folgen) gewusst!!

    Dagegen bleibt mir keins der Völker, die in Voyager auftauchten, wirklich nachhaltig in Erinnerung (ansatzweise vielleicht Spezies 8472).

    Die ersten paar Minuten von Folge 1 sind mir allerdings überaus positiv in Erinnerung geblieben … weil ich vom Vorspann total begeistert war. Der Flug der Voyager an einem Ringplaneten vorbei und plötzlich konnte ich den Schatten des Raumschiffs auf den Ringen sehen …hey, das war damals in ferner Vergangenheit ein echtes Highlight (für mich).

  2. Thomas sagt:

    Es ist auch schwierig, Völker zu thematisieren, wenn man die ganze Serie über nach Hause fliegen muss. Die Kazon Betonköpfe wurden genug ausgenudelt. Ich fand gerade die Völker wie die Krenim, die Vadwaaur, die Vidianer oder die Malon ganz interessant.

    Die Borg wurden stark eingebracht (Collective, Scorpion) aber spätestens ab Unimatrix Zero und dem unsäglichen Finale „Endgame“ wurden diese absolut lächerlich gemacht.

    Voyager hatte sehr starke Doppelfolgen: Basics, Futures End, Scorpion, year of hell oder „Killing Game“.
    Starke Einzelepisoden wie „Alliances“, „Meld“, „Death Wish“ oder „Darkling“.

    Gerade der Doktor hatte einige starke Auftritte. Ich hätte gerne mehr von Seska gesehen, der Charakter hatte Potential.

    Der Schwachpunkt war dann die sechste und siebte Staffel, vorallem das Ende. Endgame ist eines der lausigsten Serienfinali der Star Trek Geschichte. Die Liason Seven und Chakotay, diese ganze Admiral Janeway Nummer oder auch wie die Borg wie Witzfiguren dargestellt wurden.

    Trotz allem gab es bei Voyager mehr Licht als Schatten. Die dritte und vierte Staffel war eine der besten Star Trek Staffeln für mich. Deswegen, happy birthday Voyager.

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