Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

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Wandelbar oder alles verhandelbar? – Was Star Trek heute noch bieten kann

Wandelbar oder alles verhandelbar? – Was Star Trek heute noch bieten kann

Dass Star Trek sich ständig neu erfinden sollte, ist eine Binsenweisheit aus den 1990ern – und trotzdem wahr. Zwischendurch geriet diese Wandelbarkeit aber in Vergessenheit. Oder wurde sogar als Argument FÜR den derzeitigen Rumpel-Status des Franchises umgedichtet. (= „Wieso? Es waren doch hundert neuartige Schrapnelle zu sehen?“) Doch trotz all der Experimente der letzten Jahre ist gutes, wandelbares Star Trek seit Jahren nur noch ein Traum von Graubärten und Cellulite-Girls. Denn Discovery, Picard, Strange New Worlds und Co. sind nicht formbar, sondern gebogenes Mikroplastik. – Was ich mir von einer Erneuerung der Marke wirklich verspreche, das lesen wir heute hier.


Was heißt das eigentlich? „Modern sein“, „Wandelbar sein“, „Am Puls der Zeit sein“, „Fesch, knorke und hipp daherkommen“?

Das ist gar nicht so leicht zu beantworten… Was für den einen hochmodern wirkt, ist für den anderen ein Rückschritt. Oder ein Fortschritt in der eigenen Schlafkultur.

Nähern wir uns daher einer Definition an:


Früher konnte man sich bei jeder neuen Serie (und auch den Filmen) recht zuverlässig darauf verlassen, dass irgendetwas geboten wurde, das so lange Bestand hatte, bis die eigenen Geschmacksknospen zeternd aufgaben – und man es doch irgendwie annehmbar fand. Wobei in jeder Serie/Staffel meist genug abgewandelt wurde, sodass sich die Serien schon rein zufällig verbessern konnten. Beispiele:

– TNG, Staffel 1+2: „Igitt, warum liegt hier Papp rum?! Und wieso haben die alle eine Maske auf?“

– TNG, ab Staffel 3: „Mehr, mehr! Der Kahlkopf hat’s voll drauf!“

– DS9, Staffel 1+2: „Macht mal das Licht an. Und schickt die unsympathischen Figuren nach Hause, die verdecken mir den Schatten.“

– DS9, ab Staffel 3: „Man bringe mir die politische Tageszeitung mit den aktuellen Entwicklungen. Kommt jetzt das Bürgergeld für bajoranische Mönche?“

– Voy, Staffel 1+2: „Puh, irgendwie sind die alle nicht so erwachsen und interessant wie bei TNG+DS9.“

– Voy, ab Staffel 3: „Okay, sind zwar alle immer noch geistige Weichbrote, aber man gewöhnt sich an alles.“ („Komisch, diese Borg gefällt mir irgendwie?“)

– ENT, Staffel 1+2: „Wieso werden alte Drehbücher neu aufgelegt?“

– ENT: Staffel 3: „Okay, immerhin wird jetzt viel geschossen.“

In der Voy-Doppelfolge „The Year Of Hell“ (4.08 + 4.09) gelingt es auf Anhieb, eine desolate, apokalyptische Stimmung zu erschaffen – und diese in keiner Sekunde zu brechen. Probiert das mal mit 10-Millionen-Dollar-Trek! Für so viel Untergangsstimmung müsste Dr. Culber seine sexuelle Identität schon ziemlich tief in den Mixer stecken.


Das Geheimnis: Kenne dich selbst

Das eigentliche Ding war, dass sich Star Trek alle paar Jahre hinterfragt hat. Meist so subtil, professionell und hintergründig, dass man es bewusst nicht wahrnahm.

Da gab es eben keine „Short Trek“-Experimente, wo man auf VHS hätte sehen können, dass Spock mal mit dem Kopp in der Warpleitung stecken geblieben ist. Nein, der Wandel geschah systemisch und organisch. Verschiedene Ausrichtungen und Experimente waren Teil der Erfahrung und des Konzepts. So konnte es (z.B.) durchaus sein, dass zeitgleich eine scherzige Holodeck-Episode bei Voyager ausgestrahlt wurde, während Sisko die abschreckenden Grenzen (oder den verführerischen Anfang?) von Kriegsverbrechen erkundete.

Klar, bei SNW gibt es jetzt auch Musical-Folgen und Crossovers zu Zeichentrickserien, aber wirklich wertig und breitbeinig wirkt das nicht auf mich. Für eine scherzhafte Selbstparodie braucht man erst mal eine solide Grundlage. Und solange Spock seine Persönlichkeit wöchentlich wechselt, existiert diese nicht.

Damals© wurde schrittweise aus Kirk-Restbeständen (TNG, 1987, Staffel 1) die bekannte Premium-SF mit Vorbildfunktion. Und aus einem wirrem Politik-Eintopf entwickelte sich eine fortlaufende Handlung mit völlig neuen Aspekten (DS9).

Und ENT hat sich dann am Ende immerhin redlich abgestrampelt mit seinem Kanon-Overkill, Augmentierten, Klingonen-Virussen und Föderationsgründungen. Das nenne ich: Scheitern in Maloche & Würde!

Wie bei Oma damals, als sie nach einem letzten Skateboard-Hackentrick sanft auf der Intensivstation entschlief.

Zugegeben: Mein ENT-Rewatch scheitert seit Jahren daran, dass immer etwas Interessanteres läuft. Zum Beispiel auf dem Gehweg vor dem Haus. Diese verrückten Amseln immer, hach ja… – Aber trotz verblassender Erinnerung muss ich zugestehen, dass hier Handwerkskunst wie „Bildaufteilung“, „vorhandene Grundidee“ und „korrekte Szenenlänge“ beachtet wurden. Mit ähnlichen Tugenden habe ich es beim Schulsport übrigens stets zu einer 4- gebracht.

Man spürte jede Staffel, dass im Hintergrund Diskussionen stattfanden, selbstkritische Beleuchtungen am eigenen Bauchnabel UND an den Arbeitsverträgen aller Beschäftigten…

Aber auch in Bezug auf die Zuschauerreaktionen.

Unbeliebte Figuren wie Kes (Voy) wurden daher auch mal rausgeschrieben. Und Kriege und Retro-Elemente bei DS9 und ENT ausgeweitet. Sogar Gene Roddenberry wurde – lobenswerterweise – recht schnell weggemobbt, als er andere zu schnell wegmobbte.

Ja, das angeblich so krampfige, veraltete Trek der 90er war in der Rückschau eine wabernde Ideenwolke mit ständigen Richtungswechseln und Anspruch an sich selbst. Da gab es noch keine Sprüche wie „Wer Burnham/Worf doof findet, ist ein Rassist!“


Fortschritt durch Vorschrift

Und auch die Filme wagten viel, hielten oft wenig – und lernten trotzdem oft etwas für den nächsten Teil der Reihe. Allein die Filme 5, 6, 7, 8, 9 und 10 waren alle derartig grundverschieden, dass man bei aller Kritik an Movie 5 + 10 sagen konnte: Da war Bewegung drin, Spannung, Wagnis, Fußpilz und Fastpuls. Mal suchte man Gott, mal Picards B-Movie-Schwippzwilling mit Vitamin-D-Mangel im Blut.

Zugegeben, die irren Massenmörder nahmen ab „Generations“ zu sehr überhand, aber die Ideen dahinter hatten immer etwas mit der Vergänglichkeit des Lebens zu tun:

– Soran wollte im Nexus für immer seine evangelikalen Nachwelt-Ideen bestätigt sehen.

– In „Insurrection“ ging es um nicht weniger als ein sehr langes, gesundes Leben ohne steigende Pflegekassenbeiträge.

– Star Trek 8 behandelte die Menschheit nach dem dritten Weltkrieg – UND Picards individuelle Schuld. (nicht am Weltkrieg!)

– „Nemesis“ wollte immerhin irgendwelche Fragen zum Thema „Identität“ klären. („Gebt mir mehr Datas und Klone! Die mochten wir doch früher stets so gern, Mampf.“)

Doch all das endete dann leider mit J.J.Abrams. Wann immer dort eine übergeordnete Idee aufblitzte, wurde sie mit Selbst- und Fremdironie in die Echokammer des „Ha-HA! Unser Franchise ist Kult. Verstehste, verstehste?“ verbannt.

Quasi wie ein langer Mario-Barth-Monolog, nur halt mit Beam-Effekten.

Doktor Soran wollte mitsamt seiner Seele lediglich ewig leben. Angesichts seiner hier gezeigten Gesellschaft kann man gut verstehen, dass er dies in einer anderen Dimension durchziehen musste… Im Ernst: Der Charakter hätte weiter ausgearbeitet werden müssen, doch HEUTE wäre sein Grad an Tiefsinn weit über dem Durchschnitt von J.J.Abrams oder einem Marvel-Film angesiedelt. (= „Muss alles töten, sonst traurig wegen zu wenig Töten, buhuu.“)

Mir fehlt tatsächlich am meisten DIESER Aspekt von Star Trek: Ein Philosophiebuch aufschlagen, In irgendeine Richtung laufen und dann gucken, wie sehr man die Antwort auf irgendeine Menschheitsfrage verkackt hat – oder sie genial traf.

Mir fehlt das unbarmherzige Abschuften über ca. 24 Episoden pro Jahr; dieses mühselige Ankämpfen gegen die Grenzen des Budgets, den eigenen Zeitplan, die nörgeligen Trekkies, die manchmal sinkenden Quoten, die eigenen Ansprüche. Ich vermisse die Selbstkritik (nicht die Selbstironie! Die haben wir jetzt ständig) und den Willen, auch in einer Ein-Kulissen-Billigfolge zumindest gute Dialoge zu bringen. Oder irgendeinen Gedanken, der nicht veraltet und wiedergekäut wirkt. Ich vermisse verzweifeltes Gegensteuern im letzten Moment (ENT, Staffel 4), die Diskussionen über das mittelmäßig(?) gute Finale von DS9, die Tränen, den Hass.

Denn alles, was wir heute haben, ist: Social Media-Accounts, die uns erklären wollen, warum die letzte Disco-Staffel eine echte Konkurrenz zu den besten Indiana-Jones-Filmen darstellt. („Artefakt! Das klingt fast wie Fakt! Und das ist doch was Gutes, oooder?“)


Eine konsequente Vision ist fast wie Faulheit – kommt aber besser an!

In den letzten Jahren konnte nur EINE(!) New-Trek-Folge eine gewisse Grundstimmung in mir verankern:
„Unter den Lotosessern“ (SNW, 2.04)

Vielleicht war es Zufall, dass die Episode mir gut gefiel, denn viele Szenen gerieten auch arg plump. ABER wie die Crew dort im ewigen Vergessen über den Planeten stolperte, das hatte schon was angemessen Alzheimereskes. Hier gab’s Futter für Unbewusstes und Reflektion.

Man könnte darin eine Parabel auf das Vergessen an sich sehen; wie die Menschheit ihre Fehler stets wiederholt. Oder als Symbol dafür, wie sehr Mächtige ihre Macht ausnutzen können, um Gedanken zu manipulieren. Oder wir erkennen die Einsamkeit eines alternden Menschen, wozu auch die verschrobene, „andere“ Farbgebung der Folge passte. Kurzum: DAS mochte ich. Und ich will mehr davon!

Klar, nicht jede Episode aus den 1990ern ist voll mit schlauen Gedanken, aber es gibt auch KEINE, die freiwillig darauf verzichtete, weil man „ja nur Unterhaltung“ sei. Doch dieses freiherzige Verzichten geschah leider viel zu oft bei Discovery und Co. – Zwar gab es in der letzten Staffel wieder mal ein „Universums-Rätsel“ mit der Lizenz zur Fliegenfängerei, aber ob wir am Ende durch eine uralte Rasse erschaffen, erweitert, ermuntert, getauft oder gekämmt worden sind, spielte bei all den Schauplätzen, dem Fanservice und den Klischees keinerlei Rolle.

Bei „Picard“ machte man damals sogar etliche Philosophie-Fässer auf, um dann nach mehreren(!) Versuchen innerhalb von 30 Episoden irgendwie(!) ein halbsauberes Ende für die Figur Data hinzubekommen. Und gleichzeitig leider die Wechselbälger kaputtzuschreiben…

„Alsooo, erst wollte ich ein Mensch sein, dann Gefühle haben, dann sterben, dann auferstehen. Eine Tochter und 2 Brüder hatte ich ja bereits, aber jetzt wollte ich noch mal ALT sein. Und die Geschichte über meine Daten-Kopie, die in Staffel 1 auf einem virtuellen Sofa gestorben ist, hat mir klar gemacht, warum Menschen Schwindelanfälle, Tinnitus und Darmprobleme bekommen.“


Wer sich für nichts interessiert, kann auch kein Interesse wecken

Modernes Star Trek könnte für uns das leisten, was „The Orville“ oft versucht und häufig geschafft hat: Relevanz durch Haltung.

Auch wenn ich die letzte Staffel in ihren Prediger-Panoramen in Überlänge nicht mehr supertoll fand, so gab es doch mehr „Eier-in-Hose“ als bei Alex Kurtzmans Gestalten, bei denen die Föderation immer so sauber, demokratisch, dunkel oder graustufig wirkte, wie man es in DIESER Minute gerade brauchte.

Heutige Serienschöpfungen mit wöchentlichen Geschichten könnten übrigens eine Steilvorlage nach der anderen bekommen: Nämlich die täglichen Weltnachrichten. Oder wie wir Kreativen sagen: „Gratisinhalt für Umme“.

Eine weitere Steilvorlage sind die 20 Jahre „Ausruh-Zeit“ seit ENT – in der tatsächlich die einen oder andere Technologie oder Gesellschaftsentwicklung stattfand. Wobei diese Franchisepause Mitte der 2000er ja sogar gefordert wurde, weil angeblich bei ENT „keine Ideen mehr da“ seien.

Es gibt somit keine Ausrede, all die packenden, spackenden Themen nicht neu anzufassen:


– Das Thema KI und Robotik wäre mal wieder dran. Gerne mit einem Planeten, auf dem menschenähnliche Wesen darüber reden, dass eine andere planetarische Rasse ihre gesellschaftliche Aufgaben übernimmt. Vielleicht, weil sie resistenter zu einer bestimmten Form von Strahlung sind.

Am Ende kommt raus: Die Hilfesuchenden sind eigentlich Roboter, die vor 100 Jahren den Laden übernommen haben. Und die Rückkehrer sind die damals marginalisierten „Biologischen“, die nun plötzlich wieder gebraucht werden.

– Informationskrieg und Social Media wäre ebenfalls ein Thema. Hier kann man sich jede Art von Planet oder Bevölkerung denken. Man könnte Aliens in einer Halle zeigen, die blöde grinsend rumsitzen, weil sie witzige Kurzvideos auf ihr Implantat gespielt bekommen – von einem anderen Kontinent. Und am Ende kommt heraus: Auch dort grinst man über den selben Mist. Der Content ist halt uralt oder KI-generiert. Währenddessen versagt das globale Computersystem und die Crew muss entscheiden: Selber Reparieren oder die heruntergekommende Bevölkerung neu anlernen?

Das klingt vielleicht plump, aber man stelle sich mal vor, wir würden wegen einer Pandemie weggesperrt, hätten nur das Internet und einige Maschinenbauer, die mal gerade 5 Jahre nicht zur Arbeit können/dürfen. Wie würden wir als Gesellschaft wieder in den Tritt kommen?

– Was ist mit Umweltverschmutzung als Thema? Ja, das wirkt immer etwas dröge wie damals die „Warpspeed-Bremse“ bei TNG, weil sich sonst der Subraum abrubbelt, aber man kann es ja „cooler“ inszenieren… Was ist, wenn Replikatoren (und Beamgeräte) schwer nachweisbare Teilchen erzeugen, die den Menschen schaden? Was würde geschehen, wenn das „nur“ auf einem anderen Planeten auffiele, weil es dort eh härtere Bedingungen gäbe? Würde das Institut für Replikatoren-Überwachung etwas tun oder darauf verweisen, dass die Technik seit 50 Jahren sicher sei – auch wenn erwiesen ist, dass sich Replikator-Nebenprodukte bei jeder Generation weiter anreichern?

Hier könnte man durch die Hintertür wieder kapitalistische Interessen bei Star Trek einfügen, weil es halt DOCH ein Credit-System für besonders fleißige Unternehmer oder Behörden gibt. Was sogar sinnig wäre.


Lass dich inspirieren, guck Testbilder und Blumentöpfe!

Ich rede gar nicht von epischen Geschichten, sondern kleinen Mini-Spiegeln der Gesellschaft. 40-minütige Happen für den Stirnlappen. Und ja, meine Beispiele klingen vielleicht doof und unverfilmbar, aber vermutlich nur, weil wir inzwischen auf „Doof UND verfilmbar“ geeicht sind?

„The Orville“ hat sich stets viel mit LIEBE beschäftigt. Das habe ich früher auch, aber irgendwann hatte ich diese schlimme Kondom-Allergie… Oft war mir das zu viel und kitschig, allerdings gab es stets einen festen Plan pro Episode und Figur! Hier sind die Autoren nicht rückwärts über die Limbostange gestolpert, während sie versuchten, irgendwie die Vorgaben des vorherigen und zukünftigen Autoren zu entziffern. DAS nenne ich modernes Produzieren!

Statt Action, Staffelhandlungen und Selbstparodien abzufeiern, muss man eigentlich nur die Zeitung aufschlagen und ein beliebiges Thema in SF umwandeln.

„Krötenwanderung gescheitert“? – Daraus machen wir den Versuch, die Tierwelt eines Planeten zu 0,1% hochzubeamen und kurz „zwischenzulagern“, bis die kosmische Strahlenwelle vorbei ist.

„Altenheim trotz Protest geschlossen“? – Dann dreht halt eine Folge über uralte Aliens, die politisches Asyl auf der Enterprise suchen.

„Straße kaputt und wird nicht repariert“? – Kein Problem, dann ist der Subraum halt wieder durchgescheuert und es geht eine Folge lang um das Abschleppen von 5 Kreuzern mittels einer alternativen Antriebstechnologie (wo es dann neue Probleme gibt).

Dieses ständige Jammern über angeblich nicht zeitgemäße/fehlende Themen ODER das berühmte „moderne Publikum“ ist ein Ärgernis seit 20 Jahren. Und das nicht nur bei SF und Star Trek. – Denn: Wenn nur 50% von EUCH die oben genannten Beispiele in Form einer Trek-Serie anschauen würden wollen, wären wir vielleicht schon locker über „Discovery“- und „Lower Decks“-Quoten.

Dabei sollten wir auch nicht vergessen, dass es den stets nachgeeiferten Marvel-Filmen – und diese Ästhetik IST weiterhin vorherrschend beim modernen Trek – auch seit Jahren an Zugkraft fehlt. Wir sind womöglich längst an einem Punkt angekommen, an dem eine Ähnlichkeit mit „Suicide Squad“ (siehe „Section 31“, der bald startet) eher das Publikum abschreckt statt ranzieht.


Die Mär von dem auserzählten Franchise

Dass es keine neuen Drehbuchthemen gibt ODER man halt heute Kurtzman-Trek machen müsse, ist eine dreiste Lüge von Hollywood-Autoren und –Produzenten, die keine Visionen, kein naturwissenschaftliches Interesse und vermutlich nicht mal eine (Online-)Zeitung besitzen. Kurzum: Gedanken-Schlaffis mit der Lizenz zum Gelddrucken.

Star Trek muss wieder daran glauben, dass Idee tatsächlich auf Bäumen wachsen – und sogar eine Episode über „Einbrecherbanden in Gütersloh“ erfolgreich wäre, wenn man daraus „Subraum-Langfinger im Maschinenraum“ machen würde. Das Franchise braucht wieder Leute, die mal 5 Jahre lang an der Universität überdurchschnittliche Kurzgeschichten geschrieben haben. Leute, die „Wissenschaftliche Berater“ nicht als Bedrohung für den eigenen Schreibprozess ansehen. Eben Leute, die es eher als Herausforderung ansehen, wenn der Showrunner sagt, dass das Drehbuch zu plump sei – und man einfach noch mal von vorne anfangen müsse. („Bis morgen dann. Und alle Actionszenen raus. Wird eine Bottle-Episode!“)

TOS altert komischerweise seit 5 Jahren rückwärts. Was früher als altbacken, langsam und frauenfeindlich galt, wirkt angesichts von ultralangsamen Staffelhandlungen und künstlicher Girlie-Power so heißmachend wie ein Großbrand in einer laufenden Achterbahn.

Ich denke sowieso, dass man das Trek-Franchise auf Orville-Diät setzen muss: 7 Millionen Budget statt 10-11 pro Folge. Und zum „Üben“ am Anfang besser mal erst 5 Mille.

Eben die Erziehung zum Wesentlichen durch Zwang und Taschengeldentzug. Die Anfangsidee muss sein: „Wir sind der Underdog und wissen das auch!“, statt mit überteuerten Produktionen zu starten und den Leuten weiszumachen, dass „Sektion 31“ total super sei.

Das quälende Gejammer über ein wegbleibendes (junges) Publikum führt die Showrunner nur in Versuchung, irgendwas einzubauen, was vom notwendigen Inhalt ablenkt. Wenn eine Episode gut und hochwertig gemacht ist, spielt es keine Rolle, ob der Zuschauer 20 oder 60 Jahre alt ist – siehe TNG, „Game Of Thrones“ und irgendein drittes Beispiel, das mir leider nicht einfällt…

„Inklusion“ und „Diversität“ hat gefälligst nicht zu interessieren. Das klärt man zu Beginn einer Produktion („50% werden Frauenrollen und Hautfarbe tut nix zur Sache!“), bevor man sich artig die besten SF-Konzepte und die besten „Was können wir stattdessen bezahlen?“-Konzepte in schweißtreibender Brain-Massage rausquetscht.

CBS und Paramount und Skydance sind teilweise jahrelang damit beschäftigt, diese einfachen Tatsachen zu ignorieren. Und tun sich fast so schwer wie Disney mit Star Wars („Hmm, wie wäre es mit NOCH WENIGER Langzeitplanung?“)…

All das wurde hier bereits oft gesagt, musste aber erneut raus! Denn was in wenigen Tagen der „Section 31“-Film bringen wird, ist bereits absehbar – und ich kann dann auf diesen Text verweisen, ohne diese Fässer aufmachen zu müssen.

Bringen wird es natürlich nichts. Die Macher werden erneut den Misserfolg in anderen Faktoren sehen („Nun ja, Covid und Zuhausebleiben sind ja vorbei.“) und auf den großen Achtbarkeitserfolg von Alex Kurtzmans Bankberater verweisen.

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Artikel

von Klapowski am 17.01.25 in Star Trek

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Kommentare (1)

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  1. Bolleraner sagt:

    Hurra, weiter geht’s auf Zukunftia! Frohes Neues!

    Jetzt bin ich mal auf die in den Chor einstimmenden Kommentare und die das alles wieder relativierenden Gegenargumente eines G.G. Hoffmann gespannt.

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