„Star Trek – Lower Decks“ – 5.05 – „Starbase 80?!“ – Review
In der heutigen Episode landet die Crew auf einer Raumstation, die so retro ist, dass alle sich als Jonathan Archer verkleiden – und nebenbei auch seine Werte leben. („Alles ist verranzt und wir sind unterlegen? Mir doch egal, ich hab zwei Füße und stehe breitbeinig in der Handlung.“) Doch das eigentliche Problem sind diese Zombies mit den glühenden Augen. Werden diese Wesen ein halb-frisches SF-Konzept herbeizaubern, das auf dem Friedhof seinesgleichen sucht? Erfindet ausgerechnet eine Star-Trek-Parodie neue Ansätze und Ideen? Nun, ein schneller Sprung meiner Endnote – beim gleichzeitigen Überspringen des Reviews – liefert die Antwort.
Den Inhalt können wir diesmal überspringen. Kommen wir direkt zur Abrechnung!
(*Humor-Messgerät rauszieh und piepend über Fernseher beweg*)
– Man muss die Sekunden feiern, wie sie fallen: Der Beginn mit der „verfluchten“ Raumstation hat mir gut gefallen. Kurz blitzte das alte Star Trek auf, bei dem ERST ein Problem aufgezeigt wurde, dem man sich langsam nähert, während man den Zuschauer zärtlich (und unmerklich) am Nasenring mit auf die Reise nimmt.
Und dann sieht diese verrostete Station auch noch so aus wie eine DS9-Oberfläche nach dem Raktajino-Verschütten! Herrlich.
Ich glaube, ich werde demnächst nur noch die besten Außenaufnahmen ablichten. Denn das sorgt für gute Stimmung in den Trek-Neuronen. Und für ein seliges Weiterspinnen der Handlung in ganz anderen Zeitaltern. Zum Beispiel in dieser Form: „Hach, stellt euch mal vor, die animierte TOS-Serie (The Animated Series, 1973) hätte so ausgesehen!“
– Auch innen ist das staubige Elend mal was anderes. Crewmitgliedern laufen an der Decke, weil die Gravitation nicht stimmt, man rutscht an Metallstangen durch die Etagen und die Würstchenbude(?!) im Maschinendeck erinnert an verkommene Imbisse, die es … äh … eigentlich nur in Zeichentrickfilmen gibt?
– Allerdings beginnt hier der Erklär-Bär etwas zu ausgiebig zu steppen: Bilder und Crewmitglieder erklären einem unablässig, wie Haha-Versifft doch alles sei. Aber natürlich sei das das alles „Retro-Chique“ und ganz toll.
Ja, die fremde Crew ist derartig runtergekommen, dass man mit Sabberfaden auf dem Boden(!) pennt, als wäre man tot. Hier wäre (für den selben Gag) auch weniger plump & kindisch gegangen. – Mit Sabberfaden auf der Konsole pennen sollte doch bei einem elitären Verein mindestens drin?
(Ich mag es übrigens nicht, dass man „Lower Decks“ nur deshalb ständig in Schutz nimmt, weil „Nimmt sich halt nicht so ernst“. In einem Actionfilm würde man schlechtes Timing, unrealistische Szenen und nervige Charaktere doch auch anprangern? Ich stelle doch hier keine „Freikarte aus dem Gefängnis“ aus, nur weil ein Nackedei-Witz aus der Ecke winkt.)
– Bis zu dem ausbrechenden „Fluch“, bei dem alle durchdrehen, hatte ich trotzdem Spaß an der Folge.
Das Rumspringen von enthemmten Wahnsinnigen ist ja fast in jeder Episode die „Story“, wohingegen das Rumwandern und Entdecken (und wenn es nur die ironische Kommentare über gammelnde Müllhalden sind) mal was anderes ist.
Modern Star Trek heißt halt, sich über die gelungenen Anspielungen zu freuen, während man die nicht gelungenen Dinge schnell … in eine seitenlange Analyse tippt, um sie danach zu vergessen?
„Wieso lauern düstere Gestalten auf der Station?“ – „Wir sind große Babylon-5-Fans. Und dort hat eine 27.000 Quadratmeter große Obdachlosen-Ebene bekanntlich zur Rettung der Menschheit beigetragen.“ – Wenn der Transporterstrahl an Staubpartikeln scheitert: Das Erstellen von neuen, einprägsamen Orten bekommen die LD-Macher oft gut hin. Grund genug für Staffel 6, finde ich. (*aufmunternd goldgeprägtes Zeichenpapier hochhalt*)
– Für Leute, die etwas bessere Anspielungen mögen – also jene Andeutungen, die ICH mag –, gibt es diesmal ein wenig Futter: Einer der Ärzte sieht aus wie Geordi in der TNG-Folge „Der unbekannte Schatten“, wir sehen zudem ein Treppenhaus, das zu Recht als „besonders“ gefeiert wird UND die Eincreme-Szenen im Blaulicht à la ENTERPRISE kommt auch stimmungsaufhellend daher.
– Weniger toll fand ich die Enthüllung, dass eine Person „El Aurianerin“ ist, was in dem dümmlichen Kommentar „Ach, wie Guinan?“ mündete. Oder war DAS etwa eine Parodie auf DISCO & PIC, wo man neuerdings ja auch jede Nebenfigur mit Sätzen wie „Das ist der Museumsdirektor LaForge. Der ist Kult!“ vorstellt?
Aber okay, man ist bei dem gegenseitigen Retro-Gekraule heutzutage ja mal schnell auf dem falschen Gleis… Denn es bleibt ja immer die müßige Frage: WER parodiert hier eigentlich WAS? Und für WEN?
Hm, ich gucke einfach mal die erste Staffeln zwischen 1966 und 2001 weiter weiter, bis ich eine Antwort finde.
„Was genau sehen wir hier?“ – „Entweder die übliche Chaos-Szene kurz vor Schluss, oooder die Zukunftia-Redaktion hat endlich ein paar Nörgelrentner zum Aufzählen minimaler Kritikpunkte eingestellt.“ – Interessant ist, dass man Konflikte oft dadurch herstellt, dass Nebenfiguren außerhalb der regelbasierten Ordnung agieren (müssen). Dabei war das Ausnutzen der regelbasierten Ordnung doch mal die Stärke von Star Trek? (Picard: „Hey, hier ist ein Paragraph, der uns helfen kann. Juristisches Team, machen Sie’s so!“)
Am Schluss löst man alles mit einem Schlag auf den Kopf(!) des Delfins, der die Maschinen steuert. Somit fliegt das böse Energiewesen aus seinem Hals – und kann in einer Art Eimer gefangen werden… Und alle Besessenen hören sofort auf, die Wände abzulecken.
…
Okaaay…
Im Ernst, wenn wir DAS auf dem Schulhof der Grundschule so gespielt hätten, um z.B. TOS nachzustellen, wäre man sich mit 6 Lebensjahren schon irgendwie doof vorgekommen?
(„Maaaannoo… Ich will mit dem Samueeeel nicht mehr `pielen! Der is imma sooo albern und macht uns alles putt!“)
Fazit:
Wenn man nur auf die schönen Konsolenbildschirme (Grafiken wie bei TNG!), die Partikeleffekte (Rauch!), die Beleuchtung (grüne Blitze beleuchten die Umgebung!) und die netten Staubtexturen (auf fast jede Fläche!) achtet, erhält der Zuschauer hier immerhin einen netten Test der Grafikkarte.
Also von der Grafikkarte der Serienmacher, selbstverständlich.
Der Inhalt ist quasi wie immer (= Setting aufbauen, dann Ideen abfeuern, bis alle weinen/jubeln), punktet aber damit, dass es nicht fünfzehn Parallelhandlungen gibt. Etwas, was bei LD immer überbordernder wurde – was angesichts der ausreichenden Ideen für eine 20-Minuten-Spar-Handlung aber niemals nötig war.
Daher bin ich heute milde gestimmt.
Anders kommt man mental ja auch nicht heil aus der Nummer raus.
Och Herrjemine, dieses langweilige Staruniversum schaue ich schon lange nicht mehr, seit dem der Lucas die Prequältrilogie in den Sand gesetzt hat. Dr. Vader wäre beleidigt. Und der Dreck läuft nun schon in Staffel fünf. Kann man komplett vergessen.