Film- und Serienkritiken

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„Madame Web“ – Das Review

„Madame Web“ – Das Review

Eigentlich finde ich Filme wie diese ziemlich geil! Denn je liebloser und behämmerter sie werden, umso schneller ist die Schwemme dieser lustlosen Werke vielleicht mal vorbei. Daher danke ich seit Monaten bei jedem Nachtgebet dem Filmgott mit den Worten: „Danke, dass auch hier nichts Sinn ergibt. Danke, dass nun alle sehen, was ich seit 10 Jahren tendenziell an Marvel/DC/Sony kritisiere! Ach ja, und bitte mach, dass Kollege Sparkiller wieder mehr Reviews für ohne Bezahlung schreibt. Amen.“


Inhalt:

Der reiche Herr Dings hat Spinnenkräfte. Und jagt eine junge Rettungsassistentin mit Spinnenkräften. Warum? Weil es sein Schicksal ist.

Ihr glaubt doch alle an Gott Mammon, oooder?

Da das auf der Diversitätsskala nur für’s untere Drittelfeld reicht, kommen noch 3 junge Frauen dazu, die zufällig/absichtlich ebenfalls Spinnenkräfte entwickeln. Dabei helfen mysteriöse Visionen, bei denen man häufig Spinnenkräfte… äh… Spinnenweben und andere (dramaturgische) Hygieneprobleme sieht.

Besprechung:

Tja. Im absoluten Bewertungskeller muss man sehr aufpassen, nicht vom ganzen kaputten Geraffel in den Ecken erschlagen zu werden. Daher mache ich mal schnell das Licht an und halte die Funzel auf nur wenige der ganzen Schrotthaufen:

– Bösewichter „entstehen“ einfach, indem sie nach einem Alptraum im Bett aufwachen und ihre Freundin umbringen. („Schon wieder dieser prophetische Traum aus Filmschnipseln des Endkampfs. Tja, brauche wohl doch deine magische Agenten-Schlüsselkarte, Schatz. *ABMURKS* “)

– Die Origin-Story des Fieslings scheint zu sein: „Irgendwann mal in den Zauberkessel mit den zehn Spiderman-Movies gefallen“ – nur so ist erklärbar, warum der Typ völlig ohne Kontext nach einer halben Stunde im Spinnenkostüm aus dem U-Bahn-Schacht klettert.
Ich dachte zuerst, dass Peter Parkers zehnter Zwilling aus dem Paralleluniversums-Wohnkomplex geworfen wurde.

(Und nein, die Dschungelszene und sein Terrarium mit der grässlichen CGI-Spinne reichen mir nicht als Erklärung und Hintergrund)

Spider-Man prüft, ob Calvin Klein seine nächste Superhelden-Unterwäsche-Kollektion hat!

Am Ende wird dieser Mensch von einer Werbetafel erschlagen – aber nicht dieser hier. Was wohl das unauffälligste Product Placement des Jahrzehnts darstellt? Im Ernst, bis zu dieser Stelle guckt das doch keiner!

– Dass der gute Mann seine drei Feinde anhand einer Gesichtserkennungs-Software findet, in die er die Gesichter aus seinem Traum(!) eingespeist hat, dazu muss ich nichts sagen, oder? Ooooder?!

(„Klapo, man darf doch auch nicht aaalles hinterfragen. Man muss Filme auch mal genießen können. Zum Beispiel diese tollen Effekte. Äh… Also die in anderen Filmen.“)

– Schon der Beginn sieht aus, als hätten Fanfilmer beim ersten Kameratest ihr eigenes Nasenloch verfehlt. Mit beknackten Einstellungen, Farbfiltern und „Mist, Sonne geht schon in 12 Stunden unter, beeilt euch mal!“-Timing versucht man uns irgendeine Hui-Buh-Das-Dschungelgespenst-Story zu verkaufen. Sogar das Schauspiel hat nicht alle Eumel am Bäumel.

(„Bring mich und mein ungeborenes Kind ruhig um… Aber nimm mir nicht meine eben gefundene, seltene Spinne! Da stecken alle meine Muttergefühle drin, buhu!“)

Vier Stil-Diven jagen dem schwer fassbaren „Subway Glamour Shot“, während ein Zug sie ins Foto rammt.

„Iiiih, ein alter weißer Mann!“ – „Kein Problem. Dem guck ich alles weg, was ihn ausmacht. Soll er doch aus den Ohren Pipi machen, harhar.“ – Guck mal, wer da behämmert: Ach, deshalb hat meine Mutter immer gesagt, ich solle nicht „vor der Glotze“ sitzen. Aber welche von diesen vier Girls meinte sie jetzt genau?

– Dass die Effekte aussehen, als hätte beim Streamingdienst einer die Wandfarbe mit dem Pixelbrei ausgeschüttet, muss man ja nicht extra erwähnen?

– Die Origin-Story der eigentlichen Heldin ist ein Witz in Tüten. Gefühlte Stunden muss man sich mit ihren Visionen (die ständig ganze Szenen wiederholen), Nahtoderlebnissen, Unwissenheitsbekundungen („Niemand weiß, was hier abgeht.“), nebulösen Warnungen, sinnfreien Besprechungen („Bleibt ihr im Wald – ich gucke, ob ich woanders ebenfalls nix peile.“) und einem unnötig( klein)en Großbrand in der Feuerwerksfabrik abmühen.

– Generell sind alle Dialoge eine Zumutung. Reine Blabla-Vehikel, weil man in der U-Bahn nun mal was sagt. Oder Teenie-Mädels sich auf der Rückbank streiten müssen. Oder weil auf der Baby-Party noch mal erklärt werden muss, dass jemand die Mudder im Dschungel plattmurkste. Dabei hätte mich eher interessiert, wie die Tochter von dort weg-adoptiert wurde?

– Nach über der Hälfte kommt der Film natürlich in Schwung: Die Hauptfigur liest in Zeitlupe die alten Tagebücher ihrer Mutter und redet dabei laut mit sich und ihrer Katze (nennen wir sie einfach „Zuschauer“?). Derweil überlegen die Mädels, ob sie im Diner einen Kuchen essen sollen – oder lieber mit den dortigen Jungs flirten.

Diese Spannung! Diese Enthüllungen! – In Teil 2 geht es dann in die Apotheke, Fußpilzsalbe kaufen?

Blondie und Blue Jacket sind auf einer Undercover-Mission, um Bigfoot in der Wildnis zu finden; er hat keine Ahnung.

„Tja, ich glaube, wir haben uns hier verfranst.“ – „Ich habe doch gesagt, dass wir nicht hinter unserem Drehbuchautoren herlaufen sollen!“ – „Aber der hatte doch diese lustige Jacke an! Die mit den zusammengenähten Ärmeln.“ – Im Wald, da sind die Räuber*innen: Der Plot hat ein paar Längen. Ist aber nicht schlimm. Hate-Watchen ist nun mal ein Job für harte Naturburschen wie mich.
(*mit Taschenmesser 8 halbe Sterne von Endwertung wegschnitz*)

– Zum Glück werden auch soziale Themen diskutiert: Wessen Eltern z.B. reich oder arm sind (vermutlich verdient der Plastikmüll-Ozeanograph ganz gut?) oder wessen Eltern den ganzen Tag nicht daheim sind (= alle 6!).
Dass die Frauen hier gar nicht wie Teenager aussehen, fügt immerhin etwas dringend benötigten Humor hinzu…

– Noch mal zur Erinnerung: Dass der Bösewicht NUR deshalb die Damen umbringen will, weil er geträumt hat, dass sie IHN umbringen, ist richtig faul. Nichts gegen Kausalitäts-Mindfuck, aber das ist arg viel bzw. arg wenig, was man da vom Zuschauer verlangt? (Khan: „Kirk, ich träumte von einem oberkörperfreien Mann, der mir in die Fresse haut. Endlich habe ich ihn gefunden, harrr!“)

– Niemand verhält sich glaubwürdig. Alles riecht nach Schauspieler an einem Set. Und nicht mal gute an einem gutem…
Egal, ob man plötzlich auf Tischen tanzt oder die traurige Vergangenheit ausbreitet („Mein Vater wurde abgeschoben. Ich nicht. War ja in der Schule.“). Alles wirkt stets doppelt doof und dreifach gestellt. Oder, wie die Produzenten es wohl nennen würden: „Mehrwert für den Zuschauer“

Superheld im schwarzen Anzug praktiziert soziale Distanzierung, Frau ignoriert ihn immer noch.

„Guten Tag. Ich bin der Ihnen zugeteilte Bösewicht.“ – „Äh… Ich hatte eigentlich nur ein paar Schuhe bestellt?!“ – „Na, dann warten Sie mal ab, wie ich schauspiele!“ – Anlocken, bis die Socken qualmen: Gute Action gibt es hier nicht mal im Traum. Dafür erklärt man sich gegenseitig in Visionen, warum man eigentlich hier ist. Spoiler: Alle können nachts schlecht schlafen.

Hier können wir bereits aufhören. „Madame Web“ ist halt so ein weiterer Schnellschuss, auf den 15-20 Jahre hingearbeitet wurde. In der blinden Hoffnung, dass man einfach nur Superhelden aus der vierten Reihe braucht, denen man eine neue – oder einfach GAR KEINE – Geschichte auf den Leib schreiben muss, ist das hier halt Franchise-Vollpfostenschuss Nummero Fünfzig.

Dass die Madame Web aus den Comics interessant ausschaut, geht hier natürlich unter. Lieber hätte ich tatsächlich eine Omma auf’m Sitzball gesehen:

Madame Web hat einen „Bad Hair Day“, sitzt auf einem Web-Stuhl und schwatzt über technische Dinge, während sie ihr rotes Gothic-Outfit zur Schau stellt.

Aber so was Experimentelles erlebt man bei Hollywood natürlich nicht.

Wobei ich mir das Setting von Regisseur Denis Villeneuve sehr interessant vorgestellt hätte! Oder gar im Stile einer Pornoparodie?


Fazit:

Lachhafte Helden- und Geldverdien-Vision, bei der man sich fragt, wie selbst unterdurchschnittliche Autoren, Produzenten oder Marketing-Muttis so etwas für spannend halten konnten.

Wenn hier 2 Stunden lang NICHTS passiert und man die eigene Heldenreise erst mal wortreich herbeiphantasieren muss („Da! Habe schon wieder was geträumt! Schnell, aufs Fressbrett klopfen, dann geht der Wecker aus!“), ist es nicht übertrieben, das Superheldenkino inzwischen am Bodensatz zu verorten.

Viel schlimmer geht es nicht.

„The Flash“ und „Black Adam“ hatten wenigstens Tempo in den Bildern und nahmen sich selbst (absichtlich?) auseinander – das hier aber ist ein einziges Kreisgewichse, bei dem der Lümmel nicht mal auf Halbmast steht.

Äh… Das ist vermutlich der falsche Moment, um zu gestehen, dass mir Dakota Johnson abstrakt-theoretisch(!) ganz okaaay gefiel als verwirrte Spinnenspinnerin?
Für die Regie konnte sie ja wenig.

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM

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Artikel

von Klapowski am 11.04.24 in Filmkritik

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Kommentare (11)

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  1. Michel sagt:

    Meine Güte, nur noch Schnellschüsse, auch auf Zukunftia. Liest hier keiner mehr Korrektur?

    Ansonsten volle Zustimmung, ohne den Film gesehen zu haben! (Was ich bisher an Reviews und Ausschnitten zu Gesicht bekommen habe, reicht völlig.)

    • Klapowski sagt:

      Keine Sorge, werter Leser!

      Ich habe alle beiden Fehlerchen eben korrigiert. Freund Fuge-s und „fehlendes Wort“ sind nun berichtigt.

      Oder übersehe ich was Krasses? (*das Wort „Mudder“ in Duden such*)

      Antworten
    • Raketenwurm sagt:

      In dem Artikel sind noch viel mehr Fehler drin. Warum steht denn da ständig Web? Das muss „Butterfly“ heißen. Und in dem Film geht es auch gar nicht um Leute mit Spinnenkräften, sondern um einen Diplomaten, der sich in China in eine Opernsängerin verliebt, die eigentlich ein Mann ist. Dakota Johnson hat auch gar nicht mitgespielt, sondern Jeremy Irons. Usw. usw. Voll der Fail der Artikel!

      Antworten
  2. Serienfan sagt:

    Irgendwann werde ich mir diesen Film auf jeden Fall ansehen!

    Denn Filme, die sooo offensichtlich bekloppt sind, dass sie noch nicht einmal mehr von einem woken Azubi bei „Deadline“ verteidigt werden, die fangen irgendwann an, mich zu reizen!

    Als nächstes hätte ich aber gerne das Prequel von „Hänsel und Gretel“, BEVOR die im Wald ausgesetzt wurden (natürlich eine Patchworkfamilie aus people of color). Oder auch wahlweise die Jugendjahre von Rotkäppchens Großmutter, die damals natürlich mit der guten Fee aus „Pinocchio“ und der späteren Zauberin aus „Rapunzel“ befreundet war.

    Dakota Johnson kann ich aber verstehen. Wer drei Tash-Filme lang eine „Sub“ spielen musste, will zur Abwechslung halt mal der „Dom“ sein und andere quälen.

  3. bergh60 sagt:

    tach auch !

    Danke für die Warnung.

    Ansonsten möchte ich das Pre-Quel zu Titanic.

    Denn ich bin Hein,
    hein vonne Werft
    und ich kann es nun mal nicht ab , wenn man mich nervt.
    Und wenn mich einer nervt,
    zähl ich bis acht.
    Und dann kricht er auffe Schnauze
    bis er lacht.

    Manno, gibt es denn nur noch sauteure Schrottfilme?
    Argyle ar auch so ein Pups auf den Sand
    Gruss Bergh

  4. Freibiergesicht sagt:

    „Äh… Das ist vermutlich der falsche Moment, um zu gestehen, dass mir Dakota Johnson abstrakt-theoretisch(!) ganz okaaay gefiel als verwirrte Spinnenspinnerin?“

    Und was ist mit den konkret-charakterlichen(!) Vorzügen von Madame Sydney Sweeney? Vielleicht kann man anhand eines Ausschnittes (har-har!) beurteilen, ob der Film insgesamt doch ansehnlich ist?

    …frage für einen Freund.

    • Serienfan sagt:

      Die spielte zehn Jahre vorher die Hauptrolle in „Spider City – Stadt der Spinnen“…

      Da hat sie es schon weit gebracht, die Gute.

      Tja, endlich liefert das moderne Hollywood grandiose Rollen für die voll im Trend liegenden Power Frauen. Von solchen „starken“ Rollen hätten früher Schauspielerinnen wie Elizabeth Taylor oder Grace Kelly nur träumen können.

      Antworten
  5. BigBadborg sagt:

    Ja ja, welch ein Film!

    Die Bewertungen auf imdb und rotten tomatoes sind ja katastrophal, also war ich natürlich sehr gespannt.

    Und er war kein Totalausfall. Aber gut war er auch nicht.

    Was sich bei mir eingebrannt hat:

    – Erinnert sich jemand an den Rettungswagenfahrer der relativ am Anfang umkommt? Er wird von einem rasenden Truck erfasst. Kurze Zeit später zoomt die Kamera nach oben und gibt uns einen Überblick über das Gelände. Und ich glaube der Truckfahrer wollte Selbstmord begehen. Denn in seiner Richtung kommt nach dem Unfall zehn Meter später das Meer. Oder er war am Handy am Spielen und hat nicht auf die Straße geguckt. Oder er hat seinem Navi blind vertraut.

    – Der Bösewicht will die Mädels umbringen, weil… Traum und so! Und er wird sich nicht „alles was ich erschaffen habe“ von den Mädels zerstören lassen. Wäre es nicht nett gewesen zu zeigen WAS er denn da erschaffen hat? Ein Syndikat? Eine politische Partei? Alles was ich weiß ist dass er ein schönes Appartment und einen Sportwagen hat, und einen Computer mit zehn Monitoren (den er nicht selber bedienen kann, dafür braucht er eine Hackerin). Was macht der jetzt genau? Also wie soll ich einen Bösewicht ernstnehmen wenn ich nicht mal das mindeste, das absolut mindeste über ihn weiß?

    – Die Tischtanzszene. Oh. Mein. Gott. Das vernünftige Mädel sagt nein, zehn Sekunden später steht sie auf dem Tisch. Das mexikanische Mädel sagt nein, zehn Sekunden später steht sie auf dem Tisch. Wat?

    – Am Schluß wird Madame Web im Wasser von einem Böller im Gesicht gestreift. Ok. Danach ist sie wohl blind (kenne die Comics nicht, geht in Ordnung so). Aber warum nochmal sitzt sie im Rollstuhl? Hätte man nicht zeigen können dass sie irgendwie komisch im Wasser aufkommt, mit einem „Knack“-Geräusch? Verwirrend.

    Ich frage mich wie viel davon auf den wohl radikalen Umschnitt in der Post Production zurückgeführt werden kann. Laut Interviews von den Machern sollte der Film ja eigentlich recht anders aussehen (ob besser oder noch schlechter, wer weiß das schon).

    Das der Film hätte gut werden können zeigte die Eisenbahnsequenz mit Und-täglich-grüßt-das-Murmeltier-Einschlag. Die Szene war wirklich gut gemacht, mit dem Einführen unwichtiger Charaktere die immer nur einen Satz beisteuern (zweimal), und das langsame Ansteigen einer (nicht greifbaren) Bedrohung und der zunehmenden Unsicherheit der Protagonistin. Fesselnd. Bis die Bedrohung dann schließlich da ist, da geht es dann wieder den Bach runter.

    Mehr davon und es hätte ein guter Film werden können. Aber so…

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