Film- und Serienkritiken

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„Barbie“ – Die Kritik mit feministischen Anstrich

„Barbie“ – Die Kritik mit feministischen Anstrich

Dieses Werk tobte wie eine Naturgewalt durch die Kinosääle: Über eine Milliarde Dollar spielte diese „Abrechnung“ der Spielzeugindustrie mit echten (und eingebildeten) Gesellschaftsproblemen ein. Viele Zuschauer waren davon berührt, wie treffend „Barbie“ aktuelle Themen aufgriff. Und wieder hinlegte. Und wieder aufgriff. Daher freue ich mich total über den monetären Erfolg, der garantiert in viele soziale Projekte investiert werden wird… – Doch hat die Geschichte auch Zukunftia-Redakteure an ihrer Plastik-Seele berührt?


Über die erste Hälfte des Filmes muss man gar nicht so viel reden. Hier leistet der Trailer schon genug: Barbie lebt in ihrer weltgewordenen Augenkrebs-Intensivstation, bis sie eines Tages kurz über den Tod nachdenkt. Doch „Weird Barbie“, eine in der echten Welt zerhackstückte Version, weiß Rat: Man müsse nur nach San Francisco reisen, um die Ursache des seelischen Ungleichgewichts zu finden.

Was tatsächlich interessant wird, ist der zweite Teil des Films – als Ken plötzlich die Barbiewelt auf Männlichkeit einschwört.
Denn gesellschaftliche Probleme auf die Schüppe nehmen und zu benennen, DAS ist leicht. Doch das dann aufzulösen (oder sogar stehen zu lassen), das ist die Herausforderung.

Und hier gibt es leider enorm viele Stichpunkte, die mich innerlich pieksten:


– Vieles wurde einfach VIEL zu kurz besprochen, um hängen zu bleiben. Gerade der Ausflug in die reale Welt geriet zu Husch-Husch, um die Unterschiede/Widersprüche zu Barbieland „seriös“ klarzumachen. Oft behilft sich der Film sogar mit einer Off-Sprecherin, wenn es mal ganz flott gehen „muss“.

Oder der von Ken angesprochene Besserverdiener erklärt in wenigen Sekunden, dass Männer natürlich weiterhin vor allen Frauen rangieren würde, man das jetzt aber „besser verstecken muss“.

„Ich habe keine Genitalien. Aber ich kann es euch mit dem Mund machen!“ – Spaß beiseite, denn Ernst kommt: Hier erklärt Barbie, dass es ihr an gewissen Teilen fehlt. Überraschend murmeln die Arbeiter daraufhin: „Ist doch okay.“ Also leben wir DOCH in einer woken Gesellschaft? („Hey, ich habe drei Geschlechter!“ – „Keine Sorge, ich habe einen Doktor in Presslufthammer- und Genderstudies.“)

– Hier will man so viel unterbringen, dass man die einzelnen Punkte einfach dem Zuschauer aufsagt und vorbetet, statt sie organisch aus der Handlung zu schütteln. So eine Art feministischer Sprüchekalender mit antifeministischen Anstrich drauf. Gelaber statt Erleben. TikTok statt Film-Kick.

Kurz: Abarbeiten in Sitcom-Spüchen. Nur dass heute die eingespielten Lacher fehlen und man lieber auf Barbies breit grinsendes Gesicht zeigt.

– Die Assistentin und ihre Tochter bekommen null Profil. Was blöd ist, da sie irgendwo der Dreh- und Angelpunkt von Barbies Veränderung sind? (“Ja, ich habe eine depressive Pillenfresser-Barbie gezeichnet.“ – „Schön, Schatz. Und jetzt stell dich in die dritte Reihe. Ryan Gosling will minutenlang singen und tanzen!“)

– Generell ist dies ein Film der Marke „Warum Struktur, wenn Hyperaktivität genügt?“.
Gerade am Ende rennen Figuren Ewigkeiten auf und ab wie in einem schlechten Bauerntheater. Firmenchef rein! Barbie-Erfinderin rein! Unbeliebte Nebenfigur Allen raus! Ken weinend aufs Bett! Barbie vortreten! Dicke Barbie irgendwas Relativierendes sagen! Und jetzt alle im Kreisch… äh, Kreis aufstellen!

– Ja, das komplette Ende hatte extrem viel „Tell“ statt „Show“. Schon alleine die ringförmige Struktur der pinkfarbenen Prunkplastikhäuser sorgte dafür, dass jeder in der Mitte für sein kirchliches Glaubensbekenntnis vortreten konnte („Barbie ist kein feministisches Symbol, sondern wir alle sind Barbie!“ – „Amen, Schwester! Nächster.“)

„Steh auf, Barbie! Da hinten hat dich jemand beleidigt.“ – „Nicht schlimm. Mache ich selber mit der Filmdramaturgie.“ – Liegen für den Weltfrieden die Weltfliesen: Zwischen Verzweiflung, Hyperaktivität und Laberflash liegen oft nur wenige Sekunden. Und diese füllen wir mit Werbung für das neue Klapo-Mobil der Firma Zukunftia!

Und gerade am Ende verrennt sich der Film hoffnungs- und schonungslos in seine eigenen Widersprüche. Beginnt alles noch als schönes Selbstfindungs-Drama in einem ungewöhnlichen Setting, muss er am Ende eben „abliefern“. Firma Mattel ist schließlich mit im Boot und will sein Geschäft an- statt abgekurbelt wissen…

So beginnt dann im letzten Drittel ein Diversitäts-Washing, das sich… äh… gewaschen hat. Herausforderungen werden nun mit Gehirnwäsche(!) und Deprogrammierung(!) der weiblichen Barbies gelöst. – Ja, wie in einer Mickey-Maus-Geschichte der 1980er!

So hat Ken nur deswegen alle Barbies unterjochen können, weil eben niemand das weibliche Opfer in einen Van ziehen konnte, um ihr kurz zu sagen: „Hey, sag doch mal Nein zu ihm!“

Das erneute Umdenken geschieht dann stilecht mit einem eingespielten Biiing-Geräusch, wenn im Kopp die Registrierkasse… äh… der Schalter umgelegt wird. Was den Zuschauer dann direkt mit-konditioniert, auch nach 2 Sätzen auf irgendeine Denkweise aufzusteigen. Welche auch immer es am Ende ist.
An dieser Frage arbeiten medienkritische Atomphysiker noch…

Besonders aufmerksam war ich, als man uns erklärte, dass man den Mann (bzw. die Kens) einfach nur etwas eifersüchtig machen müsse, indem man einfach das Lagerfeuer wechselt – während sie sich wichtig machen.

Eigentlich ein nettes Bild, was dann aber in einen handfesten KRIEG der Männer UNTEREINANDER (wenn auch nur mit Plastikschrott) mündete und uns zeigte, dass der Plan der Barbies sehr … dämlich war?

Krieg oder Friesen? – Ken führt seine Truppen in die Schlacht. Ob es hier um den Sommerschlussverkauf feministischer Ideen geht ODER um Kim Jong Uns Alptraum nach fünf bunten Sahnetorten, das müssen Filmhistoriker entscheiden.

Man kann natürlich viele Analogien zu der Realität ziehen (bekriegen sich Staaten etwa nur, weil Männer ihr von Frauen verletztes Ego bemerken? Auch im Mittelalter?), aber meist kommt man mit zu viel Analysieren nicht weiter.

Mit zu wenig allerdings auch nicht, weil der Film dann zu einem langweiligen rosa Soufflé wird, in das man tunlichst keine spitzen Gegenstände pieksen sollte.

Was mich besonders störte:

Man will uns eine rosa bemalte „Wir sind alle gleich“-Botschaft verkaufen, spart aber komplett mit der Kapitalismus-Kritik. Dass alle irgendwie dem Geld hinterherrennen, interessiert z.B. nur am Rande. Ebenso, dass Kens Macho-Hütte quasi innerhalb von Minuten(?) zum Verkaufsschlager in der echten Welt wurde, was ja nicht NUR durch Magie erklärt werden sollte.

Man könnte endlos viel aufzählen… Der Unternehmenschef ist natürlich ein dusseliger Geldgeier (der trotzdem sympathisch genug rüberkommt), während die Barbie-Erfinderin eine nette Omi mit Tee-Fetisch ist, die vermutlich auf ihr verdientes Geld draufspuckt, weil sie nur die Welt mit ihrem Produkt verbessern wollte? Sorry, da hinterfragt sich der Film zu wenig, um irgendeine Botschaft mit Berechtigung präsentieren zu dürfen.

Klar, das IST ein Family-Movie, aber aufgrund den Kritiken und hohen Guck-Zahlen war eigentlich etwas mehr Inhalt zu erwarten.

„Tschüss Barbie. Wir werden in der Heiligen Sankt Sparkassen-Kirche jeden Tag einen Dollarschein für deine Wiederkehr anzünden“ – Wimmelbild statt Pimmelwelt: Ist zwar kein schöner Screenshot, drückt aber gut aus, wie ich den Film empfinde. 70% Volksfest, 30% selbstbewusstes Geschwafel der Anwesenden. Also ein ganz normaler After-Work-Ausflug mit den Bürokollegen?

Die Diversitäts- und Körperbewusstseins-Frage wird zwar aufgeworfen, aber im selben Atemzug als gelöst verkauft. So bekommen wir „natürlich“ eine dicke Barbie präsentiert, die ich beim schnellen Googeln nirgends gefunden habe.
Stattdessen aber einen Artikel von 2017, in dem man sich darüber beschwert, dass die ach-so-fülligen Schwabbel-Barbies (= immer noch mit einem halben Anorexie-Finger im Hals?) sich nicht verkauften.

Scheint ja alles doch nicht so gelöst zu sein… ?

Da hilft es wenig, dass man Barbie einer alten Frau sagen lässt: „Sie sind schön.“ Und sie antwortet ganz natürlich: „Ich weiß.“
Was übrigens trotzdem eine tolle Szenen ist. Leider aber eine in der Unterzahl.

Das Ganze endet nach viel verwirrendem Hin und Her dann mit Barbie, die sich in der echten Welt beweisen will – was komischerweise mit einem Gang zum… äh… Frauenarzt geschieht. Ersetzt das Erwähnen einer Vagina jetzt ein selbstbewusstes (Arbeits-)Leben? Hätte sie sich nicht in einem Abtreibungsberatungs-Zentrum bewerben können? Oder wenigstens als Bürokraft in einem normalen Job?

Aber hier wäre vermutlich jeder Beruf zu schlecht oder zu GUT gewesen, um glaubwürdig zu wirken. Ob Putzkraft oder Firmenchefin: Beides hätte naiv oder fies (gegenüber Geringverdiener/Innen) gewirkt. Wobei „Bettlerin“ oder „Amazon-Fahrerin“ wenigstens noch ehrlich und realistisch wäre… ?

Achtung, Spoiler: Diese nette, altbackene, konservative Dame (die linke jetzt, nicht die rechte) wird uns im Film als Barbie-Erfinderin Ruth Handler verkauft, die man quasi „in den Keller sperrte.“ – Blöd nur, dass das nix mit der Realität zu tun hat. Die Unternehmerin verstarb bereits 2002. Und dass sie am Ende eine Firma für Brustprothesen gründete (wegen Krebs), ist interessanter/wichtiger als das Gelaber hier.

Barbie hat ja tatsächlich nichts gelernt. Und am Ende reicht es dann trotzdem für ein erfülltes Leben. Aber: Da man zuvor nur oberflächliche Barbie-Ärztinnen, Barbie-Journalistinnen und Barbie-Politikerinnen gesehen hat, hätte man vielleicht in diese Richtung gehen können? Wäre doch ein tolles Symbol gewesen, wie sie mit normaler Kleidung & normalem Rucksack in ein normales Berufsbildungswerk stapft?

Hier traut man sich ebenso wenig heran wie an Themen der Ökonomie (geht es Leuten wirklich nur wegen verdrehten Schönheitsidealen mies?) oder gar an Ökologie (Spiellandschaften = Plastikschrott?!) heran.

Auch Sex spielt keine Rolle. Oder es wirkt aufgesetzt.
Zwar wird angedeutet, dass die Kens (aka „die Männer“) doch eine Art Verlangen ohne Geschlechtsorgane haben, aber hier schleicht sich der Streifen irgendwie witzlos rein und raus. Eben das alte „Rein-Raus“-Spiel bei familientauglichen Komödien.

Was man schon daran sieht, dass man das Ende des Films nicht geschlechtlich umdrehen könnte, ohne dass es falsch und patriarchisch wirken könnte. („Hallo, Herr Urologe. Hier Ken. Bauen Sie mir eine PENIS dran! Damit ich mich besser fühle!“)

Der politische Aspekt (immerhin „stürmen“ die Kens das Parlament und werden dann einfach wieder von Barbies rausgedrängt) ist so plump, dass es schon wieder zu den USA passt. Eben zu einer Deppen-Demokratie, in der ein abgewählter Präsident einen Sturm auf das Senatsgebäude „empfehlen“ kann, der danach möglicherweise wiedergewählt wird…

Und dabei auch rumheult wie jemand, der gerne mit Barbies spielt. Hihi.

„Was, wir dürfen eine Partei gründen?“ – „Ja, nennt sie doch einfach FDP. Feministisch-depperte Partymäuse!“ – Zurücktreten von der Wahnsteig-Kante: Die Herren sehen ihren Fehler am Ende ein und lassen die Girls wieder alles regeln. Ja, das nennt man „Teilhabe“!
Mit sehr kleinen Teilen, bei denen Homöopathen neidisch an ihre Zuckerkügelchen abschlecken.

Positiv zu erwähnen wäre aber die hübsch nachgebaute Plastikwelt ohne viele sichtbare Computereffekte. Auch der Anfang, der einfach mal auf „Odyssee im Weltraum“ aufbaut und dann minutenlang die künstliche Welt zeigt, ist genial.

Und – trotz aller Kritik – blitzen bei dem vorherrschenden Erzähltempo immer wieder interessante oder unterhaltsame Sätze auf.

Dass man diese mit dem Kärcher auf der Make-Up-Straße wieder wegspült, ist daher doppelt schade.


Fazit:

Geht man drei Schritte zurück und betrachtet, dass Mattel, die Menschen, der gegenseitige Umgang, der Kapitalismus und viele andere Menschseins-Aspekte am Ende ziemlich ungeschoren davonkommen, muss man leider sagen: Kritisch ist was anderes.

Das ist gar nicht so weit von einer Transformers-Welt weg (immerhin auch Spielzeuge), die zwischendurch auch immer was von „Freiheit“, „Liebe“ und „Menschheit“ faseln, bevor der Bildschirm explodiert.

Nur dass HIER am Ende keiner frei ist, sondern die Männer am Ende aus dem Parlament fliegen – und sich gefälligst hocharbeiten sollen. Wie die Frauen in der realen Welt.

Besonders das esoterisch-laberfreudige Ende hat hier noch mal locker 0,5 bis 1,0 Wertungssterne weggeraspelt. Dass am Anfang Barbie über den Tod(!) nachdachte, spielte in dieser verquarzten Rosawolken-Welt keine Rolle mehr.

Also exakt so viel, wie dieser Film für ernsthafte Filmkritiker spielen sollte.

Zu denen ich mich ausdrücklich nicht zähle. Penis zu klein.

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM
SCHILDHILDES MEINUNGSPANZER
Männer sind doof und stinken nach Gegenteil

Der Film fängt ja gut an: Eine Mischung aus bunter, brillanter Kitsch-Welt und echten Schauspielern. „Toll, eine Komödie!“, dachte ich noch.

Margot Robbie, die irgendwie der Schauspielerin Jamie King wie aus dem Gesicht geschnitten sieht, und Ryan Gosling mochte ich anfangs auch gerne zusehen. Ja, dieser Barbie hätte ich auch gerne die Gliedmaßen verbogen, so wie meine Freundin und ich das damals – nach der Wende – mit diesem Spielzeug so machten… Außerdem rannte im Film auch eine mehrgewichtige Barbie rum. Der ideale Auslöser für Dad-Jokes im wahren Leben, dachte ich.

Aber dann kippt irgendwann die Stimmung. Spätestens ab der Hälfte des Films.
Ab diesem Zeitpunkt machte es dann keinen Spaß mehr, da man regelmäßig mit Feminismus-Gedöns überschüttet wird. Ich nahm zuvor an, es ginge hier um Lacher und doofen Humor.
Aber sogar Will Ferrel bleibt brav und gemaßregelt.

Irgendwie habe ich die Kernaussage auch nicht gecheckt… Außer, dass die Männer dumm gemacht werden. Weil man heutzutage den Mann dumm machen muss?

Die Herren werden ja auch bis zum Ende klein gehalten. Bezeichnend dafür: Einer der Kens fragt, ob er ins „oberste Court“ einziehen könne. Aber die Präsidenten-Barbie lacht abschätzig und verneint.
– Hä?

Die Frauen manipulieren hier die Männer und sind somit nicht besser als das Patriarchat.

Abgesehen davon sehen wir hier riesige Produktplatzierungen: Plastik-Puppen und Plastik-Häuser aus dem Franchise, Apple-Tablets und irgendwelche fetten Karren. Dafür zahlt man heute Kino-Eintritt?

Der ganze Film wirkt in sich so deplatziert, dass man lieber Youtube-Shorts sehen möchte, wo ein Schimpanse kreischend durchs Bild läuft.
Da bekomme ich mehr Botschaft heraus als aus diesem überwiegend langweiligen Film.

Ich vermisse alte Komödien wie American Pie

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM

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von Klapowski am 12.09.23 in Filmkritik

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Kommentare (26)

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  1. JP1957 sagt:

    Uff … ich lese hier seit Start der New-Trek Serien mit, also gefühlt seit Jahrzehnten. Und verehre natürlich die Macher dieser Seite.

    Aber das waren die beiden humorlosesten, langweiligsten und vergrätztesten (der Begriff kam mir grad in den Sinn – hoffentlich gibts den überhaupt) Reviews, die mir hier jemals untergekommen sind.

    Ich habe etliche Barbie-Kritiken gelesen und bei manchen (abwertenden) davon hatte ich das Gefühl, der Film muss irgendeinen wunden Fleck bei diesen Leuten getroffen haben.
    Ich hoffe, die Diagnose trifft nicht auf Klapo und Schildhilde zu … Gesundheit ist ja grad heute lebenswichtig.

    Ich persönlich hab mir im Nachhinein gewünscht, dass ich nicht schon vorher so viel über den Film gelesen hätte (Was … Greta Gerwig dreht den Barbie Film? DIE Gretag Gerwig? Mit Robbie und Gosling? Und Feminismus? Und Kapitalismuskritik?) … so bin ich mit hohen Erwartungen in den Film gegangen, die er nicht erfüllt hat.

    Hätte ich darauf verzichtet, wäre ich nachher kopfschüttelnd und grinsend ob eines Feuerwerks von verrückt-absurden Ideen mit guter Laune für drei Tage aus dem Film gekommen (und hätte die zwei, drei Szenen mit dämlichem „Tell, don’t show“) abgehakt.

    Wer mal eine angemessene Besprechung sehen/hören möchte wird beim alten weißen Mann Serienfan fündig: https://www.youtube.com/watch?v=kz1Tv_rt1b0&t=528s

    Übrigens: Auf einer SF-Seite in einer Filmkritik die einzige – großartige!!! – Szene des Films mit SF-Bezug nicht zu erwähnen, lässt tief blicken! Das ist schon fast bösartig.

    • Klapowski sagt:

      Habe das Review noch mal selbstkritisch quer gelesen und muss sagen: MIR gefällt es sehr gut. Es genügt hohen Ansprüchen in Sachen Kapitalismuskritik, Dramaturgiekritik und Demokratiekritik-Kritik.

      Schade, dass die seltsamen „Alles ist toll & über den Rest reden wir nicht“-Untertöne im Film selbst HIER keinen interessieren?

      („Hey, tolles, cleveres Ende! Alles bleibt irgendwie, wie es WAR. Wie kommen die nur immer auf so etwas Verrücktes?“)

      Wobei meine tolle Bespechung nur getoppt wird vom Pulitzerpreis-verdächtigen Hinweis auf sämtliche „Odyssee im Weltraum“-Anspielungen (knapp über dem Fazit).

      Dass der Film einen „wunden Punkt berührt“ hat, muss ich erneut verneinen. Im Gegenteil: Hätte man NOCH mehr draufgehauen (auf wen oder was auch immer), hätte das mehr Spaß gemacht, als am Ende eine Mischung aus „Astro TV“ und QVC-Dauerwerbesendung aufzumachen.

      Und wenn die (End-)Botschaft schief ist, dann ist sie schief. Das hat nichts mit Männern oder Frauen zu tun. Das könnten hier z.B. auch sprechende Hunde und Katzen sein.

      Aber die Sympathie für den Film finde ich grundlegend okay und fast ebenfalls sympathisch. Man stelle sich vor, man würde hier den Mangel an Action, Superhelden oder anderen Elementen kritisieren.
      Und NOCH ist das hier ja ein frisches Konzept.

      Allerdings graut es mir schon etwas vor den Nachahmern „Playmobil vs. LEGO – Die Abrechnung zweier Gesellschaftsmodelle“ und „Die Glücksbärchis entdecken manische Depressionen“.

      Antworten
    • jcneal sagt:

      „Übrigens: Auf einer SF-Seite in einer Filmkritik die einzige – großartige!!! – Szene des Films mit SF-Bezug nicht zu erwähnen, lässt tief blicken! Das ist schon fast bösartig.“

      Laut einem Trailer betrifft das die Anfangsszene aus Kubricks 2001 mit dem Monolith.
      Soll also übersetzt bedeuten, kleine Mädchen die noch mit Mutter- und Kind-Puppen spielen, sind quasi auf dem Stand von Affen/Vormenschen? Und erst durch den Kontakt mit „Baerbie(☺)“ erlangen sie die höhere Erkenntnis? bzw. erfinden Werkzeug – um sich damit gegenseitig die Köppe einzuschlagen.
      Gähniale Anspielung?
      So wow. Much plastics. Very Frauenpower. Such bösartig.
      Dazu eine Verbindung von „Barbie, Feminismus und Kapitalismuskritik“? Das weckt mein Interesse so sehr wie… wie… wie ein Eis in der neuen Geschmacksrichtung Kiwi-Kirsch!

      Also, OHNE den Film bisher gesehen zu haben: Revanschissmus (Wort habe ich jetzt erfunden) ist grundsätzlich Kacke. Und das erst Recht von Person*Innen, die es einfach mal „den Männern“ so richtig heimzahlen wollen.

      Film gucke ich vielleicht in paar Jahren im Free-TV falls dann zu breit um per FB wegzuschalten. Bis dann.

      P.S. Margot Robbie sieht aus wie Jaime Pressly aber die -King ist auch ganz hübsch… bzw. WAR es -verdammt!!!

      Antworten
    • Grinch1969 sagt:

      Revanchismus ist eine politisch-geistige Haltung, die aus einer Niederlage geboren wird und auf Vergeltung drängt, auf Wiedergutmachung der erlittenen Verluste, und meistens auch auf Bestrafung oder Schädigung dessen, der diese Verluste scheinbar oder wirklich zugefügt hat.

      Antworten
    • JP1957 sagt:

      Hey … Du kannst ganz ruhig bleiben. Es geht nur um Puppen. Die tun Dir nichts.

      Antworten
    • Grinch1969 sagt:

      Bitte nicht sexistisch werden :)

      Antworten
  2. G.G.Hoffmann sagt:

    Ich fand den Film ganz überwiegend unterhaltsam. Es hat mich positiv überrascht, dass Martell sich selbst so sehr auf’s Korn genommen hat Es gibt humorlosere Firmen. Über die etwas zu pathetische und vorhersehbare Schlussrede (* hier bitte Forderungskatalog der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen einfügen *) sehe ich hinweg.

    Diese Mimimi-Kritiken („Film doof, weil Männer darin doof“) tappen in die Falle, die der Film gestellt hat. Ja, Männer kommen darin nicht gut weg und werden am Ende genauso schlecht behandelt wie in der realen Welt oftmals Frauen. Das war keine Forderung, sondern ein Spiegel in Gestalt einer Komödie.

  3. JP1957 sagt:

    @Klapo:“Wobei meine tolle Bespechung nur getoppt wird vom Pulitzerpreis-verdächtigen Hinweis auf sämtliche „Odyssee im Weltraum“-Anspielungen (knapp über dem Fazit).“

    Nochmal „Uff“ … Du liegst richtig, habe ich nach all den miesepetrigen Zeilen zuvor dann glatt überlesen.

    @GGH:“Ja, Männer kommen darin nicht gut weg und werden am Ende genauso schlecht behandelt wie in der realen Welt oftmals Frauen. Das war keine Forderung, sondern ein Spiegel in Gestalt einer Komödie.“

    Seh ich ähnlich. Wenn man einen Film über Puppen nun unbedingt ideologiekritisch zersäbeln möchte, dann sei an eine kritik erinnert, die behauptete, Barbie sei kein Film über Frauen, sondern in allererster Linie einer über Männer. Die Männer kommen übrigens nicht nur schlecht weg, sondern Barbie ist – wenn man ihn so ernst nehmen möchte wie Klaphilde – die Emanzipationsgeschichte eines Mannes. Eine der Szenen, die mir am besten gefallen hat, war die am Ende des Films, als man Ken in einem T-Shirt mit dem Aufdruck „Kenough“ sah. Was für eine wunderbare Leichtigkeit!

  4. BigBadBorg sagt:

    Ein großer Spaß! Auch als Mann!

    Zum Glück bin ich nicht auf Socialmedia-Seiten unterwegs und kann so ganz unbedarft an diese Art Film gehen.

    Der Trailer war genug um mein Interesse zu wecken, und wir hatten eine sehr schöne Zeit im Kino, auch wenn ich vielleicht nicht jeden Gag verstanden habe (Die männliche Barbie mit der tiefen Stimme zum Beispiel – eine Anspielung auf eine bestimmte Barbie-Kollektion wie die TV-im-Rücken-Barbie? Oder die Sugar-Daddy-Figur?).

    Wie gesagt, ein großer Spaß mit tollen Sets und Schauspielern!

    Und Männer müssen auch mal über sich selbst lachen können.

  5. Serienfan sagt:

    Dass sich Zukunftia mit der Rezi zu „Barbie“ nach langer Zeit endlich mal wieder ernstzunehmender Science-Fiction widmet, ist natürlich sehr zu loben.

    Allerdings muss ich fragen: Wo um Himmels Willen war der stets von mir geschätzte und bewunderte Klapo-Humor?

    Der frühere Klapo hätte den weinerlichen Monolog von Gloria nach Strich und Faden verarscht. Jetzt liest sich das ganze selbst wie ein weinerlicher Monolog.

    Was ich allerdings wirklich bemerkenswert finde: Seit über fünf Jahren wird auf Zukunftia in Rezis und Kommentaren beklagt, was Kurtzman aus „Star Trek“ gemacht hat.

    Und dennoch kommt tatsächlich niemand auf die Idee, dass Ken doch mit der Barbie-Welt genau das getan hat, was wir Kurtzman mit „Star Trek“ (zu Recht) vorwerfen: Er hat sie in ihr Gegenteil gedreht.

    Wahrscheinlich war ich deshalb so auf der Seite der Barbies. Die Barbie-Welt als weibliche Schönheits- und Allmachtsphantasie soll genau das bleiben. Da hat niemand zu kommen und das zu ändern, auch dann nicht, wenn er damit irgendeine Benachteiligung ausgleichen will.

    Die Fiktion muss es nicht allen Recht und bequem machen. Sie darf einseitig, sogar unmoralisch sein. In der Fiktion darf ein italienischer Klempner mit Migrationshintergrund bei Weitem klüger und fähiger sein als eine Monarchin mit Namen Pfirsich, ohne dass sich Frauen deshalb beleidigt fühlen sollten.

    Insofern finde ich es doch beunruhigend, wie ernst Klapo diese Barbie-Welt nimmt und bei der Spielzeug-Schlacht zwischen den Kens tatsächlich von „Krieg“ redet. Das erinnert mich ehrlich gesagt an woke „Tempelritter*innen“, die es ernsthaft für einen Me-Too-Fall halten, wenn Dornröschen vom Prinzen aus dem Dornröschenschlaf wachgeküsst wird, weil er vorher nicht um Erlaubnis gefragt hat.

    Also Klapo: Man darf (und wird) in seinem Leben mit voranschreitendem Alter vieles verlieren. Jugend, Libido, Geduld, Haare, den Verstand, die Leidenschaft für Mirácoli… Aber doch bitte auf gar keinen Fall den Humor!!!

    • Miles sagt:

      That’s it … „weinerlich“ … mir fiel kein passender Begriff ein beim Lesen von Klapos Kommentar, deshalb habe ich gar nichts geschrieben.

      Die Analogie zu Kurtzman gefiel mir.

      Antworten
    • Klapowski sagt:

      „Also Klapo: Man darf (und wird) in seinem Leben mit voranschreitendem Alter vieles verlieren. Jugend, Libido, Geduld, Haare, den Verstand, die Leidenschaft für Mirácoli… Aber doch bitte auf gar keinen Fall den Humor!!!“

      Nun lasst doch mal die Haare… äh… Kirche im Dorf.

      Man MUSS ja nicht immer alles humorvoll (be)schreiben. Manchmal bietet es sich an, manchmal nicht.
      Auch bei „Lower Decks“ wäre es eher komisch, humorige Zeilen humorvoll und mit drei weiteren „Drehungen“ zu konterkarieren. Man hat ja auch nur begrenzte Anzahl von Schwindelanfällen bis zur Alltagsuntauglichkeit zur Verfügung.

      Mir war der Punkt wichtig, dass man im Film mit Esoterik-Weichzeichner, zehn wechselnden Personen und vielen, vielen Worten irgendwas erklären wollte, was in sich nicht schlüssig, witzig oder clever war (Gründe habe ich weiter oben benannt).

      Aber da wir über das seltsame Barbie-Parlament, die (fehlenden) Körperkult-Abrechnung, die (fehlende) Kapitalismus-Kritik und die (fehlende) Sorgfalt am Ende des Films (hätte man nicht auch mal was kulissenmäßig UMBAUEN können? Oder große Plastikpferde zeigen?) nicht reden wollen, pflichte ich euch bei:

      Mein Text ist humorlos.

      Aber als alternative Sichtweise anscheinend ziemlich „wichtig“?

      (So wichtig ein Review auf einer Mini-Webseite halt sein kann)

      Antworten
    • VerwirrterTurnschuh sagt:

      „Und dennoch kommt tatsächlich niemand auf die Idee, dass Ken doch mit der Barbie-Welt genau das getan hat, was wir Kurtzman mit „Star Trek“ (zu Recht) vorwerfen: Er hat sie in ihr Gegenteil gedreht.“

      Es geht um Genderungerechtigkeit. Nein, es geht um luftigen Spaß mit Puppen(!), mehr nicht. Oh, es geht um Kurtzmans Star Trek, warum denkt da niemand dran?

      Wieviele unausgegorene Analogien liegen denn noch in diesem Barbie-Film? Man solle sie gleichzeitig ernsthaft würdigen, erforschen, entdecken, aber bitte locker, unverbindlich, schnodderig, weil’s eh egal zu sein hat.

      Ich leide noch an dem Manko, den Film des Jahrzehnts nicht gesehen zu haben. Ich habe nur die Debatte und die Reviews verfolgt – und habe die ernsthafte Sorge, das Werk könnte in Ge-, Inhalt und Unterhaltungswert dagegen abstinken. (Klapos Review ist übrigens sicher nicht das sauertöpfischste, falls es das überhaupt ist.)

      Bisher hatte ich eher den Eindruck, dass Ken Barbie anstelle von Barbie wurde. Und mit ihm die anderen Kens („Kendom“ – hihi [ernsthaft]). Aber jetzt meint Serienfan, die Welt hätte sich „in ihr Gegenteil“ verkehrt. Weil die Barbies jetzt Anhängsel der Kens sind?

      Auf die Gefahr hin, dass (auch?) mir die Analogien verrutschen: Wenn ich eine Sanduhr umdrehe, ist es noch immer dieselbe Sanduhr. Der Sand rieselt halt in die andere Richtung.

      Barbie und Ken sind doch Teil derselben Welt.
      Kurtzman ist nicht Teil der Star-Trek-Welt. Er produziert diese.
      Um es mit dem (nicht gesehenen; ich weiß also, wovon ich spreche) Barbie-Film zu erklären: Kurtzman ist wie ein Mattel-Manager. Ken ist kein Mattel-Manager. Ken ist nicht Kurtzman. Ken ist eher ein sprichwörtliches Redshirt, der die Macht der Redshirts im Star-Trek-Universum ausruft. Was wiederum ein Plot innerhalb der Serien-Welt sein könnte (also unterere Ränge meutern, in etwa). Das ist aber noch kein Ins-Gegenteil-verkehren der (Spiele-)Welt.

      Um weiter im Bild zu bleiben: Kurtzman (der nicht Ken ist) schaute sich Barbie und ihre Welt an und beschloss, sie fortan aus Lego zu bauen. Unabhängig, ob Lego nun „das Gegenteil“ von Barbie ist oder nicht: Es ist etwas konzeptionell gänzlich anderes. Das macht Kurtzman (der weder Ken noch Barbie ist) mit Star Trek (das – da sind wir uns einig [außer GGH] – unter seiner Führung nicht Star Trek ist).

      Darum kommt in meiner – natürlich völlig unlustigen, ergo für Experten und Komikkönnern wohl unrichtigen – Analyse keiner außer Serienfan auf die „naheliegende“ Idee, dass Ken mit der Barbie-Welt genau das gemacht habe wie Kurtzman mit Star Trek.

      Antworten
    • JP1957 sagt:

      Die Analogiererei zu New-Trek find ich gut.

      Ich schreib schon seit Jahren – wie Du hier bei Barbie – meine Kritiken der Serienfolgen ohne die
      Folgen gesehen zu haben.

      Antworten
    • Serienfan sagt:

      „Nun lasst doch mal die Haare… äh… Kirche im Dorf.“

      Lass DU doch lieber mal den Venice Beach in Los Angeles, und verleg ihn nicht grundlos nach San Francisco! :-)

      Antworten
  6. VerwirrterTurnschuh sagt:

    Auch Spaß muss sein!

    Na, Klapo kriegt’s aber ab von lustigen Leuten, die wissen, was wann wie wo lustig zu sein hat.

    Dort, wo der Spaß sein muss, hört er eben auf.

  7. Neuer Fan sagt:

    In den 90ern hätte man vermutlich einfach nur eine Barbie-Geschichte aus der Werbung etwas ausführlicher erzählt, wie etwa „Barbie geht campen in ihrem coolen Barbiemobil“. Heute muss selbst harmloser Puppenspielzeugspaß für Mädchen eine Politisierung aufgedrückt bekommen. Zumal das doch an der Zielgruppe vorbeigeht, wer hätte denn sowas erwartet (außer ich, als Dauerkulturpessimist)?

    Da besaufe ich mich lieber zu Barbie Girl in der Kneipe. Jedenfalls ist den Kulturzersetzern mal wieder Erstaunliches gelungen. Wir sollten AAA-Filme einfach den Japanern überlassen, die sind vielleicht nicht immer so schauspielerisch gelungen und oft kitschig, aber sonst ist die Welt noch in Ordnung.

    • Serienfan sagt:

      Dieses „an der Zielgruppe vorbei“-Projekt hat immerhin den mit Abstand erfolgreichsten Film des Jahres geschafft… und das ohne 3D- oder Überlängen-Aufpreis, und sogar ohne großartige Erfolge im „Asia-Markt“, von dem „Mario“ und „Avatar“ so profitierten.

      Außerdem hat Greta Gerwig immerhin das geschafft, woran die „Star Trek“-Macher seit Jahrzehnten scheitern: nämlich Fans zu begeistern, und zugleich jene, die sich für das jeweilige Franchise null interessieren, ins Kino zu locken. Ob ihr das mit einem „Barbie geht campen in ihrem coolen Barbiemobil“-Film im Stil der Neunziger geglückt wäre, wage ich anzuzweifeln.

      Dass inzwischen sogar Philosophieprofessor Slavoj Žižek dem Film ein komplexes Wechselspiel zwischen Fiktion und Realität bescheinigt, da der Mensch sich nach seiner Überzeugung im Realen nach der Phantasie und in der Phantasie nach dem Realen sehnt, würde ich jetzt auch nicht als schlicht „kulturzersetzend“ abhaken.

      Dieser Film ist freilich ein besonders eindrucksvolles Beispiel dafür, dass Kunst klüger sein kann als sein Künstler. Jedenfalls scheint der doch leider reichlich begrenzte „Limousine liberal“-Intellekt der Regisseurin an mehreren Stellen im Film durch. Besonders lächerlich wird es, wenn Gloria – vom Hafer der Marke „First World Probleme“ gestochen – darüber jammert, dass Frauen als Bosse nicht gemein sein dürfen. Einer Multimillionärin wie Gerwig ist es offenbar unvorstellbar, dass sich kleine Angestellte wie Gloria ganz sicher nicht deshalb abends in den Schlaf weinen, weil weibliche Bosse bei vierzigfachem Gehalt nicht nach Herzenslust herumzicken dürfen. (In welcher Welt auch immer das wahr sein mag.)

      Darüber kann man sich ärgern, oder es mit Humor nehmen und sich auf die gelungenen Aspekte konzentrieren. Ich habe mich für letzteres entschieden, denn der Humor fehlt zurzeit ohnehin an allen Ecken und Enden. Ganz besonders beim Geschlechterkampf. (Und jetzt auch noch – der Himmel steh uns bei – auf Zukunftia!!!)

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    • Neuer Fan sagt:

      Es ist schön, dass du diesen Film als intellektuellen Snack betrachten kannst. Aber es fehlt heutzutage nicht nur der Humor, sondern eine ernsthafte Unschuld, die erst guten Eskapismus ermöglicht. Ich will bei einem Barbiefilm einfach keine Diskussion über Feminismus, sondern Barbie macht Barbiesachen. Es sollen einfach mal wieder alle normal werden, ich will keinen Geschlechterkampf, sondern Geschlechtsverkehr ^_^
      Ich habe diese ganze post-feministische Eierei satt. Twitter und Smartphones haben diesen Unsinn erst ermöglicht, sonst wäre er auf der Universität geblieben und die ganzen vertrockneten Pflaumen auch.

      Es ist vielleicht gar nicht mehr möglich, einen „traditionellen“ Barbiefilm zu machen, der unsere herangezüchteten Problemchen ignoriert – aber ich fordere es trotzdem ein. Dann wäre ich vermutlich gar nicht als Zuschauer adressiert, sondern nur Mädchen, Girlies und ein paar versoffene alte Männer, die sich den Spaß ironisch geben. Für mich ist es wirklich Zersetzung, wenn man in eine einfachen Sache wie Barbie plötzlich gesellschaftliche Konflikte einbauen muss. Dass der Film so riesigen Erfolg hat, liegt ja auch an der Kontroverse. Das brennt sich ein. Wie will man Barbie da noch als klassische Barbie betrachten. Erfolg ist für mich noch kein Maßstab. Viele sagen ja auch, dass die ersten 30 Minuten noch cool waren, aber danach der übliche Woke-Twist einsetzte.

      So fehlt der Eskapismus. Die Realität kommt noch früh genug.

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    • VerwirrterTurnschuh sagt:

      „Darüber [bubble-beschränkte Macher, hirnverbrannte Aussagen, Inkohärenz, Demenz, Flatulenz; Anm.] kann man sich ärgern, oder es mit Humor nehmen und sich auf die gelungenen Aspekte konzentrieren. Ich habe mich für letzteres entschieden, denn der Humor fehlt zurzeit ohnehin an allen Ecken und Enden.“

      Worte eines wahren Very-Kurtz-Short-Trek-Fans. (!!!)

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    • Serienfan sagt:

      @Neuer Fan

      Ich vermute, Du hast den „Barbie“-Film nicht gesehen.

      Die (unbewusste) These des Films ist ja gerade, dass es keinen Eskapismus ohne Realitätsbezug gibt. Und keinen Realitätsbezug ohne Eskapismus.

      Und eines hält der Film bis zum Ende durch: die Barbiewelt bleibt eine unschuldige, kindliche Welt ohne Sex oder Tod. Das hat mir am meisten gefallen am Film. Und Barbie und Ken sind und bleiben auf ihre Weise auch „unschuldige“ Figuren, was ja gerade den Witz und den Charme des Films ausmacht.

      Dass Greta Gerwig hier einen postmodernen Franchise-Film gedreht hat, der eben nicht nur „einfach ein Barbie-Film“ sein will, sondern der das Phänomen selbst reflektiert, ist ja gerade die große Stärke und Besonderheit des Films, und in den parodistischen, ironischen Szenen ist der Film ja auch hochgradig amüsant und unterhaltsam.

      Witzigerweise hat Nolan ja mit Oppenheimer etwas ähnliches angestrebt, nämlich ein postmodernes Biopic. Lebt das Biopic meist von der gefühlsduseligen Simplifizierung, stellt Nolan die Komplexität der unberechenbaren gesellschaftlichen Kausalitäten die Kausalität der Atomphysik mit ihren zerstörerischen Kettenreaktionen gegenüber. (Als Film ist mir „Oppenheimer“ leider zu fragmentarisch geworden, es dominiert mir zu sehr die Form.)

      Fest steht: Typisch für das „moderne Kino“ ist hier gar nichts, im Gegenteil. Es sind zwei Filme, die man so nicht erwartet hätte. Und deren Erfolg man erst recht nicht erwartet hätte.

      Hoch also lebe das Barbenheimer-Phänomen! Denn genau das hat das Kino, das in den letzten Jahren furchtbar schablonenhaft, unkreativ und überraschungsarm wurde, dringend gebraucht!

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    • Neuer Fan sagt:

      Ich habe ihn nicht gesehen, erst dachte ich: Realfilm, das wird lustig und auf eine nette Art cringe, aber dann kamen die Diskussionen auf … (hätte ich wohl erst recht nicht, wenn es ein markentreuer Mädchenfilm gewesen wäre, aber meinen Punkt habe ich klargemacht) – nun scheinst du aber trotz alledem sehr begeistert zu sein, also werde ich ihn mir auf die gute alte Art ansehen, wenn er „draußen“ ist und dann woanders herummotzen, vielleicht kann ich ja doch was aus dem Film ziehen.

      Oppenheimer hingegen war bombe, oida. Leider musste ich innerhalb der recht knapp bemessenen Zeit viele Dialoge und Gedanken aufnehmen, während wenig Verarbeitungszeit gegeben war, und die Nolan-typische Zeitspritzerei beachten, die sich am Ende wunderbar zusammenfügt – aber bis dahin ist Konzentration gefragt, war auch ausnahmsweise nicht besoffen im Kino. So ein Film macht zurecht viele Fässer auf.
      Aber lasst doch einfach Barbie in Ruhe, die will nur mit Shelly Camping machen, verdammt!

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    • VerwirrterTurnschuh sagt:

      Weil sich hier so kritische, kluge (und natürlich auch wahnsinnig humorvolle) Bildungsbürger rumtreiben: Nolan betreibt mit seinem Oppenheimer-Epos „Ami-washing“ – nach Ansicht von Leuten, die es wissen müssen.

      Eigentlicher „Vater der Atombombe“ war eher Leo Szilard. Aber weil das kein Amerikaner war, sondern aus Österreich-Ungarn stammte, macht der für einen großen Hollywoodfilm nichts her. Also hat man für alle Zeiten mit bombastischen Budget Mr. Oppenheimer gepusht. Man kann Hollywood und Nolan einmal mehr Geschichtsklitterung vorwerfen. Im Zweifel ist man bei fiktiven Held*Innen aus dem Spielzeugladen besser aufgehoben (wobei natürlich auch bei „Barbie“ die Beschreibung der Realität – Mattel, Barbie-Erfinderin [hoppla, auch die hat von einer unerwähnten deutschen Puppe „geklaut“] – kein Fünkchen Wahrheit übrigbleibt).

      Hier der Podcast zum „wahren Atombomber“ (mit aller Ambilvalenz): https://youtu.be/m0zS4YvGY_U?si=pYtVzaffFuVxMSEI

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    • Serienfan sagt:

      @Neuer Fan

      Auf iTunes bzw. Prime Video gibt es den „Barbie“ inzwischen. (Im Gegensatz zu „Oppenheimer“.)

      Ich weiß nicht, ob damit der Film „draußen“ genug ist, oder ob’s für Dich ein Streaming-Angebot oder sowas braucht. (Auf Blu-ray ist er noch nicht einmal angekündigt, aber dieses Medium nutzt ja außer mir ohnehin niemand mehr.)

      Ich hab „Barbie“ am Wochenende noch einmal auf iTunes gesehen. Zusammen mit einem Freund, der ihn absolut gehasst hat und der seitdem alle Frauen für verwöhnte Jammerlappen hält.

      Das nur als Warnung! :-)

      Es gibt ja Leute, die das Spielzeug hassen und verteufeln. Und es gibt Leute, die den Film hassen und verteufeln. Beides wundert mich, denn ich halte Spielzeug wie Film für hochgradig harmlos.

      Mir fällt allerdings auf: Umso älter die Figuren im „Barbie“-Film werden, umso sympathischer werden sie.

      Kinder kommen nur im Teaser als Statisten vor, dann gar nicht mehr. Ein großes Plus!

      Die Teenager-Tochter ist auch am Ende des Films ein uninteressanter Kotzbrocken. Sie belehrt ihren spanisch lernenden Vater, dass es kulturelle Aneignung sei, wenn er spanische Redewendungen verwendet, was der Vater offenbar lachend ignoriert. Für die Teenager-Generation scheint Gerwig wenig Interesse zu haben. Erneut: Ein großes Plus!

      Die wunderbare Rhea Perlman aber hat mich umgehauen. Dass ein Film, der uns bis dahin ausnahmslos makellose Schönheitsideale vorgesetzt hat, am Ende noch einmal die „Schönheit“ und würdevolle Ausstrahlung einer 75jährigen zeigt, hat mich dann doch begeistert.

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  8. JP1957 sagt:

    @NeuerFan: Ach du je … all die Gewaltexzesse in Discovery und Picard haben nicht so emotionalisiert wie einst die dritte Staffel von The Orville und jetzt anscheinend Barbie.

    „ich will keinen Geschlechterkampf, sondern Geschlechtsverkehr ^_^
    Ich habe diese ganze post-feministische Eierei satt. Twitter und Smartphones haben diesen Unsinn erst ermöglicht, sonst wäre er auf der Universität geblieben und die ganzen vertrockneten Pflaumen auch.

    Aber: Wer Frauen als „vertrocknete Pflaumen“ bezeichnet und bei Barbie vermisst, dass man über sie nachdenken soll, statt sie zu vögeln, der hat einen an der Waffel.
    Widerlich.

    Was sagt eigentlich Schildhilde zu sowas?

  9. StarWarsFan sagt:

    „Für mich ist es wirklich Zersetzung, wenn man in eine einfachen Sache wie Barbie plötzlich gesellschaftliche Konflikte einbauen muss.“

    Seh ich auch so. Deshalb fand ich Star Trek auch immer so scheiße (das neue geht so, ich mein das alte).

    Science Fiction ist doch so eine einfache Sache – Raumschiffe, fiese Aliens, Raumschlachten, so wie bei Perry früher.
    Und dann kam der Politkram mit Multikulti Besatzungen, Küssen zwischen Schwarz und Weiß und elend langen Diskussionen und Verhandlungen statt Laserschwertern und Impulskanonen.

    Ätzend. Und jetzt vermiest man den Mädchen auch noch ihre Puppen!

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