Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

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Dr. Pulaski

In der 2. Staffel von TNG ging sie mir bereits nach kurzer Zeit auf die Ketten und faselte mich schier in den Wahnsinn: Councellar Troi! – Ganz anders Dr. Pulaski! Die unvergessene Quartalsärztin, deren Krankenscheine später einfach von Beverly Crusher abgerechnet wurden, wird immer einen flauschi-bauschi-Platz in unserem Herzen haben!

Nein, heute nutzen wir diese Rubrik mal nicht für unfaire Hetzkampagnen und legitimieren diesen Text hier mit einem kleinen Kunstgriff:

Pourquoi…

– musste sie gehen?

Denn ich mochte Dr. Pulaski! Und damit meine ich nicht dieses widerlich zynische Satire-„Mögen“, bei dem man am liebsten einen Einbauschrank in den gerade materialisierenden Charakter schieben möchte. Nein, ich MOCHTE sie wirklich!

Die Tatsache, dass sie und ein gewisser Referat-7-Tage-früher-Abgeber bei den TNG-Fans nie wirklich ankamen, beweist wohl, dass auch TNG vor allem von kleinlichen Schülern verehrt wurde. Dieser Personenschlag war zwar bereit, jedem Glibberalien aus Toleranzgründen die Bluts/Schleimbrüderschaft anzubieten, verschwand jedoch wimmernd im eigenen Turnbeutel, sobald er sich an Klassenstreber Mesley oder Vizedirektorin Kulanzky erinnert fühlte…

“Du warst unartig! Ruf – mich – an!“ – Pulaski, unglaublich selbstbewusst und trotzdem noch engelsgleich ausgeleuchtet… Wie schaffte sie das nur immer? – Man beachte auch hinter ihr den erstarrten Atem ihrer Fans!

Gut: Bevor ich Internet besaß, waren mir die beiden verhältnismäßig Wurscht. Ich hatte mich inzwischen damit abgefunden, dass Kinder mich für einen Zeugen Jehova hielten und ich wie ein solcher mit den üblichen Schimpfworten („Bibber. Keine Zeit. Schlotter. Wirklich. Echt!“) davongejagt wurde. Damals, ohne Internet, nannte man es nämlich nur dann „Online“-Petition, wenn man es mit beiden Füßen auf die Linie der Türschwelle geschafft hatte: „ Haben sie vielleicht einen Moment Zeit, um mit mir über Pulaski zu reden?“ pflegte ich dann zu sagen.

Mein Anliegen war einfach: Ein Auftritt meines Lieblings-Doktors im Paralleluniversum von DS9. Zuchtmeisterin in einem drittklassigen Hintergrund hätte mir schon genügt!

Doch zu meiner Jugendliebe kommen wir gleich detailliert…

Jedenfalls entwickelte sich mein Hass gegen sie und einem gewissen Lehrer-Tasche-Hinterhertrager erst mit dem ersten ST-Forum. Weil ich cool und beliebt sein wollte, schloss ich mich dem allgemeinen Trend an und fand sie beide abgrundtief… – abgrundtief! Was die Zigaretten in der 4. und Strohrum in der 5. Klasse, das war jetzt eine energische Ärztin und ein Tafelschwamm-mit-beiden-Händen-Auswringer: Ein Coolheitsindikator! Hasse, so wirst du nicht gehasst!

Doch wenn ich heute objektiv zurückdenke, war gerade Dr. Pulaski eine der viel(ver)sprechendsten Charaktere in TNG…

In einer Welt, in der kein Geld existierte, gab es natürlich auch keine Gehaltserhöhungen oder gar Kündigungen. – Denn selbst durch krasse Verfehlungen konnte niemand die (kaum vorhandene) Produktivität senken…

So las Pulaski dem Captain ohne Angst derartig oft die Leviten, dass manche Folgen akustisch nur mit Untertitel verständlich wurden… Wenn ich an Pulaski denke (und das tue ich oft), habe ich immer einen Gang vor Augen, den Picard mit einer auffälligen Geschwindigkeit entlangstackst. Jener Geschwindigkeit, die man immer dann wählt, um knapp unterhalb der „Der rennt ja weg?“-Erkenntnisschwelle des Begleiters zu bleiben…

Denn Pulaski hatte stets etwas zu nörgeln: Picards Befehle waren wahlweise zu unflexibel, zu straff, zu taff, zu flockig, zu stockig, zu kleinlich, zu reinlich, zu laut, zu leise oder – als letzte Rettungsmöglichkeit, sollte alles andere im Nörgelkatalog partout nicht passen – einfach nur da.

“Oooh, Captain, sie sind so ein starker, gutaussehender Mann! Noch dazu mit so ausgesprochen guten Cholesterinwerten! (Schmacht)“. Was viele nicht wissen oder gar nicht interessiert: Dr. Pulaski spielte bereits bei TOS mit!

Da war endlich mal ein Charakter, der innere und äußere Konflikte nicht feige auf dem Holodeck bekämpfte, indem er im God-Mode durch den Halflife-Komplex trampelte… – Alles in allem also eine schöne Alternative zum roten Riesen mit der 80er-Jahre-Dauerwelle, deren Persönlichkeit ich nicht mal beschreiben könnte, wenn mei… IHR Leben davon abhängen würde. Dann nämlich erst recht nicht…

Ursprünglich war Pulaski natürlich als Pille des 24. Jahrhunderts vorgesehen… Nein, nicht das Verhütungsmittel! – Die Parallelen waren unübersehbar: Als alte Jungfer hasste sie es, gebeamt zu werden. Sie hatte dann immer das Gefühl, man könnte ihr Spitzenhöschen sehen…

Doch am allerliebsten hackte sie auf dem armen Data herum, bis dieser ganz weiß wurde. Nicht selten schallten Sätze wie „Sie verdammtes grünblütiges Spitzohr! Mit ihrer verdammten Logik sind sie verdammt noch mal nicht menschlich! – Verdammt!“ durch die Krankenstation…

Weitere Stationen ihrer kurzen Ehe mit meiner fehlgeleiteten Attraktivitätsskala:

– In „Sherlock Data Holmes“ verabredet sich Pulaski mit der Holofigur Prof. Moriaty zum Kaffeeklatsch. Das Date missglückt: Der Professor beklatscht nur sich selber und der Kaffee schmeckt nach Kraftfeld.

“Danke, Jungs! Das erinnert mich ja alles sooo sehr an meine Kindheit!“ – Geordie und Data stützen „Tante Kathie“ auf dem Weg in die Zeit, in der alles noch viel besser war. – Gleich kramt Pulaski 20 Pfennig aus dem Hutgemüse und spendiert allen 5 Kugeln mit Sahne!

– Später, in der Episode „Die jungen Greise“ wird das Aussehen Pulaskis Kinofilmkompatibel: Um Jahrzehnte gealtert bewirft sie ihre Pfleger mit Kot und wird erst durch eine Bestrahlung eines Transporters der Marke „Jungbrunn©“ wieder so schlaff und faltig, wie die dynamische Zielgruppe sie kennen und lieben gelernt hat.

– In der Folge „Das Herz des Captains“ nimmt sie einen Ölwechsel an der Pumpe ihres Vorgesetzten vor. Wider Erwarten überlebt der von ihr oft kritisierte Picard den ungewöhnlichen Eingriff. Pulaski zieht sich frustriert für mehrere Folgen zurück.

– In „der Planet der Klone“ versucht eine fremde Rasse, Pulaski zu klonen. Bevor dem früh entwickelten Klon jedoch die Haare ausfallen und er den klingonischem Hohen Rat mit Feuerwerkskörpern den Garaus machten kann, wird er getötet. Nörgelwunder Pulaski passte die widerliche Hackfresse nicht…

– „Kraft der Träume“: In der mit Abstand besten TNG-Folge sticht sie dem todkranken Riker Stricknadeln in den Kopf. Danach folgt sie 30 Minuten lang mit dem Zeigefinger angestrengt den Ausschlägen seiner Vitalanzeigen, als würde ein ABC-Schütze im neuesten „Faust“ schmökern…

Abgeschreckt von diesem Erlebnis verlässt sie die Enterprise und wird nie wieder erwähnt…

In der nächsten Staffel stand dann wieder Rotschopf in der Tür und entschuldigte sich für ihr langes Fernbleiben. Die Kekse für ihren Sohn wollten einfach nicht gelingen. Aber nun sei sie ja wieder da, Jean-Lüüüüüc…

Pulaski ist nun fort. Kein Web-Bild ist seit ihrer TNG-Zeit aufzufinden. Sie alterte abgeschieden und fernab der Massen und sieht vermutlich noch immer besser aus, als Troi heute… Diana Muldaur, wir vergessen dich nicht!

Wahre Schönheit kommt von innen! – Doch nicht mal diese diplomatische Floskel hat Dr. Pulaski nötig: Für uns ist sie praktisch der 80er-Jahre-Borg im Catsuit, die T`Pol am Hypospray, die Hoshi für gewisse Stunden! – Lebe lang und in Frieden! Dein Klapowski!

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Artikel

von Klapowski am 26.01.03 in Pourquoi, Gene

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Kommentare (6)

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  1. Gast sagt:

    Wann kommt endlich die langersehnte
    Rubrik, auf die wir alle schon so
    lange warten?
    Die medizinische Liebessklavin!
    Sabber! Lechz!

  2. hdEATH sagt:

    …und um auch ein paar weibliche Besucher anzulocken, könntet ihr die Rubrik mit erotischen Bildern Dr McCoy, dem MHN und Phlox garnieren!

  3. hdEATH sagt:

    (hiermit reiche ich ein "von" für meinen letzten Beitrag nach)

  4. Gast sagt:

    Die weiterführenden Links sind vertauscht, ist aber eigentlich ziemlich scheißegal.

  5. Gast sagt:

    pulaski- mein persönlicher lieblingscharakter ever. war
    endlich mal eine mit ecken und
    kanten.
    scheiße dasse gehn musste.

  6. hotzenplotz sagt:

    pulaski war echt fein.
    die 2. staffel ist mir immernoch eine der liebsten, nicht weil die folgen so gut waren, sondern weil pulaski so gut war.
    vor allem im (krassen) gegensatz zu dr.-wir-mögen-sie-nicht-crusher.
    *yack*

    hozt'

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