„Finch“ – Das Review zum Roboterliebhaben
Zukunftia hat auch ein Herz für die kleinen Filme. Jene Werke, die einen überraschen oder erstaunen. – Nun, zu diesen gehört „Finch“ (derzeit auf Apple TV) nur bedingt. Trotzdem haben Sparkiller und ich entschieden, mal eine Runde auf der Roboter-Hundeschule zu drehen. Schon deshalb, weil wir aus Mainstream-Sicht nicht gerade „folgsam“ sind… Und vielleicht erleben wir hier ja DOCH eine emotionale Persönlichkeitsentwicklung, bei der man sich fragt, wo maschinelle Intelligenz endet – und direkt in die hündische übergeht?
Inhalt: In einer postapokalyptischen Welt braucht Tom Hanks einen Hundesitter. Dazu baut er sich einen robotischen Betreuer zusammen – natürlich mit niedlichen Kamera-Glubschaugen.
Doch der Seltene-Erden-Golem ist recht unselbstständig und sorgt auf dem Road Trip immer wieder für schwierige Momente…
Besprechung:
Das Problem bei diesem sympathischen Film liegt nicht bei Prämisse, Setting oder den Effekten.
Das Problem ist, dass der Film nicht weiß, wohin er will. Und dass er mich nicht führt. – Denn als braver Zuschauer-Hund brauche ich ein Regisseur-Herrchen, das mir einen Knochen an die Rübe wirft und sagt: „Mach Männchen! Sitz! Roll dich rum! Analysiere das Wesen der Menschlichkeit!“
„Lasst uns aufbrechen, Leute!“ – „Langsam, Boss! Ich habe eine Schraube im Schuh.“ – Alles ziemliche Roh-Boter: Zu Beginn sind die mechanischen Helfer pflegebedürftig und hören nicht zu. Wie gut, dass sich das in den letzten 30 Minuten des Films zu 20% ändert!
Somit wirkt „Finch“ nicht wie Kunst, sondern wie eine undurchdachte Werbekampagne in eigener Sache:
– Wir sehen eine Postapokalypse, in der niedliche Roboter ständig aufs Maul fallen. Und „Entschuldigung“ sagen. Weil sie das so liebenswert macht? („R2D2! Entschuldige dich bei Master Luke, dass du du ihm über den Fuß gefahren bist!“)
– Finch ist ein alter Mann mit Dreck unter den Fingernägeln, der problemlos einen (fast) intelligenten Roboter bauen und programmieren kann. Sicher, in der SF gibt es vieles, aber glaubhaft wirkte das nicht.
– Wenn die Handlung wieder mal da rumkrebst, wo sich der fallsüchtige Roboter gerne aufhält (= am Fußboden), wird stets auf den Hund geschnitten. Und der ist – wie ich – eher skeptisch in Bezug auf robotische Hundesitter mit weichen Knien. Nur dass ICH mir mit angelegten Ohren irgendwann blöd vorkäme…
– Dem Film ist es wichtig, uns alle paar Minuten zu zeigen, dass er es „nicht böse meint“. Dann wird das Licht so warm wie das Rotlicht im Hühnerstall, wir hören aufbauende Popsongs („American Pie“) oder Tom Hanks guckt so gutmenschenhaft in die Kamera, als müsste er am 24. Dezember haufenweise Geschenke auf ’nem Schlitten ausfahren.
– Generell finde ich die Fallhöhe überschaubar. Denn ob Finchs Hund nun einen Aufpasser bekommt, hat mich HS (Hartherziges Schwein) kaum interessiert. Der generelle Ton des Films sagt nämlich: „Selbst wenn hier jemand umkommt, so wird dieses Lebewesen von einem Engelschor an einen besseren Ort gebracht.“
– Der Film thematisiert die Frage nach der „Seele“ von Roboter Jeff nicht. Einerseits scheint er Gefühle zu haben (die menschliche Gestik ist extrem), andererseits kapiert er aber Worte wie „Vertrauen“ nicht. Hier hätte man ruhig mal 2 Minuten investieren können, um SF-Kennern den Stand der Lage zu erklären. („Okay, deine Gefühle sind auf ‚Cringe‘ und ‚Zerknirschtheit‘ beschränkt.“)
„Irgendwie passt nicht!“ – „Jeff, du Trottel. Du musst doch unter der Brücke erst eine Grube ausheben, bevor der Wagen reinkommt!“ – Ärger für den Dachverband: Auf diesem Bild sehen wir, wie der Regisseur den Film in eine Popkultur-Nische zu quetschen versucht.
Immerhin: Der Guck-Flow tritt nach einigen Minuten des Road Trips laaangsam zutage. Denn sobald man nicht mehr hinterfragt, ob Jeff nun eine banale Alexa, ein verantwortungsloses Metallkind oder ein unfertiges Experiment ist, kann man das Positive wertschätzen. Dazu gehören die schön umgesetzten Wirbelstürme, die Hitze und das CGI-Modell selbst.
Auch wirkt die Interaktion zwischen Tom Hanks und seinem brabbelnden Rotkopf stets natürlich. Technisch wie auch emotional. – Äh… Wenn man denn auf diesen leicht unnatürlichen Disney-Touch steht. Und musste man wirklich mehrmals Im Film ein Hundespielzeug quietschen lassen, damit man sich innerlich rasch wieder entspannt?
Immerhin, manchmal baut man auch „Streits“, „Diskussionen“ und „Enttäuschungen“ ein. Aber so wirklich funktioniert das nicht – da Jeff in meinen Augen ein Werkzeug bleibt. Mit dem Geist eines Dreijährigen und dem Körper eines Universitätsprojekts im Jahre 2030.
Ich setze mich ja auch nicht vor „Meister Eder und sein Pumuckl“ und frage mich: „Ob es diesmal wohl zum ewigen Bruch zwischen den beiden kommt, bibber?!“
Die ach-so-bösen Menschen in den Ruinen werden nicht gezeigt, während der eigentliche Zweck der Reise (Zur Apotheke für die Anti-Blut-Hust-Tabletten? Die Welt retten? Noch mal das Meer sehen?) nur im Hintergrund rumwabert. Hier wäre überall mehr drin gewesen. Mehr Dramatik, mehr Emotion, mehr Fallhöhe… und mehr süße Hundeszenen.
„Okay, Jeff… Ich hätte nicht so tun sollen, als wenn ich ein italienischer Mafiosi wäre, der Schutzgeld erpressen will. Aber du hättest trotzdem nicht auf mich schießen dürfen!“ – „Okay, Finch. Bringst du mir jetzt bei, wie Menschen sich beim Urinieren auf die Hand pinkeln?“ – Viel Lern um nichts: Jeff wird in dem Moment selbstständig, in dem der Film endet. Schade, das hat bei meiner Schulzeit nie hingehauen…
Am Ende bleibt das Gefühl von verpassten Chancen zurück. Die Ankündigung des Hauptfigur-Todes liegt da schon sooo lange zurück, dass man sich bereits alternative Szenarien ausgedacht hat.
Zum Beispiel, dass Jeff wieder dööfer wird.
Und Finch mit seinem letzten Moment ansieht, wie der Roboter den Hund als Autoreifen oder Benzinkanister zweckentfremdet.
#Panälerhumor
Fazit: Ein technisch durchaus aufwändiger Mini-Film, der nur dann nachwirkt, wenn sich das Standbild in den OLED-Fernseher einbrennen sollte.
Nichts hieran ist fies, zynisch oder eckt an.
Was sogar gut wäre, wenn’s auf der anderen Seite lustiger, frischer oder innovativer wäre.
Ja, man kann sich diese Reise problemlos anschauen. Man darf nur nicht erwarten, danach zu mehr inspiriert zu werden, als mit dem Hund rauszugehen – oder die niedlichsten Roboterdesigns der Filmgeschichte zu recherchieren.
Wir sind selber schuld!
„Sci-Fi besteht nur noch aus wilden Kamerafahrten!“, haben wir gesagt.
„Immer diese hohlen Bösewichter und ewigen Weltuntergänge!“, haben wir gesagt!
Und dann macht mal einer so einen ruhigen, besinnlichen Endzeit-Streifen ohne Knall und Peng und wi… ICH bin immer noch nicht zufrieden!
Normalerweise gilt ja die Regel, dass diese einsilbigen Ausflüge durch apokalyptische Landschaften automatisch wenigstens ein bisschen künstlerisch anspruchsvoll sind und in Cannes wenigstens ein paar Trostpreise einheimsen („Das Feuer beim Braten der mutierten Kakerlake wärmte mein Herz!“). „The Road“ mit Viggo Mortensen fällt mir dabei ein, auch wenn mir der Streifen als Gelsenkirchener eher wie eine lustige Zucker-Brothers-Komödie vorkam („DAS nennen die menschliches Elend!?“).
Aber Finch ist da leider recht oberflächlich. Mega-Genie Hanks schnitzt sich aus Altmetall so ganz nebenbei die selbstlernende Mega-A.I. (gab es die als OpenSource auf GitHub?) und haust als Einsiedler im Windrad-Park (was das aus allen Löchern pfeifende Drehbuch erklärt).
Dann geht der Park kaputt und es geht „on the road“ samt Hundi und Robo-Kumpels.
An dieser Stelle könnte man ca. 90 Minuten vorspulen und wüsste trotzdem noch, was passiert.
Dazwischen gibt es die übliche Prise „Ich musste tun, was ich tun musste… tun“ und „Hey, der neue Bot ist ja gar nicht so scheiße nervtötend?“ mit einem rührigen und Zepter-abgebenden Finale im Sonnenuntergang.
Also gerade genug Inhalt für eine Serviette. Für mehr blieb nach Tom-Gehalt und Robo-CGI wohl auch nicht übrig. Letzteres ist dafür aber SEHR gelungen und Tom Hanks ist auch nicht schlecht in seiner Rolle als… äh… Tom Hanks.
Wertung: 6 von 10 Schraubenschlüsseln
muss ich mir den film jetzt etwa auch noch anguggen??? eigentlich war mir die inhaltsangabe schon zu bloed… naja, tom hanks und deine kritik sind wohl argumente genug, 2h meiner lebenszeit dafuer aufzuwenden…
im gegenzug erwarte ich aber eine kritik zu ‚dr. brain‘: https://www.imdb.com/title/tt15758760/
und nein: das ist nicht verhandelbar! ;)
Da ist möglicherweise ein Missverständnis aufgetreten. Ihr MÜSST nicht jeden Film sehen, den wir besprechen. Vor allem nicht die mittelmäßigen Sachen. Außerdem hat das Ordnungsamt gesagt, dass es eine eventuelle Impf… äh… Guck-Pflicht eurerseits eh nicht kontrollieren könnte.
Andererseits zwingen Sparkiller und ich uns auch gegenseitig zum Gucken & Rezensieren…? Warum solltet IHR es dann besser haben?
„Jetzt ist der Film schon mal da, da können wir auch beide genausogut mehrere Seiten dazu tippen?“
„Na gut. Aber nur, weil der deutsche Verleih versehentlich ‚Science Fiction‘ statt ‚Kinderfilm‘ drangeschrieben hat.“
ich glaube, du unterschaetzt dein/euer imperatives mandat!
und da von dir nichts gegenteiliges kam: wo bleibt eigentlich die kritik zu dr. brain?
hallo..schiesse mal wieder quer…dieser Film ist handwerklich kaum noch nachvollziehbar..für ein mehr oder weniger nicht kommerzielles Projekt…man kann die Dialoge zwischen Hanks und dem Robot runtermachen..aber wer kann schon nachvollziehen,was man nach gefühlt unendlicher Einsamkeit mit irgendeinem sich artikulierenden Gurkenfass austauschen möchte?..niemand kann ein solches Kammerspiel besser als Hanks..habe die Ehre
auch tach !
Du auch schreiben Satz in English, weil wenn möglicherweise Satzbau in Sprtache anders Du verständlicher sein können. Pleas do the needfull.
Chacka Baby Doodle.
Hurz
BergHgruz