Lower Decks 2.10 – „Erster Kontakt“ – Review
Die letzte Staffel-2-Episode von „Lower Decks“ steht in den Start- und Puplöchern und stellt zum Abschluss erneut die Frage: Was will die Serie sein? – Bleibt es eine Parodie mit der Lizenz zum Dauerabfeuern alter Kamellen? Oder wagt man was eigenes und bleibt dann stur dabei? Egal, was CBS sagt? – Denn den Glauben an Autoritäten und Vorgaben „Von Oben“ kann diese Serie ja eigentlich nicht glaubhaft vorschieben…
Diesmal geht es jedenfalls um eine Rettungsmission, bei der ein (sehr, sehr schönes) Sternenflottenschiff („Enterprise E“-Look!) langsam auf einen Planeten zudriftet und dort abzustürzen droht.
Und schon zu Beginn solltet ihr wissen, dass wir erneut eine Fokussierung auf größere, logischere und ernsthaftere Storys erleben.
Was wir bereits beobachtet haben, war also keine Eintagswarpe.
„Hey, warum sehen die Schiffe in einer Trickserie besser aus als bei Discovery?“ – „Weil Discovery eine Art unrealistischen Wachsmalstift-Look gewählt hat. Lass sie doch, das ist KUNST!“ – Wegen des Klimawandels geht’s auch ohne Textur: Bei ruhigen Kamerafahrten fühlte ich mich selber zum Weiterschauen… äh…animiert.
Ja, seit 2-3 Episoden scheint „Lower Decks“ ein Befreiungsschlag zu gelingen, den ich mir nur mit einer kompletten TNG-Durchsicht (= Staffel 1-7 + Staffel 1-2 von „The Orville“) der Autoren erklären kann. Und auch bei Folge 2.10 sehen wir schöne Szenen, bei denen das seit 12 Jahren blutende Trekkie-Herz zwar nicht völlig verstöpselt wird, aaaber immerhin ein Gerinnungsmittel zu spüren ist:
– Das Entfernen der Schiffshülle ist eine kreative Idee, die mit angemessener Schwerfälligkeit und technischem Aufwand durchgeführt wird. Das hätte man vor 10-15 Episoden sicher noch GANZ anders gelöst („Hey, wofür ist dieser Knopf, Boimler?“ – *Platten driften weg*)
– Die drohende Gefahr ist diesmal so sehr Standard, dass es fast „TNG-Füllerepisode“ ruft. Was ich aber in Zeiten von „Heute schon das Universum gerettet?“ toll finde! Eine Schockwelle, gefährliche Asteroiden, zwei Schiffe, ein bedrohter Planet… Mehr braucht man nicht, um dieses Franchise mal für 2 Minuten ernst zu nehmen.
– Die Verhaftung am Ende ist ein ernsthafter Twist, der umso überraschender kommt, da man nur mit einer kitschigen „Ich lehne die Beförderung ab“ gerechnet hat. Klar, es gibt Spannenderes, aber das hier ist Anarcho-Zeichentrick, keine Neuinterpretation von „Das Unentdeckte Land“.
„Wir haben unsere Schiffshülle abgeworfen, Chef.“ – „Toll! Und jetzt nageln Sie als neue Abdeckung alte weiße Männer drauf! Ist nicht meine Idee. Alex Kurtzman hat eben angerufen.“ – Nackt macht neu: Vielleicht zieht sich die Serie in Staffel 3 ja auch eine neue Umhüllung an?
Doch leider, leider … sabotiert sich die eigentlich tolle Geschichte wieder selbst. – Mit tut es in der Seele Quäle weh, wenn ich sehe, wie all die positiven Momente (= Schiffe! Musik! Keiner verliert seinen Arm!) von furchtbaren Lower Decks-Klischees atomisiert werden.
So war das Herumgeschreie zwischen Beckett und dem Captain einfach nur ein Rückfall in Zeiten, in denen man sich noch nicht einigen konnte, ob man dem Paartherapeuten das linke oder das rechte Auge aussticht. Und so traurig(?) der Weggang des Captains mit dem bösen Blick auch gewesen wäre: Als Erwachsener, der auch schon für Tage ein berufliches Geheimnis bewahren musste (= Sparkiller ist KEIN Trans-Mann!), wirkte dieses „Sie haben uns 2 Stunden zu spät von ihrer Beförderung erzählt“ auf mich wie ein schlechter Witz.
Nichts gegen flotte oder verkürzte Erzählweise, aber wenn alle Figuren wie Kleinkinder wirken, die ihren Nachtisch unbedingt VOR den Kartoffeln bekommen wollen, ist das nicht interessant. Klar, all das soll nur den Spannungsboden aufbauen, bevor am Ende alle toll zusammen arbeiten… Aber wenn man jedes Mal erst Leute zeigen muss, die eine Gabel in die Steckdose stecken, bevor sie dann zum guten Ingenieur mutieren, wirkt’s weniger wie eine Weiterentwicklung.
Sondern eher wie ein An/Aus-Schalter fürs Gehirn, der von einer Laborratte bedient wird.
„Sie dürfen nicht gehen, Captain! Ich muss doch vorher auf allen Vieren die Tür für Sie öffnen, jaaaul!“ – Untergebene lassen mich übergeben: Dieses Einschleimen und Aufweichen hat die Serie gar nicht nötig. Wer knallharte Konflikte braucht, kann auch einfach auf einer Mini-Webseite seine Meinung zu einer zweitklassigen Zeichentrickserie sagen.
Auch dachte ich, dass wir bei den restlichen Brückenoffizieren charakterlich weiter waren. Der Sicherheitschef hat doch z.B. kürzlich weniger rumgebrüllt? – Dass er in Ruhe Penis-Skulpturen aus Ton gefertigt hat, war doch eine schöne neue Beschäftigung, die es mit dem Posaunenspiel von Riker aufnehmen konnte?
Und der Erste Offizier hatte seinen Kopf doch schon aus dem Anus seiner Vorgesetzten entfernt? Jetzt hockt er da erneut als beförderungssüchtiger Ja-Sager und bricht in Tränen aus. Und parodiert dabei – nebenbei bemerkt – auch nur 0,00% aller bekannten Star-Trek-Charaktere. Was ich für einen „Null-Gag“ etwas wenig an Franchisebezügen finde…
Dafür war Rutherfords und Tendis Beziehung diesmal „schön“ beleuchtet. Äh… Mit einer sehr, sehr alten Beleuchtungsquelle, der seit fast 2 Jahren auf diese Weise arbeitet.
Dass der Mann einfach nicht genug Kopf-Speicher freischaufelt, weil er Angst hat, seine Erinnerungen an Tendi erneut zu verlieren, war natürlich … süß. Fast hätte ich mir romantische Hausfrau gebucht, um das zu beklatschen. Was es hingegen mit seiner neuen Erinnerung (ungewollte Experimente?) auf sich hat, muss man erst mal abwarten. Auf jeden Fall „nett“, dass man demnächst erfahren wird, warum man bei der Sternenflotte arme Schluffis in halbe Borg umwandelt. Hat mich immer schon gestört an Rutherford. Und ihn irgendwie ja auch… ?
„Ich werde von Fehlermeldungen überflutet. Was soll ich tun?“ – „Hast du dein Leben mal für zehn Minuten abgeschaltet? Und neu hochgefahren?“ – Ein echter Ausblick-Knick: Ich hoffe, dass die beiden bald wissen, wie sie zueinander stehen. So ein schöner Beischlaf würde uns künftig viele „Ich habe dein Warpkern-Modell neu gestrichen“-Nebenhandlungen ersparen.
Die übergreifende Handlung mit den Pakleds bewerte ich mal nicht. Ist halt schön, dass es damit weitergeht. – Denn „Weitergehen“ heißt, dass es irgendwann mal beendet sein wird.
Da würde mich fast schon mehr interessieren, ob man den Gag mit den navigierenden Delphinen (= vermutlich eine Anspielung auf die Serie „Seagate“?) in Zukunft noch mal rauskramen wird. Oder man alle Gags bereits gemacht hat… Ich tendiere leicht zu letzterem und leere anerkennend mein rückwärtiges Blasloch. – Prrrust!
Fazit:
Eine tolle Episode mit schönen Ideen, schönen Effekten, schönen Schiffen und schönem Ende.
Unschön ist aber leider, dass ich ganze 5 Minuten genervt zur Deckenlampe starren musste, wann immer die Figuren über etwas stritten. – Wobei ich nicht mal kapiert habe, was die eigentlich WOLLTEN.
Immer alles sofort erzählen, damit man Geheimnisse hat, die alle kennen, damit man die mag, die einen nicht mögen, woraufhin man sich (nicht) für die Karriere entscheidet, aber auch für seine neuen Freunde?
Tja. Da müssen wir NOCH mal einige Hüllenteile abkratzen, bis wir zum (verständlichen) Kern vordringen…?
Bewertung als Trek-Folge:
Bewertung als generische Trickserie:
Schön das man sich insgesamt steigert, bei dem Niveau war es schlechter allerdings kaum möglich. Ich bleib dem Ganzen aber dann doch weiter fern und steige in Staffel 7 wieder ein, bei dem dann erreichten Level kann man wohl von einer ordentlichen Orville Folge ausgehen.
Das ist allerdings kein Enterpise-E Look.
Es ist ein Enterpise-B Look. Excelsior-Klasse :)
Du hast bestimmt recht. Ich fand es aber spontan sehr E-mäßig.
Aber schön und stromlinienförmig waren ja stets beide Modelle… (immer im Vergleich zu den Designs ab 2017)
Sie wurde allerdings mit Warpgondeln „gerefitet“, die denen der Enterprise-E sehr nahekommen. Auch die Deflekorschüssel ähnelt nun jener der E. Ihr habt somit beide Recht.
Die bisherigen Eigendesigns sahen bisher aber auch alle besser aus als der Kurtzman-Schrott. Mit einfacheren Mitteln scheint offenbar wesentlich mehr möglich. Weil man es will?
Eine Excelsior-Klasse mit Sovereign-Klasse Warpgondeln.
Laut Memory Alpha ist das jetzt die Obena-Klasse, obwohl es scheinbar erst als überarbeitete Excelsior-Klasse durchgehen sollte. Aber auch wie auch immer, schönes Schiff. :-)
Und so eine im Grunde normale Star-Trek-Folge im Lieblingsuniversum zu sehen, macht schon traurig. Funktioniert irgendwie immer noch. Da ja mittlerweile keine einzige Serie mehr ohne Drama und Beziehungen die die Handlung auffressen auskommt, fand ich das Gezetere auch nicht mehr so schlimm, auch wenn ich drauf verzichten kann.
Laut Mac Mahan ist es die obena.
Das sollte nie als excelsior durchgehen, es wurde nur einfach angenommen.
Dass man mal wieder über Raumschiffklassen reden möchte ist ja irgendwie auch ein Pluspunkt für Lower Decks.
Bei Discovery diskutiert man höchstens darüber, welches Design das häßlichere ist.
Oder welches Copy&Paste das offensichtlichere:
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Was bitte schön ist denn scifiger? Ein drei Meter langes Modell aus Sperrholz zu sägen, es mit 2.394 Glühbirnchen zu versehen, mit fünf Schichten zu lackieren, 29 Beschriftungen per Pinsel aufzubringen und 37 Kamerafahrten durchzuführen oder lässig am PC ein CGI-Raumschiff zu modellieren und 138 mal per Click zu kopieren?
Na also.
Die Serie hieß nicht „Seagate“, sondern „Seaquest“. Oder erkläre ich hier gerade ein absichtliches Wortspiel? :(
Das Review beschreibt es ganz gut, nette Story, aber doch wieder etwas viel Lower Decks Chaos.
Ich habe ein bisschen Angst, dass meine aufkeimende Hoffnung für diese Serie demnächst von Kurtzman persönlich wieder mit dem Arsch eingerissen wird.
Na schauen wir mal.
Und Jaaa, was ein tolles Schiffsmodell, es geht doch, wenn man will.