Lower Decks 2.07 – „Wo die lust’gen Quellen liegen“ – Review
Äh… Ist der deutsche Titel etwa eine Art Selbstmotivation der überforderten Trickfilmautoren? Egal… Denn heute bauen wir uns das Review mal etwas anders auf! Statt die negativen Seiten zu überbetonen, gehen wir mit dem futuristischen Grabewerkzeug mal gaaaanz tief und fördern das Spice alle Positivaspekte zutage, die wir finden können. Das wird nicht leicht, aber: das knüppelharte Training der Autoren von „Serienjunkies“ (*Auf Mann mit Partytröte und wirren Haaren zeig*) wird uns helfen.
Natürlich sind auch hier wieder die üblichen Kritikpunkte vorhanden, die wir hier schnell abreißen wollen:
1.) Kein Moment der Ruhe. Die Figuren springen weiterhin herum, wie… (Hier irgendeine kultige Gegebenheit aus TNG einfügen. Wesley im Supermarkt-Einkaufswagen?)
2.) Mangelnde Vertiefung des Gezeigten. Es gibt Ideen für 3 bis 6 verschiedene Geschichten, aber die einzelnen Elemente kommen teilweise nicht mal auf 5 Minuten. Und OHNE das Rumspringen (Siehe Punkt 1) geht es schon bedrohlich in den Sekundenbereich.
3.) Das übliche Neidisch-Sein, Zynisch-Sein, Eigene-Ziele-durchsetzen-wollen-Sein… Man könnte die Geschichte doch EXAKT so anarchisch erzählen, nur halt mit einer eeetwas gnädigeren Mittelaltergesellschaft, bzw. Supercomputer am Ende?
„Das Zeug schmeckt irgendwie bitter.“ – „Verdammt, ist da schon wieder was von meinem Lebensmut ins Essen getropft?“ – Augen zu, Schließmuskel auf: Hier sehen wir Sparkiller und mich, wie wir seit drei Jahren die neuen Kreationen von Kurtzman-Trek goutieren. Aber immerhin: Der Supercomputer namens Alex kann bis zu drei Artikel aus der „Memory Alpha“ gleichzeitig abrufen!
So, aber jetzt aber nur noch Positives, wenn es sich anbietet. Räusper…
– Die Idee, den schnauzbärtigen Ingenieur zu beleuchten, fand ich phantastisch. Mal abgesehen von dem plumpen Einfall, dass er Sex haben muss, um die Anerkennung seiner Mutter zu erhalten (wobei… Müssen wir das nicht alle irgendwann?), ist diese Figur interessanter als Selbstzweifel-Rutherford und Selbstzweifel-II-Tendi!
– Auch der zaaarte Zusammenhalt zwischen Boimler und Beckett war gut. Zwar wird wieder 90% der Episode gestritten oder diskutiert, aber immerhin war das nur eine Finte, um den Supercomputer reinzulegen. In einer Serie, in der die meisten Geschichten bisher nicht mit einem psychologischen Twist daherkamen (nein, spontanes Hose-Runterziehen oder „Halt-Mal-Irgendwas-Machen“ gilt nicht!), ist das schon viel.
– Die Idee eines verrückten Computers ist bei „Lower Decks“ nicht neu (immerhin werden so deren Drehbücher geschrieben?), macht hier aber mehr Spaß als sonst. Vielleicht, weil das Gerät scheitert und in der Wüste herumnörgelt, statt auf dem Schiff für das übliche Zeichentrick-Chaos zu sorgen?
– Viele Gags rund um die Mittelalter-Freaks, die ihre Hochtechnologie lieber „Elfen-Generator“ oder „Drachenhauch-Energie“ nennen, waren gelungen. Man gibt etwas Technischem also lieber einem Fantasy-Anstrich, um es irgendwie spannender zu machen. Ich bin mir sicher, dass das den Discovery/Picard-Autoren ebenfalls gut gefällt – und sie sich für ihre Serien noch Notizen machten, harrharr.
„Sag mal, dieses krampfhafte Mittelalter-Setting… Wie hat dein Volk damit angefangen?“ – „Nun, als erstes haben wir die Anzahl erzkonservativer Parteien in unserer Demokratie verdoppelt.“ – Immerhin ist man hier so fortgeschritten, dass man Pest und Pocken nicht mehr als Strafe Gottes sieht. Dafür werden ALLE Krankheiten angeblich bei Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen übertragen.
– Rutherford und Tendi spielen nur eine Nebenrolle. Sie sind erstmals NICHT damit beschäftigt, Exceltabellen auf das LCARS-System zu konvertieren oder sich alle Folgen von „Big Bang Theory“ nachzuerzählen.
– Der Captain (samt seinem Stab) hat ebenfalls wenig zu melden. Und wenn, dann sind mir die runtergezogenen Augenbrauen und das eklige Verhalten gegenüber Untergebenen diesmal nicht stark aufgefallen. – Aber das mag auch an der ideologischen Umprogrammierung liegen, die unsere verehrte „Fähnriche sind Sklaven“-Serie seit Monaten an mir vornimmt.
Aber ihr sehr schon: Ich bin schon an der Stelle, an der man aufzählt, welche negativen Dinge NICHT drin sind, um noch irgendwas Positives aufzuzählen. Bei realen Partnerschaften wie auch Trek-Reviews heißt das normalerweise, dass man besser zum Ende kommen sollte.
„Waaas, du willst uns unterjochen?“ – „Richtig. Ihr Menschen seid Würmer, unwürdige Kreaturen, Sklaven! Ihr müsst in den Staub!“ – „Hm. Nach der Logik dieser Serie klingt das nach einer Beförderung!“ – Keine Sorge: Diese düstere Zukunftsvision ist nicht real, sondern dient nur dazu, den düsteren Moment humoristisch zu brechen. Quasi so was wie unsere Reviews – nur mit weniger Nebensätzen.
Fazit:
Episode mit zwei soliden Plots, bei denen man die zwei verpassten Chancen tunlichst verdrängen sollte. (Was wäre z.B. gewesen, wenn man Rutherford länger als 60 Sekunden für tot gehalten hätte?)
Wenn man mit dem üblichen Lower-Level-Humor à la „Natürlich kriegt der Ingenieur beim Sex keinen hoch“ leben kann, bleibt der Rest unterhaltsam.
Trotzdem ist noch viel Luft nach oben. Was man allerdings nicht bemerkt, wenn man selber eher dumpf in der Birne ist. Für jene Trekkies, die also selber zu den Lower-Decks-Mannschaft im Franchise-Keller gehören, bleibt’s weiterhin die beste Trek-Serie der letzten 15 Jahre.
Und für mich auch.
Bewertung als Trek-Folge:
Bewertung als generische Trickserie:
Alle Achtung für eure Ausdauer. Ich bin schon nach Folge 1 der 2. Staffel ausgestiegen. Ich hab mir immer wieder gesagt: Guck doch weiter, kann nur besser werden, aber irgendwie fehlt mir die Motivation noch mehr schlechtes Kurtzman-Trek anzusehen.
Wie gesagt, würde gleichzeitig eine echt tolle Normalo-Trekserie laufen, wäre man Lower Decks wohl wesentlich gnädiger gestimmt.
Aber aktuell ist DAS HIER das „Top of the line“-Modell, was ja doch sauer aufstösst. Burps.