Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

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Lower Decks 2.06 – „Der große, braune Spion“ – Review

Lower Decks 2.06 – „Der große, braune Spion“ – Review

Dieses „Lower Decks“ ist schon ein Schlingel: Ständig wird man mit Trek-Elementen angelockt (z.B. den motivierenden Ansprachen von Captains), über die man sich SELBER hundertfach lustig gemacht hat. – Nur, damit man sich jetzt auf einer Satireseite auf satirische Weise über ebendiese satirischen Drehbücher lustig machen soll. Im Ernst, die Gefahr, sich mit einem doppelläufigen Phaser selbst ins Knie zu schießen, war nie höher. Aber wir tun es gern für euch. (Komm her, Sparkiller!)


Und damit wir schnell zum Ende kommen, bewerten wir heute die drei großen Kompetenzgebiete der Serie:


Der Sozialneid-Faktor

Auch diesmal erfreuen sich alle Darsteller am Hartz-4-Gedankenkarussell – für das man beim netten FDP-Kartenverkäufer ein Ticket lösen darf. Im Detail:

– Boimler trifft auf die Redshirt-Gruppe, die mittels seltsamem Theater-Spiel versucht, wie ein Captain rüberzukommen. Schließlich „kann es ja jeder schaffen“ (= man sollte halt nur einen steinreichen oder blutsverwandten Mentor als Unterstützung haben?). Dieses Training ist natürlich nur zeitweise erfolgreich, da hohle Ansprachen selten zum Erfolg führen. Ja, der Humorfaktor ist hier durchaus vorhanden, befindet sich aber – etwas unzugänglich – beim dritten Stern von Rechts.

– Beckett, Rutherford und Tendi müssen zeitgleich altes Gerümpel vom Schiff schaffen. Denn die echten Offiziere sind sich hierfür natürlich zu schade. „Lustigerweise“ ist jedes Artefakt saugefährlich und sorgt für Mutationen oder verstümmelte/aufgeblasene Körper. – Im Ernst: Hier konnte man quasi ALLES einbauen. Auch über einen Rutherford mit dem Gesicht von Winston Churchill hätte ich mich hier nicht gewundert… Das macht diesen Storystrang leider besonders belanglos und unlustig.

Oh, schaut mal! Sparkiller hat einen Kristall angefasst und ist plötzlich … Zufalls-Basierter-Link.

„Hey, hör auf mit diesen vergrößerten Lippen! Bei Discovery wäre diese Szene rassistisch!“ – Häufig wird der Serie (von uns) vorgeworfen, dass sie keine zweite Ebene beinhaltet und die visuellen Gags nur selbstreferentieller Selbstzweck sind. Aber: Das ist natürlich Quatsch, wie diese geistreiche Anspielung auf die Immobilienblase beweist.

– Der Captain landet auf dem Planeten der Pakled. Hier versucht man, die Person in der Machtposition zu erreichen, die stets „den größten Hut“ trägt. Natürlich schaut man auf die Pakleds herunter, weil diese sehr dumm daherkommen – und auch am Ende keinen Twist bekommen, der sie schlauer wirken lässt. Das würde ja schließlich die „Ideale“ der Serie verraten?

Die Obsession von „Lower Decks“ mit debilen, gewalttätigen und ritualverliebten Aliens geht also in eine… äh… Runde, für die auch mathematisch begabte Autoren wie ICH nicht genug Finger zum Abzählen haben.

Fazit des Sozialneid-Faktors:

Auch hier wird wieder geneidet und missbilligt, was der kleinkarierte Replikator hergibt. Ohne Unterschicht, die das Universum (und sich selbst) nicht mindestens unter dem Mindestlohn etwas besser macht, wagt sich die Serie nicht aus dem Humorkorsett.

Sozialneid:

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM

Wild-Rumrenn-Faktor:

Aber wird denn auch diesmal in der Gegend rumgesprungen? Geht genug zu Bruch, während bunte Menschenmengen in langen Gängen vor brutalen Gefahren davonlaufen? Versicherungsbetrug ist schließlich nur für Anfänger, die keine RICHTIGE 2020er-Zeichentrickserie ihr Eigen nennen.

Auch hier können wir Entwarnung geben. Die Mutationen der Protagonisten sorgen für himmlisch-hirnloses Tischerücken, Tischewerfen und -zersplittern. Selten wird länger als wenige Sekunden geredet, bevor einem nicht ein kinetischer Impulsgeber die gesamte Vertikal-Bandbreite zwischen Schiffsboden und Gangdecke nahe gebracht hat.

„Schnell, bringt mich zum Lachen! Das macht meine DNA wieder normal!“ – Nur gut, dass unsere reale Welt nicht von der Witzigkeit dieser Serie abhängt… Mal davon abgesehen war diese Clowns-Szene zwecks Rückverwandlung nicht gaaanz geistreich. Hätte man Tendi nicht auch mit anderen Alltagsszenen schocken können? Das übliche Auspeitschen oder das Kürzen der Wasser-und-Brot-Rationen?

Fazit Wild-Rummrenn-Faktor:

Trotz einiger netter Dialoge der Redshirts, die dankenswerterweise nicht zu Schaden kamen (im Ernst, das rechne ich der Serie wirklich an!), wurde hier wieder hektisch gewirbelt, bis meine Oma ihre alten Trickfilm-Vorurteile wieder aus der Handtasche gezogen hatte. Trotzdem war es schon mal schlimmer & wirrer.

Rumrenn-Faktor:

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM

Der Alte-Star-Trek-Helden-Erwähnen-Faktor

Schon zu Beginn gibt sich das Namensgedächtnis der Serienmacher keine große Blöße. Wir hören (oder erspüren) einiges von Riker, Janeway und Picard, bevor der Minutenzeiger nennenswert in den zweitstelligen Bereich getickt ist.

Ansonsten hält sich die Episode aber schon fast zurück, was das manische Aufzählen alter Folgen angeht. – Im Ernst, Lower Decks! Geht es dir gut, hast du Fieber?! – Weltraumfieber etwa?

Die Pakleds sind bei dieser Serie ja schon fast eine selbstentwickelte „Weiterentwicklung“, da diese in TNG nie eine große Rolle gespielt haben. Das kann man durchaus anerkennen, auch wenn hier nichts Geistreiches am großen Fluss des materiellen Kontinuums entlang schwimmt.

Wäre doch z.B. toll gewesen, wenn diese Aliens zwar extrem dumm wären, aber am Ende (sehr ernsthaft) eine Wahlurne aufgestellt hätten, um dann jenen König „mit dem größten Hut“ demokratisch zu wählen? Um nur einen von zehn Witzen aufzuzählen, die mehr Fleisch an den Serien-Hirnstamm genagelt hätten…

Alte-Helden-Erwähnen-Faktor:

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM

Eigentlich wollte ich diesmal sogar was Positives erwähnen, aber das oben eingeführte Prüfschema hat mir da leider das eine oder andere Lob verhagelt. Aber ich will das Gute nicht verschweigen:

Gerade das seltsame Gebaren des Pakled-Spions, der strunzdoof auf dem Schiff herumlatscht, sich am Souvenir-Shop und anderen Details erfreut, das hat mich zum Schmunzeln gebracht. – Ja, echt, hier! Es zuckt immer noch im Nanometerbereich! (*medizinischen Tricorder auf blutleere Lippen halt*)

„Dieses Franchise kann mich kluuug machen!?“ – „Nein, Herr Pakled. Kommen Sie 2027 wieder. Dann ist Alex Kurtzmans Vertrag vielleicht beendet.“ – Flurschaden: Ein paar Momente waren amüsant. Aber da heutige Trek-Zuschauer selber langsam zum Pakled werden, ist das gar nicht so erstaunlich?

Die Idee mit dem Schrott-Wegräumen klang hingegen spannend, war aber nur eine Einladung für optische Monster-Gags. Und das Autoren-Zimmer raucht sicher heute noch, weil dafür so viel Hirnschmalz kokelte? („Riesiiiiges Insekt wird unsere Satiiire mächtig schlaaau machen?“)


Fazit:

Wer keinen Bock auf kindische Anarcho-Satire hat, sollte weiterhin einen großen Bogen um diese Produktion machen.

Andererseits seid ihr ja auch auf DIESER Webseite hier (= kindische Anarcho-Satire), womit ich diesmal 3 von 5 Pakled-Augenringen vergeben kann – allein für die anwesende Zielgruppe.

Sollte es irgendwann mal eine Story geben, in der Crewmitglieder NICHT in radioaktivem Klärschlamm die Mutationen alter Trek-Ideen (mit kackeverschmierten Zähnen) ausgraben müssen, werden es auch noch viel mehr Punkte!

Bewertung als Trek-Folge:

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM

Bewertung als generische Trickserie:

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM

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Artikel

von Klapowski am 18.09.21 in Star Trek: Lower Decks

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Kommentare (9)

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  1. phip sagt:

    Respekt. Ich dachte bisher, LD sei eine Spaß-Serie mit geklautem/gehuldigtem Inhalt, die sich nicht um Lizenzzahlungen an die Content-Mafia kümmern muss, da der zu lizenzierende Foo aus dem gleichen Hause stammt. Nun nehme ich zur Kenntnis, dass hier sogar bei „Warehouse 13“ geklaut wurde. Für die Warehouse-13-Hommage gibt es meinerseits 0,5 von 5 Sternen.

    • Kazairl sagt:

      Leider bringt es LD nicht wirklich was bei richtig guten Serien wie Warehouse 13 zu klauen. Man kann es zwar als Krönung ansehen, wenn Kurtzman-Trek von einem was klaut, weil das heißt, dass es etwas für gut genug hält es zu „zitieren“, aber an die genialität von Warehouse 13 kommt LD alleine schon deshalb nicht ran weil Warehouse 13 gelungene und vor allem mögenswerte Figuren hat, denen man nicht sofort in die Fresse hauen will.

      Antworten
    • FordPrefect sagt:

      Jupp, 1:1 vom wunderbaren Warehouse 13 abgekupfert. Nur ergibt es bei Star Trek garkeinen Sinn. Das Rote Hyperspray war halt das gleiche wie der Lila Schleim bei Warehouse 13, aber…. Ach egal.
      Der Pakled-Spion hat mir auch einen kleinen Schock verpasst, als ich einmal lächeln musste.
      Was es halt leider trotzdem nicht zu einer guten Episode macht.

      Danke Klappo, für die fast schon Bachelorarbeitwürdige Tiefenanalyse der Folge.
      Zu mehr als einem *daumenrunter* könnte ich mich pro Episodenreview mittlerweile nicht mehr aufraffen.

      Antworten
    • Kazairl sagt:

      Ich frag mich ja, ob man bei Kurtzman-Trek denkt, dass wenn man bei viel besserem Stoff klaut (hier Warehouse 13, in DSC Staffel 3 Andromeda, in PIC Herr der Ringe und GoT) der eigene mittelmäßige bis schlechte Content dadurch besser wird?

      Antworten
    • Bolleraner sagt:

      Das kommt in den besten Familien vor. Die Macher des Kinofilms „Passenger“ haben z.B. offensichtlich die VOY – Folge „Eine“ aus der vierten Staffel gesehen.

      Antworten
  2. Kazairl sagt:

    Irgendwie bin ich enttäuscht. Noch kein Wort zum Teaser trailer zu Orville Season 3 und dass jetzt endlich ein Erscheinungsdatum festssteht, der 10.3.2022^^

    • frank sagt:

      und, daß der scherbenhaufen, den ‚dr. who‘ mittlerweile darstellt, nun von vom alten showrunner wieder übernommen wird…

      aber ich kann klapo verstehen, das ist alles so traurig inzwischen, da fehlte mir auch die motivation…

      aber hey: ‚another life‘ bekommt eine zweite staffel! schlimmer geht also immer! :)

      Antworten
    • JP1957 sagt:

      Ja, ja, ja … die beste Nachricht seit Lichtjahren!!!

      Antworten
    • Klapowski sagt:

      Ich habe mal die Orville-News eingeschoben. Nicht wegen des Datums, sondern wegen des schönen neuen Designs des Schiffes!

      Was „Doctor Who“ angeht, kann ich mich gerade nicht zu einer Kurzmeldung aufraffen. Das Franchise wurde so vor die Wand gefahren (aaaber: immerhin hat diese Wand zwei Brüste und hält einen Klimaschutzbericht hoch), dass ich das alles lieber aus der Ferne beobachte.

      Wann und OB ich die letzten Chibnall-Episoden sehe, ist daher fraglich.

      Antworten

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