„Star Trek – Lower Decks“ – Reviews der Folgen 8 + 9
Ganz im Ernst: Ich finde es wirklich toll, dass CBS sich mit dem altehrwürdigen Franchise mal was traut! Dass Star Trek versuchsweise einfach mal brutal, hemmungslos und experimentell wird. Quasi eine neue Kunstform der parodistischen Zerstörung. – Doch nun genug von der demnächst startenden 3. Discovery-Staffel… Kommen wir jetzt zur intellektuelleren Trek-Verhohnepipelung: „Lower Decks“. Oder, wie alte Trekkies die Serie zu nennen pflegen: „Wieso haben die im Spiegeluniversum die ganzen Bärte und Banner abgenommen?“
Episode 8: Veritas
Ob man nach einer „Lower Decks“-Folge mit der Hasskappe umherläuft, oder aber eine gewisse Bewunderung empfindet, das entscheidet sich oft erst in den letzten Momenten einer Episode. Und auch hier war meine Abschlussbewertung bis zum letzten Moment recht quantenversiegelt:
– Einerseits hagelte es tolle Referenzen (Uhuras Fächertanz, gleich zwei Beverly-Crusher-Folgen), extrem viel Abwechslung durch die von verschiedenen Personen erzählten „Storyschnipsel“ und einen amüsanten Schluss-Twist (Stichwort „Beam of Celebration“).
– Andererseits ist die Geschichte selbst ziemlich egal (Romulaner verkloppen mittels Deus-Ex-Frauenpower?). Ferner kommt die Aussage, dass die Führungskräfte NIE irgendeinen verständlichen Plan haben, längst so ausgelutscht & angesipscht wie meine Lieblings-Mund/Nase-Maske daher.
Dass ich am Ende jedoch erfreut über diese Episode bin, lag am völlig gewaltlosen Schluss-Gag, bei dem die Aliens mal NICHT mit ihrer Aggressionsbewältigung zu kämpfen haben (= „Scheiß mangelnde Aggressionsbewältigung, dich schlag ich tot!“). Und das reicht mir bei „Lower Martkwirtschaft“ inzwischen schon, um anerkennend mit den Mund zu schnalzen und zu sagen: „Hab nach einem Tag schon wieder alles vergessen; war wohl nicht sooo übel.“
Mehr kann und muss man nicht erwarten! – Und wer Star Trek seit Alex Kurtzmans Einstieg kennt, der weiß, dass ich normalerweise IMMER noch Wasser nachfordere, weil das Franchise-Haus brennt…
„Ich schwöre es euch! Niemand weiß, warum die CBS-Chefs, das Testpublikum und die geldgebenden Banken ALLE am selben Tag mit Schnupfen im Bett lagen, als unsere Serie abgenickt wurde.“ – Tribunal mit Aal: Bei falschen Antworten steht ein Becken mit Zitteraalen bereit. Oooder sind etwa nur die Antworten zitternd und dafür die Aale falsch?
Vielleicht tat es der Folge einfach gut, dass man sich auf grafische Gags konzentrierte (z.B. Gorn-Hochzeit) und dann schnell woanders hinsprang, sobald beim Autoren die nächste Pille ihre Wirkung zeigte. Also die Drogen jetzt, nicht der Schiffsarzt.
Hilfreich war wohl auch, dass Beckett Mariner diesmal nur zwei Szenen hatte, in denen sie ihr berühmtes „Ich weiß alles besser“-Augen-rollen-genervt-im-Schädel-Bowling durchführen konnte. Und Boimler hatte immerhin eine Ansprache am Ende, die ein paar Sekunden für sich stehen konnte. Wer NOCH mehr unironische Qualitäts-Sekunden erwartet, muss bei dieser Serie bekanntlich oft mit der Pause-Taste arbeiten…
Bewertung als Trek-Folge:
Bewertung als generische Trickserie:
Episode 9: Crisis Point
Toll, ein großes, episches Abenteuer, das sich (zumindest anfangs) an den klassischen Filmen Nr. 1, 2 und 7 abarbeitet!
Wobei… Wieso muss man einer Parodie wie „Lower Decks“ erst das Geschehen in das Holodeck(!) verlegen, um eine brauchbare Parodie zu bekommen? Ist das so ein Meta-Ding und wir „Boomer“ (= alle über 25 Jahre?) checken es einfach mal wieder nicht, weil wir dauernd über unsere runtergekrempelten Hosen stolpern?
Und wenn die jetzt auf dem Holodeck NOCH MAL aufs Holodeck gehen würden, bekämen wir endlich die gescheite Schnittfassung von „Nemesis“ oder die 8. Staffel von DS9?
Wie auch immer, die Story ist diesmal: Boimler will in der Simulation lernen, wie er sich noch besser bei den Führungsoffizieren … rektalisieren kann. Und Mariner will endlich mal über ihre Agressionen hinwegkommen, indem sie diese … auslebt? Ihre Ausfälle sind inzwischen nämlich so überbordend und schräg, dass man sich fragen muss, ob der Schiffsarzt nicht eine „Notschlachtung aus Mercy“ in Erwägung ziehen sollte.
„Hah! Dahinten ist einer noch nicht zerstört und demoralisiert!“ – „Hör endlich auf, hämisch auf die Zuschauer zu zielen! Wer bist du? Alex Kurtzman?“ – Wenn man die Nase rot gestrichen voll hat: Nichts gegen Anarchie und Humor, aber wenn man sich manchmal lieber Hannibal Lector und Donald Trump als Protagonisten wünscht, ist das schon grenzwertig.
Ja, die Geschichte ist – am Anfang – mit ihrem „falschen Föderationsschiff“ durchaus vielversprechend. Ebenso gefiel mir die Hommage an den minutenlangen Anflug auf die Enterprise in „Star Trek – Der Film“. Auch die Gags sitzen am Anfang sattelfest und die filmische Musik tut ihr übriges, dies als etwas epischere Rick&Morty-Fotokopie durchgehen zu lassen.
Doch auch, wenn ich hier zehn weitere nette Momente aufzählen könnte: Die allgegenwärtige Gewalt nervt und ist weder subversiv noch erkenntnisbringend. Blut spritzt, es wird sinnfrei gekloppt (ich verstehe natürlich, dass es ist eine Anspielung auf die Filme 8 bis 10 ist) und der Phaser sitzt so ultralocker wie die zugrunde liegenden Motive von Brutalo-Beckett und Einschleim-Boimler.
Da können die Zeichnungen noch so nett sein (Absturz des Schiffes) und die Anspielungen noch so zahlreich… Wenn am Ende stets auf eine Gewalt-Welt angespielt wird, die nun wirklich NICHT zum (erwünschten) Kern des Originals gehört, macht‘s gleich viel weniger Spaß.
Becketts (rechts das wütende Original, links das Hologramm) Kampf gegen sich selbst hätte die Chance für ein überraschendes und versöhnliches Finale gehabt. So hätte die „brave“ Beckett am Ende die REALE sein können. Was allen bewiesen hätte, dass ihre guten Seiten überwiegen, sie diese aber nur in der Simulation zeigen konnte. Schade, Chance vertan.
Wenn man diese Folge oberflächlich betrachtet, ist sie dicht, abwechslungsreich und von den Charakteren Musikstücken getrieben. Am Ende ist aber trotzdem nicht klar, WARUM Mariner sich weiterentwickelt haben soll. Ihre einzige Erkenntnis war nämlich: „Ich habe mir selbst den Arsch versohlt. Und hey, ich arbeite gerne auf dem Schiff!“
Warum genau? Und wieso dann das asoziale Verhalten? Ist das so ein „Wette mit dem eigenen Hirnschaden verloren“-Ding? Ich hätte das alles gerne genauer gewusst, aber vielleicht war auch die abschließende Explosion zu laut?
Da wäre mir eine 2-minütige Southpark- oder Simpsons-Moralansprache am Ende lieber gewesen.
Bewertung als Trek-Folge:
Bewertung als generische Trickserie:
wie ich ja schon schrieb, hat mir folge 9 bisher am allerbesten gefallen. sei es, weil sie inhaltlich überzeugen konnte, oder weil es halt immer etwas dauert, bis man sich mit etwas neuem arrangiert hat. und animationsserien sind nunmal neu fuer mich. nach tom & jerry im zarten jugendalter (oder war ich da etwa noch kind?) kam nicht mehr viel…
ja, als ‚richtiges‘ star trek kann ich auch lower decks nicht ansehen, aber immerhin unterhält es mich deutlich mehr als discovery und picard zusammen. bei den beiden letzteren serien habe ich a) schon vor ende der folge schon wieder vergessen, worum es eigentlich ging, b) keinerlei bedürfnis, gleich noch eine folge sehen zu wollen, und c) noch weniger das verlangen, die folge nochmal zu sehen.
all das trifft bei lower decks nicht zu.
und klar, man kann die brutalität in dieser folge für nicht star trek würdig erachten. aber ich sehe das halt eher als therapie für mariner. alles wird halt sehr verkürzt und nochmehr vereinfacht dargestellt. aber hey: es ist halt ein cartoon! und slapstick noch obendrein…
tach auch !
Ich schrub es auch schon:
Ich fand Folge 8 so la la und Folge 9 war ganz grosses Kino.
Mit grossen Credits am Anfang usw.
Gruß BergH
Da sich das „große Kino“ aktuell im Todeskampf röchelnd am Boden windet, stellt sich mir natürlich die Frage, ob Du das mit dem Vergleich gemeint haben könntest.
tach auch !
Wie kommst Du denn da drauf ?
Natürlich im Vergelich.
Eigentlich ist die Serie ganz nett und sympathisch.
Gruß BergH
Computer sagt nein.
Es ist wie bei allen New Trek Serien. Es wirkt so als wenn jemand irgendwelche Dinge aus einem Star Trek Wikipedia nimmt und es in eine Serie Packt. Was übrigens der Michael Chabon selbst schon mal gesagt hat. Ich erinnere mich dunkel daran das Kurzi auch mal sagte das sie viel Zeit in Wiki verbracht hätten.Also um das aktuelle Vorgehen der Showrunner zu erklären: Ich nehme irgendwelche Dinge aus einem Star Trek Wiki und verpacke das in eine Story. Das Problem daran ist das es oft aus dem Zusammenhang gerissen wird, es oft nur sehr oberflächlich oder einfach falsch rüber gebracht wird. Meiner Meinung nach liegt es daran das Leute am Werk sind die Star Trek nicht verstehen oder schlicht keine Ahnung haben. Ich werde mir die Serie nicht ansehen und auch sonst nichts von New Trek mehr. Ich verfolge nur Major Grin und diese Videos zeigen das doch recht deutlich.
Ich habe eben gelesen „…irgendwelche Dinge aus einem Star Trek Wkiipedia nimmt und es in eine Serie KACKT.“
Ich würde es mal einen freudschen Verleser nennen. Aber trifft es eigentlich viel eher…
also:
ich bin kein ’nerd‘ [1], aber ich habe _immer_ _alle_ folgen star trek mindestens einmal angeschaut. ich habe immer noch meine vhs-videokassetten mit fast allen folgen ds9, voyager, enterprise, und wahrsch. auch tng. muesste mal nachschauen… tos ist als sehr praesentes hintergrundrauschen seit meiner kindheit immer in meinem kopf, aehnlich wie tinnitus: das geht nicht mehr weg (kindheit eben…).
die filme lassen wir mal weg, das ist was ganz anderes…
ich habe mich sehr auf die neuen serien, erst ‚discovery‘ und dann, aber deutlich weniger enthusiastisch, ‚picard‘ gefreut, und wurde wie so viele derbe enttaeuscht. ich kann ausnahmslos alle kritikpunkte die hier oder anderswo angebracht werden mindestens nachvollziehen, und die meisten auch voll unterschreiben. ich empfinde diese ’new trek‘ serien als a) schlechtes star trek, wenn ueberhaupt, b) schlechte serien, unabhaengig vom star trek label, und c) eine beleidigung meines intellekts.
dementsprechend bin ich mit null erwartungen an ‚lower decks‘ gegangen, zumal ich es mit animationsserien ohnehin nicht so habe [2].
aber: trotz aller verrisse finde ich die serie gut! klar, wir haben (wieder?) eine mary sue. klar, die serie ist teilweise hart an der grenze zum gore genre, mindestens aber splatter. und klar, namedropping und star trek wikipedia in your face! man muss ja zeigen, dass man sich auskennt und den ‚kanon‘ respektiert! und was fuer kritikpunkte aus ’star trek‘ sicht auch immer anzubringen waeren. geschenkt!
all diesen teils sogar validen kritikpunkten zum trotz: ich werde super unterhalten! besonders bei folge neun, zehn war auch gut.
und warum? ja, es ist auch fuer mich kein ‚richtiges‘ star trek. aber hey, was solls? soll ich es deshalb aus prinzip scheisse finden? noe. prinzipien sind ja schoen und gut, aber solange ich gut unterhalten werde, gugge ich es weiter, empfehle es weiter, und gugge es auch gerne nochmal. und zwar: aus prinzip!
und warum nur muss man andere ‚herabwuerdigen‘, nur weil sie etwas gut finden, was einem selbst nicht in den kram passt? frueher ™ gab es mal sowas wie ‚agree to disagree‘. heute gibt es nur noch ideologie: was? du bist nicht meiner meinung? dann weg mit dir und deinen hasskommentaren!
und damit sind solche leute kein deut besser als die hier so viel kritisierten ‚discovery‘- und ’star trek‘-macher mit deren in-your-face-wokism.
so, jetzt kennt ihr die wahrheit, wie das so ist in unserem universum! ;) das musste mal raus…
[1]: leute, die sich selbst als ’nerd‘ beschreiben, sind meiner erfahrung nach auch keine, sondern waeren gerne nur welche. das ist wie bei allen selbstzuschreibungen…
[2]: na gut, ‚futurama‘ war genial! davor halt ‚tom & jerry’…
tach auch !
@frank
Amen Brother ; Du sprichst mir aus der Seele.
Und wann kommt endlich das Review zu Folge 10?
Wieder ganz grosses Kino.
Mir hat es gefallen.
Gruß BergH
und die kritik zu folge 301 von discovery fehlt auch noch…
Hat die schon jemand geguckt? habe bislang nichts Gutes davon gehört.
der trailer hat mir schon gereicht… mal sehen, vielleicht ja heute abend vor’m einschlafen…
15:19 – michael burnham flennt…
war ok… dumm, aber ok…
Ok?OK WIRKLICH? Ich wollte wissen warum genau die Föderation am Ende sein soll. Ich hab mich durch geskippt. Bzw ich habe bis zu der Stelle vorgespult als der Typ auf der Station (oder was das sein soll) auf MB trifft. Ich dachte hier wird alles bestimmt alles erklärt. Ich kann es nicht. Ich hab es aus gemacht nur ein echter Offizier darf die Flagge aufhängen. Ich kann das nicht ich warte auf die Zusammenfassung. Ich sitze hier seid 40 Jahren und warte das hier ein Offizier auftaucht und meine Flagge aufhängt. Wer schreibt sowas? Und wer setzt sowas um? Ich weiß nicht was ich dazu sagen soll. Kann mir jemand sagen was der Brand sein soll. Ich kann mir den Mist einfach nicht mehr antun.
@torim2010:
das meinte ich mit dumm! es gibt endlos daemliche dinge, z.b. wie mb vor der knapp 1000 jahre moderneren konsole steht, und sofort alles identifizieren kann… und die foederation ist da eher so eine art religion, denn immer reden sie von ‚true believer’… etc. pp.
aber ich sehe discovery halt schon lange nicht mehr als star trek, eigentlich seit 101, sondern als scifi-hintergrundrauschen, geeignet zum hirn abschalten nach einem langen arbeitstag, und dafuer war es eben ‚ok’… im vergleich zu ‚another life‘, jedenfalls…
Die letzten Worte die ich gehört habe waren sie sind so gut wie jeder andere Offizier den ich kennen gelernt habe oder so ähnlich. Ein Typ der 40 Jahre jeden Tag aufsteht um sich an einen Schreibtisch zu setzten und nichts macht? Aber dann dachte ich an die Offiziere aus Discovery und dachte OK erste wahre Worte. Die sind auch zu blöd eine Flagge richtig herum aufzuhängen. Um das zu ertragen müsste ich mein Hirn soweit abschalten das ich aufhören würde zu atmen. Da schau ich mir lieber zum x-ten mal TNG,VOY oder sonst was an als das. Discovery ist Folter.
Lower Decks hat übrigens endlich jemanden gefunden, der es auf deutsch rausbringt; Ab 22.1.2021 auf Amazon. Werde mir die deutsche Version mal geben. Vom Kurtzman-Trek war das noch das beste, auch wenn die Latte dafür ziemlich tief lag.
Es ist traurig dass das noch das Beste ist was man aktuell mit dem Star Trek Logo drauf schauen kann. Leider hat man wirklich alles in besser schonmal woanders gesehen aber es sind Uniformen Schiffe und sogar ansatzweise militärische Umgangsformen zu erkennen. Dinge auf die man bei STD und Pic leider verzichten muss. Diese Messlatte liegt momentan allerdings wirklich enorm tief.
Positiv kreide ich dem Teil an dass z.B. die Unterbringung von unteren Rängen auf so einem Schiff tatsächlich mal halbwegs realistisch daher kommt oder glaubt wirklich jemand dass die Mannschaftsränge in Einzelquartieren mit Nasszelle untergebracht wären. Dazu traut man sich tatsächlich mal zu zeigen dass hinter den sauberen Sternenflottenoffiziersabziehbildern auch mal Dreck liegen bleibt, den ein paar Trottel und nicht die feinen Herren und Damen selbst, wegräumen müssen. Es gibt Dinge die zu allen Zeiten gleich sind und das gehört z.B. dazu.