Trekdinner der Furcht
Lockere Fantreffen, Trekdinner, Conventions. Schon oft konnten wir im Internet oder gar im Fernsehen (RTL2) einen furchtsamen Blick auf diese Zirkel der Finsternis werfen, ohne aber wohl nie von den wahren Hintergründen erfahren zu haben. ST-E hat daher Leib und Leben riskiert und einen mutigen Undercover-Agenten (der sich auch ohne Schmerzstock-Behandlung freiwillig gemeldet hätte) in die Höhle des Klingonen entsandt…
Samstag, 21. Dezember
Ort: Eingang China-Restaurant „Lotusblüte“
16:23 Uhr
So, da wär` ich also. Schwer zu finden war es ja nicht, wurde immerhin der ursprüngliche Name des Restaurants mit einem Edding, mehr oder weniger erfolgreich, in „Quarks“ abgeändert.
Schnell überprüfe ich noch einmal meine Verkleidung. Der übergroße Kommunikator, der jetzt meine Brust ziert, war ja noch das kleinste Problem. Ebay macht`s ja möglich. Und ich vermute ernsthaft, dass Klapowski sogar seinen perversen Spass daran hatte, mir dieses billige Klingonen „Make Up Set“ aus dem Hause Paramount in die Fresse zu spachteln… hätte ich mich nur nicht dafür entschieden, als Worf zu gehen.
Die passende rote Unform machte auch keine Schwierigkeiten. Wobei Mutti sich wohl wundern wird, wo unsere Gardinen hingekommen sind. Egal, eine derart perfekte Verkleidung war es wert!
16:29 Uhr
Die ersten beiden Trekdinner-Teilnehmer tauchen auf. Wurde auch Zeit, lange hätte ich die Blicke der Passanten auch nicht mehr ertragen. Doch jetzt werde ich endlich erfahren, ob das jahrelange Studium der diversen Internet-Foren Früchte tragen wird. Werde ich mich wie ein echter Trekkie verhalten können?
Ich setze mein strahlendstes Lächeln auf. Nicht einfach, dank der mitgelieferten Klingonenzähne. Doch Olaf und Kerstin sind begeistert und loben mich ob all der Details an meinem Kostüm. Staunend betrachten sie auch das „N`cht be` 40 Gr`d wa`chen!“-Schild an meiner Uniform. Olaf schreibt sich den Satz sofort auf, schließlich besitzt er das klingonische Wörterbuch sowohl in der Text- als auch Audiovariante. Er glaubt sich aber daran zu erinnern, dass es „Mögen meine Feinde tausend Fässer alten Blutwein trinken!“ bedeutet.
„Tihihihihi! Hörglglglgl…“ Trekkies sind dick und sehen lustig aus? Mitnichten! Olaf im Kampf gegen das Klischee!
Stolz zupft er daraufhin seine TNG-Uniform zurecht. Kerstin ist eher der stille Typ, und spielt nervös an ihren Borg-Schläuchen herum.
16:51 Uhr
Der Rest der Gruppe ist jetzt eingetroffen. Wir sind jetzt ingesamt elf Personen, ausnahmslos in den verschiedensten Kostümen verkleidet. Darunter beispielsweise auch Ursula, 42. Es ist mir wirklich ein Rätsel, wie Sie es mit ihren 145 Kilo in ihr T`Pol-Catsuit geschafft hat. Trotzdem, Ihre blaue Gesichtsfarbe macht mir Sorgen…
Wir gehen hinein. Der Besitzer des Restaurants scheint bereits an unsere illustre Gruppe gewöhnt zu sein, und gibt ihnen extra den besten Tisch des Hauses. Ich ahne übrigens, warum sich dieser in der hintersten Ecke befindet und von Stellwänden umgeben ist.
16:55 Uhr
Nachdem wir uns alle hingesetzt haben, beobachte ich an der Theka wie sich die drei Kellner leise streiten. Ich glaube so etwas wie „Ich habe die Spinner schon die letzten beiden Male bedient!“ zu hören. Wütend kommt der Verlierer zu unserem Tisch, und fragt resigniert nach unsereren Wünschen.
Als ich eine Fanta und das Tagesgericht bestelle, schaut mich dieser kurz überrascht an. Dann seufzt er noch einmal, und fragt die anderen nach ihrer Bestellung…
„Ich hätte gerneeeee…… eine Rokeg-Blutpastete! HAHAHAHA… GRÖHL!!!“
„Und ich… ich will ein Black Hole! BRAHAHAHAHARRRRGGLLLL!!“
„Trixianischer Sprudelsaft! RAAAAHAHAHAHAHOOOHOHOOO!!“
„Ich bin der J`upp, und das ist meine Gefährtin Tr`ulla!“ Klingonische Kultur, pur.
Eine erste Nervenbelastung macht sich bei mir bemerkbar. Gerade rechtzeitig bemerke ich, dass ich das Tafelmesser fest umklammere und die anderen finster anblicke. Dank meines Klingonen-Kostüms ist dies wenigstens nicht aufgefallen.
Plötzlich gibt es Unruhe in der Runde.
„Aha, wir haben einen Spion unter uns!!“, höre ich Trekdinner-Gründer Gunnar rufen. Doch als ich mich schon zur Flucht bereit machte, erkannte ich dass es sich bei den vermeidlichen Spion um GGH handelte, der sich ebenfalls undercover eingeschlichen hatte.
Wie ich sehen sollte, herrschen bei diesem Trekdinner rauhe Sitten beim Umgang mit Spionen. Während GGH rausgetragen wurde, wurde er nämlich das Opfer diverser „Bssssssssssszzzzttt!!“ und „Zaaaaaappppp!!!“-Phaserattacken, mit denen ihm nicht zu unterschätzender seelischer Schaden zugefügt wurde. (Tatsächlich hören wir ihn Nachts immer noch „Nicht die Phaser! Nicht die Phaser!!“ schreien.)
„Stirb, Verräter!“ GGH wenige Sekunden vor seinem Scheintot.
Doch woran wurde er erkannt? Wie mir Kerstin verriet, war seine Uniform einfach zu perfekt, und auch sein Look war einfach nicht „Trekkie“, wie Sie es ausdrückte. Ich dankte Klapowski in Gedanken für die Idee mit der Klingonenmaske.
Aber das Schlimmste hatte ich noch nicht hinter mir. Es war Zeit für die Star Trek Erzählungen…
18:12 Uhr
Verdammt, ich bin eingeschlafen! Das muss während Olafs dritter Geschichte passiert sein, in der er sich aus einer Packung Tampons, drei Tomaten und einer Tube Schweinefett einen Phaser gebastelt hatte. Fast alle sind bereits gegangen… nur Kerstin sitzt mir noch gegenüber.
Ob ich Sie nicht „assimilieren“ möchte, fragt Sie wesentlich weniger schüchtern als neulich…
…
Ich wache schweissgebadet in der Redaktion auf. War dies alles nur ein Traum? Und wieso habe ich so einen Gummigeschmack im Mund…
*looooooooooooooooool*
Erste o.O
rofl lol aber heftigst
n+1er