Doctor Who – 12.08 – The Haunting Of Villa Diodati – Kritik
In dieser Episode landet der Doctor in der Nacht, in der Mary Shelley die Idee für ihre Frankenstein-Geschichte bekam. Doch um derartig inspiriert zu werden, müssen erst einmal geisterhafte Gestalten im Haus herumspuken (Oh, lass es bitte die verstorbenen Autoren der letzten Episoden sein!), der Schrittzähler irgendwie auf 5.000 hochgepusht werden („Da drüben ist ein Hinweis! Ach ne, doch nicht.“) und die Nebendarsteller-Menge auf die Bevölkerungszahl einer mittleren Großstadt zurück-getötet werden.
Alles Weitere klären wir einfach wieder mit kleinen Meinungskästen. Denn wie ein altes Sprichwort schon sagt: „Wer Versatzstücke sät, wird Versatzstücke ernten“
Wer bin ich, und wenn ja, auf wie vielen Fluren? – Nein, diese „Schaufelbagger, schütt‘ die ganzen Nebenfiguren irgendwo hin!“-Erzählform tut meinem Hirn nicht gut. Ständig rennen Leute raus, rein, verlieren sich zwischen „verzauberten“ Fluren und getarnten Zimmern, kommen wieder, fragen kurz nach dem Wetter und ihrer Sterbeversicherung, schauen nach ihren Kindern, gehen zum Rumschreien drei Räume weiter, kommen wieder zurück, verhalten sich dann wieder komplett normal (sie sind ja schließlich jetzt woanders), etc… – Da hilft es auch nicht, dass der Doctor drei Meter um die Ecke „flieht“, um sich dann so sehr in Sicherheit zu wiegen, als wäre er bereits im Nachbarhaus.
„Ich hab’s! Wenn wir die Polarität des Regens umkehren, steigt das Wasser in den Himmel zurück und wir… wir…“ – „Doctor! Die zweite Gruppe würde gerne dazukommen. Die haben wohl viiiel mehr Wissen über reale Physik. Und sie wollen es dringend loswerden.“ – Massen(schn)auflauf: Diese acht Figuren sind längst noch nicht alle, die da rumschleichen. Leider hat der Statiker aber größere Ansammlungen verboten.
Mäuler sind zum Maulen da – Endlich sagt die Doctorin mal, was die anderen Autoren noch nicht kapiert haben: Dass es in der Gruppe keine „flachen Hierarchien“ gibt, sondern die Frau mit der blauen Kiste im Zweifel das Sagen hat, Punktum! Gerade denn, wenn es um schwierige Entscheidungen geht. Zwar wirkte das eeetwas plötzlich nach den vorherigen Episoden (= „Ich weiß auch nicht weiter. Aber könnten wir uns nicht einfach mal socially awkward an den Händen halten?“), war aber eine erfrischende Abwechslung zu dem Lari-Fari, das sonst nie einem Weh tun durfte. Und wenn, dann halt nur den Krebs-Patienten in der Gruppe.
Stimmungsbarometer auf Warp 5, Captain – Gerade der Beginn weiß mit schönen langsamen Momenten zu punkten. So schleicht Graham im Haus herum, weil er das Klo nicht findet, landet dabei in bereits besuchten Räumen (auch wenn ich DAS bis zum Ende nicht ganz gerafft habe) und gruselt sich vor Gestalten, die am Ende die Frage offen lassen, ob zumindest ein Teil der Sichtungen auf echte Geister zurückging. Und ja, man MUSS heute schon froh sein, wenn die Macher in einer Geistergeschichte mal geistergeschichtliche Dinge verwenden. Wir sind hier ja schließlich nicht bei echten Profis…
Drehbuch-Sozialismus – Die Figuren waren mir viel zu ähnlich. Klar, wir haben den Angsthasen („Müssen wir da lang, oder kann ich mich auch dahinten einscheißen?“), die mutige Mary Shelley („Ich übernehme den Job des Doctors und frage noch mal nach.“), ein paar überforderte Nebenfiguren und den Typen im Keller, der von einem Quecksilberklumpen besessen ist. Aber am Ende vom Lied sind das halt alles Leute mit ähnlichen Klamotten, die ich oft nicht auseinanderhalten konnte („Äh… Ist das ein weiteres Dienstmädchen Mitte 20 oder ein wichtiger Charakter?“). Schade, dass der alte weiße Mann so früh gestorben ist. – Äh, darf man DAS heute eigentlich noch laut sagen?
„Doctor, ich habe in meiner Hand ein ganz BESONDERES Geschenk für Sie. Es sind die beiden Augen ihres letzten männlichen Zuschauers aus dem Jahre 2021.“ – „Sie haben Bernd getötet!? Aber dann wird sich ja meine Quote noch mal halbieren!“ – Wir brauchen neben Quoten-Indern auch dringend eine Quoten-Quote: Die Zuschauerzahlen sind derzeit doch recht niedrig – und sinken wohl noch weiter. Macht aber nichts, denn warum soll nur Star Trek unter dem „Alex Kurtzman“-Effekt leiden?
Endlich: Kostüm-Department kommt aus dem 8-wöchigen Skiurlaub – Das Haus hätte man vielleicht noch phantasievoller ausstatten können, doch dafür gefiel mir der Cyberman gut. Klar, denn hier konnte die Serie mal auf bewährte Designs zurückgreifen, statt einem Statisten wieder „Alien-Microplastik“ ans Kinn zu kleben. Schön auch, dass die Maske kaputt war und man so neben dem Roboterhaften auch gleich noch eine verzerrte Fratze zu sehen bekam. Zwar ist das wieder nur altes Antagonisten-Zeug, aber was soll‘s, solange das NEUE immer total ALT wirkt?
Schweeester? Worum ging‘s noch mal? – Kann sein, dass ich mich gerade als anspruchsberechtigt für eine Pflegekraft oute, aber so ganz kapiert habe ich es jetzt noch nicht: Der Quecksilber-Klumpen wollte also nicht raus, weil … der in den Fluss geworfen(?) wurde, um dem Erstbesten seine Untergangs-Visionen aufzudrücken? Und die Mumienhand lief da jetzt rum, damit der Doctor tatsächlich am Knochen lutschen kann, um das Alter zu bestimmen? („Hmm… 200 Jahre. Und ein auch für mich tödliches Alienvirus, lecker!“) Und war der Cyberman zu blöde, wie die anderen einfach die TREPPE in den Keller zu finden und musste sich deshalb zig mal hinbeamen?
[Komplette Frage-Liste wird auf Wunsch von einem alten Telefonbuch-Verlag gedruckt]
Immerhin… Die Geschichte findet trotz einiger Irrungen und Laber-Wirrungen irgendwie noch die Kurve zu Mary Shelleys „Frankenstein“, was irgendwie das (einzige?) Ziel des Ganzen war. Allerdings hätte ich es spannender gefunden, wenn das Monster am Ende WIRKLICH wieder an seine Menschlichkeit erinnert worden wäre, was ja um ein Haar auch geschehen wäre. („Böööh. Ich war auch mal ein Vater. Und damals habe ich nur Butterbrote und Frühstückskaffee getötet?“)
So bleibt es bei einer etwas seltsamen Klärung, bei der man sich fragen muss, ob man die Fähigkeiten des Doctors nicht etwas übertreibt. Es hätte nur noch gefehlt, dass sie erwähnt, dass sie ihre außerirdischen Parasiten sonst nur mit Milch und Frühstücksflocken verzehrt. Im Ernst, musste sie das Ding unbedingt absorbieren? Wenn die Tante bei mir wohnen würde, hätte ich echt Angst, dass die mir in meiner Abwesenheit alle Putz- und Bleichmittel wegsäuft…
„Doctor, lassen sie das #mysteriöse_Gadget_der_Folge# sofort los! Ich muss es haben, denn es ist der alleinige Schlüssel zu #hier-alleinigen_Schlüssel-Grund_einfügen#!“ – Das Blitzdings für Angeber: Dieses Ding trägt das Wissen der zukünftigen Cybermen in sich. Das Erstaunlichste hierbei ist, dass sie es schafften, 873 Terabyte mit unterschiedlichen Synonymen für die Wörter „Töten“ und „Assimilieren“ zu füllen.
Fazit: Trotz kleiner Lichtblicke bei Dialogen und Stimmungserzeugung (Donner & Blitz nach DIN-Norm 293) bleibt am Ende leider ein (f)laues Gefühl in der Magengrube zurück. Denn die Geschichte selbst fühlt sich an, als hätte man aus zig Leichenteilen ein Drehbuch zusammengenäht.
Entspannter und fokussierter wäre es auch gewesen, wenn man nicht wieder eine komplette Fußballmannschaft durch das Spukhaus geprügelt hätte. Bonuspunkte gibt es für den Verzicht auf die sonst übliche Woke-ness.
Wobei wir natürlich nicht wissen, mit WEM oder WAS der Cyberman früher mal verheiratet war?
Geistergeschichten sind nicht mein Ding und ergänzt mit dieser immerwährenden erklärerischen Begeisterung wenn die Gang auf wichtige Leute aus der Geschichte trifft finde ich es eher nervig. Da mußte es ja irgendwie mit „words matter“ enden. War immerhin ein bißchen besser als „science rocks“ aus einem anderen bekannten Paralleluniversum.
Und vielen Dank auch, dass Jack mal kurz vor ein paar Folgen auftauchen durfte um einen Ratschlag zu geben, der dann eh ignoriert wird. Hätte er nicht einfach auch Plätzchen verkaufen können? Da hätte dann jeder was von. Dafür bekommen wir plötzlich Doctor Bosswoman. Nach anderthalb Staffeln. Mitsamt der neuen Gedankenverschmelzungsfähigkeit, aber gut, wir hatten ja auch lange keinen neuen MrSpockdarsteller, da darf jeder schon mal seine Bewerbung rausschicken.
Aber auch dank des einsamen Cyberman – muss ich übersehen haben, wo kam der eigentlich her? – war es immerhin nicht die schlechteste Chibnallfolge.
Gedanken kann der Doctor schon länger verschmelzen. Bei New Who erstmals in der Folge „Girl in the Fireplace“ zu sehen. Bin mir nicht sicher, ob er das auch vorher schon konnte.
Die Treppe zum Keller konnte der Cyberman nicht finden, weil das Cyberium einen Perception Filter aktiviert hatte, um sie zu verstecken. Darum ja auch die Re-Organisation der Hausflure. Die Knochenhand und der Schädel wurden m.E. nicht richtig erklärt; ich vermute mal, dass sie als „Sonden“ des Cyberman losgeschickt wurden, um Shelley im Haus zu finden, aber sie fanden dann nur das Baby.
Kritikpunkte hierbei:
– Ich frage mich, wie der Schädel sich selbsttätig bewegen konnte, schließlich hat er keine Gelenke wie die Hand. Ich hätte noch zwei Arme drangefügt und eine Dialogzeile „He walked on his arms??“ gedroppt.
– Wie soll das funktionieren, dass man geradeaus (!) läuft und immer wieder im gleichen Raum landet? Um das Problem zu verdeutlichen: Beim Holodeck in Star Trek läuft man eben nicht gegen die Wand des Holodecks, weil sich die simulierte Welt unter den eigenen Füßen hinwegbewegt. Das heißt, man geht subjektiv wahrgenommen vorwärts, tatsächlich ist es aber die simulierte Welt, die sich um einen herum bewegt, so dass man immer in der Mitte des Holodecks bleibt. Der Perception Filter hingegen kann ja nicht TATSÄCHLICH den Boden unter den eigenen Füßen in Bewegung versetzen, so dass man auf der Stelle läuft, sondern er kann nur die subjektive Wahrnehmung der Umgebung verändern. Wenn man es darauf anlegt, immer in die gleiche Richtung zu laufen, sollte man also relativ schnell aus dem Haus draußen sein … oder eben gegen eine unsichtbare Außenwand laufen …
Das hätte man eigentlich auch relativ unproblematisch erklären können: „Aside form the perception filter, the Cyberium protects itself with a transporter. As soon as you get too close to the cellar door, you are transported to a further part of the house. The perception filter makes sure that you don’t even realize it.“ So in der Richtung. Dafür müsste schon Zeit sein.
Genau solche Details wären eben bei Moffat erklärt worden. Das habe ich immer an ihm gemocht. Und auch Russell T. Davies bzw. seine Writer haben relativ gründlich gearbeitet.
Geistergeschichten sind nicht mein Ding und ergänzt mit dieser immerwährenden erklärerischen Begeisterung wenn die Gang auf wichtige Leute aus der Geschichte trifft finde ich es eher nervig. Da mußte es ja irgendwie mit „words matter“ enden. War immerhin ein bißchen besser als „science rocks“ aus einem anderen bekannten Paralleluniversum.
Und vielen Dank auch, dass Jack mal kurz vor ein paar Folgen auftauchen durfte um einen Ratschlag zu geben, der dann eh ignoriert wird. Hätte er nicht einfach auch Plätzchen verkaufen können? Da hätte dann jeder was von. Dafür bekommen wir plötzlich Doctor Bosswoman. Nach anderthalb Staffeln. Mitsamt der neuen Gedankenverschmelzungsfähigkeit, aber gut, wir hatten ja auch lange keinen neuen MrSpockdarsteller, da darf jeder schon mal seine Bewerbung rausschicken.
Aber auch dank des einsamen Cyberman – muss ich übersehen haben, wo kam der eigentlich her? – war es immerhin nicht die schlechteste Chibnallfolge.
Gedanken kann der Doctor schon länger verschmelzen. Bei New Who erstmals in der Folge „Girl in the Fireplace“ zu sehen. Bin mir nicht sicher, ob er das auch vorher schon konnte.
Die Treppe zum Keller konnte der Cyberman nicht finden, weil das Cyberium einen Perception Filter aktiviert hatte, um sie zu verstecken. Darum ja auch die Re-Organisation der Hausflure. Die Knochenhand und der Schädel wurden m.E. nicht richtig erklärt; ich vermute mal, dass sie als „Sonden“ des Cyberman losgeschickt wurden, um Shelley im Haus zu finden, aber sie fanden dann nur das Baby.
Kritikpunkte hierbei:
– Ich frage mich, wie der Schädel sich selbsttätig bewegen konnte, schließlich hat er keine Gelenke wie die Hand. Ich hätte noch zwei Arme drangefügt und eine Dialogzeile „He walked on his arms??“ gedroppt.
– Wie soll das funktionieren, dass man geradeaus (!) läuft und immer wieder im gleichen Raum landet? Um das Problem zu verdeutlichen: Beim Holodeck in Star Trek läuft man eben nicht gegen die Wand des Holodecks, weil sich die simulierte Welt unter den eigenen Füßen hinwegbewegt. Das heißt, man geht subjektiv wahrgenommen vorwärts, tatsächlich ist es aber die simulierte Welt, die sich um einen herum bewegt, so dass man immer in der Mitte des Holodecks bleibt. Der Perception Filter hingegen kann ja nicht TATSÄCHLICH den Boden unter den eigenen Füßen in Bewegung versetzen, so dass man auf der Stelle läuft, sondern er kann nur die subjektive Wahrnehmung der Umgebung verändern. Wenn man es darauf anlegt, immer in die gleiche Richtung zu laufen, sollte man also relativ schnell aus dem Haus draußen sein … oder eben gegen eine unsichtbare Außenwand laufen …
Das hätte man eigentlich auch relativ unproblematisch erklären können: „Aside form the perception filter, the Cyberium protects itself with a transporter. As soon as you get too close to the cellar door, you are transported to a further part of the house. The perception filter makes sure that you don’t even realize it.“ So in der Richtung. Dafür müsste schon Zeit sein.
Genau solche Details wären eben bei Moffat erklärt worden. Das habe ich immer an ihm gemocht. Und auch Russell T. Davies bzw. seine Writer haben relativ gründlich gearbeitet.