Eine Dystopie namens Star Trek – Warum „Discovery“ moralisch verkommen ist
Wie passend: Pünktlich zu diesem Artikel wurde abermals bestätigt, dass die „Section 31“-Serie rund um Imperatorin Georgiou vorangetrieben wird. Doch wir müssen nicht auf einen weit entfernten Franchise-Schluckauf zeigen, um schon heute feststellen zu können: Kurtzman-Trek ist hochgradig dystopisch, militaristisch und diktatorisch. Und hier geht es nicht um kleine Logikfehler oder faule Autoren, sondern um den moralischen Unterbau, der seit Jahren vor sich hin rottet. Eine Analyse.
Typisch für Diktaturen und manche Dystopien ist, dass man sich nicht auf Bürger- und sonstige Rechte verlassen kann – oder diese so gebogen werden, wie es den Oberen gerade in den (Un)Sinn kommt. Und gerade das geschieht bei Discovery leider ständig, teilweise sogar mit einem innigen Genuss, bei dem man die Autoren fast mit umgedrehter Schirmmütze vor sich sitzen sieht: „Yo-Yo, is doch cool, Alter!“
Wobei auf der Schirmmütze eventuell noch eine Kim Jong-Un-Perücke prangt.
Denn das neue Star Trek ist eine Willkürherrschaft, ausgeübt von psychopathischen Admirälen, empathielosen Captains und zu Wunderkindern hochgejubelten Einzelpersonen.
So wird Michael Burnham zu Beginn noch als Kriegsverbrecherin und –beginnerin gebrandmarkt, was man sachlich noch GUT vertreten kann. Doch als ein hinterletzter Popelcaptain auf seinem Sporen-Kahn ganz spontan entscheidet, dass er die Tante gut gebrauchen kann, wird ihm vollkommen freie Hand gewährt. – Was dann wohl bedeutet, dass er zumindest die Admiräle bequatscht hat? Die dann wiederum das Thema totschweigen durften, damit die Öffentlichkeit nicht rebelliert? Was wiederum die Frage aufwirft, wie es mit der Pressefreiheit im Discovery-Universum aussieht? Was wiederum die Frage aufwirft, wer die Gesetze macht und durchsetzt? Gewählte Politiker oder ausgewählte Raumschiff-Chauffeure mit innerer Hirn-Verpilzung?
„Ich brauche sie sehr dringend, Michael. Wir benötigen hier dringend eine starke Führer… äh… Frauenfigur!“ – Germany‘s Next Top-Casting: Irgendwie wirken alle Stellenbesetzungen in der Sternenflotte so, als würden sie von 100 Dieter Bohlens im Hintergrund vorgenommen werden („Die find ich meeeega, ich mag Tillys Art totaaaal!“).
Auf diese Weise wird Burnham von der hassenswerten Volksverräterin schnell zum geliebten „Specialist“. Ein Rang, der sich gefühlt auf Augenhöhe mit „Commander“ befindet. Als wenn die Partei mal gerade was Neues hätte erfinden müssen, um einen der Ihren in eine staatliche Institution reinzuschieben.
Und spätestens ab Mitte der ersten Staffel spricht kaum noch jemand schlecht über Michael, da jeder weiß: Gerichtsurteile – auch jene von Militärgerichten – sind nur unverbindliche Empfehlungen, die jederzeit gekippt werden können, wenn zwei Auserwählte dies bei einem Gläschen Rotwein beschließen.
Was natürlich ab dem Ende der zweiten Staffel erleichtert wird, wo man nebenher verfügt, dass es niemals eine Michael Burnham gegeben(!) hat. Das ist ungefähr so absurd, als würde man Julian Assange oder Erich Honecker aus den Geschichtsbüchern tilgen lassen – zwei Jahre nach ihren größten Taten. Hier drängt sich massiv der Vergleich zu George Orwells „1984“ auf, wo bekanntermaßen ganze Kriege, Bündnisse und Personen aus den Unterlagen getilgt werden. Und gerne auch wieder zurück. Wie bei Big Brother scheint es auch bei Discovery ein Zentralcomitee zu geben, das entscheidet, wie gerade die Wahrheit zurechtgeruckelt wird.
So gehe ich z.B. nicht davon aus, dass am Ende von Season 1 alle happy waren, dass Michael Burnham NICHT den Planeten Cronos gesprengt hat. Man war lediglich froh darüber, dass man das nicht irgendwie vertuschen musste – und tat dann auf der großen Siegesansprache so, als wäre dieser Sieg der Moral total selbstverständlich. „Ach, haben wir wohl nicht dran gedacht. Danke, Michael.“
Entscheidungen, die milliardenfachen Tod verursachen, werden hier nachträglich behandelt, als hätte man kurz seine Brille verlegt. Stets nach dem Motto: „Da haben wir Schusselchen wohl mal kurz in zwanzig Lagebesprechungen nicht aufgepasst.“
„Papa Sarek? Und die Admiralin Dingsbums, die ständig bei uns auftaucht? Wie gut, dass ihr euch hier um ALLES kümmert. Ich hatte schon Angst, andere Mitarbeiter oder gar einen Politiker vorzufinden.“ – Faire Verh… wandlung: Um die Zuschauer nicht zu verwirren, besteht die Sternenflotte aus drei Leuten, von denen zweieinhalb ständig vor Ort sein müssen, sobald das Regime mal wieder die Meinung ändert.
Wobei Burnham nur die Spitze des Dystopie-Eisbergs darstellt. So wird die komplette Discovery-Crew am Ende der Staffel 2 ebenso unter den Teppich gekehrt. Alles geheim… Menschen geheim, Mission geheim, Schiff geheim.
Was ja schon Tradition hat, da man es irgendwie auch unter den Teppich kehrte, dass die reale Georgiou TOT ist. Das muss man sich mal auf der Zunge – und danach auf dem Kotzhaufen – zergehen lassen.
Jeder nimmt ohne eine glaubwürdige(!) Geschichte einfach hin, dass der tote Captain gar nicht von den Klingonen ermordet sein soll. Ganz so, als sei man es schon gewohnt, dass die Historie ständig umgeschrieben wird. Oder Todesmeldungen erlogen sind. Zum Vergleich: Man stelle sich mal vor, dass bei DS9 plötzlich wieder Jadzia Dax aufgetaucht wäre (Ezri mal außen vor gelassen). „Ach, Gul Dukat hat dich gar nicht gekillt vor einem Jahr? Na dann, willkommen zurück! Und über deinen neuen Fetisch, sich komplett ANDERS als früher zu verhalten, reden wir besser nicht, wenn die Bosse zuschauen, okay?“
Wobei es fast noch schlimmer ist, dass die Diktatorin(!) aus dem Spiegeluniversum als das Original vorgestellt wird. Man stelle sich vor, man würde eine bekannte Führungspersönlichkeit gegen einen Doppelgänger austauschen! Zwangsläufig müsste man z.B. die komplette Familie Kramp-Karrenbauer entweder darüber informieren (und gleichzeitig absolutes Stillschweigen befehlen) oooder jeglichen Kontakt mit dem Doppelgänger unterbinden. Beides ist so grausam, dass es null zu Star Trek passt… Zumal ich es für fragwürdig hielte, wenn WIR plötzlich eine Kramp-Karrenbauer vorgesetzt bekämen, die „Hitler hoch 2“ wäre. – Soziale Verantwortung, versteckst du dich hier irgendwo?
Wie sollen wir jemals wieder Episoden wie „Kodos, der Henker“ sehen, oder gar „Der undurchschaubare Maritzza“, wenn auf der anderen Seite des Verhörtisches diese Frau sitzt?
„Danke für Ihr Vertrauen. Aber woher kommt das eigentlich?“ – „Hmm… Sorry, da wurde das Herkunfts-Label vergessen.“ – Alles Gute kommt von oben: Irgendwer wird’s schon entschieden haben. Für die Gesichter und Diskussionen dahinter ist das Publikum aber noch nicht reif genug.
Auch ist das Thema Lorca sehr interessant… Mal abgesehen davon, dass er ein vollkommen irrer Typ ist, der sich für eine komplette Staffel hervorragend verstellen konnte (was die „irrer Typ“-Theorie eeetwas konterkariert), wird nicht ganz klar, warum gerade ER tun und lassen durfte, was er will. Im Zweifel dürfte Stamets als einziger Pilz/Warp-Experte sogar wichtiger sein als die Tatsache, dass Lorca sich quasi jede Mission selber zusammenstöpseln darf?
Der Pilzantrieb mag wichtig sein, aber warum man dafür explizit einen „ruchlosen“ Captain braucht, will mir nicht einleuchten. Zumal es sich bei der Discovery angeblich um ein Forschungsschiff handelte. Da fragt man sich, wie ruchlos erst die wahren Kriegsschiff-Captains sein müssen.
Das alles wirkt ganz so, als würde man den „besten“ U-Boot-Kommandanten einfach von der Leine lassen: „Sie werden schon wissen, wie sie mit diesen experimentellen Sprengköpfen umgehen müssen. Wir sind dann mal wech!“
Lorca hätte gerade am Ende eine interessante Figur abgeben können. Doch da er außer Unterdrückung nichts WOLLTE, blieb seine Entwicklung irgendwo zwischen den Gummizellen seiner Autoren liegen. Aber auch das hat vielleicht System: Hätte man ihm eine glaubwürdige Agenda untergeschoben, hätte man wohl bemerkt, dass er immer noch moralischer als die Sternenflotte ist?
Wir sehen also ein totalitäres System (= Sternenflotte), das spontan entscheidet, einem totalitärem System (= Raumschiff Discovery in Staffel 1) die Gefangene Burnham zu „schenken“, die sich jedem einzelnen System gegenüber … totalitär verhält. Denn nur selten muss Burnham nachfragen, was sie tun darf; im Zweifel wird irgendein Zeitdruck schon ihr Vorgehen rechtfertigen. Das erinnert an Gesellschaften, in denen der Präsident selbstverständlich seinen privaten Nutzen aus Staatsbetrieben ziehen darf, weil er natürlich weiß, was in schweren Notsituationen (= Wirtschaft am Boden, Zehnagel eingewachsen, etc.) das BESTE für ALLE ist.
Was umgekehrt fast den Schluss zulässt, dass Burnham SELBST das geheime Zentrum des Totalitären darstellt. Dafür würde sprechen, dass nur ihre innigsten Kumpels in Machtpositionen gelangen dürfen (die Klingonin aus’m Knast bekommt den Bombenzünder), dass ihr alle staatlichen Institutionen sinnfrei zujubeln, wenn sie eine halbgare Rede hält (siehe Ende der ersten Staffel) und sie quasi ein ständiges Vetorecht innehat. Zwar hat sie stets Captains oder Admiräle vor sich, doch diese stimmen ihr im Zweifel immer zu. Dann wird sie halt später heilig gesprochen.
Sogar Spiegel-Lorca lässt sich immer noch von ihr um den Finger wickeln, während Pike erst gar nicht eine eigene (starke) Meinung zu den meisten Themen entwickelt. Alle, die seit Monaten schreien, dass eine Pike-Serie eine geile Idee wäre, weil der Mann doch so klasse war, sollten sich mal kurz überlegen, wofür er eigentlich steht: Der Typ ist ein Mitläufer, der in einem diktatorischen Regime höchstens mal mit einem Grinsen fallen lässt, dass er die haarsträubenden Aktionen von Sektion 31 auch nicht sooo knorke findet. – Vor allem, weil diese haarsträubenden Aktionen die eigenen haarsträubenden Aktionen behindern.
Einen schwächeren, dümmeren und moralbefreiteren Captain hatten wir noch nicht mal mit Archer. Und hier liegt die Messlatte schon hoch… – Oder niedrig, je nachdem.
Grüßonkel, Actionheld, Vaterfigur, Vernunftgeber, schweigende Eminenz, Stichwortfutzi, Moralkompass oder loyaler Untergebener: Pike ist von Natur aus stets das, was das
RegimeDrehbuch von ihm erwartet. Toll, wenn sich die Sternenflotte die hohen Kosten einer Gehirnwäsche sparen kann.
Dazu passt, dass es in der Serie manchmal gar keine staatliche Spitze zu GEBEN scheint.
So arbeiten Geheimdienst und Flotte (= Section 31 & Discovery) in mehreren Episoden einfach gegeneinander. Ohne Führung von oben, ohne Anweisungen, Mäßigungsgebote oder gar einem gemeinsamen Kommandostab. Man hat das Gefühl, zwei Teil-Armeen eines Landes zuzusehen, die die Politiker gestürzt haben, um ihre eigene Macht zu vermehren. Weiter oben sitzen zwar ein paar Marionetten, die mit großer Geste lebenslange Haftstrafen verhängen (siehe Burnham), am Ende aber nur abwarten, welcher Panzerfahrer alle anderen Panzerfahrer abgeschossen hat. Und wenn DER dann zurückgerollt kommt, wird er der „Führung“ schon sagen, was zu tun ist.
Hmm… Wir haben also eine Diktatur von oben und unten, die sich… äh… irgendwo in der Mitte trifft? Das ist schon fast wieder zu kompliziert, um weiter drüber nachzudenken.
Sicher scheint nur: In diesem System steigt nur der auf, der in der Vetternwirtschaft die richtigen Freunde hat. So ist Tilly in Staffel 1 ungefähr mit Fähnrich Kim, Wesley oder dem frühen Nog zu vergleichen: Eine Nachwuchskraft mit Potenzial – aber auch nicht mehr. Doch trotzdem schafft es Tilly innerhalb von 10 Episoden, in das Führungsprogramm aufgenommen zu werden. Was vielleicht noch okay wäre, wenn das Ziel „Leutnant“, „Chef des Maschinenraums“ oder „Leiterin des Sicherheitsteams“ heißen würde. Aber das Ziel steht bereits fest: CAPTAIN soll es sein. Mit einem gammeligen „Commander“ gibt man sich in der Theorie nicht zufrieden…
Aber vielleicht sind da die Fans selbst totalitär? Was zu sagen haben soll halt derjenige, den man kennt. Die frühere Bildschirmpräsenz ist wichtig, nicht Regeln oder die Logik. Siehe Trump. Man will schließlich unterhalten werden, weswegen lästige Regeln eher stören.
Dieses Problem hatten zwar auch andere Trek-Serien, aber dort schaffte man es noch, es besser zu verkaufen. So machte es z.B. durchaus Sinn, ein religiöses Symbol wie Sisko auf der Station zu lassen, um besser mit den hyperreligiösen Bajoranern klarzukommen. Moralisch hätte man aber auch das schon massiv hinterfragen können.
Bei Discovery hat das Individuum nur dann einen Wert, wenn es uns unterhält und somit seine „Funktion“ erfüllt. Wenn wir mal kurz weinen sollen, wird es entstaubt und aus der Ecke geholt. Ansonsten heißt es wieder: Nicken, Schnauze halten, kurz gelobt und danach geopfert werden. – Im Jahr 2019 sollte man aber weiter sein als bei den alten Redshirt-Opfern, die schon 1989 bei TNG dezent aus der Mode kamen.
Wobei die Diktatur und Unterdrückung in New-Trek nicht mal einem Sinn dient. War man nach manchen DS9-Episoden innerlich noch völlig zerrissen (Ist der Marquis doch gut? Ist Sisko zu hart? Ist das Hereinziehen der Romulaner in den Krieg okay?), so dienen die moralisch vermurksten Entscheidungen bei Kurtzman oft nur einem kurzfristigen Zweck. Und wir reden hier teilweise nur von Sekunden oder Minuten an Einwirkzeit. So, als hätte man die Autoren ebenfalls unterdrückt und gegängelt, ständig neues Zeug aufzugreifen.
Es wirkt so, als würde im Hintergrund eine Art Kaiser Caligula auf seinem Thron winken und sich über das ständig wechselnde Unterhaltungsprogramm beömmeln. Da darf dann auch nicht fehlen, dass am Ende des Gladiatorenkampfes plötzlich Figuren abziehen dürfen, weil sie als Entertainer so toll abgeliefert haben. Siehe Harry Mudd, der nach Folter(!) und Schiffsraub(!) mit einem Klaps auf den Popo entlassen wird. Damit er als „Strafe“ heiraten und dann wieder töten kann.
Alle Short Treks zeigen gut, wie Kurtzman-Trek funktioniert. Im Gedächtnis geblieben ist mir z.B. die Episode, in der Harry Mudd (bzw. sein Roboter) von einem vollkommen desinteressierten Sternenflotter in Empfang genommen wird, nachdem wir allerlei Abschaum gesehen haben. Die Frage, ob die gezeigten Mudd-Androiden eventuell ein Bewusstsein haben, kommt hier gar nicht erst auf. Individuen interessieren halt nicht, nur das grobe Ganze.
Früher wurde noch die Stimme ganzer Völker ignoriert, weil es die „Erste Direktive“ gab, doch heute reicht es, wenn Saru in einer „Short Trek“-Episode ein Funkgerät bauen kann, ohne dabei zu arschig zu wirken. Prompt wird man von einer Befehlsverweigerin oder –aufweicherin vom Planeten geholt. Einfach so, weil IHM das Gerät vor die Füße gekullert ist, dem Sklaverei-Geplagten in der Hütte gegenüber aber nicht. Das ist eine Art des Standesdenken, das typisch für eher finstere Gesellschaften ist. – Wer ist von Nutzen? Wer ist vielleicht loyal? Wer steht gerade so passend rum? Willkür eben…
Okay, bei Saru ist es nicht seine Herkunft (Baron, Botschafter, …) oder sein Reichtum, dafür aber seine Intelligenz. Überhaupt erleben wir bei Discovery auch eine „Diktatur der Intelligenz“, da aus irgendeinem Grund stets die was zu melden haben, die das Drehbuch vorher dreißig Mal als die Oberschlauen vorgestellt hat. Am meisten Screentime bekommt der, der von den anderen Figuren als Spitzenreiter und Wunderkind vorgestellt wurde. Das mantra-artige Lobpreisen eines übergeordneten Herren („Physik“, „Wissenschaft“ und „Mathematik“) hilft dann ebenfalls stets weiter. Der Inhalt selbst muss dann keinen Sinn mehr ergeben, die Parole selbst („Ich mag Science!“) reicht bereits…
Um noch mal auf Sarus Short-Trek-Episode zurückzukommen: Die wirkt ungefähr so, als wenn wir entscheiden würden, nur die potenziellen Flüchtlinge aus Syrien auszufliegen, die einen IQ von über 130 Punkten besitzen. Oder fünfzig Worte in Deutsch in ein Funkgerät sprechen können…
„Eines Tages wird bei einem unbekannten Volk ein unbekannter Offizier eine Wette verlieren – und mich abholen.“ – Ganz so kam es am Ende nicht. Vielmehr war es so, dass der Föderationspräsident (ein gewisser Andorianer namens A‘Dolf) einfach das Würfelglück verlassen hat, als Georgiou um Erlaubnis fragte.
Der Hammer ist natürlich weiterhin die Imperatorin aus dem Spiegel-Universum und Section 31. Hier könnte man ganze Abhandlungen darüber füllen, warum ihre Beförderung zum hohen Geheimdienst-Tier keinen Sinn macht. Weder inhaltlich, noch moralisch, noch politisch, noch irgendwie sonst. Wobei aber – zugegeben – ein amoralischer Sinn existiert, der in der Serie auch recht deutlich benannt wird: Man wollte einfach jemanden, der die Drecksarbeit erledigt. Und selbst in einem so verkommenen Sauladen wie der Sternenflotte gab es anscheinend niemanden, der fies genug war.
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: „Wir haben niemanden gefunden, der hinterhältig genug ist, um andere Völker ausreichend zu manipulieren oder auszuspionieren. Wir finden aber, dass jemand geeignet ist, der in einem anderen Universum ein Massenmörder war.“
Dabei tut man einfach so, dass das halt „woanders“ passiert ist und das aktuelle Universum ja gar nicht betrifft. Man distanziert sich einfach von dem Geschehenen, um das Geschehene aber gleichzeitig erneut in der Zukunft geschehen zu lassen. Oder war die Zeit für eine Rehabilitation der Imperatorin lang genug? Für eine Art Test ihrer Gesinnung? Nein, das Einzige, was Georgiou an der Leine hält, ist doch ihre sklavische Verehrung von Michael. Wobei Personenkulte natürlich eine lange Tradition in totalitären Systemen besitzen.
Auch setzt man einfach voraus(!), das mit Hilfe von Sektion 31 ständig andere Völker und Institutionen eingeschüchtert werden müssen. Dies wird nicht mal durch besonders harte Zeiten erklärt (der Klingonenkrieg ist ja vorbei), sondern als selbstverständlicher Gesellschaftsentwurf vorgelegt. Foltern, Irreführen und Zerstören ist also ein fester Bestandteil im Organigramm der Sternenflotte, ebenso normal wie die Verwaltungsabteilung oder die Putzkolonne.
„Das ist aber rührend, wie sie sich um meinen Bruder kümmern.“ – „Haha, lustig. RÜHREN wollen wir nämlich auch in seiner Hirnmasse.“ – „Ups. Echt? Und wenn ich was dagegen hätte?“ – „In diesem Falle: Rühren und Abmarsch, Specialist Burnham!“ – Bei „Wem gehört Data“ wurde immerhin noch diskutiert, inwiefern einem der eigenen Kopp gehört.
Ein wertvoller Mitarbeiter wie Spock trägt eventuell die Lösung für die „Roten Lichter“ in den Tiefen seines Kopfes? Klar, dann kann der an eine Maschine, die ihn vielleicht zum sabbernden Idioten macht. – Wobei ich selbst DAS als Story noch okay fände, wenn die Gefahr für andere Lebewesen nur groß genug wäre. Mit zwei epischen Erklär-Episoden drum herum. Aber bei Discovery ist es halt einfach so, dass ein (ungefährliches!) Mysterium wichtig genug erscheint, um Leben zu opfern. Man muss vielleicht nicht mit plumpen Vergleichen wie Doktor Mengele kommen, aber sooo weit ist die „tödliche Neugierde“ auf Spocks Innenleben nicht davon entfernt.
Wer mit dem üblichen Argument „Ist doch nur eine Serie und soll unterhalten“ daherkommt, hat etwas Grundlegendes nicht verstanden. Art, Ort und Kunstform für furchtbare Ideologien sind mir vollkommen egal. Wenn eine Unterhaltungsserie groß genug ist, um Millionen von Leute zu erreichen, ist sie niemals „einfach nur unpolitisch“. Dann MUSS man auch darüber reden dürfen, ob das ideologisch völlige Rotze ist. Schließlich gehen wir ja auch gerne den umgekehrten Weg, wenn wir TNG wegen seiner „Moralepisoden“ in den Himmel loben. Warum sollte man also selbst als STD-Fan fordern, es hier plötzlich zu unterlassen?
Ash Tyler ist nicht der größte Fan von Sektion 31, aber woanders beschimpft man ihn (laut Georgiou) als „Freak“. Und die Sektion 31 hat es sich – ganz in alter Tradition – zur Aufgabe gemacht, die Abgehängten und Verzweifelten einzusammeln. Damit sie das System beschützen, das sie verstoßen hat. Was sogar der Grund sein könnte, warum sich NIEMAND professionell um Tyler kümmerte, als seine Vergangenheit rauskam?
Auch in Unterhaltungsprodukten ist immer eine politische Strömung enthalten, außerdem offene oder unbewusste Ideen aller Art. Und bei Discovery ist all das eben vollkommen … zum Brechen.
Interessiert hätte mich ja noch, ob man sich um die „verbündeten“ Kristallwesen auf dem Waldplaneten noch mal gekümmert hat, nachdem die ihre Pflicht getan (und beim Anfunken der Klingonen leider verkackt) haben. Und wieso wurde jemand wie Edward im vorletzten Short Trek überhaupt auf ein Schiff gelassen? Hat ihn da jemand einfach willkürlich hochgestuft, an allen anderen Institutionen vorbei? Und was ist mit Lorca, der anscheinend nur deshalb von der Admiralin so lange im Dienst gelassen wurde, weil sie ihn körperlich anziehend fand?
Solange es Kurtzman-Trek gibt, gehen einem die Fragen nicht aus. Wobei man die in Diktaturen eh nicht stellen darf. Dazu gehört auch das Thema, warum ein Drehbuch schon deswegen über jedem Zweifel erhaben ist, wenn genug starke Frauen mitspielen und es von genug Autorinnen und Regisseurinnen verbrochen wurde. – Aber dieses Fass lassen wir besser zu.
Sie beobachten mich bereits…
(*Flugblätter aus Mantel werf und um Straßenecke verschwind*)
Ich denke, “Sie” beobachten Dich nicht mehr, Sie haben Dich bereits geholt… Dass Du so viel Brainpower in einen Text investierst, ist einerseits bewundernswert, aber wäre es nicht angezeigt, keine Zeit, keine Energie und keine Aufmerksamkeit mehr in Kurtzman-Trek zu investieren? So nach dem Motto “the line must be drawn here” oder ganz einfach “kein Millimeter in Richtung Kurtzman und J.J.”? Da wird sich nichts mehr zum Positiven wenden, auch mit neuen Serien nicht. Als alter, weisser Mann bin ich da gerne konservativ.
Wenn man es so betrachtet, hast du recht: Dann „dürfte“ man seit den ersten Folgen STD, dem ersten Abrams-Trek und den ersten Gerüchten zu „Section 31“ kein Wort mehr darüber verlieren. Star Trek wäre der finstere Lord, dessen Name nicht genannt werden darf.
Aber soll man machen? Ein Nachrichtensprecher kann sich ja auch nicht sagen, dass er Krieg XY inzwischen zum Gähnen findet.
Und ab und zu muss man den Berufsjublern auch mal was entgegen setzen. Wobei ich das zu ENT-Zeiten sogar noch viel häufiger getan hätte, wenn ENT denn so furchtbar mies gewesen wäre.
Auch empfinde ich es als gute Gehirnübung, für sich selbst mal zu sortieren, warum man bei so vielen STD-Storywendungen ein widerliches Gefühl in der Magengegend bekommt. Und für UNS mag das hier alles ein alter Hut sein, doch für DICH, neu reingeschneiter Zuleser, der irgendwie den Weg hierher gefunden hat, ist das vollkommen neu.
Wie geht’s dir eigentlich so? Frau und Kinder sind okay?
@Klapowski
Also mein Kommentar war nicht gegen Dich persönlich gerichtet, sorry wenn das so rübergekommen sein sollte. Für uns bringt Dein Text die Lage, in welche Star Trek gebracht wurde, sehr gut zum Ausdruck – und die ist halt sehr frustrierend und ohne Aussicht auf Besserung. Da kann es schon mal hilfreich sein, für sich eine Auslegeordnung zu machen um die Gedanke zu sortieren. Und Du hast Recht, Eure Seite kannten wir zu ENT-Zeiten noch gar nicht.
Neee, dich meine ich ja gar nicht. Den NEUEN da, der nur liest und nie was schreibt. Ja du, der mit dem Gesicht auf dem Hals!
Der sich kopfschüttelnd fragt: „Wenn Klapowski Discovery nicht toll findet, dann soll er es doch nicht gucken!“
Das sind ja eigentlich meine „Feinde“! Die alten Berufsrelativierer mit der Ultra-Spar-Begründung. Die Tollfinder aus dem „Ist doch nur TV!“-Lager, die aber selbst natürlich auch plötzlich eine Meinung haben, wenn sie irgendwas mal nicht weitergucken.
Diese dröge Hirn-Aus-Haltung müssen wir dem Popkultur-Publikum einfach mal gewaltsam ausprügeln. Für mehr Güte und Toleranz in der SF! Auch Jesus (mit dem wir uns natürlich nicht vergleichen sollten) hat einst die Händler aus dem heiligen Tempel gepeitscht.
„Diese dröge Hirn-Aus-Haltung müssen wir dem Popkultur-Publikum einfach mal gewaltsam ausprügeln.“
Ich habe Jahre gebraucht, um dieses Stadium zu erreichen. Bitte nimm mir das nicht wieder weg.
Ich glaube nicht das die Disco-Autoren überhaupt viel nachdenken. Da gehts nur nach dem aktuell notwendigen Twist oder einfach nur um eine coole Idee (oder überhaupt irgendeine Idee). Kurtzman und Co verschwenden meiner Meinung keinen einzigen Gedanken an funktionierende Gesellschaftssysteme oder gar nachvollziehbare Handlungen der Charaktere. Der Ober-Schmatze-Klingone im Pilotfilm sollte ja irgendwie an Trump erinnern. Das ging ja schon nach hinten los, denn der Typ war ja eher ein Prediger dem alle auf den Leim gingen.
Aber die Imperatorin finde ich klasse. Wegen mir kann die in Disco Staffel 4 und/oder im Sektion-31 Pilotfilm zur Kaiserin der Föderation ernannt werden. Dann noch Lorca als Kanzler, Ash Taylor als Ritter des Barts und Michael als Prinz (Running Gag: Alle fremden Diplomaten denken sie sei ein Junge, hahaha).
Klapowski schrieb am 30.11.19
„Typisch für Diktaturen und manche Dystopien ist, dass man sich nicht auf Bürger- und sonstige Rechte verlassen kann – oder diese so gebogen werden, wie es den Oberen gerade in den (Un)Sinn kommt.“
Das mag vielleicht „typisch“ sein, ist es aber ein „konstituierendes Merkmal“?
Mit anderen Worten, ist das DAS entscheidende Unterscheidungskriterium, mit dem man eine normale fiktive Gesellschaft von einer Dystopie unterscheiden kann?
Ich denke nicht. In der Welt von Banks „Kulturzyklus“ z. B. gibt es zweifellos eine gewaltige Utopie, aber es gibt keine Bürgerrechte mehr, weil die Kultur anarchistisch ist. Anarchistisch, wenn auch nicht unbedingt in der Art, wie es heutige Theoretiker es sich vorstellen.
Klapowski schrieb am 30.11.19
„Doch als ein hinterletzter Popelcaptain auf seinem Sporen-Kahn ganz spontan entscheidet, dass er die Tante gut gebrauchen kann, wird ihm vollkommen freie Hand gewährt.“
Es gab Zeiten, in dene Kapitäne oder Navigatoren sehr freie Hand hatten.
Wobei das im Star Trek-Universum fragwürdig ist und man vor allen keine Kriegsgefangenen befreien konnte.
Klapowski schrieb am 30.11.19
„Was wiederum die Frage aufwirft, wie es mit der Pressefreiheit im Discovery-Universum aussieht?“
Diese Frage setzt einen intelligenten Zuschauer voraus, der willens und in der Lage ist über das, was er da gesehen hat, auch nachzudenken.
Will Discovery solche Zuschauer überhaupt noch ansprechen? Urteil selbst.
Klapowski schrieb am 30.11.19
„Wobei es fast noch schlimmer ist, dass die Diktatorin(!) aus dem Spiegeluniversum als das Original vorgestellt wird.“
Diese Idee ist an Hirnverbranntheit kaum noch zu überbieten. Ich bin inzwischen eh der Meinung, dass Star Trek von den besseren Fan Fictions wesentlich besser fortgesetzt wird als von diesen Aufguss.
Man merkt einfach, dass die Leute (a) 0 Ahnung von Star Trek haben und (b) nicht mal für eine Nano-Sekunde in der Lage sind, sich auf die fiktive, selbstgeschaffene Welt überhaupt einzulassen. Das finde ich persönlich relativ schwach.
Dann soll man bitte Krimis schreiben, da ist die Welt in der Regel die reale Welt und gut ist.
Klapowski schrieb am 30.11.19
„Zwar hat sie stets Captains oder Admiräle vor sich, doch diese stimmen ihr im Zweifel stets zu. Und im Zweifel wird sie halt später heilig gesprochen.“
Das ist einfach nur schlechtes Story-Telling von im Grunde apolitischen und weder an Star Trek, noch allgemein an Scifi interessiertern Autoren.
Klapowski schrieb am 30.11.19
„Und wenn DER dann zurückgerollt kommt, wird er der „Führung“ schon sagen, was zu tun ist.“
Bei der Beschriebung frage ich mich unwillkürlich: „Habe ich mir nicht immer exakt so das Spiegeluniversum vorgestellt?“
Klapowski schrieb am 30.11.19
„Moralisch hätte man aber auch das schon massiv hinterfragen können.“
Wieso? Was war das Problem mit Sisko als Offizier? Soll er seinen Job nicht mehr ereldigen, weil irgendwelche Leute glauben, er sei ein Abgesandter der Propheten?
Klapowski schrieb am 30.11.19
„Okay, bei Saru ist es nicht seine Herkunft (Baron, Botschafter, …) oder sein Reichtum, dafür aber seine Intelligenz.“
Das klingt anders.
Sorry, ich kenne die handlung nicht. Es ist mir egal.
Klapowski schrieb am 30.11.19
„Auch setzt man einfach voraus(!), das mit Hilfe von Sektion 31 ständig andere Völker und Institutionen eingeschüchtert werden müssen.“
Sektion 31 ist kontrovers, ja.
Allerdings, man könnte argumentieren, dass so eine Institution an sich durchaus sinnvoll ist.
Siehe hierzu die Ansprache von Agent K in „Men in Black“. „Die einzige Chance, wie diese Leute ihr Leben weiterführen können, ist, dass sie nicht die ganze Wahrheit erfahren“.
Dann leben die Bewohner der Star-Trek-Utopie in einer lustigen Filterblase der moralischen Reinheit, während gleichzeitig und geheim die Klingonen durch ein Virus gefügig gemacht werden, damit sie die heile Welt nicht in einen blutigen Krieg hineinziehen.
(Und ja, die Klingonen würden sowas tun. Das ist ja die Pointe.)
Anderes Beispiel wären ja die „Besondere Umstände“ aus dem Kulturzyklus.
Ich halte diese Erzählweise für nicht völlig unrealistisch und deshalb kommen ja auch verschiedene Autoren unabhängig darauf.
Ich habe nur mit zwei Punkten große Probleme: 1. Diese Erzählweise rechtfertigt die Graumsamkeit und Machtpolitk von grausamen und machtgeilen Menschen als notwendiges Übel.
2. In einer echten Republik sollten die Bürger bescheid wissen, was pssiert. Ihnen wissentlich wichtige Informationen vorzuenthalten entmündigt die Bürger.
FAZIT:
Es ist unnötig, sich den Kopf über solche Fragen zu zerbrechen, weil die Autoren das selbst nicht getan haben.
Die Autoren präsentieren eine Serie, die im Wesentlichen auf die Bedürfnissen des Publikums zugeschnitten ist, wie sie (die Autoren) es sich eben vorstellen.
Die sind im Grunde apolitisch und wollen durch ihre Kunst auch nix aussagen. Wenn da eine, sorry, dunkelhäuige Frau irgendwo befördert wird, dann reicht das als Botschaft. Auch nur minimal weiterzudenken ist nicht vorgehsehen.
@DerBeimNamenNennt:
„Es ist unnötig, sich den Kopf über solche Fragen zu zerbrechen, weil die Autoren das selbst nicht getan haben.“
@Cronos:
„Kurtzman und Co verschwenden meiner Meinung keinen einzigen Gedanken an funktionierende Gesellschaftssysteme“
Daher stand dieser Artikel auch auf Messers Schneide. Es kann echt sein, dass Inkompentenz der Grund für die fragwürdigen Botschaften ist. Andererseits glaube ich nicht so recht daran. Wenn das alles „nur“ deswegen so ist, weil die Autoren nichts draufhaben, könnte ja theoretisch (allein durch Zufall) mal naiv-kitschig-humanistischer Blödsinn rauspurzeln.
So was wie das hier:
https://www.youtube.com/watch?v=-pNQYHvhnms
Was aber jetzt nur das extremste Beispiel wäre. Schlechte andere Storys ohne Brutalo-Aussage gab es ja wirklich genug…
Was ist also der Grund dafür, dass die STD-Autoren bei ihrer Inkompetenz und Lustlosigkeit immer(!) in totalitäre Ideen abdriften? Ist das wirklich wahrscheinlicher? Ist das Gegenteil wirklich schwerer zu erreichen? Oder gibt es Vorgaben? Kann man sich Action nur durch Konflikte vorstellen? Ist das der Grund, dass Voyager mich am Ende ständig mit dem „Schiffskampf der Woche“ nervte?
Da wirkte es alles ebenfalls oft um einen kleinen Baller-Konflikt am Ende herumgeschrieben.
Auch finde ich irgendwann, dass man die gewalttätigen und stumpfsinnigen Botschaften nicht mehr mit „Sie hatten keine Ahnung“ entschuldigen kann. STD ist ein scheißteures Produkt, über das Dutzende von Leute schauen. Da mag man nicht mehr an Zufall glauben.
Auch bin ich manchmal durchaus ein Fan davon, dass das Kunstwerk in seiner Aussage für SICH stehen muss. Man kann, soll und will ja den Künstler nicht immer fragen oder einschätzen.
Das tun ja 97% der Zuschauer auch nicht…?
Im Disco Pilotfilm wollten die Autoren vielleicht wirklich politische und gesellschaftliche Fragen behandeln. T’Kuvma als „Klingonen-Trump“, Michael als starke Frauenfigur, Sarek als Kriegstreiber im Hintergrund, usw. Dazu dann Missverständnisse (Konfrontation beim Doppelstern), Integration von Aussenseitern (Voq), Antihelden (Saru), usw. Aber die Mischung funktionierte nicht. Und vielleicht war das auch nur Zufall und gar keine Absicht, weil die Autoren zu viel Battlestar Galactica gesehen und zuviel Warhammer 40000 gelesen hatten.
Aber ab Folge Zwei denke ich das sie einfach nur dem „Rule of Cool“ folgten. Klar, es blieb düster, aber wohl nur, weil Lorca eben ein Bösewicht aus dem Spiegeluniversum war. Oder man es eben cool fand vier Folgen dort zu verbringen.
Zudem waren alle Personen irgendwie als gebrochene, vorbelastete und grundsätzlich gewaltbereite Charaktere angelegt. Also musste das drumherum auch dunkel und böse sein. In einer besseren Welt wäre Lorca in den Knast und Michael in die Klapse gekommen (beide wären therapiert bzw. geläutert worden).
Du interpretierst das eben als radikaler Bruch mit den Rechtsstaat, dass da einzelne Charaktere in Star Trek besser behandelt werden als der Rest.
Das ist aber, meines Erachtens, eher auf den „Heldenbonus“ zurückzuverfolgen. Weil, die sind eben wichtig für die Story.
Anerkennung für die Mühe, sich erneut mit dem Niedergang von Star Trek auseinanderzusetzen.
Irgendwer muss es ja tun, denn schweigen ist keine Option, so lange Millionen sich das anschauen.
Der Vorwurf, eine Dystopie zu sein, ergibt nur Sinn vor dem Hintergrund, dass Star Trek einst eine Utopie sein wollte und war … das hätte im Artikel ein bisschen deutlicher formuliert sein können. Sonst denkt noch ein Depp, Dystopien wären per se etwas schlechtes … dabei können sie einem den Atem nehmen vor Begeisterung (Staffel 2, Folge 1 von The handmaids tail etwa).
Dem ist nichts hinzuzufügen. Aber zum Glück wird ja mit Picard alles besser.
Oder? ODER? oder…?
Natürlich wird es besser. Noch schlechter geht ja auch nicht mehr. Hoffe ich mal…
Das Problem bei Disco ist doch ein generelles in der Unterhaltungsindustrie. Alle Serien und Filme, die gerade so laufen zehren von einem nihilistisch dystopischen Weltbild, das ist einfach der Zeitgeist. Wenn man sich ansieht, was in den letzten Jahren so alles erfolgreich war, dann stößt man eigentlich fast ausschließlich auf Dystopien, manchmal weniger offensichtlich, aber meistens doch ziemlich unverhohlen. Das gilt für die meisten Serien genauso wie für die aktuellen Comicverfilmungen, denen fehlt im Prinzip auch jeder Humor und jede Leichtigkeit, die eigentlich von den Originalen ausgeht. Alles MUSS aufgeladen werden mit überzogenem und extradunklem Pathos und auch jede „gute“ Figur MUSS mindestens einen dunklen Fleck in ihrer Vergangenheit haben. Das ist die aktuelle Schule in Hollywood.
Eine Figur wie etwa Picard in TNG, der einfach eine klassische Ausbildung hatte, hart gearbeitet hat und einem klaren moralischen Kompass folgte, der durch jahrelanges Training verfestigt wurde ist viel zu komplex für die heutige Unterhaltungslandschaft. Das Ganze nennt sich dann das „Goldene Zeitalters des Fernsehens“. Aber warum eigentlich? Klar ist technisch vieles besser geworden und die Budgets für Produktionen gehen durch die Decke, aber erzählerisch ist doch das meiste extrem vereinfacht strukturiert. Es fehlt an allen Ecken und Enden die intellektuelle Basis und es geht nur noch um den schnellen Effekt. Das Ganze dann häufig garniert mit Worthülsen, die sich schlau anhören sollen, einem kurzen Hinterfragen aber nicht standhalten. Von Logik und Kohärenz ganz zu schweigen…
Kurtzman und Co. kopieren einfach nur was gerade so en vogue ist im Filmgeschäft, und das eben auch noch ziemlich schlecht. Die intellektuelle Reichweite um etwas zu hinterfragen ist da schlicht nicht vorhanden, das wird sich auch bei „Picard“ nicht anders darstellen. Warum sollte es auch? Sieht man sich die Trailer an stößt man auf die üblichen Versatzstücke, da ist jetzt schon klar, was am Ende dabei rauskommt.
Das größte Problem bei Disco ist, dass es absolut austauschbar ist. Es wird nur nachgeahmt was andere Serien scheinbar erfolgreich macht. Star Trek ist aber eigentlich nicht so, zumindest im Idealzustand. Ich glaube auch nicht, dass seitens der Produzenten System hinter dem Ganzen steckt, dass sie eine bestimmte gesellschaftspolitische Botschaft vertreten wollen (wollen sie eigentlich schon, aber ironischerweise eine ganz andere, als die, die dann auf die Mattscheibe kommt). Die traurige Pointe ist doch, dass die ihr Machwerk noch für ziemlich liberal und links halten, aber einfach nicht verstehen, dass Oberflächliches (schwarze Frau, schwuler Ingenieur usw.) keine klare Linie ersetzt. Eine solche muss man sich nämlich erarbeiten. Die Disco-Macher kennen nur die Schlagwörter haben aber keine Ahnung von den Grundlagen. Wie ein Erstsemester, der in einem Seminar über Marxismus war, wo er ein paar Stichworte aufgeschnappt hat, im Gegenzug aber Das Kapital nicht gelesen hat. Und genauso sieht dann eben auch das Endprodukt aus. Star Trek hat früher auch dann funktioniert, wenn Folgen schwächer waren, einfach weil einfach die Basis, über die man sich sehr viele Gedanken gemacht hat, gestimmt hat. Bei Disco stimmt die eben nicht mehr, einfach weil es an den geistigen Mittlen und dem Willen fehlt sich über grundlegende Strukturen Gedanken zu machen. Das Ergebnis ist dann, was Klapo so treffend beschreibt, und Kurtzman und Co. merken es wahrscheinlich nicht einmal…
Das würde ich so unterschreiben. Allerdings lässt sich Kult auch nicht am Reissbrett erschaffen. Manchmal, nicht oft, aber doch gelegentlich, entstehen einfach Serien oder Filme, die statt oder neben einem finanziellen Erfolg die Herzen und/oder das Gehirn der Menschen erreichen und zu Klassikern werden. Das ist mehr von Zufällen abhängig und lässt sich nicht planen. Es wird aber auch in einer Welt, in der ein Produkt weltweit gleichzeitig zünden soll und in der es andererseits kaum noch eine gemeinsame Basis für die Mehrheit der Zuschauer gibt, immer schwerer.
Bis in die 80er/90er Jahre wurden Hollywood-Filme und Serien ausschließlich für ein us-amerikanisches Publikum gemacht. Wenn sie daneben noch in ein paar westeuropäischen Ländern, vorwiegend UK, Deutschland, Frankreich und Italien, erfolgreich waren, war das ein angenehmer Nebeneffekt. 80% der Einnahmen wurden jedoch in den USA generiert. Heute muss ein Produkt den Großteil seines Umsatzes im Ausland machen und weltweit bestehen. Das beschert uns die immer gleichen Strickmuster.
Kleiner Einwand: Den dunklen Fleck in der Vergangenheit hatte Picard auch. Stichwort: Wie er sein künstliches Herz bekam. In der Folge mit Q wurde klar, dass er nur zu so einer starken Persönlichkeit reifen konnte, weil er in jungen Jahren mal kräftigen Scheiß gebaut hat (der natürlich schlimmstenfalls nur ihn selbst das Leben gekostet hätte).
Das ganze wurde aber in nur 2 Folgen kurz und pointiert behandelt, nachdem man den Charakter schon jahrelang kannte, und war gerade deshalb so gut. Heutzutage würde es wahrscheinlich deutlich breiter ausgewalzt.
Inkompetenz muss nicht bedeuten, dass nicht zugleich auch eine Absicht verfolgt wird.
Daher: Ja! Die Autoren sind inkompetent. Zugleich ist aber die perverse „Dystopisierung“ von Star Trek kein Zufall oder ein „Nebenprodukt“ schriftstellerischer Unfähigkeit. Sie ist vielmehr auch ein Zeichen dafür, dass unsere Gesellschaft sich für „woke“ hält, während sie Lichtjahre davon entfernt ist.
Leider erkenne ich im Moment drei Ebenen der medialen Idiotie, bei der Hollywood zurzeit die Spitze einnimmt.
Die unterste Ebene der medialen Idiotie ist alles, was sich um Fox News schart. Die deutsche Entsprechung wäre die Springer-Presse mit BILD als Aushängeschild. Dieser Bereich erobert sich allmählich meine Sympathie, weil hier zwar das Publikum nach Strich und Faden belogen wird, die Beteiligten aber wenigstens WISSEN, dass sie lügen und verarschen.
Die zweite Ebene ist das „links-liberale“ Spektrum, in den USA verkörpert von CNN, in Deutschland sind es „Spiegel“, „Zeit“ oder „Süddeutsche“. Diese Medien glauben tatsächlich, auf der Seite der „Guten“ zu stehen, indem sie einem außer Kontrolle geratenen Neoliberalismus ein „Sternchen-Innen“ verpassen. Sie machen längst keinen Hehl mehr aus ihrer Verachtung für die Unterschichten und halten es für Starrsinn, wenn die „gefühlt Abhängten“ sich so gar nicht über eine Verdreifachung des Dax oder Dow Jones in den letzten 10 Jahren freuen wollen, während die Löhne in diesem Zeitraum noch nicht einmal an die Inflation angepasst wurden.
Die dritte Ebene der Idiotie verkörpert Hollywood. Ein Club größenwahnsinniger Millionäre, die in ihrer inzestuösen Filterblase glauben, mit Captain Marvel die Welt zu verbessern, während zigtausende Disney-Mitarbeit über Monate hinweg für Löhne streiken müssen, die sie zumindest vor der Obdachlosigkeit bewahren. Da werden Krokodilstränen über Trump vergossen, während man gerade noch Harvey Weinstein gefeiert hat. Da spricht man von Freiheit, und entfernt den Song „I feel pretty“ aus „West Side Story“. Da spielen Superprivilegierte ungeniert die Rassismus-Karte aus und wähnen sich als „Opfer“, während sie sich selbstverliebt für eine „Wokeness“ feiern, die von jeder Verdi-Oper übertrumpft wird.
Mit anderen Worten: Diese Elite hat genauso wie Star Trek durch Discovery rein faschistische Züge angenommen.
Wahre Freiheiten für alle Bürger in Form von Löhnen, bei denen man nicht von der Hand in den Mund leben muss, in Form von Krankenschutz für alle ohne Wenn und Aber und in Form eines Universitäts-Systems, das nicht nur die Reichen fördert, das will man ja gar nicht wirklich. Wie erschreckend die Vorstellung einer Star-Trek-Gesellschaft, in der jeder gesund und erfüllt leben kann und in der Integrität und Fähigkeiten tatsächlich herkunftsunabhängig belohnt werden. Für die „Hollywood-Elite“ eine Horrorvorstellung. Lieber bleibt man in seinen abgeschotteten Villen-Vierteln unter sich. Der Film „King of Comedy“ zeigt wunderbar, wie eine Medien-Elite über das Senden ins Wohnzimmer eine Nähe zum Normalbürger vorgaukelt, den sie in Wahrheit nur verachtet.
Insofern KANN dieses Hollywood die Idee einer wahrhaft fortschrittlichen, gerechten und offenen Gesellschaft, wie sie Star Trek in seinen Glanzzeiten vorführte, nicht ertragen.
Hollywood ist in der Hand von Privilegierten. Die Lebenswelt dieser selbstverliebten Moralapostel steht im direkten Widerspruch zu Star Trek. Also musste man dieses Star Trek umkrempeln.
Nun haben wir ein Star Trek, bei dem eben nicht mehr das Argument, sondern der beleidigte Gesichtsausdruck zählt. Ein Star Trek, in dem Fakten ignoriert oder emotionalisiert werden. Ein Star Trek, das faschistische Zustände gutheißt, wenn man selbst gut damit leben kann.
Dieses Star Trek erinnert mich an den Gilette-Spot. Der Konzern Procter&Gamble, in der Vergangenheit aufgefallen durch grausame Tierversuche, Vertreibung von indigenen Einwohnern sowie großflächigen Regenwald-Rodungen, glaubt, in Werbespots moralisch predigen zu dürfen.
Dieses Star Trek arrangiert sich wunderbar mit Verbrechern und Kriegen, solange man hin und wieder fromme Reden schwingt, scheint alles in Ordnung.
„Nun haben wir ein Star Trek, bei dem eben nicht mehr das Argument, sondern der beleidigte Gesichtsausdruck zählt. Ein Star Trek, in dem Fakten ignoriert oder emotionalisiert werden. Ein Star Trek, das faschistische Zustände gutheißt, wenn man selbst gut damit leben kann.“
Das klingt für mich, als hätte Trump himself STD geschrieben.
Aber ja es stimmt. Die Film- und Serienlandschaft spiegelt immer die Gesellschaft die sie produziert hat und Amerika unter Trump IST eben gerade so chaotisch, misstrauisch, dunkel, unlogisch und dystopisch wie das neue Star Trek.
Ich fasse diesen Kommentar wie folgt zusammen: „Der Neoliberalismus ist an allem Schuld. Macht endlich Klassenkampf“!
Ne. Sowas brauche ich auch nicht.
Deshalb sind alle irgendwie das Gleiche, die Rechten, die Linken, die Unpolitischen. Alle holt es ein, dass sie nicht am Aufbau des Sozialismus arbeiten.
Grade diese „kein Geld“-Nummer war bei Star Trek doch immer etwas weit hergeholt. Mal im Ernst, würdet ihr in der bunten ST-Welt wirklich „zur Verbesserung der Menschheit und euch selbst“ hingehen und z. B. im Pflegeheim Hintern wischen oder Kartofeln schälen?
Also ich würde meine Zeit außerhalb des Holodecks hauptsächlich mit SChlafen verbringen.
Nun gut, die Utopie von ST ist heute bereits weitgehend erledigt. Da muss man nicht nachtreten.
Zu WKT und Nestroy: Ich weigere mich, diesen Blödsinn (Discovery) als Dystopie zu bezeichnen und insofern ernst zu nehmen.
Das, was da als „Gesellschaft“ präsentiert wird, ist derart inkongruent und unplausibel, dass es nicht ernsthaft analysiert gehört.
Nachdenken muss man natürlich darüber, wie aus Star Trek so etwas werden konnte.
Die Hyperventiliererei in manchen Beiträgen hier finde ich absonderlich.
Es ist doch absurd, diesen Schrott (erneut Discovery) als typisch für die aktuelle Film- und Serienlandschaft zu erklären und dann zu Sätzen zu kommen wie „…spiegelt immer die Gesellschaft die sie produziert hat …“
Was sagt dann die Existenz von „The Orville“, „The Crown“, „Black Mirror“, „The Boys“ oder von mir aus auch „Marvellous Mrs. Maisel“ über unsere Gesellschaft aus? Alles Serien mit aufklärerischem Grundtenor! Ganz zu schweigen von Lehrstücken wie „Good girls revolt“ oder – ausgeweitet auf das Medium Film – „Hidden Figures“ oder „Der Butler“ oder „The Help“ oder …
So eindimensional argumentiert wie hier müsste man auch fragen: Wie konnte denn nur TOS entstehen inmitten einer durch Rassismus, Hochrüstung, Frauendiskriminierung und Antikommunismus geprägten US Gesellschaft der 60er Jahre?
Sie konnte entstehen, weil die Gesellschaft viel komplexer war als oben beschrieben und es natürlich heute auch ist.
Und das widerspiegelt sich u.a. in ganz unterschiedlich ausgerichteten Serien und Filmen.
Es geht ja auch nicht um einen Absolutheitsanspruch, sondern um eine Tendenz; und da haben wir eben einen klaren Shift innerhalb der Unterhaltungsindustrie zu dystopischen Elementen, die einen Realismus darstellen sollen, den es so nicht gibt. Deswegen IST Disco absolut typisch für eine generelle Entwicklung innerhalb der Film- und Serienlandschaft, auch wenn es natürlich Ausnahmen gibt.
Der langanhaltende Erfolg von Star Trek von den 60ern bis in die späten 90er rührt meiner Ansicht vor allem auch daher, dass eben nicht versucht wurde angebliche gesellschaftliche Entwicklungen zu spiegeln, sondern einen positiven, utopischen Grundsatz als Basis anzunehmen. Die Sozialkommentare wurden so verlagert. Das ist ziemlich einmalig und bildet deshalb ein Alleinstellungsmerkmal. Das ist genau das, was Kurtzman und Co. nicht verstehen (wollen). Disco wirkt deshalb so generisch, weil eben dieses Alleinstellungsmerkmal fehlt.
@wkt: „Alle Serien und Filme, die gerade so laufen zehren von einem nihilistisch dystopischen Weltbild, das ist einfach der Zeitgeist.“
Du hast aber eben verabsolutiert.
Die Tendenz zu mehr dystopischen Inhalten mag es geben, aber nicht jede Serie mit Charakteren, die (auch) dunkle Anteile haben, ist gleich eine Dystopie.
Und natürlich ist eine Gestalt wie der Hauptprotagonist in Mad Men für den Zuschauer, der denken möchte, interessanter als die Durchschnittshelden in den Serien der 80er und 90er Jahre.
Ich begreife nicht, wie Discovery hier aufgeblasen wird zu einem typischen Vertreter von irgendwas innerhalb der Unterhaltungsindustrie. Discovery/ Star Trek ist Leuten in die Hände gefallen, die ausschließlich von kurzfristigem Verwertungsinteresse geleitet werden und eben nicht verstanden haben, welche Möglichkeiten die „Unterhaltungsindustrie“ (von der hier ständig undifferenziert gesprochen wird – als ob es keine Unterschiede zwischen HBO und Netflix und CBS und ARD und RTL 2 gäbe) heute AUCH bietet.
Du behauptest, Roddenberry hätte „eben nicht versucht … gesellschaftliche Entwicklungen zu spiegeln, sondern …“, so als ob er sich als Individuum außerhalb seiner Zeit hätte bewegen können.
Selbstverständlich hat Star Trek gesellschaftliche Entwicklungen widerspiegelt, die es damals eben AUCH gab – für die Bürgerrechte, gegen den Vietnam Krieg, für ein friedliches Zusammenleben der Völker, gegen die Bevormundung und Ausbeutung der Dritten Welt.
Und auch heute gibt es nicht nur Trump, Klimakatastrophe und die Schere zwischen Arm und Reich, die immer größer gemacht wird.
Und die Unterhaltungsindustrie spiegelt ALLES wieder … nicht nur die problematischen Seiten der gesellschaftlichen Entwicklung.
Eine einzelne Serie kann aber auch nur Blödsinn sein … hingerotzt. Sie ist dann „nur“ … weil es so schade um Star Trek ist … mit Mitteln der Satire zu behandeln.
„Und natürlich ist eine Gestalt wie der Hauptprotagonist in Mad Men für den Zuschauer, der denken möchte, interessanter als die Durchschnittshelden in den Serien der 80er und 90er Jahre.“
Möglicherweise, auch wenn ich das nur bedingt so pauschal unterschreiben möchte. Mich stört eher der Eindruck, man könne Figuren nur interessant machen, indem man sie völlig übertrieben proportioniert und ihnen mindestens eine dunkle Vergangenheit und zahlreiche Charakterschwächen mit auf den Weg gibt, so als könnte nur Abgründiges komplex sein. Natürlich ist das nur eine persönliche Meinung.
„Selbstverständlich hat Star Trek gesellschaftliche Entwicklungen widerspiegelt, die es damals eben AUCH gab“
Ich versuche es nochmal etwas deutlicher: Natürlich hat Star Trek gesellschaftliche Entwicklungen gespiegelt, aber eben nicht in seiner grundlegenden Ausrichtung. Die ist nämlich ein Gesellschaftsmodell, dass ein humanistisches Ideal darstellen soll, also fast schon ein Gegenmodell. Eine Vision der Zukunft als Utopia eben. Alles was folgt fußte auf diesem Grundsatz und die Spiegelung gesellschaftlicher Entwicklung erfolgte immer auf einer anderen Ebene innerhalb der Folgen, sie wird also auf ein gesondertes Level gehoben, wenn man so will, das von der Grundprämisse unabhängig ist, so konnte man eben auch dunklere Kapitel schreiben, ohne die Prämisse leiden zu lassen.
Ein prägnantes Beispiel: Sektion 31 funktioniert in DS9 deshalb, weil der Zuschauer weiß, dass es sich um einen Widerspruch zur Natur der Föderation handelt. Bei Disco funktioniert sie nicht, weil sie eine dunkle, misanthropische Organisation innerhalb einer dunklen, misanthropischen Organisation in einem dunklen misanthropischen Universum ist.
@JP1957
Du kannst allgemeine zeitgenössische Tendenzen in der Film- und Serienlandschaft trotzdem nicht abstreiten, auch wenn du es grade krampfhaft versuchst. Wieso gab es so viele schmalzige Heimatfilme in den 50ern als sich die Menschen nach ihren schrecklichen Kriegserfahrungen nach Frieden und Ruhe sehnten? Wieso liefen Propagandafilme im Krieg selbst, wo in den USA selbst Donald Duck dafür in „Der Fuehrer’s Face“ 1943 eingespannt wurde? Wieso verkaufte Roddenberry seine philosophische Utopie (bekannt als „Star Trek“) als einen im Weltall spielenden Western gerade in den 60ern, als Westernfilme Hochkonjuktur hatten und ganz Amerika im Weltraumfieber war durch den von Präsident Kennedy ausgerufenen Wettlauf ins All?
Auch wenn wir natürlich auf einem lebenswerten und geordneten Kontinent wie das zur Ruhe gekommene Europa (Stichwort längste kontinentale Friedensperiode überhaupt) leben und es uns heute so gut wie nie geht, so kannst du die schlechten Seiten wie Klimawandel, Mordanschläge durch Extremisten, wankelmütige Staatsspitzen und einen wieder erstarkenden Rechtsextremismus nicht einfach wegreden, die (also die schlechten Dinge) ja doch zu 90% die Nachrichten beherrschen. Daher halte ich es weiterhin für legitim zu behaupten, STD spiegle die amerikanische Gesellschaft, denn einen Präsidenten Trump, die tiefe gesellschaftliche Spaltung, von Politikern herbeigeredete (bzw erlogene) „alternative Fakten“, die immer größere Macht von Computeralgorythmen auf uns und unser Leben und die Aufweichung und Beeinflussung von Politik und Justiz durch Wirtschaftskonzerne, Lobbys und Geheimdienste kannst du nicht einfach wegreden. Sie sind traurige Realität.
Wieso darf sich Kurtzman davon nicht zu STD inspirieren lassen?
Und natürlich darf es auch Dinge wie „The Orville“ usw. geben, auch wenn ich bei meinen Aussagen bzgl. STD bleibe. Immerhin haben wir ja trotzdem alle immer noch einen eigenen Willen und sind nicht alle gleichgeschalten. Ich habe nie gesagt, dass deshalb ALLES in der Film und Serienlandschaft gleich sein MUSS, das wäre ja völlig absurd.
Die Weltlage ist absurd und chaotisch und Dystopien funktionieren eben aktuell wunderbar im Verkauf (nicht nur beim Film, sondern auch in der Literatur, oder im Comic).
Da ist es nicht soweit her, dass sich ein Vogel wie Kurtzman davon -bewusst oder unbewusst- inspirieren lässt bei seinen Würfen. Man gebe dazu dann noch einen Schuss von der persönlichen kurtzmanschen Note (aka Unfähigkeit zu Unterhalten) und voila! Ein fabelhaftes Meisterwerk wie Discovery ist geboren, das noch in hundert Jahren von Kritikern keuchend in einer Reihe mit „Metropolis“ und „Schindlers Liste“ genannt wird (oder so).
Hier schießt ja wirklich alles ins Kraut.
Es gäbe manches zu sagen, aber ich lasse es. Nur die Banalisierung von Roddenberrys Weitblick möchte ich doch nicht unwidersprochen stehen lassen.
Kurz vorweg: Niemand (vor allem nicht Klapo) fordert hier eine „Heile-Welt-Serie“, was Star Trek auch nie war und nie sein sollte. (Angesichts von Erfolgen von „Downton Abbey“ oder „Big Bang Theory“ halte ich die These, dass „Heile-Welt-Serien“ heute nicht gefragt oder modern sind, ohnehin für abwegig.)
Dass sich Roddenberry aber stets dem „Zeitgeist“ angepasst hat, und daher „Discovery“ eben im Grunde nichts anderes sei als das, was Roddenberry getan hat, macht mich als These dann doch fassungslos.
Die Mondlandung war ein Aushängeschild des Kalten Krieges, und in einer solchen Atmosphäre des Gegeneinanders brachte Roddenberry eine Serie, in der die Völker der Erde in Kooperation das All erforschen. In einer Zeit der Rassenkämpfe brachte Roddenberry eine Offizierin mit schwarzer Hautfarbe, die voll integriert ist.
Und die „Next Generation“ entstand in den 1980er Jahren, als jeder glaubte, der Finanzkapitalismus würde wunderbar funktionieren und könne aus jedem einen Millionär machen. In dieser Atmosphäre brachte Roddenberry eine anti-kapitalistische Serie, in der die Menschheit ganz andere Ziele verfolgt.
Im Pilotfilm der „Next Generation“ sehen wir ein Einkaufsparadies auf der Farpoint-Station, wo alle „Shopping-Wünsche“ erfüllt werden. Picard behauptet gegenüber Q, die Menschheit habe sich fortentwickelt. Q will das testen. Q will herausfinden, ob die Menschen in der Lage sind, sich für das unsichtbare Leiden hinter diesem scheinbaren Paradies zu interessieren. Denn das Paradies auf Farpoint-Station beruht auf der qualvollen Ausbeutung eines Wesens.
Die für Mensch und Natur hochgiftige Förderung seltener Erze oder die unmenschlichen Arbeitsbedingungen in südkoreanischen oder chinesischen Betriebsstätten führen uns ins Handy-Paradies und geben linksliberalen Hipstern ein gutes Gefühl beim Kauf eines E-Autos. Das macht die Pilotfolge der „Next Generation“ noch immer aktuell und würde dem heutigen Zeitgeist sogar eher entsprechen als dem der 1980er Jahre.
Es ist also schon ein starkes Stück, jemanden wie Roddenberry, der sowohl in den 1960er Jahren als auch in den 1980er Jahren eben nicht im Zeitgeist gefangen, sondern seiner Zeit voraus war, eine Anpassung an den Zeitgeist zu bescheinigen.
Das alles hat aber ohnehin nichts mit dem zu tun, was Klapo geschrieben hat!
Man müsste die schwarzen Sektion-31-Abzeichen nur gegen Hakenkreuze austauschen, und die Serie würde ohne jede weitere Änderung als Parallelwelt-Nazi-Serie funktionieren.
Und das ist weit mehr als ein „ist halt Zeitgeist“ oder „ist halt Inkompetenz“. Das ist die haarsträubende Pervertierung einer Serie, deren Genialität und Weitsichtigkeit offenbar auch hier im Kommentarbereich von vielen immer noch bestritten wird.
@Serienfan
Die Analyse leidet daran, einen vermeintlichen „Zeitgeist“ zu konstruieren, dem Roddenberry voraus gewesen sei. Das linksliberale Hollywood, dem auch „Discovery“ entsprungen ist, war nie dem jeweiligen vermeintlichen „Zeitgeist“ wie Kalter Krieg, Rassismus, Kapitalismus, Nationalismus, usw., verhaftet. „Discovery“ ist aus vielen, hier bereits genannten Gründen schlecht. Aber es ist, mit 12 Jahren Abstand, nur eine „folgerichtige“ Weiterführung von Fehlentwicklungen, die sich bereits in den Spätphasen von DS9, VOY und ENT abgezeichnet haben. Der Charakter Michael Burnham trägt viele Züge von Captain Archer in sich: gereizt, ungeduldig, unsympathisch, besserwissend, moralisch oberflächlich bis skrupellos. Auch Sisko und Janeway hatten diese Züge.
Mir hat es nie sonderlich gefallen, wenn die innere Zerrissenheit eines Seriencharakters offensiv entwickelt und zu sehr strapaziert wurde, wenn man versuchte, die Charaktere mit all‘ Ihren Hintergründen und Fehlern als „Menschen“ zu zeigen. Star Trek hat immer auch von seinen Stereotypen gelebt. Ich hielt Datas Emotionschip für keine gute Idee, konnte dem ausrastenden Picard in „Der erste Kontakt“ nichts abgewinnen, hasste es, wenn Sisko, Janeway oder Archer eigene Verbrechen mit pseudomoralischem, pathetischem Geschwätz rechtfertigten.
Discovery ist für mich, nicht nur, aber vor allem, deshalb schlecht, weil es als Prequel alles zerstört, was TOS und TNG etabliert haben, allen voran die relativ heile Forscherwelt der Sternenflotte, in der eine Raumschiffcrew mit Neugier, zivilisiert und gebildet, aber nicht allmächtig und allwissend, die unendlichen Weiten des Raumes bereist. Bei DSC spielen Entfernungen, unabhängig vom Sporenantrieb, überhaupt keine Rolle. Alle springen mit Raumschiffen und Shuttles lustig durch die ganze Galaxie, sind bald hier, bald dort, können alles, wissen alles. Eben noch auf Q’onos, zwei Minuten später auf Vulkan. Nicht, dass es solche Widersprüche nicht auch schon in den anderen Serien gegeben hat. Aber bei DSC werden die Naturgesetze und die durch den Kanon vorgegebenen „Tatsachen“ endgültig und ohne Not über den Haufen geworfen, nur um der billigen Effekte willen und offenbar der Faulheit der Autoren geschuldet. Die Crews aus TOS und TNG wirken gegen die Übermenschen aus DSC wie Volltrottel. Als Sequelserie im 25. Jahrhundert hätte man diesbezüglich noch ein Auge zudrücken können, für eine Prequelserie ist das unverzeihlich.
Ich kann Dir ja in allem zustimmen, doch Ausgangspunkt ist nun einmal der Text von Klapo.
„Star Trek“ hat längst die tatsächlich vor vielen Jahren begonnene Sphäre ärgerlicher Unlogik verlassen und ist nun bei reinem Faschismus angekommen, mit dem sich die „woken“ Identifikationsfiguren doch erschreckend leichtfertig arrangieren.
Gut, wir leben in Zeiten, in denen sich irgendwelche verblendeten Millionäre in Hollywood für links halten, während sie McCarthyismus verbreiten. Da braucht man sich nur „The View“ ansehen, wo diese angeblich „links orientieren“ Damen eine Pamela Anderson anfeinden, weil diese sich gegen die Folterungen von Julian Assange ausspricht, und Tulsi Gabbard als „russische Marionette“ beschimpfen, weil sie völkerrechtswidrige US-Kriege beenden will.
Datas Emotions-Chip, Picards irrationales Verhalten, Archer Launenhaftigkeit … Kann man gut finden oder nicht (ich finde sie auch nicht gut), aber machen nicht aus Roddenberrys Grund-Idee eine dystopische Nazi-Welt. Das ist schon noch mal eine andere Liga des Holzweges, und ich muss mich wirklich fragen, ob so manche Hollywood-Autoren jetzt derart weitgehend den Verstand verloren haben, dass sie eine Nazi-Parallelwelt für „woke“ halten, solange darin genug „people of color“ und Schwule vorkommen.
Ich denke, wir sind uns einig, dass DSC etwas anderes ist als TOS und TNG. Nur weil „Star Trek“ und „created by Gene Roddenberry“ draufsteht, ist es noch lange kein Star Trek im Sinne von Roddenberry. Aber selbst TNG nahm nach Roddenberrys Tod schon andere Töne an. DS9, VOY und ENT hätten in dieser Form sicher ebenfalls nicht Roddenberrys Zustimmung gefunden. Insofern ist eine ständige Weiterentwicklung festzustellen. Trotz einiger Höhepunkte und gut geschriebener Episoden in den drei vorgenannten Serien waren Kritiker und Zuschauer zunehmend weniger begeistert. Es ging qualitativ und inhaltlich in Bezug auf das „Roddenberry Star Trek“ kontinuierlich bergab.
DSC schlägt zwar dem Faß den Boden aus. Aber es ist ja nicht so, dass DSC nach der vierten TNG-Staffel vom Himmel gefallen ist, sondern dazwischen liegen 25 Jahre Star Trek- und TV-Entwicklung. Zwischen TOS und DS9 lag genauso viel Zeit und diese Serien sind ebenso wenig vergleichbar.
Als ernsthaftes Prequel zu TOS kann ich DSC nicht betrachten. Die Versuche, auch in der Memory Alpha, das in den bisherigen Kanon einzuarbeiten, insbesondere auch Spocks Familiengeschichte umzuschreiben, sind irgendwie traurig. Für mich spielt die Serie komplett in einem Paralleluniversum und ist als solche bestenfalls schlecht geschrieben. Insofern kann ich mich auch nicht darüber aufregen, man habe irgendwie Roddenberrys Star Trek kaputt gemacht. Das berührt „mein“ Star Trek der Jahre 1966-2001 überhaupt nicht, ebensowenig wie ENT. Das „Schöne“ an Prequels ist ja immerhin, dass sie in den älteren Serien nicht erwähnt werden.
„Ich denke, wir sind uns einig, dass DSC etwas anderes ist als TOS und TNG.“
Gut, jemand, der hier widerspricht, dürfte die Grenze des Schwachsinns überschritten haben und einen Elefanten nicht von einem Wellensittich unterscheiden können. :-)
„Das berührt ‚mein‘ Star Trek der Jahre 1966-2001 überhaupt nicht.“
Etwas, das in Namen von Star Trek produziert wird und dabei aus einer kultur-offenen Föderation einen Faschisten-Club macht, „berührt“ sehr wohl Star Trek.
Ich frage mich aber vor allem, was Du von mir als Fan erwartest? Blinder Gehirn-Ausschalt-Konsum? Gleichgültigkeit? Achselzuckendes Schweigen? Stille Resignation?
Das ist eine ernst gemeinte Frage!
Es ist ja jetzt nicht so, dass ich mit Plakaten vor dem Paramount-Gebäude demonstriere. Ich trage wegen „Discovery“ keine schwarze Kleidung. Ich habe mich nicht in ein Kloster zurückgezogen. Ich verbrenne auch nicht meine Star-Trek-DVDs. Und werde auch nicht deswegen zum Alkoholiker oder wähle aus Protest die AfD.
Ich habe wenige Folgen der ersten Disco-Staffel und noch weniger Folgen der zweiten Staffel gesehen und veröffentliche über das Gesehene meine Meinung im Internet.
Das ist es.
Aber offenbar ist das schon zu extrem.
Daher frage ich mich ernsthaft, was Du von mir erwartest? Welche „Einsicht“ soll ich mir Deiner Meinung nach aneignen? Dass diese Art von Star Trek „alternativlos“ ist?
Wie soll ich als Fan auf ein Star Trek, das sämtliche Prinzipien des Geschichten-Erzählens und der Vorbildfunktion einer ethisch fortschrittlichen Menschheit über Bord wirft, „angemessen“ reagieren?
Das würde ich wirklich gerne wissen!
Ich verstehe ja, wenn mich die Macher des neuen Star Treks als Fanatiker beschimpfen. Nur: Mein Fanatismus war den Produzenten von Star Trek hoch willkommen, als er dazu führte, dass ich deswegen ein Vermögen für allerlei Videokassetten und Merchandise ausgab.
Und schon damals habe ich meine Meinung über „Star Trek“ verbreitet.
Natürlich ist dieser exakt gleiche Fanatismus für die Disco-Produzenten höchst unbequem, weshalb mich solche Leute gerne als „toxisch“ beschimpfen, weil ich den Dreck, den sie mir vorsetzen, nicht gut finde.
Kann ich ja nachvollziehen!
Ein völliges Rätsel aber sind mir Leute wie Du, die mir dauernd irgendwie einreden wollen, dass ich mich mit irgendwas abzufinden habe.
Ich HABE mich damit abgefunden. Zugleich aber habe ich eine Meinung, die ich äußere. Diese beiden Verhaltensweisen sind durchaus nicht im Widerspruch!
„Das ‚Schöne‘ an Prequels ist ja immerhin, dass sie in den älteren Serien nicht erwähnt werden.“
Wenn Du scharf darüber nachdenkst, wirst Du erkennen, dass das exakt gleiche logischerweise sehr wohl auch für Sequels gilt. Es fällt mir also schwer, das als Pluspunkt zu werten.
@Serienfan
Ich erwarte von Dir gar nichts. Ich kann die Aufregung und die völlig überzogenen Vergleiche und Analysen nur nicht nachvollziehen. Man ist ja in den letzten 20 Jahren auch um ca. 20 Jahre älter geworden. Ich nehme das inzwischen achselzuckend zur Kenntnis. Ich schaue auf Nimoys Spock doch nicht anders, nur weil er von Ethan Peck und Zachary Quinto zu einem durchgeknallten Perückenständer gemacht worden ist.
Wenn in zwei Wochen Luke Skywalker als irre gewordener Machtgeist nackt durch’s Bild tanzte und „Ding dong die Hex‘ ist tot“ sänge, würden dadurch die Episoden IV bis VI doch nicht schlechter.
Mir kommt da immer eine mündliche Abiprüfung in den Sinn, der ich vor 30 Jahren als Zuschauer beigewohnt habe:
Prüfer: „Wie würden Sie Faust II im Verhältnis zu Faust I bewerten?“
Abiturient (wie selbstverständlich): „Tja, äh, doof.“
Prüfer: „Ausgezeichnet. Besser hätte ich es auch nicht ausdrücken können.“
Mehr Gelassenheit, please.
„Ich nehme das inzwischen achselzuckend zur Kenntnis.“
Dein Motto ist also: Achselzucken über Star Trek, aber leidenschaftlicher Widerspruch über Meinungen zu Star Trek.
Das ist dann wohl der Unterschied zwischen uns.
Ich kann nicht fassen, was erwachsene, hoch bezahlte Personen für einen Murks mit Star Trek verzapfen und äußere diese Fassunglosigkeit.
Und du kannst nicht fassen, dass das jemand nicht fassen kann und äußerst diese Fassungslosigkeit.
Wenn das eine sinnlos ist, dann ist das andere als Differenzialrechnung (the power of MATH!!!) die Ableitung dieser Sinnlosigkeit.
„Ich schaue auf Nimoys Spock doch nicht anders, nur weil er von Ethan Peck und Zachary Quinto zu einem durchgeknallten Perückenständer gemacht worden ist.“
Bei mir ist die Meinung über die Leistung Nimoys sogar gestiegen.
„Mehr Gelassenheit, please.“
Um Albatros Wilbur aus „Bernard und Bianca im Känguruland“ zu zitieren: „Wenn ich noch gelassener wäre, dann wäre ich tot.“
Na mal sehen wie das ganze in Star Trek Picard weitergestrickt wird. Mit ein wenig Glück (und viel viel beten) kann der kommenden Serie ja vielleicht doch noch ein letzter Rest der humanistischen Utopie aus TNG-Zeiten anhaften (was die Produzenten in den bisherigen Trailern einfach vergessen hatten zu zeigen), immerhin soll es ja eine Fortsetzung der nächsten Generation sein, man darf gespannt sein. Picard wird jetzt die Messlatte sein, an der Kurtzman beweisen kann/wird, ob er sich überhaupt ernsthaft für Star Trek interessiert, oder es ihm ein für alle mal egal ist. Die Umsetzung einer Fortsetzung eines Erfolgs mag sich ja vielleicht doch einfacher gestalten (ideenmäßig), als ein im luftleeren Raum dümpelnden Prequel, das sich alles selbst zusammenschustern muss.
Ich zumindest wünsche mir das sehr, dass es besser wird, TNG gefällt mir immer noch am besten, auch von seiner Philosophie her (übrigens ein Wort, das Burnham heutzutage gar nicht einmal mehr auch nur buchstabieren kann).
Zunächst: Klapos Beitrag ist vollkommen in Ordnung. Ich habe lediglich zu Beiträgen geschrieben, die Discovery als repräsentativ für die derzeitige Serienlandschaft erklärten und im weiteren die derzeitige gesellschaftliche Situation so schwarz in schwarz zeichneten, dass ich es nicht mehr aushielt.
@serienfan: „Und das ist weit mehr als ein „ist halt Zeitgeist“ oder „ist halt Inkompetenz“. Das ist die haarsträubende Pervertierung einer Serie, deren Genialität und Weitsichtigkeit offenbar auch hier im Kommentarbereich von vielen immer noch bestritten wird.“
Na klar – TOS und TNG und auch – finde ich im Gegensatz zu G.G.Hoffmann – DS9 waren tolle und außergewöhnliche und (die ersten beiden) utopische Glanzlichter der Seriengeschichte. Aber selbstverständlich war Roddenberry in den 60er Jahren und später mit seinen Ideen des friedlichen Zusammenlebens von Völkern, der Achtung indigener Kulturen,der Absage an Geld und Profitstreben kein Unikat … überall sprossen Initiativen, Bewegungen, Parteien hervor, die diese Ideen propagierten. Klar – sie waren nicht und wurden nicht zum Hauptstrom der Gesellschaft, aber es gab sie überall. Insofern war Roddenberry „nur“ ein Kind seiner Zeit und TOS spiegelte „nur“ Entwicklungen in der Gesellschaft, die es auch gab. Eine Afroamerikanerin auf der Brücke? Für das Fernsehen war das außergewöhnlich … aber die Bürgerrechtsbewegung existierte da schon mehr als 10 Jahre und hatte ihre größten Erfolge 1964 schon errungen!
Mir bleibt schleierhaft, warum Nestroy, der sich ja offenbar für einen kritischen Zeitgenossen hält, nicht „zugeben“ kann, dass „unsere“ Gesellschaft voller Widersprüche ist und es auch/ immer noch fortschrittliche Errungenschaften gibt, von denen wir zehren (seit 1776/1789/1949).
Ein letzter Gedanke zum Katastrophismus von so manchem: Wer sich mit der Studentenbewegung der 60er Jahre befasst, stößt darauf, dass sie damals die Gesellschaft kurz vor der Refaschisierung sah.
Dabei folgte im Anschluss der größte Liberalisierungsschub in der Geschichte der Bundesrepublik.
Nur deshalb konnte Star Trek auch so groß werden!
Ich stimme Klapo im Großen und ganzen zu. Warum sollte neben Konservatismus und Sozialismus der Liberalismus keine totalitäre Form annehmen können? Genau genommen schafft ja die immer stärkere Atomisierung der Gesellschaft bis zur völligen Isolierung des Individuums von allen anderen isolierten Individuen dasselbe Panoptikum, dass Faschismus und Stalinismus erbaut haben.
Kurtzman und Konsorten sind Apologeten der völligen Perversion einer ansonsten guten Idee (Liberal zu sein ist ja nichts per se negatives, ebenso wie sozial oder konservativ zu sein).
Der These einer dystopischen Totalitärdisco ließe sich aus meiner Sicht sogar noch ein Argument hinzufügen, dass ich bislang noch nirgends gehört habe: Es existieren so gut wie keine Zivilisten im Kurtzman-Universum!
In allen anderen Trekserien waren die immer vorhanden, mal mehr, mal weniger. In Disco gibt es eigentlich nur drei: Amanda, Sarek und Mudd. Burnhams Mutter zählt da noch nicht mal, da sie nach einmal Abschiedsgeheule sowieso aus der Geschichte geflogen (oder gesogen?) ist und in ihrer dramatischen Funktion auch durch ein Pfund Apfelsinen hätte ersetzt werden können. Selbst Sarek ist ja kein wirklicher Zivilist, sondern Diplomat (und damit auch wieder Staatsdiener). Amanda konnten sie nicht rausschreiben, weil a) selbst diese Hohlschädel von Autoren mitbekommen haben müssten, dass Spock ohne Mutter irgendwie nicht logisch auf diese Welt gekommen wäre und b) weil dann eine weibliche Rolle weniger gewesen wäre. Bleibt nur noch Mudd – und der wird als Terrorist dargestellt, der er im Original nie war.
Hintergrundzivilisten gibt es nur in zwei Folgen – in der letzten Folge der ersten Staffel, wo sie als abgehalfterte Hedonisten Möchtegern-Adolfette zeigen, wie man Sex hat, ohne ihn zu haben. Und in „New Eden“, wo alle Bewohner ganz gildenhaft sind, was ihre Vorväter schon waren (wissen ja alle, dass das Ingenieurswissen über die Blutlinie weitergegeben wird).
In Disco existieren ansonsten nur ständig uniformierte Personen, die ich noch nie in Freizeitklamotten gesehen habe. Alle Figuren sind immer einer (stark militarisierten) Organisation zugeordnet. Außer Mudd und Amanda gibt es niemanden, der nur aus sich heraus und tatsächlich individuell handelt. Ich kann mir zu keinem Zeitpunkt eine von diesen Witzfiguren auf Riza vorstellen, außer bei einer Invasion.
Kurtzman hat eine in der Tat völlig dystopische, weil totalitäre Version von Trek geschaffen, die voll und ganz abzulehnen ist. Die Sternenflotte ergibt sich voll und ganz der Militarisierung, dass ich eigentlich erwarte, dass in der dritten Staffel Kirk plötzlich aus dem echten Trek-Universum in diese Parallelhölle springt (Mirror, Mirror) und diesen Spuk für immer beendet.
Oder um es abschließend mit Spocks Worten zu verdeutlichen:
“It was far easier for you as civilised men to behave like barbarians, than it was for them as barbarians to behave like civilised men.“
Ich glaube, man muss ein wenig unterscheiden zwischen Drehbuch und Inszenierung. Die Drehbücher von DSC sind zwar auch nicht preisverdächtig. Aber selbst die etwas pathetischen und oft überspannt wirkenden Dialogen könnte mit den „richtigen“ Schauspielern ganz anders wirken. Es steht ja nicht in den Drehbüchern, dass alle Beteiligten immer wie aufgescheuchte Hühner durch die Gegend laufen, overacten und mit Kampfsprüngen auf’s Klo gehen sollen. Selbst die von Jonathan Frakes inszenierten Episoden wirken nicht wesentlich aufgeräumter, da es hier offenbar hinsichtlich Tempo, Schnitt und Look entsprechende Vorgaben gibt, die der „Marvelisierung“ der Sehgewohnheiten geschuldet sind.
Lächerlicherweise hat DSC die Freigabe FSK16, weil man meint, exzessive Gewalt sei „erwachsen“, aber man sich in 55 Jahren noch immer nicht getraut hat, eine einzige „erwachsene“ Nackt- oder Sexszene zu zeigen.
Demgegenüber ist „The Irishman“ – bei allen Vorbehalten gegenüber dem Film – ein Musterbeispiel für eine klassische filmische Erzählweise. Ein „abendfüllender“ Film im wahrsten Sinne des Wortes. 3,5 Stunden oft quälend lange Einstellungen und Dialoge (für heutige Sehgewohnheiten). Hätte man Sonequa Martin-Green die Hauptrolle gegeben und die Inszenierung auf 100 Minuten zusammen gequetscht, wäre das ein ganz anders wirkender Film trotz gleicher Dialoge.
Will sagen: was nützten die besten Drehbücher, wenn die Regisseure den Erwartungen der Produzenten entsprechen müssen, eine „moderne“ Actionserie zu produzieren, in der alles irgendwie „cool“ wirken soll? Ich denke mir bei manchem Discovery-Drehbuch: wenn man sich das ganze in dem Tempo von „Das unentdeckte Land“, charismatischen Schauspielern, weniger Action und CGI-Klimbim vorstellte, wäre es vielleicht gar nicht schlecht. Der hochwertige, kinomäßige Look der Serie hätte jedenfalls viel mehr Potential.
Hier kommt eine interessante Meinung zum Ausdruck, die wie ein Virus-Meme immer mehr um sich greift.
Ich gebe diese Meinung mal überspitzt wieder: „Früher war alles langsamer, ‚The Irishman‘ ist daher ein Film wie früher.“
Ich sehe das völlig anders.
Frühere Filme haben ein enormes Erzähltempo. Wer das anzweifelt, soll sich doch bitte alte Serien und Filme ansehen. In einem Teaser von „Bonanza“ passiert oft mehr als in einer ganzen Folge von „Mandalorian“. Auch die Spannungskurven sind bei Weitem steiler. Und Action gibt es ohnehin permanent. In „Frankensteins Braut“ wimmelt es von schnellen Schnitten, schneller Erzählung, und schneller Action. Und es geht auch gleich actionreich los!
Früher waren ja Filme auch nur im extremen Ausnahmefall so lang wie heute ein durchschnittlicher Marvel-Film.
Wenn ich also „klassische Filmunterhaltung“ im Stil von „Der Zauberer von Oz“, „Der Mann, der Liberty Valance erschoß“ oder Hitchcocks „Der unsichtbare Dritte“ möchte, dann ganz sicher nicht, weil ich mich nach einer angeblichen Langsamkeit zurücksehne. Ich vermisse das Erzähltempo und die Erzähldichte von einst. Es dauert nur Minuten, und Dorothy wirbelt bereits im (auch tricktechnisch noch immer eindrucksvollen) Hurrikan nach Oz. Der Film hat kaum begonnen, und James Stewart wird ausgeraubt und verprügelt. Es sind nur wenige Minuten vergangen, und Carry Grant wird von brutalen Gangstern entführt, die ihn umbringen wollen.
Wenn ich heutige Filme sehe, dann sehne ich mich nach der Schnelligkeit von früher.
Für mich ist eine ausufernde Actionszene eine neue Form von Langsamkeit, bei der ich ungeduldig werde, da sie eher den Zweck zu erfüllen scheint, dass die angepeilte Zielgruppe auch mal problemlos 10 Minuten twittern, chatten und live-streamen kann, ohne irgendwas zu verpassen. Ich finde diesen Leerlauf (wenn er nicht ausnahmsweise so brillant inszeniert und choreografiert ist wie bei „John Wick“) aber unerträglich fad.
Noch eine Anmerkung: Der angeblich „moderne Inszenierungsstil“ von Discovery kommt ja gerade in Marvel-Filmen überhaupt nicht vor. Die sind nämlich meist extrem einfallslos (oder, um es positiv zu sagen, zurückhaltend) inszeniert. J.J. Abrams hat als einer der wenigen einen sehr virtuosen Inszenierungsstil, und den nahm man wohl bei Disco als Vorbild. Im Gegensatz zu den Abrams-Nachahmern von Disco kann Abrams aber halt auch mit einer Kamera umgehen (das zumindest muss man ihm zugestehen).
Ich bin auch der Meinung, dass ältere Filme nicht wesentlich langsamer sind als moderne. Wie heute Szenen geschnitten werden hat in den seltensten Fällen was mit der erlebten Geschwindigkeit zu tun, sondern soll zwei Zwecken dienen: Vor allem ist es billiger, wenn man für aufwendige Szenen mehr redundantes Material als Ersatz hat, falls irgendwas den Dreh versaut. Man schaue sich nur mal den Szenenaufbau alter Chaplinfilme an. Die waren teils enorm kompliziert und minutenlang, ohne dass die Kamera sich überhaupt bewegt hat. Wehe, der Chaplin fällt in Modern Times doch mit dem Rollschuh das Kaufhausloch hinunter – was das an Zelluloid kostet, das noch mal zu drehen! Zweiter Zweck – mittelmäßiges Schauspiel kann bis zu einem gewissen Grad ebenfalls getunt werden. Und Mittelmäßigkeit ist nun mal die herrausragendste Fähigkeit in der Maße.
Ich behaupte, ältere oder langsam geschnittenere Filme wirken nicht besser oder übersichtlicher, weil man zeitlich hinterherkommt oder das so ein warmes, wohliges Gefühl der Nostalgie gibt. Sie sind viel mehr auf auf WIRKLICH gute Darsteller angewiesen und als Zuschauer bekommt man das dann in der Regel auch eher mit, dass da echte Leistung hinter steckt.
Ich nehme mal dieses CGI-Blitzrumgeschnipsele mit 20 Szenen pro Sekunde aus, weil es da eher darum zu gehen scheint, medizinische Studien darüber anzufertigen, ob man ein Schleudertrauma auch bei null einwirkender kinetischer Energie bekommen kann,
„Ohne dass die Kamera sich überhaupt bewegt hat.“
Meinst Du diese Szene? https://youtu.be/kPcEFHA3X0c
Ja.
Und – oha, so kann einen die Erinnerung täuschen!
Eine sehr fruchtbare Diskussion ist das hier.
Da hat es sich tatsächlich gelohnt, unsere Besucher mal 3 Jahre von einer KI analysieren zu lassen (= von mir selbst, halt nur mit 3 Glühweinen im Kopp, für eine höhere Fehlerquote), um genau die Knöpfe zu drücken, die gedrückt werden sollten. Zum Beispiel: Sind schwarze Bürgerrechtler nachts kälter als draußen? War Gene Roddenberry eigentlich eine emanzipierte Frau? Hatten kommunistische Drehbuchautoren Angst vor der französischen Revolution?
Aber mal im Ernst:
So spannend ich die widersprüchlichen Antworten auf diese Fragen auch finde („Der Herr der Ringe ist doch auch nur eine billige Wiederholung von ‚Das Fenster zum Hof‘, mein Herr!“), so interessant fände ich es ja tatsächlich, mal ein paar Analyse-Ebenen weg zu lassen.
(Ich fordere das nicht wirklich, aber vielleicht nur mal als Gedankenexperiment)
Das heißt, man betrachtet nur die HANDLUNG für sich, ohne auf andere popkulturelle Produkte zu verweisen. Ich fänd’s auch mal erfrischend, die Dialoge, Figuren und Gefahren für SICH zu betrachten, ohne zu spekulieren, ob es nun 60% Autoren-Inkompetenz ist, 30% Studiopolitik und 10% Innere Autorenüberzeugung. Oder halt jede beliebige andere Prozent-Zusammenstellung. Am Ende geht es ja doch um das, was hinten rauskommt.
Manchmal muss man einfach mal ein vollgeschissenes Bahnhofsklosett anschauen und sagen: „Jau. 80% Braun, der Rest sind Fliesen. Kombiniere: Das macht dann wohl 2 Kilo Kot pro Woche. Dafür braucht man dann 15 Liter Putzwasser und eine halbe Flasche Meister Proper.“
Was wir hier aber oft machen (ich nehme mich da nicht aus) ist aber: „Der Günther, der hat aber vor 70 Jahren schon mit öffentlichen Zuscheißen angefangen. Aber damals haben die Leute ja auch noch 20% mehr Sauerkraut gefressen. Das kommt davon, weil Sauerkraut im 18. Jahrhundert Skorbut verhinderte. Spinat hingegen wirkt ja eher…“
Letztere Betrachtungsweise KANN sehr interessant sein, lenkt aber manchmal von der Grundfrage ab.
Aber wie gesagt: Nicht aufhören!
Für mich ist die Serie jedenfalls ein faschistisches Fest, ganz egal, was TNG früher gemacht hat, ob das zum Zwecke von mehr Action geschieht oooder ob es am eher geringen Alter der Autoren liegt. Wie gesagt: Meistens sprechen die Szenen einfach für sich selbst. Und dann braucht man gar nicht den x-ten DS9- und Hitchcock-Vergleich.
Gute Anregung. Mein Tipp: Müsste Disco für sich selbst sprechen und würden wir nur die aneinandergereihten Szenen betrachten, dann gäbe es gar keine Diskussion hier. Würde auf Disco nicht „Star Trek“ draufstehen, dann wüsste bis heute niemand von uns was eigentlich CBS-All-Access ist und wer dieser Kurtzman eigentlich ist. Ohne den Markennamen wäre eine Serie namens „Discovery“ nämlich nur eine Aneinanderreihung von überforderten Schauspielern, die doofe Sachen sagen müssen.
Alle anderen Diskussionen kämen gar nicht zustande, dafür brauch es nämlich in der Regel eine Grundlage; und die bietet Disco eigentlich gar nicht.
Hab ich das nicht schon oben gesagt: Disco ist einfach Blödsinn.
Um Wolfgang M. Schmitt von der Filmanalyse zu zitieren. Bald könnte auf Filmplakaten der Warnhinweis stehen: „Kann Spuren von Handlung enthalten.“
In einer solchen Phase mehr „Handlungs-Betrachtung“ zu fordern, ist natürlich nicht ohne Witz. Aber lieber Klapo, mit viel Anstrengung schaffen wir sicher das Kommentar-Niveau von Serienjunkies.de.
Für sich selbst stehend wäre DSC eine ziemlich hochwertig produzierte SF-Serie mit mittelmäßigen Drehbüchern und einer immer noch überspielenden und unsympathischen Hauptdarstellerin. Aber alle Kritikpunkte, die wir hauptsächlich deshalb haben, weil vieles nicht in den Kanon passt, entfielen und somit auch ein wesentlicher Teil der Kritik. Ich würde hoffnungsvoll, aber mit der gleichen Gleichgültigkeit wie auf jedes andere TV-Produkt, auf die nächsten Staffeln blicken.
Wenn das eine SF-Serie losgelöst vom Star Trek Universum wäre, würde auf dieser Seite auch kaum jeder Schnipsel so intensiv beleuchtet. Das Gedankenexperiment, DSC für sich allein zu betrachten, kann daher nicht recht gelingen.
@Serienfan:
„In einer solchen Phase mehr „Handlungs-Betrachtung“ zu fordern, ist natürlich nicht ohne Witz. Aber lieber Klapo, mit viel Anstrengung schaffen wir sicher das Kommentar-Niveau von Serienjunkies.de.“
——–
Deren Schulaufsatz-Zusammenfassungen sind natürlich nicht, was ich meinte; das weißt du sicher auch.
Mir fehlt aber generell oft (auf Zukunftia geht es ja im Allgemeinen) eine bodenständige Betrachtung eines Films. Es muss ja irgendwas geben zwischen:
„Für Fans des Genres ein solider Thriller, der sich Klischees bedient und mit sympathischen Charakteren zu glänzen weiß.“ (Cinema)
und
„Alles LOOOL, Alter!!! Geilste Movie Eeeever!“ (Internet-Kommentare)
und
„Star Trek Beyound verweist klar auf die Anfänge des Italo-Westerns. Man denke nur an den Tresor-Raub in ‚Drei Hühner und ein Schakalakka’…“
Ich bin da ja eher simple-minded. Zeigt mir ein-zwei Szenen als Beispiel, erklärt, warum das gut oder schlecht gelöst wurde, sagt mir dann noch, ob die Bösewicht nur fies wurde, weil er in einen Legostein getreten ist – und ich bin fast schon glücklich.
Das würde für diesen Artikel hier bedeuten: Nicht ständig erwähnen, dass es keine Dystopie sein kann (da die Autoren ja sooo schlecht sind), sondern mit mir diskutieren, warum zum Henker Section 31 ERWÜNSCHT gegen die Sternenflotte arbeitet.
Das wäre eine inhaltliche Betrachtung (wobei eine historische natürlich generell auch okay ist, wie hier gerade zu sehen). Und das finde ich persönlich halt spannender als nach 3 Zeilen stets zu dem Schluss zu kommen, dass man die inhaltliche Betrachtung bereits abbrechen kann, da man gerade zufällig einen Klassiker nennen möchte. Oder dass man das nicht diskutieren kann/muss/sollte, weil die Autoren halt so mies sind. Oder man das unbedingt wieder mit TOS vergleichen will, weil das interessanter erscheint, als mal kurz drüber nachzudenken, was eigentlich bei STD konkret passiert ist.
Wie gesagt, das ist kein Vorwurf, aber in einem Schulaufsatz würde ich bei 80% der Leute hier drunter schreiben: Thema nicht beachtet/zu sehr abgeschweift.
3 +
Natürlich ist das hier keine Abschlussarbeit, aber da wir hier ja alle furchtbare Klugscheißer sind, vergesse ich das gerne mal.
@Klapo
Ich bin inzwischen noch einfacher gestrickt. Ich finde einen Film oder eine Serie/Episode einfach subjektiv gut, schlecht oder lala. Wenn mit etwas gefällt, möchte ich es mir auch nicht kaputt analysieren. Umgekehrt kann man mir ein Produkt nicht schönreden, wenn es mir persönlich nicht gefällt.
Ich räume ein, dass ich bei Star Trek immer noch eine gewisse Ausnahme mache, weil es mir vielleicht 5% mehr am Herzen liegt als andere Produkte. Aber insgesamt finde ich diese absolutistischen und pseudointellektuellen Überanalysen, sofern sie ernst gemeint sind, ziemlich albern und selbstgefällig.
Man kann doch ohnehin niemand vom Gegenteil überzeugen. Der eine findet einen Roman großartig, der andere hält den ersten ob dieser Ansicht für einen geistigen Tiefflieger. Kritiken nehme ich gerne als Orientierungshilfe, um unter den unzähligen Produktionen jene zu wählen, die keine völlige Zeitverschwendung versprechen. Diskussionen über Filme, Bücher, Theaterstücke, etc. sind bis zu einer gewissen Grenze unterhaltsam und spassig. Spätestens wenn der Typ „pseudointellektueller Klugscheisser“ auf den Plan tritt, wird es jedoch lächerlich.
Da ich – wie alle hier – ein sehr weltoffener, toleranter und gebildeter Zeitgenosse bin, kann ich diese Sichtweise selbstverständlich verstehen und vollkommen akzeptieren.
(Sehet dazu auch die grundsätzlichen Aussagen von Jürgen Habermas, Immanuel Kant und Jean-Luc Picard. Ihr dummen Arschlöcher.)
Tipp an Klapo: Schau dir mal die Veränderung denies eigenen Schreib- und Kritik-Stils in den letzten paasr Jahren an. Mein Eindruck ist, dass die Kommentarschreiber da nur deinem Beispiel folgen…
Das wäre erschütternd.
Sollte es tatsächlich so sein, dass wir nicht mehr die „jungen Wilden“ sind? Nicht mehr beidhändig mit den Händen an der Spraydose, um Hollywood und die eigene Wohnsiedlung mit Pillermännern zu verzieren? Kein Hass aufs Establishment mehr, sondern die Sehnsucht, das ALTE Establishment wieder zu bekommen? („Macht doch bitte Star Trek wieder mehr wie die Goonies, hust.“)
Kann alles sein. Da wünscht man sich glatt, STD wäre 10 Jahre früher auf den Markt gekommen. Da hätten wir hier mit Kot – statt mit Kant – um uns geworfen. Wobei es durchaus witzig ist, dass sich die aktuellen Drehbücher wie ein alter, schlechter Zukunftia-Artikel lesen: „Und dann, und dann, und daaaann… rutscht Archer in eine Universum aus Steinpilzen… Und dann werden alle schwuuul, harhar! – Mann, was ist das hier für eine tolle SATIRE-Seite, Leute!“
Da ich hier ja als der Typ bekannt bin, der die Dinge IMMER schonungslos beim Namen nennt, muss ich noch mal einige kleine Anmerkungen machen. Ich empfehle meinen Lesern, sie als lustige kleine Geschwätzigkeiten zu betrachten, weil sie genau das sind.
1.
Roddenberry hat keine großartige Utopie geschaffen. Wir sollten endlich mal damit anfangen, diesen Mythos vom Sockel zu stoßen. Insbesondere, wenn man sich selbst als „aufgeklärt“, „progressiv“ oder sowas betrachtet.
Die Gesellschaft von Star Trek ist völlig unbekannt und es kümmert niemanden. Dass manche Sozialisten darin eine Form des Sozialismus sehen, ist eigentlich egal. Jeder kann da reinprojezieren, was auch immer er will, weil ALLEs unkonkret bleibt.
R. Wollte einen „Western im Weltraum“ produzieren und genau das ist ihn auch gelungen. Aber er hat kein Werk wie Utopie geschaffen.
2.
Star Trek ist keine Diagnostik der Gesellschaft. Punkt.
Das würde nämlich implizieren, dass entweder Star Trek von super-sensiblen Hobbysoziologen geschrieben wurde oder das die Serie absolut typisch für die gesamte Kultur im Westen sei. Plausibel? Urteil selbst…
3.
Noch mal zur goldenen Frage: Wer putzt auf der Enterprise die Toiletten? Macht das Picard selbst, um sich und die Menschheit damit zu verbessern?
Wenn ich mir echte Utopien durchlesen, dann weiß ich ungefähr, wer das macht. Im Kulturzyklus machen das extra dafür geschaffene Roboter oder Drohnen überlegener künstlicher Intelligenzen – doch beides scheint es in Star Trek nicht zu geben.
Bei Baxter würde es wohl ein ausgeklügeltes System geben, dass den Dreck von den Toiletten fernhält und die BIomasse aufbereitet, bei Asimov tuen es Androiden.
Soll ich fortfahren?
Nein.
Kann deinem Beitrag @DerBeimNamenNennt nur voll und ganz zustimmen und sehe auch dass hier von einigen Hyperintellektuellen nur viel hineingelesen wird was einfach nicht da ist. STD ist einfach nur schlecht gemachte Unterhaltung unter dem Markenlabel Star Trek, das wars.
Na ja, für TOS stimmt das mit dem Western im Weltraum. (Dank Indianerzelte etc. auch durchaus im wörtlichen sinn…) Eine utopische Gesellschaft ist da nicht wirklich zu erkennen. Mal abgesehen davon, das verschiedene ethnien zusammen auf einem Raumschiff dienen. Aber gut. Mag vielleicht zu damaliger Zeit revolutionär gewesen sein. Bei TNG geht die Tendenz schon in Richtung Utopie. Wirklich bis ins Detail ausgearbeitet ist das natürlich nicht. By the way, hab wenig bis keine Toiletten bei Star Trek gesehen. Was es nicht gibt muss auch nicht geputzt werden…
Hach ja.
Zur Fehlbewertung von Classic gesellt sich nun auch noch eine Fehlbewertung des Western-Genres.
Das Thema „ethische Prinzipien“ ist das Kern-Thema des Westerns. Ich kenne kein Genre, das im Dialog immer wieder so leidenschaftlich ethische und moralische Prinzipien erörtert, die dann in spannenden Extremsituationen einer Feuerprobe unterzogen werden.
Ich empfehle allen, die 2,99 Euro Leihgebühr zu investieren und sich auf Amazon Prime (oder woanders) den leider hierzulande erstaunlich unbekannten, in den USA aber sehr populären Western-Klassiker „Die erste Kugel trifft“ anzusehen. Ganz abgesehen davon, dass der Film von der ersten Minute an spannend ist, behandelt er in fesselnden Dialogen immer wieder etische Kernfragen, die schließlich einer wirklich brutalen Probe standhalten müssen.
Wer danach nicht sagt „das ist ja wie allerbestes Star Trek“, der erinnert mich an eine Kollegin, die mal zu mir meinte: „Science Fiction? Da wird doch nur geschossen.“
Abgesehen von diesen klugen Bemerkungen zum Western ist die Gleichsetzung Trek = Western ja schon fragwürdig, denn „Trek“ beschreibt den Aufbruch von Menschen in die unbekannten Weiten des amerikanischen Kontinents … der ist ja nur ein Teil des Western Genres.
In TOS sind das die 5 Jahres Missionen der Sternenflotte in unbekannte Regionen des Alls.
In Star Trek VI werden diese Regionen intelligent sogar noch ausgeweitet. Das „unentdeckte Land“ ist dort ein neues politisch-historisches Weltbild, das von den Protagonisten zu erschließen ist.
Solche „Entdeckungsreisen“ findet man ab Voyager übrigens gar nicht mehr … oder täusche ich mich?
Wer will jetzt immer noch abstreiten, dass Roddenberry seinerzeit Star Trek als Weltraumwestern verkauft hat, unabhängig von seiner sonstigen Vision oder Absicht für die Serie?
https://science.orf.at/stories/2794462/
https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag-star-trek-start-100.html
https://www.spiegel.de/kultur/tv/star-trek-wird-50-frueher-war-die-zukunft-besser-a-1111266.html
https://www.diepresse.com/1399826/star-trek-die-schwarze-pionierin-und-die-doppelmoral
Danke übrigens für den Link zum Spiegel Artikel … den kannte ich noch gar nicht. Er belegt zwar eher nicht deine Western These, schaut aber sehr, sehr wertschätzend und kenntnisreich auf Star Trek.
Es streitet doch niemand ab das er es als Western „verkauft“ hat, was aber am Ende damit wirklich vermittelt wurde ist eine ganz andere Frage.
Ich halte es auch für kaum abstreitbar das mit dem damaligen Star Trek (mindestens TOS und TNG) eine utopische und zu dem Zeitpunkt keineswegs selbstvertändliche Zukunftsvision verbreitet wurde.
Das würde ich durchaus als seiner Zeit voraus betrachten.
Das diese Ansichten nicht von Rodenberry erfunden wurden oder schon in verschiedenen kleinen Gesellschaftsgruppen diskutiert wurden ist dabei unerheblich.
Er hat diese Ideen einem Massenpublikum zugänglich gemacht, das (wohl) weitgehend noch nicht so weit war und sich uU. dadurch weiterentwickelt hat, oder sich zumindest mit den Ansichten konfrontiert sah.
Übrigens noch mal kurze Zustimmung zu Dartsarrow und Serienfan.
Das alte Filme langsamer, und langweiliger waren als heute, ist eine Ansicht die für mich auch davon Zeugt das sich der gemeine Zuscher ein wenig zu stark von schnellen Schnitten und lauter Musik beeinflussen lässt.
Was die wirkliche Handlungsdichte pro Zeit angeht sind wir vermutlich in der Ära mit den langweiligsten Filmen überhaupt. (von Serien ganz zu schweigen)
Volle Zustimmung. Ich langweile mich seit 20 Jahren über „Die Sopranos“, „The West Wing“, „The Wire“, „In Treatment“, „Mad Men“, „Game of Thrones“, „The Deuce“, „Breaking Bad“, „The Crown“, „Good Girls Revolt“, „Halt and Catch Fire“.
Wie spannend dagegen die Highlights der 80er und 90er Jahre. Das A Team, Fackeln im Sturm, Alf, Miami Vice, Dallas, Akte X, Magnum.
Und nicht zu vergessen Hercules und Xena!
Aaaaah das waren noch Serienhighlights.
Sollte da jemand die Ironie nicht erfasst haben?
Okay, das Angehöriger verschiedener Ethnien, Grundüberzeugungen und Lebensweisen friedlich zusammenarbeiten können, das ist vielleicht wirklich eine Utopie. Da hat TOS vielleicht wirklich was erreicht.
Abgesehen davon ist Star Trek für mich keine Utopie, weil gesellschaftliche Dinge de facto ausgeblendet werden.
Schon die Frage: „Gibt es auf der Erde in Star Trek eine Hierarchie?“, „Wenn es kein Geld gibt, ist das nicht auch massiv ungerecht?“ oder „Wer bestimmt, wer wann Holodeckzeit hat und wer das Holodeck nachher reinigen muss“? Die wird gar nicht angeschnitten. Das Thema wird im Gegenteil peinlich gemieden.
Selbst der Atheismus von Star Trek ist, bei Lichte gesehen, vielmehr Interpretation. Kirk scheint an einen Gott zu glauben; Picard ebenfalls im Gespräch mit Nagilum, in „Der Gott der Mintakaner“ scheint Picard zum hardcore Atheisten mutiert zu sein. Über die religiös-weltanschaulichen Ansichten von Geordy, Riker oder Beverly erfahren wir genau gar nix und Worf glaubt an die Religion der Klingonen oder wie man deren „Ehre“-Kultur nennen will.
DS9 und VOY thematisieren explizit spirituelle Sinnfragen. Am Religionskritischsten ist eigentlich ETP.
Und, wie geschrieben, der Sozialismus/Syndikalismus/whatever von Star Trek ist projektion.
Was bleibt? Die Botschaft von Lindenstraße und großartige TV-Unterhaltung mit teils philosophischen Tiefgang.
Keine Ahnung, sag du es mir @JP1957.
Auch in den 90ern gab es hervorragende Serien. Seiner Zeit voraus und bis heute unübertroffen ist für mich ER (die ersten 9 Staffeln). Sowohl schauspielerisch als auch technisch eine absolut revolutionäre Serie, die bis heute vormacht, wie serialisiertes Fernsehen aussehen sollte. (Übrigens auch von John „West Wing“ Wells).
Gerade mit den heutigen Möglichkeiten Serien auf DVD am Stück zu sehen, muss man festhalten, dass ER damals erreicht hat, was viele Serien heute weniger erfolgreich versuchen.
@wkt: Die Frage ist nicht, ob es in den 90ern gute Serien gegeben hat – neben ER waren etwa auch Twin Peaks, The Practice oder Buffy anspruchsvoll/ innovativ.
Mein Hinweis galt der Behauptung, dass wir in der Ära mit den langweiligsten Serien überhaupt leben würden … was ich nachgerade für verrückt halte.
@JP1957: Da gebe ich dir natürlich recht. Man wird das sowieso frühestens in zehn Jahren annähernd beurteilen können…
Ich habe ja extra von „Handlungsdichte / Zeit“ gesprochen. Und mich darauf bezogen.
Das heisst ja nicht das alle Serien schlecht sind, oder das an den Serien alles schlecht ist (ganz im Gegenteil, in manchen Bereichen wurden große Fortschritte gemacht).
Und trotz der Beispiele bleibe ich weiterhin dabei. Die wirkliche Handlung in diesen Serien geht kaum voran, oder es wird ein Haufen Zeit in letztendlich nutzlose Sideplots oder seltsame Handlungsschleifen gesteckt.
Deshalb habe ich auch ausnahmslos alle Serien (aus den Beispielen) letzendlich nach ein Paar Folgen / Staffeln abgebrochen.
Einzig Black Mirror finde ich durchegehend unterhaltsam, weil dort in den Folgen wirklich etwas substantielles passiert. Und nicht (gefühlt) jede Szene nur dazu da ist die Laufzeit irgendwie zu strecken.
tach auch !
Ohne den Markennamen wäre eine Serie namens „Discovery“ nämlich nur eine Aneinanderreihung von überforderten Schauspielern, die doofe Sachen sagen müssen.
So ist es !!!!
Was Erzähltempo und Handlungsdichte angeht stimme Ich bei Handlungsdichte zu,
beim Erzähltempo widerspreche ich vehement:
Mein absoluter Lieblingsfim ist Silent Running – Lautlos im Weltall.
Die Handlungsdichte ist eher mittel und das Erzähltempo, aus heutiger Sicht, schnarchlahm.
Aber nui zu einem völlig überbewerteteb Film:
2001- Odysee im Weltraum
Die Modfähre !!! Handlung eine Mondfähre fliegt über den Mond.
7 Minuten lang; Ich wiederhole
SIEBEN MINUTEN LANG
sieht man ein Model über einer Mondlandschaft hin und her schweben.
S I E B E N M I N U T E N L AN G !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Das ist aus heutiger Sicht ober-ultra-hyper-schnarchlarm.
Oder nehmen wir die Anfangsszene: 20 (?) Minuten lang sehen wir ein paar Affe zu,
wie sie in Horde machen. Handlungsdichte ? O.K.
Erzähltempo : gähn.
Teilwiese ist mir das allerdings wirklich lieber, als 20 Minuten Tranformer CGI Zeug fliegt durch die Gegend Gewitter. Insofern ein klares uneingeschränktes Jein zu Euren Aussagen dazu.
Gruss BergH
Silent Running … oh Gott, ja. Was für ein Kinoerlebnis dereinst. Und lange, lange Zeit habe ich den Film auch als meinen SF Lieblingsfilm genannt.
Ich habe ihn allerdings nur zweimal gesehen … und traue mich seit zwanzig Jahren nicht, ihn mir noch einmal anzuschauen, weil ich Angst davor habe, dass er nicht mehr wirkt.
Mal sehen … in den Weihnachtsferien.
Heutzutage sind Produzenten noch gestörter als früher. Man kommt nicht dagegen an: die politischen Vorgaben, Nogoes, Symbol der Rebellion, Weltherrschaft. Ein so teures Produkt unterliegt zuallererst dem Konzept. Das alte Star Trek hat die gesellschaftliche Problematik noch aufgreifen können: Du bist nur gläubig wenn du fundamentalitisch bist. Oder bist du liberal – bist du Anti-Patriot.
Discovery tut einfach nur weh. Scheiß drauf, es geht unter bei den vielen Serien heutzutage. wozu irgendjemanden davon überzeugen, der Discovery zuletzt zufällig geguckt hat.
wenn bei Discovery die Message superhohl rübergebracht wird, ist es immer der klägliche Versuch die Serie als Star Trek zu legitimieren. Nirgends funktioniert die Kombination und das Zusammenschustern von Geschichte / Charakterentwicklung, Special-Effects und das wollen wir zeigen so schlecht wie bei Discovery.. unglaublich. und ja, man kann es auch so sehen, dass die Message in die komplett falsche Richtung geht. Beim „Brainstorming“ meinen sie halt dies oder das wäre doch cool…. Fürchterlich
@Klapo: Was mich jetzt doch ein wenig wundert: Die Fässer, die du hier beklagst, hast du doch selbst aufgemacht.
Du hast doch den „moralischen Unterbau, der seit Jahren vor sich hin rottet“ bei Kurtzman beklagt. Mehr als deine (korrekte) Feststellung, dass die Handlung von Discovery „weder inhaltlich, noch moralisch, noch politisch, noch irgendwie sonst“ Sinn ergibt, bleibt da leider auch allen anderen nicht mehr. Wie soll über das absolut „Sinnlose“ noch diskutiert werden?
„Aber bei Discovery ist es halt einfach so, dass ein (ungefährliches!) Mysterium wichtig genug erscheint, um Leben zu opfern“, schreibst du.
So ist es!
Es wurde immer wieder betont, wie supergefährlich die Roten Lichter im All sind (da muss man ja dauernd auf die Bremse treten beim Flug durchs All), aber irgendwann haben die Autoren dann halt so nebenbei vergessen zu erklären, WAS denn jetzt eigentlich an einem Licht, das derart weit entfernt ist, dass man es ohne Sporenantrieb sowieso NIE erreicht hätte, so unfassbar gefährlich ist.
„Wenn wir TNG wegen seiner ‚Moralepisoden‘ in den Himmel loben“, schreibst du. Tun wir das? Ehrlich gesagt erwarte ich von einem Picard auch nicht so viel mehr als von einem Columbo. Nämlich ethisch nachvollziehbares Verhalten. Und wenn in einem Columbo-Remake dieser Columbo plötzlich in maßgeschneiderten Anzügen seinen Verdächtigen beim Verhör die Beine bricht und ihnen dann eine Kugel in den Kopf jagt, würde ich mich auch zu der radikal-fanatischen Ansicht hinreißen lassen, dass das mit Columbo „nix mehr zu tun“ hat. Dass mich dann sofort unzählige Leute belehren würden, dass „Columbo doch völlig veraltet“, „immer schon zu langsam“ und einfach nur „ewig gestrig“ ist und man im „Game of Thrones“-Zeitalter sowas Lahmes wie früher einfach nicht mehr schauen kann, ist klar.
Worüber also reden wir? Oder worüber sollen wir reden? Über eine Handlung, die beim allerbesten Willen keinen Sinn ergibt? Über eine Moral, die EBENFALLS keinen Sinn ergibt? (Die witzigerweise noch nicht einmal einen „dystopischen Sinn“ hat.)
Es ist ja auch nicht so, dass Dystopien in „Star Trek“ nicht sein dürfen. Es gab mehrere DS9-Folgen, in denen wir die dystopische Funktionsweise der cardassianischen Kultur erlebten. Man hätte also durchaus eine Dystopie-Serie in „Star Trek“ umsetzen können, wenn die Produzenten denn schon so hartnäckig glauben, Dystopien hätten mehr Handlungs-, mehr Action- oder mehr Mainstream-Potenzial.
Zu „Discovery“ gibt es viele „Rechtfertigungs-Versuche“. Mich verwundert vor allem das unermüdliche „Argument“, die Entwicklung von „Discovery“ diene einer Art „notwendigen Modernisierung“, weil „früher“ ja ohnehin alles langsam, zäh, fad, brav und action- und spannungsarm war. Das ist aber schlichtweg falsch. Jeder alte „Dick und Doof“-Film hat mehr Action, Tempo und Stunts als das heutige Zeug. Die Entdeckung der Langsamkeit ist sogar eher eine neue Entwicklung Hollywoods. Ein Film wie „2001“ wäre zum Beispiel in den 1950er oder 1960er Jahren völlig undenkbar gewesen, damals wurden Filme wie „Alarm im Weltall“ oder „Krieg der Welten“ mit völlig anderem Erzähltempo gedreht.
Das Irrationale der Discovery-Figuren mag der misslungene Versuch sein, „komplexe Figuren“ zu erschaffen. Auch hier heißt es oft: „Heute sind TV-Figuren komplexer.“ Aber ehrlich, sind sie das wirklich? Ein Ben Cartwright aus „Bonanza“ ist für mich tausendmal komplexer und glaubhafter (und auch eindrucksvoller) als alles, was durch „Game of Thrones“ kreucht und fleucht. Und ich sehe ihn auch gar nicht weit weg von Picard.
Ich habe das Gefühl, dass sich Figuren heute immer wieder wie geistergestörte Vollidioten aufführen müssen (wie zum Beispiel die Figuren aus „Sherlock“), was dann irgendwie mit Komplexität verwechselt wird.
Und das erscheint mir das Problem. Fehlvorstellungen und Vorurteile über frühere Filme, frühere Serien und auch über das frühere Star Trek führen zu dieser Schieflage. Leider ist das wohl das einzige, worüber noch zu diskutieren wäre, denn über „Discovery“ herrscht hier ja doch Einigkeit.
Wie sinister ist eigentlich das Sinnieren über das Sinnieren der eben bewiesenen Sinnlosigkeit und ab wann geht es einem auf die Nieren?
Spaß beiseite – ich stimme dir in vielem bis auf Bonanza zu ( weil ich es nie gesehen habe und daher nicht darüber urteilen kann). Aber bei dem letzten Satz widerspreche ich dahingehend, dass bereits diese endlos lang geführte Kommentaransammlung (die glaube ich nur so lang ist, weil Klapowski mit der Rechenkraft von drei Schnapsflaschen auf eine Nachkommastelle ausrechnen konnte, wie er uns dazu bringen kann, so ewig über nichts zu lamentieren, dass er mit einem einzigen Printout eine weitere Tapetenrolle audrucken kann, für die er der Tapetenindustrie keinen Cent zahlen muss. Ein Fuchs!) eigentlich zeigt, dass wir über Disco eigentlich alle eher uneins sind.
Verbildlicht gesprochen stehen wir alle als Polizisten um eine Leiche (Star Trek) und haben den Mörder (Kurtzman, Hollywood, Berman, Kinderschokolade, etc.) gefasst. Aber anstatt uns kriminaltechnisch damit zu befassen, warum es zur Tragödie kam (damit wir dem Staatsanwalt was Handfestes für die Anklage geben können) scheint uns nur zu interessieren, was das jetzt soziologisch bedeuten soll. War das Leben der Leiche vor der Tat mit mehr Sinn erfüllt? Hat der Mörder gemordet, weil es vor vierzig Jahren auch schon einmal Mörder gab, mordeten (wobei auch hier unbedingt der Konjunktiv zu verwenden ist!). Wäre die Leiche noch am Leben, wenn gegenüber dem Rathaus ein grünes Auto gestanden hätte? Hat die Leiche nicht schon vor ihrer Verwesung leicht gemüffelt? Es hat schon immer Mörder gegeben, da gewöhnt man sich doch nach 20 Jahren dran, oder?
Und während wir uns all das gegenseitig an den Kopf werfen, merkt der Schurke, dass sich für ihn nicht wirklich jemand interessiert, rennt davon und bringt Staffel zwei, drei, vier auf den Markt…äääh, um.
Aus meiner Sicht haben wir uns bislang eigentlich nur auf eines geeint: Es gibt einen Mörder und eine Leiche, bzw. sogar einen ganzen Leichenberg. Und Klapos schicke, neue Tapete.
Auf das Warum und Was folgt daraus gibt es so gut wie gar keine Überschneidung. Deswegen finde ich Klapowskis Überlegungen im Leitartikel sehr wichtig. Sselbst wenn er über darüber debattiert hätte, ob Disco mehr oder weniger Sinn hätte, als das Stapeln von eingeölten Bowlingkugeln.
Wer ein Bild an eine Wand hängen möchte, braucht neben dem (Dampf-)hammer halt auch einen Nagel.
Klapo sticht der Hafer. Er weiß nicht, wie gut er mit diesen Kommentaren hat.
Ich habe den Youtube-Kanal von Arte abonniert. Dort lief letztens eine wie ich finde sehenswerte Doku über John Wayne. Was da allerdings an Idioten-Gestammel in den Kommentaren abging, geht wirklich auf keine Kuhhaut. Und wir sprechen hier ja immerhin vom Youtube-Kanal von Arte!!! Wenn noch nicht einmal beim Arte-Kanal im Kommentarbereich die Durchschnittsintelligenz einer Ameise erreicht wird, sehe ich wenig Hoffnung für die Menschheit.
Spannend finde ich die „Analyse“ von „Discovery“ durchaus.
„Discovery“ will „modern“ sein, und es will „moralisch“ sein. „Discovery“ zeugt also von einem gewissen Weltbild der Macher.
Die Serie biedert sich dem modernen Unterhaltungs-Geschmack an, und es biedert sich der modernen „Moral“ an („make the klingon empire great again“).
Hat man das einmal verinnerlicht, wird es eigentlich ganz witzig! Es macht „Discovery“ geradezu zur beißenden Parodie auf das aktuelle Hollywood und die aktuelle Politik.
Die Action ist völlig sinnbefreit. Und die Moral hat der, der möglichst beleidigt aus der Wäsche guckt.
Es kommt mir vor, als hätte sich Kurtzman die Marvel-Filme angesehen und gesagt: „So einen faden, sinnbefreiten Action-Dreck wollen die Leute sehen? Können sie haben!“
Die „Moral“ hat er sich dann von Hillary Clinton abgeguckt. Möglichst kriegslüstern und elitär, arrogant auf andere herabsehend, während sich die Moral nur in oberlehrerhaften Reden, nicht aber in den Taten zeigt.
Vielleicht wird man in einigen Jahrzehnten „Discovery“ als das sehen, was es ist. Als Muster-Exemplar für den Tiefpunkt der Pop-Kultur-Unterhaltung und für den Tiefpunkt der vermeintlich progressiven Gesellschaftsmoral.
tach auch !
@Fan der Serie
Ich bin ja bei Deinen Argumenten meist bei Dir,
jedoch lasse ich mich mal zu der radikal-fanatischen Ansicht hinreißen,
dass 2001 sehr wohl in den 60ern möglich war. Der Film ist von 1968.
Und was Handlungsdichte und bedingt auch Action angeht bin ich auch bei Dir. Das Erzähltempo hat sich aber der Ritalingeschädigten Jugend angepasst:
Wenn nicht alle 10 Sekunden irgendetwas explodiert, auseinander fliegt, oder sowas in CGI über den Bildschirm wabbert
(und sei es das Wasser bei Battleship) dann sinkt die Aufmerksamkeitsschwelle von den o.a. RitalinJunkies von Goldfisch auf Zero.
Mir war das recht früh bei MTV schon zuviel.
Viele Filme von früher sind aber heute wirklich schnarchlahm.
@JP1957
Du bist gewarnt. Der Film ist GOIL, würde heute aber auf 45 Minuten zusammengeschnitten.
Wer hat denn heute in Zeiten von Autotune und Co noch die Muße sich einen Song von Joan Baez anzuhören? Die Frau hatte Autotune in den Stimmbändern.
Heutige Musikmacher kommen ohne ein Rechnezentrum zum aufhübschen ihrer Songs gar nicht mehr aus.
Ach was rege ich mich auf.
Ich weiß, „2001“ ist aus den 1960er Jahren, ich wollte eigentlich 1940er und 1950er schreiben.
Abgesehen davon: „2001“ ist ja nun eben kein „typischer Film seiner Zeit“ (er ist überhaupt kein „typischer Film“), sondern eine große Ausnahme, ein Vorläufer. So wie „Twin Peaks“ in der Entdeckung der Langsamkeit natürlich keine „typische Serie der 1990er“ war, sondern eine Ausnahme, die dann aber wiederum eine ganze Generation von Film- und Serienmachern geprägt hat.
Moderne Serien sind doch überhaupt nicht durch Schnelligkeit geprägt, sondern durch Langsamkeit. Es gibt lange Schlachten. Es dauert ewig, von A nach B zu kommen. Es gibt sogar erstaunlich lange Dialoge und Monologe.
„Der Film ist GOIL, würde heute aber auf 45 Minuten zusammengeschnitten.“
Ich weiß wirklich nicht, woher diese Grundüberzeugung kommt, dass heute alles gestraffter, enger, kürzer ist. Es ist doch das exakte GEGENTEIL der Fall!
Ich kenne einzelne „Bonanza“-Episoden, da würde man heute drei Serien-Staffeln draus machen. Es gibt alte Universal-Klassiker, die 80 Minuten dauern, die sich heute über drei Stunden ziehen würden.
Ein Film wie „12 Uhr Mittags“ würde heute doppelt so lange dauern. Natürlich würde dann die Schießerei am Ende des Films mindestens 40 Minuten dauern. Und genau DAS wäre für mich die moderne Variante von „Langsamkeit“, die mich auch immer mehr anödet.
Daher wundert mich die neue Generation von Marvel-Fans. Ich staune, dass die an den endlosen Gefechten, wie man sie beim MCU erlebt, nicht viel schneller das Interesse verlieren. (Gut, wenn ich erlebe, wie oft die heute während eines Films aufs Handy gucken, ist ja vielleicht sogar genau das der Fall.)
Ein schönes Beispiel ist doch „Mandalorian“, auf dessen episoden-fixierte Handlungsanalysen von Klapo ich sehr gespannt bin. Denn für mich passiert da in 30 Minuten weniger als früher in einem Akt einer Episode.
@Serienfan
Gerade bei GoT hat man doch gesehen, wie die Serie sich veränderte, als die Drehbücher nicht mehr auf den Romanvorlagen basierten. Am Anfang war das in erster Linie eine recht behäbige Serie über politische Ränkespiele mit nur wenigen Fantasy-Elementen und einer komplexen Handlung, die man beim ersten Mal kaum durchdrang. Auch die viel beschworene Langsamkeit war ein wesentlicher Faktor. In den ersten Staffeln benötigten die Figuren jeweils noch ein ganzes Jahr, um Westeros zu durchqueren. Selbst von Winterfell bis zur Mauer war es noch eine lange Reise. In den letzten drei Staffeln bewältigte man die Strecke von Winterfell nach Königsmund und zurück augenscheinlich binnen weniger Stunden. Stets waren die Protagonisten fast zeitgleich darüber informiert, was sich jeweils im Norden bzw. Süden abspielte. Dagegen war das Erscheinen der und die Reise zu den roten Lichtern bei DSC fast schon astreine Physik…
Martin schlägt sich seit nunmehr 8 Jahren damit herum, die komplexen Handlungsfäden aus den ersten Büchern weiter zu verweben oder aufzulösen, wollte bereits 2015 mit dem nächsten Band fertig sein und ist immer noch nicht zufrieden. Hollywood hat das dann einfach mal in drei Jahren zu Ende gekritzelt. Das war zwar immer noch ein ganz außergewöhnliches Serienerlebnis, aber in sich schlüssig und intelligent war es nicht mehr. Zugegeben: die Romane von Martin sind stilistisch und erzählerisch eher Schundliteratur, aber die Komplexität der Handlung und Teile der Dialoge sind weit cleverer als die eigenständigen Drehbücher der letzten drei Staffeln.
Um den Bogen zurück zu DSC zu schlagen: es gab nie „die“ überragende Zeit für Serien und Filme, es war nicht früher so und heute anders. Es gab zu allen Zeiten großartig erzählte und in Szene gesetzte Geschichten und es gab zu 95% immer Mittelmaß und Schrott. Nicht wenige Stummfilme oder frühe Tonfilme, insbesondere wenn sie gut restauriert sind, können heute noch besser unterhalten als manch moderner Actionfilm. TV-Serien aus vergangenen Jahrzehnten kann man heute in vielerlei Hinsicht nur belächeln. Wenn ich mir heute die „Action-Serien“ aus den 80ern (Colt für alle Fälle, Hart aber herzlich, A-Team, Trio mit 4 Fäusten, etc.) anschaue, ist das wirklich nach heutigen Maßstäben unfassbar langsam und dröge, selbst die meisten „Action“-Szenen.
Im stimme dir aber zu, dass „Langsamkeit“ heute anders definiert wird und man vieles einfach unnötig in die Länge zieht.
Es zeigt sich auch immer wieder, dass ein Film oder eine Serie nicht dadurch gut wird, dass man die vermeintlich erfolgversprechenden Elemente früherer Produktionen imitiert (siehe „Das Erwachen der Macht“).
Gegenbeweis-Video zu „früher war Action langsam“:
https://youtu.be/4hnBp7x2QAE
Okay, vielleicht doch nicht so ganz der Beweis.
Zum Video: Wer ist denn der Typ neben dem Gorn?
Patrick Stewart
@G.G.Hoffmann
„es gab nie ‚die‘ überragende Zeit für Serien und Filme“
Wenn ich der Aussage „früher war alles langsamer“ widerspreche, dann meine ich damit nicht „früher war alles besser“.
Es gab lediglich bestimmte „Phasen“, die man wertfrei festlegen kann. Die Unterteilung in A- und B-Handlung zum Beispiel kam erst mit den 1970er Jahren auf, in älteren Serien kenne ich das so gut wie gar nicht. (Man vergleiche hier die Classic-Serie mit TNG.)
Auch das mit der „Langsamkeit“ soll gar nicht gewertet werden. Mir ging früher vieles sogar eher zu schnell. Durch die „Verdichtung“ dramatischer Handlungen auf 45 Minuten kam vieles zu kurz, gerade bei „Bonanza“ fand ich es schon als Kind seltsam, wenn radikale Schicksalsschläge durch einen kurzen Epilog aufgelöst und in nachfolgenden Episoden rein gar nicht mehr erwähnt wurden.
Ein schönes Beispiel ist der TNG-Zweiteiler „Best of Both Worlds“. Die nachfolgende Episode „Family“ widmete sich in einer sehr ruhigen Episode Picard, der das Erlebte verarbeiten muss. Heute wäre das völlig normal, damals stieß es eher auf Ablehnung, weil in der Episode „nichts passiert“.
Was „Discovery“ tut, ist ja auch nichts Neues. Ich kenne es aus Serien wie „Der Denver-Clan“. Dämliche Handlungsstränge laufen ins Nichts, selbst ein oberflächlicher Zuschauer merkt sofort, dass die Autoren nicht den geringsten Plan haben. Das ist ja im Grunde die Blaupause für „Discovery“. Die Imperatorin ist dann eher so eine Alexis, nur eben „superböse“. („Superböse“ vielleicht deswegen, damit selbst im Star-Trek-Universum eine friedliche Einigung mit ihr ausgeschlossen bleibt.)
Eine spannendere Frage ist eher: Wieso konnte ich mich sehr wohl von einem sinnlosen Quatsch wie „Der Denver-Clan“ unterhalten lassen (und ich habe mir die Serie vor wenigen Jahren anlässlich der DVD-Veröffentlichung noch einmal komplett angesehen!), während mir das bei „Discovery“ überhaupt nicht gelang. Ich habe ja „Discovery“ nicht aus moralischer Entrüstung abgebrochen, sondern weil ich irgendwann nur noch gelangweilt auf die Uhr sah.
Denn auch wenn früher alles „langsamer“ gewesen sein mag (was ich noch immer bestreite), die Zeit verging mir beim Ansehen der Episoden eindeutig schneller.
Jaaaa die guten alten Zeiten. Denver Clan, Falcon Crest und Dallas obwohl ich da tlw. Angst vorm Duschen bekam.
Aber was genau ist jetzt dieses STD??
Gut, bei mir würde eher Hitchcock die Angst vor Duschen auslösen (ups, jetzt werde ich sicher von Klapo geschimpft), aber Bobbys-Duschen-Rückkehr, was die ganze achte „Dallas“-Staffel zu Pamelas Traum erklärte, ist ja heute total üblich geworden.
Es ist völlig normal, vom Zuschauer das Ignorieren großräumiger Abschnitte einzufordern. „Halloween“ und „Terminator“ sind da klassische Bespiele, die unmittelbare Fortsetzung zu „Alien 2“ (ignoriert einfach alles ab „Alien 3“ einschließlich das „Prometheus“-Zeug!) ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit.
Neuerdings muss da auch gar keiner mehr dafür einen Traum haben. Es ist ein Achselzuckendes: „Ignoriert einfach den Murks, den wir bislang machten und aus dem wir nicht mehr rausfinden.“
Bei Star Trek sollen wir ja schlichtweg einfach ALLES ignorieren, was wir je dort gesehen haben. „Discovery“ erklärt es noch nicht einmal mehr mit einer anderen Zeitlinie.
Okay, der Kommentarbereich scheint langsam abgekühlt, hier blickt auch keiner mehr so recht durch.
Mein persönliches Fazit nach Überfliegen:
– Die meisten Fans wollen Star Trek nicht über-analysieren.
– Den Leuten geht die „modernisierung“ auf den Geist, die eigentlich gar keine ist.
– Man erwartet von den Macher von Star Trek nicht mehr viel, aber selbst das wird munter unterboten.