Avengers: Endgame – Die Kritik
Jaaa! Die Marvel-Filme sind auserzählt! Die Bedrohung für das Universum ist daher für alle Zeiten… Hey, Moment mal! Hat da gerade ein Bösewicht ein Anti-Universums-Spray erfunden?! – Aber im Ernst: Nachdem ich wechselnder Begeisterung und Skip-Lust gut 50% aller Marvel-Filme verfolgt habe (und 90% sofort wieder vergessen), erschien mir „Endgame“ ein willkommener Schlusspunkt zu sein. Hm… Blöd nur, dass die Autoren jenen Schlusspunkt bereits hinter „Infinity War“ gesetzt hatten?
Was bisher geschah… – Äh… Und bereits früher passierte. Rein dezibeltechnisch:
Schade… Die erste Stunde war für mich so interessant wie die Verfolgung von Salzkörnern im Mittelmeer.
Okay, klar: Man muss schon zeigen, wie sich die Freak… Helden wieder sammeln. Und wie sie mit ihrem total ernstzunehmenden „An Technik bastel“- und „An Kindern streichel“-Leben so klarkommen, ist sicherlich wichtig.
Aber 60 Minuten, um gefühlt 20 Leute darüber jammern zu hören, dass noch ein letzter Film fehlt? – Das erscheint mir arg übertrieben. Wenn ich den Zirkus Roncalli gehe, erklärt mir der Clown dort ja auch nicht per Powerpoint-Präsentation, wie sein Beruf über die Jahrzehnte entstanden ist… Und dass es seiner Oma gerade schlecht geht.
Früher, zu meiner Zeit, hat man den ersten Akt doch auch in 20-30 Minuten untergebracht. Tja, und ein etwas konkreterer „Weckruf“ für die Helden (= eine neue Bedrohung am Horizont?) als das hier vorliegende „Hey, Zeitmaschinen sind eine tolle Idee!“ wäre ebenfalls nett gewesen. Gerne hätte man all die verplemperte Blabla-Zeit auch in eine ERNSTHAFTE Entwicklung der Zeitreisemaschine stecken können. Denn das hier hingerotzte „Hey, du bist doch der Experte für Gammastrahlung, mach doch mal ganz alleine was mit Time Travel!“ fand ich schon sehr… star-trek-discovery-esk.
Gab es nicht z.B. noch ein Nebenlabor aus dem Ant-Man-Filmen, wo der Krempel schon halbfertig rumsteht?
„Okay, aber bei der DRITTEN Endschlacht darf ich wieder die Farbe des Himmels aussuchen, okay?“ – Der Tiefgrund ist leergefischt: Im letzten Film durfte Thanos irgendwie noch ein paar Ansprachen mehr halten. HIER entscheidet er sich recht kurzfristig für die „Vernichtung des Universums“, da ein Motiv wie „Einfach mal 75% alle Leute verdampfen und dann weitergucken“ wohl nicht cineastisch genug gewirkt hätte.
Zumal ich die Dringlichkeit der ganzen Geschichte gar nicht mehr so (*sich aufs Herz greif*) FÜHLTE. Im Ernst: Vor 5 Jahren sind zig Menschen verpufft und wir leben nun in einer Welt, in der viele Leute sich bereits mit der neuen Lage arrangiert haben. Und ja, ich behaupte das, obwohl wir 3 umgekippte Mülltüten(!) und einen großen Friedhof(!) gezeigt bekommen.
5 Jahre seit dem „Ereignis“ sind schon eher lang. 5 Monate wären dramaturgisch vielleicht besser gewesen. – Man möchte hier eher ein Beratungsbuch („Trauer verarbeiten für Kostümgnome“) verteilen, als eine wilde und riskante Odyssee durch zig Zeitebenen und Orte empfehlen. Zumal der Film das persönliche LEID nicht halb so deutlich zeigt wie die Tatsache, dass bei Thor und Ant-Man durch Thanos‘ Fingerschnipsen wohl das HIRN verdampft sein muss. – Im Ernst, da hätten die Gags noch besser sein müssen, um diese Figurendemontage zu rechtfertigen.
Anders ausgedrückt: Vieles ist hier lediglich der Abgesang auf die seit 93 Filmen währende „Handlung“ rund um die Infinity-Drehbü… -Stones.
Wir bekommen lahme Gags um Ant-Man, der sich bei den Zeitreiseversuchen in den Anzug pillert, sehen einen zufriedenen Doktor Banner, dessen Probleme mit Hulk sich einfach von selbst (bzw. Off-Screen) gelöst haben, erleben eine eher unwichtige Mrs. Marvel, sehen sogar einen wehrlosen Thanos sterben… – und müssen uns DANN mit der Tatsache anfreunden, dass man jetzt weitere 65 Minuten zig Zeitreisen vollführen muss, um DANN endlich eine Wiederholung des Kampfes gegen Thanos zu sehen. Was dramaturgisch schon lahm ist, denn der Endkampf ist dem aus „Infinity War“ extrem ähnlich. Nur dass der olle Unterkiefer-Urukhai diesmal sogar SCHWÄCHER ist, man keine Sekunde am Sieg der zigtausendfach(!) zusammengetrommelten Helden zweifelt, die „Landschaft“ diesmal grauschwarz (statt schickgrün) daherkommt uuund man fliegende und rumstapfende Finsterling-Horden schon zu oft hat abkratzen sehen.
Neue Effekte, Orte, Strategien oder musikalische Inszenierung darf man ebenfalls nicht erwarten. Selbst der Vorgängerfilm war da spannender, dramatischer, schöner und innovativer. Und ja, beim LETZTEN Film einer Reihe ist die Erwartung eh noch mal größer.
„Wir müssen meinen Vater besiegen, meine Schwester überreden und mich aus dem Borg-Korrektiv befreien! Haben wir was Wichtiges vergessen?“ – „Ja. Dir einen eigenen Film auf den Leib zu schreiben, Nebula.“ – Blaukraut bleibt Haukraut: Tatsächlich ist Nebula eine der interessantesten Figuren im Film. Bei dem, was sie alles durchmachen muss, empfindet man sogar für ihren Psychotherapeuten tiefstes Mitgefühl.
Wobei ich den Mittelteil des Films durchaus unterhaltsam finde. Was auch daran liegt, dass wir hier eher Kurzgeschichten in verschiedenen Szenarien sehen (Thor verabschiedet sich von seiner Mudder, Hawkeye von einem möglichen Black-Widow-Film…). Mit so was kann man nicht viel falsch machen, zumal die Macher hier noch mal so tun können, als würden diese Filme total krass zusammenhängen. Und das nur, weil man einfach die alten Filme und Orte wieder abklappert, über die man früher großzügig die Infinity-Stones rübergebröselt hat.
„Ach, sooo hängt das alles zusammen!!“ kann man da als Fan verzückt rufen und mit zuckendem Finger auf das zerstörte New York und Thors (bald sterbende) Mutter zeigen. – Der Kritiker in mir sagt allerdings auch: Dass die Zeitreisen KEINE Veränderungen hervorrufen und man in den alten Filmen auch keine im Hintergrund rumstehenden Zukunftsversionen unserer Figuren finden wird, macht aus dem tollen Konzept des Zeitsprungs eher ein „Retro-Guck-mal,-wisst-ihr noch,-das-Jahr-2012?“-Festival.
Nein, „Endgame“ ist kein schlechter Film, jedoch darf man den fehlenden Mut durchaus beklagen:
– Zwei Figuren sterben, wofür dann ALLE ANDEREN leben? – Umgekehrt war’s bei „Infinity War“ irgendwie spannender…
– Die Dialoge zwischen den Helden beschränken sich auf „Wir schaffen das schon“ und „Ich opfere mich für dich“? – Da hatte das Franchise auch schon mal mehr Gammastrahlen in den Knochen.
– Star-Lord ist vollkommen bekloppt, Thor ein dickbäuchiger Biertrinker und Doctor Strange und Captain Marvel die (erwartbaren) Joker-Karten am Ende? – Kann man machen, ist dann aber halt nicht KULT.
„Guten Tag. Ich bin die freundliche Spinne aus der Nachbarsch… – Oh, ich muss weg. Den Rest meines One-Liners gibt es dann in der Langfassung auf Blu Ray, okay?“ – Thanos hat recht: Überbevölkerung ist der Feind von allem Möglichen. Hier unterdrückt die schiere Heldenmasse z.B. eine brauchbare Szene mit diesem roten Herrn hier (und nein, das ist NICHT Hellboy!)…
Fazit: Die netten Vergangenheitsausflüge in der Mitte beißen sich mit dem üblichen Endkampf-Mampf und der transusigen Einführung – die Marvelfreunde uns sicher als tiefgründige Charakterstudie (da ohne Explosionen) verkaufen werden.
Was bleibt, ist ein etwas fußlahmes Anhängsel nach dem soliden „Infinity War“. Persönliche Geschichten und Entwicklungen werden nur angerissen oder einfach mal im Handstreich beendet (Hulk!), während interessante Figuren wie Spiderman oder Black Widow zu verzichtbaren Stichwortgebern verkommen. Oder… äh… es einfach bleiben.
Das alberne und zugleich kitschige Ende schaffte es trotz Düdelmusik dann nicht mehr, irgendwelche Emotionen zu wecken. Da muss der „Infinity-Stein der Emotionsdurchschnittlichkeit“ wohl wieder zugeschlagen haben? – Harrr, den machen wir ferrrtig! (*nächsten 20-Teiler ankündig*)
Auf Endgame freute ich mich riesig, da ich dachte, dass dieser Superheldengedöns endlich ad acta gelegt wird und Platz für Neues entsteht, haha denkste.
Damals war ich von Infinity War positiv überrascht, da der Bösewicht mal Charackter hatte und irgendwie den ganzen Film trug, im Vergleich dazu war Endgame Mist, nein nicht adäquat, ah besser er war typisch marvelmässig.
Und diesen Spidermanverschnitt finde ich einfach nur nervig, da krieg‘ ich Blutdruck.
Man kann ja über die Sam Raimi Spidermanfilme sagen was man will, aber der Raimi Spiderman war fantastisch.
Nebenbei, ich hasse Superhelden, Narzisten mit ’nen Gotteskomplex, bäh, da kann ich mir auch ’nen Geldsack von der Deutschen Bank als Poster aufhängen.
Obwoh den Heldenansatz von Watchmen, oder von The Boys finde ich echt gut, ambivalent, dreckig, düster, authentisch.
The Boys möchte ich hier auch empfehlen, hat seine Längen, ist aber ein schöner bösartiger Seitenhieb auf die Marvelsuperhelden und Disney(nun, je nachdem, wie man es interpretiert).
Ups the Boys gibt es hier ja schon als Review.
Da taucht es wieder auf. Das Wort, dass ich mehr und mehr in Kritiken lese.
Es ist das Wort „Mut“.
Das ist faszinerend. Noch nie war das Kino so mutlos, und noch nie wurde so oft vom angeblichen „Mut“ gesprochen.
Gut, seit eine zugedröhnte Brie Larson ihre „wenn du allmächtig bist, kannst du alles schaffen“-Botschaft an kleine Mädchen schickte, um ihnen „Mut zu machen“, ist das mit dem „Mut“ ohnehin so eine Sache. Bei „Game of Thrones“ war es angeblich „mutig“, Ned Stark zu killen, obwohl sein Tod ja eigentlich erst die Story in Gang setzte, also ungefähr so mutig war wie der Tod des Mordopfers in einer „Columbo“-Folge.
Mutig ist in Hollywood schon lange nichts mehr, doch „Endgame“ verblüfft mit seiner Mutlosigkeit.
Ich sage das deshalb, weil mich dieser Film so rein gar nicht „unterhalten“ hat. (Das als Hinweis für jene, die gleich ihr „ist doch nur Unterhaltung“-Scheinargument abfeuern möchten.) Ein paar „mutige Ideen“ hätten bei diesem auch ästhetisch völlig einfallslosen Film vielleicht etwas retten können.
Dummerweise bin ich als großer, um nicht zu sagen fanatischer, Fan der Serie „The Leftovers“ doch unsagbar angeödet darüber, wie man die Folgen von Tanos hier darstellte. In „The Leftovers“ wird anschaulich gezeigt, wie die ganze Menschheit auf den Kopf gestellt wird, nachdem sich nur zwei Prozent der Weltbevölkerung in Luft auflösten.
Hier sind es 50 Prozent. Doch mehr als ein Bierbauch und lange Gesichter in der ansonsten idyllischen Wald-Villa erleben wir nicht. Dabei hatte Tanos doch eine sehr faszinierende Idee: Wenn überall im Universum die Lebewesen erbitterte und blutige Kriege um Ressourcen führen, wäre es doch viel humaner, die Hälfte der Lebewesen nach Zufallsprinzip schmerzfrei auszulöschen, damit der Rest nicht mehr um diese Ressourcen kämpfen muss.
Und? Hat das geklappt? Sind auf der Erde die Hungersnöte verschwunden? Ist der Klimawandel gestoppt, weil eine halb so große Menschheit natürlich auch deutlich weniger CO2 ausstößt?
Hier hätte der Film ja tatsächlich „mutig“ sein können.
Noch mutiger wäre es freilich gewesen, zu zeigen, dass in einer Welt, in der acht Menschen das halbe Weltvermögen besitzen, es gar nichts ändert, wenn man die Menschheit halbiert, weil die Kriege um Ressourcen ohnehin von einer zahlenmäßig winzigen Macht-Elite betrieben werden.
All das wären durchaus „mutige“ Statements gewesen.
Aber dann würde ja vielleicht sowas wie Nachdenken einsetzen. Und davor haben alle große Angst. Die Filmproduzenten genauso wie die Zuschauer, die im Kino verzweifelt nach dem Ausschalter ihres toten Gehirns suchen.
Mutig ist in den Film gar nichts. Und besonders schlimm: Auch die Hauptfiguren sind es nicht.
Wenn Kirk sich aufmacht, um den toten Spock zu retten, riskiert er seine Karriere, seine Crew, und die Enterprise.
Die Figuren hier riskieren rein gar nichts.
„Endgame“ ist mutlos, und er ist auf erschreckende Art geist- und witzlos.
Wäre ich Verschwörungstheoretiker, würde ich an einen perfiden Plan der Macht-Eliten glauben. Den Zuschauern soll das Denken im Kino abgewöhnt werden, damit sie auch ansonsten nichts mehr hinterfragen.
Denn natürlich darf man über die Zeitreise-Logik des Films genauso wenig nachdenken wie über die Frage, ob am Ende eigentlich alle 50 Prozent der verschwundenen Lebewesen wieder zurückgekehrt sind, und ob jene, die sich während ihres Verschwindens vielleicht gerade in einem Flugzeug befanden, nun vom Himmel fielen, oder zum Beispiel mitten in neu gebauten Gebäuden oder auf Autobahnen materialisierten.
Es gab Zeiten, da hätten sich zumindest die Fans solche Fragen gestellt.
„Nein, Endgame ist kein schlechter Film“, schreibt Klapo. Nur den „fehlenden Mut“ müsse man beklagen. Was mich zur Frage führt, ob ein mutloser Film nicht zwangsläufig ein schlechter Film ist.
Ein fader Anfang, ein unemotionales Ende, und dazwischen so eine Art „Clip-Episode“ mit neu gedrehten Szenen. Das setzt den Copy&Paste-Mechanismen des aktuellen Hollywoods leider die Krone auf und lässt mich die Frage stellen: Wenn das nicht „schlecht“ ist, was ist es dann?
Aber offenbar sind wir alle mutlos geworden. Begrifflichkeiten wie „berieseln lassen“ oder „abschalten können“ wirken so, als wäre das Kino ein Ort, wo man nicht mehr länger das Abenteuer sucht, sondern die Verschnaufpause vom anscheinend viel zu aufregenden Alltag.
Wolfgang M. Schmitt hat es auf den Punkt gebracht. Das hat nichts mehr mit Kino zu tun. Das ist ein ASMR-Film für ein infantiles Publikum, das permanent die gleiche Gute-Nacht-Geschichte hören möchte, um noch mehr einschlafen zu können.
Wow, ich hatte schon öfter von Dir Beiträge gelesen und alle fand ich Klasse. Dieser hier ist der Beste, grandios auf den Punkt gebracht, Applaus!
Vielen Dank! :-)
Puh,
also das von Serienfan kaum etwas gutes komt kennt man ja schon, dass Klapo aber trotz massiver Kritik 3 Sterne gibt finde ich erstaunlich! Es muss ja scheinbar doch etwas dran gewesen sein wenn auch kein Fisch oder Fleisch. Mich hat der Film als Abschluß des Marvel Zyklus voll erreicht. Alle mehr oder weniger liebgewonnenen Helden hatten ihren kurzen Moment. Über Zeitreisefilme decke ich storytechnisch meist den Mantel des Schweigens, die hat mir noch nie jemand plausibel vermitteln können. Warum eine Serie wie ein Marvel Superheldenuniversum philosophisch und aussagekräftig sein soll wie ein ernstgemeintes Drama leuchtet mir allerdings bei weitem nicht ein. Aus eigener Erfahrung im Kino sehe ich dort viele verschiedene Menschen die Marvel Filme nicht wegen des Dramas sondern wegen der Leichtigkeit verfolgen. Ich sehe darin nichts schlimmes einen Film zu schaffen der, wie Serienfan meint, ein ASMR Gefühl vermittelt. Zur Erläuterung „Autonomous Sensory Meridian Response“, zu finden in der Wiki. Ich muss halt immer wieder lachen wenn Hyperintellektuelle einem Superheldenfilm, Superhelden sind die mit der Unterhose über der Hose, dem Umhang und den Brustwarzen auf dem Kostüm, mangelndes Drama oder Ernsthaftigkeit vorwerfen. Ich sehe absolut nichts negatives darin diesen Film zu 2,5 Stunden berieseln, abschalten oder Popcornfuttern zu nutzen und lasse mir von hochgezüchteten Rennsporthyperintellektuellen auch keinen Unsinn wie Flugscham, Fat Shaming oder geframten Genderunsinn einreden.
Ich find’s immer extrem schade, dass die Forderung „nach mehr Mut/Inhalt“ gerne so behandelt wird, als hätte man in einem Superheldenfilm eine Universitätsvorlesung erwartet.
Dabei muss es gar nicht VIEL sein, so wie Serienfan es schon beschrieb… Bei „Matrix“ war es die Frage danach, ob man in einer Simulation leben möchte, die den Film extrem weit gebracht hat. Bei „Logan“ ging es um Vergänglichkeit, bei „Blade Runner 2074“ um die Grenzen des Menschseins und sogar beim eher popeligen Minifilmchen „Venom“ konnte man noch drüber nachdenken, inwiefern das Leben des Helden jetzt kaputt ist – oder halt auch nicht. Und ob Pharmakonzerne alle total pöhse sind.
Wenn es bei einem Film wie „Endgame“ dann nur zwei-drei Szenen gibt, in denen man Kinder umarmt oder mit traurigen Augen auf einen Steinklotz (wenn auch mit eingravierten Namen drauf) starrt, muss man leider schon erwähnen, dass andere Blockbuster deutlich MEHR liefern.
Und wir reden hierbei ja „nur“ von der Unterscheidung, ob man einen Tropfen oder einen ganzen Teelöffel mit Honig in den faden (Helden-)Tee rührt. Geschmacklich macht das aber schon einen großen Unterschied. – Und selbst, wenn einem die Action gefiel: Der Unterschied beim Endkampf war ja nun wirklich lächerlich marginal zum Vorgänger, oder?
Die „hohe“ Endnote gab es auch nur, weil die Zeitreise-Einsprengsel so flott waren. Stattdessen hätte man mir aber auch eine Episode „Penn & Teller – Fool Us“ einbauen können…
Was ich besonders erstaunlich finde: Hier entsteht offenbar eine völlig neue Fan-Gattung.
Man stelle sich vor, ein Trekker würde „Star Trek“ damit verteidigen, dass es die Kritiker zu Ernst nehmen. Dass sie zu viel darüber nachdenken. Man stelle sich vor, sie würden sagen: „Ist doch nur Star Trek, darüber lohnt sich das Nachdenken nicht.“
Wenn jemand „The Orville“ verreißt, wird er von mir ganz sicher nicht zu hören bekommen: „Da hast du halt vergessen, dein Hirn auszuschalten. Ist doch nur Orville, keine Uni-Vorlesung.“
Früher haben die Fans den Kritikern vorgeworfen, zu wenig Ahnung zu haben und blind für das Substanzielle zu sein.
Nicht einmal ein Boy-Group-Fan hätte früher seine Band mit Worten wie „da kann ich halt gut abschalten, muss doch nicht toll sein, du hast einfach zu hohe Ansprüche“ verteidigt.
Von John Wayne bis James Bond, von Frankenstein bis zum Kettensägen-Massaker: In all diesen Filmen findet man, wenn sie gut sind, Radikales, Gesellschaftliches, Substanzielles. Und ich würde diese Unterhaltungs-Klassiker auch vehement gegen Kritik verteidigen können und allen Kritikern vorwerfen, zu wenig darüber nachgedacht zu haben.
Ich bin übrigens ein großer Befürworter der ASMR-Videos, die auf Youtube die Runde machen. Vielleicht helfen sie, die legitime Sehnsucht nach Entspannung zu befriedigen, ohne dafür die Kunst missbrauchen zu müssen. Mich nervt dieses „Klassik, um die Seele baumeln zu lassen“. Dafür ist Klassik nicht da. Dafür sind Filme nicht da.
Ein Film, bei dem ich das Gehirn ausschalten muss und der kein Porno ist, hat keine Daseinsberechtigung.
Ganz im Gegenteil, ich erwarte von Superheldenfilmen genau das was Marvel liefert. Im Grunde ist dieses Genre nunmal mit reichlich wenig Fleisch dran die ewig gleiche Story gut gegen Böse. Etwas was Star Wars zu Anfang sehr gut und später extremst schlecht geliefert hat. Sehr viel mehr kann man eben von einem Superheldenfilm nicht verlangen denn diese Geschichte wird jetzt seit mehreren Jahrtausenden so erzählt. Das hat auch nichts mit neuer Fangattung zu tun die laut Serienfan angedichtet besuonders anspruchslos ist sondern ist einzig und alleine dem Genre geschuldet. Matrix wird heute aufgrund der immer noch genialen Effekte bewundert ist aber ein ziemlich gewaltverherrlichendes Faschostück. Wer von einem Superheldenfilm tatsächlich mehr erwartet bekommt von mir ein großes Kopfschütteln denn slbst die Bale Batman waren ganz genau das, nur anders verpackt. Und ich muß halt jedes mal Lächeln wenn sich einer der Hauptdarsteller ein Heldenkostüm überwirft, im Grunde die lächerlichste Handlung in Unterhaltungsfilmen. Selbst die Super-Meier Comics waren gehaltvoller.
Mir genügen die drei Bildschirmfotos, um zu sagen: das möchte ich gar nicht sehen. Diese CGI-Ästhetik gefällt mir genauso wenig die immer gleichen MUAHAHAHA-Schlachten zwischen „Gut“ und „Böse“.
Auch wenn man statt 19 Explosionen in einer Szene 47 zeigt oder der Böse statt 4 mal 9 mal auf die Fresse bekommt, bevor er dann aber endgültig, endgamemäßig, ganz sicher besiegt ist, um danach nur noch höchstens 2 oder 3 mal aufzustehen, bevor er aber wirklich, wirklich in die ewigen CGI-Gründe verschwindet, sind das trotzdem keine interessanten Filme.
Mich erinnern diese „Schlachten“ immer an die Spiele von Achtjährigen mit Actionfiguren: „Ich schieße Dir jetzt mit einer Rakete gegen den Kopf und dann fliegt Deiner über die Heizung an den Fernseher und dann ist er aber wohl noch nicht ganz tot“ – „Ja, und dann kommt meiner mit einem Laser und brennt Dir das Hirn raus und dann fliegt der Helm unter das Sofa und Du kommst dann wieder unter dem Tisch hervor und feuerst von da ganz viele Blitze ab.“ – „Ja und meiner dann so: SWOSCH! DONG! und Du denkst, ich bin tot, dabei bin ich noch gar nicht tot und dann denke ich, Du bist tot, dabei lebst Du noch und Du wieder so…“
GÄÄÄÄÄHN… Ich bin sicher, so entstehen auch die „Drehbücher“.
Geil, Zitat
„„Ja und meiner dann so: SWOSCH! DONG! und Du denkst, ich bin tot, dabei bin ich noch gar nicht tot und dann denke ich, Du bist tot, dabei lebst Du noch und Du wieder so…““
Verdammt, habe ich gelacht.
Ja, dass störte mich schon immer.
Man verfilmt eine Comicreihe, anstatt, wie Nolan die Comicfigur(en) zu erden, ihnen einen Hauch von Realismus und Science zu geben, um einen Unterschied zwischen Comic, Trickfilm und Film zu machen, bekommt man bei Comicverfilmungen Kindertrickfilme mit Realschauspielern.
Und die Leute feiern es, tja falsches Universum.
Mutig wäre es Deadpool in diesen Film zu packen. Der hätte dann so Sachen wie „Nicht genug Pym-Partikel? Ganz schlechtes Geschichtenerzählen!“ oder „Zu doof, um sich beim Schnippen einen sanfteren Umgang mit seiner Handschuhhand mit zu wünschen?“ gebracht.
Was bei mir vom Film hängen geblieben ist: ganz schlechte Produktplatzierung; es wurde tatsächlich eine Szene geschrieben, in der ein Kofferraum entladen wird, nur um den Schließmechanismus der Kofferraumtür zu demonstrieren. Bei einer anderen Szene dachte ich schon – so breit das Auto ist – alle noch verbliebenen Avengers würden wie die Clowns im Zirkus aus dem Auto purzeln, um Tony Stark zum Mitmachen zu überreden.
Der Film ist nicht perfekt und das ganze MCU hat seine Schwachstellen! Ganze Filme hätte man sich komplett sparen können. Seit Thor 3 gefällt mir aber der Humor, so auch in Endgame. Ich wurde wirklich gut unterhalten!
Und nach der Mega-Enttäuschung von GoT finde ich DIESEN Abschluss einfach gelungen. Klar kann man die Zeitreiselogik in Frage stellen und der Schlusskampf ist tatsächlich verdächtig ähnlich… aber ich hatte am Schluss das Gefühl, das Ende einer Ära erlebt zu haben. Und genau das war mein Wunsch!
Von mir aus kann Marvel damit auch seine Filmsparte komplett einstellen, denn ich habe jetzt genug gesehen und ich denke es geht vielen so. Aber die Kuh muss leider gemolken werden…
Da Paradoxien in Zeitreisefilmen üblich sind, wird hier auf logische Fehler gar nicht mehr hingewiesen. In diesen Fall führt der logische Fehler aber den Kern der gesamten Filmhandlung völlig ad absurdum: Thanos stirbt in seiner persönlichen Zeitlinie, bevor er die Steine sammeln kann. Also müssen auch keine Steine zurückgebracht werden.
Äh, doch, weil die Steine in der oder den entpsrechenden Zeitlinien sonst für andere wichtige Ereignisse fehlen würden. Nimm nur den Stein, den sie Quill weggeschnappt haben. Ohne den hätten die Guardians nie zusammengefunden, die Ereignisse wären völlig anders verlaufen (vielleicht besser, vielleicht schlechter). Butterfly-Effect usw. Das einzige, was Wischi-Waschi ist, ist das mit Cap am Ende. Alles andere passt.
Gerade das Ende mit Cap war hervorragend und einfühlsam und genau das was ich mir für die Figur gewünscht habe.
Einem Superheldenfilm fehlenden Mut und Tiefe zu bemängeln finde ich auch etwas albern und deplatziert. Welchen Mut und (welche) Tiefe hatte denn „Goldfinger“ zu seiner Zeit? Der bestach durch FX, Dialoge und charmante Schauspieler. Heute ersetzt man FX durch Nostalgie, der Rest zieht noch immer.
Die ganzen MCU Filme waren schon 2010/12(?) fertig geplant. Der Zeitplan stand fest, da wird nur noch runtergekurbelt. Und warum machen die das?
Weil sie es können! Und weil die Leute dafür auch noch bezahlen!
Aber das ist OK. Die Filme finde ich scheisse, aber mein Papa würde „The Rock“ (den Film) auch scheisse finden, ich fand und finde den supergeil. Popcornkino. Wenn ich kein Bock auf Popcornkino habe gehe ich auch nicht in einen solchen FIlm sondern woanders rein.
Und da fängt dann das Problem auch an. Denn bei anderen Filmen dürften die Studios gerne mal Mut und Tiefe beweisen. Tun sie aber nicht. Wer zum UFA Palast Düsseldorf fährt hat zur Auswahl: Blockbuster, Kinderfilme, Türkenfilme. Es gibt dort auch ein Kino welches nur Arthousefilme zeigt. Filme wie „Lachsfischen im Jemen“ oder „Das weinende Kamel“ sind mir aber zu heftig und schlagen zu weit auf die andere Seite aus. Irgendwas mehr in der Mitte wäre toll, doch die sind rar gesät. Kannste eigentlich zuhause bleiben, bei Netflix oder Prime wird man da schon eher fündig.
Und ich wiederhole mich gerne nochmal: Solange die Zahlen stimmen, werden die Filme wie Pornos am Fließband produziert und in die Kinos gebracht.
Ich hatte mir ja schon überlegt, ob ich antworten soll. Wenn die Gegen-Argumente auf einem Silberteller mit Roll-Wägelchen vor einem kredenzt werden, wird es ja fast schon witzlos.
Soso. Ist also „albern“, wenn man „Mut“ und „Tiefe“ mit Superhelden in Verbindung bringt. Da haben wir also mal schnell sämtliche Christopher Nolan-Filme einfach aus dem Gedächtnis gestrichen.
Und dann auch noch „Goldfinger“, ein absolutes Meisterwerk, als angebliches Beispiel für fehlende Tiefe, das wohl auch nicht besser sei als „Endgame“.
Immerhin: Da zieht es mir doch für einen Moment die Schuhe aus.
Mal abgesehen davon, dass „Goldfinger“ auch heute noch durch eine Futuristik beeindruckt, die sich bewahrheitet hat (GPS-Systeme), haben wir hier einen Bösewicht, der buchstäblich mit seinem Reichtum (hier symbolisiert mit Gold) tötet. Das ist hier großartig visualisiert.
Vor allem aber will Goldfinger gar nicht reicher werden, er will das staatliche Gold, das Gold, das in Fort Knox lagert, radioaktiv verseuchen und damit unbrauchbar machen. Er will also den Staat schwächen, um seine Macht auszubauen. Er tat genau das, was die neoliberale Macht-Elite seit den 1970er Jahren ganz gezielt getan hat.
„Goldfinger“ ist ein makelloser Film mit einer kraftvollen Zeitlosigkeit, der die Probleme, die damals schon erkennbar waren (und die inzwischen auch FAZ-Redakteuren zu dämmern scheinen), perfekt auf den Punkt gebracht hat. Von der Rolle der Frau als technisch versierte Heldin, die am Ende sogar Bond rettet (was heute als „progressiv“ bejubelt würde), gar nicht zu reden.
Und wenn Goldfinger mit einem Laser Bond zerteilen will, ist das eine Szene mit einer Spannung, wie sie im gesamtem MCU nicht vorkommt.
„Einem Superheldenfilm fehlenden Mut und Tiefe zu bemängeln finde ich auch etwas albern und deplatziert. Welchen Mut und (welche) Tiefe hatte denn „Goldfinger“ zu seiner Zeit?“
————–
Ich glaube, in meinem nächsten Leben möchte ich als Superhelden-Film wiedergeboren werden. Gerade im Bürojob würde mir das bestimmt sehr weiterhelfen…?
Wenn mich jemand fragt, warum ich weder „Mut noch Tiefe“ besitze, vergleiche ich mich selbst mit „Goldfinger“ oder (alternativ) mit einer Staubsaugerwerbung aus den 50er-Jahren. Irgendwas findet sich da schon.
Und wenn mich jemand fragt, warum ich so durchschnittliche Arbeit abliefere, sage ich „Weil ich es kann“ und verweise mit stolzgeschwellter Brust darauf, dass „Arbeitgeber schon immer auch die schlechteren Mitarbeiter bezahlen mussten“.
„Und ich wiederhole mich gerne nochmal: Solange die Zahlen stimmen, werden die Filme wie Pornos am Fließband produziert und in die Kinos gebracht.“
Das ist ja unstrittig. Darum ging es ja im Review nicht… Sondern darum, ob da noch MEHR in „Endgame“ möglich gewesen wäre. Nur, weil dem Durchschnittszuschauer nicht gleich alternative Szenen einfallen, heißt es nicht, dass das auf allerhöchstem 5-Sterne-Niveau abgeschlossen wurde.
5 Sterne werden ja noch nicht mal bei der CGI, dem Schnitt oder der Dramaturgie des Endkampfes erreicht – nur, falls man ausschließlich darauf Wert legt.
Nur weil etwas „Popcornkino“ ist, muss man doch nicht aufhören, valide Kritikpunkte aufzuzählen. Die „Mumie 3“ und „Indiana Jones 4“ sind schließlich auch Popcornkino UND Scheiße. – Was nun?
Und wenn man weder Mut, noch Abwechslung, noch Einfallsreichtum, noch Effekte bewerten soll (da die Leute „ja trotzdem ins Kino rennen“), braucht man eigentlich auch keine Reviews oder Diskussionen mehr?
Das fände ich dann deutlich „alberner und deplazierter“…
Der Unterschied ist halt dass man für Marvel Filme ins Kino geht und Goldfinger noch nicht einmal mit der Kneifzange anfasst wenn er werbungsfrei irgendwo in ARD oder ZDF läuft.
„Soso. Ist also „albern“, wenn man „Mut“ und „Tiefe“ mit Superhelden in Verbindung bringt. Da haben wir also mal schnell sämtliche Christopher Nolan-Filme einfach aus dem Gedächtnis gestrichen.“
Wer die Nolan-Filme hier als leuchtendes Gegenbeispiel auffährt kann das aber auch nur machen, weil er einen großteil (Beispielsweise, wie die Sache endete), bequem aus dem Gedächtnis gelöscht hat. 2000 Polizisten, die mehrere Monate(!) unter der Erde hocken, und nach ihrer Befreiung sofort willens und physisch in der Lage sind den feindlichen Mob zu verprügeln (und zwar in sauberen Polizei-Garde-Uniformen!) sind mit dem Wort „Tiefe“ auch nur aufgrund geographischer Betrachtungsweisen vereinbar.
Die peinlichste Sterbe-Szene aller Zeiten (Talia), Subverted Expections in schlimmster Last Jedi-Tradition (Bane wird nicht von Batman besiegt, sondern von Catwoman auf’m Mopped), Logik-Löcher am laufenden Ban(e)d, und ein Happy End, bei dem irgendwie alle Guten überleben, weil nach dem Joker kein „Mut“ mehr im Budged vorhanden war, runden das Wohlfühlpaket für weinsüffelnde Monockelträger, die Marvel für die gleichen Dinge kritisieren erfolgreich ab.
Und danach hat das DC-Universum ja erst so RICHTIG losgelegt… in dem man Marvel bei allem hinterherzurennen versucht. So unmutig kann die Konkurrenz ja dann gar nicht gewesen sein, wenn sie es trotz aller Unkenrufe irgendwie hinbekommen hat als erstes (und bisher einziges?) eine gute TV-Serie im Kino zu produzieren und somit die Vorreiterrolle einzunehmen. Zumal die erste Staffel ja sogar einigermaßen befriedigend beendet wurde. Kann mich spontan an keinen andere Reihe erinnern, die das in den letzten 10 Jahren hinbekommen hätte. Selbst das aufgrund seines Mutes (ist mit nackter Haut – so mutig!) und seiner Tiefe (bei den Vergewaltigungen geht der Pillermann auch ganz tief rein da!) hochgelobte GoT scheint doch komplett vor die Wand gekracht zu sein, weil die ganzen Niveau-Suggerierenden Elemente letztendlich nichts als Blendwerk waren.
Nicht, dass Kritik nicht erlaubt wäre. Mir hat an Endgame auch nicht alles gefallen. Bei manchen Beiträgen habe ich aber den Einruck, dass man hinter wuchtigen Schlagworten nur zu verbergen versucht, dass einem schlicht die tonale (gesamt-)Ausrichtung der Marvel-Filme nicht gefällt. Das ist ja auch legitim – manche mögen lieber die düsteren Sachen, manche lieber die hellen. Gleichzeitig finde ich es aber auch etwas unsinnig, sich nach dem 20. Marvel-Film daran zu stören, dass die ja IMMERNOCH eigentlich recht undeprimierend sind? Wie überraschend! Wer hätte das gedacht? ICH war beim Gucken von nBSG ja auch immer über das fehlen von Comedy-Episoden total überrascht. Inhaltliche Kritik ist das dann allerdings nicht mehr, sondern einfach ein inkompatibles Gesamtgefüge. Aber gut. Hier tummeln sich ja genug Masochisten, die auch die dritte Staffel Discovery fleißig gucken und sich vermutlich wundern werden, dass ihnen das ja IMMERNOCH nicht gefällt?! „Wie? Immer noch kein Captain Mercer da?“
„Es ist widerlich. Scheußlich. Ich hasse es!“
„Mehr?“
„Bitte!“
@nitpicker,
der beste und treffendste Kommentar bisher, danke.
Wenn wenigstens die Kommentare hier spannender als der Film wären.
Doch die argumentative Hilflosigkeit folgt erneut altbekannten Mechanismen. Die einen erklären den „Endgame“-Kritiker zum Fanatiker, der schon immer ALLE Marvel-Filme gehasst hat. Andere tun so, als würde jeder, der sich auch nur das Durchschnittsniveau einer „Twilight Zone“-Folge wünscht, aus Marvel einen Ingmar-Bergman-Film machen wollen.
Das ist so vorhersehbar wie witzlos.
Durchaus spannend ist aber, wie irrational die Reaktionen angesichts einer doch harmlosen Kritik ausfallen.
Mut in einem Marvel-Film? Albern, absurd! Dabei vergessen verblüffenderweise sogar die überzeugtesten Marvel-Apologeten, wie mutig das MCU einst startete. Es war Jon Favreau, sich dafür einsetzte, den umstrittenen Robert Downey jr. als Iron-Man zu besetzen. Das Ergebnis war ein wunderbar zynischer Film mit jede Menge Seitenhieben gegen die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Weltlage.
Zwischen „Iron Man“ und „Endgame“ liegen Welten.
Wie also kann es sein, dass der offensichtliche Niedergang des MCU mit so großer Gleichmut hingenommen bzw. schlichtweg geleugnet wird? Es ist fast so, als „dürfe“ man MCU nicht hinterfragen.
Die Witzlosigkeit der MCU-Filme scheint alternativlos zu sein. Sie darf gar nicht hinterfragt werden.
Ich muss dabei an Rainer Mausfeld denken. Mausfeld beklagt zu Recht eine tief verwurzelte Ideologie einer leistungsorientierten Klassenordnung, eine „meritokratische Ideologie“, in der die Positionen „einer gesellschaftlichen Ordnung nach individuell erbrachter Leistung zugewiesen werden.“ „Dieser Ideologie zufolge sind diejenigen, die in unserer Gesellschaft oben sind, zu Recht oben, und diejenigen, die unten sind, zu Recht unten.“ Der Umstand, dass es jemand nach oben geschafft hat, rechtfertigt und „erklärt“ den Umstand, dass er oben ist.
Auf Filme übertragen: Filme, die bei Einspielergebnissen Spitzenergebnisse erzielen, sind zu Recht oben, Filme, welche diesen kapitalistischen Erfolg nicht vorweisen, sind zu Recht unten.
Kritik erübrigt sich in einem solchen System. Sie wird albern und überflüssig.
Es fällt auf, dass noch nie so viel über Einspielergebnisse berichtet wurde wie heute. Disney hat sogar „Endgame“ erneut ins Kino gebracht, um den Umsatz auf Platz 1 zu puschen. Es kostet Geld, einen Film erneut ins Kino zu bringen. Disney ist im Kino so präsent, dass der Konzern sich mit einer erneuten Kino-Veröffentlichung von „Endgame“ in erster Linie selbst Konkurrenz macht. Es spricht vieles dafür, dass man sich hier „Umsatz erkauft“ hat, also unterm Strich als sogar Gewinn einbüßte.
Früher hat man sich guten Kritiken erkauft. Heute erkauft man sich Einspiel-Rekorde. Weil in diesen Rekorden offenbar ein „Beweis“ dafür liegt, richtig gehandelt zu haben.
Der MCU-Fan braucht diese Gewissheit, zu denen „da oben“ zu gehören. Ganz so, als gäbe es bei den Milliarden, die Disney durch das MCU verdient, eine Art künstlerischen Trickle-down-Effekt, der dann in Form von legitimer Abschaltungs-Entspannung segensreich auf das Publikum niederregnet.
Das war doch alles noch nie ein Widerspruch. Es gibt nun einmal:
erfolgreich / gute Kritiken
erfolgreich / schlechte Kritiken
erfolglos / gute Kritiken
erfolglos / schlechte Kritiken
Und in der Mitte noch eine mehr oder minder große Schnittmenge mit sehr viel Mischmasch.
Was mich allein ein wenig stört, ist dieser starre Blick auf die Umsatzzahlen, die für sich genommen gar nichts in Bezug auf den finanziellen Erfolg eines Films aussagen. Obschon wir einen neuen Umsatzrekord nach dem anderen sehen, spielt inflationsbereinigt und was den Gewinn angeht (Umsatz nach Abzug von Produktions- und Vermarktungskosten) keiner der angeblich erfoglreichsten Filme aller Zeiten, die wir in den letzten 10 Jahren gesehen haben, in der Topliga mit. Nach diesen Maßstäben liefen die erfolgreichsten Filme aller Zeiten übrigens im November 1923 in Deutschland. Da hat nämlich eine Kinokarte aufgrund der Hyperinflation ein paar hundert Milliarden Mark gekostet…
Du hast mich, wie so oft, nicht verstanden.
@ Serienfan: Ich finde du vergleichst hier Äpfel mit Birnen, bzw. eine gesellschaftliche Theorie mit einem Unterhaltungsprodukt. Und das auch noch unpassend.
Dieser Herr Mausfeld sagt ja im Grunde nur aus: Jeder ist seines Glückes Schmied. Wenn jemand sich sein Leben lang bemüht, viel Einsatz zeigt und unermüdlich arbeitet, dann hat er das, was er dafür bekommt, auch verdient. Das bedeutet jedoch nicht, dass jeder, der „hat“ dies auch zu Recht verdient hat. Man denke nur an Erbschaften oder Lottogewinne. Hier liegt ja keine besondere individuelle Leistung zugrunde. Und natürlich gibt es diejenigen, die sich ihren Reichtum, Ruhm oder was auch immer auf Kosten anderer erwerben, hierbei vielleicht sogar illegale und/oder moralisch bedenkliche Wege einschlagen. Diese Leute sind dann zwar „oben“, aber doch nicht kritiklos.
Auch führt viel Leistung nicht automatisch zum Erfolg. Man denke nur an den Sport. Manche Sportler leisten viel und verdienen sich eine goldene Nase, andere Sportler leisten ebensoviel und müssen zusehen, wie sie über die Runden kommen. Da bestimmt nicht die Leistung des Einzelnen seinen Platz, sondern die Beliebtheit der Sportart. Erfolg oder Misserfolg Einzelner hängt nicht ausschließlich von ihrer eigenen Leistung ab, sondern auch von vielen weiteren Bedingungen, die oftmals gar nicht genau benannt werden können.
Einspielergebnisse sagen nichts über den Film aus. Es gibt Filme, die sind beim Kinostart bei Kritikern und Publikum durchgefallen, mauserten sich später aber zu Kultfilmen. Der Film „Die Verurteilten“ war im Kino nicht erfolgreich, belegt aber seit 2008 ununterbrochen den ersten Platz als bester Film.
Naja, ich fand die bisherige Unterhaltung hier durchaus spannend. Viele unterschiedliche Meinungen treffen aufeinander und man kann abwägen und entscheiden, wem man wo zustimmt und wo nicht. Das finde ich toll. Daher fasse es bitte nicht als Beleidigung auf, wenn ich anmerke, dass du eher eine Art schwarz-weiß-Sicht bezüglich Meinungen zu haben scheinst: deine Meinung ist durchdacht, allumfassend, literarisch begründet und somit richtig, während die Meinungen Anderer unspannend, argumentativ hilflos, wenig durchdacht und somit falsch sind. Aber vielleicht irre ich mich ja auch :-)
@Serienfan.
Da geht es Dir so ähnlich wie dem „Serienfan“ im Synchronforum. Der fühlt sich auch oft unverstanden.
@The Doctor: Professor Rainer Mausfeld sagt leider exakt das Gegenteil Deiner Behauptung. Insofern passt Dein Einwand, so fürchte ich, auch nicht.
Ach stimmt. Der Herr Mausfeld beklagt ja die Ideologie der leistungsorientierten Klassenordnung. Das hatte ich tatsächlich überlesen. Allerdings kann ich mir aktuell keine realistische Alternative zu dieser Klassenordnung vorstellen. Eine sozialistische oder theokratische Gesellschaft zum Beispiel hat ja auch ihre Schwächen…
Um nochmal auf den Film zurückzukommen: ich fand ihn insgesamt gut und als Abschluss der Infinity-Saga okay. Beim Zeitreiseteil in der Mitte störten mich etwas die genannten Regeln, die, obschon vielleicht physikalisch richtiger, irgendwie auch so wirken, als würden die Autoren damit ein wenig ihre Faulheit vertuschen wollen. Denn so müssen sie sich nicht an die Kontinuität halten. Ich hätte es spannender gefunden, wenn sie die Steine hätten holen müssen, ohne dabei die Ereignisse so komplett durcheinander zu bringen. Ähnlich wie in Zurück in die Zukunft 2.
Und wie genau hat es ausgesehen als Captain America die Steine zurückbrachte? In dem Köfferchen lagen ja nur die Steine. Aber müssten die nicht teilweise in irgendwelchen Gegenständen stecken, wie z.B. dem Tesserakt?
Dazu gibt es ein witziges Video auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=4vjs_0CoRs4
Ich muss es leider so sagen, auch das ist falsch, auch das „beklagt“ Mausfeld rein gar nicht.
Mausfeld würde eine leistungsorientierte Gesellschaft sogar begrüßen, wenn der Begriff Leistung nachvollziehbar definiert wäre.
Dummerweise wird die Leistung nur als Zirkelschluss definiert.
Ganz simpel gesprochen wäre folgender Dialog:
„Herr Meyer verdient mehr Geld als Herr Müller.“
„Warum?“
„Weil Herr Meyer mehr leistet als Herr Müller!“
„Aha. Und woran bemisst du, dass Herr Meyer mehr leistet als Herr Müller?“
„Das bemesse ich logischerweise daran, dass Herr Meyer für seine Leistung mehr Geld bekommt als Herr Müller.“
Das heißt, wir reden zwar dauernd über die Leistungsgesellschaft, aber gar nicht darüber, wie und woran diese Leistung gemessen werden soll. Im Gegenteil. Der Begriff Leistung ist daher rein ideologisch und soll bestehende (oftmals ungerechte) Machtstrukturen festigen, die dann nicht mehr hinterfragt werden.
Und das gleiche erlebe ich bei Filmen. Hier ist der Gradmesser das Einspielergebnis, das ja in einer rein gewinnorientierten Gesellschaft beweist, dass Disney „alles richtig macht“.
Wenn man dann fragt, was denn dieses „Richtige“ ist, was Disney tut, kommt als Antwort: „Sie schaffen es, die Marvel-Filme erfolgreich zu halten.“ Richtig ist, was Erfolg hat.
Der Umstand, dass sie Erfolg haben, beweist, dass sie etwas richtig machen. Und richtig gemacht haben sie, mit ihren Filmen Erfolg zu haben. Ein wertloser Zirkelschluss.
Das Einspielergebnis wird – ähnlich wie die Leistung – zum scheinbar objektiven Gradmesser, bei dem die ohnehin viel zu subjektive Filmkritik keinen Platz mehr hat.
Das ist nicht nur in einer komplexen und auch von Zufall gesteuerten Welt reiner Blödsinn. (Jemand, der im Lotto gewinnt, hat nicht mehr „richtig gemacht“ als jemand, der bei allen Zahlen falsch tippt. Beide tun das gleiche, beide leisten das gleiche.)
Mir fällt auf, dass sogar jene, die freimütig zugeben, dass die Qualität eines Films losgelöst vom Einspielergebnis betrachtet werden muss (so wie der Wert der Arbeit einer Krankenschwester nicht deswegen unter dem Wert der Arbeit von Pewdiepie liegt, weil sie einen Bruchteil davon verdient), doch immer wieder auf dieses Einspielergebnis verweisen.
Und das erscheint mir dann doch ein einigermaßen neues Phänomen. Ich kann mich zum Beispiel noch an Zeiten erinnern, als eifrig über TNG vs. Classic gestritten wurde. Ich kann mich aber nicht erinnern, dass dabei jemals Einschaltquoten oder Gewinnergebnisse eine Rolle gespielt hätten.
Es sollte hier unbedingt mehr über die popurlärwissenschaftlichen Werke von Rainer Mausfeld gesprochen werden. Den Erkenntnismöglichkeiten wären kaum Grenzen gesetzt.
Hyperintellekuelle unter sich, die andern gehen ins Kino.
@ Serienfan: „Mausfeld beklagt zu Recht eine tief verwurzelte Ideologie einer leistungsorientierten Klassenordnung, eine „meritokratische Ideologie“, in der die Positionen „einer gesellschaftlichen Ordnung nach individuell erbrachter Leistung zugewiesen werden.““
War das dann auch schon falsch? ;-)
Ich denke nicht, dass die Einspielergebnisse der Beweis dafür sind, dass die Filme gut sind. Sie sind allerdings ein Indikator dafür, dass die Filme vielen Menschen gefallen. Und sie gefallen ihnen aus vielen verschiedenen Gründen. Und daraus hat Disney hat ein Marvel-Rezept gemacht, dass weiterhin den Leuten gefällt. Und somit stimmen auch die Einspielergebnisse wieder.
@ The Doctor
Ja, Dein Text zu Mausfeld war leider falsch. „Leistungsorientiert“ unterstellt ja bereits, dass jeder aufgrund seiner „Leistung“ belohnt wird. Wenn man dann fragt, ob ein CEO von Walmart wirklich über tausend Mal so viel „leistet“ wie ein durchschnittlicher Mitarbeiter (denn er bekommt den 1000-fachen Lohn), dann heißt es schnell: Ist wohl so, sonst würde er ja nicht so viel Geld bekommen.
Die Wahrheit ist aber: Diese Gesellschaft belohnt nicht die Leistung, sie belohnt Machtpositionen. Sie ist also nicht leistungsorientiert, sie ist macht-orientiert.
Der CEO bekommt nicht deshalb 1000 mal mehr, weil er 1000 mal mehr leistet, sondern weil er die Macht hat, solche Gehälter für sich durchzusetzen, während die Mitarbeiter diese Macht nicht haben.
Und diese „Macht“ spielt natürlich auch bei den Marvel-Filmen eine Rolle.
Wenn der mächtigste Filmkonzern der Welt mit unsagbarem Marketing-Aufwand und mit Knebelverträgen der Kinos einen Blockbuster in die Kinos presst, wird der natürlich Erfolg haben.
Daher ist es immer so eine Sache mit dem „hat Erfolg, also gefällt es doch den Leuten“. Vielleicht hätte den Leuten ein guter Film auch „gefallen“.
Die Marvel-Filme predigen doch immer so gerne, dass mit viel Macht auch viel Verantwortung kommt. Vielleicht sollte das die Geschäftsleitung von Disney mal beherzigen und etwas verantwortungsvoller mit der Kino-Kultur umgehen.
Als Film-Fan zumindest darf ich diese Entwicklung bedauern. Wäre ich Vermögensberater für Disney, würde ich Disney zujubeln. „Macht weiter so!“ Disney hat den Heiligen Gral gefunden, den die Filmindustrie seit ihrer Entstehung sucht. Wie kann ich ohne Kreativität, ohne Abhängigkeit von Regisseuren oder Schauspielern, und ohne Wagnisse oder Risiken am Fließband Blockbuster in die Kinos pressen.
Bösewichter waren früher die reizvollen Rollen in Superheldenfilmen, oft gespielt von großkalibrigen Schauspielern. Jetzt kommen ausgerechnet sie aus dem Computer. Regisseure sind nur noch Fließbandarbeiter, die vorgegebene Storyboards umsetzen, wollen sie nicht gefeuert werden. Die Storys sind eintönig, Emotionen werden gar nicht mehr aufgebaut, weil sie permanent von witzigen Sprüchen und Actionszenen unterbrochen werden müssen.
Mutige Entscheidungen gehören der Vergangenheit an. Es gibt keinen Johnny Depp mehr, der einer Rolle einen gewagten Stempel aufdrückt. Es gibt keinen Ben Kingsley mehr, der in „Iron Man“ eine wunderbar bissige Terroristen-Parodie abgibt.
Mir hat mal eine Ernährungsberaterin gesagt, dass industriell gefertigte Lebensmittel gezielt mit Geschmacksverstärkern und Zucker vollgestopft werden, um schon bei Kindern den Geschmack zu ruinieren. Jeder selbst erstellte Erdbeer-Joghurt schmeckt dann natürlich fad im Vergleich zum Kunstprodukt. Die „Geschmacksverstärker“ sind in Wahrheit „Geschmacksruinierer“.
So erscheint es mir ein wenig bei Marvel. Es sind Filme, die mit inhaltsleerer Action als Geschmacksruinierer vollgestopft sind.
„Normale“ Filme erscheinen im Vergleich dazu fad.
Das fiel mir beim jüngsten „Rambo“-Film auf, ein durchweg spannend und geradlinig aufgebauter Film, der aber von verblüffend vielen Youtubern als langweilig empfunden wurde. Nur die letzten 20 Minuten seien mitreißend, hieß es. Offenbar wird nur noch emotionslose Action als „Unterhaltung“ empfunden.
Insofern sehe ich die Marvel-Filme tatsächlich problematisch. Sie züchten sich eine neue Kino-Generation heran, deren Geschmack systematisch ruiniert wurde.
tach auch !
Ich bin sprachlos !
Gruss BergH
Intellektuelle Diskussionen über Gesellschaftstheorien hier, anstatt bissige und humorlose Kommentare zu stumpfsinniger Popkultur?!
Klapo! Es hat Zwölf geschlagen für die Website!
An der Humorlosigkeit mangelt‘s vielen ja wahrlich nicht. (Passt aber zum drögen Film.)
Ich fand das ganze Hin und Her ja genauso öde wie auch schamlos unterhaltsam. Hätte daher auch von Marvel sein können, der alte „Mouse-Man“!
Zumal es von euch geschafft wurde, eine einfache Frage (Ist das Argument gut: „Viele Kinokohle = Guter Film?“) so auszuwalzen, dass man beim Zulesen, Antworten und Diskutieren schnell mal aufpassen muss, nicht auf die Gegenseite abzudriften:
„Ich finde, dass die Gegenthese, dass Nicht-Leistung zur Anhäufung von nicht-verdientem Geld anhält, eine sehr bedenkliche Entwicklung ist!“
„Ich bin dagegen! Es ist genau umgekehrt, mein Hörr! – Öh, glaube ich jedenfalls?“
Das fand ich schon spannend. Wie eine TV-Politik-Diskussion aus den 60ern, wo man dank des allgegenwärtigen Tabakrauchs im Studio am Ende nicht mal mehr wusste, WER jetzt welchen Satz abgegeben hat. Dass die Demokratie sich unter diesen Umständen so lange gehalten hat, ist dabei das eigentlich Spannende. Heute kann man ja wenigstens den ollen Mausfeld schnell nachgoogeln, um danach einen Kommentartext zu verfassen, der bis zu 2,5% von Mausfelds Lehren verstanden hat. Das halte ich schon für einen bemerkenswerten Fortschritt zu den 60ern und Zeichen dafür, dass das Internet nicht ALLES schlechter gemacht hat.
Spannend ist auch, dass ein Blockbuster-Film, der „nur“ 3 von 5 Punkten erhalten hat, solche Emotionen hervorrufen kann. So wie „damals“ schon bei „Captain Marvel“ (Die Freunde des Films werden sich heute eventuell nicht mehr dran erinnern).
Ich persönlich kann ja fast immer verstehen, warum man MEINE Lieblingsfilme dumm findet und war selten beleidigt, wenn jemand „Matrix“, „Blade Runner 2047“ oder „Inception“ scheiße fand. Warum auch? ICH hatte ja Spaß.
Der Franzose Jacques Lacan (hier bitte 10 Sekunden lang einlesen: https://lacan-entziffern.de/subjekt/die-wahrheit-des-subjekts/ ) würde vielleicht eine Idee haben, warum wir heute viiiiel emotionaler über Superhelden- und Bombast-Filme diskutieren als noch vor 20 Jahren.
Man hat uns nämlich als Kind einst den Kot weggenommen. Und DEN wollen wir jetzt wiederhaben!
Ist das so?
Diskutieren wir heute VIIIEL emotionaler?
ZU emotional?
Ich frage mich ja oft, ob manch einer die Kommentare auf Zukunftia nur noch mit schrill-hysterischer Stimme im Kopf liest. Anders ist es nicht zu erklären, dass noch so lässig getippte Texte als furchtbar „emotional“ empfunden werden.
Emotionen sind natürlich immer höchst unerwünscht. Sie passen nicht zu unserer fast schon säuglingshaften Harmonie-Sucht. Schnell erheben wir dann den belehrenden Zeigefinger und rufen: „Greta, Kind, du redest zwar über eine drohende Weltuntergangskatastrophe, aber das ist doch nun wirklich kein Grund, emotional zu werden.“
Cool bleiben ist angesagt.
Nun hat ja Martin Scorsese, wahrscheinlich in einem unglaublich emotionalen Gemütszustand, bei einem Interview gesagt, dass Marvel-Filme nichts mit Kino zu tun haben, wobei dann bei James Gunn gleich die Emotionen auf Twitter „hochgekocht“ sind.
Ironie und Sarkasmus sind out, Übertreibungen ohnehin. Da wundert es nicht, das alles zum emotionalen Ausbruch umgedeutet wird.
Doch ehrlich gesagt: Warum nicht? Lieber bin ich die Greta Thunberg des marvel-gemachten Kino-Wandels, als den emotionslosen Gehirntod anzustreben.
Witzigerweise muss man sich auch als Marvel-Bespucker immer wieder anhören, dass man doch auf die Wirtschaft hören müsse, sprich auf die hohen Einspielergebnisse, die nun mal als alternativlos zu akzeptieren sind.
Zur Klarstellung möchte ich betonen (ich empfehle eine besonders emotionale Stimme im Kopf beim Lesen):
Niemand, wirklich NIEMAND ist SO doof, dass er von dem Einspielergebnis eines Films auf die Qualität dieses Films schließen würde.
Daher braucht man das auch gar nicht „diskutieren“.
Das „Problem“ ist doch ein ganz anderes. Warum wohl veröffentlichen Studios permanent die Einspielergebnisse? Warum haben diese heute eine so derart viel höhere Bedeutung als früher.
Wir leben im Click-Bait- und Like-Button-Zeitalter. Der Internet-Journalismus hängt sein Fähnchen in den Wind. Großkritiker wie Roger Ebert, die auch mal „Transformers“ verreißen und den Shitstorm gleichmütig ertragen, gibt es nicht mehr.
Der Hinweis auf die hohen Einspiel-Ergebnisse ist da wie eine Drohung, nach dem Motto: „Die Masse ist auf unserer Seite, und du willst von dieser Masse mit Clicks und Likes gefüttert werden!“
Erschreckenderweise spielen die Fans dieses fadenscheinige Spiel nur zu gerne mit.
Hätte man früher einen Fan von „Star Wars“ gefragt, wie der Name des Sidekicks von Jabba the Hut lautet, und wie viel „Return of the Jedi“ an den Kinokassen eingespielt hat, dann hätte dieser Fan die erste Frage beantworten können und bei der zweiten Frage nur verwundert die Stirn gerunzelt.
Heute ist es umgekehrt.
Solange früher etwas erfolgreich genug war, um nicht abgesetzt oder eingemottet zu werden, hat es Fans gar nicht interessiert, ob wieder irgendein künstlich aufgeblähter „Rekord“ gebrochen wurde.
Ich weiß, ich bin uralt. So alt, dass ich mich noch an das Jahr 1983 erinnern kann. In diesem Jahr geschah nämlich etwas Einzigartiges. Es erschienen ZWEI James-Bond-Filme. „Octopussy“ mit Roger Moore. Und „Sag niemals nie“ mit Sean Connery, der noch einmal Bond (für ein anderes Studio) spielte.
Forciert von den Medien wurde reichlich diskutiert. Wer ist der bessere Bond? Connery oder Moore? Das war Thema der damals zahlreichen Kino-Sendungen und Film-Zeitschriften.
Ich kann mich aber nicht erinnern, dass dabei Einspielergebnisse verglichen wurden.
Vielleicht passt es aber auch. Wenn das Kino sich zu hundert Prozent kommerzialisiert hat, über was soll es sich dann überhaupt noch lohnen, zu reden?
„Niemand, wirklich NIEMAND ist SO doof, dass er von dem Einspielergebnis eines Films auf die Qualität dieses Films schließen würde. Daher braucht man das auch gar nicht „diskutieren“.“
Du merkst schon, dass in diesem Kommentarfeld absolut niemand die Einspielergebnisse zur Unterstreichung der eigenen Meinung ins Rennen gebracht hat… außer dir selbst, oder? (Onkel Hotte hat das auch angesprochen, aber nur kurz, und er ist selbst Kritiker des Films.) Von jenen, denen der Film gefallen hat, hat das hier, Konträr deiner Behauptungen („Der MCU-Fan tut diese, der MCU-Fan tut jenes“), niemand getan. Sowie, erneut konträr zu deiner Behauptung, eigentlich auch keiner der „Fans“ völlig Kritikfrei geblieben ist.
Aber ein netter Versuch, dass du noch schnell und recht unauffällig den Scorsese erwähnst.
„Ich mag Leute ja gar nicht, die ständig ihre Meinung von anderen bestätigt haben müssen. Übrigens, der Scorsese mag die Filme auch nicht, was rein zufällig genau mit meiner Meinung übereinstimmt. Höret her!!!einseinself“
Das ist jetzt alles nicht neu, diese… Tendenzen zum Elitarismus gab und gibt es in allen Kunstformen. Man hat einen gewissen Standard, und nicht jede Sache erfüllt den. Vollkommen in Ordnung. Doch statt dann zu sagen, dass man diese Sache eben nicht mag, fühlen sich manche immer dazu genötigt, „niedere“ Untergruppierungen zu schaffen, um sich ja von diesen Dingen distanzieren zu können. Rap ist keine echte Musik. Computerspiele sind keine echte Kunst. Comics sowieso nicht. Superheldenfilme sind keine echten Filme. Und so weiter. Der ganze ewig gleiche Schmonz. Damit kann man auch immer schön triggerle hier und triggerle da spielen und besonders… lustige Persönlichkeiten heucheln dann Verwunderung, wenn ihnen jemand auf den Leim gegangen ist (Aaaaber, wer wird denn hier Emotional werden? Wir diskuiiiiiieren doch ganz vernfünftig und ooooohnne niedere Bewegggründe. Übrigens, habe ich schon erwähnt, dass der MCU-Fan dies ist und jenes ist und übrigens, lustig seid IHR hier ja auch alles nich und… *triggerle-triggerle*…)
Gähn.
Zum ersten Mal im Internet tätig, Serienfan?
tach auch !
Ich muß mich dann doch nochmal zu Wort melden.
Ich verstehe nicht warum der Film so spaltet. Er ist die Fortsetzung von Infinity War und dreht die ganze vorherige „Handlung“ auf Links.
Dieser Artikel von 2007 (!!!) beschreibt die Dramaturgie „moderner“ Action-Muhwiehs:
https://www.novo-argumente.com/artikel/hollywood_pornos
Also wenn man mit viel Krach-Bumm Geld machen kann, sei es so. Ich empfinde das immer mehr , als störend.
Nichts gegen einen guten Actioner zum Abschalten, aber Hirnlose Effekte am laufenden Band ohne Sinn, Ziel und Handlung,
reißen mich immer weniger vom Hocker. Und Endgame ist bis auf die wenigen Zeitreise Momente in der Mitte eben ein Hollywood-Porno.
Nicht mehr, nicht weniger. Versteht mich nicht falsch, der Film ist gut gemacht und im Rahmen der Möglichkeiten gut gespielt.
Trotzdem riss er mich noch weniger vom Hocker, als der Vorgänger.
Und die ganze Gigantomanie aus dem Computer. (Endkampf mit 1-2 Marvel-Helden / Sekunde) geht mir , mit Verlaub, am Gesäß vorbei.) Fan-Service hin , oder her.
Wie in dem Artikel beschrieben ist SL1 ein Film und die nächsten entwickeln sich bis SL4 zu HPs. Insgesamt einbe traurige Entwicklung, die mindestens eine Generation von Kino-Zuschauern fürs Leben versaut.
Ergo:
Lohnt sich eigentlich nicht, sich darüber aufzuregen.
Das einzig traurige ist, dass sie mit dieser Masche Unmengen an Geld scheffeln und deshalb so weiter machen werden.
Gruss BergH
** Und die ganze Gigantomanie aus dem Computer. (Endkampf mit 1-2 Marvel-Helden / Sekunde) geht mir , mit Verlaub, am Gesäß vorbei.) Fan-Service hin , oder her. **
Da ist dann aber schon die Frage ob du die richtige Zielgruppe für den Film bist, wie gefühlt 90 Prozent der Anwesenden hier. Die Comics wurden ziemlich genau von Marvel in eine Filmreihe umgesetzt und werden wohl weiter genau so transformiert und die Comics bieten genau das was in dem Novo Artikel angemeckert wird. Mehrere Generationen an Lesern sehen das was in den Comics konsumiert wurde nun ziemlich erfolgreich im Kino umgesetzt. Alles richtig gemacht.
Man mag über Pornos ja nun auch denken was man will aber die sind halt ein Milliardengeschäft.
Sie verstehen mich alle miss!
Film und Zyklus waren doch ganz okay! Das bestätigen übrigens schon die Untersuchungen von Ingeborg Maus!
2005 Chevrolet