The Orville – 2.10 – „Blood Of Patriots“ – Kritik
Lasst Yaphit über das Konfetti kriechen, damit’s vom Flur kommt! Und ihr dahinten, räumt die Schäden aus der letzten Schlacht in den Deplikator! – Denn es gibt auch ein Charakterfolgen-Leben nach einem epischen Zweiteiler… Und so wie der heutige Gastdarsteller müssen auch wir mit derlei dramatischen Umstellungen leben lernen. Lernen, wie es ist, wenn der Tod nicht mehr täglich an’s Kraftfeld klopft und der Krieg eine blasse Erinnerung wird, die nur noch alle 10 Sekunden in einem aufsteigt, bis man laut schreit.
Inhalt: Gerade will Ed Mercer die Friedensverhandlungen mit den Krill beginnen, da fällt ihm ein Offizier samt Tochter in die Hände, die angeblich mehrere Krill-Schiffe zerstört haben sollen. Liefert er den Mann nicht aus, schwindet die Aussicht auf Frieden – und die Hoffnung auf dauerhafte Lebenszeichen auf der Orville.
Besprechung:
Na toll! Was soll man denn hierzu Lustiges schreiben? Generell ist es ja schon schwer, die Nicht-Verrisse textlich amüsant zu gestalten, aber diese Episode hier ist eine Frechheit gegenüber jedem Reviewer mit Ehre und Nörgel-Wortspielen im Kopf. Alleine so was wie „Verrat hat jedoch auch der Autor dieses Mal an uns begangen!“ kann ich ja jetzt unmöglich bringen!
Okay, man könnte kritisch erwähnen, dass man diese Folge so schnell kein zweites Mal sehen möchte (für unseren Leser „Serienfan“ bedeutet das: ein zwanzigstes Mal), weil es einen großen Teil der einmaligen Spannung ausmacht, ob der gerettete Typ nun die Krill-Schiffe vernichtet hat. Und wenn ja: WIE. Und ob es da noch ein Geheimnis gibt, das seine Tochter betrifft.
Wenn man all das erst mal weiß, wird diese Episode eine ziemlich klare Sache. Ähnlich den ganzen Picard-Episoden, in denen auch ein Fremder ausgeliefert, befragt oder evolutioniert werden soll. Irgendwie waren das ja selten die Episoden, die in das kulturelle Muskel- und Fettgedächtnis der Nerd-Nation eingegangen sind.
„Hey, Kumpel! Wir haben uns ja ewig nicht gesehen!“ – „Hey Gordon. Ja, ich war ja auch im Kriegsgebiet verschollen und wurde gefoltert.“ – „Cool! Und ich habe mir in dieser Zeit Filme geschaut und mir die Eier geschaukelt. Ich zeig’s dir mal nach deiner Psychotherapie!“ – Wiedersehensfreu(n)de: Das Leben hat beiden übel mitgespielt. Nur wurde es bei Gordon lustiger kommentiert.
Davon abgesehen ist dies jedoch eine Episode, an der man wenig kritisieren kann. Der seltsame Verrat von Gordon Malloy? – War natürlich nur vorgespielt, um das Wesen des Neuen zu ergründen. Die etwas harte Grundeinstellung der Union in Bezug auf Auslieferungs-Ablieferungen? – Ist gut zu verstehen, wenn man ansonsten in den Krieg schlittert und vielleicht die ganze Erde neu streichen müsste. Die etwas blutleeren Gespräche mit den Krillvertretern? – Sind halt gar nicht der Fokus in dieser Folge, durchschaubarer Stichwort-Klapo! Die etwas unpassenden Pinkelproben-Gags und Rektaluntersuchungen (oder was sollte der Handschuh?) der Krills, damit diese nicht sofort an Bord kommen? – Passt wunderbar in die Serie, da ja die Fässer im Shuttlehangar erst in der letzten Episode als Notfallklo etabliert wurden.
Am positivsten fällt allerdings auf, dass der Gastdarsteller in all seiner Gebrochenheit und missionarischen Zerstörungswut mal eben alle Haupt- und Nebenfiguren von Discovery an die Wand schauspielt. Hier suppt der Patriotismus an genau den richtigen Stellen an die Oberfläche, gepaart mit Kameradschaft, Schmerz und zur Schau gestellter Bescheidenheit („Och… Es war doch damals mein Job, alle zum Preis eines posttraumatischen Syndroms zu retten.“)…
Die Auflösung um das Blut der „Tochter“ war überraschend und in dieser Form auch unmöglich vorherzusehen, was einerseits etwas schade ist (Mann, ich will als Space-Columbo miträtseln!), aber andererseits natürlich extrem kreativ um die Ecke kommt. Eine Art TNT-Blut, das mit unserer Atmosphäre reagiert, ist zwar reichlich schräg, aber auch nicht so schräg, dass mein innerer Wissenschaftler sich ein abgebrochenes Reagenzglas stürzen möchte. Danke für dieses NEUE SF-Konzept, Seth. – Oder zumindest für eines, an das ich mich gerade nicht erinnern kann.
„Dieses Shuttle… Es ist von innen viel größer als von außen?!“ – Doctor Schmu: Als Gordon nicht weiter weiß, sucht er unter der Fußmatte den Zettel mit den alten TNG-Ideen. Doch man findet diesmal kaum welche. Kein Wunder, dass Produzent MacFarlane diesen eigenständigen, halbinnovativen Teufelskahn in wenigen Sekunden in die Luft jagt!
Und lässt man 2-3 Stellen außen vor, in denen Gordon mir einen Tick zu überdreht war („Wir könnten den Krills doch den Rücken reiben?“), so ist dies wohl die Episode, in der der alte Sprücheklopfer mit dem Unterwarp-IQ am meisten glänzen konnte. Seine Verwunderung und spätere Härte – samt netter Prügelsequenz – nahm ich ihm jedenfalls vollkommen ab. Und sein Weltraumspaziergang war auch ein nettes Schmankerl zum Schluss, bei dem man sich fragt, warum man das bei TNG & Co. nie gesehen hat. Ist da überhaupt mal EINER in einer Raumanzug gestiegen, wenn bereits der Warpkern kleine Blubberbläschen aufgestoßen hat und man einfach nur mal RAUS musste? Dieses jahrzehntelange Rumbeamen hat ganz schön viel SF-Romantik kaputtgemacht, das uns „The Expanse“ erst langsam wieder einprügeln muss…
Einen Kritikpunkt hätte ich dann aber doch noch: So hätte ich dann doch gerne erlebt, was die Krill zu dem toten Offizier zu sagen haben. Aus deren Sicht ist der Gefangene ja einfach auf Warp gegangen (Sorry, klingt einfach besser als „auf Quantumdrive-Speed“) und dann nicht mehr wiedergekommen. Da wäre ich ja auch erst mal skeptisch gewesen, wenn es darum gegangen wäre, dass CBS mir Alex Kurtzman ausliefert: „Auch so, der ist in die Berge gegangen und hat sich selbst gesprengt? Aber… wir sind doch hier am MEER?!“.
Okay, die Beweismittel fliegen da ja irgendwo rum bzw. randalieren in dem hermetisch abgeschlossenen Quartier in Form einer Frau herum. Aber wenigstens ein Satz zu der ganzen Auslieferungsnummer hätte am Ende nicht geschadet. Und wenn es nur so etwas gewesen wäre, wie: „Ich hoffe, wir sind auf ihrem Schiff sicher, Mercer?“ – „Keine Sorge, Dude. Frauen, deren Blut explodieren kann, transportieren wir generell nur in Schutzatmosphäre nach Hause.“
„Hey, Sicherheitstante? Wann dürfen wir endlich zu ihrem Captain?“ – „Nun… Ich nenne meine rechte Hand seit geraumer Zeit ‚Captain‘, wissen Sie?“ – Die Unten-Untersuchung: Leider muss die komplette Leibesvisitation aus religiösen Gründen ausfallen. Denn immer, wenn man die Krill von hinten berührt, drehen sie sich begeistert um und rufen: „Avis, warst duuu das!?“
Würde man diese Episode total intellektuell betrachten wollen, so fällt schon auf, dass hier die Krill reeelativ vernünftig sind (bis auf die „Wir untersuchen den Verdächtigen, bis er tot ist“-Sache) und hier ein Mensch derjenige ist, der quasi Jihad begeht – und nicht die Jungs mit der Avis-Bibel unter’m Arm.
Hier könnte man sicherlich noch darüber diskutieren, was Krieg mit Menschen macht, wie man Versöhnung erreicht und wie man mit unvernünftigen Ideologien und ihren Vertretern umgeht. Aber da wir die Antworten bereits kennen, lassen wir das an dieser Stelle mal (Die drei Antworten: Krieg macht Menschen putt; einer muss den ersten Schritt tun; tagelanges Waterboarding könnte helfen.)
Nett war auch das Ende, in dem Mercer noch schnell zugibt, dass er sich manchmal als Captain deplatziert fühlt und nicht weiß, ob er gut genug für die Rolle ist. – Danke, Seth, ich habe den entschuldigenden Wink mit dem Zaunpfahl verstanden. Aber langsam wirst du zum besseren Schauspieler.
Oder ICH zum besseren Gewohnheitstier?
Fazit: Eine ruhigere Folge, die dennoch zeigt, dass alte TNG-Plots mit quatschenden Nebenfiguren im Trauma-Trauerflor nicht langweilig aussehen müssen. Da hatte man früher deutlich mehr Probleme, die endlosen Diskussionen in 4:3-Format vor grauweißem Hintergrund attraktiv ablaufen zu lassen. („Nicht schon wieder dieser Besprechungsraum, Captain! Ich will zurück zu Stacheldraht und Streubombe!“)
Man könnte Dinge kritisieren, wie z.B. der etwas zu lockere Umgang mit der Krill-Delegation, dank dem ICH kaum noch Angst vor den Plastikkopf-Predigern habe, aber wir sind hier ja nur in der 6. offiziellen Star-Trek-Serie – und nicht auf der Anklagebank.
Eine schöne Folge, die mit 3,6721 Sternen gut bedient wäre. Die vollen, aufgerundeten 4 gibt’s jetzt vor allem für die intensiven Schauspiel-Momente – und weil alles noch besser ineinander greift als bei der letzten Premium-Discovery-Episode.
Aber nur ganz leichtes Nicken, natürlich. Sind ja keine Barbaren.
…
Puh, so viel Könnte-man-durchaus-als-Lob-verstehen auf einmal…
*schweiß von der stirn wisch*
Entspannt und in bester TNG-Tradition wird uns ein schönes Story-Konzept mit VOY-Feeling geliefert, welches schon bei DS9 für Freude sorgte: Was ist, wenn das Mitglied einer friedfertigen Organisation plötzlich zum Terroristen wird? Ein moralisches Dilemma, gerade inmitten empfindlicher Friedensverhandlung. Gut, Orrin ist kein Michael Eddington, welcher etwas komplexer tickte als „Wolle Schiffe sprengen?“. Doch dieser bekam ja auch ein paar Episoden mehr spendiert, bevor er zur lebenden Jem’Hadar-Zielscheibe wurde.
Besonders begeistern konnte dabei die Beziehung zwischen ihm und Sisko. Ein Katz- und Mausspiel, welches zu Recht mit dem von Javert und Valjean aus Les Misérables verglichen wird. Eddington war bereit, entgegen der Grundsätze der Sternenflotte, Gewalt gegen die Welten der Cardassianer anzuwenden. Welten, welche sich nach empfindlichen Friedensverhandlungen noch im Gebiet der Föderation befanden. Geschickt wurde dem Zuschauer dabei die Frage gestellt, ob Friede solch große Kompromisse wert sind. Heute Utopia, morgen Fleisch und Blut.
Orrin ähnlich. Weil Familie tot und das sehr doof. Deswegen Krill-Schiffe putt machen mit Alien-Blut von falscher Tochter. Die Orville-Crew zeigt dieser aber vorher noch Holo-Instrument und Planet der Affen. Warum nicht? Am Schluss dann Orrin machen Selbstmord, weil Krill-Schiffe kaputt bluten verboten. Viel Weisheit in Geschichte, denn Feuer heiß.
Malloy in Raumanzug aber gerettet mit Traktor-Strahl. Viel klau bei Kultfilm, hier Beweis:
Fazit: Eine runde Episode mit angenehm unbösen Bösewichtern, einem klassisch-verständlichen Story-Ablauf, netten Alienköppen (auch der mit Beulen) und routiniert schöner Musik. Das war so gut, dass ich mir jetzt direkt nochmal die ausführlichere Eddington-Saga angucken werde. Danke, Orville!
Wertung (Patriotenblut): 6 von 10 Punkten
Wertung (DS9-Folgen mit Eddington): 8 von 10 Punkten
Vier Sterne für DIE Episode? Euer Ernst? Ich mag beide Serien. Die neue Star Trek Serie ebenso wie das Plagiat. Als die ersten Staffeln liefen, lag Orville bei mir noch weit vorne, obwohl ich da schon das „Altbacken“ und alles schon mal bei Star Trek gesehen-Gefühl hatte. In der zweiten Staffel hat sich das Gefühl in den ersten paar Episoden noch verstärkt, bis auf den Zweiteiler, der wirklich herausragend war. Aber gleich die Folge darauf, wieder eine Kopie der Kopie der Kopie, allerdings gut aufbereitet, wie man es von Orville gewöhnt ist. Aber ehrlich mal. Die Terroristenchose, wo sich ein Manschaftmitglied für die alten Gefährten oder die neuen entscheiden muss hatten wir schon mit Kira in DS9 und auch schon bei TNG, wobei mir die Episodentitel im Moment nicht einfallen wollen. Die Sache mit dem explosiven Blut ist nun auch nichts neues mehr. Gab es schon so ähnlich bei ENT und bei DIS. Und natürlich gab es auch schon das schwebende Besatzungsmitglied im Weltraum, bei Voyager durften das sogar gleich zwei auf einmal: Paris und Torres. Nebenbei erwähnt glaube ich nicht, dass mit einem Raumanzug aus dem nächsten Schott zu springen, bei einem Warpkernbruch viel bringt. Discovery mag zwar von Sci-Fi zu Sci-Fantasy gewechselt sein, versucht aber doch wenigstens mal neue Wege zu gehen, während Orville nur plattgetretene Pfade immer tiefer in die Erde tritt. Aber so ist halt der Fan, er will nichts neues wagen, er möchte alles schon beim alten belassen sehen. Ich bin ja eigentlich auch so. Nachdem DIS mit der ersten Staffelhälfte vorne lag, liegen die Serien in meiner Gunst jetzt wieder ziemlich gleich auf, weil Orville sich aus seinem Schnarchloch befreien und auch mal was „eigenes“ präsentieren konnte(auch wenn der Zweiteiler auch aus diversen Star Trek Episoden zusammengeschustert war). Jetzt will ich nur hoffen, dass die Orville nicht noch weiter an Quoten verliert, denn die Serie läuft auf dem Sci-Fi-freundlichen Sender FOX und mit gerade mal läppischen drei Millionen Zuschauern weiß ich nicht ob sich noch eine dritte Staffel rechtfertigen lässt. Ich hoffe schon, bin mir aber absolut nicht sicher. Für Discovery wurde die nächste Staffel wie schon während der ersten Staffel, nach der ersten Handvoll gestreamter Episoden bestellt. Orville Staffel 2 wurde nach der achten Episode von FOX bestellt. Die dritte ist noch nicht offiziell und nächste Woche läuft schon die elfte Episode. Ich hoffe und drücke die Daumen, aber ich fürchte das schlimmste… sie ist tot, Jim! :-(
Zugegeben, die Note ist diesmal echt hoch. Aber mir ist dann halt auch wirklich kaum etwas eingefallen, das man besser machen könnte an dieser Story, die halt eine Charakterfolge ist und kein multidimensionales Feuerwerk.
Drei lustige Sprüche weniger? Zwei Actionsequenzen mehr? Dinge etwas früher enthüllen, oder gar später? – Da käme ich mir beim Schreiben dieser Kritikpunkte schon langsam albern vor. Und das heißt bei Zukun-„Wir albern für SIE“-ftia schon was.
Auch finde ich nicht, dass hier die üblichen „Abgeguckt!“-Anklagen so sehr berechtigt sind, wie bei früheren Folgen. Ein Alien, das dafür sorgt, dass alle an Bord sich ineinander verlieben, ist z.B. schon sehr speziell.
Wohingegen man unter Menschen und Institutionen immer ein paar Hansel finden wird, die nicht mehr mitspielen wollen und diesen Drang durch unkontrolliertes Bombenlegen zum Ausdruck bringen. Und meiner etwas nebulösen Erinnerung nach war das bei Eddington dann auch leicht anders vom Ablauf her. Bei dem klebten z.B. noch Widerstandsgruppen und lang gehegte Masterpläne dran, kein Spontan-Jihad nach einer Pulle Bier.
Wenn das jetzt schon Abgucken ist (und ich bin da eigentlich eher empfindlich), darf man am Ende keine Liebesgeschichten mehr zeigen („LOL! Wie mit Sisko und seiner Freundin!“), Shuttles IMMER heile ankommen lassen („Bei Voyager gingen schon genug kaputt!“) und generell aufhören mit dem ganzen „Hommage an TNG“-Ding.
Was inzwischen wirklich schade wäre, wenn FOX das täte.
Es wäre eher ein Qualitätsmerkmal wenn so ein SciFantasy Müll wie STD verlängert wird und The Orville abgesetzt würde.
Ich war auf dieses Review sehr gespannt, weil ich bemerkte, dass ich beim Schauen der Folge (nach dem grandiosen Zweiteiler) … enttäuscht war … aber nicht recht wusste, warum. Denn richtige Kritikpunkte fand ich nicht, der Plot war interessant, es gab erneut nette Gags und schauspielerisch gute Leistungen.
Inzwischen ist mir eingefallen, was ich mir am Ende der letzten Folge (mit dem Blick auf die Werft im Orbit der Erde) für die Folgefolge wünschte: Einen Blick auf die Erde!
Und ich erinnerte mich an „Familienbande“, die Folge nach den beiden Locutus Folgen, die mich damals restlos begeistert hat. Einen Picard so ganz anders zu erleben als zuvor und – zart angedeutet – mitzubekommen, was die Borg in ihm angerichtet hatten.
Schade, eine Orville Folge auf der Erde hätte viel Potential gehabt … aber natürlich darf man die aktuelle Folge nicht an einer potentiellen messen.
Deshalb: 3,6721 geht in Ordnung.
Soll ich noch was zu Herrn Anderson schreiben.
„Interessante Ansätze bei Discovery“ … Avis steh mir bei!!!!!!!!!!
Joa, da gab es doch mal diese TNG-Folge, in der ein Sternflottencaptain namens Maxwell und ehemaliger Captain-Kumpel von O’Brien kurz nach dem Friedensvertrag mit den Cardassianern deren Schiffe abschießt, was wiederum O’Brien in eine moralische Zwickmühle bringt. Und dann hätten wir noch eine Prise „Yuta, die Letzte ihres Clans“ mit der netten, jungen Frau, die sich als lebendige Biowaffe herausstellt.
Der Orville-Remix davon war zwar dieses Mal besser, als das Original, aber so langsam habe ich doch ein bisschen Angst, wie die 3.Staffel von Orville aussehen könnte:
1. Die Austausch-Ex
Kelly nimmt an einem Austauschoffiziersprogramm mit den Krill teil, während ihr Platz auf der Orville von Eds Ex-Krill-Freundin Teleya eingenommen wird.
2. Die Quantumdrive-Blase
LaMarr hat einen erotischen Gedanken, während er am Antrieb herumbastelt. Es gibt es einen Blitz und plötzlich wollen alle Crewmitglieder mit ihm schlafen. Aber ist das alles real ?
3. Wem gehört Isaac ?
Um sich einen Vorteil im Krieg mit den Kaylonen zu verschaffen, wollen Unions-Wissenschaftler Isaac auseinandernehmen. Der möchte das nicht, und so kommt es zur Gerichtsverhandlung.
4. Follow the Yellow Brick Road
Captain Mercer strandet auf einem fremden Planeten und muss mit einem Alien zusammenarbeiten, mit dem man nur in Beschreibungen ikonischer Filmszenen alter Hollywood-Filme kommunizieren kann.
5. Möpse in der Dunkelheit
Die Orville steckt in einer Raumspalte (*tihihi*) fest und die Crew träumt von Brüsten – wie sich herausstellt die Kommunkationsmethode von Außerirdischen, die ebenfalls feststecken und das Element „Busium“ benötigen, um den Spalt aufzulösen.
6. Der geheimnisvolle Junge
Kopie der TNG-Episode „Der einzige Überlebende“, was aber zur Abwechslung niemanden auffällt, weil sich an DIE öde Folge nun wirklich keiner mehr erinnern kann.
7. Der Eingriff
Bortus ist nach einem Unfall gelähmt und bittet Dr.Finn, ihn von seinem Elend zu erlösen. Die ist vom Thema Suizid jedoch nur semi-begeistert, Bortus‘ Ehemann dafür umso mehr.
8. Die Schöne ist ein Biest
Die Orville ist für den Transport der Alien-Prinzessin retsnoM und ihrer Gouvernante ootretsnoM verantwortlich. Zwischen der Prinzessin und Malloy funkt es, doch verbergen die Außerirdischen ein dunkles, rein optisches Geheimnis…
9. In den Händen der Kaylons
Die Kaylonen entführen Ed Mercer und bauen ihn zum Kaylon um, inklusive Penis-Amputation ! Während einer 10 Minütigen CGI-Sequenz, die das Budget für 8 Folgen gefressen hat, werden die Kaylons aber geschlagen und Ed befreit.
10. Klaro, welche Geschichte darauf folgt…
Der wieder zum Menschen umoperierte Ed macht Urlaub auf der Erde und überlegt, ob er das Captain-Sein an den Nagel hängt und stattdessen ein Bordell auf dem Meeresgrund eröffnet.
11. Weihnachtsspecial
Eine riesige Schneeflocke hat genau zu Weihnachten eine Menschen-Kolonie ausgelöscht. Die Orville nimmt die Xenobiologin Dr. Krampus auf, die an einer Methode arbeitet, mit der Schneeflocke zu kommunizieren. Oder führt sie etwas Böses, Schneeflockenfeindliches im Schilde ?
Auch diese Folge ist wieder ein Beispiel für das, was The Orville in seiner Grundhaltung von TNG unterschiedet. Hier wird also versucht dem Patriotismus etwas Positives abzugewinnen. Nicht wird Orrin als exemplum generale für die Geisteskrankheit, die sich Patriotismus nennt, dargestellt, sondern der Patriotismus wird davon entschuldigt. Der Dialog zwischen Gordon und Orrin bei einer Flasche Bier macht deutlich, dass diese Folge nicht das Konzept „Patriotismus“ kritisieren möchte. Im Gegenteil, es wird suggeriert, dass Friedensverhandlungen der wirklich patriotische Akt seien – mit dem Argument der Bedrohung durch die Kaylons, es geht also nicht einmal um den Frieden als Selbstzweck. Orrin erwidert daraufhin „Patriotism is for people with large families“, was deutlich machen soll, er sei kein echter Patriot! Wo kämen wir da auch hin, falls dem US-amerikanischen Publikum ein Patriot als Bösewicht zugemutet und Patriotismus an sich als unmoralisch dargestellt werden würde?
Auch zeigt Gordon ganz klar Respekt für „Patrioten“. Solch eine Apologetik wäre in TNG aber undenkbar. Mir fehlt hier die „Radikalität“ – für „guten Patriotismus“ einzutreten, das ist einfach zu „US-Democrats“.
Btw, ich möchte keine langweilige Diskussion über angeblich „guten Patriotismus“ aufmachen, jeder hat hier seine Meinungen, die sich nicht schnell ändern. Ich möchte nur den Unterschied zu TNG-„Star Trek“ deutlich machen – vor allem, dass die philosophischen Grundhaltungen leider etwas dem US-amerikanisches Durchschnittsniveau angeglichen wurden. Außerdem halte ich diesen ständigen Vergleich für fair, da TO sich nuneinmal selbst als eine Hommage an TNG inszeniert – nur leider die entscheidenden Grundhaltungen nicht versteht. Dann muss man auch damit leben daran gemessen zu werden.
Auf der Storyebene hat die Geschichte auch nicht so viel Sinn oder ich verstehe die Chronologie nicht ganz. Soweit ich das verstanden habe ist Orrin gerade erst entkommen, jedenfalls schien er keine Zeit gehabt zu haben, um zur Union zurückgekehrt zu sein, da diese dachten er sei tot. Es wäre auch unlogisch, dass er sich nach seinem Ausbruch vor der Union verstecken würde – nach seinem Wissen würde noch Krieg herrschen, also wäre es logisch sich zurückzumelden. Keine Organisation, weder ein real existierendes Land noch eine utopische Zukunftsvision, würde unter solchen Umständen einen entkommen Kriegsgefangenen zurückschicken – selbst wenn er nach seinem Ausbruch noch weiter gekämpft haben sollte.
Etwas anderes wäre es, falls er die ganze Zeit auf einem Unionschiff gedient hätte und dann nach Vereinbarung des Waffenstillstandes auf eigene Faust einen Privatkrieg begonnen hätte. In dem Fall wäre der Gedanke einer Auslieferung wenigstens theoretisch nachvollziehbar – obwohl es realistischer wäre, dass die Union ihn selbst vor ein Kriegsgericht stellen würde. Normalerweise bemüht sich The Orville um recht simple und geradlinig strukturierte Geschichten, die oft an Basisemotionen appellieren. Hier wird die Geradlinigkeit der Geschichte für „prisoner of war“-Emotionen – welche beim Zielpublikum sehr beliebt sind – eingetauscht.
Seth MacFarlane weiß, wie man eine Geschichte erzählt. Wenn man den Zuschauer auf eine falsche Fährte schickt, wird diese nur Sekunden später aufgelöst. Und das ist genau der Grund, weshalb man sich hier gut unterhalten fühlt, und nicht für dumm verkauft.
In dieser Episode wurde eindrucksvoll gezeigt, wie der Krieg den Hass auf den Feind auf beiden Seiten immer weiter schürt. Je mehr Tote es gibt, umso mehr steigt der Hass, und umso mehr Befürworter des Krieges gibt es. Und es wurde gezeigt: Der Friede bietet keine befriedigende Antwort auf diesen Hass. Er bietet eben nur die Chance, den Kreislauf des Tötens zu beenden. Denn natürlich lässt die Episode keinen Zweifel daran, dass ein Friede immer angestrebt werden sollte, egal wie nachvollziehbar der Hass, egal wie verabscheuungswürdig und rückständig der „Feind“ scheinen mag.
Eine große Stärke der Episode ist es, dass sie es uns nicht leicht macht. Die Krill werden nicht sympathischer gezeigt als zuvor. Eher können wir uns mit Orrin und seiner Verbitterung identifizieren. Denn Orrin hat alles verloren. Seine Frau, seine Tochter, seine Freiheit. Er lebte Jahrzehnte in „Einsamkeit und Brutalität“. Er ist um sein Lebensglück betrogen worden, also will er das Leben der Krill vernichten.
Die Folge erklärt uns auch, dass Orrin nicht schon immer so war. Er ist zu dem, was er war, „gemacht“ worden. Und zwar durch genau den Krieg, an dem Orrin nun so verbittert festhält. Und das ist die große Tragik. Gordon scheitert dabei, ihn wieder zu sich auf seine Seite zu ziehen.
Danach folgt wieder einmal ein ganz starkes Bild. Gordon wendet sich im Shuttle vom Hass seines Freundes ab und tritt ins All. Er verabschiedet sich von der zerstörerischen Vergangenheit, und er tritt in die ungewisse Leere des Alls.
Die Szene, als Gordon im Shuttle ist und mit dem Raumanzug aus dem Shuttle entkommen möchte, und sich die ehemaligen Freunde noch einmal ins Gesicht sehen, ist tragisch, ohne kitschig zu sein. Sie zeigt, wie selbstzerstörerisch jene sind, die am Hass festhalten. In dieser Folge stirbt der „Bad Guy“, ohne dass uns (wie in unzähligen anderen Filmen, darunter leider auch Star-Trek-Filme) eingeredet wird, dass deshalb die Welt wieder in Ordnung ist. Wir empfinden hier als Zuschauer keine Genugtuung, keine Erleichterung.
Vorwerfen kann man der Folge, dass sich durch Orrins Tod der Konflikt doch zu leicht löste. Hätte Ed Mercer ihn wirklich an die Krill ausgeliefert? Es ist ein wenig schade, dass die Folge darauf keine Antwort geben musste.
Ist das nicht gerade ein Vorzug der Folge?
Dass die Antwort auf diese Frage offen … und damit bei den Zusehern bleibt.
Als Zuschauer fühle ich mich so ernster genommen als in einem „Lehrstück“ wie es Schildkröt oben offenbar anstrebt, der schon alle Antworten auf schwierige Fragen rund um die Bedeutung von Patriotismus kennt …
Es ist ein wenig unbefriedigend, wenn eine Episode einen Konflikt aufbaut, der sich dann aber von selbst löst, ohne dass die Figur die Entscheidung treffen muss.
Denn die Frage ist ja durchaus spannend. Orrin ist nun mal genau der Killer gewesen, wie die Krill behauptet haben. Er hat über 1000 Krill getötet, auch ohne Waffenstillstand sicherlich aus der Position der Union ein Verbrechen. Hätte Ed Mercer ihn (wie befohlen) ausgeliefert, um den Frieden zu ermöglichen?
Egal, wie sich Ed Mercer entschieden hätte, ein Teil der Zuschauer hätte es für falsch gefunden. Und gerade deshalb hätte man sich davor nicht „drücken“ dürfen. In der Folge „Tuvix“ hat Janeway Tuvix getötet, um Neelix und Tuvok wieder ins Leben zurückzuholen. Eine aus meiner Sicht ungerechtfertigte Tötung, aber die Autoren haben sich nicht um eine Entscheidung gedrückt (indem sich zum Beispiel Tuvix von selbst aufgelöst hätte und ohnehin im Sterben lag oder sowas).
@Serienfan, das ist ein sehr interessanter Punkt, nur hat auch Star Trek oft genug den einfachen Ausweg genommen. Trotzdem könnte man es natürlich besser machen, ich fürchte nur, dass man sich hier storywise in eine Ecke manövriert hatte aus der man anders gar nicht raus kam.
Wie hätte denn die kontroverse Entscheidung bezüglich der Auslieferung aussehen können?
Das Problem ist doch, dass Orrin nicht auszuliefern eigentlich ein no-brainer ist – selbst wenn wir annehmen er sei ein Kriegsverbrecher (ich habe es so verstanden, dass er Kriegsschiffe sabotiert hat). Sogar heutzutage würde eine zivilisierte Nation niemanden dem die Todesstrafe droht ausliefern. Und eine – sagen wir mal „realpolitische“ – Nation würde schon grundsätzlich keinen eigenen Soldaten ausliefern – versuch mal die USA oder Russland davon zu überzeugen einen Soldaten, der Kriegsverbrechen begangen hat, auszuliefern. Bliebe noch der Krieg gegen die Kaylons als Argument, aber was für ein Machiavellismus wäre das denn? Mit dem Argument könnte man auch einen Unschuldigen ausliefern oder 10 oder 100 – wie viele Menschenleben ist der Sieg über die Kaylons denn wert?
Das passt nur in eine Sendung wie 24, welche die Philosophie „der Zweck heiligt jedes Mittel“ propagiert.
Also die interessante Entscheidung wäre auch so bescheuert gewesen, dass man sie den Protagonisten nicht hätte treffen lassen können – wenn es aber nur eine Möglichkeit gibt, dann ist es kein Dilemma mehr. In der entsprechenden TNG-Folge war Wesley bereits in Gewahrsam der Edo, man musste also „Gewalt“ (auch wenn die Edo sich nicht gewehrt haben) anwenden um ihn zu befreien, welches moralisch deutlich problematischer ist als ihn nur nicht auszuliefern.
Das ganze Setup hätte daher anders sein müssen. Z.B. ein Gegner bei dem nicht die Todesstrafe droht und eine Union, die eine strikte Nichtauslieferungspolitik betreibt. Dann hätte man Mercer einen Soldaten gegen den Befehl der Oberen ausliefern lassen können. Diese message wäre aber vielleicht zu „unpatriotisch“.
Es ist tatsächlich so, dass Deutschland keine Personen ausliefert, denen Folter oder die Todesstrafe droht. Sogar zwischen den USA und der EU besteht ein Abkommen, wonach sich die USA verpflichtet hat, die Todesstrafe bei aus der EU ausgelieferten Straftätern nicht anzuwenden. (Was Staaten in einer solchen Ausnahme-Situation unternehmen würden, wie sie für die Union in der Episode besteht, möchte ich mir dennoch nicht ausmalen.)
Die Bereitschaft der Union, mit den Krill unter bestimmten Umständen eine „vorübergehende“ Auslieferung (geknüpft an Bedingungen) einzugehen, halte ich für nicht ganz weit hergeholt. Es war ein wenig konstruiert, um einen Konflikt für Ed Mercer zu erschaffen.
In der Episode „All the World is a Birthday Cake“ hat Admiral Perry noch so schön gesagt, dass man die militärische Übermacht nicht nutzen werde, um Kelly und Bortus gewaltsam zu befreien. „We are not the krill“ sagte er so schön, er hätte auch sagen können: Wir sind nicht wie eine Supermacht aus dem 20. und 21. Jahrhundert. Hier aber ist er bereit, einen Mörder an einen Feind auszuliefern, der vor Folter und Hinrichtung nicht zurückschreckt. (Auch wenn die Situation ja so ist, dass die Union einen Krieg gegen die Krill UND gegen die Kaylon nicht überleben würde.)
Ich hätte es tatsächlich besser gefunden, Orrin wäre gerettet worden. Ed Mercer hätte dem Krill-Botschafter dazu bringen sollen, diese Entscheidung zu akzeptieren. Orrin hätte sich für seine Verbrechen vor einem Gericht der Union verantworten müssen.