Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

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E wie Ehre, die klingonische

Man kann sie weder sehen noch anfassen: Die klingonische Ehre. Fast so wie die Klingonen selber: Die WILL man nämlich nicht mehr sehen. Und anfassen schon gar nicht. Wer es trotzdem tut und somit die Ehre eines Kriegers unabsichtlich verletzt, wird ebenfalls einer. Nein, nicht Krieger… Ein Verletzter…

Ehre, die klingonische

Definition:

Unbegründeter Wohlfühlzustand eines Klingonen, geknüpft an die Durchführung gesellschaftlich geforderter Rituale auf dem geistigen Niveau von Topfschlagen.

Wissenwertes:

Bei den Klingonen gibt es dermaßen viele Rituale, dass selbst dem Papst vor Schreck die Kondomverpackung neben den Scheiterhaufen plumpst.

So hat das durchschnittliche Faltenstirnchen beispielsweise die ordnungsamtliche Auflage, sich in Gefangenschaft idealerweise gleich mehrmals das wertlos gewordene Leben zu nehmen. Nachdem das klingonische Volk jedoch von einem Massensterben heimgesucht wurde, da jeder dazu überging, unliebsame Bekannte einfach im Klo einzuschließen, wurde die Regelung gelockert und Nasszellen ausgenommen. Die überfällige Reform der Schlafzimmer- und Masochistenkellerverordnung scheiterte jedoch am Widerstand des Bundestargs, eine Art hundeähnliches Hausschwein, über dessen Trog sämtliche Gesetzesentwürfe gehen…

„Willst du viel, schiel mit Pril!“ – Diese tiefe und friedliche Meditation dient zur Erhöhung der Brutalität und Gewaltbereitschaft. Gilt umso mehr für Leute, die bloß zuschauen!

Eine weitere Regelung verbietet es, enorm schwächere oder gar unbewaffnete Zeitgenossen kaltblütig niederzustechen (Fresse einschlagen ist jedoch soweit OK…). Doch auch diese Regelung wurde trickreich umgangen, indem man seinem potentiellen Opfer vorher ein(e) Pfefferspray(/mühle/salami) heimlich in den quietschbunten Turnbeutel steckt. Auf der Erde bekannt geworden als das „Kaufhausdetektiv-Manöver“.

Auch ist es geboten, beim Tod eines Freundes in lautes Klagegeschrei ausbrechen. Aus diesem Grund finden die sensiblen Beerdigungen (lustloses Fortkippen auf die Müllkippe) oft in der Nähe von Autobahnen statt. Denn wenn 20 Klingonen plötzlich losblöken, ist eine Lärmschutzwand für unbeteiligte Fußgänger oft der einzige Schutz vor einer handfesten Mittelohrentzündung. – Was so ein bisschen Benzin, Streichhölzer und ausreichender Leidensdruck doch alles zu bewirken vermögen…

So weit die 3 wichtigsten Regeln, die jedoch regelmäßig von überforderten Nachwuchsautoren so erbarmungslos fallen gelassen wurden, dass man nicht mal den Aufprall hörte. Immerhin gab es dafür spätestens bei Voyager keine Zeugen mehr…

So konnte es trotz der genannten Auflagen dazu kommen. Dass eine wehrlose Putzfrau in der Justizvollzugsanstalt Kassel von einem Klingonen zerhackt wurde, während für verstorbene Kumpanen höchstens flotte Volksmusik aus dem Discman schwappte.

„Habe die Ehre, gnä’ Frau!“ – Ja, die hat er nun wirklich! Dafür fehlt es der 83-jährigen S. Platuschke (außerhalb des unteren Bildrandes) nun an selbiger. Macht nichts: Die Bande steht jederzeit für eine Revanche bereit!

Und dann diese ständigen Mutproben und Reifeprüfungen! Während bei uns noch immer das Ruhigsteller-Medikament Ritalin auf dem Vormarsch ist, sind die Klingonen längst auf den Nachfolger Ritualin umgestiegen…

Man(n) muss sich das mal vorstellen: Da wird ein Klingonenkind erwachsen und muss sich trotzdem im wahrsten Sinne des Wortes mit Schmerzstöcken herumschlagen! Statt in der Pubertät den eigenen Luststab zu entdecken, trägt einem die Familie ständig „ehrenvolle“ (in der Fußgängerzone Omas anpöbeln, mit Bierflaschen nach Passanten werfen) Aufgaben auf, ohne die man kein liebens- oder gar (für Klingone noch schlimmer!) hassenswerter Sohn sein soll. Geschweige denn Kriegsheld, Massenmörder oder Chefangeklagter vor einem Föderationsgericht, deren Richter stets tolerant entscheiden:

„Gut, er hat seine Frau geschlagen und vergewaltigt. Aber da war sie doch schon längst tot! Eine unter Klingonen durchaus gängige Verhütungspraxis, wie mir aufgetragen wurde. Wie? Was meinen sie mit „Freispruch ist unehrenhaft!“, Angeklagter? Lassen sie mein Hämmerchen los! Auaaa! Aaargh! Gerichtsdienääääär! Schicken sie diesen unschuldigen Mann endlich nach Hause! Aber zu mir nach Hause, wie es die klingonische Gerichtsordnung vorsieht!“

„Ich scheiß’ auf meine Gegner!“ – Ehre, wem Ehre entfährt: Mit diesem Ritual hat sich dieser junge Klingone gerade einen Fensterplatz im Stovokor gesichert!

Mit bloßer Toleranz alleine ist es nicht zu erklären, warum die brutalen Dummbackenrituale ständig von anderen Trekfiguren unterstützt, gefördert und von Kaufhäusern mit haarsträubenden Rabattaktionen honoriert werden. Dabei sind mir doch Völker, die sich bei jedem Mord eine Kerbe auf die Stirn schnitzen, so was von zuwider…

Anders ist es nicht zu erklären, dass, Worf so oft zu einem klingonischen Rachefeldzug aufbrechen durfte, sobald er den unrechtmäßige Besitzer seines Familienförmchens von 1982 im Sandkasten eines anderen Neandertal-Clans ausgemacht hatte. Der jeweilige Captain nickte nur kommentarlos und gab höchstens den Tipp, dass es Worfs Rangabzeichen währenddessen NICHT an den Kragen gehen dürfe. Nur „Mühle“-Spiele mit den bedeutungsvollen Pins sei in dieser Zeit erlaubt! Auch das demonstrative Ablegen des Kommunikators ist zwingend erforderlich, da sich etwaige Gedärme sonst leicht daran verheddern…

Mich persönlich versetzt eine Kultur in Angst und Bange, in der Jugendlich stundenlang mit dem Kopf auf der heißen Herdplatte verweilen, um sich das typische Stirnmuster einzuverleiben. Kneifen gilt nicht, denn dieses Ritual mit dem Namen „Füh’ rEr’ Schein’ Prr`Ü-Fung“ ist für alle Jugendlichen Pflicht. Man will ja nicht zu Fuss zum alljährlichen Weihnachtsmar… massaker aufmarschieren wollen und beim verspätenen Erscheinen feststellen müssen, dass nicht nur der Glühwein die Innenstadt rot gefärbt hat und keiner mehr da ist, den es sinnlos abzuschlachten gilt…

„Du Sohn einer… einer… – Mutter!“ – Klingonische Kindergartenkinder beim Sozialtraining. Das unterarmamputierte Opfer mit den blutigen Stumpen repräsentiert trefflich den (im wahrsten Sinne des Wortes) „Durchschnitts“klingonen…

Auch schön ehrenhaft: Sich bei wichtigen Bewerbungsgesprächen sofort als „Sohn des Mog“ oder einer anderen Zufallssilbe stolz zu erkennen geben. Sofort hat man alle Einstellungsvoraussetzungen erfüllt. Warum? – Weil neben der Ehre auch Fortbildungskurse, Auslandserfahrungen und Fremdsprachen problemlos von dem Vater auf den Sohn übertragbar sind, sind fast alle in der Lage, den Wunschberuf von 90% aller Klingonen zu ergreifen: Krieger, renitenter Zetergreis (Ratsmitglied) oder Betten… äh… Kopfsteinpflastertester mit Blutweinaffinität…

– Unter normalen Umständen würden Volkswirte bei solchen Entwicklungen im Bereich der Berufswahl mit dem Kopf schütteln, bis ihnen schwindelig ist. Doch wer nicht existiert, tut sich bei aller Mühe mit dem Schütteln etwas schwer…

Da ist es ein Wunder, dass die Klingonen überhaupt eine ansehnliche Hochtechnologie entwickelten! Dabei ist der einzige Zeitpunkt, an dem die Wirtschaft „brummt“, eigentlich nur dann, wenn wieder ein paar Krieger in verfallenen Fabrikanlagen den Kehlkopf schlackern lassen: Grunzen, brummeln, schnarchen. Und saufen. – Für einen objektiven Erdenmenschen sehen selbst ehrwürdige Ratsversammlungen irgendwie nach einem „Tag der offenen Tür“ im Obdachlosenheim aus…

Weiter im Text:

Neben den erfreulichen Verdiensten der Vorväter (Vergewaltigungen, Plünderungen, Meuchelmord) werden leider auch die unerfreulichen Taten (unehrenhafte Vergewaltigung, stümperhafte Plünderung, Heuchelmord) bis in alle Ewigkeiten an die Kindeskinder weitergegeben. Ohne, dass diese irgendwas dafür oder dagegen könnten…

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Artikel

von Klapowski am 08.12.02 in Ernies Sternenflotten-ABC

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Kommentare (1)

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  1. Gast sagt:

    alter schwede,
    so wat jeiles habe ich ja schon lange nicht mehr gelesen.
    gut, dass es noch bekloppte gibt, auf unserem gammeligen planeten.

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