Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

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Star Trek Enterprise – 2.09 – „Eigenarten“ („Singularity“) Review

„Hallo und Willkommen zur U.S.S. Entenscheiß!“ Picard: „Machen sie’s Klo!“ Wenn Sätze wie diese fallen, muss es nicht automatisch typisch trek’sche Hirnhirse sein! – Es kann sich auch um die Ergüsse ungeübter ST-Hobbysatiriker handeln… In dieser Folge jedoch erfreut uns wirklich und wahrhaftig der Verdummung 47. Teil…


Was haben all diese Folgen gemeinsam?

TOS, Episode 3
„Implosion in der Spirale“

TNG, Episode 4
„Weltraumfieber“

DS9, Episode 18
„Meuterei“

Voy, Episode 24
„Rätselhafte Visionen“

ENT, Episode 4
„Geistergeschichten“

Genau: Alle erfolgten zu Beginn einer jeden Serie und ließen die jeweilige Crew die Tickets für „Einmal Wahnsinn und zurück“ buchen. Eine Art geistiges Kirmesfahrgeschäft: Ein bisschen erschreckend, manchmal auch ein wenig arg wild, aber nie wirklich gefährlich… Mit zittrigen Beinen steigt man später aus der Achterwahn und freut sich des Lebens. Die Mutigen drehen gleich noch eine Runde, während die Uncoolen verzweifelt so tun, als WOLLTEN sie noch eine Runde drehen, jedoch müssten sie aber leider nach Hause, da Herd angelassen…

Doch spätestens 3 Wochen später sitzt man wieder bei einem Bier beisammen und lacht darüber, wie jeder in der wahnsinnigen Welt des Wahns sein innerstes Selbst auf den Bürgersteig kotzte… Wie Klausi der Michaela nach 10 Jahren geheimen Schmachtens seine Liebe gestanden hat! Wie Bernd den Friedbert die Kehle mit einer 10€ schweren Kirmesbockwurst den Hals aufschlitzen wollte! Und bei einem von ihnen kamen sogar verdrängte Missbrauchserlebnisse wieder auf den Tisch!

Was war das doch witzig und erhellend! Und nächstes Jahr fahren wir mal mit dem Autobooter. – Macht den Mann wieder zum Kind. Oder vielleicht das Klettenkarussell, in der geistige Verwirrung für spontane Romanzen und anhängliche Verliebte sorgt?

Das muss bei ST so sein und ist ja auch OK so! Wie sonst soll der geneigte Fan die Charaktere einer Serie kennen lernen, wenn diese sich nicht wie ungehemmte Hampelmänner aufführen und mal eben ihr gesamtes Exchange-Posteingangsfach an alle Arbeitskollegen weiterleiten?

“So! Und du wischt jetzt die Wand mit deinem Rücken ab, klarrr?“ – Wenn der Captain sauer wird, beharrt man besser nicht auf seine Sprayer-Ehre…

Bleibt hier nur die Frage, warum dies bei ENTERPRISE schon wieder nötig war… Schließlich hat sich diese Crew bereits in Folge 4 über die Farbe des Schwarzwalds in die Köppe gekriegt! Ist es, weil solche Folgen extrem einfach zu schreiben sind, da weder Dialoge noch Handlung eine gewissen Logik verfolgen, observieren oder auch nur mit dem Hintern anzugucken haben?

Apropos „nicht mit dem Hintern angucken“: Bei der Gelegenheit möchte ich auch noch verraten, woran man entbehrliche Crewmitglieder erkennt: Am Krankenstationsindikator! – In jeder Trek-Serie gibt es nämlich jemanden, der noch vor dem Pilotfilm auf der Brücke per Schnick-Schnack-Schnuck ausgewählt wird, wenn es darum geht, stellvertretend für alle anderen zur Krebsfrüherkennung zu gehen. Oder zur Darmspiegelung. Oder einfach nur mit einer schmerzhaften Haarwurzelreizung dem Schiffsarzt am Feierabend vor seinem Quartier aufzulauern.

Dieser Job ist in ST äußerst wichtig (wenn auch schlecht bezahlt; die erhöhten Krankenkassenbeiträge fressen jeglichen Zusatzverdienst einfach weg), da sonst keiner bemerkt, dass in wenigen Stunden beispielsweise alle zu 80-Kilo-Amöben mutiert sein werden. So manches Mal konnte eine zellulare Höllenfahrt, die einem ungebremst in ein gut durchgebratenes Steak verwandelt hätte, dadurch gestoppt werden, dass der Schiffstrottel mit angeknickstem Fußnagel auf der Krankenstation vorsprach oder -heulte…

Was der Voyager da ihren Kim, ist der ENTERPRISE ihren Mayweather: Nach „Two days and two nights“ (Appes Bein), „Dead Stop“ (Mayweather spielt ein totes Mayweather-Double) jetzt also auch noch „Singularity“! – Nicht mal einen preisreduzierten Mini-Dachschaden billigte man der Figur zu! Nur mal kurz eine Dachpfanne anheben und rausschauen, das war alles…

Es ist ja nicht so, dass diese Folge völlig ohne Witz oder primitiven Unterhaltungswert gewesen wäre. Dafür ist das Konzept einfach im wahrsten Sinne des Wortes zu „narrensicher“! Doch einen Unterschied gab es: Früher brachte jedes Crewmitglied zu den Austickpartys einen eigenen Fernsehzuschauer als Hobby-Psychoanalytiker mit, der aus dem beknackten Verhalten dann messerscharf schloss: „Ich schließe daraus, dass sie immer die Angst haben mussten, die Erwartungen ihrer Eltern nicht erfüllen zu können! Ansonsten hätten sie, während sie sich mit Klopapier einwickelten, nicht gerufen: ‚Ich habe immer die Angst haben müssen, die Erwartungen meiner Eltern nicht erfüllen zu können!’ Genial, oder?“

Man konnte also etwas über die tiefsten Ängste der Figuren erfahren, die ein erfahrener Hufschmied eigenes für diese Folge angefertigt hatte. Doch hier mutierte lediglich die momentane (meist banale) Beschäftigung zu einer Art schrulligen Spleen. Wie gut, dass gerade keiner auf dem Klo saß, als das Schiff in den Wirkungskreis der Anomalie einflog! – „Rrraus! Alles muss rrraus! Sommerschlussverkauf bei C und Ar……“

Permanenter Wahnsinn ist nicht nur für Zuschauer ermüdend. – Auch Auszubildende sind nicht vor der Gaga-Strahlung sicher: Hier Dr. Phlox und sein Stift…

So entwickelt eben Hoshi eine (Achtung! TV-Spot-Wortspiel!) kochende Leidenschaft und erinnert an Neelix’ Zeit, bevor er für den Entzug eine Sandkasten mit Kuchenförmchen geschenkt bekam. Witzfaktor: Verkocht…

Reed hingegen verunsichert mit neuen Sicherheitsvorschriften. Schöne Parodie auf Handybesitzer: Das geistlose Durchzappen von (Alarm)Klingeltönen, um all jene zu beeindrucken, die ebenfalls ehrfürchtig vor Game-Boy-Soundeffekten niederknien. Witzfaktor: Alarmiert und kommt gleich. Annehmbar.

Mayweather wird zum willenlosen Spielball eines verspäteten SS-Arztes auf Selbstfindungstrip. Klar: Wenn das liebste Steckenpferd eines jeden Crewmitglieds potenziert wird, sind im Falle des Steuermannes auch Passivität und masochistische Tendenzen betroffen: Schlag mich, piek mich, steck was in mich rein! Witzfaktor: Phlox hui, Trevis pfui.

Schleimer Tucker bastelt ausgelassen am Stuhl des Captains. Und das nicht nur an dessen gleichnamigen Darmausscheidungen, sondern auch an dem Sitzplatz seines Vorgesetzten. Ein schräger Spass, und das nicht nur für die, die nachher drin sitzen müssen… Witzfaktor: Auf gehobenes Mittelmaß höhenverstellbar. Nett!

Archer baut sich einen Schulaufsatz zusammen und hätte nach Fertigstellung sicherlich gleich mit der dazugehörigen Schule weitergemacht… Schreiben und Vorlesen kann laut PISA ja jeder Zweite Bundesbürger, daher resultiert daraus folgender, offiziell verliehender Witzfaktor:

Hier kann man auch die Gags abschreiben…

Aber immerhin zeigt sich der Captain mit begeisterten ENT-Zuschauern solidarisch und kommt in T’Pols Anwesenheit nur durch kaltes Wasser wieder zur Besinnung. Da hat die erfolgsverwöhnte Blödelstrahlung nicht mit gerechnet, hahaaa!

Eigentlich hatte ich mir von der Folge aber mehr erwartet. Denn seit Jahrzehnten treffen unsere Crews nun schon auf Zahnpastaverwirbelungen oder flickende Zimmermänner auf Dimensionsspalten, aber nie, niiiiie, NIIEEE war mal ein schwarzes Loch dabei. Wobei ich da sogar schon so weit war, nicht mal unbedingt auf dieser Farbe zu beharren!

Und dann diese übertrieben deutliche „Armageddon“-Hommage am Ende… Musste die denn sein? Kleine Kinder könnten demnächst millionenfach mit Epilepsieverdacht in Krankenhäuser eingewiesen werden, da sie dem Irrtum aufsaßen, man können beim familiären Sonntagsspaziergang den Regentropfen ausweichen…

„Nicht getroffen, Schnaps gesoffen! Wuhahaha!“ – Obwohl noch vom Wahnsinn gezeichnet, könnte Archer sein Schiff sogar unbeschadet durch eine Sonne fliegen…

Fazit:

Alter Hirnmatsch in neuen Fässern. Fast ein bisschen lustig.

Note: 3

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Artikel

von Klapowski am 01.12.02 in Star Trek: Enterprise

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Kommentare (6)

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  1. urangeschoss sagt:

    also diese folge regiert auf jedenfall….fand die richtig zum LLL.. auch wenn das die ganzen neulinge nicht verstehen…

    BTW: war echt nen Fehler eure st-enterprise.de domain aufzugeben…

    na ja , nun ist STUS geschichte..

  2. hdEATH sagt:

    ¿? http://www.st-enterprise.de geht noch (bzw. wieder) einwandfrei!

  3. Gast sagt:

    Was haben die Reden des Kanzlers, Antwortmails der Telekom und eine Enterprise-folge gemeinsam?
    Alle drei werden vom Textblock-Composer v. 1.05 geschrieben.

    Einfach eine Library aus alten Folgen, Reden und abgedroschenen Standartantworten hochladen, und dann nach belieben per Drag & Drop neu zusammenschustern.

    Schon lange Anwendung findend bei unseren Lieblingssoaps, hat dieses einfache Produktionsutensil nun auch unsere Star Trek-Serien erreicht.
    Nach der 3195.ten Folge (Untertitel) "Created by Gene Roddenberry" fällt dieser unglaubliche Betrug auch niemandem mehr auf – zum Glück, wohlgemerkt!

    My two cents,
    Euer Bademeister – der wo mal Stammposter auf dem Stusboard war und die Fleischkopp-müller geschichte verhunzt hat.

  4. Gast sagt:

    Wer ist Mayweather? Der Name taucht hier auf dr Seite häufiger auf, aber wer ist das?

  5. Sped sagt:

    ich find das Wortspiel "Reed-Alert" lustig.

  6. Gast sagt:

    Ich fand den Gag "Ich möchte dir was vorlesen" "Wieviel Seiten sind denn das?" "Nicht viel – so 15?" richtig gut. Die Folge war doch ganz okay.

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