Political Correctness in Medien – Schön oder Fremdschäm? – Teil 1: Ghostbusters 2016
Oft liest man, dass etwas zu „P.C.“ sei. Die Rede ist hierbei von „Political Correctness“. Das bedeutet, dass man für 10 Jahre alte Tweets gefeuert werden kann, weil man sich über Rand- oder Zentralgruppen lustig gemacht hat. So geschehen bei James Gunn („Guardians of the Galaxy“), der Sexwitze über Kids für eine geniale Comedy-Idee hielt. Doch bei diesem Thema stellen sich nicht nur komplexe Fragen zu Meinungsfreiheit, Verjährungsfristen und Angemessenheit, sondern auch, was etablierte Medienunternehmen für (oder gegen?) P.C. tun können…
Die Unterdrückung von Frauen, Kindern, anderen Ethnien, Sexualvorlieben oder einbeinigen Käsebrotliebhabern ist nicht ohne Grund geächtet. Denn egal, ob die begangene Herabwürdigung körperlich, finanziell oder seelisch geschieht: Immer entsteht ein „Schaden“ (wenn auch oft sehr schwer nachzuweisen), der nur aufgrund der Andersartigkeit eines Individuums oder einer bestimmten Gruppe entsteht. Und manchmal IST diese Gruppe nicht mal großartig anders, sondern sieht anatomisch einfach nur ulkig aus (= Frauen), hat lustig-abwegige Hautfarben (= Videospieler) oder bietet sich allein durch ihren Namen für grandiose Gags, Vergleiche und Wortspiele an (= Schwul/Uncool, Grüne/Linksversifft, AfD/Glatzenverein, etc)…
In letzter Zeit sind nun viele fragwürdige Gestalten an den Pranger oder vor Gericht gestellt worden:
– Harvey Weinstein hat Frauen nachgestellt und bedroht.
– Kevin Spacey grabschte angeblich jeden Mann an, der nicht bei Drei auf dem Baum (oder total unattraktiv) war. Den Stein ins Rollen brachte Star-Trek-Discovery-Darsteller Anthony Rapp, der aussagte, als Junge von Spacey bedrängt worden zu sein.
– CBS-Chef Les Moonves (Mitbegründer von „Star Trek Discovery“, gleichzeitig angeblich Star-Trek-Hasser und Wegbereiter von Alex Kurtzman) musste unter anderem gehen, weil mehrere Frauen ihm „sexual harassment“ vorwarfen
Das sind natürlich nur die drei Fälle, die mir als allererstes einfallen. Äh. Und in denen ich nicht selbst auftauche.
Les Moonves musste gehen, weil da in den 80ern und 90ern mal „was war“. Da er einer der Letzten war, der seine schwitzige… äh… schützende Hand über „Star Trek Discovery“ und Alex Kurtzman gehalten habe, wird es demnächst womöglich eine interessante Neuausrichtung bei dem Thema Star Trek geben. Was für manche Zyniker und Unholde interessanter sein dürfte als erzwungener Oralverkehr im Jahre 198X…
Wir alle dürften uns wohl einig sein, dass es gut ist, dass zu RECHT angeklagte Individuen hart bestraft werden müssen. Da bin auch ich ganz Internet-Mob und fordere – wie jeder anständige Stammtisch mit Weitsicht und Augenmaß – natürlich „Rübe ab!“, „Waterboarding mit Giftmilch!“ und „Mit einer Daunenfeder am Gaumen totkitzeln“. Über solche Selbstverständlichkeiten möchte ich in einer funktionierenden Demokratie auch nicht groß diskutieren müssen.
Viel interessanter als die (mutmaßlichen) Täter finde ich persönlich aber die neuen Film- und TV-Produktionen, die eben neuerdings beweisen müssen(?), dass sie:
– nur Saubermänner, Sauberfrauen und Saubergeschlechtsunspezifische beschäftigen
– sich aktiv für eine tolerante Gesellschaft einsetzen
– Politische Korrektheit auch in Drehbüchern und bei den ausgewählten Schauspielern berücksichtigen.
Und ab hier wird es noch interessanter! Vor allem dann, wenn diese hehren Ideen über das Ziel hinausschießen, sie geheuchelt sind, nur als Marketinggag dienen (= z.B. schwarze Schauspieler beschäftigen und sie hinter den Kulissen nebenher das Klo putzen lassen) oder man gar die Kritiker mundtot macht, indem man ihnen vorwirft, dass sie etwas nur deswegen nicht mochten, weil man was gegen Frauen hat.
So ist es z.B. bei „Ghostbusters 2016“ geschehen. Ein Film, der nach amtlicher Zukunftia-Analyse vor allem daran krankte, dass er scheiße aussah, scheiße wirr wirkte und scheiße-unlustig rüberkam. Dass man die Herren dort durch eine Frauentruppe ersetzte, war da eher zweitrangig.
Jaaa, okay… Zugegeben: Es waren etliche Kritiker (= neudeutsch für „YouTube-Schreihälse“) darunter, die wirklich nur frauenfeindlich argumentierten. Jedoch waren es wohl vor allem die, die sich nicht adäquat auszudrücken vermochten. Denn eigentlich wollte wohl auch der schäbigste „Will kaine Frauäään!!! Dann lieba Hitler!!“-Rumbrüller nur sagen, dass er den dramaturgischen Sinn einer kompletten Umgestaltung althergebrachter Franchise-Traditionen noch nicht für erforderlich erachtet, solange diese im dritten Film nicht noch mal mit einem männlichen Cast neu verankert worden sind. (*leergerauchte Pfeife in Bierlache ausdrück*)
Und diese Schreihälse haben ja recht damit, so es denn ihre Intention war, schwachsinnige Marketing-Ideen als solche zu entlarven. Jeder normaldenkende Filmemacher hätte sich nach 27 Jahren erst mal darum bemüht, die ursprüngliche Ghostbusters-Dynamik irgendwie wieder hinzubiegen. Ein durchmischter Cast im Verhältnis 50:50 wäre hier sicherlich hilfreicher gewesen, hätte alle (Haupt-)Geschlechter abgeholt, hätte zeitgemäß gewirkt – und dabei angenehm ungezwungen.
Mehr Kult nur mit Knut? – Das Problem mit dem Film war nicht die Chromosen-Abmischung in den grauen Anzügen, sondern das alberne Rumgehampel und ein zu starker Fokus auf Comedy. Die ersten beiden Filme waren ja auch lustig, jedoch nicht auf die Art, die man gemeinhin beim Pro.7-Comedyabend aufzufinden vermutet. („Du, kennste Geister? Kennste, KENNSTE?!“)
Am Ende des Tages muss es aber tatsächlich egal sein, ob es eine reine Frauen- oder Männergruppe ist. Und genauso sollte es auch jeder Zuschauer sehen, der vorgibt, sich neben Brustgrößen und binären Penisvorhandenseinsfragen auch für Geschichten, Dramaturgien und Szenenausleuchtungen zu interessieren. Meine Meinung hierzu ist: Selbst, wenn das Studio aus vorgeschobenen P.C.-Gründen 12 transsexuelle Mexikaner zu Star-Wars-Filmhelden macht, muss man sich am ENDE seines 27-seitigen Aufregertextes trotzdem mal kuuurz damit abfinden und sich die Frage stellen: „Hm. Aber ist die Story vielleicht trotzdem besser als je zuvor?“
Jemand, der sich bei seiner Kritik wirklich NUR auf die neuen Geschlechter bezog, darf daher gerne als Mistkerl bezeichnet werden. – So er sich denn als KERL fühlt. Auch hier will man ja niemanden geschlechtlich auf Schlips und/oder Schürze treten.
Bei „Ghostbusters 2016“ kam allerdings noch dazu, dass der einzige Mann in der Truppe (Chris Hemsworth) extremst dämlich war. Teilweise musste man sich sogar fragen, wie er ohne Hilfe überhaupt wieder aus nichtverschlossenen Räumen finden konnte. Ein Problem, das sein weibliches Pendent meiner Erinnerung nach niemals hatte. Seht hierzu auch dieses Vergleichsvideo:
Lassen wir Geschlechterfragen mal außen vor, so gibt sich der 2016er-Film nicht mal Mühe, den ersten Einsatz als etwas Besonderes darzustellen. Wollte man eeetwa zeigen, dass moderne Frauen von nichts mehr überrascht werden können? Oder hat man nur die mangelhaften Ausparkversuche mit dem großen Auto wegschneiden müssen, harrharr?
Das Problem war 2016, dass man die weibliche Gruppe nicht ernsthaft als allgemeinen Kinobeitrag zur Gleichberechtigung einsetzte. Die Intention war es vielmehr, die neue Truppe nach all dem Wirbel im Hintergrund weniger angreifbar zu machen. Zumindest unterstelle ich, dass dies teilweise der Grund für den Wechsel vom Pipimann zur Mumufrau war. Da es beim Filmemachen und Filmeverkaufen natürlich stets ums Geld und weniger um startrek’sche Utopien geht, darf man außerdem annehmen, dass man einfach neue Zielgruppen abgreifen wollte (= Frauen ins Kino locken), man einfach irgendeine Pseudo-Innovation brauchte (der Rest der Geschichte wurde ja nur in SCHLECHT rebootet) oder Kevin Feig die ganze Idee einfach nur irre lustig fand. Wenn man seinen fertigen Film betrachtet, darf man eh getrost davon ausgehen, dass er auch verschüttetes Wasser zum Totlachen findet.
Allerdings haben viele Leute dies eben nicht so dezidiert aufgedröselt, wie ich es gerade versuche. Da wurde die mangelhafte Qualität des Films munter mit theoretischen Geschlechterfragen in einen Topf geworfen. Und zwar von Studio-, Fan- und Hasserseite gleichermaßen. Im großen Shitstorm von 2016 klatschte da so einiges an Kot ineinander und brachte neue, zuvor ungekannte Deutungswesen hervor, die seitdem untot durch die Kommentarspalten wandeln. Wer sich jetzt genau über WAS ärgerte oder einfach nur zu blöd war, sich passend auszudrücken, das werde ich wohl erst erfahren, wenn ich eine Doktorarbeit zu diesem Thema auf den Tisch bekomme. Die es garantiert bereits gibt.
Fragen über Fragen stellen sich heute… Darf die Muschi überhaupt brennen? Oder nur jucken? Oder wenigstens (selbstbestimmt) geil sein? – Auch, wenn dies nur ein weitereres Beispiel für deutsche Synchronarbeit von damals ist, so stellt sich doch die Frage, ob weibliche Geisterjäger von „brennenden Penissen“ faseln dürften. Ich bin da auch überfragt…
Damals begann es, dass Hollywood und die Zuschauer sich argwöhnisch belauerten. Seltsame Gerüchte und Fragen kursieren seitdem. Was würde z.B. passieren, wenn man einen weiblichen James Bond auf den Plan rufen würde? Und sollte man das einfach mal machen, um die Shitstormer von damals weiter zu erziehen? Oder ist das künstlerisch und finanziell auch für das Studio ein No-Go? Und wieso ist Rey im achten Star Wars-Film eigentlich potenziell die stärkste Jedi, die es jemals gegeben hat? Wird das noch sinnvoll erklärt? Ist das bei Fantasy-Themen überhaupt wichtig? Ist das überhaupt ebenfalls so ein Frauending? Oder ist neuerdings ALLES ein Frauending, weil man sich automatisch reinsteigert?
Sogar männliche Unsympathen in Filmen werden ja neuerdings daraufhin analysiert, ob sie vor allem männliche (Un-)Wesenszüge reflektieren oder anprangern sollen. Dafür muss noch nicht mal eine Frau zu sehen sein…
Wir sehen: Das Thema ist mit einem Artikel noch nicht erschöpfend behandelt, weswegen ich noch mindestens einmal nachlegen werde. Denn „Star Trek Discovery“ und „Doctor Who“ werden ebenfalls ständig beschuldigt, irgendwelche P.C.-Agenden auszubreiten und somit den Zuschauer für blöd zu verkaufen.
Da müssen wir bald noch mal ran, Mädels.
Eine schöne Analyse der übertriebenen Schreihals-Mentalität unserer Tag!
Früher gab es Filme von Männern für Männer und Filme von Männern für Frauen. Gerne durften sich auch Angehörige des jeweils anderen Geschlechts unter die Zuschauer verirren.
Heute versucht man sich an einer anderen, vorgeblich progressiveren Herangehensweise. Kann man machen. Aber dann wird’s halt Scheisse…
Am Ende entscheidet der Kassenerfolg und das Kultometer darüber, wie ein Streifen langfristig in die Filmgeschichte einzuordnen ist. Wenn sich da ein Film ganz nach vorne kämpft, der von farbigen Türkinnen für vietnamesische LGBTQs gemacht wurde und von der paritätischen Kandidatenauswahl für die moldawische Tierschutzpartei handelt, bin ich der Letzte, der etwas dagegen hat.
Ich vermute nur, dass solche Werke aus den gleichen Gründen weniger erfolgreich sind wie Frauenfußball, jamaikanische Speedmetalbands oder sächsische Sambatänzer. Das ist nicht authentisch.
Ja, diese Diskussion über die Frauen in den Hauptrollen war total affig.
Es hätte besser mal zur Diskussion stehen sollen ob sich die Verantwortlichen nicht mal selbst an den Pranger stellen sollten.
Es wäre so einfach gewesen:
1.
Ein gutes Drehbuch in das viel Zeit gesteckt wird, welches ausgefeilt und perfektioniert wird. Es geht hier um Ghostbusters, einen Klassiker. Also nicht einfach irgendwas hinrotzen.
2.
Ein Sequel, kein Reboot. Die alten Darsteller hätten ihren Laden an eine neue Crew geben können, hätten vielleicht noch ein wenig mitgeholfen, nur um dann am Ende des Films in den Ruhestand zu gehen. Alles wäre gut gewesen. Der nächste Teil hätte dann nur noch aus den Neuen bestanden.
Aber so haben sie es halt versaut. Ich habe mir die erste Hälfte gegeben, nein danke. Lieblos, billig, ohne Herz. So nicht. Und es liegt nicht an den Frauen – siehe Dr. Who. Sie füllt die Rolle super aus wie auch schon etliche Männer vor ihr, hier ergab es durchaus Sinn die Geschlechter mal zu wechseln. Passt ins Setting, sorgt für Abwechslung. Auch bei Ghostbusters hätte es klappen können.
Und zum Großen ganzen: Taucht heute ein schwuler Charakter in Star Trek Discovery auf nimmt man das nicht so selbstverständlich hin. Mein erster Gedanke ist „Oh, mussten sie der PC genüge tun“. Aber diese Einstellung haben die ganzen SJWs ganz gut in unsere Köpfe gepflanzt. Schade. Es wäre gut gewesen etwaige Charaktere einfach so hinzunehmen, aber das wird wohl die nächste Zeit nix.
Edit:
Es gibt sowieso nur einen PC!!
http://southpark.wikia.com/wiki/PC_Principal
Der Ecto 1 sieht ja wohl zum Kotzen aus. Das ist der Knackpunkt, warum der Film scheiße ist.
Was mich besonders erstaunt:
Eine Moral über Restriktionen durchzusetzen, habe ich über viele Jahre hinweg mit konservativ-religiösen Gruppen in Verbindung gebracht. Nicht mit „progressiv-linken“ Gruppen.
Dort hatte früher noch das Motto „ich hasse deine Meinung, aber ich würde dafür demonstrieren, dass du sie äußern darfst“ gegolten. Früher war man gegen Tabus, gegen die „Schere im Kopf“, gegen das Verbot von Freiheiten. Das Spiel mit weiblichen Reizen war ein Ausdruck von Freiheit, nicht ein Ausdruck von Sexismus.
Das hat sich nun völlig umgedreht. Ich kann mich an keine Zeit meines Lebens erinnern, in der es so viele Tabus gegeben hätte. Wörter, bei denen man sich nie etwas Böses dachte, werden plötzlich dämonisiert, weil sie angeblich rassistisch oder sexistisch sind. Da wird dann ernsthaft vorgeschlagen, ein Wort wie „mankind“ im englischen durch „humankind“ zu ersetzen, weil „mankind“ ja in ungeheuerlicher Weise die Männer begünstigt.
Es war noch nie hilfreich, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Diese neue Art von Politcal-Correctness-Fundamentalismus hat nun auf der Gegenseite auch zu einem Fanatismus geführt: Bei jeder Kleinigkeit wird nun ein moralischer Zeigefinger gewittert.
Mich erstaunt das ehrlich gesagt nicht ganz so sehr; der wichtige Teil aus „konservativ-religiös“ ist hier eher der letztere, das religiöse, dogmatische. Und Religionen brauchen nicht zwingend Götter, da kann man heutzutage auch völlig unheilig z.B. Konstruktivismus nehmen. Diese Leute gab es früher auch schon in der Linken – nur hat die damals keiner ernst genommen, und wenn die Mitte 20 wurden, dann hat sich das oft bei denen auch ausgewachsen. Schaue mal die „Volksfront“-Sachen aus dem Leben des Brian. Das wirkt satirisch überspitzt, war es aber nicht – die haben ziemlich korrekt dargestellt, wie auch schon in den 70ern in diesen Kreisen „diskutiert“ wurde. Das Problem ist, dass diese Knallköppe beginnend in den 90ern in den (zumindest medialen) Mainstream aufgestiegen sind. Die Zustimmung in der Gesamtgesellschaft zu solchen Positionen ist ähnlich dünn wie früher, aber das Feedback aus den Medien ist viel stärker geworden (siehe auch den in den Medien vielbeklagten Vertrauensverlust selbiger).
Diese Salonlinken (oder „regressive Linke“, wie ich die auch ganz gerne nenne) haben zwischenzeitlich einen ganz guten Hebel gefunden: Laut sein, und per Social Media und Presse das Palaver noch verstärken. Wenn dann noch eine Industrie, die sich ohnehin schon immer für progressiv gehalten hat, darauf aufmerksam wird, dann kommen eben solche Dinger wie der Ghostbusters-Reboot mit all-female-cast, weil das ja gerade hip zu sein scheint. Und der Markt hat da, völlig zu recht, gezeigt, dass eben nicht Diversity das Verkaufsargument ist, sondern gute Filme. Und wenn die Hollywood-Studios da noch ein paarmal vor die Wand laufen müssen: Bitte sehr, das ist ein freies Land.
Gefühlt nimmt meiner Meinung die Political Correctness im US-Kino in den letzten Jahren sogar noch zu. Mittlerweile reicht da schon lange nicht mehr nur der „Quotenschwarze“ aus, sondern der Cast muss auf Gedeih und Verderb aus allen möglichen Minderheiten bestehen, egal, ob es nun zur Story passt oder nicht. Die beliebtesten sind dabei – in beliebiger Kombination: Farbig, Hispanic, Asiatisch, Homo/bisexuell, körperbehindert. Und so kann man den politisch korrekten Cast drei Meilen gegen den Wind riechen. Das Problem dabei: Nicht immer ist dies unbedingt passend. Und macht man es dann einmal anders und fügt solche Personengruppen nicht ein, ist das einigen auch wieder nicht recht.
Das Beispiel hier (Ghostbusters 2016) hatte daher auch mit mehreren Problemen zu kämpfen. Zum einen war die Handlung an sich nichts besonderes, so dass man noch nicht einmal sagen kann: Ja, sind halt alle 4 Geisterjäger Frauen, aber die Handlung ist das entscheidende – und die ist richtig gut, bitte mehr von den 4 Ladys. Zum anderen kam man aber auch nicht umhin, sich für diese Besetzung groß auf die eigenen Schultern zu klopfen und zu betonen, wie fortschrittlich dieser Film doch ist.
Irgendwie vermisse ich da die 80er und 90er Jahre. Dort konnte man Action-Heldinnen bringen (Ripley, Xena) und hat dann nicht an die große Glocke gehängt, wie toll und progressiv das doch alles ist.
tach auch !
Der Film ist auf so vielen Ebene Sch****, dass der weibliche Cast völlig unerheblich ist.
(Auch wenn die Dicke oft nur bedingt lustig und viel zu zootig ist.)
Das Auto sieht voll un-cool aus.
– Der Sekretär ist nicht lustig, auch wenn man versteht,
was man damit vorhatte. (Klischees über Frauen und Muskelmänner auswalzen)
– Das anarchische Element des Originals wird bei Weitem nicht erreicht.
– Das Zusammenspiel des Hauptcasts is so, als hätten sie sich erst während des Drehs kennen gelernt
und wüsste nix mit den anderen 3 en anzufangen. (Die haben noch nie ein Bier zusammen getrunken.)
– Als Ich das erkannt habe, habe ich abgeschaltet. (So nach 5-11 Minuten)
War danch noch irgendwas gut ?
Gruß BergH
Nach 10 Minuten ausgemacht? Das finde ich erstaunlich mutig und vorausschauend. Den Beginn fand ich nämlich noch nicht so schlimm und manche Sprüche sogar ganz amüsant. Am Anfang sind die ja völlig ausreichend, um die (dämlichen) Figuren zu charakterisieren.
Wenn es dann aber mit der Story losgeht, wird’s natürlich nervig. Wir sehen es schon bei dem Video weiter oben: Wo man früher einzelne Handlungselemente (Telefonieren, Losfahren, Aussteigen) für sich betrachtet hat, muss heute jede der Figuren sofort noch einen Spruch oder ein eigenes Motiv nachschieben. Einer muss Grölen, der nächste leise beten und irgendwer am besten noch ein selbstverliebtes Selfie machen, während die letzte Tante gerade vom Shoppen kommt.
Um’s Geisterjagen geht es da gar nicht groß, sondern mehr darum, diesen Job mit hippen Hobbys (Smoothies rühren; sich neu einkleiden; flotte Sprüche bringen; den Fahrtwind an der Nase spüren) zu vereinbaren. Ein perfekter Film für die Facebook-Generation.
Bezüglich der „Answer the call“ Ausschnitte: Den Ecto-1 Wagen finde ich nicht besonders schlimm. Ich hatte sogar eine Hummer Version befürchtet.
Aber selbst der kleine Ausschnitt der 2016 Version hat schon einige peinliche Ulkszenen. Den schaue ich mir wenn dann kostenlos bei amazon prime an, aber nur wegen Kristen Wiig.
Mein Kurzkommentar in drei Punkten:
1. Der Film war nicht so schlecht wie er verissen wurde. Ich konnte mich hier und da köstlich amüisieren, auch wenn das alte Ghostbusters-Feeling nur zeitweise aufkam.
2. Die Darstellung des männlichen Sekretärs war klar sexistisch und wäre auch angeprangert worden, falls es sich um eine Frau gehandelt hätte. Ja, liebe Feministen, ich weiß, ihr wollt damit quasi Rache für die vielen Filme, Serien und Bücher nehmen, in denen dumme Sekretärinnen auf ihre Rolle als „sexy Girlie“ reduziert wurden. Doch macht das die Darstellung niveauvoller?
3. Ja, das man die Männer gegen Frauen austausch hatte eine gewisse feministische Agenda. Das konnte man im Film an einigen Stellen sehen, nur sin die Figuren ohnehin alle völlige Schießbudenfiguren und klischees. Man hat weder mit „dicke Mädchen“-Klischees gespart, noch mit solchen über bisexuellen oder Lesben…
Und lesen Sie auch beim nächsten Mal wieder den Beitrag des wohl einzigsten Kommentators, der die Dinge wirklich beim Namen nennt, auch wenn es wohl klüger wäre, zu schweigen…
Mir ist nicht ganz klar, warum auf Ghostbusters 2016 so herumgehackt wird. Das stimmt: Es ist kein besonders guter Film. Die Originalfilme waren sicher besser, aber auch nicht die Wunderfilme, zu denen sie jetzt von einigen hochstilisiert werden. Kultfilme sind ja nicht deshalb Kultfilme, weil sie erfolgreich, mit Preisen überhäuft oder gar gut sind. Da erscheint mir die Erklärung recht nachvollziehbar, dass da manche Männer einen hysterischen Anfall bekommen haben, weil da Mädchen die Hauptrollen spielen (Igitt!).
Genauso verstehe ich nicht, was dieses Gejammere über PC soll – weil man nun nicht mehr so einfach Schwarze, Türken, Homosexuelle beleidigen kann? Tatsächlich konnte man das früher auch nicht, nur waren da die anderen zu feige, was zu sagen. Ähnlich ging es ja auch mit dem Nichtraucherschutz und jetzt der Luftreinheit.
„Quoten-Schwarze“ und nicht unbedingt immer passende Angehörige von Minderheiten? Ich weiß gar nicht, was ich damit anfangen soll. Dass Darsteller und Rolle so pseudorealistisch übereinstimmen sollen, ist genauso zufällig wie die Vorschrift zu Shakespeares Zeiten, dass es keine Frauen unter den Darstellern geben durfte. Meinetwegen dürfte Samuel Jackson auch Königin Elisabeth spielen, wenn er es gut macht. Es ist nur ein Papiermond.
Und irgendwie lustig ist es schon, dass Anti-PCler und Pro-PCler gleichermaßen ablehnen, dass Darsteller Rollen außerhalb ihrer Hautfarbe, Volkszugehörigkeit, sexuellen Orientierung übernehmen.
Aber ich gebe zu, das liegt wohl nur an mir und ich bin da Ausnahme und Minderheit. Ich habe nie verstanden, dass sich Menschen so persönlich in Fiktion hineinversetzen, dass sie sich mit dem Protagonisten identifizieren. In dem Fall ist es natürlich schwer, eine Frau als Heldin zu ertragen, wenn man selber nun mal ein Mann ist, oder einen Schwarzen, Türken, Homosexuellen, wenn man selber nicht schwarz, türkisch, homosexuell ist. Das ist eben das Problem mit dem Identifizieren, dass es umso einfacher geht, je weniger Identität man selbst hat.
Soll sich von mir niemand abhalten lassen, die alten Ghostbusters für Kunstwerke zu halten und den 2016-Film abzulehnen. Wie gesagt, der ist ja auch nicht besonders gut und wird bestimmt nicht erwähnt, wenn Melissa McCarthy den Oscar für ihr Lebenswerk bekommt.
Ich find aber auch Doctor 13 nicht schlechter als die vorherigen, und dass Star Trek – Discovery so schlimm ist, liegt ja nicht daran, dass die Hauptfigur eine Frau ist, auch nicht am Spiel der Darstellerin, sondern an dieser totalen Verachtung der Macher gegenüber ihrem Produkt und ihren Kunden.
Wenn Filme so tun, als ob sie besonders multikulti wären, dann weil die Produzenten glauben, damit mehr Geld zu verdienen, als es anders der Fall wäre. Und da ist es schon sehr lustig, dass Menschen, die sonst den freien Markt hochhalten, auf einmal die Freiheit der Kunst entdecken, weil sie ihre Werke auf dem freien Markt nicht mehr loswerden.
Natürlich kann man dabei auf der Nase landen. Aber dann liegt es nicht an der PC, sondern daran, dass die Produkte schlecht sind. Ghostbusters 2016 war kein guter Film. Vielleicht, weil das Publikum, um das es geht, und das sind nun mal nicht mehr wir steinalten Männer über 30, sich nicht einfach damit abspeisen lässt, irgendeinen uralten Film neu zu drehen und dabei statt Männern ein paar Frauen in den Hauptrollen zu besetzen. Ähnlich gilt das für den letzten Jedi, der als Film vielleicht weniger schlecht als belanglos war.
Aber ich schreibe und schreibe, und halte andere nur davon ab hier intelligente Kommentare drunter zu setzen.
Eines der Gründe, warum der Film nicht so gut ankommt dürfte wohl auch daran liegen, dass man zu seiner Rechtfertigung Beiträge wie oben schreibt.
„Was würde z.B. passieren, wenn man einen weiblichen James Bond auf den Plan rufen würde?“
Hat man 2017 auch gemacht. Der Film nennt sich jedoch nicht Lorraine Broughton sondern „Atomic Blonde“, damit jeder Volldepp weiß, worum es in dem Film ungefähr geht wenn er den Filmplakat nicht vor den Augen hat.
„Und sollte man das einfach mal machen, um die Shitstormer von damals weiter zu erziehen?“
Eigentlich sollte man so was machen, wenn man eine gute Geschichte in einen guten Film (ver)packen kann. Man nimmt doch nicht einfach heftig viel Kohle in die Hand um irgendwelche Shitstormer zu erziehen, es sei denn man heißt Uwe Boll und hat „stupid German money“ herumliegen (hatte Atomic Blonde glaube ich aber auch).
„Oder ist das künstlerisch und finanziell auch für das Studio ein No-Go?“
Es ist immer ein Risiko Filme zu drehen, in diesem Fall hat der Film mehr als das Dreifache seiner Produktionskosten eingespielt. GB 2016 auf der anderen Seite weniger als das Doppelte. Ist das jetzt ein finanzieller Erfolg? Künstlerisch geht es in Hollywood schon lange nicht mehr zu; eigentlich seitdem Filme und Serien machen dort als Filmindustrie bezeichnet wird.
GB I war in meinen Augen schon damals ein Trash-Film. Warum dann noch GB II hinterher geschmissen wurde, habe ich nicht verstanden. Ich nehme an: Dividende (I: ×9,8; II: ×5,8). Und an eine Serie (GB-TAS) kann ich mich auch noch schwammig erinnern. GB 2016 ist nun ein Film mit noch weniger Handlung/Sinn/Verstand; getreu dem Franchise und dem Zeitgeist. Durfte man GB 2016 drehen, so wie es geschehen ist? Ja, aber man darf vom Publikum auch kein Jauchzen und Frohlocken erwarten. Warten wir jedoch 20 Jahre ab. Möglicherweise war es der letzte „gute“ „Film“ auf diesem Planeten.
Im Übrigen ist Atomic Blonde mMn besser, durchdachter und plausibler als irgendein James Bond.
„Atomic Blonde“ orientiert sich mehr an „John Wick“ als an James Bond. Ich fand ihn auch gar nicht gut, weil die Figur – anders als John Wick – keinen Charakter und keine Geschichte hatte. Sie hätte auch ein kämpfender Roboter sein können, was den Film so unzugänglich und letztlich langweilig machte.
Sieht man sich die jüngsten Filme Hollywoods an, vermute ich hier tatsächlich ein großes Umerziehungs-Programm für den Zuschauer, der durchaus auch mit dem Clinton-Trump-Wahlkampf zusammenhängt.
Das ist aus mehrerer Sicht ärgerlich. Zum einen, weil ich nicht glaube, dass die Zuschauer tatsächlich „umerzogen“ werden müssen, und zum anderen, weil auf diese Art nur noch Propaganda, aber keine Kunst mehr entstehen kann.
Das Langweilige an Propaganda ist, dass sie dem Kunstempfänger die Deutungsaufgabe der Kunst abnimmt. Propaganda, auch die im Sinne einer guten Sache, ist vorgekaute Kost.
Daher kann man den ursprünglichen „Ghostbusters“ als vieles betrachten, auch als eine zynische Helden-Dekonstruktion der 1980er Jahre, als ein Held nur noch der war, der möglichst selbstsüchtig möglichst viel Geld anhäuft, weil er geschickt eine Marktlücke ausnutzt. Dieser Film gibt sehr unterhaltsam den Zeitgeist der damaligen Zeit wieder.
„Ghostbusters 2016“ will einen neuen Zeitgeist formen und gibt daher gar nichts wieder.
Was für eine Geschichte sich hinter Lorraine Broughton – wenn sie überhaupt so heißen mag – verbirgt, werden wir hoffentlich im nächsten Teil erfahren. Mit einem ausführlich erzählten Charakter würde auch das Ende in Atomic Blonde nicht funktionieren. Und wenn wir ehrlich sind, ist in den Filmen bei James Bond bis Casino Royale auch nichts davon vermittelt worden.
Die einzige Gemeinsamkeit zwischen Atomic Blonde und John Wick ist, dass sie im selben fiktiven Universum leben sowie, dass der Co-Regisseur von JW1 bei AB Regie führte und, dass die beiden Hauptdarsteller gemeinsam trainiert haben und, dass identische Filmproduktionsgesellschaften beteiligt waren und … von der Handlung und der Geschichte sehe ich zwischen beiden weniger Gemeinsamkeiten als zwischen AB und JB. Wahrscheinlich haben wir aber verschiedene Filme gesehen und dann freut es mich, dass ich das Glück hatte meine Zeit mit dem besseren Film zu verbringen.
Um auf das Thema zurück zu kommen: Es ist in der Tat erstaunlich, dass der gemeine Zuschauer bereit ist für Propaganda zu bezahlen. Propaganda merkt man einem Film aber im Trailer nicht wirklich an und wenn der Kritiker beim Pinkeln war während er den Film begutachtet hat, dann wird das auch nicht vor dem Film kommuniziert. Im Kino aufstehen und einfach gehen ist schon zu spät. Ein Shitstorm hinterher schöpft den Filmemachern auch kein Geld zurück ab. Sie können somit weitere Propaganda produzieren und der gemeine Kinobesucher „muss“ das verdauen.
Wenn Du Lust hast, dann kannst Du frühere Filme auf Propaganda untersuchen und ob sie so stark im Film vertreten war, wie es heute der Fall ist. In jeder Filmperiode war irgendwas, was Hollywood dem Zuschauer anerziehen wollte. Wenn man sich querbeet durch die Schauspieler, Autoren und Filmemacher umhört, sind sie alle der Meinung, dass sie einen „Auftrag“ haben eine „Message“ abzuliefern. Alle „Künstler“ sehen das so. Es gab auch mal eine Periode, wo „Friede, Freude, Eierkuchen“ die Kernaussage der Handlung war … was der Zuschauer will, wissen die nicht … der Zuschauer im Übrigen auch nicht.