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Doctor Who – 11.01 – „The Woman Who Fell To Earth“ – Kritik

Doctor Who – 11.01 – „The Woman Who Fell To Earth“ – Kritik

Ich erwartete so viel von der neuen Who-Staffel, dass es nicht einlösbar war: Weniger hektisches Rumgespringe sollte es geben, weniger aus dem Hut gezauberte Lösungen („Ich klopfe an diese Konsole uuund… die Alien-Invasion ist vorbei! ICH bin der Doctoooorrr!“) und vielleicht weniger Humor, damit man auch mal was bedrohlich finden kann. Eben weniger Marvel-Stimmung (= Aliencomputer plus Mülldeponie ergibt müllsüchtige Schrottpressen-Roboter) und dafür mehr echte SF-Ideen. Doch kann die neue Doctorin all diese Herzenswünsche erfüllen?

Inhalt: Der Doctor ist nun eine Frau und landet in einem nächtlich herumfahrenden Zug, der gerade von einem kabelähnlichen Alien attackiert wird. Sie erinnert sich an wenig, weiß aber sofort, dass sie alle Personen um sich herum einsammeln muss, um dem Grund der Attacke auf der Spur zu kommen. Parallel dazu taucht auch noch ein anderes Alien im Kampfanzug auf, das Leute tötet.

„When people needs help, I‘m ready for the next scheiße-labering Experience! Trust me, I’m the next Darstellerin of this time-travelling guy!“ – Blutleer: Ähnlich nichtssagend wie der Trailer ist auch die Episode gelungen. Womöglich repräsentiert der zugezogene Plastikvorhang sogar am besten die Handlung?

Besprechung:

Schade, so richtig toll war die erste Folge nicht.

Statt uns – wie früher – eine beliebige Alieninvasion hinzuknallen, bei der man minutenlang rumrennt und dummes Zeug schwafelt („Rennt! Rennt weiter! Und jetzt rennt erneut!“), nahm man einfach etwas Selbstironie aus der Invasion, ließ alle dezent langsamer rennen und fügte einen ganzen Haufen an Charakteren hinzu, welche die kindischen Erklär-Dialoge sogar noch in die Länge ziehen. Und das nicht mal besonders geistreich: „Hey, kennt ihr euch nicht aus der Schule?“ – „Nein, das ist meine ZWEITE Frau.“ – „Ich mag meine Arbeit als Lagerist nicht.“ – „Diese blonde Frau ist total abgedreht, Leute. Lasst uns alles tun, was sie sagt!“

Tja, so kommt man natürlich auch auf die neue Laufzeit von 60 Minuten statt 40 bis 45.

So hat es diese Episode mit ihren neuen Figuren, dem neuem Drehbuchautor, Regisseur und Showrunner tatsächlich geschafft, dass ich nach 20 Minuten schon keinen Bock mehr hatte und ich plötzlich penibel die 40-Tage-Wettervorhersage auf meinem Smartphone studierte. – Ernsthaft? Ein Schlangenwesen, das sich zurückzieht, weil die Doctorin einmal kräftig um sich haut? Und das ach-so-brutale Device am Hals, das die DNA schmelzen kann, wird überbrückt/getrackt/deaktiviert, weil die Doctorin ein formatiertes Smartphone dran hält?! Und der Gegenspieler ist schon wieder ein Wesen (oder Roboter) im Kampfanzug, das blöd durch die Stadt stapft und nach „coolen“ One-Linern irgendwelche Nebenfiguren abmurkst, aber schissig Abstand zu einer Gruppe verwirrter Neu-Companions hält?

„Ach, Sie sind der Doctor? Dann haben sie bestimmt ein blinkendes Gerät in der Tasche, das Sie gleich herausziehen werden, um mich einzuschüchtern?“ – „So’n Quatsch. Dass meine Geräte blinken, das ist sooo was von 2016!“ – Gesichtskirmes Reloaded: Die Sprechweise, Fratzenbildung und Ausdrucksweise des Bösewichts ist wie immer Kindergeburtstags-kompatibel.

Nein danke, DAS hatte ich jetzt schon 10 Jahre lang. Von dieser entrauschenden Anti-Droge im Dramaturgie-Regal brauche ich erst mal nix mehr. Es mag zwar noch immer Leute geben, die es für kultig halten, wenn sich ein übermächtiger Charakter mit zufällig rumliegendem Krempel und Lötkolben einen neuen Sonic Screwdriver baut, aber ich selbst hätte es jetzt nicht schlimm gefunden, wenn man (und sei es nur zum Spaß) eine nächtliche Eil-Bestellung mittels Conrad-Katalog aufgegeben hätte, um an den neuen Schraubi zu kommen. Diese „Macht aus Scheiße noch Gold“-Kniffe wollte ich nämlich eigentlich nicht mehr sehen. Ich weiß, ich wiederhole mich diesbezüglich ständig. – Aber das macht die Serie ja auch. Aber das macht die Serie ja auch. Aber das…

Die Auflösung der Story ist schon wieder so dämlich, dass ich mich fragen muss, warum man überhaupt den Showrunner wechseln musste. Denn hierfür hätte man auch Steven Moffat eine andere Pappnase aufsetzen können: Der Außerirdische jagt wehrlose(!), zufällig ausgewählte Menschen, um sich dann deren Zähne ins Gesicht zu kleben(!) und zu großer Totschläger-Ehre zu erlangen. Wir sehen also so eine Art „Predator-Dentist“, der sich nicht an Stärkeren misst, sondern an denen, die gerade zufällig im Alien-Telefonbuch ausgewählt wurden. – Aber selbst DAS ist ihm schon zu viel Arbeit! Weil die Sucherei nach schwachen Schreihälsen ziemlich nervig ist, schickt er illegalerweise ein anderes Device vor, um die Beute zu lokalisieren.

Die Doctorin erkennt das natürlich sofort anhand der überwältigenden „Fakten“ (= Es gibt ein Alien UND ein fliegendes Metallding) und stichelt munter auf dem brutalen Besucher herum. Warum sollte der sich auch wehren? Das haben die Aliens nach den Amüsement-Ansprachen der letzten 10 Staffeln auch nie gemacht… Aber okay, das zweite Todesopfer hatte den Pannemann-Predator ja auch mit Salat beworfen(!) und den Tod damit eindeutig verdient.

„Wie genau wollen Sie denn Ihre verschwundene TARDIS finden, Doctor?“ – „Alte Autobatterie, mein Lieber. Die Lösung lautet fast immer: alte Autobatterie!“ – Hier regeneriert beim Durchschlafen sogar der Zuschauer: Wie immer gibt es auf komplexe Raum/Zeit-Fragen stets einfache Antworten. Kein Wunder, dass MIR da vor Unterwältigung auch schon der Prengel abfällt. Nennt mich jetzt einfach „She-kowski“, okay?

Am Ende wird wieder viel geschrien, etwas geklettert und abermals eine Lösung aus dem blonden Haar geschüttelt. Alles schon mal dagewesen – und aus irgendeinem Grund (Faulheit?) nie wieder weggegangen. So wie die neuen Companions, die uns nach diesem Mini-Abenteuer wohl treu an den Hacken kleben werden.

Mussten das eigentlich gleich so VIELE sein? Ich erhole mich schließlich immer noch von den letzten oberflächlichen Flitzpiepen…


Fazit: Die neuen Autoren, der Geschlechtswechsel des Doctors, die Reduzierung der Folgenanzahl pro Staffel und die hochgesteckten Ziele haben in zumindest dieser Folge zu nichts geführt. Außer zu dem Wunsch, ein drittes Nasenloch zu besitzen, weil meine anderen beiden so rasch leergepopelt waren – vor Langeweile.

Statt frische Konzepte zu bestaunen, dürfen wir uns mit einem Spar-Killer (nicht du, Kollege Sparkiller!) rumärgern, der wehrlose Menschen umnietet und auch gerne mal sinnfrei auf einen Kran kraxelt, statt unten einfach auf die Mittagspause des Arbeiters zu warten. Äh… – Auch, wenn die anscheinend nur nachts(?) arbeiten.

Das Argument, dass wir uns anhand einer normal-doofen Geschichte erst an das neue Doc-Gesicht gewöhnen müssen, lasse ich übrigens nicht gelten. Denn der/die neue Doctor/in ist genauso hibbelig, allwissend und basteltechnisch gottgleich wie die vier letzten.

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM

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Artikel

von Klapowski am 08.10.18 in Serienkritik

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Kommentare (8)

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  1. Serienfan sagt:

    Alles!!!

    In dieser Folge ist nun wirklich ALLES drin, was das Herz begehrt.

    Gut, nicht das Herz von jemanden, der sich für gutes „Doctor Who“, gute Science Fiction oder auch nur gute Serien interessiert.

    Aber für das Herz untalentierter Krawattenträger, die sich ohnehin nur die ersten zwei Minuten ansehen und sagen: „Das beginnt mit einem Youtube-Video, das MUSS einfach mordern sein! Das wird die Zielgruppe einfach nur super-mega-affengeil finden!“

    Ansonsten gilt für jeden, der denken kann, zu dieser Folge nur zu sagen:

    Setzen, Sechs!

    Ich weiß, ich weiß! Man muss doch allem erst einmal eine „Chance“ geben! Und man nimmt doch ein Kind auch nicht sofort aus der Schule, nur weil es gleich nach dem Eintritt ins Gymnasium eine Sechs heimbringt.

    Hier wäre ich mir aber nicht so sicher.

    Das hier war schlicht und ergreifend bodenlos! Und zwar alles! ALLES!

    Die lahme Story, die wirkt wie die fade Filler-Episode eines überflüssigen Netflix-„Outer Limits“-Revivals. Jodie Whittaker, die ohne Esprit versucht, David Tennant zu imitieren. Der Cast ohne jegliche Chemie, der stets verloren aus der Wäsche guckt und der so unorganisch wirkt wie eine auf dem Reißbrett entworfene Blaupause (die unterforderte Polizistin, die ein Zugunglück lieber nicht ihren Vorgesetzen meldet – glaubt ja eh keiner -, ein sportlicher Schwarzer, dessen Gleichgewichtssinn nur auf Fahrrädern versagt, damit er im Seasonfinale die Existenz des Universums mit einer erfolgreichen Fahradtour retten darf, und last not least ein Ehemann, der sich über den überflüssigen Tod seiner Frau weniger aufregt als ich über Liferando, wenn eine Bestellung doppelt so lange braucht wie im Internet veranschlagt).

    Gut, eines muss man zugeben: Modern ist die Serie. Und zwar modern im Sinne der heutigen Machart, die da heißt: Erst alle Fans vergraulen, um sie dann in der nächsten Staffel mit peinlich-offensichtlichem Fan-Service zur Rückkehr anzuflehen. Warten wir also darauf, wenn in der nächsten Staffel in elf von zehn Folgen die Daleks auftauchen.

    Aber bislang erinnert ja gar nichts mehr daran, dass man überhaupt „Doctor Who“ sieht. Anstatt eines Timelords gibt es eine nervige Frau, die lange Zeit noch nicht einmal ein „ich bin der Doctor“ über die Lippen bringt. Es gibt weder eine Tardis, noch gibt es den „Doctor Who“-Titelsong oder auch nur irgendein bekanntes „Doctor Who“-Alien.

    Das ist sicher genau das, worauf „Doctor Who“-Fans gewartet haben.

    • thiloretisch sagt:

      Ähhhm… Entschuldigung?? Ein Outer Limits Revival wäre awesome und nicht überflüssig.

      Antworten
    • Serienfan sagt:

      Eines, das so wäre wie diese Folge (und so wäre es), wäre überflüssig.

      Ich empfehle insbesondere den Trailer zur Classic-Ära: https://youtu.be/TOeloEkQw6I

      Hier zeigt sich, was „Doctor Who“ einst war. Es war ein gelebte, atmende, stimmige Exzentrik, die sich ja gerade durch ihre kindliche Verspieltheit ausdrücken konnte. Es zeigte eine Welt, in der das Offensichtliche etwas ganz anderes verkörperte. Da wurde die Welt noch in Hinter- und Bauernhöfen gerettet.

      Der heutige Doctor hat das auf den Kopf gestellt. Der Reiz im Kleinen musste nun einer permanenten Übertreibung weichen. Die Exzentrik wird forciert, nicht gelebt.

      Die Ära unter Russel T. Davies schaffte noch den Spagat zwischen Abgedrehtheit und moderneren Sehgewohnheiten. Doch unter Moffat wurde „Doctor Who“ zum seelenlosen Franchise, das (ähnlich wie bei „Sherlock“) unsubtil die Schrägheit herbeiprügelte und dem Zuschauer mit selbstzweckhafter Effekthascherei um die Ohren schlug.

      „Doctor Who“ war einst „bigger on the inside“. Eine oberflächlich gesehen kleine Serie, in der große Phantasie steckte. Das neue „Doctor Who“ ist das Gegenteil. Es passt, dass Moffat diesen Satz einst umdrehen ließ: It’s smaller on the outside. Ja genau. Das, was bei Moffat so groß und gigantisch wirkte, wurde ganz klein, wenn man einen Schritt zurück machte und es in seiner witzlosen Ganzheit betrachtete.

      „Doctor Who“ war stets ein Nerd unter den Serien. Das heutige „Doctor Who“ ist längst kein Nerd mehr, auch wenn es ständig vorgibt, einer zu sein. In Wahrheit ist das heutige „Doctor Who“ eine einzige Anbiederung an die ohnehin fragwürdigen Trends der Mainstream-Serien.

      Antworten
  2. bergh60 sagt:

    tach auch !

    Gibse noch ne Schangse.

    Ich fand es nicht toll , aber so schlecht wie Ihr sagt fand ich es nicht.
    Der/die Doctor ist am Anfang , kurz nach der Regeneration, immer völlig von der Rolle und eratisch,
    bis sich der Charakter (gröhl*) festigt.
    Der Rest war nicht toll, aber auch nicht schlecht.
    Ich würde mal 2,5 bis 3 (was ist die Währung diese Woche?) Gummiohren geben.

    Wie gesagt
    Gebt ihr noch eine Chance.

    • Serienfan sagt:

      Mir fällt nur leider auf, dass Serien und Filme in eine Richtung gehen, die mir immer weniger gefällt. Egal ob es sich dabei um James Bond, Doctor Who oder Star Trek handelt … die einst phantasievolle Verspieltheit wird gegen so einen merkwürdigen, finsteren Pseudo-Realismus eingetauscht, der mich immer mehr anödet.

      Dieser Realismus ist aber nicht in dem packenden Stil, wie man ihn aus den 1970er-Jahre-Action-Kino kannte, oder aus dem Italo-Western. Es ist irgendein fader, dunkler aber gleichzeitig flacher Käse. Inzwischen darf ja noch nicht einmal eine Serien-Idee wie „Sabrina“ ihre Verspieltheit behalten, dabei war es gerade die atmosphärische Leichtigkeit, die aus dieser Serie etwas Besonderes machte.

      Dass Chibnall sich ebenfalls als Anhänger dieses merkwürdigen Trends erweisen würde, war zu erwarten und wurde hier bestätigt.

      Antworten
  3. Nitpicker sagt:

    Für Doktor Who interessiere ich mich ja gar nicht, aber ich finde es merkwürdig, dass selbst nach drei Kommentaren noch niemand keift, wie ihr weißen Männer (check your privilege!) ja nur mit einer Frau als Doktorin nichts anfangen könnt und deshalb plötzlich alles doof findet. Ich dachte so etwas gehört inzwischen zum (un)guten Ton einer jeden Serienbweihräucher… äh, Serienbesprechung?

  4. bergh sagt:

    tach auch !
    Mir ist es recht egal ob der Doctor ein sie /er / es ist.
    Solange er/sie /es zu unterhalten weiß. Überbordender Feminismus würde mich allerdings abstoßen und das wird von einigen erwartet.(Youtube und Co.)

    Mal sehen. Ich bin sogar fespannt, ob eine Frau dem Doctor neue Facetten geben kann.

    Gruß BergH

  5. jako sagt:

    Ich will hier mal anmerken, dass das Sound Design ziemlich geil war! Und der tim Shaw Witz… ansonsten… mau.

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