„Westworld“ – Das Review zur ersten Staffel
Westworld. Eine Serie wie ein Blitzeinschlag, mit Themen wie Donnergrollen und dem unterschwelligen Humor von „Der Schuh des Manitu“. Es geht um einen Wild-West-Park, in dem fast alle Bewohner Maschinenwesen sind. Und diese sind – wie alle Produktionen, an denen J.J.Abrams am Rande beteiligt ist – nur dazu da, uns auf Jahrzehnte mit soapigen Klischeestorys zu erheitern. Doch, HUCH! Was war das? Hat da plötzlich eines der Wesen einen freuen Willen entwickelt? Fühlt es gar Schmerz, Langeweile und Trauer? Schnell, zeigt ihm die komplette erste Staffel! Denn ein besseres Testumfeld gibt es nicht.
Doch bevor wir zu dem Review kommen, wollte ich euch noch einen kleinen Kartentrick zeigen: *Karte aus Ärmel zieh*
Was? Wie die da reingekommen ist? Nun, ich verrate es: Der Schneider von unserer Zukunftia-Redaktion hat sie dort eingenäht. Und zwar schon vor 35 Jahren. Er wusste damals allerdings nicht, dass er eine Karte dort einnäht, sondern glaubte vielmehr, dass er lediglich ein Hemd um eine Karte HERUM anfertigen sollte. Die Karte selbst entstand übrigens, weil der Bruder des Schneiders unter Amnesie litt (die ich sorgfältig mittels Unfall eines präparierten Klaviers geplant hatte). Und in eben dieser Amnesie brachte ich ihm drei Jahre lang bei, dass eine Spielkarte nicht eine Spielkarte sei, sondern machte ihm weis, dass dieses viereckige Ding das Bild seiner verstorbenen Tochter sei. Ich musste ihm dafür nur tausendfach erklären, dass diese eben „wie gemalt“ aussähe – und sich nach einer Geschlechtsumwandlung halt „Schwarzer Bube“ zu nennen pflegt. Doof nur, dass jener Schneidersbruder nur von mir erfunden war und er sich in meiner Phantasie umgebracht hat, als er dies herausbekam. Tragisch!
Wie bitte? Meine Kartenmetapher geht euch Review-Lesern zu weit? Aber wie wollt ihr denn auch nur ein kurzes Westworld-Review durchhalten, wenn ihr hiervon schon genervt seid? Und wie könnt ihr die Serie selbst ertragen, wenn euch das hier schon zu schwafelig war? Seid ihr überhaupt bereit für das (Achtung, Plattitüden aus der Serie) Spiel, für die nächste Ebene, den verborgenen Grund, den nicht gebohnerten Keller? Huuiui, denn macht euch bereit dafür, dass unsympathische Charaktere hier sehr viel von Sektor A nach Sektor B reiten müssen, um Dinge herauszubekommen, die Drehbuchautoren mit schwelender Halsader aus ihrem hinteren Leibesbereich (Sektor C) pressten.
„Das hier sind meine Kinder, mein Stolz, meine Schöpfungen. Sie sind mir überaus wicht… – Oh, dieser hier hat sich heimlich was angezogen, werft den weg!“ – „Aber Chef, das ist nur eine Kakerlake auf seinem Hoden!“ – „Kakerlaken? Die sind doch auch meine Kinder, mein Stolz, meine Schöpfungen…“ – Laber-Rhabarber: Es ist schon eine Kunst, die recht ereignisarme Story so lange am Laufen zu behalten. Wie schaffen alte Leute das nur immer?!
Leider vereint die Serie nach einem spannenden und vielversprechenden Start wieder einmal alles, was ich mit den Namen J.J.Abramas und Christopher/Jonathan Nolan verbinde: Faszinierende Rätsel, die am Ende aber mit einem leisen Puff(-Besuch) im Wilden Westen… nun… verpuffen. Viel wird versprochen, wenig gehalten, viel gefaselt. Um „einfache“ Vorgänge wie Erinnerungen und Gefühle wird hier ein derartiges Gewese gemacht, dass man das Gefühl hat, einer tausendseitigen Interpretation des tiefgründigen Liedes „Alle meine Entchen“ beizuwohnen. („Die Enten sind gar nicht alle vollzählig! Und sie sind nicht MEINE Enten, waaah!“)
Ja, leider ist Westworld nicht halb so clever, für wie es sich hält. Da werden munter wichtige Personen für (oder gegen?) den großen Plan erschossen, die dann aber wieder munter mitmischen – was selbst den „Mörder“ aus irgendeinem Grund nicht mehr juckt, obwohl sich an seinem Plan nichts geändert hat. Aber gut, dem Täter war es vermutlich peinlich, die „Leiche“ zwar wegzuschleppen, sie aber dann in einem Lagerraum zu klatschen, der durchaus ab und zu von Menschen besucht wird. Da tut man sogar ohne Richter/Polizei/Staatsanwalt (hier bitte weitere realistisch anmutende Institutionen einfügen) lieber so, als wäre gar nichts geschehen.
Und Weiterentwicklungen im Bereich der Bewusstseinsbildung verlaufen anscheinend auch nur schubweise: Fast 4 Jahrzehnte lang laufen sich dieselben Figuren über den Weg, doch nur am Anfang- und Endpunkt kochen die vergrabenen Erinnerungen und ersten krummen Bit&Byte-Hickser mal hoch. – Überhaupt ist das so eine Sache mit den vermalledeiten Memorys: Jeder erinnert sich hier so oft an falsche, schwammige, mystische, verklärte, künstliche und zeitverschobene Geschehnisse, dass man in den letzten zwei Folgen das Gefühl hat, dass eigentlich alles immer egaler wird – anstatt klarer.
Irgendwann ist man sooo tief im „Alice im Wunderland“-Kaninchenbau, dass die Autoren uns in Hawaii, Spanien oder China rauskommen lassen können, ohne dass wir das als Logikfehler ankreiden dürften. Eine geniale Autoren-Taktik, die ich mir unbedingt merken muss! Alles scheint möglich: ALLE haben manchmal ein Bewusstsein, werden aber durch den Fleischwolf gedreht, wenn das passiert? Alle sollen sich weiterentwickeln, aber dann doch nicht zu fix? Ein paar sollen sich entwickeln, aber dann nicht so, dass sich die etwas laaangsameren Drehbuchautoren erschrecken? Wollen wir den Beginn einer Revolution? Oder soll der Park weg/lediglich umgestaltet werden? Das Genie im Hintergrund soll rausgeekelt werden? Äh, aber man darf das nicht laut sagen, weil die Parkbesitzer sich nicht einig (und auch nicht zu SEHEN) sind?
Dolores und dieser namenlose FDP-Abgeordnete sind zwei sehr zentrale Figuren des Geschichte. – Übrigens eignen sie sich auch wunderbar dafür, die Kritiker an meinem Review auszusieben. Ich werde nämlich nur auf jene Kommentatoren antworten, die mir glaubhaft erklären, warum sich diese Figuren überhaupt auf den Weg gemacht haben. Und WOHIN eigentlich. Wer mogelt und das nachgoogelt, betrügt sich nur selbst um die Erkenntnis, dass dies den Autoren nicht sooo wichtig war… („Stand halt im Quest-Log!“)
Die zehnte Folge ist dann nur noch ein kitschiges Durcheinander von sich ständig wiederholenden (und widersprechenden!) Laberorgien über Dinge, die angeblich schon immer geplant/vertuscht/zeitlich verschoben werden sollten. Ich kombiniere messerscharf: Niemand hat eigentlich einen Plan und selbst die Oberpark-Futzis wechseln ihre Motivation wie die Androidenficker ihre Vorhaut-Pflegesalbe: Mal geht es um die reine Erkenntnis, dann wieder um Chaos, danach gleich wieder um das Beschützen von armen Lebewesen, die für diesen Zweck natürlich(?) munter missbraucht und versklavt werden dürfen. Es geht um das Bewahren von Andenken, dann wieder um Zerstörung. Es geht darum, dass wir nur aus Erinnerungen bestehen, was dann allerdings wieder witzlos ist, wenn sich ein Dutzend Erinnerungen, sieben verschiedene Verhaltensweisen, zwei Zeitebenen und diverse Seltsamkeiten in einer Person aufstapeln.
Da werden Erinnerungen als künstlich entlarvt, danach aber NOCH kitschiger aufbereitet. Und einzelnen Wissenschaftlern, die mal einen Geniestreich hatten, wird generell unterstellt, dass sie in einem überwachten, regulierten und programmierten Park mindestens ein Super-Dupergeheimnis versteckt haben müssen. Wobei man doch damit rechnen muss, dass das geheime Easteregg eventuell nur einen Beutel Hundekot sein könnte, der einem vom Questgeber überreicht wird. Quasi als Schmankerl für alle Doofies, die dafür geschätzte 400 Millionen Dollar rausgeworfen haben. Denn so viel kostet eine jahrzehntelange Odyssee durch den Park – und das nur pro NASE.
Spoiler:
Besonders erwähnen möchte ich hier den MENSCHLICHEN Vergewaltiger, der Jahrzehnte lang nach einem ominösen „Labyrinth“ sucht, das am Ende nicht mehr ist als ein blumiges Wort in einer Powerpoint-Präsentation. Das Labyrinth – ein klappriges Kinderspielzeug – steht halt für die Bewusstwerdung und hätte auch eine Affenhand, ein alter Taschenrechner oder eben das bloße Wort „Bewusstwerdung“ sein können… Trotzdem sitzen diverse Charaktere am Ende vor diesem hölzernen Ding und blicken staunend in die Mitte, als wenn irgendwas erklärt worden wäre. Nur der Vergewaltigungsopa ärgert sich. Der hatte sich besonders intensiv irgendwelche Menschheitsrätsel eingebildet – und dafür gerne auch schon mal seine eigentlich geliebte(?) Roboter-Dolores vergewaltigt. Natürlich alles im Sinne der (sexuellen) Aufklärung.
Hintergrund: Der Mann musste nach dem Selbstmord seiner Frau, die Angst vor ihm hatte (weil „böse Augen“ oder so) erst mal viele Roboter-Kinder erschießen, um zu sehen, ob er wirklich gefühllos ist. Oder eben doch nicht. Keine Ahnung, ist schon ziemlicher Schmarrn und wechselt auch gerne mal innerhalb einer Szene. (= „Doch daaaann sah und spüüürte ich es erstmals! Mein Urinkatheter hatte sich wohl gelöst.“)
Immerhin haben es die Macher geschafft, das „Labyrinth“ in dieser zentralen Heul- und Sterbeszene (von denen es reichlich gibt) einfach mal in den Acker unter die sterbenden Androiden zu ritzen. Wobei es aber NICHT wirklich da war. Ist halt nur praktisch, wenn der Zuschauer den Penis der Erkenntnis© oder das Blasrohr der Befreiung© auch ein paar Mal sieht.
Spoiler Ende
„Oh, nackte Menschen in einem Aquarium! Schnell, lasst Maschinenöl reinlaufen. Wie sollen die Armen denn sonst atmen können?“ – Nackt(schn)ecke: Wenn in dieser Serie davon gesprochen wird, dass man die Androiden von der „Buchse trennt“, ist meistens kein Stecker gemeint. Ich verstehe natürlich dramaturgisch, dass man ihnen nicht mal Kleidung zubilligt, doch manchmal wirkt der HBO-Ansatz „Lieber nackt als Pelz… Dramaturgie tragen“ etwas dämlich.
Im Ernst: DAS ist diese Kultserie, die so tiefgründig ist? Es geht also um demente Trottel, die nicht wissen, was sie eigentlich wollen und auf dem Weg dahin jahrelang auf die Fresse bekommen, bis sie auf die glorreiche Idee kommen, jede einzelne Gehirnerschütterung zu einem „großen Plan“ umzudeuten? Und weil das so gut klappt, machen die Zylon… äh… Replikant… äh… die Blechheinis hier das eben auch?
Wie so oft geht es um ein DING, das gejagt oder verstanden werden muss. Bei Abrams war das stets „die Luke“, der „Rauch“ oder „die Insel“ (in LOST) oder zwischendurch die Ramaldi-Box („Alias“). Bei den Nolan-Brüdern war‘s die nächste Metaebene, ein Kreisel oder gar ein Kreislauf. Und hier ist es eben ein „Labyrinth“. Ich möchte außerhalb des SPOILER-Absatzes nicht zu viel verraten, WAS dieses denn nun genau ist. Aber sagen wir es mal so: Wärt ihr Indiana Jones auf der Suche nach dem „Krummen Zepter der Schwarzfleckler“, so könntet ihr im Jonathan-Nolan-Universum durchaus mit einer mittelalten Banane abgespeist werden.
Apropos Banane… Hier noch ein paar Logik- oder Erzählfehler:
Wenn eine künstliche Lebensform es endlich geschafft hat, aus einem Bereich auszubrechen, kann es sein, dass diese umkehrt, weil am Ende doch wieder alle Leiterbahnen nach Rom führen („Buhuuu, meine überhaupt nicht existente Tochter! Ich muss sie unbedingt mal wieder besuchen gehen!“).
Sämtliche Androiden wachsen zudem ständig über ihre Programmierung hinaus und werden zu absoluten Superwesen, nur um dann wieder verheult an der Straßenecke zu stehen und über Sinn und Unsinn des eigenen quersitzenden Furzes zu schwadronieren. Mal wollen sie vergessen, dann wieder alles erfahren, dann wieder vergessen. Mitunter wird auch erbittert gekämpft, nur damit man sich danach plump abstechen lässt, weil man kurz einen zehnsekündigen Grübelmoment einlegen musste. Und superberühmte Personen, die vor Jahren spurlos verschwunden sind, tauchen gerne mit dem gleichen(!) Gesicht wieder auf, ohne dass es irgendjemandem auffallen würde. Und dabei handelt es sich sogar um das wichtigste Mysterium von Westworld!
[Wobei ich mir diesbezüglich nicht total sicher bin. Wäre es anders, so spräche das natürlich gegen mich – und gegen die Erklärfähigkeiten der Autoren]
„Junge Dame, darf ich‘s wagen, ihnen mein Geleit und Schwengel anzutragen?“ – „Oh, eine Kavalier der alten Schule! Da warte ich doch gerne 10 Folgen lang, um zu erfahren, was sie von mir wollen!“ – Drehbuchschreiben in Wildwest-Manier: Sobald ich weiß, was an diesen Szenen sooo bedeutsam war, gebe ich EUCH ein Update, nicht denen!
Wird zu Beginn noch extrem gut erklärt, wie der Park funktioniert und was technisch alles beachtet werden muss, so ist am Ende alles Chaos: Menschen können von den Androiden z.B. nicht erschossen werden, dafür aber gehenkt, übel verprügelt und Wer-weiß-was-noch. Das interessiert keine Sau. Es gibt keine ärztlichen Notfallteams und wie sich die Parkmitarbeiter überhaupt so schnell zu kilometerweit auseinanderliegenden Punkten bewegen können, wird eh nicht erklärt (per Rohrpost verschickt?).
Mal wird eine Storyline von den Administratoren beendet, weil irgendwo ein Pferdeapfel falsch gefallen ist, dann wiederum laufen ganze Horden von Androiden aus den Quests davon, ohne dass es irgendwen juckt. Dass ganze Wüstenregionen sogar relativ unbewacht vor sich hin evolutionieren/defragmieren dürfen, sei hier nur am Rande erwähnt. Stichwort: „Vermummte Angreifer“. Aber hier wird uns in der zweiten Staffel garantiert erklärt, dass es sich um eine weitere Gruppe auf der Suche nach der Wahrheit handelt, die seit 40 Jahren scheißelabernd um die Bäume zieht und für ihren Erkenntnisgewinn bisher nur an Tierknochen nagen konnte („Hey, für 39 Jahre hielten wir das für eine sehr gute Idee!“)…
Einmal werden die toten Roboter nachts eingesammelt und alles wieder auf null resettet (was ja schon bei EINEM toten Charakter pro Stadt sein müsste), dann wiederum laufen selbst die wildesten Geschehnisse tagelang weiter. Einfache Techniker schaffen es hierbei irgendwie, total(!) zerfetzte Robo-Leichen innerhalb von Minuten wieder zusammenzuflicken, sind aber angeblich nur Abschaum gegenüber den Abteilungen „Verhalten“ und „Story“. Dort sitzen dann die richtig guten „Programmierer“ breitbeinig vor nackten Androiden und plauschen mit ihnen über ihre Träume und Erlebnisse. („Erzähle mir, wie du dich gefühlt hast, als du anal vergewaltigt wurdest.“ – „Ich weiß es nicht.“ – „Danke dir. Diagnose abgeschlossen. Nächster.“)
Und das alte LOST-Problem kommt ebenfalls wieder hoch: Vieles könnte man einfach lösen, wenn ALLE Figuren sich entscheiden würden, bestimmte Dinge auszusprechen: „Hey, ich will nach X, wegen Y. Kannst du mir helfen?“ – „Oh, das glaube ich dir nicht!“ – „Hier ist Beweis Z!“ – „Oh, okay!“ – Im Ernst, würde man diese Taktik im Alltag fahren, könnte man nicht mal auf den Lokus gehen, ohne sich vorher eine Legende um den „Braunen Spalt der Öffnung“ ausgedacht zu haben.
Mich macht es generell wahnsinnig, wenn alles so superbedeutsam ist, dass der Prozessor im Kopp raucht, aber niemand mal konkret die Fresse aufmacht, um mal ein halbes Menschenleben an Zeit zu sparen…
Nicht falsch verstehen: Die Serie sieht genial aus, hat tolle Schauspieler und sorgt immerhin dafür, dass man 9 Episoden lang unbedingt das Ende der Staffel sehen will. Doch wenn einem erst mal auffällt, dass man hier eher Cunt als Kant präsentiert bekommt, kommt man nicht mehr zurück.
Je länger die Serie geht, umso mehr entlarven sich die verwendeten Manierismen, Floskeln und Andeutungen der Charaktere als bloße Gimmicks. Doch immerhin: Das macht „Westworld“ so gut, dass man sich immer wieder dabei ertappt, selbst in den drögesten Plauderszenen im Niemandsland („Da ist noch mehr, ich spüre es schon wieder!“ – „Sprich langsamer, meine Spür-Strichliste ist voll.“) aufmerksam hinzuhören, weil man denkt, dass jetzt der erlösende Satz oder die bedeutsame Szene kommt.
Leider folgt Westworld auch keiner konsequenten Logik, wie, wann und warum ein Maschinenwesen ein Bewusstsein entwickeln könnte. Mal heißt es, dass es relativ früh und fast automatisch geschah, dann wiederum sind nicht gelöschte Erinnerungen der Schlüssel. Mal sind es Updates, dann Todesqualen, mal „erste Modelle“, dann die Zeit selbst. Und auch Anthony Hopkins, der eine sehr mysteriöse Rolle spielt, schwankt ständig zwischen großer Bewunderung gegenüber seinen eigenen Wesen und einem absolut herablassenden Gebrauch derselben. Ist das stellenweise gewollt und soll die Hybris der Menschen zeigen? – Klar, sicherlich. Aber am Ende des Tages ist JEDE Person mehr Hybrid als die neuesten Toyota-Modelle. Und das ist einfach zu viel.
Es wird viel Inhalt diskutiert, angedeutet, ohne Not verschwurbelt oder auch mal mit den Stinkefüßen voraus einfach auf den Tisch geknallt („Käse ist fertig, Kinder!“). Doch am Ende bleibt das Gefühl, dass alles ein gigantischer Taschenspielertrick ist, der sich mit immer neuen Andeutungen aus der Affaire zieht. – Die Roboter kommen z.B. aus dem Park nicht raus (= explodierende Halswirbel), weil dafür ihre kom-plet-te Programmierung gelöscht werden müsste? Nö, plötzlich ist das kein Thema mehr. Und eine wichtige Figurenentwicklung endet plötzlich an einem Strand, an dem der gesamte Vorstand des Parks zuschaut, weil das angeblich die „neue bahnbrechende Storyline“ sei? Haben die sich etwa auch die gesamte erste Staffel „Westworld“ angeschaut, so wie ich? Oder war es abermals eine ganz andere Handlung aus einem anderen Zyklus, die man munter mit der uns bekannten Story vermischte?
„Im Ernst, ich weiß wirklich nicht, ob die Aussage ‚Dreh mich schneller, Schweinebacke!‘ auf ein rudimentäres Spaßempfinden bei unseren Schöpfungen hinweist.“ – „Vielleicht sollten wir ihnen NOCH mehr Erinnerungen an eigene Kinder andichten und dann beobachten, inwiefern deren Selbstmordrate steigt?“ – Forschung für Formelhafte: Etwas genauer hätte ich die Bewusstwerdung manchmal schon gerne erklärt bekommen. Aber gut, in Staffel 2 muss vermutlich ja noch etwas [h/w]eißer Brei rumliegen, um den herumgeredet werden kann.
Am Ende ist eine Szene mir besonders im Gedächtnis geblieben. Nämlich die, in der ein Techniker mit ernstem Gesicht etwas extrem Wichtiges aufzeichnet: Wenn man nämlich eine Pyramide als Kuchenstück betrachtet, so ist die übergeordnete Form eben keine Pyramide, sondern ein Kreis. TADA!
Selten wurde Laien die Problemfelder des maschinellen Lernens besser erklärt als hier. [Ironie aus]
Fazit: Eine hochwertig produzierte Serie mit engagierten Schauspielern und einem interessanten Thema. Schade nur, dass sie einen quasi dazu zwingt, sie gut zu finden, weil man sich ansonsten als dumm outen müsste. Schließlich haben doch alle anderen Zuschauer jegliche Abzweigung der wilden Story 100%ig verstanden, ooder?
Keine andere Produktion der letzten Jahre schafft es so krass, einem Bedeutung und einen perfekt durchgeplanten Handlungsstrang vorzugaukeln, obwohl die psychologischen, technischen und dramaturgischen Schwächen so deutlich vor einem liegen wie eine verfaulende Roboterleiche mit Selbstfindungsstörungen.
Westworld ist eine Serie, von der alle behaupten, sie hätten sie kapiert, weil man oft wirklich das Gefühl hat, es zu tun. Doch wer 10 weitere Minuten über gewisse Szenen nachdenkt und sich überlegt, wie oft die Charaktere ihren (durchaus mehrdeutigen) Zielen entgegen gearbeitet haben, der muss sich eingestehen, dass wir hier eine weitere LOST-Insel vorliegen haben. Sogar im Endstadium. Äh, hat irgendeiner was gegen einen großen Stöpsel in der Wüste?! Kollege Sparkiller in seinem damaligen Video-Review anscheinend nicht…
Fairerweise muss man aber zugegeben, dass die Serie über 70 bis 80% der Zeit ganz gut funktioniert. Abrams (hier Produzent), Nolan & Co. Sind einfach schon zu lange als Leuteverarscher durch die Hütchenspieler-Seminare getingelt, als dass sie das nicht mehr drauf hätten.
Daher nun auch diese etwas seltsame Bewertung:
Daumen hoch!
Endlich hat mal einer den Mut, lautstark „aber der Kaiser hat ja gar keine Kleider an!“ zu rufen (nur um dann leider die fehlenden Kleider doch noch recht hoch zu bewerten, aber gut).
Wir erleben hier den ähnlichen Effekt wie bei der hoffnungslos überschätzten „Better Call Saul“-Serie. Es MUSS einfach tiefsinnig sein, wenn die Darsteller darin aus der Wäsche gucken, als wären sie in einem Ingmar-Bergmann-Film. Oder besser gesagt: Wenn sie aus der Wäsche gucken, wie die Online-Rezensenten GLAUBEN, dass jemand bei einem Ingmar-Bergmann-Film aus der Wäsche guckt (gesehen hat von denen, die hier von großer Kunst faseln, natürlich kein einziger einen solchen Film).
Dabei haben beide Serien eines gemeinsam: Affig verschwurbelte Dialoge in überflüssig verschwurbelten Handlungsfäden. Das ist dann daher auch nicht wie „Lost“, es ist wie nachgemachtes „Lost“, denn bei „Lost“ hatten die Rückblenden einen Sinn, und man konnte ihnen auch folgen.
Aber hier gilt: Das MUSS doch große Kunst sein. So wie eben ein mitten auf den Marktplatz geschissener Heuhaufen doch auch irgendwie ganz hochwertiges Ikebana ist, nicht wahr?
Dieser Kommentar kam jetzt aber schnell… Bist du überhaupt ein… ein MENSCH? Und wenn ja, was macht dich aus? (*mit dramatischem Beat auf Trommel hau*)
Dabei wollte ich eben noch meinen Text weiter oben editieren und EUCH fragen, wie sich denn Staffel 2 so anfühlt. Gibt es da mehr Entwicklungen, mehr Logik, weniger Schwurbel? Sagt Opa 1 endlich mal gegenüber Techniker 2, was er vorhat und warum?
Erfahren wir gar, warum es jemand für eine gute Idee hielt, ein Labyrinthsymbol auf die Unterseite(!) einer Schädeldecke zu malen? Welche Art von Geheimnis sollte damit verborgen werden? Gibt es gar noch mehr? Aufgestickte Sudokus auf dem Lendenwirbel eines Random-Indianers in Sektor 192?
Was das angeht, werde ich auch gerne von euch gespoilert!
Klar bin ich ein Mensch. Eine Maschine hätte ja korrekt „Ingmar Bergman“ (mit einem N) geschrieben! ;-)
Staffel 2 hat – wenig überraschend – die Schwächen der ersten verstärkt. Klar, es gibt erneut die Frage: Was ist Freiheit? Wollen wir Freiheit, oder wollen wir Bestimmung? Ist das Erfüllen der eigenen Ziele ein Ausdruck von Freiheit, oder folgen wir damit einer „Programmierung“?
Serienkonzepte wie „Black Mirror“ oder „The Orville“ könnten daraus sicher eine grandiose Folge machen. Aber das hier streichelt sich doch nur selbstverliebt den angeschwollenen Bauchnabel, während die Darsteller selbst nicht wissen, was das alles soll. Wenn aber Anthony Hopkins selbst zugibt, nicht gewusst zu haben, was seine Figur auszeichnet und was ihre Motive sind (und genau das fand er selbst nicht gut), dann ist doch klar: mit Schauspielerei hat das nichts mehr zu tun. Es geht nur noch um das bedeutungsschwangere Vortragen von gewollt unklaren Texten. Das kann Anthony Hopkins sehr gut, fraglos. Aber wie Roger Ebert mal so treffend sagte: „Klar, Patrick Stewart kann eindrucksvoll das Telefonbuch vorlesen. Wie wäre es, wenn man ihm TROTZDEM mal großartige Dialoge geben würde?“
Die Serie ist die Aufmerksamkeit nicht wert, die sie mir grundlos abverlangt. Sie schmeckt nach Vollkorn-Dinkel-Brot, und besteht dann doch nur aus Weißmehl.
Und dann heißt es immer: Das ist halt „episch“. Aber gerade das macht es ja so witzlos. Ingmar Bergman ist ja nicht grandios, weil er die großen Fragen des Lebens in 40 Stunden anhandelt, sondern weil er dafür nur 70 bis 80 Minuten braucht. Genau das macht ihn doch zu einem großen Künstler, genau das macht seine Filme virtuos und fesselnd.
Und wenn ich dann an einen Punkt komme, an dem ich erkenne, dass ein Fassbinder-Film wie „Angst essen Seele auf“ nicht nur gehaltvoller, sondern auch tausendmal unterhaltsamer, witziger und vergnüglicher ist, dann läuft hier doch gewaltig was aus dem Ruder. Das ist wie ein Big Mac, der nach Tofu-Wurst schmeckt, damit ich das Gefühl habe, anspruchsvoll zu essen.
tach auch !
Schönes Review , das sich mit meiner Meinung deckt.(Die Sau)
Das habe Ich auch aus „freuen Willen“ geschrieben.
Da immer wieder „Lost“ genannt wird, möchte ich hier endlich mal mit dem Mythos aufräumen, „Lost“ sei unverständlich.
Die „Lost“-Insel ist schlichtweg die Insel, auf der vor Millionen von Jahren Luke Skywalker saß, um die Quelle der Jedi-Macht zu behüten, bevor er sich dann in ein Rauchmonster auflöste. Bis dahin hatte Luke, wie später Jacob, die Fähigkeit, sich überall zu manifestieren, wo er wollte.
Das war natürlich lange bevor auf der Insel die große Pork-Statue in der Form eines Nilpferds errichtet wurde, von der später nur noch ein Fuß mit vier Zehen übrig blieb.
Gut, bei „Lost“ beging J.J. Abrams einige Amateur-Fehler, die Hollywood so heute nicht mehr tolieren würde. So konzipierte er einige Charaktere, die nicht komplett unsympathisch waren und deren Schicksal einen sogar interessieren konnte.
Spätestens diese Fehler aber dürften bei dem (ohnehin längst überfälligen) „Lost“-Remake der Vergangenheit angehören!
Ich will nicht direkt widersprechen, denn mir sind die Probleme durchaus auch aufgefallen. Allerdings war es bei mir umgekehrt. Ich fand den Afang schwächer als das Ende.
Das hier massiv zeitverschwendet wird, wenn man es objektiv betrachtet, liegt einfach am Format. Alles was passiert sind im prinzip sidequests. Es wird versucht etwas recht simples zu erreichen. Punkt X oder Gegenstand X zu finden. Aber anstatt das der entsprechende Charakter einfach hinläuft und die Sache findet, müssen erst noch irgendwelche Vorausetzungen erfüllt werden, die in sich wieder Vorausetzungen haben. Oder es reiht sich complication an complication, die aber (im gegensatz zu einer wirklich guten Complication) am Endziel nicht nur nichts ändern, sondern von ihm auch noch komplett unabhaengig sind. (irgendwelche random Räuber verprügeln mich und sperren mich ein. Dann muss ich erst mal fliehen. ist das geschafft, ist die Folge rum, und man ist da wo man vor 60min war juhuu-.-)
hätte man 4 Folgen rausgeschnitten hätte man eine wesentlich bessere, und stringetere Serier gehabt.
Abgeshen davon das die Serie aber wirklich gut gemacht ist, Ist sie mMn thematisch sehr stimmig. Es geht vom Anfang bis zum Ende um die gleichen Fragen(Was definiert einen Menschen(und ähnliches) und in wie weit kann dieses Wesen verändert werden), und um die gleichen Charaktere.
Ich fand auch nicht das die Charaktere sich seltsam oder unfolgerichtig verhalten haben. Wenn man gerade mal eine neue Spezies erschafft dann kann ich mir schon vorstellen das man sich nicht immer ganz sicher ist was jetzt genau das richtige ist.
Alles in allem fand ich die Serie sogar besser als Game of Thrones (Was das ewige Sidequest problem noch viel mehr hat, da hier einfach auch mal ganze Charktere und damit Handlungsstränge weggeworfen werden)
Das „Gute“ bei GoT ist ja, dass eine Wendung meistens für eine spätere Entwicklung wichtig wird. So wäre Arya niemals so fies geworden, wenn sie nicht bei einer ganz bestimmten, recht blutigen Familienfeier eingetroffen wäre. Generell ist jeder Tod ja mindestens eine Weggabelung, an der z.B. Thronfolger, Verräter und neue Ideologien geformt werden.
Das wäre in etwa so, als wenn das Rauchmonster in LOST in der zweiten Staffel die Hälfte der Insel zerstört hätte, woraufhin Locke einen religiösen Kult ausgerufen hätte.
Bei Westworld ist es leider bisher so, dass man hier mit Umprogrammierungen, spontanen Befehlen, zusammengeflickten Leichen und nur nebelhaft genannten Motiven gar keinen festen (Erzähl-)Boden hat, den man nachvollziehbar zu etwas anderem umformen könnte. So traf mich die „Entwicklung“ der Hure in Staffel 1 weder überraschend noch unüberraschend. Die Dame war halt erst eine taffe Zuhälterin, dann völlig entgeistert, dann eine superkrasse Soldatin und dann recht emotional.
Was inhaltlich auch okay ist, aber die Trigger dafür waren dann doch etwas läppisch. Für jede Änderung des Verhaltens musste entweder ein Systemupdate oder ein vieldeutiger Blick an die Decke herhalten. Not my Cup of Earl Grey, wenn ihr mich fragt…
„die Serie aber wirklich gut gemacht ist“
Kostüme sind toll. In Sachen Cinematograf… Cinemo… Zimtmachograf… Filmigkeit ist alles echt klasse. Konzept ist wirklich interessant.
Aber die Figuren wirken auf mich sehr leer und charmelos. Humor gibt es nur auf der trockensten Ebene („Da! Ein Witz!“ *staubschicht wegpust* „Oh, schade. Doch nur ein Rätsel über seltsam geformte Nierensteine…“) und alle wirken nur geplagt und erschöpft vor lauter Tiefsinnigkeit.
Durch Ersteres reicht es für mich zwar so geraaaade noch zum Weitergucken, aber ein zweites Ansehen kann ich mir auch beim besten Chillen nicht vorstellen. Dafür braucht es einfach ein Minimum von 1-3 Charaktere zum Toll finden, wie Firefly, Buffy, Babylon 5, Star Trek und Kult-Kompanie es vormachen. Aber mit liebenswerten Leuten in der Besetzung kann man als anspruchsvoller Serienmacher schliesslich seinen eigenen Furz nicht mehr riechen.
*schnieeeeef*
Hmmm. Zimt.
„aber ein zweites Ansehen kann ich mir auch beim besten Chillen nicht vorstellen.“
Da haben Sie Recht, Hörr Kollöge.
Das ist tatsächlich ein Kriterium, das man immer bedenken soll. Will man das in 5 Jahren noch mal sehen? Oder denkt man nach der Enthüllung der mittelgroßen Minirätsel in Staffel 3 eher: „Nein danke, ich hatte heute Nacht schon meine 8 Stunden Schlaf“?
Sogar GoT schrumpelt gerade in meiner Wiederseh-Lust etwas zusammen. Zwar hat alles da schon seinen Sinn, aber wenn ich daran denke, noch mal 10 Folgen lang darauf warten zu müssen, bis ein Charakter endlich aus irgendeinem Keller entkommt, bekomme ich plötzlich wieder große Lust auf DS9, Staffel 7. Da kriegt dich der Krieg nämlich noch schneller. Und auf doofe Sprüche muss man dabei auch nicht verzichten.
Und selbst Leute, die „Star Trek – Discovery“ ganz gut fanden, gaben an, das wohl nie wieder sehen zu müssen. Diese Kontinuität der Ereignisse scheint gar nicht mal sooo gefahrlos zu sein.
(In Zeitmaschine steig)
Ist das wirklich ein Kriterium?
Ich würde mir in fünf Jahren auch eine Serie wie „Breaking Bad“ nicht noch einmal ansehen wollen. Das ist halt das Problem der Serialisierung. Das heißt nicht, dass „Breaking Bad“ nichts taugte.
Bei „Westworld“ scheint mir eher das Problem zu sein, dass die Serie – insbesondere Staffel 2 – darauf angelegt zu sein scheint, dass sie ohne vermehrtes Ansehen gar nicht verstanden werden kann.
Leider ist die Serie für wiederholtes Ansehen leider weder gut und – das unterstelle ich mal – auch längst nicht durchdacht genug. Auf die meisten Widersprüche und Willkürlichkeit hat Klapowski ja schon hingewiesen.
Ich glaube es gibt 2 Arten von erzählerischer Koherenz.
Es gibt koherente Plots, also ergeben sich die Ereignisse logisch und natürlich aus einander, Handeln die Personen nachvollziehbar und intelligent. Wirkt alles folgerichtig, kann man der Handlung ohne Gehirnverrenkungen folgen usw. (Twists gehören da auch dazu)
Und koherente Thematik. Also ist das Thema klar definiert und wird es auch entsprechend bearbeitet. Stimmt die Bildsprache mit der Stimmung überein. Spiegeln sich die Probleme Der Charaktere mit dem Grundthema des Films/Serie usw.
In wirklich guten Filmen/Serien ist beides gegeben. In vielen mittelmässigen Produktionen ist allerdings ein Aspekt viel Stärker ausgeprägt.
Wie schlecht man das dann jeweils bewertet, hängt glaube ich sehr von den eigenen Vorlieben ab.
noch 2-3 Beispiele, so das klar ist was ich meine:
Plotkoherenz: Taken oder The Martian
Themenkoherenz: Black Swan oder Annihilation
Ich schreib das nur weil sich die Kritik sehr auf der Plotebene bewegt hat. (Was ja auch ok ist)
Ich möchte mit Patrick Stewart in „Extras“ einwerfen: „Sie waren alle nackt, alle nackt. Ich habe alles gesehen. Alle nackt. Kommt Nacktheit vor?“
Mir persönlich genügt das. Bei Star Trek Discovery fehlt mir dieser Ansatz etwas. Aber CBS ist eben nicht HBO.
Das Problem der meisten heutigen Serien ist, dass sie beim ersten Anschauen mehr oder minder gut funktionieren – Logiklöcher hin oder her -, man sie aber nicht noch einmal sehen möchte, schon weil man einzelne Episoden mangels abgeschlossener Handlungen und eines komplexen Überbaus wegen nicht herausgreifen kann. Lieblingsfolgen kann es kaum noch geben. Aber das ist offenbar heute so gewollt.
Ich habe mir inzwischen abgewöhnt, über Schwächen der Handlung nachzudenken, denn bei praktisch allen Serien bleibt die Logik auf der Strecke. Nur den wenigsten Filmen und Serien kann man auch nach vielmaligen Ansehen bescheinigen, dass sie insgesamt „rund“ sind und ohne wesentliche Einwände immer wieder funktionieren.
Ist das überhaupt Aufgabe von Unterhaltung, Logik zu produzieren? Am Samstag sah ich in der Oper „Carmen.“ Die Story ist total Banane. Trotzdem ist die Oper seit 140 Jahren ein Hit.
Westworld ist für mich auch so eine zwispältige Angelegenheit. Grundsätzlich ist das ja eigentlich eine gute Serie mit interessanten Ideen und interessanten Momenten. Aber dann kommen die Autoren und reißen mit ihrem Hintern alles immer wieder ein. Vor allem sämtliche Handlungsstränge rund um die Menschen, die sich fast ausnahmslos saudämlich verhalten und in Staffel 2 ja komplett zu Schießbudenfiguren degradiert werden, tun beim Schauen schon sehr weh. Und ansonsten sind die narrativen Irrungen und Wirrungen halt einfach oftmals überkompliziert, um besonders clever zu wirken, oder um Zeit zu schinden. Da wäre weniger (Folgen) tatsächlich mehr.
Immerhin, Staffel 2 erklärt tatsächlich noch ein paar wichtige Dinge und zieht ja ansonsten scheinbar so einen halben Schlussstrich unter die bisherige Handlung. Damit kann ich eigentlich gut leben – was erklärt wird, ist die Handlung, was nicht erklärt wird, war halt einfach Rasseln mit dem Schlüsselbund vor den Augen der Zuschauer, und in zwei Jahren, wenn die nächste Staffel kommt, ist das alles ja dann sowieso vergessen. Man wird sich halt nur nie Westworld am Stück anschauen dürfen.
@Klapo und Sparkiller: Ich wäre mal gespannt, was ihr zu J. Nolans vorheriger Serie „Person of Interest“ sagt. Meiner Meinung nach macht diese Serie vieles richtig, was ihr hier in verschiedenen Reviews sehr oft bemängelt. (unsympatische Protagonisten, ausschließliches übertriebenes serielles Erzählen) Für mich der Geheimtipp des Jahrtausends. Und keine Angst, Jay-Jay hat keinen kreativen Anteil an der Serie;)