„Spiderman – Homecoming“ – Die Kritik
Ich habe es also endlich mal wieder getan! Nein, ich spreche nicht von meinem Beitrag zur „Metoo“-Debatte (= Kollege Sparkiller hat mich verführt, um KEINE Artikel bei Zukunftia mehr schreiben zu müssen), sondern von meinem monatlichen Trashfilm. Was für den einen ein C-Horror-Film ist, das ist für mich „Irgendwas mit Superhelden“. Und diesmal fiel die Wahl eben auf den aktuellen Arachno-nauten. Und ihr werdet nicht glauben, was passierte, als dieser Mann diesen Film sah!
Regie: Jon Watts
Jahr: 2017
Budget: 175 Mio Dollar
Inhalt: „Du bist noch nicht soweit.“ Diese Worte werden Spiderman von Toni Stark entgegengeschleudert, als es um Peter Parker berufliche Weiterbildung bei den Avengers geht. Somit ist Spiderman erst mal ziemlich einsam, was das Bekämpfen der Schrotthändler geht, die aus Alientechnologie gefährliche Waffen bauen.
Besprechung:
Und da sind wir auch schon mitten drin im seltsamsten Punkt der Geschichte: Toni Stark ist es also ziemlich Wumpe, wenn ein paar Irre mit irre großen Waffen in einer irre großen Stadt irre viel kaputt machen können?! Klar, nach den bisherigen Teilen („Spider Man – The Reboot“ und „Spiderman – Rebooting Again“) wollte man es mal mit einer HALBEN „Superheld wird groß“-Story versuchen. Denn auch einen eigentlich aufgegessenen Kuchen kann man ja vielleicht noch mal gebrauchen?
Und das ist auch der Kritikpunkt, der mir bei allen lustigen Szenen am meisten aufstößt: Die Wankelmütigkeit und Inkonsequenz, mit der mit Menschenleben umgegangen wird. Mal „zählt jedes Leben“, dann aber kommt in der ersten großen Actionszene auf wundersame Weise „niemand zu Schaden“. Oder meinte Toni Stark im „Niemand-zu-Schaden“-Szenario nur das „erhaltenswerte Leben“? Kann er in seinem Helm etwa die Twitter- und Facebook-Profile der umstehenden Personen einsehen und danach Abstufungen treffen? („Essensbilder?! Durch welche Substanz ist denn sein Hirn mutiert?!“)
In jedem Fall hätte ein bisschen mehr Drama dem Film bei aller Humorigkeit gar nicht schlecht getan. Ja, sogar in einem Disney/Pixar-Zeichentrickfilm sterben deutlich mehr Leute. („Oben“, „Alles steht Kopf“) Erzählt mir also nicht, dass das in einem luftigen Superheldenfilm nicht möglich ist.
Der Spruch, dass man am Anfang halt „immer ein Scheißkostüm hat“, kann Kritik am Aussehen recht schnell verstummen lassen. Leider jedoch nicht bei mir. Die Jungs in der Sauna glauben wohl tatsächlich, sie wären was Besseres?!
„Hey, mich mit einer Superwaffe zu schlagen, ist nicht fair!“ – „Das ist ein alter Schirmständer mit LED vorne dran. Und ich bin der rheumageplagte Hausmeister hier!“ – Aller Anfang ist Auuu-eer: Spidermans Superkräfte sind anscheinend noch nicht ganz ausgereift. Aber so wird das wenigstens zu einer lustigen Bummelbahnfahrt unter den hektischen Action-ICEs. Ich mag’s!
Fazit: Ein erstaunlich witziger Superheldenfilm, der mir streckenweise ein schallendes Mini-Schmunzeln aus den Mundwinkeln geleiert hat. Blöd nur, dass ich in der letzten halben Stunde irgendwie das Gefühl hatte, dass es langsam auch mal gut ist. Der Papa guckt so einen Film ja nicht zum Spaß!
Oder anders gesagt: Man isst ja auch nicht drei Ladungen Zuckerwatte und beschwert sich, dass man die mit der BLAUEN Farbe noch nicht probiert hat… Trotzdem ein solider Heldengedöns-Streifen.
Tach auch und Frohe Ostern. Ich stimme Klapowski in allen Punkten zu.
Gruss BergH
Hat *dieser* Mann etwa auch 5 Kilo ekelhaftes Bauchfett über Nacht verloren?
Gute Review, Film noch nicht gesehen (Superherogedöns tu ich mir mittlerweile nicht mehr im Kino an)
Sollte das eigentlich eine Übersetzung von ‚have your cake and eat it‘ sein?
Das Superheldengedöns nicht mehr ernst nehmen ist das eine. Überhaupt noch Zeit haben, diese Filme alle zu schauen, das andere. Allein aufgrund der jährlich produzierten Menge dieser Filme kann ich nicht mehr folgen. Nach „The Amazing Spiderman“ (2012) und „The Avengers“ (2012) bin ich aus den Kinobesuchen dieser Filme ausgestiegen, weil ich das Gefühl hatte, es wiederholt sich alles nur noch. Dieser neue Superhelden-Hype hat ja 2000 mit X-Men begonnen. Einige Jahre war es ganz unterhaltsam, wurde dann jedoch immer absurder und einfältiger. Hinzu traten immer lächerlicher agierende ultraböse Buben und stets comic-hafter werdende Spezialeffekte.
Je erfolgreicher die Filme wurden, desto schnarchiger fand ich sie: Guardians of the Galaxy, Ant-Man, Deadpool. Optisch und erzählerisch alles nur Variationen des immer gleichen Themas. Ich verstehe zwar, dass die Filmstudios nicht damit aufhören, solange sie immer gigantischere Erfolge feiern (aktuell: Black Panther), ich kann nur nicht nachvollziehen, weshalb diese Filme sich nicht totlaufen.
Ich habe versucht, diesen Film während eines Übersee-Flugs zu sehen. Doch die quälende Langeweile zwang mich zum Abbruch. Bei einem Neunstunden-Flug sollte einem der Film die Zeit verkürzen, nicht verlängern. (Ich hab mir dann nur noch die letzten 10 Minuten angesehen.)
Es hält sich ja die unausrottbare, fast religiöse Überzeugung, dass Marvel-Filme unter Disney „alles richtig“ machen, während die Konkurrenz wie Sony, Warner usw. „alles falsch“ macht. Dass diese Disney-Perfektion nur Schall und Rauch ist, interessiert keinen.
Ich hatte das erste Drittel des Films gesehen, und abgesehen von flott inszenierter Action mit viel Zeitgeist in Form von Selfie-Bildern und -Videos keine Handlung entdecken können. Die Figuren wollen irgendwas, aber ich wusste nie, warum und weshalb. Im Avangers-Film zuvor wollte Tony Stark den guten Spider-Man unbedingt für die Avangers gewinnen. Jetzt will Peter unbedingt Avanger werden, Stark aber nicht mehr. Das ist vollkommen beliebig.
Genauso, wie Tony Stark zuletzt von Pepper Potts getrennt war, jetzt gibt es die Verlobung. Ist egal, geschah wohl alles Off-Screen, oder ich muss wahrscheinlich irgendwelche Comics oder Romane lesen. Erinnert mich an den jüngsten Thor-Film, der den Cliffhanger aus dem Vorgänger (Loki regiert in Odins Gestalt) mal schnell in den ersten 10 Minuten auflöste, um dann irgendwie weiterzumachen.
Damit ein Film aber funktioniert, muss man mit dem Motiv des Helden mitfiebern. Man muss wissen, warum Rocky unbedingt den Kampf gewinnen will oder warum Marty McFly die Zeitlinie wieder herstellen muss. Ein „ich hätte gerne den coolen Anzug“ ist dann als Motiv einfach zu wenig, und ein „beweise mir erst einmal, dass du ein echter Avengers bist, indem du dich brav aus allem raushältst“-Gelaber von Tony Stark ist tatsächlich einfach nur Dumm-Schwafelei, die keinerlei Sinn ergibt.
Flott inszenierte Willkür ist eben nur flott inszenierte Willkür. Das eigenwillige „Argument“, das dann stets kommt, nämlich der Film wolle doch nur „unterhalten“, verkennt ja stets, dass diese Filme ja genau das nicht tun: Unterhalten. Sie langweilen, weil es nichts zum Mitfiebern gibt. Das ist ja auch der Grund, weshalb die meisten Kinogänger solcher Filme dabei tonnenweise Müll in sich reinschaufeln und permanent auf ihr Handy glotzen, weil sie verzweifelt versuchen, Körper und Gehirn anderweitig durch Sinnloses zu beschäftigen.
Die Marvel-Filme sind überschätzt. Sie haben kaum Handlung, und sie ergänzen sich längst nicht so planvoll, wie stets behauptet. Sie sind – ähnlich wie Ready Player One – ein Füllhorn an substanzlosen Easter-Eggs, ohne wirklich eine Geschichte zu erzählen. Schade, dass die heutigen Kinogänger so sehr auf diese Junk-Filme konditioniert werden. Wahrscheinlich verträgt ihr geistiges Verdauungssystem gar nichts mehr, das etwas mehr Ballaststoffe und Nährwerte hat.
Schön ausgeführt.
So willkürlich sind die Marvel-Filme aber gar nicht. Allerdings ist es auch nicht so leicht die Zusammenhänge zu entschlüsseln, denn obwohl das alles jetzt nicht unbedingt Shakespeare ist, baut es ja doch auf einer inneren Mythologie auf (ähnlich wie Star Trek – oberflächlich sind das Helden in Strumpfhosen, aber wer tiefer gräbt wurde vor der Abrams-Ära mit einem (mehr oder weniger) ausgedachten Universum belohnt). Mir haben sich die Zusammenhänge bei Marvel bis vor kurzem beispielsweise auch nicht erschlossen, weil ich von den Comics überhaupt keine Ahnung habe. So kamen mir vor allem die McGuffins (die Infinity-Steine) auch immer wie furchtbar beliebige Gimmiks vor. So beliebig und Sinnfrei sind die aber gar nicht, wie der nächste Film – das große Finale der ersten zehn Jahre – beweist.
Und ich finde es schon beeindruckend, was man bisher geleistet hat. Fast zwanzig Filme in zehn Jahren die mehr oder weniger zusammenhängen. Ja, hier und da knirscht es etwas, aber das war bei Star Trek auch nicht anders (in der Serie war Data noch so schwer, dass er nur unter Wasser laufen konnte – in den Filmen war er dann plötzlich als praktische Schwimmhilfe konstruiert) und im großen und Ganzen wirkt das schon alles wie aus einem Guss. Beispiel Peter Parker. Der Bube ist 15 (oder so). In Civil War hat Tony Stark ihn gebraucht um Captain America aufzuhalten. Aber schon da hat sich Parker nicht zurückgehalten und ist in Gefahr geraten, weshalb es jetzt nicht zu merkwürdig ist, dass Stark das dann doch für zu unsicher hält ihn als Avanger einzusetzen. Er ist immerhin noch ein Kind. (Tony Stark ist ohnehin ein großer Bonus der Marvel Filme – seit Harrison Ford Indiana Jones gespielt hat, habe ich eine so perfekte Verschmelzung von Schauspieler und Filmfigur nicht mehr erlebt.) Nach einer Weile sind einem die Charaktere auch einfach sympathisch und in einer Zeit in der alles nur noch Dark und Gritty ist, freue ich mich eigentlich auch immer auf einen aufrechten Captain America *schulterzuck*
Nur weil bei den Marvel-Filmen alles zum austauschbaren Einheitsbrei verquirlt wurde, heißt das nicht, dass hier alles „durchdacht“ ist.
Bei den Marvel-Comics waren die Superhelden klar definiert. Jeder hatte seine eigene Sprache, seine eigenen Bedürfnisse, seinen eigenen Charakter. Es hatte sogar jede Comic-Reihe einen stilistisch prägenden Künstler. Jetzt unterscheiden sich die Figuren nur noch durch ihre Superkräfte. Inhaltlich und charakterlich herrscht reine Willkür.
Da ist Tony Stark in seinen Filmen ein cooler Geheimagent mit witzigen Sprüchen, in seinen Gastauftritten wird er zum lahmen Spießer. Wie es eben gerade für die angeblich so durchdachte Handlung gebraucht wird.
In „Civil War“ war es komplett beliebig, wer sich dieser „Sokovia Accords“ unterordnen wollte und wer nicht. Tony Stark wollte sich unterordnen, Captain America wollte das nicht. Hätte andersherum genauso (wenn nicht sogar besser) funktioniert.
Reine Willkür!
Spider-Man war in den Comics ein depressiver Einzelgänger voller Probleme, der im Kostüm zum sprücheklopfenden Witzbold wurde. Seine Tante May war herzkrank und durfte deshalb nicht wissen, dass er Spider-Man ist. Seine Freundin Gwen Stacy hielt Spider-Man für den Mörder ihres Vaters. Hinzu kamen permanente Geldsorgen, da May Medikamente brauchte. Davon sind nun nur noch vereinzelte Bestandteile geblieben, die für sich allein aber vollkommen witzlos, ja sogar widersprüchlich sind. Peters Tante May darf nicht wissen, dass er Spider-Man ist, weil sie dann „ausflippen“ würde. Diese Frau flippt weder aus, wenn Tony Stark bei ihr in der Wohnung hockt, noch wenn sie ihren Neffen in Unterhose mit dem Freund vorfindet. Diese Behauptung ist also eine leere Floskel, nichts weiter. Seine Tante darf es halt nicht wissen, weil das doch irgendwie schon immer so war.
Nur weil irgendwelche Infinity-Steine mehrfach erwähnt werden, ist das noch kein Zeichen für Planung. Es ist alles zum austauschbaren Einheitsbrei verkommen, stilistisch wie inhaltlich. Klar, dass so ein Brei natürlich wunderbar zusammenpasst. Wenn im kommenden Infinity-War eine Reihe von Figuren ins Gras beißt, um durch Schauspieler ersetzt zu werden, die von dem faden Käse noch nicht die Nase voll haben, wird es niemanden auch nur die Bohne interessieren. Diese Figuren sind so langweilig und austauschbar geworden, dass sie niemand vermissen wird. Nach derart vielen Filmen ist das allerdings haarsträubend. Das muss man auch erst einmal schaffen, dass einem Figuren von Film zu Film immer gleichgültiger werden.
Superheldenfilme haben nunmal enorm wenig Fleisch. Da eine vernünftige Handlung zu konstruieren mit nachvollziehbaren Handlungen der Protagonisten ist schon schwer genug bei Leuten die halt unverwundbar, unkaputtbar oder sonstiges unfassbares sind.
Den Marvel-Filmen geht jahrelange inhaltliche Planung voraus. Hauptsächlich durch Kevin Feige, der für die inhaltliche Entwicklung der einzelnen Filme und Charaktere verantwortlich ist. Da wird nichts beliebig von Film zu Film entschieden.
In Civil War gab es klare Gründe, warum Stark für das Abkommen war und Captain America dagegen. Als man Stark das erste Mal kennenlernte, war er ein Hallodri, der nur seine Launen auslebte und sich nichts und niemandem unterordnete. Genau dieses Verhalten führte in Avengers 2 zur Katastrophe, als er eigenmächtig Ultron erschuf. Captain America hingegen war anfangs der brave Soldat, der immer tat, was seine Vorgesetzten verlangten. Aber in Avengers 1 und besonders in Captain America 2 musste er erkennen, dass gerade seine Vorgesetzen nicht vertrauenswürdig bzw. böse Buben waren. Durch ihre persönlichen Erfahrungen im Laufe der Filme haben sich ihre Ansichten und Handlungsweisen verändert und weiterentwickelt. Und genauso ist es mehr oder weniger auch bei den übrigen Figuren zu sehen. Ob einem diese Charakterentwicklungen zusagen oder nicht, sei mal dahin gestellt. Jedenfalls kann man da nicht von Willkür sprechen.
tach auch !
Bis auf Deadpool und teilweise Ant-Man gebe ich Euch recht.
Deadpool war einfach anarchisch gute Satire und Ant ging (ein bisschen) in dieselbe Richtung.
(weshalb auch Klapo Deadpool noch nicht so richtig geloobt hat.)
Aber sonst fand Ich nur Wonder Woman anschaubar, (bei abgeschalteten 100 von 135 IQ Punkten).
Gruss BergH