The Orville – 1.08 – Die Kritik für Abgestürzte
In jeder frischen Liebesbeziehung kommt dieser eine Moment, wo man sich fragt, ob der neue Partner nun sein wahres Inneres zeigt. Hatte „The Orville“ bisher stets eine Steigerung zu verzeichnen, so schreckte nun bereits der Trailer ab: Kleine Jungs (Roter Kinderdarsteller-Alarm!), die bei einem Shuttle-Absturz (Voyager-Schnarch-Alarm!) auf einem Waldplaneten landen, auf dem anscheinend technologisch wenig los ist (Stargate-Alarm!) und dessen Bewohner die Intelligenz von Tomatenmark besitzen (Hallo, Star Trek Discovery!)…
Dazu verhauen sich die beiden Boys auch noch regelmäßig („Du gehst dem Zuschauer mehr auf den Senkel!“ – „Nein, duuu!“) und halten mit ihrem Gespiele den Hauptcharakter dieser Episode von seiner Kultcharakter-Arbeit ab. Nämlich Isaac, die künstliche Lebensform. – Aber gut, auch Data-Derivate können nur dann glänzen, wenn sie an menschlichen Verhaltensweisen verzweifeln. Und genau das gelingt dank den Kids ganz hervorragend! Teilweise sehe ICH mich sogar in dem Roboter, auch wenn ich im Real Life nur einen Bürojob habe. Mit eeetwas Publikumsverkehr:
„Lassen Sie mein Bein los. Nein, das ist nur ein Datumsstempel, ich will Ihnen damit kein Brandmal aufdrücken! Was? Nein, Sie müssen am Fahrstuhl auf OBEN drücken, wenn sie HOCH wollen. Nein, wir haben keine fünfte Etage. Ach, Sie haben Ihren zuständigen Sachbearbeiter auf unserem Flachdach gesucht?“
Genervte, stoische Figuren sind irgendwie immer amüsant.
Und so ist diese Episode dann tatsächlich ein weiterer Test dafür, ob die Orvillianer es auch schaffen, die drögen „Wir sitzen auf einem Atemluft-Planeten fest“-Episoden etwas 2010-iger zu gestalten. Aber vielleicht wollten sie auch nur, dass wir den inzwischen zurückgedrängten Pillermann-Humor mit ausgebreiteten Armen zurück an unsere Brust rufen? – Wie auch immer: Manchmal gelingt das ganz gut. Was auch daran liegt, dass Isaac mit plump-technischen Anweisungen und Infos ankommt, wenn die Kids doch nur einen Spock/Odo/Data/Seven zum Kuscheln suchen. („Eure Mom könnte noch leben. Es lagen keine abgerissenen Gliedmaßen herum.“)
„Und als der Akku in seinen Metallkörper hineinglitt, da startete das Diagnoseprogramm A. Und dann das Programm B. Doch die Prüfsumme war leider nicht korrekt, und so gab er folgenden Kommandocode ein … “ – Lagerfeuerro(bo)mantik: Isaac hat einen recht hohen Erfolg, seine Mündel sicher durch die Wildnis zu bringen. Das liegt aber auch daran, dass sein Phaser darauf programmiert ist, sich bei Selbsttötungsversuchen von Kinderhänden auszuschalten.
Der Absturz sah tricktechnisch ja auch gar nicht verkehrt aus. Und die Sandschneise in einer echten Landschaft erinnert kaum noch an die ollen TNG-Crashs, wo nach etwas Piloten-Epilepsie nur ein Plastikshuttle schräg auf dem Studiosand rumstand. Gut, dass diese Zeit vorbei ist. Denn bei solchen „Gefahren“ ist die Landschaft und das Feeling schon die halbe Miete. Innenaufnahmen hinter Pappfelsen sind ja oft der eigentliche Grund, warum einen die ollen Planeten-Plots von Star Trek heute kaum noch interessieren.
Außerdem war da noch das hier:
„Bitte lassen Sie mich raus! Ich habe Kinder auf dem Planeten und keine Skrupel, sie einzusetzen.“ – „Ah. Das erklärt dieses Gerufe von wegen ‚Süßigkeiten oder Streich‘ vor all meinen Wochenend-Bunkern.“ – Zimmerservice, bis man ihm eine zimmert: Eigentlich ist Mister Notfall-Riese gar nicht so böse, nur einsam. Aber so etwas reicht nun mal nicht für eine Beziehung, die nur auf einer hässlichen Maske und einer Einzelepisode basiert.
Am Ende fehlte leider noch eine kleine Überraschung, die gemeinhin die Lorca-Spreu vom Picard-Weizen trennt. Denn statt die anrückenden Horden etwas völlig Trekkiges sagen zu lassen („Wir gesehen, Sie Heiler? Bitte gesund machen! Wir nicht mehr Kämpfen!“), rennen die Bekloppten Dutzendfach in Isaacs Waffenfeuer. Sooo zombifiziert waren die doch auch wieder nicht. Wer immerhin noch den filmischen Standardtext von Wegelagerern hinbekommt, sollte schon begreifen, dass das Essen von Menschen nicht wirklich das Überleben sichert, wenn man dabei vielleicht draufgeht.
Fazit: Eine Episode wie aus dem 90er-Lehrbuch für Dinge, die damals schon nur so semicool waren. Zwar sorgen die Data-Momente fast für überdurchschnittliches Guck-Vergnügen, jedoch hätte man sich für den Planeten und die Bewohner etwas mehr als „Ich will dir fressen“ gewünscht. Aber vielleicht wird die gezeigte Blutprobe ja noch mal wichtig für eine spätere Heilungs-Folge?
Außerdem hat „Discovery“ eben angerufen. Und nach einer neuen Biowaffe gefragt…
Die Absturzszene zeigt sehr schön eine Stärke der Serie, wie schon der Raumschiffkampf in der Krillfolge. Bei Discovery wäre das Shuttle bei Nacht und Nebel mit schnellen Schnittfolgen und verwackelter Kamera abgestürzt.
Die brutale Tötung des Kidnappers hat mich auch irritiert. Die Charaktere in The Orville sollen wohl auch moralisch fragwürdige Seiten zeigen, trotz des übergeordneten Mottos von wegen „Wir achten das Leben“ oder vielleicht durften sich auch einfach mal Autorinnen austoben, die Weinstein persönlich kennen.
Der Psychopath rannte mit gezücktem Messer auf Dr. Finn zu. Was soll an ihrer Notwehr moralisch fragwürdig gewesen sein? Dr. Finns Flucht ist aber in der Tat der Tiefpunkt der Episode.
Selten sah ich bei einer Folge Licht und Schatten so dicht bei einander.
Pro:
Und hier dürfen Figuren eben noch wirklich Helden sein. Als Dr. Finn über Funk ihre Kinder tröstet, während sie sich gegen den Psychopathen wappnet, ist dies so eine Szene, die Figuren stärkt, ohne dass ihre Genialität immer nur behauptet wird.
Wirklich genial aber fand ich Isaac. Alle Szenen mit ihm und den Kindern waren einfach nur wunderbar komisch, aber zugleich nachvollziehbar. Man merkt so richtig, wie er sein Programm immer weiter auf die Kinder ausrichtet. Hier gelingt der Folge ein bewundernswerter Spagat aus Emotion und Witz, ohne pathetisch zu werden.
Contra:
Der größte Schwachpunkt waren leider die Szenen mit Dr. Finn und dem Psychopathen. Die Folge wurde ja von zwei Autoren geschrieben, und so fühlten sich diese Szenen an. Während ich alle Szenen mit Isaac und den Kids grandios fand, fand ich die Szenen mit Finn und dem Irren bodenlos einfallslos.
Pro:
Diese Folge zeigt, dass Isaac eine grandiose Figur ist. Er ist eben nicht wie Data, sondern eine echte, künstliche Intelligenz mit ihrer eigenen Logik. So, wie Isaac konzipiert ist, hat er viel mehr erzählerisches Potenzial. Und warum sollte sich eine künstliche Intelligenz einer organischen Intelligenz nicht überlegen fühlen? Sie wäre doch überlegen! Sie wäre stärker, schneller, logischer, konzentrierter, effektiver … Isaac könnte zu einer meiner absoluten Lieblingsfiguren aller SF-Serien werden. Und diese Folge hat sehr geholfen.
Contra
Ein wenig sinnlos war am Ende auch die Szene, als Marcus und Isaac auf die Zombies schießen. Isaac sagt nur, Marcus solle besser zielen, was er dann auch tut. Ein paar Sätze mehr hätten dieser Szene mehr erzählerischen Sinn gegeben, so war es halt nur reine Showdown-Action.
Pro/Contra
Auf Glory-Hole-Gags könnte ich verzichten, aber der Gag, dass Manilow ein zu seiner Zeit verkanntes Genie war und dass seine Songs nun als schwermütige, klassische Musik gelten, war für mich einer der besten Gags der Serie bisher. Den Glory-Hole-Gag fand ich total platt. Also auch hier: Licht und Schatten.
Dr. Finn hat ihm aber zuerst das Messer reingerammt, obwohl sie in keiner unmittelbaren Gefahr war.
Ein bisschen Voyager-Folge „Innocence“, ein bisschen „10 Cloverfield Lane“, und heraus kommt eine Schema-F-Folge ohne Überraschungen oder Plot-Twists.
Angesichts dessen ist die Folge doch noch immer erstaunlich gut. Die Dialoge hatten ein gutes Gespür für Emotionen, die dick, aber nie zu dick aufgetragen wirken.
Bei der Voy-Folge nervte mich Tuvok mit seinen Vorwürfen zur menschlichen Emotion. Es ist nicht sehr „logisch“, emotionsbasierten Wesen permanent diese Emotionen vorzuwerfen.
Isaac war hier deutlich klüger, weil er sich an die Situation anpasste. Es gipfelte für mich in der gelungenen Szene, als er der verzweifelten Dr. Finn die Hand hält. Ansonsten ist seine Direktheit immer wieder erfrischend.
Bester Gag für mich war eindeutig Manilow, dessen Songs in der Zukunft als Klassik gelten und der in derZukunft als ein zu seinen Lebzeiten verkanntes Genie gilt. Der „Glory Hole“-Gag… Naja…
Glory Hole fand ich witzig und besser als den Teufelsanus-Gag in Thor 3.
Der erste Glory Hole-Gag wäre an sich flach gewesen, aber das Bortus ihn danach als Statusmeldung ernsthaft erwähnt, macht ihn super!
Selbst Klowitze wie dieser wirken gut wenn die Ausführung stimmt. Und hier stimmt sie!
Las gerade, daß ProSieben/SAT1 die Serie eingekauft haben. Dann warte ich noch ein paar Wochen auf die goldige Synchro.
Kommt aber wohl erst 2018.
Ist ja in ein paar Wochen.
Pro7 hat damals aber auch Doctor Who eingekauft, dann festgestellt, dass da ja komische Witze drin vorkommen, und daraufhin die Serie erstmal 2-3 Jahre in den Giftschrank gestellt, weil man dem deutschen Publikum nicht zutraut, sowas zu mögen. Wenn es hier genauso läuft, kann es also sein, The Orville wird erst 2021 gezeigt – in geschnitter Fassung Sonntags nachmittags gegen die Bundesliga, und auch nur 6 Folgen, weil überraschenderweise die Quoten schlecht sind…
tach auch !
ich kann allem zustrimmen.
Isaac (asimov) mit den Blagen : göttlich.Ganz großes Kino.
Dr. Ich bin fast so alt wie BergH Naja. Ihre Motivation in allen Ehrten,
aber wir achten das Leben war das NICHT.
Ansonsten Gute Folge,
verständlicher inder Motivation,
als Dark Discovery Trek.