Film- und Serienkritiken

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The Orville – 1.06 – „Krill“ – Die Kritik

The Orville – 1.06 – „Krill“ – Die Kritik

Handlung: Auch „Orville“ hat jetzt sein eigenes „Tätervolk“: Die fiesen Krill beschießen nämlich alles, was nicht bei Drei … schon längst erschossen ist. Doch in der Union wächst Hoffnung: Wenn man das heilige Buch der Krill in die Finger bekommen könnte, das Arkhana, könnte man Gemeinsamkeiten finden und die Fremden darauf hinweisen, dass die Erdlinge auch schon witzigen Schwerverbrecher-Propheten nachgerannt sind. So schleichen sich also der Captain und sein Pilot in Holoverkleidung auf ein Krill-Schiff, wo sie laaangsam einen Plan ausarbeiten. Quasi „Lerning by Entdeckt-werding“.

Hey, was ist mit dem alten „Humor“ geschehen?! Er hat sich seiner Anführungszeichen entledigt, wie mir scheint? Alleine die ersten Minuten bieten einige richtig clevere, auf ST basierende Premiumgags! Sei es nun die Konsole, die nicht von der Feuerkontrolle gelöscht werden kann („Die Konsole IST die Feuerkontrolle!“), die unnötige Bemerkung, dass Familien in Gefahr sind („Äh, und sehr viele Singles auch!“) oder auch recht einfache, aber dennoch logische Dinge – wie die, dass der Captain vorschnell mit dem gegnerischen Schiff spricht, obwohl er eine Sekunde vorher erst den Befehl gegeben hat, die Verbindung herzustellen. Sehr fein beobachtet! Mit Scherzen wie diesen lasse ich mir diesen Genre-Mix doch direkt bis Staffel 12 gefallen.

Ja, und zwischenzeitlich habe ich sogar vergessen, wie man das Wort „Pehniss“ überhaupt schreibt! Was ist mit den Serienmachern passiert, bevor sie dieses Drehbuch durchwinkten? Zwischendurch mal wieder Sex gehabt?

Okay, natürlich ist die Handlung teilweise albern, wenn die beiden Infiltratoren ständig Popkulturelles Zeug faseln und das am Ende mit „Pfeffermühlen, die man zu Weihnachten schenkt“ garnieren. Aber da die Krill ebenfalls nicht alle Denkbeulen im Innenhirn haben, ist es schon fast wieder logisch, dass die Tarnung so lange funktioniert. Merke: Besonders im Irrenhaus bekommt der Schizophrene immer noch die meisten Stimmen. – Äh, oder so ähnlich…

Überhaupt ist die Balance aus Action, Handlung, Moral und eben Lust(molch)igkeit diesmal klar gelungen. Klar ist auch hier wieder ein satter Supsch aus der Klischee-Spritze angesagt („Alle umbringen! Aber nicht die Kinder! Die sind erst in 5 Jahren böse!“) und länger als 5 Sekunden sollte man sowieso nicht über die Handlung nachdenken (= gibt es keine Militär-Datenbank, in der „Chris und Devin“ verzeichnet sein müssten?). Aber trotz aller seltsamen Irrungen funktioniert jede Szene für sich genommen ganz gut. Sei es, dass man sich etwas über Religionen lustig macht („Hey, wir sollten die Wände mit unserem Gott bemalen!“ – „Jaaaa!“) oder kleine Späße und grafische Gags sogar die Handlung(!) weiterführen. Zum Beispiel fällt die Holo-Tarnung nur deshalb aus, weil eine neue Superwaffe an Bord ist.

„Devon? Warum sind die Erdlinge eigentlich alle so verschrumpelte, wabbelige, dumm rumquatschende Wesen?“ – „Hey, pass auf, wie du über meiner Mutter red… Äh, ich meine: Da muss ich erst mal Google fragen.“ – Auf, auf, ihr Fälligen: Die Undercover-Mission selbst erhält ungefähr 3 Stasi-Ohren auf der nach oben offenen Stasi-Ohren-Skala.

Ich kann wieder … SEHEN! – Der Kampf gegen das Raumschiff zu Beginn ließ den Theaterregisseur in mir jubeln! So viel Ausdruck, so viel Übersicht, so viel Goethe… äh… Güte. Und dazu ein sauberes Manöver, das man sich angucken konnte, ohne an Flatterlidern zu erkranken. Ja, genau so müssen Raumkämpfe mit Schiffen laufen, die deutlich größer als zwanzig Pottwale sind.
Klingonen ohne Zahnspange – Die Krill waren jetzt auch nicht übler als die alten Spucke-Spucker aus „Discovery“. Sie können sogar ihre Köpfe bewegen, ohne das Halssilikon wie einen Pickel auszudrücken, haben ein heiliges Buch, halten andere Rassen für seelenlos und hocken gerne in der Morgenmesse, um abgehauenen Feindesköpfen die letzte Ehre zu verweigern. Und bekloppter sind die Ferengi auch nicht.
Schneller Schwafler – Interessant, wie fix man die Geschichte plötzlich erzählt. Hatte ich in den ersten fünf Folgen noch das Gefühl, dass man beim beidhändigen Kot-Knödeln kurz weggenickt ist und wir daher unnötige Füller-Szenen sehen mussten, so geht das jetzt deutlich zackiger von der Hand. So mag manches zwar etwas oberflächlich wirken („Ihr infiltriert die jetzt!“ – „Okay, darf ich vorher noch schnell NICHTS von deren Kultur lernen, bitte?“), aber das kann ich verzeihen, wenn mir dafür nicht die Augen bis zum Nasenflügel zuklappen.
Mach `ne Funzel dran! – Okay, ich schätze ja wirklich die klarrre, forrrmschöne Strrrruktur dieses arischen Vorzeigeformats: Alles ist schön weiß, die Kulissen sind nicht rassisch mit anderen Einflüssen durchmischt und entartet ist die Deckenbeleuchtung jetzt auch nicht. Allerdings hätte man auf dem fremden Schiff ruhig mal ein bisschen von der üblichen AfD-Formel (= Alles feiner Dorfchic) abweichen können. Noch mehr(!) andere Beleuchtung und Designelemente hätten schon gereicht.

„Komm, Herr Jesus, sei unser Gagh – und segne, was du uns abgeschnitten hast.“ – „Pschhh… Captain? Ich glaube, die sind doch nicht so anders als wir. Deren Krippenspiel mit Ochs und Esel spielte immerhin in einem Mühlenhof-Schlachthaus!“ – Die Ritter der Todesnuss: Die Krill sind schon seltsame Gestalten. Sie gehen z.B. an jedem verdammten Tag in die Kirche. Bis auf Weihnachten. Da schlafen sie aus.

Im Ganzen hatte die Episode das Herz schon so sehr am rechten Fleck, dass jeder Trek-Internist hier nur „Na, dann bis zum nächsten Vorsorgeuntersuchung!“ rufen kann. Natürlich ist es schwer, Kriegsverbrechen, Kinder-Indoktrination und Kalendersprüche in 40 Minuten Low-Budget-SF zu stecken, aber genaugenommen war es bei TNG damals auch nicht leichter.

Übrigens ist das die erste Folge, die nicht von Seth MacFarlane geschrieben wurde – und irgendwie merkt man das auch. Und ich hoffe, ER auch!


Fazit: Auch wenn die Story etwas zu gewollt mit dem Gag spielt, dass man sich hier in etwa so Undercover gibt wie ein kotzender Veganer an der Fleischtheke, so fühlte ich mich doch kompetent unterhalten. Ein paar der moralischen Schulterstupser hätte ich jetzt zwar nicht unbedingt gebraucht („Sie hassen uns jetzt, weil wir uns verteidigten!“), aber gut, in diesem Fall lasse ich das als Parodie auf TV-Unterhaltung als GANZES durchgehen.

Beste Folge bisher. Mit Abstand.

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM

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Artikel

von Klapowski am 18.10.17 in Serienkritik

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Kommentare (6)

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  1. bergh60 sagt:

    tach auch !

    @Klapowski
    Bist Du krank?
    Kein rüden Sprüche, lauwarme Kritik, eine Wertung , die die beste Ent Folge nicht bekommen hätte?
    Mann! Mann ! Mann !

    Das war richtig guter Scheiss. (Äh kam das nicht bei Discovery vor ? Habs gerade erst gesehen und schon wieder vergessen. Die Folge mit dem Pain in your Brain.

    BTT
    Bei : „Hey Captain Du siehst wie Du aus“ hab ich mich vor Lachen fast eingenässt.
    Die Folge war echt gut.

    Gruß BergH

    Ps Hoffentlich geht es Schildhilde bald besser. Zeig Ihr ein paar Folgen von The Orville.

    • Klapowski sagt:

      „Kein rüden Sprüche, lauwarme Kritik, eine Wertung , die die beste Ent Folge nicht bekommen hätte?“

      Natürlich hat auch ENT solche Bewertungen bekommen!

      Man denke nur an „Das Standgericht“, „Geheime Mission auf Celtris 3“ oder „Die schwarze Seele“!

      „Hoffentlich geht es Schildhilde bald besser.“

      Weiß ich noch nicht. Im Moment ruft sie immer „Burn’em! Burn’em!“, wobei ich nicht weiß, ob es nur der Name der Hauptdarstellerin ist oder sie zu einer pyromantischen Behandlung derselben aufruft.

      Antworten
    • Probealarm sagt:

      Ich hab das Gefühl, dass die zunehmend wohlwollenden Kritiken eher der Popularität der Serie geschuldet sind. Schon in den ersten Folgen waren die Kommentare zur Serie eher positiv. Die können wohl kaum auf eine Serie eindreschen die sich immer größerer Beliebtheit erfreut, das will ja dann keiner mehr lesen.

      Obwohl mir die Serie bisher sehr sehr gut gefallen, kann ich aber über das lächerliche Verhalten von Gordon bei der Infiltration nicht hinwegsehen. Das ist einfach unglaubwürdig, niemand verhält sich so. Dass Mercer ihn mehrmals etwas heftiger zurechtgewiesen hat, hat es für mich etwas erträglicher gemacht. Warum musste auch unbedingt Gordon mitkommen? Wäre Alara nicht die bessere Wahl gewesen? Gordon hat doch eh schon genügend lustige Szenen.

      Antworten
  2. BigBadBorg sagt:

    Das war ein großer Spaß, und die letzte Unterhaltung hatte sogar Tiefgang und war deprimierend!

    Und es wurde echt verdammt nochmal Zeit dass jemand endlich mal an die armen Singles denkt! Die sind auch fühlende Wesen!

    Und vergessen wir nicht die Unterhaltung im Shuttle! Verdammt, wir haben vergessen uns Krill-Namen zuzulegen! Wie könnten die wohl lauten? Irgendwie fremdartig und alienmäßig? Grmpflbskldfjxak?

    • Stefan sagt:

      > Und vergessen wir nicht die Unterhaltung im Shuttle! Verdammt, wir haben vergessen uns
      > Krill-Namen zuzulegen! Wie könnten die wohl lauten? Irgendwie fremdartig und alienmäßig?
      > Grmpflbskldfjxak?

      „Häagen Dazs“

      Da hab ich gelacht :-)

      Antworten
  3. Bergh60 sagt:

    tach auch !

    Baooo Eyh Klapo !
    Beinahe hättest Du mich gehabt.
    Mich den Titel Legastheniker.

    Ich meinet ENT und nicht Raumschiff Enterprise DNG aka STNG.
    Bei Enterprise hast Du seltenst bis nie so gut bewertet.

    Zu Recht , muß Ich gestehen.

    Wobei die Folge in der Entgiftungsk(l)ammer…
    lassen wir das.

    Gruß BergH

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