Star Trek DS9 – 1.12 – „Die Prophezeiung“ Review
Kai Opaka hat Pech: Da will sie nur mal kurz durch das Wurmloch fliegen, um sich ihre Tagesration Glaube abzuholen, und schon stürzt sie mit Sisko, Kira und Bashir auf einem Planeten ab, auf dem die Toten nicht tot bleiben – und die Waffen niemals schweigen. In Papphöhle 16a geht es dann darum, den ewigen Konflikt zwischen dem Volk der Genero-Generaten und den Simpel-Simplizisten zu schlichten. Doch Vorsicht! Wer in diesem Konflikt stirbt, bleibt dort ewig tot… Äh, also quasi lebendig. Man stirbt ja nicht wirklich… – Ach, guckt es euch selbst an, ich hasse Zusammenfassungen!
Mein Problem mit dieser – eigentlich schönen – TNG-Episode ist recht klar zu erklären:
Alle Hansel führen hier einen Krieg, der sinnlos ist – und alle wissen das. Nicht im pädagogischen Sinne von „Sie müssten es eigentlich wissen; schöne Parabel; wie blöd können Menschen denn sein, LOL?!“, sondern in jeder Phaser … äh… Faser dieser Episode ist klar, dass dieser „Konflikt“ nur für ein Helge-Schneider-Drehbuch taugt. Jeder weiß es, sogar der blöde Statist hinten links.
Ja, es werden nicht mal mehr Wachen aufgestellt, weil es allen eh Schnuppe ist, ob die „Kämpfer“ mal gerade für fünf Minuten mit Loch in der Brust „wegnicken“. Spätestens hier greifen die interne Logik und der Dramabogen nicht mehr: Um zu zeigen, wie sinnlos Gewalttätigkeiten sind (was ja die Intention der Folge ist), hätten die Angegriffenen trotz ausgeschaltetem Tod wenigstens halbwegs verbissen weiterkämpfen müssen! So aber bewegt sich die Episode im breiigen Niemands- bzw. Vielfach-Land zwischen „Uns doch alles Wurscht, knallt uns doch für die Dauer einer Werbepause ab!“ und „Wir müssen unbedingt weiterkämpfen, weil heute das Wetter so schön ist!“…
Was denn nun? Kämpfen sinnvoll/wunderschön oder nicht? Also jetzt mal nur für die Figurenmotivation selbst… Töten (wenn auch nur für die Dauer eines Sekundenschlafs) sinnvoll oder nicht? Wieso wollen alle© immer noch alle anderen© töten und sagen das sogar, nachdem sie vorher zigmal erklärt haben, dass das halt nicht klappt? Ein bisschen fühlt man sich hier wie in einem Tweet-Limbo von Donald Trump: Weil eben heute nicht sein kann, was er gestern auch schon falsch verstanden hat …
„Wir müssen diesen Konflikt beenden, Kira! Wir verändern uns bereits! Hier: Die missglückte Version einer beschwichtigenden Merkel-Raute! Lasst nicht zu, dass ich mich verwandle!“ – Kai ist ohne warmen Parka auf diesem Planeten: Es ist nicht einfach, einen Krieg zu beenden, wenn man bei 10 Pappnasen in der Ödnis ausgerechnet vor deren Höhle abstürzt und denen erklären soll, dass das ein ZUFALL war.
Und was passierte eigentlich mit den Gefangen, die da plötzlich schamhaft in der Ecke rumstanden? Werden die gefoltert, wenn die schon nicht umgebracht werden können? Hätte man hier nicht noch eine interessante Zusatzmotivation rauskitzeln können? Und was wäre, wenn man die Toten fein säuberlich zerteilt und an gegenüberliegenden Ecken der Höhle zum Trocknen ablegt? – Okay, vielleicht gehen diese Überlegungen zu weit, aber auf der anderen Seite geht das hier Gezeigte definitiv nicht weit GENUG. Denn denkt man auch nur einen Millimeter über die fein abgesteckte TV-Theaterstück-Logik hinaus, stellt sich auch nur eine Szene oder Motivation vor, die hier nicht gezeigt wurden, schon funktioniert die komplette Folge nicht mehr.
Von einer interessanten Idee (Krieg unter Unsterblichen) bleibt so nur die Erkenntnis: „Bei Thor, was sind die alle behämmert“.
Trotzdem haben mir aber auch einige Dinge gut gefallen:
„Er ist nicht tot, Ben. Er ist nicht tot, Ben. Er ist tot, Ben …“ – „Doktor, haben sie wieder heimlich die ganze Nacht in uralten Sternenflotten-Berichten gelesen?“ – Schei… Schieß lieber die Wand an: Wie nennt man einen Krieg (fast) ohne Todesopfer, aber mit Verwüstungen, horrenden Kosten und kopfschüttelnden Frauen? Richtig: Der wöchentliche Besuch beliebiger Fußballfans an einem beliebigen Großstadtbahnhof.
Fazit: Coole Idee, coole Opaka, coo… Kohle Höhle. – Diese interessante Idee aus den Emmy-Preis-Phantasien eines SF-Autoren der 70er krankt leider an Dialogen und Figuren, die uns mit jedem Satz ins Ohr tröten, dass das alles nur eine Illusion ist. Schatten. Diese Kugeln, sie können euch nichts anhaben. Sie sind Illusionen, weiter nichts.
Das Problem dieser Episoden war immer, daß man mehr zeigen wollte als das Budget hergab und aus Jugendschutzgründen weniger zeigen durfte als für erwachsene Spannung angezeigt gewesen wäre.
Krieg und Gewalt? Ja bitte, aber nur für 1,3 Mio. pro Folge. Und bitte ohne Krieg und ohne Gewalt. Später im Dominionkrieg, wir befanden uns produktionstechnich schon an der Schwelle zum 21. Jahrhundert, ging es dann schon etwas härter und moderner zur Sache. Aber es blieb erzähl- und budgettechnisch im Kern immer noch das pappkulissige Roddenberry-Trek.
Diesbezüglich läßt die neueste Netflix-Variante hoffen, auch wenn man wieder eine Altersfreigabe von 12 haben möchte. Aber die heutige Jugend ist ja auch etwas abgehärteter. Was heute FSK 0 ist, hätte in den 70er/80ern 12-Jährigen noch schlaflose Nächte bereitet. Nur Titten dürfen natürlich weiterhin nicht gezeigt werden. Abgehackte Köpfe sind hingegen o.k.