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Episch für Fortgeschrittene – Drei Games-Tipps für Leute mit Zeit

Episch für Fortgeschrittene – Drei Games-Tipps für Leute mit Zeit

Videospiele machen Spaß und ’nen schlanken Fuß – aufgrund von Muskelschwund. Mit „Zelda – Brett vom Wild“ hatte ich euch vor einigen Wochen ein Spielchen empfohlen, das die Leerung des Kühlschranks angemessen optisch und akustisch zu unterstreichen vermochte. Doch wer immer noch Hunger hat … äh, auf epische ABENTEUER, der kann sich freuen: Mit diesem kleinen Artikel-DLC zum damaligen Zelda-Text empfehle ich gleich 3 weitere 120-Stunden-Games, falls die Sonne draußen mal wieder zu heiß brennt. Wir sehen uns also hier zur Nachbesprechung in 360 Stunden wieder … ?
 

„Witcher 3: Wild Hunt“ (PC, Playstation 4, XBox One)

 
Um das geht es: Hexer schnetzelt sich durch eine erwachsene Fantasy-Welt voll mit fragwürdigen Gestalten und Dialogoptionen.

Die Charakterzeichnung hat damals (Anno 2015) alles weg-gerult, was der Rollenspielmarkt vorher nur mit Mühen auf die Ketten bekommen hat: Die Quests, vor allem die mit dem Roten Baron, waren düster, selten klischeehaft und geil vertont an der Grenze zur illegalen Ohrendroge. Die Spielwelt…? – Erwachsen und realistisch. Schwule Elfen im Kleinen Schwarzen brauchte man ebenso wenig erwarten wie eine fremdschämige Nebenquest, die uns nur auf die Suche nach 37 Wäscheklammern schickt, damit die Lieblingshose der Kellnerin trocken wird.
 
Die Welt sah (und sieht noch heute) wunderschön aus, Sammelgedöns gibt es an jeder Gepäckabladestelle massenhaft und gerade die Schlüsselmomente im Spiel (= Bumsen, Verrat, alles, was mit den Hexen zu tun hat) haben Gamesgeschichte geschrieben, wenn nicht sogar -gedichte. Ja, bis heute bin ich mit dem zweiten DLC beschäftigt, nachdem ich bei Skellige schon fast jede blöde Schatzkiste aus dem Wasser gezogen hatte – keine Ahnung, warum man sich das bei 40.000 Goldstücken Vermögen und einem durchschnittlichen Kisteninhalt von zwei bronzenen Zehennägeln noch antut. Wie auch immer: Der Witcher hat gezeigt, dass es nicht immer bunt und drachig sein muss, wenn man in einer europäisch angehauchten Mittelalterwelt Spaß haben will. Oder wie auch immer man das nennt, was der fast emotionsfreie Witcher empfindet.

 

Düster und außerdem nachts etwas dunkler: Wenn der Regen über Felsen und Monsteropfer peitscht, fühlt sich der Witcher ganz in seinem Direct-x-Element. Zwei Schwerter braucht er übrigens, weil eines für Menschen und eines für Monster ist. Hygienevorschriften, nehme ich an. Und superspitze Silberklingen sind für Menschen ja bekanntlich harmlos(?)…

Natürlich durchschaut man auch bei einem Mammutwerk irgendwann die Regeln, bekommt wie Neo in „Matrix“ einen Einblick in die Zahlen und Zusammenhänge jenseits der (Spiele-)Realität. Und spätestens dann nimmt der Spaß so schnell ab wie eine 20-jährige Joggerin auf dem Veganer-Trip. Wenn man den zwanzigsten Auftrag hat, bei dem der Witcher mit „Schultertasten-Brille“ (= Hexersinne, die wichtige Dinge rot hervorheben) durch die Landschaft streift und dabei immer wieder sagt: „Er wurde weggeschleift“ oder „Von etwas Großem getötet“, hat man langsam die Nase voll von Leuten, die sich noch ohne Maschinengewehr aus dem Haus trauen. Generell münden Suchen nach verschwundenen Handelskonvois fast immer in einer Hackfleisch-Inspektion am Wegesrand – bis man eine Minute später das fragliche Verursachermonster gestellt hat.
 
Neben all den großartige(ere)n Quests und oskarverdächtigen Dialogen (ja, es gibt auch einen Oskar als Nebencharakter) gibt es eben doch immer noch das klassische Absuchen von gelben Kringeln auf der Karte. Gerne auch mal gelbe Plussymbole, denn man braucht ja Abwechslung. Oft arten viele Mission in ein Star-Trek-ähnliches Scannen der Umgebung ab – hier wäre ein paar coole Ruinenrätsel und andere Überraschungen toll gewesen. Aber gut, wenn einem das erst nach 100 Stunden Spielzeit so richtig auffällt, kann man es kaum dem Game, eher der eigenen Hartnäckigkeit ankreiden…

Fazit: Auch, wenn die Welt irgendwann nicht mehr so überrascht – bis zu diesem Punkt ist dieses Spiel wegweisend und wunderschön. Und dass das Kampfsystem eher oberflächlich und die Rollenspielelemente woanders tiefgründiger sind – ebenfalls geschenkt. Denn nirgendwo sonst kann man cooler mit Pennerfrisur und weißem Bart durch die Landschaft ziehen, wenn man Bahnhöfe eher meidet!

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„Xenoblade Chronicles X“ (Wii U)

Um das geht es: Nach dem Absturz auf dem Planeten Mira müssen sich die Menschen gegen Aliens und Energieprobleme wappnen. Am besten klappt das mit Echtzeitkämpfen und einem Spielsystem, das sehr an ein (*nachschlag*) MMORPG erinnert.

Was für Westler der Witcher ist, dürfte für Asia-Freunde „Xenoblade“ sein – wenn man sich den polnischen Hexer halt als 50 Meter hohen Kampfroboter vorstellt. Eigentlich stehe ich ja nicht auf Transformers mit Anime-Gehabe und Radkappen als Augen („Ich bin doch keine Maschine!“ singe ich dann immer), doch für die Open-World-Schmiede „Monolith Soft“ mache ich gerne mal eine Ausnahme. Denn wenn riesige Artefakte in der Wüste rumliegen, bei denen selbst Roland Emmerich traurig das Maßband wieder einpackt, fühle ich mich stets wie die Hauptfigur in einem SF-Film. Nur, dass die grafische Qualität das Zeug aus den 90ern langsam hinter sich lässt.
 
Das Aliendesign ist einigermaßen verrückt, so dass man sich alle paar Meter über eine neue Variation eines Wesens freut, das erkennbar anders als alles bisher Dagewesene sein soll. Allein, wenn sich ein schlacksiges Monsterviech mit gefühlt zehn Kniescheiben einfach zu Boden fallen lässt, um eine Attacke auszuführen, will man unbedingt jeden Quadratzentimeter des Planeten Mira erforschen. Selbst, wenn am Ende nur noch ein paar Haufen lila Dino-Kot(?) gefunden werden – im Spiel freundlicherweise als „Biologische Artefakte“ verklausuliert. Die Sichtweite ist gemeinhin bombastisch (wenn man Gegner abzieht, die erst wenige Meter vor einem aufploppen) und war für mich schon fast der alleinige Grund, jede Klippe abzugrasen. Vor allem die hübsch begrasten, ha-ha…
 
„Xenoblade Chronicles X“ ist so ein Spiel, das zwar haufenweise Kritikpunkte bietet, am Ende aber doch mehr als die Summe seiner klapprigen Teile ist.

Clever gemacht: Gleich zu Beginn stolpern einem Dinos von der Größe eines Mittelklasse-Hochhauses vor die Füße. Schade nur, dass man die selbst im Endgame kaum besiegen kann. Im Gegensatz zum storylastigeren Vorgängerspiel ist das Aufleveln über das eigentliche Ende hinaus ungefähr so befriedigend, wie die Nadel in einem Heuhaufen zu suchen, der per Flugzeug über zwei Kontinente hinweg abgeworfen wurde.

 

Leider ist alles, was mit MENSCHEN zu tun hat, gründlich misslungen. Im abgestürzten Megaraumschiff finden sich unpassenderweise normale Reihenhäuser(!) mit Pool und Garage, während ein paar Meter weiter Kampfroboter durch 200 Meter hohe Hangars stapfen. Wer zudem ein eher neutrales Verhältnis zu Rap-Musik hat, wird sich mit der Musik in der Heimatbasis irgendwann schwer tun: Im Sekundentakt nöhlt einem ein unmotivierter Stimmbandkranker mit klischeehaftem „Yo, Yo! Ah, ah!“ die Lauscher voll. Und warum der alte Verstecker(?) ständig „You can’t see me!“ jault, weiß ich auch nicht. Ich nehme inzwischen an, dass er nicht möchte, dass man die eigentlichen Dialoge im Spiel versteht und die „Lied“texte somit als Transporteure von überflüssigem Lärm gedacht sind. Denn jegliches Story-Gequatsche ist hier unverschämt leise und teilweise nicht zu verstehen – was irgendwie zu der verwendeten Mini-Schriftart von gefühlt „Arial 8,5“ passt, die selbst auf einem 50-Zoll-Plus-X-Fernseher kaum zu entziffern ist. Hier hätte ein halbes Kilo Statuswerte WENIGER pro Quadratzentimeter vielleicht Abhilfe geschaffen?
 
Dass mitten in der Wildnis ständig irgendwelche winkenden Plastikfiguren rumstehen, mit denen man kampfmäßig losziehen soll (Sprechblaseninhalt: „Huhu, wie geht’s“?), ist ebenfalls misslungen. Denn manche Storymissionen bekommt man nur, wenn man seine Hauptcharaktere auf ein bestimmtes Level gehoben hat. Wer das mit den in der Landschaft verteilten Billig-Pappaufstellern macht, guckt also irgendwann blöd in die Röhre! „Gut“ also, dass die meisten Nebenmissionen eh Schrott sind: Sammle 20 von dem (wo auch immer in der Welt es rumliegen mag), danach verkloppe bitte 10 Alien-Wildschweine. Wer’s trotzdem macht, erhält dann meist noch eine Anti-Belohnung in Form von Dialogen, die direkt aus der Nervenheilanstalt zu stammen scheinen: „Ich bin stärker und cooler!“ – „Nein, iiich, ätschibätsch!“


Fazit: Die Story ist teilweise gehirngefährdende Grütze, aber ich mag das Spiel. Die überall rum- bzw. AUFpoppenden Riesengegner sind auf der Wii U eine Augenweide und allein schon ausreichend, um Genrefans stundenlang bei Laune zu halten. Nur wer nicht gerne dutzendfach Zahleninfos aus Gegner fallen sieht, sollte einen Bogen hierum machen…
 

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„Horizon – Zero Dawn“

 
Um das geht es: In einer fernen Zukunft leben die Menschen wieder in Hütten, während Maschinentiere durch die Wildnis streifen. Kann die junge Frau Eloy ergründen, wie es zu dieser SF-Prämisse gekommen ist?

Woran erkennt man einen „Horizon“-Spieler? Er steht am Fenster, zeigt auf einen abendrotbeschiendenen Hügel am Horizont und ruft ständig: „Ist das schööön! Ich möchte da hinten wandelnde Mülleimer erlegen!“… Denn Horizon tut erst mal vor allem eins: Es sieht wahnsinnig gut aus. Und wer einen ausreichend großen 4k-Fernseher sein Eigen nennt, sieht ebenfalls wahnsinnig gut aus – durch das Dauerngrinsen im Gesicht. Dazu kommen die wahnsinnig detaillierten Maschinentiere, Wettereffekte und die teilweise geniale Lichtstimmung (gegen die Farbe Orange darf man allerdings keine Allergie haben). Alles untermalt mit passenden Schmetter- und Brüll-Sounds, die die perfekte Symbiose aus „Tierisch!“ und „Mikrophon in die Konservenfabrik gehalten?“ darstellen.
 
Okay, das Game klaut hemmungslos beim Witcher, bei Mass Effect, Tomb Raider und zig anderen Spielen, aber die zusammengerührten Elemente sind immer noch grandios! Allein das Sammeln von möglichst starken Waffenerweiterungen hat mich Stunden gekostet – auch weil das Kaufen der überteuerten „Überraschungsboxen“ bei den Händlern so spannend war. Werde ich diesmal 1% mehr Feuerschaden machen können? Und das nur für die Hälfte meines ganzen Vermögens? „Wir sehen es nach der kurzen Unterbrechung, Daniel!“, das sagte ich mir immer und immer wieder!
 
Und die liebevollen Hass-Animationen der Maschinenwesen könnten sogar marktführend sein. Aber gut, da weiß ich nicht genau, was metallophile Nippon-Werke gemeinhin so leisten…

 

Gibt‘s die auch in besiegbar? – Gerade am Anfang erscheinen viele Biester einem metallurgisch unknackbar zu sein. Zu heiß erscheint einem der benötigte Flammenschaden, zu sehr sorgt der noch notwendige Frost-Damage bei einem selbst für kalte Füße. Doch mit ein bisschen Geduld und mehr Ausweichrollen als beim James-T.-Kirk-Kampfstil ist auch der dickste Gegner rasch abnehmgefährdet.

Contra – So episch die Kämpfe gegen die Riesenviecher auch sind, so sehr handeln die menschlichen Gegner nach dem Leitsatz „Ich hab auch nur einen Abschluss an der Riesenviech-Schule“ gemacht. IQ ist dann doch eher das Gegenteil. – Anschleichen macht zudem kaum Spaß, da man nie ein ganzes Lager auf diese Weise ausschalten kann. Leichen können nicht rumgetragen werden und wenn man es DOCH könnte, wäre es den beobachtenden Gegnern (inklusive ihren leichenähnlichen Intelligenz) vermutlich egal – die vergessen eh alles, was länger als eine Minute her ist.
 
Ein paar mehr Sammelobjekte in den Ruinen und Höhlen wären ebenfalls toll gewesen. Statt Rattenknochen(!) und Rattenhaut(!) zu sammeln, um daraus einen neuen Köcher zu stricken (hätte ich dafür nicht auch einen Fingerhut sezieren können?), hätte man gerne interessantere und passendere Artefakte verstecken dürfen. Am Ende des Tages ist es eben doch kein episches Rollenspiel, sondern nur ein „Multi-Dutzend-Stunden“-Abenteuer-Actionspiel mit einem kleinen „Aufsammel-Simulator“ hintendran.

Fazit: Grafik, Welt und Präsentation rechtfertigen den Kauf – oder das Stehlen – des Spiels bereits. Wer sich hier nach der Einstiegszeit langweilt bzw. über-/unterfordert ist, dürfte generell ein Problem haben, sich in Open-World-Spielen sinnvoll(?) zu beschäftigen. Und wer die Schönheit einer (kompletten) Sammlung alter Gammeltassen oder in der Gegend versteckter Metallblümchen nicht zu schätzen weiß, ist hier ebenso fehl am Platz.

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Artikel

von Klapowski am 15.06.17 in PC- und Videospiele

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Kommentare (3)

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  1. BigBadBorg sagt:

    Witcher 3 war schon ein Hammer. Ich mag RPGs, besonders die Gothic/Risenreihe hat es mir angetan.

    Aber was Witcher 3 da aus dem Hut gezaubert hat, wow! Skyrim mag schick gewesen sein, aber die Quests waren zum größten Teil eher meh. Im Gegensatz zu Witcher, welches auch eine „sammle 5 davon“-Quest zu einem gelungen Abenteuer machen konnte. Wenn ich da an Fallout 4 denke, möchte ich einfach nur brechen. Bethesda war mal super, aber mit Rollenspielen haben sie es inzwischen nicht mehr so.

    Ich hatte ca. 170 Stunden in dieses Spiel versenkt, inkl. Addons. Das hat sonst nur Minecraft bisher geschafft.

    Blood & Wine war dann zum Ende auch eine willkommene Abwechslung, dort würde ich trotz Monstern gerne mal Urlaub machen.

    CDPR ist inzwischen wohl die einzige Firma bei der ich ein Spiel auch direkt am Releasetag kaufen würde. Einfach nur um ihnen zu zeigen dass es noch Menschen gibt die Wert auf Anspruch legen bei ihrem Hobby.

    • Onkel Hotte sagt:

      Ich möchte die Reihe gerne mit Witcher 1 anfangen. Leider hat mich das Handbuch (Ja, Buch, nicht Blättchen, wie es eigentlich heute Standard ist) bisher immer abgeschreckt, damit auch mal endlich anzufangen.
      Deren kommendes Spiel „Cyberpunk 2077“ ist jedoch schon so gut wie gekauft.

      Antworten
    • Cronos sagt:

      Witcher 1 hat zwar eine supertolle Story, aber das Gameplay und v.a. die Kämpfe sind wirklich schlecht. Fang lieber mit Witcher 2 an. Witcher 3 ist dann das absolute Highlight. Die meisten Ereignisse aus Teil 1 spielen später sowieso keine Rolle mehr.

      Antworten

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