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Star Trek DS9 – 1.09 – „Chula – das Spiel“ Review

Star Trek DS9 – 1.09 – „Chula – das Spiel“ Review

Die Party mit einem neuen Volk aus dem Gamma-Quadranten kann schnell mal an Stimmung verlieren, wenn der Gastgeber in ein mobiles Klapp-Holodeck gesteckt wird. Schwupps wird der Champagner in der Küche warm und die Partygesellschaft tanzt alleine weiter, während Sisko in „spannenden“ 20-Quadratmeter-Quaderräumen umherirrt, um das nächste Rätsel freizuschalten. Wobei diese Rätsel zu 50% ebenfalls aus „Champagner trinken“ und „Rumtanzen“ bestehen. Glück gehabt also!

Um in die Story reinzukommen, hier mal zwei Sätze:

Bashir, während ein Tablett mit Sektgläsern rumgereicht wird: „Vielleicht ist es für die Vadi ein Lebensmittel?“

Quark, als ein fremdes Volk aus Gamma-Quadranten ein klappriges Gestänge aufstellt: „Wirklich ungewöhnlich! Tatsächlich ein neues Spiel!“ (aus einem anderen Teil der Galaxie? Ja, wirklich unglaublich!)

Ja, als vom Lieben Gott damals Logik und Nachvollziehbarkeit verteilt wurde, stand diese Episode irgendwo am Hintereingang – Marihuana rauchen mit „Spocks Gehirn“ und Voyagers „Der Fight“. Die Liste der Absonderlichkeiten ist endlos: Quark sieht so z.B. gar NICHTS von dem Spiel, außer halt den Spielführer, der auf bewegungslose Aufkleber starrt und einem dann sagt, was gerade „passiert“ ist (quasi ein Rollenspielabend für Leute, die selbst für Würfel, Karten und Regeln zu nerdig sind).

Natürlich müssen dem armen Ferengi daher die „Ereignisse“ des Spiels ständig gesagt(!) werden; trotzdem denkt er aber keinen Moment daran, dass er vielleicht gerade beschissen wird, so wie er es eben noch tat.

Um es kurz zu halten: Für mich ist diese Folge ein bisschen das, was „Die schwarze Seele“ damals für TNG war: Ein ultimativer Rückfall ins frühkindliche Krabbelstadium. Denn eigentlich glaubten wir alberne Rumhüpf-Spielchen von Aliens aus der psychiatrischen Anstalt seit Kirk abgehakt zu haben – doch hier sind sie wieder! Eine Delegation gesichtsbemalter Hornochsen, die trotz Raumfahrt und Erstkontakt nichts besseres zu tun hat, als wichtige Leute der Föderation ungefragt in Horrorspiele zu stecken und sich dann (im durchaus vorstellbaren Kriegsfall) über den Photonentorpedo im eigenen Hausdach zu wundern.

„Oh, es sind … Plastikfigürchen, Fremder? U-und, wenn ich sie in die Hand nehme und mit verstellter Stimme über den Teppich hoppeln lasse, ist es fast so, als würden sie … etwas erleben?“ – „Ja, Quark. Wir nennen das ‚Phantasie‘. Möchten Sie es kaufen?“ – „Klaaar! Hier… Fünf Drilliarden imaginäre Münzen!“ – Zähl bis Gähn: Das Grundkonzept hätte Überarbeitungen bedurft. Und eines Budgets, das mehr als zehn Stellwände, eine Papphöhle und etwas Metallgestänge zulässt.

Einen Doc für den Doc – Bashir ist geistig mehrere Lichtjahre (haha) weit zurückgeblieben und hat den wahren Doktor der Station vermutlich im Luftschacht entsorgt. So brüllt er z.B. mit spastische Zuckungen, um sich selbst aus dem vermuteten Alptraum zu wecken, fasst für den Zuschauer dauernd die Handlung zusammen, während er sich halbtot hustet – und scheint am Ende sogar überfordert damit, dramatisch „getötet“ zu werden.
Alle ein bisschen freilassen? – Statt die Fremden zu beknien, das Spiel zu beenden und alle „Figuren“ frei zu lassen, diskutiert Odo mit Quark, ob der kurze oder der lange Weg gefährlicher wäre – natürlich ohne Grundlage, denn keiner SIEHT ja, ob die Leutchen durch Lava schwimmen oder nur im Darkroom abhängen. Odo scheint jedenfalls hoffnungslos überfordert damit, eine intergalaktische Krise anzudrohen, um drei(einhalb) lebenswerte Leben zu retten.
Quäl bis 10 – Die „Spiele“ sind so spannend inszeniert wie Topfschlagen im Altersheim, wenn nur Leute mit gebrochener Hüfte mitspielen dürfen. Ja, „Alemarin, zähl bis Zehn“ ist nur durch die penetrante Wiederholung des Reims einprägsam, dennoch trotzdem schon der kreativste Einfall. Die anderen „Quests“ begnügen sich damit, Giftgas mit dem ständig hingehaltenen(!) Gegenmittel zu neutralisieren, von einem rumwirbelnden Dingsbums weggebeamt zu werden oder (Tadaaa!) in ein Loch zu fallen.
Erinnereee … diiiich – Trotz der Doofenstory, die ein bisschen an „Hunger Games“ erinnert (= alle für irgendein© bananiges Ziel durch irgendwelche Spielchen jagen), mag ich die Idee doch irgendwie. Eine ähnliche Episode sehen wir bei DS9 aus … Qualitätssicherungsgründen ja nie wieder. Und wenn sich etwas so ins spätkindliche Gedächtnis einbrennt, kann es nicht sooo übel gewesen sein.

„Sehen Sie, das Mädchen tritt auf bestimmte Platten!“ – „Ja, die Platten sind anders und markiert.“ – „Sie sind am Boden. Und ihre Füße sind darauf.“ – „Sie kommt darauf zum Ziel?!“ – „Seht nur! Sie hat Schuhe an, so wie wir!“ – Lange Leidung: Der DS9-Crew beim Lösen von Rätseln zuzuschauen ist ähnlich spannend wie „Candy Crush“ mit nur zwei Steinarten und Quick-Time-Events.


Fazit: Trotz der amüsanten Quark-Momente stinkt dieses „Mensch ärgere dich“ für Holodeck-Verweigerer heutzutage leider ziemlich ab. Schade, denn damals sah ich diese Episode noch als Beweis dafür an, dass mein geliebtes TOS bzw. das (frühe) TNG immer noch nicht tot sind.

Alemarin, zähl bis … zwei von fünf Punkten.

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
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von Klapowski am 03.06.17 in Star Trek: Deep Space Nine

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Kommentare (10)

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  1. Susan sagt:

    Die erste Staffel von DS9 war schon außerordentlich mies. Nicht das ich von der Richtung, die die Serie letztendlich eingeschlagen hat, begeistert war, aber immerhin fand tatsächlich Storytelling statt. Manchmal sogar intelligentes.
    Interessanterweise hat Babylon 5 auch eine ganze Reihe ähnlicher Stinker in ihrem ersten Jahr. Man war wohl teilweise auch nichts besseres gewohnt damals… ;)

    • ted_simple sagt:

      Deep Space Nine war im Vergleich zu TNG und Voyager von Anfang an stark. Man denke nur an die erste TNG-Staffel, in der ein peinlicher Planet nach dem anderen besucht wurde:

      – Der mit den schwarzen (!) Stammesbrüdern, die zudem noch sexistisch waren und nicht glauben konnten, dass Tasha Yar einem anderen Job als „Hausfrau“ nachgeht.
      – Der mit den kinderhaften Edo, die in einer Art Paradies lebten, jedoch Wesley Crusher für das Betreten des Rasens gleich einschläfern wollten, denn für jedes Vergehen, egal welcher Art, gab es nur eine Strafe: den Tod.
      – Der Planet mit den verweichlichten kleinen Männern, auf dem die Frauen das Sagen hatten. Da musste natürlich Riker her, um der Anführerin (in erotischer Hinsicht) die Augen zu öffnen (und die Bluse) und zu zeigen, was ein echter Mann ist.

      Es gab noch ein oder zwei Stories mehr in dieser Art.

      Bei TNG und Voyager war anfangs überhaupt kein Kurs erkennbar. TNG hat die erste Staffel zum Experimentieren benutzt, um auszuprobieren, inwiefern es an TOS anknüpfen kann oder „anders“ sein sollte. Voyager wusste auch überhaupt nicht, wo es hin wollte.

      Bei DS9 hatte man wenigstens den Eindruck, dass die Richtung der Story bereits am Reißbrett geplant war (wenn auch nicht so ausführlich wie bei Babylon 5) und es gibt in der ersten Staffel schon eine ganze Reihe guter (Charakter-)Folgen. Das fängt schon beim sehr guten Pilotfilm an.

      Die hier besprochene Folge 1.09 ist allerdings unterste Schublade.

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    • Klapowski sagt:

      Womöglich war es notwendig, uns am Anfang mit Spiel-, Überraschungs- und Schokolade-Episoden zu ködern? Bajoranische Arbeitslager, gefolterte Oppositionelle, freche Cardassianer, religiöse Irrwege und sture Botschafter sehen wir war demnächst noch häufiger, jedoch schien es am Anfang der Auftrag gewesen zu sein, die Zuschauer nicht gleich damit zu überfordern.

      Und wenn ich mir die Serie „The Expanse“ ansehe, so würde eine lockere Gaga-Folge dem Ding durchaus mal gut tun.

      Lustigerweise hat mich damals „Der undurchschaubare Marritza“ (1.19 – https://www.zukunftia.de/438/star-trek-ds9-der-undurchschaubare-marritza-duet-review/ ), nicht so begeistert wie „Babel“ und das Chula-Spielchen. Vielleicht war die erste Staffel also genau richtig in ihrer Art.

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    • ted_simple sagt:

      Der Zuschauer erwartet zurecht, dass aufgrund des „neuen“ Wurmlochs bei DS9 der Fokus am Anfang auf Entdeckungen liegt. Was für Spezies sind das, die auf der anderen Seite des Wurmlochs leben? Die Lust, ganz neue und frische Alienrassen zu sehen, die irgendwie ungewöhnlich sind (also nichts, was man zuvor bei ST schon gesehen hat), ist erst mal groß. In dem Kontext passt die Episode gut. Die Grundidee mit dem Rollenspiel gefällt mir ja ebenfalls. Nur irgendwie… kommt die Episode nicht auf Storytelling über Kindergartenniveau heraus. Die „Spannung“ ist in etwa die gleiche wie bei einem echten Brettspiel: Durchaus vorhanden, aber nichts, was einen vom Hocker reißt oder irgendeine Art von geistigem Tiefsinn hätte.

      Das ist eine dieser Episoden, die ich aufgrund ihrer Idee mögen möchte, die in ihrer Ausführung aber ziemlich flach fallen. Die Schreiber hätten irgendwie (mindestens) eine zusätzliche Tiefenebene einbauen sollen. Die Episode „Babel“ fand ich da schon runder.

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    • Susan sagt:

      Also ich weiß nicht… als „von Anfang an stark“ würde ich DS9 nicht unbedigt bezeichnen. Es erscheint mit vielmehr so, als ob die Macher die ersten Staffeln über nicht so recht wussten, was sie mit ihrem eigenen Setting anstellen sollen. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem das Star Trek-Franchise, vom „Worldbuilding“ her schon sehr ausgearbeitet war.
      Bei den ersten TNG Staffeln bin ich da gnädiger. Das war noch eher TV-Neuland, das man da betreten hat. Wohl für alle Beteiligten; nicht nur die Zuschauer.

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    • ted_simple sagt:

      Aber Erklärungen wie „TNG konnte nicht besser sein, weil alles neu war“ bzw. „DS9 HÄTTE besser sein sollen, eben weil das ST-Universum schon etabliert war“ ändern nichts an der tatsächlichen Qualität der Folgen. Ich finde es schwierig, solche Abwägungen zu berücksichtigen. Wenn ich TNG sehe, dann sehe ich einen linearen Anstieg der Qualität, mit einem leichten Abfallen in der sechsten/siebten Staffel (wobei das Finale hervorragend war). Bei DS9 gab es auch einen kontinuierlichen Anstieg der Qualität, nur war hier meiner Meinung nach der Winkel viel flacher. Die erste Staffel begann auf einem höheren Niveau als TNG, die letzte endete jedoch auf einem niedrigeren Niveau als TNG (d.h. insgesamt eine weniger starker Veränderung). Vielleicht ist es übertrieben, zu sagen, dass DS9 „von Anfang an stark war“. Aber im Vgl. zu TNG und Voyager fand ich es schon besser als deren erste Staffeln.

      Den Eindruck, dass die Macher von DS9 nicht wussten, was sie mit dem Setting anstellen sollen, habe ich eigentlich nicht. Das ist später die Crux von Voyager. Ich sehe es eher wie Klapowski, dass es in den ersten beiden Staffeln einige „Fun“-Episoden geben musste, bevor uns die schwerer verdauliche Hauptstory vorgesetzt wurde. Aber der Meinung muss man nicht zustimmen.

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    • DerBeimNamenNennt sagt:

      Das bringt mich zu einer interessanten Frage:
      Versagt B5 in den ersten Staffeln eigentlich genauso wie DSN?

      Die Frage kann ich nicht beantworten.
      Meines Erachtens sind die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Serien enorm.

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    • Susan sagt:

      Es gibt einen Artikel auf Memory Alpha (http://memory-alpha.wikia.com/wiki/Dominion „Origins“), wo ziemlich klar gesagt wird, das man man in der 2ten Staffel erst angefangen hat, darüber nachzudenken, was man mit dem Gamma Quadranten eigentlich anstellt und sich dann das Dominion ausgedacht hat, das „as scary as any villains you can possibly find“ werden sollte. Also für mich spricht das nicht dafür, das man von vornherein wusste, wie die Serie enden sollte. Wahrscheinlich waren die Cardassianer erstmal als Hauptantagonisten gedacht. Aber die haben alleine nicht so gezündet.
      Das ist ähnlich wie die Anfangsphase von TNG, wo man auch erstmal die Ferengi als Gegner aufbauen wollte. Hat ja auch „super“ geklappt ;)
      Ich schätze, es war damals einfach die Arbeitsweise der Drehbuchautoren bei Star Trek, mehr oder weniger „auf Sicht“ zu schreiben. Bei Babylon 5 waren ja die allermeisten Folgen von JMS geschrieben (auch die miesen Alien/Gefahr-der-Woche Episoden) und die ganze Serie durchgeplant. Ich finde, das zeigt sich schon. B5 wirkt kohärenter. Bei DS9 habe ich oft den Eindruck, dass man irgendwann noch einen und noch einen draufsetzen wollte.

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    • ted_simple sagt:

      Okay, dann muss man die erste Staffel klar von der zweiten unterscheiden. Was mir den Eindruck verschafft hatte, dass DS9 „aus einem Guss“ ist, ist das Figurenensemble. Bereits in der ersten Staffel gibt es einige gute Charakterfolgen, selbst Charaktere wie Garak – die in der späteren Story eine Rolle spielen – werden eingeführt und Odos Herkunft aus dem Gammaquadranten wird in einer Folge thematisiert („Vortex“) sowie sein Sinn für Recht und Ordnung. Dieser Drang zur „Ordnung“ ist dann ja später auch ein wichtiges Merkmal der Gründer des Dominions.
      Aber es stimmt schon, die zweite Staffel ist ein Stück besser als die erste. Ich habe gestern nochmal zwei Folgen aus der zweiten Staffel gesehen und kann den Eindruck bestätigen.

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  2. Cronos sagt:

    Damals fand ich die Folge ganz gut. Eine lockere Folge zwischendurch eben. Heutzutage würde ich so eine Folge wahrscheinlich nicht zuende schauen sondern wegzappen und irgendeinen anderen Unsinn ansehen.

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