Star Trek DS9 – 1.04 – „Babel“ Review
Komisch, immer wenn ich an die erste Staffel denke, fällt mir recht schnell diese Episode ein. Zusammen mit Q und irgendwas mit besoffenen Märchenfiguren. Und ich erinnere mich auch verschwommen, dass ich diese Folge damals sehr kreativ und spannend fand. Aber gut, wir hatten ja damals nur TOS und TNG und somit „erst“ 182 verschiedene „Crew wird komisch krank“-Episoden. Übrigens ein Konzept, das durchaus den vierten Chris-Pine-Trekfilm tragen könnte: Zwei Stunden lang Magen-Darm. Wäre sicherlich eine Verbesserung?
Ein Virus, das die sprachliche Ausdrucksfähigkeit verwirrt? DAS nenne ich mal aktuell in Zeiten von Facebook und YouTube!
Ja, die Grundidee war wirklich sehr schön. Eine der besten der gesamten Staffel. – Mit ein bisschen mehr Kreativität hätte man wunderbar zeigen können, wie langsam das Chaos ausbricht, Aliens auf der Station in Streit geraten, Bashir und Dax im Labor aneinander verzweifeln – und am Ende in der Kiste landen, um sich nonverbal die richtigen Antikörper-Moleküle in die Haut zu kneten.
Doch stattdessen herrscht große erzählerische Langeweile: Nach drei unverständlichen Sätzen („Ich werde dafür sorgen, dass dieses Problem ein Nasenfahrrad bekommt. – Ups?!“) landet eine Hauptfigur nach der anderen auf der Krankenstation, wo sie dann hilf- und arbeitslos abhängt. Geschüttelt von ein bisschen Fieber, damit der nahe Tod auch für den Zuschauer greifbarer erscheint. Hier fiel den Autoren einfach nichts ein, wie man mit un(/um)strukturiertem Gebabbel eine strukturierte Geschichte erzählen könnte. Lieber ließ man ein paar Figuren außen vor (Odo und Quark sind nicht betroffen), damit sie in der üblichen B-Story rumpopeln können. Tja, Raumschiffe explodieren eben immer noch eindrucksvoller als schlaffe Neuronen…
„Laufmasche! Erdbeerjoghurt auf Numerus Clausus! Kaffeebohnentango!“ – „Oh Gott, er ist wirklich sehr verwirrt!“ – „Nicht unbedingt, Major. Auf dem Planeten Numerus Clausus feiern die Bewohner jährlich mit Kaffeebohnentangos die schönste Laufmasche!“ – Das All der unbegrenzten Möglichkeiten: Bei Hunderttausend bewohnten Planeten fällt es manchmal schwer, Wahnsinn von Allgemeinwissen zu unterscheiden.
„Ah, ihr Doktor hatte ja schon den neuen Treiber für die Universaltranslatoren vorbereitet. Damit können wir die Probleme beheben.“ – „Aber … wir reden doch von einer Krankheit, oder nicht?“ – „Nö. Ihr Patient Null, Mister O’Brian, hatte nur alle mit seinem irischen Dialekt verwirrt. Der Rest war Massenhysterie.“ – Seuchenschlumpfbehörde: Im Ernst, dieser erdachte Dialog ist auch nicht mieser als das reale „Ah, Gegenmittel schon gefunden. Wann fährt der nächste Bus nach Bajor?“…
Auch will mir die Strategie hinter der Verbalfäulnis-Krankheit nicht ganz einleuchten. Was wollten die Bajoraner damals mit dieser Gelalle-Falle bewirken? Denn würde der Virus nur die Cardassianer auf der Station befallen (und fröhliche bajoranische Gulag-Bewohner verschonen), wäre das Ganze weitaus sinniger als das, was in dieser Folge passierte. Die Entwickler dieser „Waffe“ gingen schließlich auch das Risiko einer Verbreitung auf den nahen Planeten und Monden ein.
Kein Wunder, dass die grobdenkenden Gebets-Kerlchen ansonsten mehr auf den simplen Knalleffekt von Bomben vertrauten. DAS ist nämlich die Sprache, die jeder versteht!
Fazit: „Potenzial auf grüner Wiese welk! Grüne Wiese welk!“ – Trotz frischer Idee verläuft die Geschichte schnell im Sande. Am Ende wird einfach der zuständige Forscher hochgebeamt, damit er das Gegenmittel entwickelt. Ähnlich spannend wie meine reale Hammerstory von vor ein paar Wochen: „Klapo war krank, ging zum Arzt – und wurde gesund!“ – Auch ein echter Knüller, oder?
Stimmt. Bei dieser Episode muß ich auch immer weinen, weil sie mir irgendwie als Auftakt von DS9 in Erinnerung geblieben ist und das jetzt auch schon wieder 23 Jahre her ist (WAAAHHH!). Nachdem es mir vergangene Woche nach 13 Jahren erstmals gelungen ist, fehlerfrei abspielbare DS9-DVDs zu kaufen (Versuch Nr. 3), konnte ich die Folge auch erstmals zu Ende schauen.
Wenn sie nicht mehr sprechen können, wieso nehmen sie dann nicht Bildchen usw?
Die Frage scheint mir falsch gestellt zu sein. Vielleicht wollten die Autoren uns damit sagen, dass die Teile des Gehirns, die für Sprachverarbeitung zuständig sind, auch durch dieses Virus ausgeschaltet werden.
Sprache und Denken. Sprache und Logik usw. Das ist ja durchaus ein Thema, an denen sich Generationen von Wissenschaftlern, Philosophen, Philologen und sonstige Leute abgearbeitet haben. Die Folge bleibt da relativ schwach im Vergleich.
Wie gesagt: Die ersten Folgen von DS9 taugen noch nicht viel.