Star Trek DS9 – 1.03 – „Die Kon-Mahr“ Review
Und noch eine DS9-Episode aus dem Kader der ersten Staffel. Schade nur, dass das Sehvergnügen massiv eingeschränkt wird, wenn jede Actionszene wie eine graue Schuppenflechte aussieht – mit drübergestreuten Pixeln, vor allem auf meinen (zuerst) ausgewählten Screenshots. Trotzdem würde ich gerne damit fortfahren, ab und zu ein Review einzustreuen. Denn „Star Trek Discovery“ muss ja anscheinend selbst erst von den Produzenten discovert werden – und solche spektakulären Expeditionen dauern nun mal eine gewisse Zeit.
Armes kleines Statiönchen! Kaum sind die Cardassianer abgezogen, ziehen sie auch schon wieder (die Fehdehandschuhe) an – man fragt sich ernsthaft, wieso sie einen Sektor verlassen haben, um dann jede Woche stinkwütend gegen die Mauer der Föderationsbotschaft zu pinkeln. Und jetzt soll auch noch ein bajoranischer Freiheitskämpfer ausgeliefert werden, der nicht nur ein alter Freund von Kira ist (passiert in globalen Untergrund-Armeen sehr häufig), sondern auch noch eine strunzlangweilige Nebenfigur, wie mit der Schablonenscheibe zurechtgedreht. DEN würde ich sogar an der Pinnwand neben der Supermarktkasse zur Herausgabe anpreisen: „Irgendein Terrorist gesucht, der auch Ihre glorreiche Nation beleidigt haben könnte? Brauchen Sie einen Sündenbock? Nehmen Sie Norbert McNebendarsteller!“
Natürlich glaubt Kira anfangs, dass der Manne sich gebessert hat, was für zwei Dialoge sorgt, die leider allzu oberflächlich verlaufen: „Bomben – böse. Stationsvorsteherin sein – gut. Feuer – heeeiß!“ – Da kann jeder Verfassungsschützer spannenderes Zeug vom letzten Flurgespräch erzählen, wetten?
Immerhin verlässt sich die Episode nicht auf den einen Gähn-Plot, sondern mischt – wie immer – noch alle anderen Hauptfiguren dazu, um die Serienprämisse weiter zu etablieren. Und so fühlt man sich fast wie in der Sketchparade „Ladykracher“, nur mit weniger Ladys und kaum Humor.
„Mensch, John! Die Cardassianer warten auf deine Auslieferung! Warum?“ – „Ich … ich … arbeite für … für die … Deutsche Post.“ – „Ach so, DIESE Auslieferung.“ – Die Dienstuniform in Form alter Brandmale und Schuppenflechten hätte dem Major gleich auffallen müssen.
„Doktorchen, ich verspreche ihnen, dass ein kräftiger Zug an diesem Zeigefinger eine Neutroniumbombe in meinem Quartier zur Explosion bringen wird!“ – „G-Garak! Was wollen sie denn von mir?!“ – „Die Rückgabe meines James-Bond-DVD-Box wäre ein Anfang.“ – Zug um Zug: Manchmal beginnt eine wunderbare Freundschaft damit, nur etwas langsamer zu gehen, wenn man den üblichen Verrückten in der Fußgängerzone ausweicht.
Alles in keinem ist das eine jener Episoden, wie es sie wohl auch zu Beginn geben musste: Eine Politik-Erklärbär-Folge. Doch Sisko als Mama Merkel, Kira als Terroristenversteher Otto Schily und Bashir als irgendeinen Laberkopp von der FDP, das ist natürlich nichts für jedermann.
Fazit: Die moralischen Probleme sind so übersichtlich, als hätte ein Ordnungssüchtiger sie fein säuberlich vor sich hingestellt. Aber Garak, der Cardassianische Captain und die Duras-Schwestern geben der bombenstimmungslosen Bombenstory doch noch den gewissen DS9-Effekt mit. Man lernt schnell, dass man manche Arschgeigen hier nur loswird, indem man sie 7 Staffeln lang wegen Lapalien vor das Amtsgericht schleift.
Ah ja, Garak. Das war mal ein wirklich interessanter Charakter. Ich fand den damals immer toll.
Die ersten Staffeln von DS9 sind, wie auch die von TNG, eher schwach. Das ist bekannt.
Natürlich hätte man aus der Story mit der Besatzung, den Widerstand und den ehm. Kämpfer, der in das Unrechtsregime von Cardassia ausgeliefert werden soll, viel mehr machen können. Wird wohl auch an der damaligen Zeit gelegen haben (Nientiees!), dass man sich darum nicht weiter kümmerte. Heute wäre das die Story der ganzen ersten Staffel…
Mensch Klapo, wenn du dich schon für die neue Dosis Serien-Trek warmläufst, wieso dann in letzter Zeit immer diese knappen Kurz-Rezensionen mit einem Hang zu rückblickender Wohlfühl-Milde?
Wo bleibt die alte Schärfe? Nur weil die Rebootfilme Murks waren, sollte man dieses bräsige Stück 90er-Trek nicht mit Samthandschuhen anfassen. Ich verwette meine alten Gummiohren darauf, dass diese Folge noch vor zehn Jahren keine zwei Sterne eingefahren hätte! Sie enthält doch bereits alles, was die frühen Staffeln von DS9 so unerträglich gemacht hat:
Unglaubwürdiges und konstruiertes Setting: Eine zweitklassige Sternenflotten-Crew auf einer ehemals cardassianischen Station in bajoranischem Besitz, außerhalb der Föderation. Weshalb nochmal und mit welcher Funktion?
Die Bajoraner: Klischee-Volk mit Hang zur Theokratie, das von Anfang bis Ende nur über seine Religion und seine Besatzungsvergangenheit definiert wird. Seine Volksgenossen existieren nur als Priester, Widerstandskämpfer, Opfer oder beides, was einem ständig aufs Brot geschmiert wird. Sisko ist nach seiner Ernennung zum „Abgesandten der Propheten“ (sind Propheten denn etwas anderes als Abgesandte?) regelrecht besessen von diesem Planeten und seiner Kultur. Da zeigt uns TNG noch eine Welt des aufgeklärten Empirismus und der Wissenschaftlichkeit und DS9 macht religiösen Obskurantismus zu einem vermeintlich erstzunehmenden Serienphänomen. Unter dem Deckmantel der föderierten Toleranz macht Sisko bei dem Quatsch sogar mit, anstatt wie Picard („Der Gott der Mintakaner“) so schnell wie möglich abzuhauen bzw. seine Versetzung zu fordern.
Cardassianer: Militaristische Zyniker mit hässlichen Raumschiffen. Als stetige Bedrohung in der Hinterhand geführt, aber nie zu robust auftretend, weil die Station nur über drei Shuttles verfügt. Wie sie die Kontrolle über Bajor verloren haben, erfährt man nicht, warum sie den Planeten nebst Station nicht einfach wieder zurückerobern, auch nicht. Also Drohgebärden am Bildschirm, in denen die Cardis das androhen, was sie erst in vier Staffeln tun werden: Eine Station ohne größeren Nutzen einzunehmen.
Jadzia Dax: Attraktive, intelligente Traumfrau der Serie, deren starke Weiblichkeit (und Geilheit) durch ihre Trill-Mitidentität als klingonischer Zähneeinschläger ständig relativiert werden sollte. ST war damit endgültig im Zeitalter der postmodernen Gender-Fluidität angekommen, und damit das alle auch kapierten (was natürlich niemand tat), nannte Sisko sie selbst dann noch „Alter Mann“, als sie schon längst mit Worf ins Bett ging. Dieser Pseudo-Transgender-Charakter gilt noch heute zurecht als die beste weibliche Figur von ST. DS9 versuchte jedoch ständig, das nicht hervorzuheben.
Klingonen: Figuren aus der ersten Liga, die uns daran erinnern sollen, dass dies alles im selben Universum wie TNG spielt und DS9 dennoch irgendeine Relevanz hat. Die Duras-Schwestern dienen als solche Anknüpfpunkte, da TNG unglücklicherweise parallel ausgestrahlt wird und die beiden dort als Schurkinnen gelten.
Kira & Terrorismus: Kira ist Bajoranerin, und da diese wie immer weitestgehend homogensiert sind (und Bajor ein Kaff ist), wird sie entsprechend charakterisiert: Radikal, nörglerisch, hasserfüllt, religiös. Natürlich kennt sie jeden Untergrundkämpfer persönlich und hasst die Cardassianer. Mehr braucht es nicht.
Nach fünf Folgen hab ich diesen dumpfen Quark bei der Erstausstrahlung abgeschaltet … Später, beim Krachbumm, konnte man wieder einschalten. Viel hatte man nicht verpasst, nur Jake Sisko war groß geworden und hatte sich zu einer Art Wesley ohne Abitur entwickelt. Zwei Staffeln lang eine dröge Exposition, die folgerichtig zu mehr Action führen musste – siehe Einschaltquote.
Lass dir also wieder Zähne wachsen, Klapo, und sichere dir wieder stus.de!
Danke für diesen nobelpreisverdächtig ausgearbeiteten Text! – Zumindest nach den neueren Internet-Kommentarfeld-Standards nach ISO 7030 (= YouTube-Beleidigungsstandard).
Ja, nicht mal mit Hitler hast du mich verglichen!
Ich muss dich bezüglich meiner angeblich fehlenden Enttäuschung enttäuschen: Bis auf einige wirklich seeehr merkwürdige Dinge in den letzten Staffeln und Folgen (= „Ein Antiprotonengenerator kann niemals kleiner als ein Antimaterieinduktor sein!“) fand ich DS9 (fast) immer sehr unterhaltsam. Für mich gilt: Wer über zu religiöse Bajoraner schimpft, deren Kuhkaff-Planeten und das seltsame Verhalten der Cardassianer, für den dürften alle anderen Trek-Serien nahezu unguckbar sein.
Bei Star Trek war es schon immer so, dass ein GANZER Planet nur aus Religiösen, Terroristen, Kriegstreibern oder Marmeladeherstellern besteht. Und auf jedem Kontinent wurden stets dieselben Schlafanzüge getragen und an EINEM einzigen Tag in der Woche (wenn gerade nicht gedreht wurde?) in die Wäsche gegeben.
Doch gerade, weil das seit TOS immer so war, war man mit Bajor eigentlich schon ganz gut beraten. Dort gab es da wenigstens Streit UNTER den religiösen Fanatikern („Ich bin fanatischer als du!“ – „Nein, ich bin viel toleranter als du!!“), dazu 3 bis 4 Minister mit wechselnder Agenda und den einen oder anderen kindgerechten Holocaust. Für ein Franchise, das davor (und danach) meist mit Pappgefahren neben Pappfelsen zwischen Pappnasen aufwartete, war das schon ganz hohe Kunst.
Und ich finde auch, dass es vom Doofigkeits-Faktor schon viel richtig macht. Die neueren SF-Serien wie „Expanse“, „Stargate Universe“ und „Man In a High Castle“ sind ja durchaus geeignet, schwerste Depressionen hervorzurufen. Bei DS9 hat man zwar unterdrückte Völker, zwischendurch aber auch lustige Momente und Einzelepisoden. Klar, optisch und von der inhaltlichen Ausarbeitung her erreicht vieles nicht „Breaking Bad“-Qualität, aber wenn man sich die „Logik“ der letzten drei Filme ansieht, relativieren sich bereits viele Kritikpunkte – bis sie auf Fliegenpups-Niveau zusammenschnurren.
Und das ist ja auch der Grund für diese Kurz-Reviews hier: Alles etwas geradezurücken, alte Bärte gegen neue Gummiohren zu tauschen, abzuwägen, sich neu zu eichen. Denn nur, wer sich noch mal DS9 angeschaut hat, um es mit etwas Voyager und Enterprise zu würzen, darf später seriös behaupten, warum „Discovery“ überbewerteter Müll (oder der neue Goldstandard) ist.
Gut pariert, Klapo. Die Seite ist ja tatsächlich wieder unter „stus.de“ erreichbar. War das nicht mal anders? Oder war nur st-enterprise.de abgestoßen worden?
Wie bei jeder Star Trek Serie war auch bei DS9 viel Schrott dabei und die außerirdischen Kulturen wirken völlig eindimensional. Aber ist das in aktuellen Serien wirklich anders? Z.B. das angeblich so komplexe Game of Thrones? Die Dothraki sind alle halbnackte Wilde, die den ganzen Tag nur fressen, saufen und vögeln. Dornische Frauen lieben ihre Brüste und ihre Messer. Die Männer des Nordens sind alle die edlen Guten, während im Süden nur Mißgunst und Intrigen herrschen. Die Eisenleute sind alle fiese Möpps. Die weißen Wanderer ausschließlich und grundlos böse. Diese Vereinfachungen und Typisierungen sind aus dramaturgischen Gründen notwendig. Wenn man jede Partei einer Geschichte in ihrer ganzen Komplexität beschriebe, wäre das für den Leser/Zuschauer totlangweilig.
Man will ja auch nicht wissen, daß der böse Wolf privat ein liebevoller Familienvater mit Kastaniensammlung ist. Und bei einer dornischen Frau will ich ihre Brüste sehen und ihr nicht beim Topflappenstricken im Parteirat der örtlichen Frauenbewegung zuschauen. Eine Dramaserie ist schließlich keine ZDF-Doku. Ich räume allerdings ein, daß sich SciFi-Serien besonders schlecht für Vereinfachungen eignen, weil es in Anbetracht der ethnischen und kulturellen Komplexität unseres eigenen Planeten total unglaubhaft ist, daß auf anderen Welten stets maximal 2-3 Völker und Staaten existieren, in der Regel aber planetenweit die gleiche Kultur herrscht. Kennst Du einen Klingonen, Vulkanier, Romulaner, etc., kennst Du alle.
Okay, es ist richtig. Von allen Trek-Serien ist der Umgang mit Religion in DS9 am Positivsten. Zumindest tendenziell.
Aber dafür haben wir in DS9 auch am Deutlichsten eine scharfe Kritik an Religionen zur Machterhaltung:
– Die Vorta und Jem’Hardar sehen in den Gründern lebende Götter. Und diese fanatische, ihnen genetisch zum Machterhalt eingegebene Irrglaube ist Teil des Problems, das die FED mit dem Dominion hat.
– Es gibt auch auf Bayor negative Aspekte der Religion dargestellt: Kastenwesen, intoleranz usw.
Was bei DS9 sehr, sehr positiv auffällt, sogar im Vergleich zu heutigen Serien: Die fremden (freilich fiktiven) Kulturen werden differenziert dargestellt. Die Klingonen sind nicht einfach Bösewichte oder Leute, die nur auf die Ehre aus sind, sondern die Klingonen haben aufgrund ihrer Krieger-Ethik ein Problem damit, sich in die friedliche gegenwart der damaligen Trek-Welt einzugliedern.
Die Ferengie werden zwar angemessen lächerlich gemacht, aber man entwickelt so eine Art Verständnis für ihre Kultur und es findet eine Entwicklung statt.
Meine These wäre: DS9 hat sich am
– umfassendsten mit den Kulturen im Trek-Universum befasst.
– diese am differenziertesten Dargestellt
– ihre Vertreter auch tatsächlich als Charaktere dargestellt (Nog geht zur Sternenflotte, Worf geht zu den Klingonen, Quark macht eine gewaltige Wandlung durch)
– die darstellung ist vergleichsweise am Realistischsten.
Bei TNG waren die anderen Kulturen nur eine Karrikatur einer bestimmten menschlichen Eigenschaft, hat jemand mal geschrieben. Das ist nicht ganz fair, aber man kann zu dieser Überzeugung kommen.
Da ist DS9 reifer.
Moooment.
So schnell schießen die Preußen dann doch nicht.
Jede ST-Serie hatte nach TOS ihre eigene,
noch nicht dagewesene Prämisse.
TNG
Die Welt, das Universum und der ganze Rest NACH Kirk.
Und die Borg.
DS9
Politik und Esoterik auf einer fest installierten
Raumstation.
Und die Ferengi!
VOY
Rückweg mit Hindernissen
Und Quotenfrau.
ENT
Was war eigentlich vor Kirk so los?
Und Frotteefratze.
Die Serie MUSS also was haben, was neu ist.
Sonst würde sie nicht DA sein.
Oh, hallo Herr Prof. Kant.
Darf ich ihre Tasche tragen?