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Black Mirror, Staffel 3 – Kritik zu den Folgen 4 – 6

Black Mirror, Staffel 3 – Kritik zu den Folgen 4 – 6

Hömma! Keine Kommentare zu den letzten drei Black-Mirror-Episoden? Auf einer SF-Seite wirkt das so, als würde man in eine Autowerkstatt gehen und den Mechanikern sagen: „Nää, dieses vierrädrigen Höllenfahrzeuge sind eher was für die jungen Leute.“ – Aber noch gebe ich nicht auf und fordere weiterhin von Netflix meine 1.120 Euro für die permanente Werb… – fordere weiterhin, diesem Juwel eine Chance zu geben. Und sei es auch nur die, sich nach den mittelfiesen ersten 3 Staffelfolgen zu verbessern.

3.04 – San Junipero

Die Episode, die mich am nachhaltigsten beschäftigte. Dabei sah es am Anfang ganz nach einem wirren Rohrkrepierer aus: Zwei Mädels lernen sich in einer Disco kennen, die eine flippig und cool, die andere ein Mauerblümchen. Sie verlieben sich so halb, machen Verliebte-Mädchen-Sachen miteinander und gehen dann getrennte Wege. Über mehrere Jahrzehnte. Ohne älter zu werden. – Hä?

Während einem noch Zeitreisegedanken im Kopf herumschwirren, man in allen Ecken nach Doc Brown sucht und frustriert glaubt, dass es „nur“um das Verhältnis der beiden zueinander geht, übersieht man, was das eigentliche Thema ist: Das Älterwerden in der Zukunft, bzw., was das bedeuten könnte. Was als normale Lesben-Folge im Hippster-Viertel der 70er, 80er und 90er beginnt (und in den besten von heute!), gewinnt am Ende eine rührende Tragik/Romantik. Nennen wir sie mal „Tramantik“.

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„Ja, wir lieben uns, sind beste Freundinnen und wollen es immer bleiben. Noch Fragen?“ – „Ja. Könnten sie kurz zur Seite rücken? Ich bin vom Wartungsdienst und soll unter ihnen einen SciFi-Plot installieren.“ – Liebe kennt keine Zeit, kein Alter, kein Geschlecht und auch keine begründeten Werturteile, was grässliche Brillengestelle angeht. – Pfui … äh, Hui Bah!

Die letzten 10 Minuten ließen mich berührt zurück, und ich fragte mich, ob das Gezeigte nun Hölle oder Himmel ist – was auch dem dröhnend (aber durchaus passend) eingespielten Popsong geschuldet ist: „Heaven is a place on earth“. Ja, isser das wirklich?

Fazit: Eine Episode, die erst am Ende ihre Qualitäten offenbart, wenn man gedanklich zurück geht und überlegt, ob die Erlebnisse toll genug waren, um diesen Schluss zu verdienen. So heterogen mögen wir den ollen Schwarzspiegel auch bei Homothematiken am liebsten!

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3.05 – Männer aus Stahl

Jedes Wort über diese Geschichte wäre geeignet, dem Spoiler die Sporen zu geben, von daher fahre ich mal bedeutungsschwanger mit mit der Smartphone-Kante vor meine Lippen und zische „Pssss…“. Denn zu Beginn scheint die Episode nicht sehr mirroresk zu sein: Wir sehen Soldaten, die eine Mutanten-Invasion aufhalten und sich hierfür wenig aufregender Mittel bedienen – die Kulissenbauer der Episode mal eingeschlossen, denn Showwerte oder bahnbrechendes Design gibt es trotz Future-Krieg eher wenig zu sehen.

Erst später erfahren wir, in welche Richtung der Hauptdarsteller gestoßen wird, von dem wir – teilweise plotbedingt – nur oberflächliche Hintergrundinfos erfuhren. Oder, wie Trump es ausdrücken würde: „He’s boring. I don’t like him. He’s not terrific.“ So schlimm ist es zwar nicht, aber die persönliche Note und das „Worldbuilding“ (wieso gibt es dafür kein deutsches Wort?) leiden etwas unter dem notwendigen(?) Aufschieben des Schlusskniffs.

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„Ich wollte immer Soldat sein. Etwas verändern, den Menschen helfen. Doch dann stürzten BEIDE Hubschrauber der Bundeswehr ab und der Verein wurde dichtgemacht. Wen soll ich denn jetzt erschießen, wenn der Russe nicht kommt?“ – „Oh Gott, er hat wieder seine Dystopie-Schlaflosigkeits-Attacke. Holt einen Sanitäter!“

Falsch macht die Episode angesichts der Prämisse wenig, doch die Staffel eins und zwei waren noch etwas „deeper“. Da ergaben sich ein paar mehr Gedankengänge, die sich manchmal in Grautönen (Greytones?) auflösten, wenn überhaupt. Hier jedoch ist schon klar, dass das Gezeigte unmoralisch und verkommen ist, unser Fernseher einen satten Satz heißen Speichels verdient.

Fazit: Sehr fokussierte Edel- bzw. Schädel-Dystopie, die nur funktioniert, weil es später diese bestimmte Auflösung gibt. Hätten wie am Anfang einen Wissenschaftler gesehen, der alles in den ersten zehn Minuten erklärt, so hätte man Zeit für tiefere Einblicke gewonnen. Klar, das wäre erzählerisch natürlich schwieriger gewesen, aber hey: „Schwieriger Zuseher“ ist ja auch mein zweiter Vorname.

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3.06 – Von allen gehasst

Diese Episode lässt mich ebenfalls etwas gespalten (2x Daumen hoch, 1 x Daumen runter) zurück. Ist die Grundidee (Facebook-User töten durch Shitstorms unabsichtlich Leute) noch gut, die Umsetzung technisch solide, 1-2 Nebenideen Summa Summarum äh… angenehm… summend, so bleibt zwei Wochen später nicht viel vom Guckgefühl zurück. Die Kommissare trampelten halt durch Save-Häuser und Kommandozentralen, ließen sich den Plot stellvertretend für den Zuschauer erklären und sahen mehrmals zu, wie sich besoffene Normalos per unsympathischem Tweet aus dem Leben kicken.

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„Und sie züchten hier drin was? Internettrolle und Verschwörungstheoretiker?“ – „Ja. Die Nährlösungen verteilen einmal am Tag das Bilderbuch ‚Warum die Erde flach ist‘ in den Reihen, wonach dann alle Anwärter mit Putin-Nacktbildern entspannen können.“ – „Ist das denn nicht gefährlich?“ – „Nur für ungeimpfte Reptilienmenschen, Gnädigste.“

Eine gute Idee, die aber nicht auf Spielfilmlänge(!) hätte gestreckt werden müssen. Die Stimmung ist kühl, die Gerichtsverhandlung, aus der die Handlung als Rückblick erzählt wird, relativ überflüssig, die Handlungsanreize des Bösewichts nicht ganz klar.

Dass er auch Unschuldige opfert, um die Fieseren zu bestrafen, sehe ich noch ein; ein bisschen mehr als eine Szene, in der er seine Sachen packt und auf die Straße geht, hätte ich aber gerne erfahren. – Ist er als kluger 10-Jähriger zu oft in Foren als „pubertierender 14-Jähriger“ verhöhnt worden? Angeborene Twitter-Allergie? – Hier ging die grundlegende Idee, nämlich Mord durch Social Media, vor allem anderen.

Fazit: Eine solide Episode, die tut, was sie soll – nämlich die Möglichkeiten eines „Black Mirror“-Kinofilms von 90 Minuten weiter ausloten. Jedes Meckern an dieser soliden Umsetzung wäre Nitpicking, aber im kollektiven Kultgedächtnis wird die Story niemals auftauchen. – Hashtag Dasdingistzulang.

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von Klapowski am 07.12.16 in Serienkritik

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Kommentare (10)

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  1. Re-Saulus sagt:

    Hallo Klapo.

    Es gibt lediglich zwei Möglichkeiten, weswegen keiner antwortet.

    1) Langsam gehen SiFi-Fans einfach tot.
    2) Diese neuen coolen Serien gibt es nur auf Netflix oder anderen Plattformen, also nicht im Fernsehen.

    Und wenn es sie dann endlich zu kaufen gibt, kosten sie 33, 50 € pro Staffel.

    Überschätze das Netz und die User nicht.
    Sehr wenige KENNEN Netflix überhaupt.
    Kaum einer „hat“ es.

    Nur meine Theorie.
    Vielleicht gucken sie auch grade alle STAR WARS.

    Heimlich, im Netz.

  2. Cronos sagt:

    Quatsch. Wir sind einfach nur faul. ;)

  3. G.G.Hoffmann sagt:

    Ach, das ist eine SF-Serie? Das muß aber doch auch gesagt werden! Könntest Du nicht lieber wieder Serien reviewen, die Deine im Schnitt 41,3 Jahre alten Zuleser auf VHS haben? Streamen finde ich doof. Man will doch auch liebevoll die Packung streicheln und ein paar Hatekommentare über die unmöglichen „FSK-Flatschen“ auf dem Cover loswerden. Dabei bin ich doch schon total hip und habe in den letzten Wochen jeweils auf Bluray geschaut:

    Game of Thrones, 6. Staffel
    True Detective, 1. Staffel
    House of Cards, 4. Staffel

    Und nix, zu dem ich meinen Senf geben könnte, wird hier besprochen. Und bei „Ernies Sternenflotten ABC“ stehen auch noch die Buchstaben R bis Z aus. Aber davon abgesehen finde ich das reduzierte Updatetempo altersangemessen. Dann hat man wenigstens Zeit, endlich mal einen Kommentar zum Review vom 13.03.2007 zu verfassen.

  4. Klapowski sagt:

    Ach, das glaube ich alles nicht. Wir reden hier von einer Webseite (dieser hier), auf der früher 2 Stunden nach der Veröffentlichung und „Stargate Universe“ oder „Enterprise“ die ersten Forderungen nach einem Review eintrudelten. Und da gab es die Dinger auch nur mit 500 x 400 Pixeln im Netz, in Englisch, und dazu oft nicht mal mit Untertiteln.

    Und das illegal.

    Da würde ich mal vermuten, dass NETFLIX, das von SPIEGEL ONLINE bis hin zum Kaffeekränzchen meiner Mutter bekannt ist, verbreiteter sein dürfte.

    Also ICH spare mit Amazon Prime und Co. seit zwei Jahren extrem viel Geld, seitdem ich nicht mehr alle paar Monate abgemahnt werde.

    Und DVDs in den Schrank stellen? Hör mir auf!

    Damals alle TOS-Folgen in der Remastered Edition für den Gegenwert von einem Jahr Streaminggebühren zugelegt, und heeeeute sind die plötzlich in HD auf Amazon Prime verfügbar. Okay, das hilft keinem, der eine DSL-1000-Leitung auf dem Land hat, aber ICH gucke manchmal parallel Voyager und DS9 (Netflix, SD) auf Netflix, während ich mir nebenher noch Kirk in 1080p gebe. Man muss sich ja mal was gönnen.

    Kurz gesagt: Der Grund, warum Black Mirror nicht kommentiert wird, ist einfach der, dass diese Webseite überflüssig wird. Jeder kann auf Facebook mit wenig Aufwand den „Klapo“ machen (Hoffmann, Sparki, Cronos, BergH, ect…), was das Review-Angebot an sich schon vermillionenfacht. Vom Dünnpfiff-Faktor gar nicht zu reden.

    Und da wir uns im „Postfaktischen Zeitalter“ befinden (= Putin Menschenfreund, Trump Überqualifiziert, AfD hat immer Recht), besteht an meiner faktisch-kacktischen Wahrheit auch kein Interesse mehr.

    – Aber zurück zum Thema: Fandet ihr nicht auch, dass diese BM-Staffel eher zahm daherkam?

  5. Tabularius sagt:

    Ich fuer meinen Teil hab kein Netflix und habe auch nicht vor es mir zu besorgen, auch wenn ich BM sehr interesant finde. Fuer eine einzige Serie die mich interesiert is das zu teuer.
    Ausserdem hab ich in der tat nicht mal 1000er DSL…

    Irgendwelchen Leuten auf Facebook zu zu hoeren ist nicht das gleiche wie ein schoenes Zukunftia review zu lesen.
    Bei Klapo weiss ich wenigstens wie er drauf is, und das, was ihm gefaellt (vermutlich) auch mir gefaellt.

  6. G.G.Hoffmann sagt:

    Interessanter Aspekt! Wird eine redaktionell bearbeitete Seite deshalb überflüssig, weil heute jeder seinen Senf über soziale Medien absondern kann? Finde ich nicht. Sicher kennt jeder in seinem Interessenbereich Webseiten, die er immer wieder besucht, weil sie vertrauenswürdiger und informativer sind als das Geblöke der Massen.

    Das Problem dieser Seite ist aus meiner Sicht eher, daß der satirische Ansatz sich nicht für jedes Thema und Review eignet. Ausgehend von dem – zwischenzeitlich zugegebenermaßen überholten und ausgelutschten – Ansatz, sich auf diese Weise dem Thema Star Trek zu nähern, wofür der Qualitätsname „STuS“ bürgte, hat die vor Jahren (Jahrzehnten?) erfolgte Umstellung auf „Zukunftia“, dem ernsthaften Medienmagazin, zwar eine Verbreiterung der erzählerischen Möglichkeiten geschaffen, andererseits aber auch eine Verzettelung bewirkt, weil häufig Serien, Filme oder sonstige Themen satirisch besprochen werden, die im Schnitt noch weniger Leute kennen als Star Trek oder die Fans der besprochenen Themen nicht erreicht.

    Eine Seite, die dem Motto gewidmet ist, „Alles was mich gerade aktuell interessiert – aber in fünf Tagen nicht mehr“, ist für den Autor bequem, aber für das Publikum nicht. Soweit nicht ein Film oder eine Serie besprochen wird, die „jeder“ kennt, kann ich offen gestanden mit den Reviews hier nicht mehr viel anfangen. Der Humor alleine kann das nicht auffangen, wenn ich nicht weiß, worüber sich gerade lustig gemacht wird. Eine Persiflage ist ja auch nur witzig, wenn man das Original kennt.

    Aber im Grunde begrüße ich den mir vertrauten, sehr Harald Schmidtschen Ansatz: „Ich sende auch für zwei Leute, Hauptsache, mir selbst gefällt’s“. Hat schließlich auch Kultpotential, so auf 20 oder 30 Jahre gesehen. Und 15 Jahre (Glückwunsch nachträglich) sind für eine Webseite ja schon ein biblisches Alter. Wenige gibt es, die länger ununterbrochen „auf Sendung“ sind. Da können Facebook, YouTube und Twitter nicht gegen ansticken, das junge Gemüse.

  7. Cronos sagt:

    Facebook kann Zukunftia nicht ersetzen. Schon allein, weil ich bei Facebook jedes Mal von gefühlten 100 Mio Nachrichten überschwemmt werde, wenn ich mein Profil mal öffne. DAS passiert mir hier bei Zukunftia nicht. Zudem sind die Artikel hier auf Zukunftia auch gefühlte 100 Mio mal besser als fast alles, was man bei Facebook so lesen kann.

  8. jonsnow123 sagt:

    Zur Folge „Von allen gehasst“

    … „die Handlungsanreize des Bösewichts nicht ganz klar.“

    Also meiner Meinung nach wurde die Motivation vom „Bösewicht“ schon deutlich vermittelt.
    Seine Mitbewohnerin, in die er verliebt war, hat versucht sich umzubringen, nach dem sie von den Leuten in den Social Media so viele Hassnachrichten/Hasskommentare bekommen hat. Mit dieser „Bienenaktion“ wollte er sich an den Leuten rächen.

  9. Jane527 sagt:

    Klapowski, thx für die Seite. Immer mehr verlieren die Lust, eigenständige Seiten zu betreiben, zu pflegen oder auch weiter zu entwickeln. In diesem Kontext, besonderen Dank.
    Dafür erhalten wir dann das ganze Geseihere von Facebook und Co..
    BM ist, auch wenn das Endemol Universum manchmal zu doll durchscheint, mutig und innovativ.
    Hey Leutz, wenn ihr mit Handy und Smartphone sozialisiert worden seid, seid ihr die erste Generation, die vernetzt aufwächst, bisher Einmalig in der Menschheitsgeschichte.
    BM zeigt ganz gut was passiert, wenn wir unser Bewusstsein und unser Denken durch technische Geräte in ein simuliertes Universum auslagern.
    Höhere Fähigkeiten, wie zum Beispiel Intuition nonverbale Übertragungen usw., zu den unser Gehirn durchaus fähig ist, Lassen sich zur Zeit jedenfalls eher weniger durch Algorithmen beschreiben.

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