„Deadpool“ – Die Kritik am anderen Ende des Klostopfers
„Eigentlich eine tolle Idee, das Superheldengedöns mal respektlos auf die Schippe zu nehmen“, sagte Klapowski, während er auf seinem Schreibtischstuhl in Richtung des Publikums rückte und es direkt ansah. „Ein respektloser Held, der die sogenannte ‚Vierte Wand‘ durchbricht, DAS ist doch mal was Neues!“ Er zog seine Unterhose zurecht und bemerkte, dass sie für das, was sie aufbewahren sollte, viel zu klein war. „Das ist ja fast wie in dieser Geschichte, in der ich auf dem Stuhl sitze, das Publikum anschaue und sage: …“ (bitte oben weiterlesen)
Regie: Tim Miller
Jahr: 2016
Budget: 58 Mio $
Ich liebe Parodien.
„Die Nackte Kanone 2 1/2“ halte ich in dieser Hinsicht für einen der gelungensten Filme überhaupt. Frank Drebin stolpert von einem Chaos in’s Nächste, überspielt seine Fehltritte aber perfekt – wenn er sie denn zwischen den scheelen Blicken in die Kamera überhaupt bemerkt. Merke: Der Mann ist witzig, weil er sich (vermeintlich) nicht darum bemüht und eigentlich ein Loser ist. Wenn man sich in seinen Filmen über die Klischees der Polizeifilme lustig macht, so stellt er sich nicht vor die Kamera und erklärt: „Hey, in anderen Cop-Filmen passiert doch immer das und das, mit diesem Schauspieler Clint Eastwood! Wir zeigen euch gleich mal, wie es auch anders geht!“ (*Hose runterzieh und Oma in Mund pinkel*)
Doch genau das macht „Deadpool“. Es versucht, der Intelligenz(?) der Zuschauer zu schmeicheln, indem er sich z.B. über die Zeitreisen in „X-Men“ lustig macht, die „Ein-Knie-Landungen“ anderer Superhelden anspricht („Gleich kommt es, jeder macht es!“) und „Ryan Reynolds“ (also sich selbst) unterstellt, dass er gut aussieht, aber nicht der beste Schauspieler ist. Und ja, das IST auch durchaus witzig. – Für exakt 10 Minuten. Wer sich länger darüber beömmelt, hat den Grundsatz „Ein Witz, den man erwartet, der ist nicht mehr witzig“ vielleicht noch nicht verinnerlicht. Oder hat das psychologische Profil eines sehr, seeehr fremdartigen Aliens.
„Oh Mann! Jetzt habe ich eben glatt einen Schwengelwitz vergessen! Film-Zurückspul-Gag in 3 … 2 … 1…“ – Nimmt (m/k)eine Hand vor den Mund: Für 16-Jährige eignet sich dieser Mann gut als Identifikationsfigur – „Motherfucker“-Rapper sind ja inzwischen auch sooo 2014! Wie, anderer Meinung? Okay, befragen wir einfach mal das Pillermann-Orakel: Bei 2 Sexgags in der nächsten Minute habe ICH Recht, bei nur einem alle anderen.
„Deadpool“ ist selbst für Anarchisten eine einzige Enttäuschung. Nicht unbedingt, weil die Sprüche doof, geschmacklos und sexistisch sind (meine Toleranzgrenze ist da durchaus okay, siehe 97% meiner alten „Voyager“-Reviews), sondern weil sie unintelligent-doof sind, sich die Geschmacklosigkeiten ständig wiederholen und der Sexismus auch eher theoretisch ist, um die weiblichen Zuschauer nicht zu vergraulen (wobei die „richtige“ Variante auch nicht viel besser wäre). 80% aller Gags sind harmlose Penisspäße: „Oh, er ist so groß. Oh, ich haue ihm in die Kronjuwelen. Oh, du meintest nur den DRINK, der Blowjob heißt. Oh, ich hole mir nachher auf diese Actionszene einen runter.“ – Kurz: So subversiv und tiefgründig wie ein gemalter Kackhaufen an der Wand der Schultoilette. „Humor“ ist eben nicht nur deswegen gut, weil ihn Avengers & Co. nicht – oder eben anders – ausleben…
Deadpool hat keine innere Haltung, die man humoristisch aufbrechen könnte, und bis auf 1-2 Szenen (= Freundin zurückgewinnen) auch keine Motivation, keine charakterliche Entwicklung. Und JA: Ich weiß durchaus, dass das der Witz hieran sein soll. – Haha, der Klapo hat es wieder nicht gecheckt, LOL! Soll er doch über Adam Sandler lachen, ROFL! In den Comics ist der doch auch so, harhar (Deadpool jetzt, nicht Klapo). Etwa alle nicht gelesen oder was? Voll der Hater!
Ja, Hater passt ganz gut. Auf Deadpool. Selbst Figuren, die ihm nahestehen (sollten), bekommen ihr Fett weg: Im erstaunlich popeligen Finalkampf (= einfallslos auf Schiffswrack rumrutschen) macht er in Zeitlupe eine obszöne Fickificki-Geste in Richtung seiner gerade stürzenden Freundin, während man davor auch nicht das Gefühl hat, dass sein Kumpel in der Bar ihm deutlich mehr bedeutet als z.B. mir mein geliebter Kollege Sparkiller! Am armseligsten erschienen mir jedoch die Sprüche in Richtung der alten Blinden, die ihn aufnimmt. Gut, die nimmt die „Hammergags“ der Marke „Das Koks ist an derselben Stelle versteckt wie das Mittel gegen Blindheit“ jetzt nicht sooo ernst. Emotionale Verwahrlosung eben. Das beste Mittel für einen spannenden und emotionsgeladenen Filmabend – äh, oder etwa niiicht …?
„Sie Arsch! Ich bin entstellt und sie haben damals nichts dagegen getan!“ – „Ich war doch nur 30 Jahre lang ihr Kinderpsychologe, Mann!“ – Spielt demnächst Arschgeige auf der E-Gitarre: Deadpool beschwert sich über sein fieses Gesicht. Da geht die Aufforderung seine Ische, nach dem ganzen Abenteuer trotzdem Facesitting zu praktizieren, fast schon als Charakterentwicklung und Happy End durch.
Viele Gags sieht man dazu auch noch mit gefühlt 5 Minuten Anlauf daherkommen – dass Deadpool den Bösen während der rührseligen Ansprache des guten X-Men dann doch abknallt, war so logisch wie die Erwähnung eines bestimmten Geschlechtsorgans nach Adjektiven in Richtung „groß“ und „lang“. Und das Scherzilein mit dem bösen Fußsoldaten, der ein alter Schulfreund von Deadpool ist, haben wir bei „Austin Powers“ schon so ähnlich gesehen. Viel besser übrigens…
Die Geschichte ist dazu noch so simpel, dass man schon nicht mal mehr unterstellen kann, dass das ebenfalls parodistisch gemeint ist. Die nicht näher benannte Organisation, die böse Superhelden durch Eisbäder(!) und Waterboarding(!) erschafft, wohnt halt im Folterkeller – und fertig. Das einzige, was Deapool hier erledigen will, ist die amtliche Verkloppung des fiesen Ober-Doktors, der ein bisschen wie ein Hooligan aussieht. Dessen superkrasse Spezialfähigkeit: Fühlt keinen Schmerz. – Das war’s wirklich(!) schon, wenn man von dem unmotivierten Auftauchen zweier nicht bekannter/ausgearbeiteter X-Men absieht.
Zu aller geistigen Leere gesellt sich also auch noch eine inhaltliche. Zudem gibt es hier die wohl einfallsloseste Action aller Marvel-Filme: Ist der Autostunt am Beginn noch „nett“ (stellt euch in der Pillermannsprache dieses Films vor, was „nett“ wirklich bedeuten kann), kommt einem die Szene auf dem gestrandeten Flugzeugträger(?) wie die allererste Skizze des Drehbuch-Praktikanten vor. Was landet auf was, was schirmt was ab, wer blockiert eine andere Kraft wie genau in dieser Lokalität? – Die Antwort auf all diese Fragen lautet hier: „Irgendwie irgendwas, irgendbumm.“
Im Ernst, der letzte X-Men-Film bot locker 20 Mal so viele Ideen für den Showdown – und setzte sie optisch alle nacheinander um. Hier hingegen zeigt sich wohl, dass „Deadpool“ nur ein Drittel oder Viertel der anderen Filme gekostet hat. Visuell beeindruckend ist hier exakt Null Komma Nix.
„Ich könnte ihnen jetzt etwas Gewalthaltiges ODER etwas Sexuelles erzählen. Wählen sie bitte, bevor ich das andere als Bonusgag nachschiebe.“ – Sau-(f’s dir)lustig: In einer Taxiszene empfiehlt Deadpool dem indischen Fahrer, seinen Nebenbuhler zu töten und seine Angebetete zu entführen. Punkt. – Jetzt schon ein moderner Klassiker unter den Wegschmeißwitzen…
Es hätte nicht wenige Actionszenen-Klischees gegeben, die man hätte verwursten können. Von rumliegenden Stromkabeln, die dem Bösen nach 2 Minuten Herumhangeln erfolglos ans Bein gehalten werden („Oh – warum habe ich eigentlich erwartet, dass die unter Strom stehen!?“) bis hin zu dem rettenden, monströsen Geschützturm, der plötzlich ausfällt, weil das System im Schneckentempo ein neues Update herunterlädt („Was? Aber ich will meine Granaten gar nicht mit dem Smartphone abfeuern?!“) wäre etliches möglich gewesen. Stattdessen hält Deadpool halt seine weiße Unterhose hoch, damit die Deppen nicht mehr auf ihn feuern – und dann erledigt werden. Meinen leidlich ernstgemeinten Glückwunsch zu diesem Einfall…
Fazit: Schlechte Sprüche sind entschuldbar, wenn es auch einige gute gibt – hier sind’s maximal 20%. Plumpe Storys kann man verschmerzen, wenn wenigstens die Action unterhält. Und unsympathische Hauptfiguren haben nur dann einen kurzen Schniepel, wenn sie selbigen ständig erwähnen. Ja, hiergegen sieht sogar „Guardians Of The Galaxy“ wie ein inhaltsvoller Intellektuellenfilm aus. Kurzum: Der Hype um Deadpool ist mir ein mittelgroßes Rätsel – wie die Tatsache, dass Kollege Sparkiller am Ende eine auf ihn passende Penispumpe gefunden hat. WAHAHAHAHA!
HAHAHAHA!
RAHAHAHAHAHAHA!
MUAHAHARHAR!
(etc., pp.)
Und diese Art von Nachgeschmack war bei Deadpool soooo stark, dass ich sogar noch während des Schreibens dieses mickrigen Meinungskasten gleichzeitig meine Zähne putze. Pfui, Spinne, wie eklig!
Denn mal ganz ehrlich, wenn man mal testweise ALLE Spässeken des roten Pausenclowns rausnehmen würde, was wäre dann eigentlich noch übrig? Richtig, Standardmampf um irgendwelche Böse, die Böses tun um böse zu sein. So austauschbar und ausgelutscht, dass ich mich im Nachhinein auch tatsächlich nicht mehr erinnern kann, was Mr. Fieso vom Mutanten-Fließband eigentlich vorhatte.
Der Rest ist auch eher bescheiden, was für Marvel-Verhältnisse fast schon ein Kompliment ist. Hier werden keine Städte in Schutt und Asche gelegt und es geht auch nicht um das Schicksal der Erde. Die Nebenfiguren sind nett, aber unaufdringlich, und überhaupt kann man spätestens nach dem viel zu vollgepackten Ultron-Quark hier endlich mal wieder Luft holen.
Fazit: Erwartet man nicht mehr als durchaus lustige Sprüche im Zusammenspiel mit FSK-16 und gesenkter Spannung im Oberstübchen, dann wird man durchaus gut unterhalten. Was schon irgendwo das Wichtigste ist. Denn wer Superhelden-Filme guckt, der erwartet auch meistens keinen pseudo-tiefsinnigen Indiemovie. Trotzdem, etwas mehr im Drehbuchbereich wäre schon nett. Grosse Klappe ohne was dahinter können wir schließlich selber.
Full Ack zu Klapo.
Ich fand es auch erbaermlich was hier abgeliefert wurde (und in welche Begeisterung die wohl minderbemittelten Zuschauer reihenweise verfallen sind)
Der Film ist strutzdumm. Dabei waere es so einfach gewesen die Action- und Superheldenklischees auf die Schippe zu nehmen.
Allein das Ende. Haette ihn seine Freundin wegen seiner Fresse sitzen gelassen. das waer doch mal was gewesen.
Aber der Film ist ein reiner uninspirierter Superheldenfilm. Mit dummen Fickfitzen. Und ich sehe auch niecht ein das, das schon genug fuer eine Parodie sein soll. ansonsten waere jeder x-beliebige Marvel Film eine Parodie…
Das traurige ist das ich davon ausgehe, das die kreativen Koepfe hier durchaus mehr haetten abliefern koennen. Es waere eigentlich zu einfach.
Aber ich vermute das es dem MArvelstudio zu riskant erschien ihr eigenes Erfolgsrezept wirklich zu dekonstruieren. Und den Zuschauern zu zeigen wie dumm und formulaisch die ganzen Marvel Filme wirklich sind.
Aber auf der anderen Seite haben sie auch genau das richtige gemacht denn fuer die Zuschauer sind 3 mittelmaessig anzuegliche Sexwitze wohl schon der Zenit des Humors…
Das bisherige Einspielergebnis von knapp 800 Millionen Dollar (+ zu erwartender Bluray-/DVD-Verkäufe und TV-/Streaming-Lizenzen der nächsten 40 Jahre) straft alle Kritiker Lügen.
Was zählt, ist allein der kommerzielle Erfolg, alles andere interessiert nicht. Warum sonst sind fast alle der 20 kommerziell erfolgreichsten Filme aller Zeiten (nicht inflationsbereinigt) aus den letzten 10 Jahren, die meisten sogar aus den letzten 5 Jahren? Weshalb sonst wird hier „Deadpool“ statt die parallel laufende Perle „Der Moment der Wahrheit“ reviewt?
Als lupenreiner Demokrat sage ich: was die Mehrheit gut findet, kann nicht schlecht sein (Fußball, Helene Fischer, Brexit, …). Und hier haben doch auch schon die dümmsten Filme aller Zeiten (Guardians of the Galaxy, X-Men Apocalypse) 7 bzw. 8 von 10 Punkten erhalten.
„statt die parallel laufende Perle „Der Moment der Wahrheit“ reviewt?“
Wieviel Authentizität und Anspruch man in einem Polit-Drama mit Cate Blanchett und Robert Redford erwarten kann sei mal dahingestellt, aber solche Argumente wundern mich schon immer ein bisschen. Im Moment scheinen eine Menge Leute mit der Verhältnismäßigkeit zu haben. Warum denn kein Review einer Komödie? Passt ja wohl besser zu dieser Seite als eines über eine für Germanen eher unspannende Pseudo-Doku über einen zwölf Jahre alten Fernsehbericht.
Aus gegebenen Anlass: Beim Artikel über Bud Spencer Filme hat sich damals auch keiner beschwert, dass es stattdessen keine Besprechung einer Dokumentation über die Stammeskriege auf den Osterinseln gab.
Überhaupt, wo genau liegt eigentlich der intellektuelle Unterschied zwischen diesen beiden Clips hier:
https://youtu.be/04SAnOVoG58?t=100
https://youtu.be/QCSSV4FprrE?t=220
Also für „Zwei Asse trumpfen auf“ logischerweise auch nur maximal 2 von 10 Punkten? Mehr als dumpfes Draufgekloppe und kindische Sprüche gibt es dort schließlich auch nicht. („Jaaa, aber das war doch viel stimmiger, wo die sich die Fresse poliert haben! Und die Dialoge erst! Sowas wie ‚Sein Oberstübchen ist schlecht möbliert!‘ steht gleich neben Goethe bei mir im Regal!“)
Letztendlich muss man sich schon bewusst sein, was für einen Film man zu erwarten hat. Und nicht stattdessen enttäuscht sein, dass die eigenen Fantasien im Kopp nicht erfüllt wurden.
Oder geht jemand in einen Film wie Deadpool und will dann sein Geld zurück, weil es ihm zuwenig Anspielungen auf Ephraim Kishon gab? Dabei sagte dieser doch so klug: „Sieht aus wie Bohnen, schmeckt auch wie Bohnen, sind Bohnen!“.
Als ich den DP Ausschnitt gesehen hatte wollte ich ihn mir direkt nochmal angucken :D Doch, der Streifen ist ganz nett. Quasi die Bud Spencer Variante für die heutige Snapchatgeneration.
Nein, Clickbaiting kann man dieser Seite nicht vorwerfen. Schließlich wird hier auch jede Menge massenuntauglicher Unsinn reviewt. Wollte nur sagen: man wird doch mit den Jahren auch erfahrener und weiß, was man von solchen Filmen zu erwarten hat. Man setzt sich ja auch nicht fünf Stunden in die Matthäus-Passion und sagt anschließend: „Blöd, kein einziges Mal gelacht“.
Der intellektuelle Unterschied zwischen Komödien der 70er/80er Jahre und heutigen Filmen ist gleich Null. Aber damals hat man sich wenigstens getraut, in der deutschen Synchro das schwachsinnige Originaldialogbuch zu ignorieren und die Filme mit lustigeren Dialogen zu versehen. Die Spencer/Hill-Filme hatte in den Originalfassungen ja wenig mit der deutschen Synchro zu tun. Deshalb waren sie hierzulande so erfolgreich.
Dann oute ich mich mal als jemand, der sich im Kino ganz gut unterhalten fühlte. Der Whiskey-Colamix wird seinen Anteil daran haben, das bezeifel ich nicht. In der Tat habe ich bisher auch keinen Drang verspürt den Streifen ein zweites Mal zu konsumieren, aber der Kinobesuch hatte sich für mich gelohnt.
Und mal ehrlich, was können denn die Tonnen an Superheldenfilme groß an kreativen oder ausgefeilten Storyboards bieten ? Wäre mir neu, dass die X-Men neuerdings vom Schema F qualitativ nach oben hin abweichen würden.
Für einen stumpfen Popcornabend mit Kumpel+Bier taugt der Streifen allemal.
Ohne hier jetzt jemanden speziell angucken zu wollen (kleiner Tipp: Einer von denen hat kürzlich eine neue PENIS-Pumpe bekommen, MUHAHAHARR!), so verstehe ich auch oft folgendes Argument nicht:
„Was erwartest du denn? Was soll ein geschmackloser/witziger Superheldenfilm denn ANDERS machen?“
Das impliziert, dass es nun wirklich nicht lustiger oder anspruchsvoller oder unterhaltsamer als … als … DAS hier geht. Ein normaler Mensch könne sich unmöglich etwas Besseres ausdenken bzw. filmerisch umsetzen. – Aber stimmt das denn?
Wie viele Beispiele mit besseren Gags müsste ich (oder sonstwer) denn niederschreiben, um darzulegen, dass alle 60 Sekunden(!!) ein Penisgag doch etwas zu viel des Guten(?) ist?
3 Beispiele? 10 Szenen? Ein Viertel des Films? Ein komplettes Drehbuch?
Aber da die Qualität der Gags ja ebenfalls Geschmackssache ist, kann man darüber wohl auch trefflich streiten. ICH jedenfalls warte seit vielen Jahren auf richtig gute Parodien im Sinne von „Hot Shots“ und „Nackte Kanone“. Vielleicht etwas zeitgemäßer, etwas schicker, aber im Prinzip genau DAS. „Meine Frau, die Spartaner und ich“ und die ganzen anderen Billigabklatsche („Pute von Panem“, etc) zähle ich jetzt mal nicht dazu.
„Deadpool“ ist so eine seltene Art von Film, von denen ich nicht sooo viel erwarte, die es aber dann doch schaffen, mich mächtig zu verärgern. Ich bleibe auch dabei, dass der letzte X-Men einfach viele, viele, vieeele Einfälle hat. Alleine ein-zwei Dutzend Figuren mit monströsen Fähigkeiten so aufeinander abzustimmen, dass der Film nicht nach 5 Minuten vorbei ist, sehe ich als gutes Drehbuchschreiben an. Einen Typen, der sooo irre ist, dass er jedes dramaturgische Element (Mord, Grausamkeit, Gefangenschaft, Einsamkeit, Krebs, …) einfach „weg-PENIS-t“, kann sich hingegen jeder halbwegs begabte 10-Jährige ausdenken.
„Hast’e AIDS, dann geht’s, haste keins, nimm meins.“ – Solche und ähnliche Sprüche haben wir damals auf dem Schulhof gesungen, und nicht mehr als das tut Deadpool. Ist für 10 Minuten ganz lustig, aber dann auch nicht mehr. Und nein: Bud Spencer hat nie sein Gemächt an der Kamera gerieben…
Wenn es schon gefeiert wird, dass der Held mit dem Publikum spricht oder vor der Gewaltszene die Kamera wegschiebt, scheinen viele der Zuschauer in den letzten 10 Jahren wenige Filme oder Serien geschaut zu haben.
Deadpool mit die nackte Kanone zu vergleichen scheint mir mehr als unangemessen.
Parodie ist ja, im lexikalischen Sinn, eigentlich ein unpassender Inhalt zu einem formalen Ding.
Deadpool ist so gesehen nicht unbedingt eine Parodie, sondern eigentlich außergewöhnlicher Superheldenfilm mit parodistischen Elementen. Aber eben auch nicht mehr. Sonst wird eine normale Superheldengeschichte erzählt – soweit. Also kein Froschmäuserkrieg, sondern die Erzählung des zweiten Trojanischen Krieges, mit selbstreflexiven Hauptdarsteller, der sich über die Ilias und die Dichter lustig macht.
„Für exakt 10 Minuten. Wer sich länger darüber beömmelt, hat den Grundsatz „Ein Witz, den man erwartet, der ist nicht mehr witzig“ vielleicht noch nicht verinnerlicht.“
So oft kam der Witz jetzt auch nicht vor. Es sei denn mein Gedächtnis hat mich vergessen lassen.
Wenn ich es richtig verstanden habe, denn ist Deadpool auch nicht subversiv oder der Versuch, das Superheldengenre aus sich heraus zu überwinden. Die Art von Humor die geboten wird, kommt den der Comics (die ich, das möchte ich betonen, NICHT gelesen habe) wohl recht nahe.
Das Problem liegt also zu ca. 50% nicht am Film, sondern an der Erwartungshaltung.
@böse Organisation: Ähh, ne. Die hat schon so eine Art „Mutagen“, dem sie ihren Opfer aussetzen. Das muss nur durch Folter usw. stimuliert werden.
Kann ein Film denn nicht mal anspruchsvoller oder unterhaltsamer sein ? Das fragte sich oft meine Mutter bei der Begutachtung meiner Betamax-Videosammlung. (Die außer mir quasi keiner kannte, wer wollte schon Betamaxbänder haben ?)
Können wohl schon, aber in den Chefetagen der Filmindustrie sitzen nur Angsthasen die ne schnelle Mark machen wollen. Und die gesehen haben was mit Filmen passiert, die sich ein Stück vom bräsigen Einheitsbrei wegbewegen: Die werden an der Kinokasse versenkt.
Also besser die Allzweckwaffe Peniswitze auspacken und auf Nummer sicher gehen. Man kann denen fast keinen Vorwurf machen. Aber sich natürlich schon fragen,ob die Fütterung der niedersten Instinkte auf Dauer das Prekariat nicht doch noch verschlimmert.
Wo ist denn das Team Zucker/Abraham/Zucker des „neuen“ Jahrtausends ? Leider ist „Hot Shots“ witztechnisch ziemlich gealtert, die „Nackte Kanone“ schaue ich mir die Tage mal wieder an, vielleicht kann ich da nochmal lachen. Ansonsten kann ich keine wirklich niveauvollen Witzfilme weit und breit erkennen. Ein Zucker hat mal bei „scary Movie“ mitgearbeitet, aber die waren auch eher trashig albern als witzig. Vielleicht rafft es die heutige Generation nicht mehr ? Kein Lachen im Hintergrund, kein Wort „Penis/Furz/Muschi“ dabei ? Kann nicht witzig sein!
Oder es liegt an mir ? Ich fand keinen Teil von „Hangover“ witzig.
Doch, da fällt mir ein Zucker-Awardanwärter ein: „Tropic Thunder“. Der ging so in Richtung Nackte Kanone.
„Kann ein Film denn nicht mal anspruchsvoller oder unterhaltsamer sein ?“
Anspruch ist ein sehr kompliziertes Thema. Was ist damit gemeint? Vorausgesetztes Wissenslevel? Tiefe der Fragestellungen? Spiel mit Genreklischees (die der Zuschauer freilich erst selbst kennen muss um zu lachen)? Oder gar künstlicherischer Wert?
Unterhalten lassen konnte ich mich von Deadpool schon.
„Und die gesehen haben was mit Filmen passiert, die sich ein Stück vom bräsigen Einheitsbrei wegbewegen: Die werden an der Kinokasse versenkt.“
Ganz so arg ist es jetzt auch nicht. Klar, Superheldenfilme sind was völlig anderes als z. B. Programmkino oder sowas.
„Aber sich natürlich schon fragen,ob die Fütterung der niedersten Instinkte auf Dauer das Prekariat nicht doch noch verschlimmert.“
Ich bin sicher, das „Prekariat“ wird sich für diese Fürsorglichkeit bedanken mit der von ihn aber nie mit ihn gesprochen wird. ;-)
„Leider ist ‚Hot Shots‘ witztechnisch ziemlich gealtert, die ‚Nackte Kanone‘ schaue ich mir die Tage mal wieder an, vielleicht kann ich da nochmal lachen“
Ehrlich gesagt sind mir beide Filme momentan nicht präsent. Doch habe ich zumindest für Hot Shots auch einige ziemliche „Tiefflieger“ in Sachen Humor in Erinnerung.
Ich müsste in meinen Gedächtnis kramen, aber ich habe ein paar ziemlich schwarze Komödien aus den 2000er Jahren in Erinnerung.
Bei dem Film ernsthaft was anderes als pubertären Humor erwartet? War doch schon vom Marketing her klar. Die 15-jährigen (vom Alter und vom Humor-Level) sind allesamt begeistert.
Der Film ist einfach hohl. Aber na ja, was soll man machen?
Vermutlich werden die heute 15-Jährigen Deadpool in 25 Jahren noch genauso knorke finden wie die heute 40-Jährigen die „Nackte Kanone“. Man ist einfach sehr gnädig mit den Filmen, die man zwischen dem 12. und 25. Lebensjahr gesehen hat, weil sie für die eigene Jugend stehen.
Selbst ausgesprochene Filmfreunde, die so ziemlich alles gesehen haben, was in den letzten 100 Jahren gedreht worden ist, werden immer dazu neigen, die Filme ihrer Jugend als besonders wertvoll/witzig herauszustellen.
Und wenn Ihr mich jetzt entschuldigen wollt: ich starte jetzt den großen Bud Spencer/Michael J. Fox Abend…
Ist Michael auch schon von uns gegangen?
Ich fand DP klasse.
Der einzige Grund, warum ich ihn noch nicht auf BR habe, ist, weil ich geizig bin und immer warte, bis Filme die 12,99€ Marke nach unten knacken (Dafür gucke ich jetzt gerade in diesem Moment die ersten Folgen von „Die Schöne und das Biest“ mit Linda Hamilton und Ron Pearlman von 1987).
Deadpool ist auch im Comic selbst sehr mit der vierten Wand beschäftigt. Er ist sich zum Beispiel bewusst, dass er und alle anderen Comicfiguren sind, die in einem Comicheft leben. Das ist also nichts, was für den Film erfunden wurde.
tach auch !
Der Film war schon ein bisschen hohl;
es gelang ihm aber mich beim Emaillesen und Filmaufnahmenschneiden auf dem 2 ten Bildschirm recht gut zu unterhalten.
Mehr wollter der Film nicht;
mehr hat er auch nicht geschafft.
Bei dem Satz mit dem Prekariat oben würde ich 2 Mal ihm statt ihn einsetzen.
Gruss BergH
Ich würde den Satz ganz ändern wollen, ist aber jetzt in Stein gemeißelt. Weiß auch nicht mehr, was mich da geritten hat. Ziel verfehlt. Sorry.
Aufgrund meiner regionalen Herkunft stehe ich mit Dativ und Genitiv auf Kriegsfuß.
Sei bloß froh, das ist überhaupt versuche, rechtschreibkonform zu schreiben…
@Onkel Hotte: Ging um meine Rechtschreibung.
Frage: Kennt hier jemand die Comic´s? Ich schon und der Film hat mir genau das geliefert was ich zu erwarten hoffte.
Also hast du deine Erwartungen im Keller geparkt, zusammen mit einer Schaufel um tiefer graben zu können? ;) ;) ;)
Tja, ich bin jetzt fast 40, fand die Nackte Kanone super, und DP war für mich bisher der Film des Jahres!
Kann der Film ja nix für wenn ihr mit den falschen Erwartungen rangeht. Oft wird Comic/Buchumsetzungen vorgeworfen, daß sie zu weit von der Vorlage abweichen, was hier nicht der Fall ist. So ist Deadpool eben, allerdings eine frühe Version. Für die aktuelleren Comics fehlt noch die shizo-Stimme in seinem Kopf, mit der er sich streitet.
Wer meckert, daß Marvel sich nix getraut hat: Der Film ist von FOX!
Und mit einem Bruchteil des Budgets anderer Superheldenfilme kann man ihm auch nicht vorwerfen, daß nicht ganze Städte in Schutt gelegt werden.
Ich kapiere schon, dass der Film äußerst(!) beliebt zu sein scheint. So richtig verstanden habe ich es jetzt aber trotzdem noch nicht.
Da ich aber selbst ein Drehbuch zu einem rotzigen deutschen Superhelden-Charakter namens „Tod-Teich“ plane (macht Witze über seine Potenz, Tatortkommissare und mag Til Schweiger nicht), würde ich gerne die Fasziniation vom Vorbild DP etwas konkreter verstehen wollen. – Und damit meine ich alle Details außer:
– dass er in den Comics auch schon so war.
– man nicht mit falschen Erwartungen reingehen sollte.
– er sich anscheinend etwas „getraut“ hat (irgendwas, was ich seit „American Pie“ übersehen habe?)
– man ihm den leichten Billig-Look nicht vorwerfen darf, weil er ja auch recht billig WAR.
Sind es jetzt die (in sich selbst) recht ähnlichen „Ich bin der coolste“-Sprüche, die Tatsache, dass es irgendwie „anders“ aussieht oder die Tatsache, dass er 3-4 Mal den Zuschauer anspricht und weiß, dass die X-Men-Abenteuer nur Filme sind?
Und noch eine durchaus ernstgemeinte Frage: Ist die absurd einfache Story (Krebs – Kräfte bekommen – Kräftemacher verkloppen) jetzt typisch, oder gibt es da zukünftig noch tiefergehende Ansätze? Finde den parodistischen Ansatz ja wirklich im Prinzip okay, aber was WILL der junge Mann uns sagen, außer halt seine Sprüche? Wird er auch mal mental oder inhaltlich gefordert, oder ist ihm die Welt so schnurzegal, dass er nur eingreift, wenn er selbst bedroht wird?
Ein Charakter, der nur Rache will, ist auch in so einem Genre eher etwas dröge… (Okay, die letzten 5-10 James-Bond-Filme lasse ich als Gegenbeispiel nicht gelten)
Zitat:
„dass er in den Comics auch schon so war.“
Das ist eben ein Kriterium von Comic-Fans bei der Filmbewertung. Sowas würde ein Literaturfreak niemals so stark ankreiden.
„man nicht mit falschen Erwartungen reingehen sollte.“
Ich kann mir auch 4 h Kinderfernsehen angucken und mich dann über unrealistische, verniedlichende und langweilige Darstellungen wundern.
“ er sich anscheinend etwas „getraut“ hat (irgendwas, was ich seit „American Pie“ übersehen habe?)“
Ähh, Superheldenfilm mit „R“-Ranging. Das ist alles.
Sonst wurde peinlich genau darauf geachtet, dass zumindest die 12jährigen sich den Film ansehen können, idealerweise auch die 6-jährigen.
Deadpool dagegen hat sich getraut, eine „härtere“ Geschichte mit Blut usw. zu erzählen.
Das war zuvor in Mainstreamcomics völlig ausgeschlossen!
Selbst solche Comics wie „Men in Black“ und „die Maske“ wurden verfälscht, größtenteils mit dem Ziel der Kindertauglichkeit, weil Comics eben als etwas für Kinder galten.
„– man ihm den leichten Billig-Look nicht vorwerfen darf, weil er ja auch recht billig WAR.“
Fanboy eben…
„Ist die absurd einfache Story (Krebs – Kräfte bekommen – Kräftemacher verkloppen) jetzt typisch, oder gibt es da zukünftig noch tiefergehende Ansätze?“
Naja, war die Einführung.
Ich weiß jetzt auch nicht, warum sich Klappo so auf DP einschiesst. Warum sollte man einen Comiccharakter im Film grundsätzlich anders darstellen, wenn das pubertierende Gehabe doch dessen Markenzeichen darstellt ? Da wäre der Shitstorm doch wieder gross und stinkend geworden.
Und einem Superheldenfilm mangelnde tiefgründige Story vorzuwerfen ist doch albern. Seine hochgelobten „Guardians of the Galaxy“ scheinen ja auch nicht gerade vom Drehbucholymp geklettert zu sein. Was der Streifen jetzt mit seinen 3,5 Klapposternen soviel besser macht, kann ich nicht nachvollziehen. Aber nur, weil ich den noch nicht gesehen habe. Das Fazit klingt nach: Gute Action, gute Sprüche. Na toll, das hat DP auch hinbekommen. Die Sprüche bei den Guardians drehen sich bestimmt nicht nur um primäre Geschlechtsmerkmale, aber ob die jetzt kulturell so viel höherwertig sind, wage ich mal zu bezweifeln. Und die Motive sämtlicher James Bond Bösewichte sind doch untereinander austauschbar und platt wie ne Briefmarke.
Billig sah der Film auch nicht unbedingt aus. „Billig“ kommt eher aus der „Asylum“-Ecke. Ich fand die CGI bei „Mann aus Essen Steele“ schon schlimmer.
„Getraut“ hat sich höchstens der Produzent gegenüber der MPAA. Wer heuzutage einen Film rausbringt, der böse Wörter enthält und hier und da Blut verspritzt, den darf man in der heutigen Weichspülerzeit schon mutig nennen.
Na ja, ich muss ja auch nicht ALLES super finden. Ein „Problem“, das ich ja … äh … auch noch nie hatte, wenn ich so drüber nachdenke.
Würde dem toten Pool aber womöglich sogar NOCH mal eine Chance geben (Teil 1-7, schätze ich da einfach mal), da ich glaube, dass man hier mit kleeeeinen Änderungen gleich 30x mehr Kult rauskitzeln könnte. Wie eigentlich auch bei den letzten Star-Trek-Filmen (Oh Gott, bald ist wieder Halsader-Anschwell-Zeit!).