„Ascension“ – Das Review zur frechen Serie
Willkommen im ersten Review ohne echtes Review! – Wie? Ihr erwartet sowieso nur eine amüsante Witzesammlung (oder gar einen Gastbeitrag von Fips Asmussen) an dieser Stelle? Das ist gut, denn einen besonders dicken Spoiler möchte ich eigentlich ungern auslösen – was bedeutet, dass manches gleich etwas kryptisch klingen kann. Aber ihr sollt euch die Serie ja auch noch (vielleicht) angucken, wenn ihr anhand der folgenden (= eher nicht) Informationen über vielleicht komische(?) Auflösungen nicht(?) abgeschreckt seid. Also: auf geht’s zum Stammel-Tango mit euch!
Im Prinzip ist „Ascension“ eine ziemlich exakte Mischung aus Raumschiff-Flug à la Battelstar Galactica/Star Trek und – wenig ungewöhnlich – der Serie „Mad Man“. Denn das Raumschiff, über das wir hier reden, startete ziemlich exakt zu Zeiten der Sekretärinnen-Folterung. Ja, man hat damals einfach alles an Technik zusammengeklaubt, keinem was gesagt und alle Freiwild… äh, Freiwilligen in das Raumschiff gesteckt. Ein Generationen-Raumschiff, wohlgemerkt. So ist auch zu erklären, warum die Gebärmutter aller jungen Frauen fast das selbe Prüfprotokoll wie das Gebiss von mittelalterlichen, zum Verkauf bestimmten Pferden durchmachen müssen.
Das ist einerseits interessant, andererseits natürlich gewöhnungsbedürftig für alle, die die „Emma“-Lesen. Oder den „Emmer“, falls man sich als Frau mal irgendwie mehr als Mann fühlt.
Wenn knallige Bademoden auf 50-/60er-Jahre-Frisuren treffen, man jederzeit den musikalischen Übergang zu einem peinlichen Trutschmutti-Werbespot erwartet („Ja, wenn mein Mann mit Aktenkoffer und Raumanzug ins Quartier kommt, muss das Essen natürlich fertig sein!“) und alles etwas schräg nostalgisch amerikanisiert wirkt, muss man erst mal schlucken. Die aufgehübschten Mädels übrigens auch, denn Sex und Unterdrückung der Frau hat einen großen Anteil an der Serie. Das muss natürlich nix schlechtes sein, aber manchmal wünschte ich mir, man hätte die Negativseiten etwas eleganter verpacken können (und damit meine ich keinen kaschierenden Höschen). – Eben mehr Auflehnung statt Eifersuchtsgehabe. Mehr Hinterfragung statt Zickenkrieg mit Massageöl am Mittelfinger.
„Denk dran, du bist jetzt schon 16 Jahre alt, mit der Schminke einer abgetakelten 45-Jährigen. Es wird Zeit, der Mission ein Kind zu schenken.“ – „Aber… das habe ich doch schon anlässlich der Konfirmation unseres Schiffs-Priesters getan?!“ – „Ja. Seit drei Wochen bist du erschreckend untätig unterherum!“ – Selbst Erdogan liebt nicht SOLCHE Ziegen: Hier wird die Emanzipation mal eben weggefächert.
Und das ist auch schon fast der Hauptkritikpunkt der Serie: Trotz edler Präsentation mit bildschönen Sets, gut getroffenen Schauspielern und diskutierenswerter Auflösung in der 2.(!) Folge ist einem vieles nicht so ganz sympathisch. Zu kalt und hart wirken manche Charakterzüge. Aber das ist natürlich gewollt und somit schon wieder ein Pluspunkt. Oder nicht? – Lasst uns eine Schmalztolle in die Haare drehen und darüber diskutieren, okay?
Der andere große Themenbereich ist der Twist im ersten Seriendrittel. Hier trennt sich die Spreu vom Heizen. Hier zeigt sich, ob auch ein „Star Trek“-Fan die mentale Stabilität (= Schädelintegrität auf mindestens 55%) mitbringt, um es auszuhalten, dass die Serienmacher einem mal ordentlich mit dem 60er-Jahre-Aschenbecher vor den Kopf donnern. Denn die plötzlich enthüllten Informationen drehen alles auf den Kopf, haben Enttäuschungspotenzial und bieten trotzdem ganz neue Handlungswege. Ich fand’s nach einigem testweisen Eintauchen meines Zeigefingers im eigenen Großhirn („Was sagst du dazu?“) aber ganz okay. Muss man sich erst mal trauen, dieses … DAS.
Plötzlich werden aber auch technische und logische Frage wichtiger und sorgen dafür, dass der piekende Hirnfinger zu einer sechsfingrigen Hand wird: Ist das alles möglich mit dem Stand vor 60 Jahren? Hat das Moore’sche Gesetz mal gerade extrem leistungsstarke Computer vorproduziert? Und vor allem die Bildschirmtechnologie (darauf kann ich ohne zu spoilern nun wirklich nicht eingehen) muss damals ja schon auf einem Level gewesen sein, angesichts dessen sich Samsung heute in den Schlaf(?) weinen müsste. Auch kleine Kameras, medizinische Geräte und Analysemethoden lassen einen oftmals mit dem Gefühl zurück, dass nicht nur die Badehosen-Mädels gerade zur Bitch gemacht werden…
„Sind wir endlich daaaa?“ – „Halte durch, mein Kind. Nur noch drei Generationen Urenkel.“ – An der Sicht-Bar: Das Mädel in der Mitte hat seltsame Visionen, die Ziel und Sinn der Mission in Frage stellen. Aber die hatte ich kürzlich bei der Bank auch („0,02 % Zinsen?! Wollt ihr mich zum Multimillionär machen?“) und trotzdem bin ich die nächste Reise angetreten.
Am Ende kommt gar noch eine Art esoterische Komponente zur Weiterentwicklung des Menschen dazu. Okay, das war sicherlich dramaturgisch nötig, um dem Programm eine Legitimation zu verpassen, aber an ein-zwei Stellen schnackelt und rappelt es dann doch beim aufgeklärten Zuschauer. Dass dadurch aber weniger auf dem Schiff geschnackselt wird, ist ein Positivpunkt.
Trotz einer ganzen Reihe „Abers“, die von hier bis zum Alpha Centauri reichen, ist die Serie aber dennoch empfehlenswert. Das liegt vor allem daran, dass sie so kurz ist: Sechs Folgen vom Anfang bis Ende, das geht bei „LOST“-Guckern gerade mal als halbe Kurzgeschichte durch. So entspinnen sich alle relevanten Handlungsfäden durchaus fix, durchmischen sich mit Gesellschaftskritik, aufgelösten Mysterien (= „Der Globus, er sieht ALLES!“) und dem eigenen Rätselspaß, ob dies oder jenes denn technisch jetzt so funktionieren kann. – Die Frage nach der (künstlichen?) Schwerkraft wurde zum Glück in der Serie gar nicht erst gestellt. Hier wäre Potenzial gewesen, den fäkaliensuchenden Kritiker in ein ganzes Klärbecken zu stoßen.
„Auf zu neuen, aufregenden Sternen! Ich finde den da links schön!“ – „Hör auf, mit dem Finger auf die Lavalampe zu zeigen, wir sind bereits alle Klischees durch!“ – Ab-Abgespacet: Nur selten trafen große Entdecker und kleinbürgerliche „Samstag-wird-das-Auto-gewaschen“-Regeln so konsequent aufeinander.
Dass ich die Serie nach vielen Wochen immer noch positiv in Erinnerung habe, heißt wohl, dass sie nicht so viel falsch gemacht hat. Dass die ganz kurz angedachte Staffel 2 mangels tragfähigem Inhalt doch nicht kommen wird, kommt ebenfalls auf mein steuerfreies Bonuskonto in Panama. Dass Mysterien durch ständige Wiederholung nicht mysteriöser werden, zeigt uns ja schon die zweite „Wayward Pines“-Staffel. Und das weiß ich sogar, ohne sie gesehen zu haben. – Eine bemerkenswerte Kritikerleistung meinerseits, wie ich finde!
Fazit: Wer das Ende von Folge Zwei ohne ausgerenkte Zornesfalte und mantrartiges Wiederholen des Satzes „Daswillichnichtseeehn, Daswillichnichtseehn!“ übersteht, sollte dranbleiben. Als eine Art Kurzgeschichte mit frischer Idee funktioniert die Serie trotz einiger Schwächen gut genug. Was den Mut dieses Projektes angeht, würde ich sogar 8 von 10 geben… Und jetzt: Ab in das Schlachtvieh-Deck, wir rauchen drei Packungen Marlboro, yiipiyeh!!
(Zu sehen gibt es das übrigens bei Netflix)
Du könntest deine Beiträge servicetechnisch aufpimpen indem du erwähnst, wo die aktuell besprochene Serie denn zu finden wäre. Das ist ja nicht unbedingt so leicht heutzutage. Es sei denn man ist Pirat. Maxdome (jetzt NEU mit ohne gotteslästerlichen Rubriken), Videoload, amazon prime video, Netflix, SKY, oder oder oder…..
Steht diesmal tatsächlich gaaaanz unten im Fazit. Kann man aber natürlich leicht übersehen in dieser Service-, äh: TEXTwüste. Vielleicht bezahlen Netflix oder Amazon – wo ich im Moment die meist(erhaft)en Sachen schaue – ja mal einen Designer (z.B. Sparkiller), damit der für 500 Euro die Stunde irgendwas auf unserer Seite einrichtet.
Ein rotes Stempel-GIF mit Netflix-Schriftzug beispielsweise?
tach auch !
Hört sich uinteressant an, mal sehen , wo man die Serie noch bekommt.
(Saturn, DVD, BD, HD, SJ usw.) :-)
Gruß BergH
Schöner Tipp Klapowski,
die Serie war wirklich schön unterhaltsam.