Star Wars: Das Erwachen der Macht. – Klapos Erwachen macht Krach.
Wie konnte J.J. Abrams das allen SF-Fans nur antun? Welcher haariger Wookie hat seinen Unterleib zugeritten, um uns so zu verhöhnen?! Ich bin schockiert, entgeistert und völlig neben der Spur, ach was, neben allen Spurenelementen! War das alles ein hundsgemeiner Langzeitplan, um meine Wut gegen ihn noch zu steigern? Lest alles über meinen Gefühlsausbruch im brandneuen Review zu Star Wars 7.
Regie: J.J. Abrams
Jahr: 2015
Budget: 200 Mio $
Ab hier wird gepoilert und einiges verraten!
Im Ernst: Stellt Euch vor, Ihr habt einen geistig beeinträchtigten Freund, der sich für die selben Dinge wie Ihr interessiert. Und der kaut seit Jahren Eure Star-Trek-Figurensammlung an. Mal mit den Schneidezähnen, mal mit den kräftigeren Backenzähnen. Ihr könnt Euch gar nicht mal mehr daran erinnern, wie Kirks Gesicht einst ohne Backenzahnabdruck B7 aussah. Ihr seid diesem hypothetischen Freund längst nicht mehr böse, denn Ihr wisst: Er kann es nicht anders. Und wenn dieser schillernde Sabberfaden über das Kinn läuft, haben wir ihn trotzdem lieb, denn er ist ein lebendes, fühlendes Wesen.
Und dann kommt dieser Freund eines Tages zur Tür herein, trägt einen Doktorantenhut und artikuliert das erste Mal in seinem Leben ohne Stottern: „Hey, Klapo, wie geht es dir? Habe gerade die Weltformel entdeckt. Falls das Nobelpreiskomitee anruft, kannst du gerne rangehen.“ – Ihr seid fassungslos und fragt nach, warum er sich in den letzten Jahren noch nicht als Intelligenzbolzen geoutet hat. Und die Antwort lautet: „Hatte einfach keinen Bock dazu. Tut mir auch Leid wegen Deiner Star-Trek-Figürchen, aber ich musste von meiner Weltformelarbeit einfach mal abschalten.“
Links: Klapo kurz vor dem Film. Das Popkorn ist mit Beruhigungsmitteln und Spickzetteln für wüste Abrams-Beschimpfungen durchmischt. Der leicht irre Blick verrät: Ich fürchte die dunkle Seite des Leinwandvorhangs, denn sie könnte sich lichten. Rechts hingegen: Nach dem Film warte ich sehnsüchtig auf den Aushang von Episode-8-Plakaten. Das Sicherheitspersonal musste mich später mit dauerhaftem Kussmund hinter der Scheibe hervorziehen!
Ich fühle mich jahrelang betrogen und missbraucht! J.J. Abrams, der aus Star Trek ein Horrorfigurenkabi-trek aus blöden Sprüchen, verliebten Spocks und verdrehten Retroinhalten gemacht hat, beweist plötzlich Maß, Gefühl und Liebe bei einem Franchise, das ihm augenscheinlich am Herzen lag?! – Es erfüllt mich nun mit heißer Wut, wie toll er die Stimmung der 80er-SW-Filme einfängt, von der ersten Minute an! Die langen Kameraschwenks über Wüstensiedlungen und Waldplaneten, die Kleidung, die gebauten Kreaturen im Hintergrund, die dreckigen Oberflächen und kleinen Details…
Ja, zieh meine Unterhose noch ein Stückchen weiter runter, Abrams! Bau am besten noch zwei-drei junge Charaktere ein, die keine Klischees sind und trotz 23 Lenzen Interesse und Mitgefühl wecken. Wie? Ach, hast Du ja schon. War mir doch gleich so, als hätte ich seit gestern was Unterhosenhaftes zwischen den Knöcheln gespürt.
Ja, ich gebe zu, die Story IST im Groben voll mit Anspielungen an Episode 4, von der Karte-im-Droiden, den Handlungsorten, Fluchtsequenzen (gerade im ersten Drittel wird viel ab- und auch richtig -gehauen), plötzlich auftauchenden Mentoren, Oberbösewichten, die ihre Untergebenen und Konsolen mit Wutausbrüchen quälen, etc. Aber wer diesen Film als nervige Wiederholung von SW 4 sieht, hat meiner Meinung nach ein vielschichtigeres Problem mit seinem SW-Konsum und sollte generell mal ein paar Jahre aussetzen, statt sich im Bahnhofsklo ständig mit dem selben Stoff vollzupumpen. Ich selbst vergaß(!) zwischendurch gar die alten Teile, wenn man von der etwas plumpen „Todesstern XXL isst normalen Stern“-Parallele absieht.
„Klar, ich nehme dich ja mit. Ich kenne natürlich die Regeln zu Robotern in der Wüste mit wichtigen Speicherchips – wie jeder Bürger!“ – Er hat die „balls“ für diese Mission: ICH hätte ihn auch mitgenommen. Und sei es nur, um endlich zu verstehen, wie der Kopf beim Drehen des unteren Teils immer an der selben Stelle bleiben kann. (*wirre Buntstiftskizze mit mehreren Magneten hochhalt*)
Vieles resultiert einfach daraus, was eine gute Geschichte ausmacht: Natürlich müssen Protagonisten eine Reise durch mehrere Landschaften (gerne in allen Farben des Regenbogens) machen, um einen Ring/ Karte/ Schwert/ Menschen/ magischen Zehnagel zu finden, der ihnen die Freiheit bringt. Sie wachsen an ihren Aufgaben und bemerken, dass sie neue Fähigkeiten entwickeln, die es zufällig erlauben, bei dem Antagonisten oben beschriebenen Abrams-Unterbuchsengriff anzuwenden („Ha-Haaa!“). Ganz wichtig auch am Ende von jedem zweiten Akt: Die drohende Niederlage, hier überbracht durch das Zerbomben der einsamen Kneipe im Wald (wie sind eigentlich die ganzen Gäste angereist? Per Sternschnuppe?)… Wenn DAS eine unzulässige Wiederholung ist, hätte man den „Hobbit“ nie verfilmen dürfen. Und eigentlich kein episches Drehbuch nach ca. 1950.
Die Geschichte ist hier einfach, aber in einem positiven Sinne: Daisy Ridley ist süß, aber tough, während John Boyega als Finn schon nach 30 Sekunden Blutabdruck am Helm entscheidet, dass er als Massenmörder bei den Sturmtruppen irgendwie seine Kant-Konditionierung (woher auch immer die kam) verrät. – Aber all dies ist völlig ausreichend erklärt! Han Solo ist auch deswegen Schmuggler geworden, weil er mit jenem Beruf damals vorgestellt wurde. Punkt. Und trotzdem geht die Charakterisierung noch etwas über das heraus, was man für ein Märchen braucht. Ja, über die Motive und Charakterentwicklungen habe ich tatsächlich weniger zu meckern als über Neu-Kirk als prämierter Hau-Druff-Abiturient.
Waren Episode 1 bis 3 von gigantischer Beliebigkeit und Massen an austauschbaren Charakteren geprägt (was sollte dieser unsympathische Anakin da eigentlich die ganze Zeit?), so kann man hier nur auf äußerst hohen Niveau über die fiese Frau Phasma meckern. Okay, man sieht sie nur zwei Mal, aber es wird jetzt nicht suggeriert, dass es anders sein sollte. Wenn sich das bei Episode 8 ändert – auch okay!
„Okay, Männer! Wir sind zwar 100.000 Mann, aber wir müssen uns trotzdem darauf einstellen, dass der Feind uns mittels eines Schrottschiffes besuchen kommt!“ – „E-E-Einer? Zwei?“ – „Vielleicht drei oder vier. Mit einem Wookie!“ – „Verdammt! Ich wusste, diese Job würde mein Untergang werden!“ – Mit Sicherheit unsicher: Die Schwachstellen an planetengroßen Waffen sind natürlich gerne mal so groß wie Sachsen-Anhalt. Blöd, wenn die Spitzen des Maschendrahts dann als stupfe Berge in den Himmel ragen.
Am ärgerlichsten fand ich eigentlich nur eine „Kleinigkeit“: Luke besiegte in Episode 6 das Imperium und ein paar Jahre später laufen die selben Burschen in den selben Uniformen und mit derselben Militärstruktur mit denselben Anführern im Zombie-Cosplay-Outfit (gibt es „Imperatoren“ eigentlich auch dermatologisch gesund?) umher. Das einzige, was sich ändert, ist die Größe des Todessterns. Hier ist mein Ereignis(-haben-will)-Horizont mit diesem ausgehöhlten Winterplaneten auch schon arg überdehnt. Da wird es dann auch langsam unrealistisch, dass ein Militärregime, das nicht mal Überwachungskameras und Sicherheitsabfragen im einsamen Bergfahrstuhl kennt, jene Meisterleistung vollbringen kann.
Keylo Ren gefiel mir jedoch sehr okay. Mit seiner Nase, die größer als ein Wookie-Zeh ist, ist er auch nicht der Schönling, den ich zuvor befürchtete. Klar, er könnte etwas böser und durchsetzungsstärker sein, aber das sagen ja auch heute noch Leute über Hitler. Nene, der war schon ganz in Knork-nung so! Besser als Streifenfresse Darth Maul oder … gab es eigentlich noch mehr außer vielarmigen Robotern mit der Lizenz zur Cornflakes-Packung-Actionfigur? Darth Vader wird natürlich nicht übertrumpft, aber man sollte dem jungen Adam Driver nicht zumuten, aus dem Nichts mit NOCH dunklerer Stimme, NOCH fieserer Maske und NOCH asozialerem Auftreten daherkommen zu müssen. Irgendwann geht’s eben nicht böser, ohne die Horn&Dreizack-Uniform für Star Wars entwickeln zu müssen. Hier reichte es völlig, dass der „Gute“ eine Maske trug. Mehr hätte ich kaum ertragen.
„Brrrööööh! Grrrrröööh!“ – „Ja, mein Synchronsprecher klingt inzwischen auch so.“ – In 10 Jahren hoffentlich noch nicht physisch auf der Suche nach Mister Spock: Harrison Ford zeigt uns den Indiana Jones, der im vierten Film fehlte. Sein Tod war tatsächlich ein emotionaler Moment und von einem passenden Dialog begleitet. „Ich bin zerrissen! Hilfst du mir, Vater?“ – In 30 Jahren werden 10-Jährige den Satz im Holodeck nachspielen!
Harrison Ford macht auch wieder einen guten Job, wirkt trotz des kultigen Wookie an seiner Seite immer noch herrlich „solo“ und draufgängerisch. Dass man ihn mitten in einem undurchsichtigen Auftrag mit unvertrauensvollen Banden erwischt, definiert den Charakter schnell und sehr effektiv. Bämm! – Der Wookie ist ebenfalls eine Augenweide für haarige Stunden, sorgt er mit seinen kleinen Nörgeleien (die natürlich von anderen interpretiert werden müssen) doch für die witzigsten Momente im Film. – Der sich ansonsten übrigens ernster nimmt als die neuen Star Treks: Klar gibt es immer wieder was zu schmunzeln, allein durch so manches Aliendesign, aber nichts wird zur Parodie oder gar Clipshow. Ich befürchtete vorab ja alle naselang Fanservice à la „Das Bein ist steif, seitdem ich in Karbonit eingefroren wurde!“…
Leia erfüllt ihren Zweck als Komplettmacherin des alten Casts, sieht aber irgendwie gephotoshopt aus. Aber diese leichte Unschärfe im Halsbereich macht den Film nicht schlechter, zumal bei Episode 1-3 sogar die echten Darsteller computeranimierter wirkten.
Und dann diese Effekte! George, sieh dir das an! Die Action ist grandios verfilmt und geschnitten. Wusste ich bei Star Trek 11 und vielen anderen Actionfilmen dieser Zeit oft nicht, was bestimmte Schwenks und Wackeleien nun eigentlich sollten, so beobachte ich seit einiger Zeit wieder mehr Ruhe. Zählt ihr doch mal spaßeshalber die Schnitte in manchen Sequenzen, die am epischsten wirken (sollen)! Man wusste jederzeit, wo die Leute stehen(!) und was sie tun(!). – Glauben du dieses Wunder einfach musst! Da rutscht man fast wieder von der dunklen Seite der Therapeutencouch, auf der ich seit Jahren liege.
„Oh gut, wir wurden nicht von Jägern verfolgt. Haben wohl nach dem Bau eines künstlichen Planeten nicht die technischen Möglichkeiten dazu?“ – Mehr Macht als Verstand: Die Auserwählten punkten immer dann, wenn das Imperiu… Verzeihung, „First Order“ schulterzuckend den Verlust von zwei Dutzend einzeln(!) hinterher geschickten Jägern/Fußsoldaten in Papprüstungen beklagt.
Schön auch, dass man nicht wieder mit wildem Gespringe punkten wollte oder gar so viel Landschaft einbaute (Lavasee, Episode 3!!), dass die Figuren wie Ameisen im Zementmischer wirken. Hätte ich nicht erwartet, einfach nur leere Brücken, Schuttberge, Wälder und dann noch mehr Wald zu sehen. Hatte ja schon fast was Intimes, gerade am Ende. – Apropos intim: Der neue Kugelroboter ist fantastisch! Die Töne, die Art der Fortbewegung, die Kopfbewegungen, die einem sofort verraten, was er fühlt… R2D2 hat einen Nachfolger gefunden, der witzig und nützlich zugleich sein kann. – Michse sein zufriedense!
Die Musik musste natürlich Kritik einstecken. So richtig ohrwurmig ist die tatsächlich auch nicht, aber trotzdem sehr gut komponiert. Würde man sie dreimal ohne Film hören, würde man ihre komplexere Struktur sicher ebenfalls zu schätzen wissen. Auch hier war ich nach den dauerhaften Orgelklängen der Jahre 1820-1890 + 2012-2015 erwartungstechnisch schon auf Null runtergedampft.
Fazit: 8 von 10? Ist das nicht etwas viel? Eigentlich schon, wenn man bedenkt, dass dies hier nicht extrem überraschend oder sonstwie erzählerisch wegweisend ist. Aber bis auf „Mach mal weniger Todesstern!“ oder „Kann der Imperator nicht mal eine Art verwirrte Mutter Theresa sein?“ will ich gar nicht so viel verändert haben. Gerade im objektiven Vergleich zu Episode 4 (= die Bösen bis auf Vader wirken dort noch dröger und zielen 27% schlechter, einige Sequenzen sind etwas zu lang) schneidet dieser Streifen doch erstaunlich prima ab!
Ergo: Die Star-Trek-Gemeinde möge Sie mit 100 Voodoo-Puppen verfluchen, Mister Abrams! Ich hasse Sie auf allen schwarz-weißen-gestreiften Seiten der Macht! Und das HATER-Review von Kollege Sparkiller vergessen wir auch ganz schnell, ja? Der ist nämlich gar kein echter Fan!
Ich bin gegen den Verkauf geistiger Getränke und Cannabis-Popcorn in Kinos. Das scheint das Urteilsvermögen zu trüben. Ohne den Film bislang gesehen zu haben (pöh, erst 4. Woche), vertraue ich in diesen Dingen blind dem Urteil des Fachmanns Sparki und ziehe für mich vorsorglich noch einen Ich-mag-Star-Wars-eigentlich-gar-nicht-Punkt ab. Und noch einen für das Gerücht, Han-Solo sterbe am Ende des Films. Ich habe seit Kirks tragischem Brückentod keine Tränen mehr übrig (hey, super Gag! Warum ist der mir nicht früher eingefallen? Er wollte doch immer auf der Brücke sterben, hahaha! „Captain auf die Brücke“ – Bling, Blöng, Knarz, Krach [vielen Dank an meinen Lieblingsautor Don Martin an dieser Stelle für die lautmalenden Begriffe]).
Oh ja, dieser Reichsparteitag oder äh, wie man das auch nennt. Schlimmste Szene ever. Hab an der Stelle die ganze Zeit aufs „WOLLT IHRRR DEEEN TOTAAHLEN KRIIIEEG?!?!“ gewartet.
Da warst Du nicht der Einzige! Disney müßte für diese Szene dem Freistaat Bayern, der ja irgendwie einige „Rechte“ am Nationalsozialismus hat eigentlich Lizenz bezahlen!
Ohne Ansprache des Ober-Fiesen vor den gleichgeschalteten (= alle haben die gleiche Kleidung an) Zwangsmitläufern wäre das kein Star Wars. Ich fand den Film ganz gut. Ich hatte schon befürchtet JJA zerstört SW. Hat er nicht getan, stattdessen ist sogar ein guter SF Film dabei rausgekommen.
Ich finde es jedenfalls oberfies das JJA Star Trek ruiniert hat. Obwohl es vielleicht nicht wirklich verwunderlich ist, das ein Star Wars Fan unser Star Trek gegen die Wand fährt.
Darth Maul war der einzige Lichtblick in Episode I. Welche Schmach das er nur so eine furzkurze Screentime bekommen hat.
Georgie ist einfach eine unfassbare Nulpe als Regisseur.
Welcher Bekloppte will die Petition unterzeichnen ??
Obwohl ich mich einigermaßen gut unterhalten fühlte, war ich nicht ganz so begeistert wie viele hier. Sag über die Prequels was du willst, aber wenigstens hatten sie versucht was Eigenständiges zu machen – und scheiterten dabei grandios. Aber wenigstens dem Versuch muss man Anerkennung zollen.
TFA hingegen fühlte sich fast schon wie ein Remake von „A new hope“ an. Ich war überrascht wie überraschungsarm der Film ist. Da hätte ich vor allem von Lawrence Kasdan mehr Innovation erwartet. Des Weiteren fühlte ich mich, als ob es mich in ein Reenactment-Szenario verschlagen hätte, so wie in den ewiggestrigen Südstaaten der USA. Die nächste Generation führt die Kämpfe längst vergangener Zeiten weiter, das Star-Wars-Universum wirkt dadurch leider recht statisch. Ob ich jetzt Imperiale oder die First Order habe, Rebellen oder den Widerstand, Todesstern oder Starkiller – alles nur Schönheitskorrekturen, im Kern ändert sich aber nix, das Universum tritt auf der Stelle.
Das ist aber jammern auf hohem Niveau, natürlich ist TFA besser als alles was die Prequels vollbracht haben. Aber an die Original-Trilogie kommt er meines Erachtens nicht heran.
Ja das ist wahr…. wie sagt man besser gut kopiert als schlecht selbst gemacht.
Auch passend dazu: http://channelawesome.com/the-force-awakens-star-wars-formula-analyzed-movie-review-chris-stuckmann/
Das sehe ich anders. Der Film ist keineswegs besser als die 2. Trilogie.
@Statisches Universum: Den Eindruck bekommt man durch die Computerspielen und die „Begleitliteratur“ wohl ebenfalls vermittelt.
Nun mußte ich ihn doch in 3D schauen, keine 2D-Vorstellung weit und breit. Was soll man sagen? Ein typischer Abrams. Solide Unterhaltung mit dem gewissen Nichts. Star Wars Feeling wollte bei mir nicht so recht aufkommen. Was auch an der miesen 3D-Umsetzung lag. Selten habe ich so viele Doppelkonturen und Ghosting-Effekte gesehen. Das Bild wirkte mir in vielen Szenen zu glattgebügelt. Hätte Abrams nicht immer wieder betont, mit 35 mm Kameras zu arbeiten, hätte ich auf Peter Jacksons 48 fps Digitalkameras getippt.
Und die vielen „praktischen Effekte“! Wußte gar nicht, daß eine Minikulisse vor einem riesigen Greenscreen jetzt schon als „praktischer Effekt“ durchgeht.
Die größte Enttäuschung war in meinen Augen Leia. Und das lag sicher nicht an der zwar schlecht gealtertern, aber erfrischend durchgeknallten Carrie Fisher. Warum schaute sie stets nur mit heruntergetackerten Mundwinkeln wie Frau Weltschmerz aus der Wäsche? Müssen enttäuschte Mütter so schauen? Hat Abrams seine eigene Mutter als Vorbild genommen? Kein einziges Mal durfte Leia lachen oder Action zeigen. Was ist bloß aus der temperamentvollen jungen Prinzessin geworden?
Weil gestern anschließend noch „Indiana Jones 4“ im Fernsehen lief, weiß ich, daß ich Filme mit Abstand gnädiger betrachte. Deshalb mit Zukunftsbonus 6/10 Punkten.
Ich muss sagen, dass Sparkillers review genau dem entsprach was mir während und unmittelbar nach dem Film durch den Kopf ging. Der Film ist schön anzusehen, besticht ansonsten jedoch durch nichts.
Abgesehen vielleicht von der unglaublichen dreistigkeit, nicht nur die story sondern auch gleich ganze szenen aus IV zu kopieren. Das und die sich selbst wiedersprechende Filmlogik…
Was die verhassten Prequels angeht: ein bisschen mehr hintergrunginfo wäre gar nicht schlecht gewesen. So hätte man gerne gewusst warum es in der neuen Republik noch eines Wiederstands bedarf, wieso das Imperium 2.0 die neue Republik in die Luft bzw. das All jagt und wieso letztere in einem System liegt von dem nie jemand gehört hat. (Macht es einfacher alles platt zu machen?)
Ich mochte die Politischen hintergründe in der neuen Trilogie. (Jetzt hab ich es gesagt!)
JJ hat Star Wars nicht wie Star Trek (Was nehmen die Bosse in LA eigentlich?) kaputt gemacht, er hat es langweilig gemacht. Ich vermisste das Star Wars Kino gefühl welches ich selbst bei der neuen Trilogie hatte. Aber immerhin ist es schön anzusehen…
P.S.: Freut mich das der Film dir so gut gefällt, Klapo. Hoffe das Episode VIII mir genauso gefallen wird.
Wenn man die sterile Videospielästhetik, Midichlorianer, hölzernes Liebesschauspiel, Jar Jar Binks und schlechte Bewegungs-CGI in Teil 2 mal rausnimmt bzw ändert, hätten die Prequels tatsächlich halbwegs was werden können. So aber hat man die halt als Demofilmchen für ILM missbraucht.
Teil 7 in 3D war ganz OK. AUs 3D ist ja generell die Luft raus, aber als der Sternzerstörer in voller Pracht leinwandfüllend zu sehen war war ich doch begeistert und wollte fast schon die Spitze anfassen
Da Disney nun die Rechte an allen Filmen hat, könnte man die CGI-Effekte in den Prequels mittelfristig modernisieren. Vieles wirkt technisch leicht angestaubt. Andererseits zeigt uns „Snoke“ in Ep. 7, daß auch 2015 CGI-Figuren noch ungemein künstlich und unecht aussehen können. Maz Kanata hat mir hingegen gut gefallen, fügte sich geschmeidig in die Realszenen ein.
Allerdings ist mir unbegreiflich, weshalb heute im jeden Blockbuster ein CGI-Oberfiesling auftauchen muß, der immer aussieht wie eine Mischung aus Ork, Gollum, Echse, Alien und Hackfresse. „Snoke“ hat man so oder ählich schon in sämtlichen Hobbit-Filmen, bei Spiderman, Alien-Prometheus, etc., gesehen. Immer sind diese Wesen unmotiviert böse und abgrundtief hässlich. Ihr Vokabular beschränkt sich zumeist auf ein Grunzen und das Wort „Rache“ (wofür auch immer). In einem spektakulären (gähn) Endkampf wird das Untier vom Helden des Films bezwungen, steht erneut auf, wird wieder „endgültig“ bezwungen, steht erneut auf, um nunmehr endgültig endgültig besiegt zu werden.
Das ganze ist ästhetisch und intellektuell eine Zumutung für jedes menschliche Wesen über 11 Jahre (Ausnahmen: Vater und Sohn, beide mit 3/4 Hosen, verkehrt herum aufgesetzten Basecaps, Tarnjacke und tätowierten Waden, einvernehmlicher Szenenkommentar: „Boah ey!“).
tach auch !
Auch hier eher 6-7 von 10 und nicht mehr für Epiosde IV 2.0.
Gruß BergH
@Autor: Der Vergleich ganz am Anfang hat mich sowas von zum Lachen gebracht, besonders, weil ich wirklich versucht habe mir das vorzustellen und diese Vorstellung ist wahnsinnig komisch. Danke dafür.
@Film: Ich kann die Einschätzung nicht teilen. Der Film kommt für mich nicht an die Orginal-Trilogie heran.
Er fällt auch hinter die anderen Star Wars-Film *deutlich* zurück und kann allenfalls mittelmaß darstellen. Was der Fall ist: Der Film kann mit „The Clone Wars“ und die darum entwickelten Kinofilme mithalten. Das wars aber auch schon, sonst sind weder besonders coole Ideen, noch besonders epische Umsetzung drin.
@Psychologie:
Was die Einschätzung von JJs Verhältnis zu Star Trek und Star Wars angeht, muss ich ehrlich gesagt sogar zustimmen. Auch ich vermute, dass JJs von Anfang an viel mehr mit Star Wars anfangen konnte als mit Star Trek. Star Trek gilt auch – ob zurecht oder zu unrecht sei mal dahingestellt – viel mehr als Nerdkram als Star Wars.
Kurz gesagt: Star Wars finden auch die coolen Kinds toll und träumen davon.
Da bei SW die „rule of cool“ viel stärker präsent ist als in ST, wird das wohl auch anders empfunden.
Ich hatte die Gelegenheit, die 3D-Version zu sehen.
Vorneweg, der Film war wirklich unterhaltsam und wohltuend anders als die Prequels nicht so plastikhaft durchgestylt. Die 3D-Effekte waren teilweise auch sehr fein – ich war etwas erschrocken, als ein Sternenzerstörer plötzlich direkt vor meiner Nase parkte.
Die neuen Charaktere waren recht glaubhaft, gut eingeführt und gut gespielt – zumindest die der „Guten ™“. Die „Anderen ™“ waren aus der Klischeekiste herausgeholt. Der Enkel trägt eine Maske um besser röcheln zu können, der Nachwuchsgöbbels spuckte beim schreien und was der Chrom-Soldat sollte – ich weiß es nicht. Das Imperium bestach eigentlich immer durch seine entmenschte Technokratie, die sich in der Leni-Riefenstahl-Bild- und Formsprache widerspiegelte.
Würde ich ich die vorherigen Filme und das erweiterte Universum nicht kennen, ich wäre sicher sehr beeindruckt. Und hier beginnen meine Probleme mit den diversen Logik- und Geschichtenlöchern:
– aus einem nicht ganz klaren Grund sitzt ein alter Mann in der Wüste, der das letzte Puzzle der Karte zu Luke hat. Es fehlt ein Anknüpfpunkt, denn Max von Sydow tauchte in keiner Gestalt in den vorherigen Filmen auf. War er der letzte Hausmeister der geschlossenen Jedi-Akademie? Dieses Puzzlestück können die, ja was, Rebellen? Galaktische NGO? Was auch immer, nicht auf ihre kosmische Google-Map legen um den gesuchten Ort zu finden. In der Animation machte das fehlende Stück sicher 10% der Karte aus. Aus imperialer Sicht war das Stück nötig, da es die fehlende Information enthielt.
– Warum mußten die Dorfbewohner sterben? Es gab keinen Grund, außer um zu zeigen, daß Keylo böse ist und Finn einen Grund brauchte zu desertieren. Gewalt um der Gewalt willen wurde bislang eigentlich nie in SW gezeigt, sie hatte immer einen Zweck. Hier fehlt er, da die Dorfbewohner als Zeugen auf einem gesetzlosen Planeten keine Rolle spielen. Als warnender Terror an Andere taugt es auch nicht, da ja keiner mehr darüber reden kann und sich auf diesem Planeten wohl auch keiner dafür interessiert hätte. In Episode IV werden die Jawas und Lukes Verwandte ja als Zeugen beseitigt, die im Besitz eines wichtigen Geheimnisses waren und vermutlich die Hutten nachgefragt hätten.
– Der Millenium Falke parkt seit Jahrzehnten in der Wüste, ist frei zugänglich und kann binnen Sekunden abheben, natürlich gesteuert von jemandem, dessen Erfahrung mit Raumflug bei 0 liegt. In einem Fanfilm würde also Vespa-Jane ins Smithsonian flüchten, dort in die SR71 steigen (sofern von JJ der Autobot schon rausgeholt wurde), die Turbinen anwerfen und bei einem Flug durch die Schluchten von NYC die Asse der Stählernen Adler aussehen lassen wie eine Gang Flugschüler.
Bei aller Jedi-Kraft: auch Luke mußte erstmal mit seiner T-16 Womp-Ratten jagen gehen um einen Schein für Raumschiffe unter 7,5t zu bekommen..
– Die Kneipe am Rande des Universums befindet sich in einem doch recht großen, steinernen Bau. Nach erfolgter Demontage desselben durch die „Anderen“ bleiben gefühlte 2 m³ Schutt übrig, der Kellereingang liegt natürlich frei.
– Die hochtrainierten Sturmtruppen brauchen immer noch 2000 Schuß pro Mann, sorry, Wesen, um einen Gegner zu erlegen. Aber das ist ja bekannt.
– Die Drehorte des Kneipen- und des Winterplaneten sind übrigens identisch, es wurde in einer Szene anscheinend an der selben Stelle gedreht, lediglich mit einer Tonne Kunstschnee und weniger Licht. Die Felsformationen sind gleich.
– Auch wenn es der SF oft am S mangelt und SW nicht gerade den Nobelpreis für ausgedachte Technologie verdient, ein Loch durch einen Planetenkern zu buddeln und eine Sonne „aus“zulutschen ist zu viel. So einen Aufriss für einen „One-shot“ zu machen ist nicht ansatzweise glaubhaft oder mit Aushilfslogik zu versehen. Genausowenig, wie über Lichtjahre hinweg einen Planeten und seine Satelliten zu treffen. Schon der Todesstern mußte auf Sichtweite ran.
Obwohl: JJ lies auch Scotty über Lichtjahre hinweg zwei Leute auf ein Raumschiff im Warpflug beamen…. Glaubhafter wäre es gewesen, einen Prototypen der Waffe des Todesstern zu finden oder zu basteln.
– Das Imperium selbst hat offenbar kein echtes Hoheitsgebiet. Man braucht ja auch keine Ressourcen um so ein Projekt zu stemmen. Boss Snoke regiert irgendwie im Nirgendwo. Schon in der Thrawn-Trilogie wurde das glaubhafter erklärt. Das der neue Chef „Snoke“ wie Gollum aussieht, könnte mit dem Schauspieler zusammenhängen: Andy Serkis.
– Die (neue) „Republik“ besteht offenbar auch nur noch aus einem Planeten (Corrouscant?) und wird einfach so (samt Flotte) ausradiert. Gut, daß alle, die an der Kneipenkeilerei beteiligt waren, der „Republik“ beim Explodieren zusehen konnten. Sind ja nicht viele Lichtjahre dazwischen.
– Der Schrottsammler auf dem Roboterpferd war für mich etwas nervig: warum sollte ein, auch nur unvernunftbegabtes, Wesen sich einen laufbaren Untersatz beschaffen, der von Oma Mayer am Rollator problemlos überholt werden kann? Und wie konnte dieser Schrottsammler dann den Droiden mit dem Netz fangen?
– Solo und Konsorten sind auf dem Winterplaneten und sehen Rey auf der gegenüberliegenden Seite eines unglaublich tiefen Grabens an der Wand rumklettern und sind Sekunden später genau richtig vor Ort um sie abzufangen.
– Punkt Arbeitssicherheit: schon im ersten Film (IV) gibt es schmale Brücken über Abgründe, die kein Geländer haben. Warum? Aber das nur am Rande…
– Der gute Luke muß natürlich nicht nur auf einem völlig geheimen Planeten sitzen, nein, er muß auch noch auf der Spitze eines Berges wohnen. Aber das hat wohl eher eine symbolische Bedeutung, Rey muß aufsteigen zur Jedi-Schülerin oder so.
– Da Luke wissen muß, das Kylo zur Asthma-Konkurrenz gewechselt hat (vermutlich wegen der Kekse): warum hat er dann nicht in guter Tradition das schwarze Schaf der Familie zur Verantwortung gezogen und stattdessen entgegen aller Jedi-Moral den Wiederaufstieg des Imperiums ermöglicht? Yoda hatte keine echte Chance und mußte ins Exil (wegen der Prophezeiung). Luke hätte die Wahl gehabt. Dadurch wird kein zerrissener Character dargestellt sondern der bekannte Charakter demontiert.
– Warum ist der beste Pilot der Rebellen nicht Wedge Antilles oder ein Nachkomme desselben? Das wäre ein Anknüpfpunkt zur alten Geschichte und würde bekannte Charaktere weiterführen. Und warum braucht ein TIE-Jäger plötzlich einen Bordschützen? („Ein kleiner 1-Mann-Jäger“).
Insgesamt also: spielte das Ganze in einem Sonnensystem und würde nicht unter dem Label Star Wars laufen – es wäre durchaus angenehm. So aber verbuche ich das Ganze unter nettem, opulenten, Popcorn-Kino mit bekannten Schauspielern. Alles andere verursacht nur Kopfschmerzen, da es sich zu weit vom bekannten entfernt hat.
@AW
Sehr gut herausgearbeitet, amüsant zu lesen. Aber solche Logik-Schwächen werden eigentlich sonst nur bei Star-Trek-Filmen kritisiert. Star Wars hatte noch nie etwas mit Logik und SciFi zu tun, sondern war immer nur „Märchen im Weltraum“. Die riesigen Entfernungen im Weltraum haben bei Star Wars zum Beispiel nie eine Rolle gespielt, ebenso wenig wie die Frage, weshalb solche Schrottmühlen wie X-Wing-Fighter (mit einer 2 cm dicken Plastikhaube über dem Pilotensitz) Überlichtgeschwindigkeit erreichen können und warum die Piloten in diesen Dingern nicht wahlweise erfrieren, verglühen oder verstrahlen.
Wissenschaftliche Probleme spielen in Star Wars keine Rolle. Es stellt ja auch niemand die Frage, weshalb vor langer Zeit in einer weit entfernten Galaxis Menschen der Gattung Homo Sapiens existieren. Vor diesem Hintergrund sind Fragen nach der inneren Logik der Handlungen von vornherein überflüssig. Die engagierten Diskussionen in Star Wars Foren sind noch lächerlicher als solche in Star Trek Foren, zumal letzteres Franchise zumindest den Versuch wissenschaftlicher Erklärungen unternimmt. Mit der gleichen Berechtigung könnte man erörtern, weshalb die Großmutter von Rotkäppchen unverdaut und unzerkaut aus dem Magen des bösen Wolfes gerettet werden konnte und warum dieses selten dämliche Kind seine Großmutter nicht von einem schlecht verkleideten Wolf unterscheiden konnte.
Und gerade weil es wenig Sinn macht den Sinn eines Films zu finden – ob er bis 1 Jahr alt ist oder bis zu 30 – muss er in erster Linie unterhalten. Er darf dabei nicht völlig verblöden, so ala Transformers und dem ganzen Michael Bay Gedöns. Aber kaum etwas in den alten,
mittleren, oder dem ganz neuen Star Wars hält genauerer Betrachtung stand.
Ich denke an die sogenannte Blockade von Hoth in EP V: ein Sternzerstörer wird von der Ionenkanone neutralisiert und das war’s.
Oder die 3 Tie-Jäger, die in EP IV die 12 Rebellen-angreifer nicht aufhalten können. 3!!! Auf dem gesamten Todesstern!!!
Oft wird halt etwas vereinfacht, sogar ignoriert und dient dadurch der Dramatik und dem Erzählfluss. Ich habe EP VII 3-mal gesehen und mich nie gelangweilt. Und die Einspielergebnisse lassen vermuten, dass es vielen so ging. (lediglich die Sequenz auf dem Schmuggelschiff mit den seltsamen Monstern ist völlig deplatziert und passt nicht in den Film.
Wenn einem der Film gefällt, dann kann man halt über
vieles hinwegsehen. Und wenn der Film nicht gefällt, dann bietet er viel Angriffsfläche. Und das dürfte für jeden Film gelten.