Film- und Serienkritiken

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„Y / N – You Lie You Die“ – Review? Ja oder nein?

„Y / N – You Lie You Die“ – Review? Ja oder nein?

Demnächst auf Zukunftia: Drei Filme aus der „verstörenden“ Schiene. Größtenteils mit übernatürlichen Elementen, noch dazu empfehlenswert und garantiert ohne Ant-Man, Giraffenkopp-Man oder anderen Fetischspielchen der explodierenden Art. – Doch vorab möchte ich diesen Streifen reviewen, um die nachfolgenden nicht zu kontaminieren. Also dann: Korkenzieher in die Wände des Plattenbaus und das Asbest rausgefuddelt, denn jetzt kommen… Yes-Man und No-Woman!

INFORMATIONEN:

Regie: Enrico Clerico Nasino
Jahr: 2012
Budget: 1 Mio $

Poster
Wenn Dexter Paartherapeut wäre?

Inhalt: Eine tolle Filmidee: Paare werden voneinander getrennt weggesperrt und mittels Psychospielchen auf Vertrauensbasis („Würdest Du dein Wasser darauf verwetten, dass die Partner dich nicht belügt?“) zermürbt. Zudem sollen immer wieder „Yes“- oder „No“-Knöpfe gedrückt werden, wann immer sich der Drehbuchautor im Hinterzimmer eine neue Frage aus den Rippen geleiert hat.

Besprechung:

Dramaturgisch jedoch ist dieser Film so arm wie ein Grieche ohne Hut zum Aufhalten: SIE schimpft z.B. rotzig auf ihren abwesenden Entführer ein („Willst du etwa eine nackte Frau sehen?! HIER!! *Klamotten aufreiß*), während Mister Unsympath schon nach einer Minute seinen frischen Mithäftling umbringen möchte. Was gerade für seinen Verstand recht schnell ist, blubbert er doch nach dem ersten Drittel des Filmes immer noch, dass dieser „Streich außer Kontrolle“ geraten sei. – Erinnert mich bitte daran, die Beziehung zu Kollege Sparkiller zu hinterfragen, sobald ich in den Händen eines irren Serienmörders IHN hinter allem vermute. (= „Das Blut, das sie mir aus der Vene lassen, sieht wie SEIN Lieblingsrot aus, gnargl!“)

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„Argh, hör auf! Das ist Folter! Nicht mehr das Gesicht mit dem alten Aschenbecher aus der Filmgarderobe schminken, bittäää!“ – Lieber Schlächter als noch schlechter: Nach einem erwartungsvoll stimmenden Beginn wird alles unrealistisch. Also NOCH unrealistischer als die Behauptung, dass man diese zickige Tussnelda heiraten wollen könnte!

Jetzt aber mal die Spoiler:

Leider stinken die paartechnischen „Alltagsproblemchen“, auch wenn sie vom Film pflichtschuldig aufgeblasen werden, gegen den eigentlichen Akt der Entführung mächtigst ab. Doch genau mit diesem „Schnulli“ müssen sich die Figuren fortwährend beschäftigen, wann immer die Entführer unter lautem Geknatter den Videobeamer anwerfen und spannende(?) Episoden aus dem Alltag der beiden vorführen. Und schon starren Filmopfer und Filmzuschauer auf RTL2-Gespräche in der Umkleidekabine, während die eigentliche Gefahr in den drohenden Verstümmelungen liegt. Die übrigens sehr „artgerecht“ durchgeführt werden: Wenn jemand die „Beine“ verlieren soll, dann nur durch vorübergehende Taubheit. – Mister Hannibal Lector, bitte übernehmen sie!

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„Guck mal, sie haben mir diese Waffe gegeben!“ – „Ha, du kannst mich aber gar nicht erschießen, weil ich vor 2 Tagen EINE Kugel dafür in der Zelle gefunden habe!“ – Logik für Vulkanierhasser: Mit Dialogen und Gedankengängen wie den obigen wird hier der Notizblock des protokollierenden Kritikers mit Überfüllung gefoltert. Da hilft auch das Hämmern auf die zwei selbst gemalten „No!!!“-Buttons nicht weiter.

Generell fragt man sich am Ende im Sekundentakt, wen (kurzzeitig) verschwiegene Schwangerschaften und aufgehäufte Spielschulden in dieser Lage überhaupt interessieren. Anscheinend tun beide Charaktere nichts lieber, als sich in dieser Extremsituation – irgendwo zwischen „Cube“ und „Saw“ – darüber Gedanken zu machen, ob der Partner vor 2 Jahren heimlich mit dem eigenen Sitzrasenmäher ausgefahren ist. Oooder ob einer den anderen mal mit selbstgemachten Muffins überraschen wollte. Und eines dieser beiden Phantasie-Beispiele ist sogar schon sehr nah(!) dran am realen Drehbuch.

Am Ende gibt es ein großes, sinnloses Gekloppe, Geschieße und Ang(stge)eschreie, wenn drei versammelte Unsympathen mit dunkel geschminkten Irrenaugen das kleinliche Spielchen der Entführer mitspielen. Mit Freude sogar. Dann fällt schon mal jemand vom Tisch an die Zimmerdecke(?!), um dort zu klären, wie das denn jetzt damals war, als die Hypothek für das Haus nicht ganz korrekt… usw. – Bezeichnend, dass der männliche Darsteller auch hier nach Tagen(?) der Folter nichts Besseres zu tun hat, als seine gerade wieder aufgetauchte Frau genervt nach dem Stand des Fremdbeischlafs auszufragen. Ganz so, als wäre sie nur gerade vom Klo gekommen.

Aus der eigentlich tollen Grundidee mit zu drückenden Ja/Nein-Knöppen, Gas aus den Wänden und Psychospielchen macht der Film nur Nullinger. Vielleicht reichte aber auch einfach die Zeit nicht, denn Pipi/Kacke-Eimer/Flecken habe ich da auch nicht in den Kammern gesehen. – Und in sich konsistent sind die unbekannten Entführer auch nicht: Wer warum wann was zugeben (oder verneinen) soll, um WAS genau zu beweisen/zu erlangen, ist mir immer noch so schleierhaft wie ein ganzes Brautkleidgeschäft. Das kitschige Ende ist dafür richtig schlimm und macht aus dem zahnlosen Horrorstreifchen schließlich doch noch was zum Richtig-Ekeln.

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„Was?! Das ist ja gar kein verstrahltes Casting-Publikum, sondern nur eine angestrahlte Wand?! Wofür habe ich dann meinen Stringtanga aus der Hose hängen lassen? Und die 2 Stunden Singen hätte ich mir wohl auch sparen können?“ – Entführung stammt von Entgleister Regieführung: Die rotzigen Schönlinge reagieren auch gerne mal mit Klageandrohung(!) gegenüber den Kidnappern.

Die Musik- und Soundeffekte sind eher plakativ und bringen einen eher in die Stimmung, Autoscouter zu fahren anstatt sich zu ängstigen. Das Design und die Kamerafahrten sind gewollt reduziert, wirken aber so trashig wie ein Tim-Russ-Film. Zooms mitten in die Fresse unterstreichen die Unwilligkeit der Macher, sich mit Bildaufbau zu beschäftigen; immerhin bleibt dafür der manchmal durchscheinende Wackelkamera-Look (Für mich immer ein Zeichen dafür, dass die Leute es nicht besser KONNTEN.) im Frühstadium meines Tobsuchtsanfalls. – Der Glory-Hole-Look der Wände war auch nicht der Bringer…


Fazit: Erst dachte ich, die boshaften und strunzdummen Figuren seien volle Absicht, doch das versöhnliche, sogar kitschige Ende konterkarierte diese mögliche… Konterkariertheit. Psychologisch ist das ganze Machwerk so daneben und die „Helden“ so arschig-behämmert („Wir spielten uns immer Streiche, in denen wir dem anderen glauben ließen, er hätte eine tödliche Krankheit.“), dass man die Entführer vor Gericht wegen „Unterlassener Folterleistung“ belangen müsste.

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Artikel

von Klapowski am 11.07.15 in Filmkritik

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Kommentare (1)

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  1. Cronos sagt:

    Immerhin gibt es ein Happy End. Das hätte ich bei so einem Film nicht erwartet.

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